Bahnstrecke Bern–Thun

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Bahnstrecke Bern–Thun
Fahrplanfeld:301
Streckenlänge:31 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
von Freiburg
106,13 Bern
nach Solothurn
Rote Brücke
Lorraineviadukt 1080 m
103,33
108,58
108,98 Bern Wankdorf
109,48 nach Olten
110,77 Ostermundigen
Steinbruch
RBS von Bern
113,96 Gümligen
RBS nach Worb Dorf
115,50 nach Luzern
116,63 Allmendingen (1922–1982)
119,04 Rubigen
122,13 Münsingen
125,73 Wichtrach
128,30 Kiesen
Uttigenbrücke über die Aare
131,10 Uttigen
134,10 BLS-GTB von Belp
BLS-BTB von Burgdorf
137,02 Thun 559,2 m
137,59 Scherzligen 559,8 m
BLS-TSB nach Spiez - Interlaken

Die Bahnstrecke Bern–Thun ist eine doppelspurige, elektrifizierte Bahnstrecke durch das Aaretal im Kanton Bern. Sie ist Teil der Lötschberg-Simplon-Achse zwischen Deutschland und Italien. Sie wurde 1859 von der Schweizerischen Centralbahn eröffnet.

Geschichte

Die Strecke von Bern nach Thun wurde am 1. Juli 1859 von der Schweizerischen Centralbahn eröffnet. Die eigentliche Strecke beginnt im Wylerfeld und benützt bis zum Bahnhof Bern die 1857 bzw. 1860 eröffnet Strecke von Olten. 1861 wurde sie um etwas mehr als einen Kilometer von Thun nach Scherzligen verlängert, wo Anschluss auf die Dampfschiffe auf dem Thunersee bestand. Diese waren zunächst die einzige Möglichkeit für die Weiterfahrt. Für Güterwagen wurde 1873 ein Fährbetrieb zum Bahnhof Därligen der Bödelibahn eingerichtet, welche damals im Inselbetrieb verkehrte. Erst 1893 eröffnete die Thunerseebahn die Verbindungsstrecke nach Därligen. Mit dem Neubau des Bahnhofes Thun (1923) zwischen den beiden alten Thuner Bahnhöfen und dem Bau des Schifffahrtskanals (1925) verloren die beiden alten Bahnhöfe ihre bisherige Funktion. Der alte Bahnhof Thun wurde in eine Abstellanlage umgebaut. Der Bahnhof Scherzligen wurde als Tarifpunkte stillgelegt und als Anschlussgleise in den neuen Bahnhof integriert.

Die Centralbahn war eine der grossen Privatbahnen, die 1902 verstaatlicht wurden. Per 1. Januar 1902 ging die Strecke daher in den Besitz der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) über.[1]

Die Strecke zwischen Bern Wylerfeld und Ostermundigen wurde 1912 verlegt. Die nun als Doppelspur gebaute neuen Streckenführung konnte am 20. Mai 1912[2] in Betrieb genommen werden. Die alte Strecke führte vom westlichen Weichenkopf der heutigen Abstellanlage Wylerfeld, südlich der grosse Allmend vorbei, nach Ostermundigen.

Mit der Eröffnung der Lötschberg-Bergstrecke 1913 erlangte die Strecke als Zubringer zur Simplonstrecke Bedeutung für den Transitverkehr nach Italien. Sie wurde darauf bis 1921 schrittweise auf Doppelspur ausgebaut und 1918/1919 elektrifiziert. Der erste Streckenteil Thun-Scherzligen konnte ab dem 2. Dezember 1918[3] elektrifiziert werden, um den Zügen der BLS die Einfahrt in den Bahnhof Thun zu ermöglichen. Am 7. Juli 1919[4] folgte die restliche Strecke nach Bern. Es war die erste Strecke der SBB, die nicht nur als Versuchsstrecke, sondern definitiv mit Einphasenwechselstrom mit 15'000 Volt Spannung und einer Frequenz von 16,7 Herz betrieben wurde. Dass die Strecke vor der Gotthardstrecke elektrifiziert wurde, lag daran, dass hier der Strom vom schon 1913 fertiggestellten Kraftwerk der BLS bezogen werden konnte, während am Gotthard die Kraftwerke zuerst noch erstellt werden mussten.[5]

Mit dem Bau und der Inbetriebnahme des Lorraineviadukts 1941 wurde die Einführung der Strecke in den Bahnhof Bern entlang der Dammstrasse/Westring und über die Rote Brücke aufgehoben. Die neue Streckenführung ist als doppelte Doppelspur ausgeführt worden. Es stehen seit 1941 zwischen dem Hauptbahnhof Bern und dem Wylerfeld somit vier Streckengleise zur Verfügung.

Am 21. Mai 1967[6] wurde die Verbindungslinie Löchligut-Wankdorf in Betrieb genommen. Sie beendete das Umspannen von (Transit-)Güterzügen mit Spitzkehre in Bern Wylerfeld, denn nun war er möglich mit den Güterzügen direkt von Zollikofen nach Ostermundigen zu fahren.

Die Kilometrierung wurde von der zuvor eröffneten SCB-Strecke Olten–Bern übernommen, wobei ab dem alten Bahnhof Bern aus gemessen wurde, nicht vom Verzweigungspunkt im Wylerfeld. Der Kilometer 0 der SCB befand sich in Basel (Messstrecke ist Basel-alte Hauensteinlinie-Olten-Herzogenbuchsee-Bern-Thun). Bei der Streckenverlegung 1912 wurde von Ostermundigen her rückwärts eingemessen, was zur Folge hatte dass bis heute bei der Einmündung im Wylerfeld ein Kilometerfehler existiert.

Auf den Fahrplanwechsel 1982 wurde die Haltestelle Allmendingen aufgehoben und die Gemeinde als Ersatz durch eine von der VBW/SZB betriebene Buslinie ans öffentlich Verkehrsnetz angeschlossen. Die Haltestelle war am 20. Juli 1922 eröffnet worden. [7]

Unfälle

Am 19. Mai 1941 wurden beim Zusammenstoss zweier Güterzüge in Münsingen die Lokomotive Be 4/7 12502 und 22 Güterwagen zum Teil schwer beschädigt und der Lokomotivführer verletzt. Ein Güterwagen eines aus Bern kommenden Güterzuges entgleiste wegen eines Achsbruchs, als im gleichen Moment ein Gegenzug aus Thun nahte.[8]

Am 23. September 1941 stiess zwischen Kiesen und Wichtrach ein Schnellzug mit hoher Geschwindigkeit bei Nebel mit einem Personenzug zusammen, der wegen einer Baustelle die Weiterfahrt abwarten musste. Elf Personen wurden getötet, 27 zum Teil schwer verletzt.
→ Hauptartikel: Eisenbahnunfall von Kiesen

Betrieb

Im Fernverkehr wird die Strecke von den InterCitylinien Interlaken–Basel und Brig–Basel/–Zürich–Romanshorn sowie der Eurocitylinie Mailand–Basel befahren. Im Nahverkehr betreibt die BLS AG die Linie S1 der S-Bahn Bern und den RegioExpress Bern–Brig/–Zweisimmen (Lötschberger). Im Güterverkehr dominieren Transitgüterzüge nach Italien, unter anderem solche der Rollenden Landstrasse.

Einzelnachweise

  1. Hans G. Wägli Schienennetz Schweiz Seite 113
  2. Schienennetz Schweiz S. 45
  3. Schienennetz Schweiz S. 65
  4. Schienennetz Schweiz S. 65
  5. Walter Trüb 100 Jahre elektrische Bahnen in der Schweiz Orell Füssli 1988, Seite 79
  6. Schienennetz Schweiz S. 31
  7. SER 3/82 Seite 76
  8. Hanspeter Schwab: Das Eisenbahnunglück vom 19. Mai 1941. (PDF, 2.2 MB) In: Ortsgeschichte Münsingen. Museum Schloss Münsingen, S. 238, abgerufen am 1. November 2013.

Literatur

  • Hans G. Wägli Schienennetz Schweiz, Réseau Ferré suisse Dritte nachgeführte und vollständig überarbeitet Auflage 2010 AS Verlag ISBN 978-3-909111-74-9