Benutzer:3mnaPashkan/Abessinienkrieg

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Abessinienkrieg

Truppen des faschistischen Italien in Abessiniens Hauptstadt Addis Abeba
Datum 3. Oktober 1935 bis 27. November 1941
Ort Abessinien (heutiges Äthiopien)
Ausgang Sieg Italiens im regulären Krieg bis 1937; kein Sieg im Guerillakrieg bis 1940; Niederlage im Ostafrikafeldzug bis 1941
Folgen Italienische Annexion Abessiniens
Konfliktparteien

Kaiserreich Abessinien (Äthiopien)


Unterstützt durch

Königreich Italien

Befehlshaber
Athiopien 1897 Haile Selassie I.

Kassa Haile Darge
Imru Haile Selassie
Seyoum Mengesha
Mulugeta Yeggazu
Desta Damtew
Nasibu Zeamanuel
Turkei Vehib Pascha

Viktor Emanuel III.
Benito Mussolini

Emilio De Bono
Pietro Badoglio
Rodolfo Graziani
Hamid Idris Awate
Olol Diinle

Truppenstärke

Höchststärke:
ca. 250.000 Soldaten[1]

Höchststärke:
330.000 italienische Soldaten,
87.000 libysche, eritreische und somalische Askaris,
100.000 Militärarbeiter[2]

Verluste

350.000–760.000 getötete Abessinier (einschließlich Besatzungszeit)[3]

25.000 militärische und zivile Opfer
(einschließlich Besatzungszeit)[4]

Der Abessinienkrieg war ein völkerrechtswidriger Angriffs- und Eroberungskrieg des faschistischen Königreichs Italien gegen das Kaiserreich Abessinien (Äthiopien) in Ostafrika. Der am 3. Oktober 1935 begonnene bewaffnete Konflikt war der letzte und größte koloniale Eroberungsfeldzug der Geschichte. Gleichzeitig handelte es sich um den ersten Krieg zwischen souveränen Staaten des Völkerbundes, den ein faschistisches Regime zur Gewinnung neuen „Lebensraums“ führte. Damit löste Italien 1935 die schwerste internationale Krise seit dem Ende des Ersten Weltkrieges aus.

Der italienische Überfall startete ohne Kriegserklärung mit einer Zangenoffensive: Im Norden von der Kolonie Eritrea aus und im Süden aus Italienisch-Somaliland. Die abessinischen Streitkräfte leisteten erbitterten Widerstand, konnten das Vordringen der zahlenmäßig, technologisch und organisatorisch überlegenen italienischen Invasionsarmee aber letztenendes nicht stoppen. Nach dem Fall der Hauptstadt Addis Abeba erklärte Italien am 9. Mai 1936 den Krieg für beendet und gliederte Abessinien formal in die neugebildete Kolonie Italienisch-Ostafrika ein. Tatsächlich kontrollierten die Italiener zu diesem Zeitpunkt nur ein Drittel des abessinischen Territoriums, die Kämpfe mit der kaiserlichen Armee dauerten noch bis 19. Februar 1937 an. Anschließend ging der abessinische Widerstand zum Guerillakrieg über, den er bis zur Befreiung des Landes im Zuge des Ostafrikafeldzugs am 27. November 1941 fortführte.

Während des Konfliktes setzte das faschistische Italien im großen Stil chemische Massenvernichtungswaffen ein und führte den bis dahin massivsten und brutalsten Luftkrieg der Geschichte. In dessen Rahmen wurden auch gezielt die Zivilbevölkerung sowie Feldlazarette des Roten Kreuzes angegriffen. Im italienischen Besatzungsgebiet errichtete Vizekönig Rodolfo Graziani (1936–1937) eine Terrorherrschaft, während der die Elite des alten Kaiserreiches, die Intelligenz und der äthiopisch-orthodoxe Klerus von den Faschisten systematisch ermordet wurden. In der Forschung wird in diesem Zusammenhang auch vom „ersten faschistischen Vernichtungskrieg“ gesprochen und die Politik Italiens mit der Anfangsphase des späteren deutschen Besatzungsterrors in Polen verglichen. Grazianis Nachfolger Amadeus von Aosta (1937–1941) reduzierte die Repression gegen Zivilisten, baute jedoch das rassistische Apartheidregime aus und ging weiterhin mit chemischen Kampfstoffen gegen „Rebellen“ vor. Insgesamt kamen infolge der italienischen Invasion und Okkupation von 1935 bis 1941 etwa 350.000 bis 760.000 Abessinier ums Leben.

Nach 1945 bemühte sich Äthiopien um ein an die Nürnberger und Tokioter Prozesse angelehntes internationales Tribunal für italienische Kriegsverbrecher, scheiterte damit jedoch am Widerstand Italiens sowie der westlichen Allierten. Somit wurde kein einziger italienischer Täter jemals für in Äthiopien begangene Kriegsverbrechen belangt. Den systematischen Einsatz von Giftgas gestand Italiens Regierung erst 1996 offiziell ein, 1997 entschuldigte sich Italiens Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro in Äthiopien für das von 1935 bis 1941 verursachte Unrecht. Das heutige Äthiopien gedenkt mit zwei Nationalfeiertagen der faschistischen Fremdherrschaft: dem „Märtyrer-Tag“ am 19. Februar und dem „Befreiungstag“ am 5. Mai.

Bezeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der deutschsprachigen Forschung wird der italienische Überfall auf das äthiopische Kaiserreich ab 1935 „Abessinienkrieg“ genannt, während er in der italienischen Literatur implizit als der „Zweite Italienisch-Äthiopische Krieg“ behandelt wird. Als „Erster Italienisch-Äthiopischer Krieg“ gilt der zwischen Italien und Äthiopien ausgetragene Konflikt von 1895/96.[5]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Abessinien und Italien im Vergleich

Wie Ian Campbell (2017) ausführt, gab eine Reihe von Gemeinsamkeiten in der geschichtlichen und kulturellen Entwicklung Abessiniens und Italiens. Beide waren im frühen 20. Jahrhundert Erben einer antiken Kultur und eines in vorchristliche Zeiten zurückreichenden Reiches, dass über die Jahrhunderte geschrumpft und sein Prestige und Glanz verloren hatte. Anders als das Römische Reich hatte das Äthiopische Reich allerdings niemals aufgehört zu existieren. Beide verfügten über eine eigene Schriftsprache, die einige Jahrtausende zurückreichte, ihren Ursprung in zeitgenössischen Sprachen hatte und immer noch bei kirchlichen Zeremonien verwendet wurde. Beide Mächte nahmen das Christentum im 4. Jahrhundert als offizielle Staatsreligion an, wobei das Portrait des äthiopischen Herrschers Ezana in Aksum die weltweit erste Münze mit christlichem Kreuz prägte. Beide Mächte waren bereits Opfer fremder Invasion geworden und waren zeitweise in gegeneinander Kämpfende Staaten fragmentiert. Beide unternahen Mitte des 19. Jahrhunderts starke Anstrengungen zur Wiedervereinigung, und beide wurden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts international als Nationalstaaten anerkannt. Diese antiken Mächte koexistierten für mehr als 2000 Jahre friedlich miteinander. Im 15. Jahrhundert war eine päpstliche äthiopische Akademie im Vatikan tätig, König Alfons VI. entsandte Handwerker und Künstler aus Neapel zur Gestaltung von Kirchen nach Äthiopien, außerdem wurden Heiratsverträge zwischen zwei Adelsfamilien abgeschlossen. Im 16. Jahrhundert erhielt eine Gruppe Venezianer Anerkennung und Auszeichnungen als Mitglieder des kaiserlichen Hofs in Äthiopien.[6]

Italienischer Kolonialismus und Faschismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erst 1861 geeinte Königreich Italien war eine mediterane Regionalmacht, ein armes und noch kaum industrialisiertes Land. die im Ringen der europäischen Mächte eine zweitrangige Rolle spielte. Den Aufstieg zu einer respektierten Großmacht sollte der Erwerb von Kolonien

  • Verlauf des Kolonialismus bis 1922
Italiens faschistischer Diktator Benito Mussolini

Mit dem Machtantritt der Faschisten 1922 erhielt der italienische Kolonialismus einen enormen Antrieb. Das faschistische Ideal, die Macht und den Ruhm des antiken Römischen Reiches wiederherzustellen, machte den italienischen Angriff auf Äthiopien nur zu einer Frage der Zeit. Äthiopien stand als Symbol für die permanente Frustration der kolonialen Ambitionen Italiens.[7] Dabei sollte die Eroberung Äthiopiens nur einen ersten Schritt in einem weit größeren impperialen Expansionsprogramm darstellen. Das faschistische Ziel von einem „Vorstoß an die Ozeane“ ersetzte seit den 1930er Jahren zunehmend die ursprüngliche Idee einer italienischen Vormachtstellung im Mittelmeer (mare nostrum).[8]

Die italienischen Faschisten führten bereits in den 1920er Jahren sogenannte „Pazifizierungskriege“ gegen die abtrünnigen Kolonien Tripolitanien und Cyrenaika in Nordafrika (Zweiter Italienisch-Libyscher Krieg) sowie gegen Italienisch-Somaliland in Ostafrika. Insbesondere der Krieg in Libyen wurde dabei zu einem Testfeld für neue Kriegsmethoden und Waffen, sowie zu einer „Schule der Gewalt“. So waren in Libyen bereits 1923 erstmals chemische Kampfstoffe aus der Luft abgeworfen worden, außerdem gehörten willkürliche Massenhinrichtungen zu den Repressionsmaßnahmen. Allein beim zwischen 1929 und 1934 verübten Völkermord in der Cyrenaika starben mindestens 40.000 Menschen in italienischen Konzentrationslagern sowie weitere 10.000–15.000 bei Deportationen und Todesmärschen – insgesamt ein Viertel bis ein Drittel der cyrenäischen Gesamtbevölkerung.[9]

Situation des Kaiserreiches Abessinien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flagge des Kaiserreich Abessinien mit gekröntem Löwen von Juda
Orange: Das nordäthiopische Kernland. Gelb: Eroberungen unter Kaiser Menelik II.

Zur Zeit der italienischen Invasion galt das Kaiserreich Abessinien (Äthiopien) als „ältestes genuin afrikanisches Reich“. Sein altes Kernland in Nordäthiopien hatte sich aus dem antiken Reich von Aksum entwickelt, dessen Bewohner bereits im 4. Jahrhundert zum Christentum konvertiert waren. Begünstigt durch seine Abgeschiedenheit und den zähen Selbstbehauptungswillen seiner Bewohner, erhielt sich in diesem von Wüsten und Trockensavannen abgeschirmten Bergland ein archaisches Gesellschaftssystem bis ins 20. Jahrhundert. Die kulturelle und politische Vormacht dieser abessinischen Hochkultur übten die im nördlichen Stammland ansässigen Ethnien der Amharen und Tigray aus, die sich als Staatsvölker betrachteten. Seine heutigen Grenzen erhielt Äthiopien erst unter Kaiser Menelik II. (1886–1913). Der Negus Negesti („König der Könige“) führte in seiner langen Regierungszeit die bereits unter seinen Vorgängern begonnene Expansionspolitik fort. Diese brachte Menelik II. den Ruf eines „schwarzen Imperialisten“ ein und ließ unzälige Völker und Stämme unter abessinische Herrschaft geraten, bis sich die christlichen Völker des nördlichen Hochlandes schließlich als Minderheit im eigenen Staat wiederfanden. Parallel dazu errichtete Menelik II. den modernen kaiserliche Zentralstaat mit dem Amharischen als lingua franca, der 1886 erbauten Hauptstadt Addis Abeba, der „Bank of Ethiopia“ mit einer nationalen Währung und weiteren Reformen.[10]

Im Zeitalter des Hochimperialismus geriet auch die historische Eigenentwicklung des mit Waffengewalt geschaffenen großäthiopischen Kaiserreich in Gefahr. Jedoch gelang es der Armee von Menelik II. in der Schlacht von Adua 1896 den ersten italienischen Eroberungsversuch abzuwehren. Der Sieg über das italienische Expeditionskorps sicherte die Unabhängigkeit des Reiches und sorgte dafür, dass Abessinien als einzigem afrikanischen Staat neben Liberia das Joch kolonialer Fremdherrschaft erspart blieb. Darüber hinaus beließ der Sieg von Adua das Schicksal des Landes in den Händen der amharischen und tigrinischen Oberschicht sowie der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche. Die kuschitischen Stämme des Südens und die nilotischen Bevölkerungsgruppen im Westen und Südwesten wurden von den christlichen Staatsvölkern versklavt, 1914 lebte schätzungsweise ein Drittel der gesamten Bevölkerung als Sklaven.[10] Zusammenfassend gilt das Äthiopien des frühen 20. Jahrhunderts als ein großflächiger Vielvölkerstaat mit feudalähnlicher Gesellschaftsstruktur, als rückständiges Land mit einer schmalen ökonomischen Basis, einem vormodernen Bildungssystem, einem schlechten Verkehrssystem und einer Militärorganisation, die auf einem feudalen Fuß- und Reiteraufgebot fußte. Zudem herrschte ein konfliktreiches Nebeneinander zwischen dem dominierenden Norden und den übrigen Reichsteilen, zwischen der Zentralregierung in Addis Abeba und den Völkern in der Peripherie.[11]

Kaiser Haile Selassie I. (1934)

Auf Kaiser Meneliks Erbe aufbauend, legte der seit 1916 als Regent wirkende Ras Tafari Makonnen Abessinien auf einen Kurs der autoritären Modernisierung fest. Zunächst nominell unter Kaiserin Zauditu, einer Tochter Meneliks, wirkend, stieg Ras Tafari während seiner 14 jährigen Regentschaft zum starken Mann der Monarchie auf. Als Vorbild für seine radikalen Reformen diente ihm Japans Weg in die Moderne. Ras Tafari modernisierte die Verwaltung, schuf neue Ministerien, zog eine gut ausgebildete Führungselite heran, säkularisierte und erneuerte das Bildungssystem, ließ Straßen und Spitäler errichten, baute das Kommunikationsnetzwerk aus und trat ab 1918 entschlossen gegen den Sklavenhandel auf. Im März 1924 hob seine Regierung die Sklaverei auf. Obwohl die Sklaverei in Äthiopien auch danach nicht sofort verschwand, entschärfte das Verbot ein schwere Imageproblem, das dem Ansehen Abessiniens in der Welt bislang schwer geschadet hatte. Der fließend französisch sprechende Regent betrieb von Anfang an eine an die Westmächte angelehnte Außenpolitik, die darauf abzielte, Abessinien aus seiner Isolation zu lösen. Eine Krönung erfuhr dieser Kurs 1923, als das Land voll berechtigt in den Völkerbund aufgenommen wurde und seine Unabhängigkeit entgültig international anerkannt war.[12]

Nach Zauditus Tod 1930 zum neuen Kaiser (Negus Negesti) gekrönt, nahm Ras Tafari den Thronnamen Haile Selassie I. („Macht der Dreifaltigkeit“) an und regierte Abessinien fortan allein. Da in der Anfangszeit seiner Regentschaft war der Prozess der staatlichen Zentralisierung noch nicht sehr weit fortgeschritten, setzte der er alles daran, die kaiserliche Zentralmacht gegenüber den konkurrierenden Provinzgewalten zu stärken. Abgestützt wurde dieser Prozess durch die Verfassung vom 16. Juli 1931. Angelehnt an Japans Konstitution von 1989, handelte es sich um die erste geschriebene Verfassung des Kaiserreichs Abessinien überhaupt. In nie da gewesener Weise stärkte sie das Entscheidungsvorrecht des Kaisers und konzentrierte alle Macht in seinen Händen. Des Kaisers Machtfülle, dessen Person als „heilig“ und „unverletzlich“ umschrieben wurde, gleich nun der eines absolutistischen Monarchen. Die Thronfolge wurde auf Haile Selassies Familie beschränkt und Abessinien damit in eine Erbmonarchie verwandelt. Die beiden Kammern des neu geschaffenen Parlamentes besaßen keine wirkliche Bedeutung. Zwar stärkte die Verfassung von 1931 die nationale Einheit, doch das Reich verwandelte sich endgültig in eine Autokratie.[13] In den letzten drei Jahren vor dem italienischen Überfall setzte Haile Selassie I. die eingeleitete Modernisierungspolitik verstärkt fort. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf den Bau von Straßen, Brücken, Spitälern und Telefonleitungen gelegt. 1931 wurde die erste abessinische Radiostation eingerichtet, gleichzeitig öffnete die Regierung Abessinien für den Weltmarkt und intensivierte die Handelsbeziehungen zum Ausland.[14]

Kriegsplanungen und -vorbereitungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Italien hatte bereits während des Türkisch-Italienischen Krieges um Libyen 1911/12 als weltweit erste Nation Flugzeuge im Krieg eingesetzt. Der unter den führenden Faschisten grassierende Kult des Fliegens begünstigte dann den Aufbau einer schlagkräftigen Luftwaffe und ließ sie zur Paradewaffe des Regimes werden. Prominente Persönlichkeiten der faschistischen Elite leisteten hier ihren Dienst: Mussolinis Schwiegersohn Galeazzo Ciano, seine beiden Söhne Vittorio und Bruno Mussolini, der Parteifunktionär Roberto Farinacci, Alessandro Pavolini und weitere. Die Luftwaffe brachte den Italienern auch einen entscheidenden Vorteil gegenüber libyschen Stammeskämpfern im Zweiten Italienisch-Libyschen Krieg von 1922 bis 1932. Diese Erfolge sorgten dafür, dass der Luftwaffe bei den späteren Plänen zur Eroberung Abessiniens eine zentrale Rolle zukam.[15]

Im März 1932, wenige Wochen nach Abschluss der Militäroperationen in Libyen, unternahm Kolonialminister Emilio De Bono eine mit dem italienischen Diktator abgestimmte Inspektionsreise durch die Kolonie Eritrea, um sich vor Ort ein Bild über die Lage zu machen. De Bono gelangte in den kommenden Wochen zur Ansicht, dass Italien seine „koloniale Zukunft“ in Ostafrika suchen müsse. Im Sommer 1932 beauftragte er den Kommandeur der italienischen Truppen in Eritrea mit der Ausarbeitung einer militärischen Angriffsplanung gegen Abessinien. Die umfangreiche Denkschrift vom 8. September 1932 konzipierte einen High-Tech-Krieg, in dem der Luftwaffe und rasch vorstoßenden Bodentruppen die entscheidende Rolle zuviel. Während der Feierlichkeiten zur zehnten Jubiläum der faschistischen Machtübernahme im Herbst 1932 verfügte De Bono über genügend strategische Vorstudien, um bei Mussolini grünes Licht für einen umfassenden Militärschlag gegen das Kaiserreich Abessinien zu erwirken. Die Grundsatzentscheidung für den Angriff und die Eroberung Äthiopiens fiel im Dezember 1932.[16]

Von Juli 1934 bis September 1935 erfolgten diplomatische Manöver und militärische Vorbereitungen. Mussolini versuchte, die Zustimmung Großbritanniens und Frankreichs zu bekommen und profitierte von jedem kleinsten Grenzzwischenfall, um in Italien ein Klima nationalistischer Erregung herzustellen und immer mehr Soldaten zu mobilisieren. Die Wirtschaft wurde im Hinblick auf den Krieg durch eine Reihe von Maßnahmen neu organisiert, die später nicht wieder aufgehoben wurden. Am 31. Juli 1935 wurden strategisch wichtige Rohstoffe wie Kupfer, Zinn und Nickel staatlich monopolisiert. Es wurde das „Allgemeine Kommissariat für die Kriegsproduktion“ eingerichtet, dessen Gerichtsbarkeit sich auf 876 Fabrikanlagen und 580.000 Arbeiter erstreckte.[17]

  • Militärisch
  • International

Das Budget für die chemische Kriegsführung in Ostafrika betrug 100 Millionen Lire, inklusive Flammenwerfer und Gasmasken für die Armee. Bis 2. Februar 1936 waren davon bereits 73 Millionen Lire aufgebraucht.[18]

Schon bei den Kriegsvorbereitungen deutete sich an, dass das faschistische Italien für einen schnellen Sieg bereit war seine technische Überlegenheit rücksichtslos auszuspielen und jedes Kriegsmittel einzusetzen. Bedeutend waren dabei insbesondere die Theorien italienischer Luftwaffenfetischisten um Giulio Douhet. Douhets These zum Totalen Krieg besagte, dass die moderne Kriegsführung keine Unterscheidung zwischen Kombattanten und Nicht-Kombattanten mehr erlaube. So plädierte er dafür, dem Kriegsgegner ungeachtet der internationalen Konventionen in kürzester Zeit den größtmöglichen Schaden zuzufügen, beispielsweise indem ohne Kriegserklärung die großen Städte im feindlichen Territorium mit Gas- und Brandbomben beziehungsweise mit Sprengstoff bombardiert würden. Sein Konzept sah den Kampf mit allen Mitteln gegen zivile Ziele vor.[19]

Entsprechend plädierte Emilio De Bono bereits im November 1932 gegenüber Luftfahrtminister Italo Balbo für massive Luftschläge, die „den Terror in die Hauptstadt und die wichtigen Zentren“ Abessiniens tragen würden. Im März 1935 wurde Mussolini von Generalstabschef Pietro Badoglio die gezielte Bombardierung von großen äthiopischen Bevölkerungszentren als Schlüssel zu einem schnellen militärischen Erfolg empfohlen: „Alles muss mit Explosiv- und Brandbomben zerstört werden. Im ganzen Kaiserreich muss der Terror gesät werden. Ich erwarte große Resultate von dieser Taktik, es ist die einzige Taktik, bei der der Feind [...] uns keinen nennenswerten Widerstand entgegensetzen kann.“[20] Tatsächlich nahmen die Luftoperationen im Krieg einen anderen Lauf, als sie von den italienischen Funktionären ursprünglich vorgesehen waren. Aufgrund seiner Besorgnis über mögliche internationale politischen Reaktionen legte Mussolini ein Veto bei der Bombardierung einiger der wichtigsten strategischen Ziele ein, namentlich Addis Abeba sowie der von der Stadt ausgehenden Eisenbahnlinie. Diese ging bis nach Dschibuti und stellte Abessiniens einzige Verbindung zur Außenwelt dar. Auch die Bombardierung anderer abessinischer Städte wurde aufgrund ihrer geringen strategischen Bedeutung ad acta gelegt, wie auch wegen des internationalen Aufschreis nach der italienischen Bombardierung des Roten Kreuzes in Dessiè.[21]

Grenzzwischenfall von Ual-Ual[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konkrete Formen nahmen die Vorbereitungen nach dem schweren Grenzzwischenfall von Ual-Ual an, bei dem am 5. und 6. Dezember 1934 rund 107 äthiopische und 30 italienische Soldaten den Tod fanden. Das im Grenzgebiet mit Italienisch-Somaliland in der Region Ogaden des Kaiserreiches Abessinien gelegene Ual-Ual war bereits 1930 von italienischen Einheiten besetzt und durch ein kleines Fort befestigt worden. Die kaiserliche Regierung hatte dies nie anerkannt. Ende November 1934 rückte eine 600 Mann starke Einheit der äthiopischen Armee gegen Ual-Ual vor. Am 5. und 6. Dezember entluden sich die Spannungen in einem schweren Gefecht, in dem Italien auch Flugzeuge und leicht gepanzerte Fahrzeuge einsetzte. Welche Seite zuerst das Feuer eröffnete, konnte nie einwandfrei geklärt werden. Tatsächlich nutzte der Zwischenfall der italienischen Regierung.[22]

Graziani machte sich das Motto zu eigen: „Der Duce soll Äthiopien haben mit den Äthiopiern oder ohne sie, wie er es wünscht.“ (Bosworth)



Für Mussolini jedoch, der entschlossen war den gesamten Feldzug bis zum Einsätzen des Sommerregens abzuschließen, ging der der Vormarsch nicht schnell genug von sich. Die Schuld dafür sah er bei beim Oberbefehlshaber und faschistischen Veteranen, General Emilio De Bono. Mussolini ersetzte ihn durch den skrupelloseren Marschall Pietro Badolgio, dessen Name mit der noch rücksichtsloser geführten Kriegsphase verbunden wird, in der die italienische Armee im Widerspruch zum Genfer Protokoll von 1925 Giftgas einsetzte.[23]

Militärische Ausgangslage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine der ersten äthiopischen Soldatinnen lernt schießen (1935)

Als Siegermacht des Ersten Weltkrieges konnte Italien in den 1920er Jahren die Entwicklung seiner militärischen Schlagkraft ungehindert vorantreiben. Dazu gehörte auch die Weiterentwicklung seines Chemiewaffen-Potenzials. Tatsächlich intensivierte Italien, dessen Chemiewaffen-Arsenal sich im Ersten Weltkrieg noch bescheiden ausgenommen hatte, seine Anstrengungen auf diesem Gebiet seit der Machtübertragung an die Faschisten. Am 10. Juli 1923 wurde ein direkt dem Kriegsministerium unterstellter Servizio chimico militare ins Leben gerufen, der alle, selbst zivile Forschungs- und Entwicklungsprojekte in diesem Bereich kontrollierte und koordinierte. Dieser Organisation gehörten schon bald ein Stab von rund 200 Offizieren und zahlreiche Wissenschaftler an, die in speziellen Forschungsabteilungen arbeiteten. Ganz im Unterschied zur Weimarer Republik, der die Herstellung und Einfuhr von chemischen Kampfstoffen durch den Versailler Vertrag strikt untersagt war, lief die chemische Aufrüstung Italiens keineswegs im Geheimen ab. Im Mai 1935 nahm Benito Mussolini auf dem Flugplatz Centocelle bei Rom an groß in Szene gesetzten Manövern teil, die ganz im Zeichen der chemischen Kriegsführung standen. Während dieser Übung demonstrierten Spezialstreitkräfte das Werfen von Gashandgranaten, Methoden zur Geländevergiftung, das Überwinden von Senfgas-Sperren durch gasgeschützte Truppen und die Entgiftung von verseuchtem Gelände. Auf dem Feld der chemischen Kampfstoffe hatten die italienischen Streitkräfte innerhalb weniger Jahre einen bemerkenswert hohen Stand erreicht. Mitte der 1930er Jahre galten sie in diesem Bereich weltweit als erstrangige Macht.[24]

Der „Krieg der sieben Monate“ (1935–1936)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Italienischer Vormarsch und Stellungskrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frontverlauf Oktober 1935 bis Februar 1936

Ohne eine Kriegserklärung abzugeben, passierten die italienischen Verbände in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1935 den Fluss Mareb, der den Grenzverlauf zwischen Eritrea und Abessinien markierte. Ebenfalls am 3. Oktober begann die italienische Luftwaffe mit der Bombardierung der Operationsziele Adigrat und Adua. Kaiser Haile Selassie, der sich in der Hauptstadt Addis Abeba befand, hatte noch versucht, durch den Rückzug der Armee um 30 Kilometer eine Pufferzone zu schaffen, um eine militärische Eskalation zu vermeiden. Doch nach der Überschreitung der Grenze proklamierte der Negus seinerseits offiziell die Generalmobilmachung im Reich. Die drei italienischen Armeekorps zu je 30.000 setzten sich zur gleichen Zeit in Bewegung, aber von verschiedenen Ausgangspunkten aus. Während das I. Armeekorps vom eritreischen Senafe nach Adigrat vorrückte, zog das II. Armeekorps nach Adua, und das eritreische Armeekorps, das aus Askaris und italienischen Schwarzhemden zusammengesetzt war, bewegte sich in Richtung Inticho (Enticciò).[25]

Auf abessinischer Seite übertrug Kaiser Haile Selassie das Oberkommando der Nordtruppen an Ras Kassa, einem der wichtigsten Würdenträger des Reiches. Unter dessen Oberbefehl fochten die Einheiten der Rase Immirù, Sejum und Mulughieta einen vorerst glücklosen Abwehrkampf. Fast ungehindert durch die sich zuvor zurückgezogenen abessinischen Kräfte, gelangen den Italienern in den ersten Tagen Erfolge von hoher Symbolkraft. Am 5. Oktober hissten Truppen von General Santini die italienische Trikolore auf dem Fort von Adigrat, das nach der Niederlage im Ersten Italienisch-Äthiopischen Krieg 1896 augegeben worden war. Am 6. Oktober wurde Adua eingenommen, dessen Eroberung eines der wichtigsten Ziele der italienischen Offensive darstellte. Eine Woche später fiel Axum, die Wiege der abessinischen Kultur.[26] Die erste Phase des Krieges wurde im Norden unter De Bono am 8. November 1935 mit der Einnahme der Ortschaft Mekelle (Macallè) abgeschlossen. Dieser Schritt war in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. Mit Mekelle war der Regierungssitz von Ost-Tigrè erobert worden, außerdem führten wichtige Karawanenverbindungen aus Dessiè und vom Asciangi-See ins Städtchen.[27]

Im Verhältnis zu den verfügbaren Kräften von 110.000 Mann hatte De Bono auf der Nordfront mit drei weit auseinander liegenden Angriffskeilen eine ziemlich ausgedehnte Frontlinie eröffnet. Nach den großen Geländegewinnen der ersten Kriegswochen sah er die vordringlichste Aufgabe darin, die eroberten Stellungen zu befestigen, die Verbindungen zwischen den Angriffskeilen zu sichern, Widerstandsnester auszulöschen und den Nachschub heran zu führen. Aus der Befürchtung heraus, durch einen weiteren Vormarsch gefährliche Umgehungsangriffe in den Rücken der eigenen Verbände zu provozieren, verlangsamte er Anfang November das Tempo des Angriffs und stoppte ihn Mitte November bei Mekelle ganz. De Bonos militärisch überlegte Vorgehensweise erregte den Unwillen Mussolinis. Dieser wertete sie als Eigenmächtig, als unautorisiertes Abrücken von der Strategie des Offensivkrieges. Am 11. November ordnete der Diktator an, De Bonos Einheiten sollten weitere 50 Kilometer bis zum Amba Alagi vorrücken, also die Front auf insgesamt 500 Kilometer ausdehnen. Der alte General, der eine weitere Verlängerung der Operationslinie für einen militärischen „Fehler“ hielt, sträubte sich. Zwar gab Mussolini seinem faschistischen Weggefährten schließlich inhaltlich recht und hieß den vorläufigen Stillstand auf der Linie von Mekelle gut. De Bonos widersetzendes Auftreten hielt Mussolini aber für inakzeptabel und ersetzte ihn – noch zum Marschall befördert – am 14. November durch den amtierenden Generalstabschef Pietro Badoglio. [28]

Die zweite Phase des Krieges währte von Mitte November bis Mitte Dezember 1935. Sie stand ganz im Zeichen eines Stellungskrieges. Dem neuen Oberbefehlshaber Badoglio war seine Ernennung am 15. November im Palazzo Venezia mitgeteilt worden. Begleitet von seinen beiden Söhnen, die als Piloten der Luftwaffe dienten, traf Badoglio vom Hafen in Neapel aus am 26. November in Massaua ein. Von dort aus begab er sich nach Adigrat, wo sich der Sitz des italienischen Oberkommandos befand. Nach einer Inspektionsreise, die er zu Beginn der Feindseligkeiten auf dem Kriegsschauplatz unternommen hatte, war der Generalstabchef bereits über die Lage in Ostafrika im Bilde. Er schätzte sie nicht viel anders ein als sein Vorgänger. Vorerst ordnete auch er keine neuen Offensiven an. Nachdem die ersten Kriegswochen das Invasionsheer an der Nordfront 200 Kilometer in feindliches Gebiet geführt hatten und der Aufmarsch der abessinischen Armee inzwischen abgeschlossen war, setzte Pietro Badoglio alles daran, die eroberten Gebiete gegen alle Eventualitäten zu sichern und die vorgeschobene Operationslinie bei Makalle zu halten. Die kämpfende Truppe sollte nicht länger in der Luft schweben, begründete er seine Maßnahmen gegenüber dem Diktator.[29]

Im Rahmen des Zweifrontenkrieges fiel den an der Südfront agierenden Verbänden in den Operationsplänen die Aufgabe zu, feindliche Kräfte zu binden und damit die Erfolgschancen für den Hauptstoß im Norden zu verbessern. Dennoch setzte der im Wüstenkrieg erfahrene General Rodolfo Graziani von Beginn an alles auf die Offensive. Der ehrgeizige Offizier wollte sich nicht tatenlos damit abfinden, dass er als Kommandeur eines Nebenkriegsschauplatzes ausersehen worden war. Deshalb griffen seine Verbände auf der ganzen Frontbreite von 1.100 Kilometern an. Schon in den ersten Tagen besetzten sie Dolo und Oddo. Am 5. November wurde Gorrahei eingenommen. Dann trafen sie auf den Widerstand der abessinischen Südarmee. Unterstützt von starken Regenfällen, die die Erdstraßen aufweichten und für schweres Kriegsgerät unpassierbar machten, gelang es den Truppen von Ras Desta Damtù und Degiac Nasibù, den Vormarsch der feindlichen Verbände in das wüstenhafte Hochland des Ogaden zu stoppen.[30]

Abessinische Weihnachtsoffensive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abessinische Krieger auf dem Weg an die Nordfront (1935)

Badoglio hatte den Oberbefehl von De Bono in einer strategisch schwierigen Lage übernommen. Seine Streitkräfte waren in zwei Teile aufgespalten, einen bei Adua und einen bei Mekelle. Obwohl nur 100 Kilometer voneinander entfernt, gab es keine direkte Kommunikation zwischen den beiden Truppenteilen. Die Einheiten bei Adua mussten über zwei Saumpfade versorgt werden, die von den Äthiopiern abgeschnitten werden konnten, und die Flanken der Truppen bei Mekelle waren weit offen. Während sich Badoglio nun auf die Flankensicherung konzentrierte, ließ er das Zentrum von nur vier Schwarzhemden-Divisionen bewacht. In dieser Situation begann Mitte Dezember die dritte Kriegsphase, die bis weit in den Januar 1936 hinein dauerte. Inmitten des Stellungskrieges, der auf italienischer Seite der Vorbereitung einer kriegsentscheidenden Großoffensive diente, gingen Truppen des kaiserlichen Nordheeres unter dem Kommando von Ras Kassa unerwartet zu Entlastungsangriffen über. Im Zentrum wurden die Schwarzhemden zurückgedrängt, und Badoglio musste eritreische Einheiten zur Verstärkung heranzihen.[31]

Ras Immirù (1930)

Die italienischen Streitkräfte mussten einige ihrer Vorposten räumen, von ihnen kontrollierte Pässe aufgeben und sich aus bereits besetzten Ortschaften wieder zurückziehen. Besonders die von Ras Immirù befehligten Verbände stießen mit bis zu 40.000 abessinischen Soldaten an der rechten Flanke der Italiener weit in bereits verloren geglaubtes Gelände in der Provinz Tigray vor und kamen bis in die Nähe von Axum. Die Division „Gran Sasso“ musste sich bis nach Axum zurückziehen, während den Einheiten von Ras Immirù bei Dembeguinà sogar ein kleiner Sieg in einer Feldschlacht gelang. Immer stärker zeigte sich, dass die Italiener die Operationslinien bei ihrem schnellen Vormarsch überdehnt hatten und sie das rückwärtige Heeresgebiet noch keineswegs kontrollierten. Mit dem Einsetzen der abessinischen Gegenoffensive verstärkte sich auch die Partisanentätigkeit hinter den italienischen Linien. Überall drohten Hinterhalte. Am rechten Frontabschnitt wussten die italienischen Soldaten oft nicht, aus welcher Richtung die Abessinier angreifen würden. Diese konnten zeitweise beachtliche Erfolge erzielten und brachten die Invasoren an verschiedenen Frontabschnitten in arge Bedrängnis. Über Abessiniens Tafelbergen tauchte mit einem Mal das Gespenst der Niederlage von Adua auf.[31]

In dieser entscheidenden Phase kam es zur „Entgrenzung der Krieges“. Um den äthiopischen Vormarsch zu stoppen, entschied sich Oberbefehlshaber Pietro Badoglio für einen chemischen Krieg großen Stils. Als Einheiten von Ras Immirù gerade dabei waren, den Takazze-Fluss zu überqueren, warfen am 22. Dezember Kampfflugzeuge erstmals Yperit-Bomben über menschliche Ziele ab. Dieser Einsatz war ohne offizielle Ermächtigung aus Rom erfolgt. Erst am 28. Dezember autorisierte Mussolini Badoglio offiziel dazu, dass er den Abwurf von Giftgas jeder Art „auch im großen Umfang“ (anche su larga scala) anordnen dürfe. Bereits einige Tage zuvor hatte der Diktator allerdings General Rodolfo Graziani an der Südfront zu Einsatz von stark toxischen Substanzen ermächtigt. Dort flogen 24. Dezember drei Caproni-Bomber den ersten Giftgasangriff. Bombardiert wurde eine vielköpfige, bei der Ortschaft Areri weidende Vieh- und Kamelherde. Von nun an wurde die chemische Massenvernichtungswaffe in die meisten italienischen Operationen integriert. Bis zum Fall von Addis Abeba kam es an beiden Fronten zu einem massiven und systematischen Einsatz von Giftgas. Obwohl sie den Konflikt letztlich nicht entschieden, leiteten die Yperit-Angriffe der Luftwaffe die Kriegswende ein. Sie brachten die abessinische Weihnachtsoffensive zum Stehen und halfen mit, den Weg in Richtung Süden freizubomben.[32]

Badoglios „Entgrenzte Kriegsgewalt“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frontverlauf Februar bis Mai 1936

Nachdem die abessinische Weihnachtsoffensive mit brutalsten Mitteln gestoppt worden war, begann Mitte Januar 1936 die vierte Phase des Krieges; sie dauerte bis zur Einnahme von Addis Abeba am 5. Mai. Eine stark brutalisierte Kriegsführung, zu der neben dem Ausbringen von chemischen Kampfstoffen auch das Abbrennen ganzer Landstriche, das Niedermetzeln der Viehherden und zahlreiche Massaker gehörten, prägte den Konflikt nun.[33] Nachdem er seinen Nachschub gesichert und von Mussolini drei zusätzliche Divisionen erhalten hatte, war Badoglio bereit für seine Offensive. Ihm gegenüber standen drei äthiopische Armeen. Auf der rechten Flanke bei Adua stand Ras Immirù mit 40.000 Mann, im Zentrum Ras Kassa mit und Ras Sejum mit 30.000 Mann und auf der linken Flanke Ras Mulughieta mit 80.000 Mann.[34] Zwischen Januar und Mai 1936 kam es zu massiven Zusammenstößen zwischen den beiden Kriegsgegnern. An der Nordfront fanden die Erste Tembienschlacht, die Schlacht von Endertà (Inderta), die Zweite Tembienschlacht, die Schlacht bei Scirè und der Entscheidunskampf am Asciangi-See bei Mai Ceu (Maychew) statt, bei dem die Kaiserliche Garde aufgerieben wurde. An der Südfront wurde nach der Einnahme Neghellis die große Offensive im Ogaden-Gebiet gestartet und die Stadt Harrar eingenommen. In allen diesen Schlachten und Manövern bewährte sich auf italienischer Seite ein Zusammenspiel der Luftwaffe mit den motorisierten Bodentruppen und der leichten Infanterie. Die Italiener profitierten zudem von der relativ guten Organisation und Logistik. Der Nachschub erfolgte zu großen Teilen über die ausgebesserten und in Tag- und Nachtarbeit eilig erstellten Verbindungswege sowie über Luftbrücken.[35]

  • Erste Tembienschlacht

An der Nordfront initiierten die äthiopischen Streitkräfte die Erste Tembienschlacht, welche sich zwischen dem 20. und dem 24. Januar 1936 abspielte. Der Ausgang dieser Schlacht konnte trotz des Einsatzes chemischer Kampfstoffe durch die italienische Artillerie und die Luftwaffe für keinen der beiden Kriegsgegner als klarer Sieg gewertet werden. Überdies wählten die äthiopischen Kommandeure in dieser Offensive überraschenderweise eine guerillaähnliche Taktik, welche Badoglio gar dazu bewegte, einen Rückzug nach Adigrat oder sogar bis ins eritreische Senafè zu erwägen.[36]

  • Schlacht von Endertà

Am 10. Februar 1936 folgte bereits die nächste Kriegshandlung, die sogenannte Schlacht von Endertà, welche bei Antalò (Intalo), südlich von Macallè, zutrug. Der Gegenspieler Badoglios war hierbei der abessinische Kriegsminister Ras Mulughietà, der sich nahe des Tafelberges Amba Aradàm mit etwa 30.000 Mann verschanzt hatte. Am 13. und 14. Februar 1936 überwältigten das Dritte und das Erste Armeekorps der Italiener, insgesamt 70.000 Mann, die nun traditionell in Massen kämpfenden abessinischen Soldaten unter Ras Mulughietà, wobei nicht nur der Ras, sondern auch sein Sohn und zwei weitere wichtige Befehlshaber getötet wurden. Die italienischen Flugzeuge warfen an einem einzigen Tag, am 16. Februar, rund 730 Zentner Sprengstoff auf die Überlebenden der Armee von Ras Mulughietà ab – mehr als doppelt so viel als während der ganzen Ersten Tembien-Schlacht. Darüber hinaus erreichte nach der Schlacht auch der Giftgasterror seinen Höhepunkt. Am 16. und 23. Februar wurden 42 bzw. 44 schwere C.500.T-Giftgasbomben über den Resten der bereits geschlagenen Armee von Ras Mulughieta ausgeklinkt. Laut Badoglios Angaben fielen in der Schlacht von Endertà und in der anschließenden Verfolgungsjagd auf abessinischer Seite 20.000 Mann. Nach dieser Schlacht gewann Badoglio die Überzeugung, dass der Gegner sehr geschwächt war und der Krieg bis spätestens Ende April zu italienischen Gunsten entschieden sein werde. Diese Zuversicht in den Sieg belegt auch Badoglios Entscheid, die Kriegsführung auf dem Schlachtfeld nicht weiter zu verschärfen und infolgedessen auf den Einsatz von bakteriologischen Waffen zu verzichten.[37]

  • Zweite Tembienschlacht
Soldaten der italienischen Artillerie während der Tembienschlacht

Die dritte Schlacht an der Nordfront spielte sich vom 27. bis zum 29. Februar 1936 am selben Schauplatz wie die erste Auseinandersetzung ab, nämlich westlich von Macallè, und ging deshalb als Zweite Tembienschlacht in die italienischen Geschichtsbücher ein. Wiederum war das Kräfteverhältnis zwischen den Kriegsparteien ungleich: Auf abessinischer Seite kämpften rund 60.000 Mann, auf italienischer Seite verfügte Badoglio bereits über 300.000 Mann. Die Front erstreckte sich über 280 Kilometer und die Italiener setzten große Massen motorisierter Verkehrsmittel, leichter und schwerer Artillerie sowie Hunderte von Panzern und die Luftwaffe ein. Das eritreische Armeekorps und das Dritte Armeekorps der Italiener nahmen dabei die Armeen von Ras Sejum und Ras Cassa in die Zange und zwangen sie zum Rückzug weiter nach Westen. In der Zweiten Tembienschlacht fielen auf abessinischer Seite rund 8.000 Mann, wobei anschließend mehrere Tausend Kämpfer den „Säuberungsaktionen“ der italienischen Armeekorps zum Opfer fielen, die in der Region in der ersten Märzwoche durchgeführt wurden. Die herumliegenden Leichen waren so zahlreich, dass sogar großflächig Desinfektionen vorgenommen werden mussten, weil nicht alle menschlichen und tierischen Überreste mit den Flammenwerfern verbrannt werden konnten.[38]

  • Schlacht von Scirè
Von Askaris betriebene Artillerie der Italiener im März 1936

In der Schlacht von Scirè standen vom 29. Februar bis zum 3. März südwestlich von Axum die Truppen von Ras Immirù und Degiac Aileu Burrù dem Zweiten und Vierten Armeekorps der Italiener gegenüber. Das operative Konzept bestand in der Umkreisung der Kräfte Ras Immirùs, indem von Osten das Zweite Armeekorps und von Norden das Vierte Armeekorps gleichzeitig vorstießen, um sich zwischen Selaclaca (Slehleka) und den Furten des Flusses Tacazzè (Tekeze) zu vereinigen. Anfang März war die Situation nun grundsätzlich anders als zu Beginn des Krieges, denn drei abessinische Armeen hatten innerhalb eines Monats empfindliche Niederlagen erlitten und die Formationen befanden sich in Auflösung. Die Moral war auf Seiten der Italiener war angesichts der militärischen Erfolge sehr hoch. Bis zum Marsch auf Addis Abeba kam es im Norden vor der letzten großen Konfrontation, der Schlacht am Asciangi-See, noch zur Einnahme des Aussa-Sultanats im Osten und zur Eroberung von Gondar im Westen. Zuerst eroberten Italiens Askari-Kolonialtruppen am 11. März 1936 die Stadt Sardò (Serdo), den Hauptort des Aussa-Sultanats. Die Einnahme der Stadt fiel den Kämpfern leicht, da die Region zuvor mehrmals von italienischen Agenten infiltiert worden war und diese Zahlreiche Notabeln mit Bestechungsgeldern gegen den Kaiser aufgestachelt hatten. Die Schwierigkeit der Operation bestand in der Überwindung der 130 Kilometer langen Strecke durch die Wüste. Obschon mit dieser Bewegung quasi eine dritte Front eröffnet wurde, erwies sich die Aktion strategisch als ausgesprochen relevant, da nun der Weg frei war, um entlang des Awash-Flusses nach Süden vorzumarschieren und so an die Eisenbahnlinien zu gelangen, die Addis Abeba mit Dschibuti verband. Überdies nutzte die italienische Luftwaffe schon bald die im neuen Gebiet errichteten Flugpisten, um die Stadt Dessiè zu bombardieren und sogar Addis Abeba zu erreichen.[39]

  • Einnahme Addis Abebas

Am 5. Mai 1936 telegrafierte Badoglio an Mussolini, dass er „an der Spitze der siegreichen Truppen in Addis Abeba eingezogen“ war. Noch am selben Abend nahmen die italienischen Einheiten die wichtigsten Gebäude und Straßenkreuzungen ein und die ganze Nacht über patroullierten leichte Panzer und Kraftwagen durch die Viertel. Während der nächsten Tage besetzte die Armee auch die Umgebung der Stadt und bewachte die Bahnverbindungen nach Dschibuti.[40]

Harrar-Offensive an der Südfront[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Graziani von seinen Vorgesetzten bestätigt wurde, startete er einen Vernichtungsfeldzug gegen die Armee von Ras Desta Damtou und die ihn unterstützende Zivilbevölkerung im Süden Äthiopiens. Am 12. Januar 1936 begann Grazianis großer Angriff. Innerhalb weniger Tage überwanden die motorisierten Verbände eine Distanz von über 400 Kilometern und nahmen am 20. Januar die Ortschaft Neghelli im Westen ein, welche bereits seit Mitte Dezember mit Sprengstoff, Gas- und Brandbomben angegriffen worden war.[41]

Während der letzten beiden Monate bis zur Ausrufung des Imperiums überstürzten sich die Ereignisse im Süden. Vom 20. März 1936 an führte die Luftwaffe eine Offensive im Ogaden-Gebiet durch und bombardierte verschiedene militärische Stellungen und Ortschaften, darunter auch Harrar und Gigh-Giga. Diese Aktionen sollten den Feind zermürben und den italienischen Bodentruppen den Vormarsch erleichtern. Die italienischen Offiziere stellten fest, dass sich die äthiopischen Truppen von Degiac Nasibù im Dreieck Sassabaneh-Bullale-Dagabur gut verschanzt hatten und dass der Widerstand einzelner Kombattanten gegen die Invasionsarmee stark war. Die blutigsten Kämpfe spielten sich entlang des Wadi Corràc ab. Das an Höhlen reiche Gelände war mit Verteidigungsanlagen versehen, denen weder der Beschuss aus der Luft oder Artilleriefeuer noch die zerstörerische Wirkung von Flammenwerfern viel anhaben konnte. Der letzte, erbitterte Widerstand wurde von den Italienern erst mit muslimischen Einheiten der Division „Libia“ gebrochen. Diese veranstalteten daraufhin ein Massaker an 3.000 Äthiopiern. Auch die italienischen Angreifer hatten hohe Verluste erlitten: 20 italienische Offiziere, 11 italienische Soldaten und 707 Askaris, größtenteils Libyer. Die Ermordung von Gefangenen wurde an den Wasserstellen von Bircùt, Sagàg, Dagamedò und in Dagahbùr fortgesetzt. Nach einem Versprechen ihres Kommandanten Nasi, für jeden lebenden Gefangenen ein Kopfgeld von 100 Lire auszuzahlen, machte die Division „Libia“ schließlich 500 äthiopische Gefangene, die anschließend im Konzentrationslager Danane bei Mogadischu interniert wurden. Bis zur Eroberung der Städte Gigh-Giga, Harrar und Dire Dawa am 9. Mai trugen sich an der Südfront noch schwerste Gefechte zu.[42]

Völkerbund und internationale Reaktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Abessinienkrieg löste 1935 die schwerte internationale Krise seit dem Ende des Ersten Weltkrieges aus und stellte den Völkerbund vor die größte Bewährungsprobe seit seiner Gründung. In dem mit militärischer Gewalt ausgetragenen Konflikt standen sich zwei Mitgliedsstaaten gegenüber. Während der Krise um Abessinien sah sich der Völkerbund zum ersten al seit der japanischen Besetzung der Mandschurei 1931 mit einem Rechtsbrecher konfrontiert, der die Prinzipien der zivilisierten Welt mit Füßen trat und das System kollektiver Sicherheit von Grund auf in Frage stellte. Nach Artikel 16 seiner Satzung bildete die Aggression einen Kriegsakt gegen die Völkergemeinschaft als Ganzes. Die äthiopische Regierung ließ nichts unversucht, um die italienischen Gewaltakte beim Völkerbund anzuzeigen und durch ihn verurteilen zu lassen. Dieses Vorgehen stellte für das militärisch unterlegene Land die einzig aussichtsreiche Strategie dar. Bereits wenige Wochen nach Ual-Ual hatte Äthiopien den Völkerbund um Vermittlung gebeten und bemühte sich mehrere Monate lang um eine gewaltfreie Beilegung des Konflikts, an der Italien jedoch nie wirkliches Interesse zeigte.[43]

Schon am 7. Oktober 1935 verurteilte die Völkerbundversammlung Italien als Aggressor und wies dem Land dadurch die Schuld am Ausbruch der Feindseligkeiten zu. Ein paar Tage später verhängte sie mit 50 Stimmen bei drei Enthaltungen, die von Italiens Nachbarstaaten Österreich, Ungarn und Albanien abgegeben wurden, auch Wirtschafts- und Finanzsanktionen. Sie traten am 18. November in Kraft. Gemessen an den möglichen Strafmaßnahmen fielen diese allerdings so milde aus, dass sie Italien in seiner Kriegsführung nicht behinderten. Das verhängte Embargo auf Waffen, Munition und Kriegsgerät wirkte sich nicht sehr dramatisch aus, weil sie Italien in seiner Kriegsführung nicht behinderten. Die Kreditsperre bewirkte kurzfristig nichts, und vom Handelsembargo waren ausgerechnet kriegswichtige Güter wie Öl, Eisen, Stahl und Kohle ausgenommen. Zudem konnte Italien sich alle benötigten Rohstoffe und Güter leicht bei Staaten erwerben, die nicht dem Völkerbund angehörten. Eine Sperrung des Suezkanals für italienische Kriegsschiffe oder eine Militärintervention zog in Genf niemand ernsthaft in Betracht.[44]

Während der gesamten Dauer der Feindseligkeiten kam es zu mehreren Initiativen Abessiniens vor dem Völkerbund. In seinem Telegramm vom 30. Dezember 1935 protestierte Kaiser Haile Selassie I. erstmals scharf gegen die italienischen Giftgaseinsätze. Der Kaiser brandmarkte sie als „inhumanes Vorgehen“ und erhob die Beschuldigung, dass diese im Verein mit anderen Kriegsverbrechen auf die „systematische Vernichtung der Zivilbevölkerung“ zielten. Damit war der Ton vorgegeben, den fast alle diplomatischen Interventionen der kaiserlichen Regierung wie einen roten Faden durchzogen.[45]


In scharfem Konstrast zur Position der britischen und französischen Demokratien stand die Position des nationalsozialistischen Deutschland. Hitler hatte eine mit dem faschistischen Italien verwandte Ideologie übernommen, jedoch war Mussolini nicht bereit eine deutsche Annexion Österreichs zu tolerieren, welche NS-Deutschland zum direkten Nachbar Italiens am Brennerpass gemacht hätte. Der deutsche Diktator, der zur Expansion ins südliche Österreich entschlossen war, kam zur Schlussfolgerung, dass Mussolini, sollte er in Abessinien siegreich sein, in einer ausreichend starken Position wäre, um Deutschlands Ambitionen entgegenzutreten. Gleichzeitig wäre Mussolini dazu aber nicht in der Lage, solange seine Armee in einen afrikanischen Krieg verwickelt war. Der deutsche Führer war daher nur zu bedacht darauf, den abessinischen Widerstand zu stärken und beantwortete wohlwollend auf Hilfsanfragen Abessiniens an die Deutschen. Damit war das nationalsozialistische Deutsche Reich praktisch das einzige Abessinien unterstützende Land. Ohne das Wissen Mussolinis, wurde Haile Selassies Armee von deutscher Seite mit drei Flugzeugen, über sechzig Kanonen, 10.000 Mausergewehren und 10 Millionen Patronen versorgt.[46]


Mit Italiens Aggression gegen Abessinien trat die Welt in eine „neue Ära des internationalen Faustrechts“ ein; das passive Verhalten der Westmächte versetzte dem bisher funktionierenden System kollektiver Sicherheit einen schweren Schlag, von dem es sich nicht mehr erholen sollte. Damit wurde – so Aram Mattioli (2005) – für Nachahmungstäter ein Zeichen der Ermutigung gesetzt. Adolf Hitler habe die Lehre schnell begriffen und sei daher noch während des Abessinienkrieges ins entmilitarisierte Rheinland einmarschiert. Bereits am 3. Mai 1936 notierte Propagandaminister Joseph Goebbels in sein Tagebuch: „Mussolini hat sich durchgesetzt. Was wollen England und der sagenhafte Völkerbund nun tuen [sic]! Man sieht: man muss Macht haben, um sich durchzusetzen. Alles andere ist Unsinn.“[47]

Kriegsverlauf nach der Ausrufung des Imperiums (1936–1941)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausrufung des italienischen Imperiums am 9. Mai 1936 stellte eine diplomatische Zweckmäßigkeit dar, um vor der Welt de jure die Eroberung Abessiniens zu verkünden. Tatsächlich kontrollierten die Italiener zu diesem Zeitpunkt nur ein Drittel des abessinischen Territoriums: die meisten großen Städte und einige wichtige Verkehrsachsen. Weiterhin standen riesige Gebiete in Zentral-, West- und Südäthiopien ganz unter abessinischer Kontrolle. Die in diesen Zonen verbliebenen abessinischen Truppen ergaben sich nicht, und auch die dortige Bevölkerung erkannte die Autorität der Besatzungsmacht nicht an. In den folgenden fünf Jahren bemühte sich Italien um eine Eroberung der restlichen Gebiete, in denen durchgehend etwa 25.000 Widerstandskämpfer unter Waffen standen. Weite Teile Nord- und Nordwest-Abessiniens entzogen sich jedoch dauerhaft der italienischen Kontrolle. Zur Eroberung und Kontrolle der abessinischen Gebiete standen Italien in den Jahren 1936, 1937 und 1938/39 jeweils 446.000, 237.000 bzw. 280.000 Soldaten zur Verfügung.[48] Der äthiopische Widerstand nach Mai 1936 lässt sich in zwei Phasen unterteilen: Die Erste dauerte bis Februar 1937 und war im Wesentlichen eine Fortsetzung des Krieges. Das Sagen hatten dabei einige hohe Heerführer der kaiserlichen Armee: Ras Immirù, Ras Desta Damtù und die Gebrüder Kassa, die drei Söhne des ehemaligen Oberbefehlshabers an der Nordfront. Die anschließende zweite Phase war durch einen Übergang der Widerstandsbewegung zum Guerillakrieg geprägt, der meistens von Angehörigen des niederen abessinischen Adels angeführt wurde.[49]

Fortsetzung des regulären Krieges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ras Damtou Desta

Vor seinem Gang ins Exil hatte Kaiser Haile Selassie den anerkannten Militärführer Ras Immirù zu seinem Vizekönig in Abessinien ernannt. [Ras Immiru Vizekönig, aber Wolde Regierungschef der Gegenregierung?]

  • Versuchte Rückeroberung Addis Abebas
  • Belagerung Addis Abebas

Die Kommandeure der „Patrioten“ unterstanden den Befehlen der abessinischen Gegenregierung, die sich in der westätiopischen Stadt Gore befand. Diese stand in loser Verbindung mit dem im britischen Exil lebenden Kaiser, der sich weiterhin als einzig legitimes Staatsoberhaupt des Landes betrachtete.[50]

Ras Immirù genoss als bester Militärführer der abessinischen Armee große Anerkennung, nach dem Zusammenbruch der Nordfront und der brutalen italienischen Kriegsführung strebte der ausgelaugte Befehlshaber jedoch den Gang ins Exil an. Trotzdem ernannte ihn Kaiser Haile Selassie vor seiner Flucht zum Vizekönig Abessiniens. Ras Immirù bezog in der westabessinischen Stadt Gore Stellung, die Sitz einer äthiopischen Gegenregierung wurde, welche die Legitimation der italienischen Eroberung zurückgewies. Damit wurde Immirù zur wichtigsten Autorität und zum Sammelpunkt des abessinischen Widerstands.[51]

Schon am 12. Mai, während Badoglio die Siegesparade in Addis Abeba abhielt, wurde eine Lastwagen-Kolonne der italienischen Luftwaffe von „Patrioten“ angegriffen und fast völlig zerstört. Zwei Tage später erfolgte eine ähnliche Aktion des Widerstands. Badoglio reagierte darauf mit der Entsendung von sechs eritreischen Batallionen ins ländliche Umland der Hauptstadt, um „Vergeltungsmaßnahmen“ durchzuführen. Militäroperationen dieser Art wurden von Mussolini unterstützt, der Badoglio im Bezug auf die Vergeltungspolitik erklärte, dass „wir durch Exzess und nicht durch Mangel sündigen müssen“.[52] Im Juni 1936 erhielt Graziani als neuer Vizekönig von Mussolini die Order, mit einem Schlag Südwest-Äthiopien zu besetzen, um die Anerkennung des italienischen Imperiums zu beschleunigen. Das von den Italienern als „Gouvernement Oromo-Sidama“ bezeichnete Territorium war das landwirtschaftlich fruchtbarste Gebiet und verfügte über bedeutende Bodenschätze. Darüber hinaus war Großbritannien am Erhalt einer Einflusszone in dieser Region interessiert.[53] Graziani stellte sich aufgrund mangelnder Truppen und der einsetzenden Regenzeit gegen eine schnelle Offensive. Schon Addis Abeba habe nicht genug Truppen zur eigenen Verteidigung, und wegen der vom Regen beeinträchtigten Straßen sei auch die eintreffende Verstärkung nicht schnell genug vor Ort. Die Offensive gegen Südwest-Abessinien wurde daher auf Oktober nach dem Ende der Regenzeit verschoben.[54]

In der Zwischenzeit hatte der italienische Geheimdienst Informationen über die Situation in der Oromo-Sidama-Region und die Stimmung innerhalb des Oromo-Volkes gesammelt. Die Oromo waren den Italienern gegenüber generell wohlgesonnen, hofften jedoch auf eine Verwaltung des Völkerbundes unter britischem Mandat, welches ihre Rechte wiederherstellen würde.[55]

Während der Regenzeit von 1936 konzipierten Widerstandsführung einen ambitionierten Plan zur Rückeroberung von Addis Abeba. Am 28. und 29. Juli 1936 griff Abarra Kassa, Sohn von Ras Kassa, von Nordwesten an und belagerte mit etwa 5.000 „Patrioten“ die Hauptstadt. Seine Einheiten drangen bis ins Stadtzentrum vor, wo sie auf heftige Gegenwehr der verschanzten Besatzer stießen. Sie wurden jedoch in Tage langen Gefechten vom Maschinengewehrfeuer der italienischen Luftwaffe zurückgedrängt. Einen Monat später, am 26. August, leitete ein anderer abessinischer Kommandeur, Dajazmach Balcha, eine erneute erfolglose Offensive aus dem Südwesten. Doch der Kampf um Addis Abeba hatte sichtbar gemacht, wie ungesichert die italienische Herrschaft nach wie vor war. Um Überfälle dieser Art künftig zu verunmöglichen, ließ Vizekönig Graziani 1937 einen durch Maschinengewehrnester gesicherten Stacheldraht zaun um die Hauptstadt ziehen, dessen Tore aus Sicherheitsgründen nur tagsüber geöffnet wurden.[56] Fortschreitende abessinische Angriffe auf die Eisenbahnlinie zwischen Addis Abeba und Dschibuti zwangen die Italiener dazu, entlang der Strecke alle 50 Meter Wachen aufzustellen. Ihren Höhepunkt erreichten diese Aktionen des Widerstands am 11. Oktober 1936, als ein gepanzerter Zug mit Kolonialminister Alessandro Lessona trotz strengster Geheimhaltung einen halben Tag lang unter Beschuss genommen wurde.[57]


Grazianis erste Unternehmungen zur Eroberung des Südwestens wurden jedoch durch die einsetzende Regenzeit eingeschränkt, Das am 26. Juni erfolgte Massaker in der Stadt Lekept an 12 italienischen Offizieren, die mit Geldern auf dem Luftweg geschickt worden waren, um in Oromo-Sidama eine örtliche Armee aufzustellen, was nur durch eine Bombardierung der Stadt aus der Luft gerächt werden konnte, hat das Ansehen Italiens beschädigt

Nach dem Ende der Regenzeit begannen die Italiener mit ihrer Offensive, wobei die Regionen Shawa, Lasta, Charchar, Yergalam und weitere intensiv bombardiert wurden.[58]

Schon wenige Monate nach der Einnahme von Addis Abeba im Mai 1936 kam es zu den ersten großen Operationen gegen die Reste des regulären äthiopischen Heeres. Dabei handelte es sich eine erbarmungslose Jagd auf die Heerführer und Soldaten von Kaiser Haile Selassie, während der Unmengen von Soldaten, Militärfahrzeugen, Flugzeugen und Giftgas zum Einsatz kamen. Die feindlichen Verbände wurden oft aus der Luft bekämpft. Der Einsatz von chemischen Waffen erwies sich als effektiv.[59]

Gefangengenommene Ras Destà Damtu vor seiner Hinrichtung (1937)

Durch „große koloniale Polizeioperationen“ gelang es den Italienern bis ins Frühjahr 1937, weite Gebiete von West- und Südäthiopien zu erobern und einer unsicheren Kontrolle zu unterstellen. Die provisorische Regierung von Goré wurde nach der Einnahme der Stadt vertrieben. Parallel zu den Geländegewinnen rieben die italienischen Streitkräfte die vom alten amharischen Adel befehligten Einheiten des Widerstands auf. Mit Ausnahme von Ras Immirù, der als Gefangener nach Italien verschleppt wurde, ließ Vizekönig Graziani die drei Gebrüder Kassa und Ras Destà Damtu nach ihrer Gefangennahme hinrichten, ungeachtet der Tatsache, dass er ihnen für den Fall ihrer Unterwerfung zugesagt hatte, ihr Leben zu schonen.[60]

  • Gogetti (Mattioli, 2005, 144)

Guerillakrieg in Italienisch-Ostafrika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entgegen der Erwartungen führten diese brutalen „Pazifizierungsaktionen“ nicht zu einem Ende des bewaffneten Kampfes. Ab Frühjahr 1937 änderte er lediglich die äußere Form und nahm die Gestalt eines Guerillakriegs an. In der Folge entwickelte sich eine Erhebung beachtlichen Ausmasses, die die italienischen Streitkräfte trotz ihrer erdrückenden numerischen und technologischen Überlegenheit nie wirklich in den Griff bekamen. Besonders im Gouvernement Amhara, dem zentraläthiopischen Herzland, versetzten kleine Verbände von Partisanen der Besatzungsmacht immer wieder empfindliche Schläge. Wie in jedem Guerillakrieg fehlten klare Frontlinien und die abessinischen Widerstandskämpfer inmitten des Feindeslandes. Nicht mehr reguläre Soldaten des kaiserlichen Heeres, sondern bewegliche, aus dem Hinterland operierende Kämpfer ohne schwere Waffen, die den Überraschungsangriff bevorzugten und von der Bevölkerung vielfältige Unterstützung erhielten, bestimmten in diesem Kleinkrieg das Bild.[61]

  • Pogrom von Addis Abeba

Markiert wird der Übergang vom regulären Krieg zum Guerillakrieg vom 19. Februar 1937, an dem nicht nur die kaiserlichen Truppen Ras Desta Damtus in einer letzten offenen Schlacht besiegt wurden, sondern auch ein Attentatsversuch auf Vizekönig Rodolfo Graziani in Addis Abeba erfolgte.

Die sechs Gouvernements von Italienisch-Ostafrika

Graziani und Mussolini gingen davon aus, dass die nach dem Anschlag auf Graziani losgetretene Repressionswelle den Widerstand der „Patrioten“ vernichtet hatte und Abessinien entgülig von der Besatzungsmacht unterworfen war. Tatsächlich aber in der zweiten Augusthälfte 1937 in Distrikt Gojjam nordwestlich von Addis Abeba ein offener Aufstand gegen die Italiener aus, der sich schnell auf die gesamten Provinzen Amhara und Showa ausbreitete.[62]

Drei abessinische Guerillakämpfer (Arbenoch) 1940

Die bekanntesten Guerillachefs hießen Abebe Aregai, Haile Mariam Mammo, Degiac Tashoma Shankut und Fitauri Auraris. Mit Erfolg ließen sie in den Unruheprovinzen Shewa (Schoa, Scioa), Begemdir und Gojjam italienische Einheiten und Konvois angreifen, feindliche Befestigungen belagern und Sabotageakte verüben. Auf dem Hochplateau, das sich für eine Guerillataktik ideal eignete, wimmelte es nur so von kleineren und größeren Widerstandsherden. Die Sicherheitslage war noch 1937 derart angespannt, dass Vizekönig Graziani aus militärischer Notwendigkeit nicht in den von Rom gewünschten schellen und massiven Truppenrückzug einwilligen konnte. Um die Ordnung einigermaßen aufrechtzuerhalten, musste Italien noch 1938 eine imposante Streitmacht von 280.000 Soldaten stationiert hallten. In seinem letzten Bericht als Vizekönig musste Graziani am 21. Dezember 1937 gegenüber Mussolini einräumen, dass seit der Einnahme von Addis Abeba auf italienischer Seite mehr als 13.000 Soldaten gefallen waren – viele Tausend mehr als im „Krieg der sieben Monate“ selber.[63]

Auf die neue Kriegsführung mit Guerillataktiken antwortete die Besatzungsmacht mit harten Maßnahmen der Konterguerilla. Dank einer Fallstudie von Matteo Dominioni (2000) über die Besatzungspolitik in Goggiam, einer zum Gouvernement Amhara gehörenden Region, ist es nun erstmals möglich, Thesen allgemeiner Natur über die italienische Konterguerilla zu formulieren. Goggiam ist die Wiege der amharischen Kultur und die Heimat der alteingesessenen Herrenschicht, die von den Faschisten entmachtet wurde. Der äthiopische Widerstand trat hier am intensivsten in Erscheinung, gleichzeitig fiel auch die Repression der Besatzungsmacht in Goggiam am härtesten aus. Die Konterguerilla ist in Goggiam untrennbar mit dem Namen von General Alessandro Pirzio Biroli verbunden, der nach der Ausrufung des Imperiums im Mai 1936 zum Gouverneur der Region Amhara in Zentraläthiopien ernannt wurde.[64]

Der neue Vizekönig von Italienisch-Ostafrika, Amadeus von Aosta, versuchte die Brutalität seines Vorgängers abzumildern und auf eine mehr auf Kooperation mit den lokalen Eliten setzende Kolonialpolitik zu setzen. Hingegen führte der neue Oberbefehlshaber der italienischen Streitkräfte in Ostafrika, General Ugo Cavallero, den Giftgaseinsatz in den Provinzen Amhara und Showa fort. Angesichts der offenen Rebellion in diesen Landesteilen mit etwa 15.000 bewaffneten Männern, sowie einigen Tausend in der Provinz Oroma-Sidama, setzte Cavallero auf einen Rückeroberungsfeldzug gegen den Bezirk Gojjam in Amhara. Zu diesem Zweck baute er ein das Gebiet durchziehendes Straßennetzwerk aus und errichtete 73 Militärlager entlang der Bezirksgrenzen, um Gojjam von der Außenwelt abzuschneiden. Die im Frühjahr 1938 begonnene Militäraktion forderte etwa 2.500 bis 5.000 Tote unter den Widerstandskämpfern, führte jedoch nicht zu einer Unterwerfung der Bevölkerung. Ein zweiter Feldzug wurde Nordwesten der Provinz Showa gestartet, in deren Rahmen etwa 2.000 Rebellen getötet wurden, jedoch der Anführer der lokalen Revolte entkam. Im darauf folgenden Jahr 1939 stellte sich schließlich militärische Pattsituation, die zu einem Rückgang von Aktionen des abessinischen Widerstands führte. Die Italiener waren bei der Niederschlagung des abessinischen Guerillakriegs gescheitert, jedoch waren letztere nicht in der Lage, die gut befestigten italienischen Positionen einzunehmen. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, auf dessen die Ausbruch die Widerstandsbewegung setzte, hatten die Italiener etwa 10.000 Mann an Toten und gegen 140.000 Mann an verwundeten zu beklagen.[65]

Zweiter Weltkrieg, Ostafrikafeldzug und Befreiung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Äthiopische Truppen überqueren den Omo-Fluss (1941)

Im Juli 1940 erzwangen italienische Truppen in handstreichartigen Aktionen kleine Grenzkorrekturen zu Kenia und zum Sudan. Nach Frankreichs militärischem Kollaps schloss man mit Dschibuti einen Waffenstillstand ab, der Italien für die Dauer des Krieges umfassende Kompetenzen, unter anderem die Nutzung der Hafenanlagen in dem französischen Territorium einräumte. Im August 1940 eroberten italienische Truppen Britisch-Somaliland. Damit kontrollierte Italien für kurze Zeit das ganze Horn von Afrika. Am 13. September griff zusätzlich eine von Marschall Rodolfo Graziani kommandierte Armee von 150.000 Mann von Libyen aus die britischen Einheiten in Ägypten. Die italienische Offensive blieb schon nach wenigen Tagen lieben. Im Dezember gingen die Briten zum Gegenangriff über und überschritten am 2. Januar die Grenze zu Libyen. Das scheitern von Italiens „Parallelkrieg“ zwang das nationalsozialistische Deutschland zur Hilfeleistung. Seit Februar 1941 wurde in Libyen das „Deutsche Afrikakorps“ unter Generalleutnant Erwin Rommel aufgebaut. All dies läutete das Ende des souveränen Italien ein, das im Gefolge seiner militärischen Niederlagen immer mehr zu einem untergeordneten Waffenbruder Deutschlands absank, den man in Berlin nicht mehr ernst nahm.[66]

Italienische Soldaten mit einem Panzerwagen in Italienisch-Ostafrika

Die italienischen Offensiven in Afrika zwangen Großbritannien, das die italienische Eroberung Äthiopiens durch seine Politik des Appeasement begünstigt und die durch Waffengewalt geschaffenen Verhältnisse in Ostafrika 1938 offiziell anerkannt hatte, zu einer radikalen Änderung seiner Politik. Die Italiener bedrohten nicht nur einige britische Besitzungen und Einflussgebiete in Afrika (Sudan, Kenia, Somaliland, Ägypten), sondern auch die Seeroute nach Indien, die Achillesferse des Empire. Erst diese Bedrohungslage bewog Premier Winston Churchill, dem äthiopischen Widerstand militärische Unterstützung zukommen zu lassen. Die britische Waffenhilfe erwies sich für die Befreiung als entscheidend. Im Januar 1941 lösten die Briten fast gleichzeitig drei Angriffe auf Italienisch-Ostafrika aus. Den ersten Stoß führten anglo-indische Truppen unter General William Platt vom Sudan aus. Sie drangen nach Eritrea ein und kämpften sich bis in den Tigray vor. Die zweite Offensive wurde 500 Kilometer südlich begonnen. An ihre nahm Kaiser Haile Selassie I. teil, der aus dem Exil zurückgekehrt war und im sudanesischen Karthum die weiteren Entwicklungen abwartete. Zusammen mit den „Patrioten“ der Provinz Gojjam rückten die britischen Truppen gegen den Blauen Nil und Addis Abeba vor. Den dritten Angriff führten Soldaten von General Alan Cunnigham aus, die von Kenia aus nach Somalia einmarschierten, die Hauptstadt Mogadischu einnahmen und sich von dort aus über Harrar langsam gegen Addis Abeba vorkämpften.[67]

Arthur Szyk: Der Löwe von Juda. Amerikanische Karikatur von Arthur Szyk aus dem Jahr 1941. Dargestellt ist, wie Haile Selassie Benito Mussolini in den Hintern tritt.

Mit vereinten Kräften gelange es den britischen und abessinischen Truppen, die italienischen Besatzer aus Äthiopien in schwere Bedrängnis zu bringen. Cunninghams Truppen erreichten die Hauptstadt am 6. April 1941. Genau fünf Jahre nach der Einnahme von Addis Abeba durch Marschall Pietro Badoglio zog Kaiser Haile Selassie am 5. Mai 1941 in das befreite Zentrum seines Reiches ein. Nach teilweise erbitterter Gegenwehr kapitulierten die italienischen Besatzungstruppen am 19. Mai bedingungslos. Vizekönig Amedeo von Savoyen, der sich mit seinen verbliebenen Truppen in Amba Alagi verschanzt hatte, streckte die Waffen und begab sich in englische Kriegsgefangenschaft. Die letzte Schlacht des Krieges fand am 27. November 1941 in Gondar stand. An diesem Tag mussten sich auch die dortige Garnison von General Guglielmo Nasi ergeben. Äthiopien, das als erste souveräne Nation in den 1930er Jahren Opfer einer faschistischen Aggression geworden war, war 1941 somit auch das erste faschistisch besetzte Land, das mit allierter Hilfe befreit werden konnte.[68]

Kriegsführung und Kriegsverbrechen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Luftkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Abessinienkrieg sah den massivsten und brutalsten Luftwaffeneinsatz, den die Welt bis zu diesem Zeitpunkt erlebt hatte, und markierte damit eine entscheidende Etappe in der Geschichte des modernen Luftkriegs. Auf dem Kriegsschauplatz am Horn von Afrika kamen 1935/36 weit mehr Menschen durch Luftbombardements ums Leben, als in allen früheren Konflikten zusammen. Die Bombardierung von Städten und Dörfern war Mitte der dreißiger Jahre ein neues Phänomen und ging in Ostafrika weit über das hinaus, was London und Karlsruhe im Ersten Weltkrieg erlitten hatten. Während sich im Ersten Weltkrieg die Luftwaffe noch in einem Experimentierstadium befunden hatte und lediglich als „Hilfswaffe“ zum Einsatz gelangte, stiegen die Luftwaffen aller europäischen Länder danach zu eigenständigen Teilstreitkräften neben Heer und Marine auf. Die stets größeren Reichweiten und Angriffsgeschwindigkeiten, aber auch die extrem gesteigerte Waffenwirkung des Bombenflugzeugs veränderten das Wesen des Krieges fundamental. Das Bombenflugzeug stieß nicht nur das Tor zum Massenkrieg auf, sondern war auch ein Symbol und Produkt des beginnenden High-Tech-Zeitalters.[69]

SM.79-Bomber der italienischen Luftwaffe
Faschistisches Logo der italienischen Luftwaffe ab 1935

Anhand der Bombardierung von Dörfern und Provinzstädten wurde in den ersten Kriegsmonaten eine Handlungsvariante verfolgt, die bereits in den handfesten Kriegsplänen gegen das äthiopische Reich aus den Jahren 1932/33 vorgesehen war. Die bewusste Zerstörung der Ortschaften entsprach somit keiner Ad-hoc-Entscheidung des Hochkommissars Emilio De Bono, sondern war von langer Hand geplant. Diese Strategie des Terrors wurde später unter dem Kommando Pietro Badoglios im Prinzip beibehalten. Obschon Badoglio nämlich Mitte Februar 1936 den Einsatz von bakteriologischen Waffen im weiteren Kriegsverlauf für nicht mehr notwenig erachtete, plädierte der Feldherr bis zum 29. Februar 1936 dafür, eine „entscheidende terroristische Operation aus der Luft auf alle Zentren im Shewa-Gebiet, einschließlich der Hauptstadt, durchzuführen“. Die Frage nach der Bombardierung der Hauptstadt oder der Eisenbahnlinie zwischen Addis Abeba und Dschibuti erwies sich während des ganzen Krieges von größter Relevanz und beschäftigte nicht nur die Militärverantwortlichen in Ostafrika, sondern auch Mussolini und die internationale Diplomatie. Es ist letztlich vor allem auf politische Gründe zurückzuführen, dass Addis Abeba und die Eisenbahnlinie im Krieg weitgehend verschont blieben, obwohl in beiden Fällen die Zerstörung zuerst vorgesehen war.[70]

Nirgendwo sonst kam das militärische Ungleichgewicht zwischen Italien und Abessinien so krass zum Vorschein wie bei den Luftstreitkräften. Insgesamt kam am Horn von Afrika eine Armada von 450 Kampfflugzugen zum Einsatz – rund die Hälfte des Gesamtbestandes der italienischen Luftwaffe. Über ihren Bestimmungszweck konnte kein Zweifel herrschen: Drei Viertel der nach Ostafrika verlegten Luftflotte bestand aus Bombern. Die unter dem Kommando von General Mario Ajmone-Cat stehenden Fliegerkräfte flogen Hunderte von Angriffen, während derer sie Zehntausende von Splitter-, Brand- und Gasbomben auf feindliche Ziele niederprasseln ließen. Von Beginn des Krieges an beherrsche die italienische Regia Aeronautica den Luftraum über Abessinien total. Die wenigen Flieger auf abessinischer Seite waren entweder nicht einsatzfähig oder wurden schon kurz nach Beginn der Feindseligkeiten auf dem Boden zerstört.[71]

Zu einem Symbol dieser neuen Kriegsführung wurde der schwere Luftangriff auf Dessiè, die Provinzhauptstadt von Wollo. Er wurde am 16. Dezember 1935 von 18 Flugzeugen in zwei Angriffswellen durchgeführt. Sie zerstörten zahlreiche Gebäude und zivile Einrichtungen sowie ein von amerikanischen Adventisten geführtes Spital. Unter den insgesamt 50 Toten des Angriffs waren die meisten Zivilisten. Relativ stark verwüstet wurden von italienischen Flugzeugen noch die Provinzstädte Neghelli, Jijiga und Harrar. Etwas leichter getroffen wurden die Ortschaften Adigrat, Adua, Quoram, Gorahei, Debre Markos, Sassa Baneh, Degeh Bur und weitere. Nicht zuletzt wegen der heftigen internationalen Reaktionen nach den schweren Luftangriffen auf die Provinzstädte wurden Addis Abeba und Dire Dawa (Dire Daua), die militärisch lohnendsten Bombenziele, nicht aus der Luft angegriffen. Auf Weisung Mussolinis hin war die Hauptstadt wegen der dort residierenden Ausländer von Terrorangriffen auszunehmen.[72] „Niemand ist mehr für einen harten Krieg als ich, aber die notwendigen Vergeltungsmaßnahmen müssen intelligent sein“, ließ der Diktator verlauten.[73] Die strategischen Bombardements abessinischer Bevölkerungszentren gehörten zu den ersten in der Geschichte überhaupt. Obschon die Bombardierungen auf äthiopische Städte schlimmstenfalls wenige Hundert Tote kosteten, wiesen sie laut Aram Mattioli (2005) als systematisch durchgeführte Kriegsakte bereits auf „die Menschen verschlingenden Flächenbombardements des Zweiten Weltkrieges hin“.[72]

Angriffe auf das Rote Kreuz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Feldlazarett des britischen Roten Kreuzes in Abessinien
Ein britisches Rotkreuz-Zelt nach der italienischen Bombardierung

Als bis dahin beispiellose Gewalttaten gelten auch die italienischen Luftschläge gegen Feldlazarette des Roten Kreuzes. Die neuere Forschung hat für die rund vier Monate zwischen dem 6. Dezember 1935 und dem 29. März 1936 insgesamt 15 Angriffe auf Rotkreuz-Einrichtungen nachgewiesen, hauptsächlich auf Feldspitäler. Davon wurden sieben absichtlich durchgeführt, in acht weiteren Fällen handelte es sich um Nebenfolgen von Luftschlagen, die anderen Zielen galten. Am schwersten traf es die schwedische Mission bei Melka Dida an der Südfront. Die rein medizinisch genutzte Einrichtung lag 25 Kilometer hinter der Front und 7 Kilometer vom Hauptquartier von Ras Desta Damtù entfernt. Am 30. Dezember 1935 wurde das gut mit Fahnen markierte Lager in mehreren Wellen von 10 Kampfflugzeuge angriffen. Dabei kamen auch Yperit-Granaten zum Einsatz. Infolge des Bombenregens kamen 42 Menschen um – die meisten davon Patienten. [74]

Das faschistische Italien warf Abessinien vor, das Rotkreuz-Zeichen systematisch für zivile und militärische Zwecke missbraucht zu haben. Beide Anschuldigungen wurden über die faschistische Diplomatie, Presse und Propaganda weit verbreitet. Die italienischen Vorwürfe hatten jedoch wenig Substanz. Einzelfälle wurden von der faschistischen Propaganda oftmals falsch interpretiert, maßlos übertrieben oder unzulässig verallgemeinert. Dabei wurden die Italiener laut Rainer Baudendistel (2006) Opfer ihrer eigenen Strategie. Da für sie der Abessinienkrieg ein Krieg zwischen Ungleichen war, zwischen einer zivilisierten Nation und einem Volk von Barbaren, konnte und sollte es keine Kommunikation zwischen den beiden geben. In der Folge nahm das italienische Oberkommando in Kauf, eher das Rote Kreuz zu bombardieren, als genau abzuklären, ob es sich beim möglichen Ziel um ein reguläres Feldspital handelte oder nicht.[75]

Insgesamt verursachten die italienischen Luftschlage 47 Todesopfer, mehrere Dutzend Verwundete und großen materiellen Schaden, wie die Zerstörung des einzigen Rotkreuz-Flugzeugs, das auf abessinischer Seite im Dienste stand. Die Luftwaffe warf mehr als 10 Tonnen Bomben, darunter auch 252 Kilogram Senfgasbomben über dem Roten Kreuz ab. Das dabei nicht mehr Opfer zu beklagen waren, wird als Glücksfall der Rotkreuzhelfer betrachtet. Den italienischen Luftschlägen gegen das Rote Kreuz lag ein Muster zu Grunde. Je weiter die Feldspitäler zur abessinischen Front vorstießen und je mehr sie italienischen Operationen in die Quere kamen, desto größer war das Risiko bombardiert zu werden. Praktisch alle ausländischen und abessinischen Feldspitäler, die in eine solche Lage kamen, mussten diese schmerzhafte Erfahrung machen. Die Spitäler hingegen, die sich in sicherer Distanz zur Front befanden, blieben unversehrt, obwohl sie regelmäßig von italienischen Kriegsflugzeugen überflogen wurden. Diese Feststellung widerlegt den abessinischen Vorwurf, das Rote Kreuz sei von den Italienern systematisch bombardiert worden. Jedoch hält Rainer Baudendistel (2006) fest, dass das Rote Kreuz „seine Aufgaben dort nicht erfüllen konnte, wo es am Nötigsten war, und dass paradoxerweise von derjenigen Partei verunmöglicht wurde, auf deren Boden das Rote Kreuz 1859 seinen Ursprung genommen hatte“.[76]

Der Giftgaskrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kampfstoffe, Technik, Einsatzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Formationen italienischer SM.81-Bomber

Das faschistische Italien setzte in Abessinien drei chemische Kampfstoffe ein: Arsen, Phosgen und Yperit, die – in Gasbomben abgefüllt – fast ausschließlich von Kampfflugzeugen abgeworfen wurden. Die einzig bekannte Ausnahme bildete im Februar 1936 der schwere Artilleriebeschuss des Amba Aradam durch Arsengranaten des Typs 105/28. Die italienische Luftwaffe verwendete Sprengkörper verschiedener Größe und Ausführung. Die Hauptrolle spielte dabei das unter dem Namen „Senfgas“ bekannte Yperit, das Mitte der dreißiger Jahre der am stärksten toxische unter allen damals bekannten Kampfstoffen war. In seiner Wirkung schon in kleinsten Konzentrationen tödlich, führt Yperit als öliges und stechend riechendes Hautgift binnen mehrerer Stunden zu einem qualvollen Tod oder schwersten Verletzungen.[77]

Zum Symbol des brutalen italienischen Yperit-Einsatzes wurde die schwere, torpedoförmige Bombe C.500.T. Mit einem Gesamtgewicht von 280 Kilogram umfasste sie insgesamt 212 Kilogram Senfgas. Dieser großkalibrige Sprengkörper wurde eigens für die Verhältnisse in Ostafrika entwickelt und dort in großer Zahl insbesondere an der Nordfront eingesetzt. Nach dem Abwurf durch Kampfflugzeuge wurde die fast mannshohe Bombe mittels eines Zeitzünders in einer Höhe von 250 Metern über der Erde zur Explosion gebracht. Je nach Windstärke ging danach ein feiner Kampfstoffregen mit 500 bis 800 Meter Länge und 100 bis 200 Meter Durchmesser nieder.[78] Entsprechend den militärischen Erfolgen übernahm die Luftwaffe die zentrale Rolle im Gaskrieg. Die Flugzeugtypen Caproni Ca.111, Caproni Ca.133 und Savoia-Marchetti SM.81 waren bereits in der Werkstatt mit passenden Aufhängevorrichtungen für Gasbomben ausgerüchtet worden. Die leistungsstarken Bomber waren 1932 bzw. 1935 entwickelt worden, hatten eine Reichweite zwischen 980 und 2.275 Kilometern, zählten mehrere Maschinengewehre an Bord und verfügten über eine Ladungskapazität von 800 Kilogram bis zwei Tonnen. Sowohl Caproni-Bomber als auch die Siai-Marchetti S. 81 wurden später auch Spanischen Bürgerkrieg und danach im Zweiten Weltkrieg eingesetzt.[79]

Eine Caproni Ca. 133

Der Einsatz chemischer Kampfstoffe, der von Anfang an offensiven Charakter hatte, brachte eine neue Dimension in den Abessinienkrieg. Im Kriegsverlauf erwiesen sich die von der Artillerie benutzten Arsen-Granaten allerdings als weniger effektiv als die aus der Luft abgeworfenen Giftgasbomben verschiedenen Kalibers. Auf taktischer und stratebischer Ebene waren die Auswirkungen des Giftgaseinsatzes enorm. Indem die italienischen Streitkräfte dank des Nachrichtendienstes genau darüber informiert waren, welche Marschrouten die abessinischen Armeen wählten, zu welchem Zeitpunkt sie sich in Bewegung setzten und wo die Hauptquartiere augeschlagen wurden, konnten beispielsweise „chemische Blockaden“ auf Pässen oder bei Flussübergängen eingerichtet werden. Die gesperrten Gebiete erwiesen sich nach einem Abwurf allerdings auch für die Italiener für drei bis fünf Tage als unpassierbar, was je nach Zeitdruck der Manöver schwerwiegende Folgen haben konnte. Gerade an der Südfront, wo Graziani dazu drängte, möglichst schnell vorzurücken, war diese „Nebenwirkung“ des taktischen Giftgaseinsatzes problematisch. Die zu Beginn des Krieges formulierten Vorsätze, nicht die Zivilbevölkerung zu treffen oder die Gasbomben für große Ziele aufzubewahren, wurden bereits nach wenigen Wochen aufgegeben. Piloten bombardierten insbesondere an der Südfront auch kleinste Ansammlungen von Menschen, Karawanen und Viehherden mit Sprengstoff, Brandbomben und Giftgas.[80]

Die chemischen Kampfstoffe sollten den Gegner terrorisieren, ihn in seiner operativen Planung einschränken und die Moral der gegnerischen Einheiten und der Zivilbevölkerung brechen. Am 2. März 1936 gab Mussolini alle Städte Äthiopiens zur Bombardierung frei, außer Addis Abeba und den Eisenbahnknotenpunkt Dire Dawa. Dieser Entscheid fiel, nachdem einige Tage zuvor Badoglio die „terroristische Aktion der Luftwaffe über den äthiopischen Zentren, die Hauptstadt eingeschlossen“, gefordert hatte. Bezüglich des Gaskrieges gestand Mussolini zwar seinen Feldherren zu, „angesichts der Kriegsmethoden des Gegners jegliche Gifte in beliebiger Menge zu verwenden“, aber in Hinsicht auf die Städtebombardierung wiederholte er mehrmals seine Schutzdirektive gegenüber Addis Abeba und Dire Dawa. Ganz anders verhielt es sich, wenn Provinzstädte wie Debra Marcos, Gigh-Giga und Harrar bombardiert wurden und deren Einwohner zum Teil auch mit chemischen Kampfstoffen angegriffen wurden. Nur die Hauptstadt und Dire Dawa genossen den Schutz des Duce, wobei diese Abschirmung gegen Ende des Feldzuges nur noch formalen Charakter hatte.[81]

Abessinien hatte der chemischen Kriegsführung der italienischen Streitkräfte nicht viel entgegenzusetzen. Die äthiopische Armee erwartete zwar auch den Gaskrieg, ohne allerdings die Dimension der neuen Kriegsführung abschätzen zu können. Die äthiopische Regierung erteilte den Kommandeuren Instruktionen, wie sich die Soldaten bei einem Flugzeugangriff oder bei Verdacht auf Giftgas zu verhalten hatten. Zur Anweisung der oftmals des Lesens unkundigen Soldaten wurden zudem deutsche Handbücher über den Gaskrieg in die amharische Sprache übersetzt und mit vielen Handskizzen versehen. Gegen den Giftgaseinsatz standen der äthiopischen Armee kaum Mittel zur Verfügung. Die allermeisten Soldaten der kaiserlichen Armee waren barfuss in den Kampf gezogen und verfügten weder über Schutzanzüge noch über Spezialschuhe oder Gasmasken, die den feinen, sich auch durch Hartgummi fressenden Kampfstoffregen abgehalten oder die Durchquerung von verseuchtem Gelände erlaubt hätten. Lediglich die kaiserliche Garde verfügte über einige Tausend Gasmasken, welche sich aber gegen Senfgas als von sehr geringem Nutzen erwiesen. Nicht existent war in der kaiserlichen Armee ein Sanitätsdienst, der wenigstens die Leiden der Giftgasopfer hätte lindern können. Den Verheerungen aus der Luft schutzlos preisgegeben war die Zivilbevölkerung. Wie in ganz Afrika existierten in Äthiopien weder Schutzbunker, noch besaßen die Menschen rudimentäres Schutzwissen, von Gasmasken ganz zu schweigen. Entgiftungsmittel fehlten ganz.[82]

Ausmaße des Giftgaseinsatzes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Genaue Aussagen darüber, wie viele Giftgasbomben insgesamt in Äthiopien eingesetzt wurden, sind schwierig. Ebenfalls schwierig ist zu bestimmen, welche Bomben mit welchen Kampfstoffen gefüllt waren.[83] An der Nordfront warf die Luftwaffe während des „Krieges der sieben Monate“ schätzungsweise 1.020 bis 1.972 C.500.T-Bomben ab, was insgesamt etwa 300 Tonnen Yperite entspricht. Außerdem ließ Badoglio während der Schlacht bei Amba Aradam 1.367 mit Arsen gefüllte Artilleriegeschosse auf die abessinischen Soldaten abfeuern. An der Südfront warf die Luftwaffe etwa schwere 95 C.500.T-Bomben, 186 21 Kilogramm schwere Yperit-Bomben und 325 Phosgen-Bomben ab, was insgesamt 44 Tonnen Giftgas entspricht. Für die Zeit von 22. Dezember 1935 bis 27. April 1936 ergibt somit eine Gesamtmenge von rund 350 Tonnen Giftgas. Von 1936 bis 1939 wurden noch schätzungsweise 500 weitere Giftgasbomben auf den abessinischen Widerstand abgeworfen. Daher hatten die Äthiopier während der gesamten Zeit des italienischen Angriffskriegs und der Besatzung von 1935 bis 1941 etwa 2.100 Giftgasbomben bzw. rund 500 Tonnen Giftgas zu erleiden.[84] In Konsequenz davon sprechen Historiker von einem „massiv geführten Gaskrieg“.[85]

Der Gaskrieg an der Südfront sah anders aus als an der Nordfront, weil es zwar zu vielen Gefechten, aber lediglich zu zwei großen militärischen Konfrontationen kam: bei der Einnahme der Ortschaft Neghelli und während der Harrar-Offensive. Die Operationen aus der Luft gingen dabei stets jenen am Boden voraus. So wurde Neghelli am 20. Januar 1936 von italienischen Bodentruppen erobert, aber die Bombardierung mit den C.500.T-Bomben setzte bereits am 12. Januar ein. Bei der Harrar-Offensive trugen sich die heftigsten Kämpfe am Boden in der Zeitspanne zwischen dem 15. April und dem 9. Mai zu, während die Luftwaffe die schwersten Aktionen zwischen dem 20. März und dem 14. April durchführte. Die Tendenz, die Bombardierungen mit den C.500.T-Bomben nicht auf den Zeitraum der Schlachten zu beschränken, bestand somit sowohl an der Nord- wie an der Südfront. Auch im Süden erwies sich der Gaskrieg als eine Konstante.[86]

General Ugo Cavallero setzte bis 1940 in Ostafrika Giftgas ein

Bis Ende November 1936, also Monate nach der offiziellen Proklamation Italienisch-Ostafrikas, verging kein Monat, ohne das die italienische Luftwaffe über Abessinien nicht 7 bis 38 C.500.T-Sprengkörper eingesetzt hätte.[87] Bis zur Ablösung Vizekönig Grazianis im Dezember 1937 wurde Giftgas weiterhin regelmäßig in allen Regionen Äthiopiens eingesetzt. Unter dem Grazianis Nachfolger, Herzog Amadeus von Aosta, wurden Giftgasbomben hauptsächlich in den Gouvernaten Amhara und Shewa eingesetzt. Federführend war dabei der Oberbefehlshaber der italienischen Luftwaffe in Italienisch-Ostafrika, General Ugo Cavallero, der ein Befürworter von Grazianis Handlungen zur Ausmerzung des äthiopischen Widerstands war. Laut Alberto Sbacchi (1997) wurden von Mai 1936 bis Juni 1940, als das faschistische Italien in den Zweiten Weltkrieg eintrat, weitere 459 Giftgasbomben gegen den abessinischen Widerstand eingesetzt.[88] Yperit- und Arsen-Granaten wurden auf Cavalleros Befehl auch bei dem Massaker von Debre Birhan im April 1939 eingesetzt.[89]

Entgegen Gerüchten, die schnell Eingang in die internationale Presse fanden, setzten die italienischen Invasionstruppen im Abessinienkrieg nicht von Anfang an chemische Kampfstoffe ein. Die ersten Einsätze wurden kurz vor Weihnachten 1935 infolge der abessinischen Gegenoffensive geflogen. Erst in dieser bedrohlichen Situation ließ das italienische Oberkommando alle Rücksichten fallen und griff zum verheerendesten Mittel, das ihm zur Verfügung stand: zur Massenvernichtungswaffe Giftgas.[90] Auch ließ die italienische Luftwaffe Yperit nicht wahllos über Dörfern, Städten und Menschenansammlungen ausbringen und setzte überdies auch keine Sprühflugzeuge zur großflächigen Verseuchung landwirdschaftlicher Flächen ein. Mussolini ging davon aus, dass diese letzten Entgrenzungen des Krieges international mehr politischen Schaden als militärischen Nutzen gestiftet hätte. Aus dem gleichen Grund verzichtete Mussolini letztenendes auch auf eine bakteriologische Kriegsführung. Wenngleich sich die Gasattacken meistens gegen bewaffnete Einheiten in umkämpften Zonen richteten, wurden sie ohne jede Rücksicht auf die Zivilbevölkerung durchgeführt. Allein bis Ende 1936 kamen mehrere Tausend, vielleicht sogar Zehntausende Abessinier durch Giftgas ums Leben. Unzählige weitere wurden verstümmelt oder erblindeten, viele bleiben für ihr restliches Leben gezeichnet.[91]

Biologische Waffen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem heutigen Forschungsstand wurden im Abessinienkrieg keine biologischen Waffen eingesetzt. Dennoch war ihr Einsatz ursprünglich als ein fester Bestandteil der italienischen Kriegsführung vorgesehen, obwohl bis dahin kein Land der Welt solche benutzt hatte. Im Februar 1936 dachte Mussolini offen an den Einsatz von Bakterienkulturen. Die abessinischen Truppen Ras Kassas hatten zuvor Ende Januar an der Nordfront Badoglios Armee unter Druck gesetzt. Badoglio plädierte jedoch gegen den Einsatz von bakteriologischen Mitteln, weil weniger die gegenerischen Kampfverbände als die Zivilbevölkerung von diesen Maßnahmen beeinträchtigt gewesen würde. Zudem würde bei einem Einsatz von Bakterien die Offensive der Italiener zum Stillstand kommen, weil ganze Gebiete verseucht wären. Als letzten Grund für den Verzicht auf eine weitere Radikalisierung der Kriegsführung gab der General an, dass der Einsatz von Bakterien in der Weltöffentlichkeit heftige Proteste hervorrufen würde und weiterreichende Sanktionen des Völkerbundes, etwa das Erdölembargo, nicht auszuschließen gewesen wären. Mussolini zeigte sich mit den Ausführungen Badoglios einverstanden. Laut Guilia Brogini Künzi (2006) kann letztlich nur spekuliert werden, wie eine bakteriologische Kriegsführung in Ostafrika in der Praxis ausgesehen hätte. Fest stehe, dass die italienischen Sanitätsdienste die Streitkräfte und die Bevölkerung in den bereits eroberten Gebieten gegen Typhus und Cholera impfen ließen. Diese Maßnahme könnte aber auch losgelöst von militärischen Überlegungen zur allgemeinen Vorbeugung gedient haben.[92]

Einsatz von Kolonialtruppen (Askaris)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die italienischen Invasoren schlugen systematisch Kapital aus den ethnischen und religiösen Spannungen zwischen den unterworfenen Völkern. Bereits im Zweiten Italienisch-Libyschen Krieg von 1922 bis 1932 hatte das faschistische Italien christliche Askari-Kolonialtruppen aus Eritrea gegen den muslimischen Widerstand eingesetzt. Im Abessinienkrieg wurde nun die von General Guglielmo Nasi kommandierte Division „Libia“ eingesetzt, die aus nordafrikanischen Muslimen bestand. Sie trat am 15. April 1936 in Aktion und nahm an Grazianis Schlussoffensive im Ogaden teil. Mit der Verlegung libyscher Söldner an die Südfront ermöglichte das faschistische Regime diesen, sich für Jahre der zurückliegenden Gewalttaten zu rächen, die aus Eritrea stammende Askaris während der faschistischen „Wiedereroberung Libyens“ an ihren Familien und Verwandten verübt hatten.[93]

Hinrichtung von Kriegsgefangenen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon während des „Krieges der sieben Monate“ machten die vehement vorrückenden Italiener kaum Gefangene. In großer Zahl hätten diese die ohnehin schon stark belastete Logistik des Unternehmens zusätzlich strapaziert. Gestellte abessinische Soldaten wurden oft gleich auf der Stelle erschossen oder kurz nachdem sie militärische Informationen preisgegeben hatten, exekutiert. Selbst Kämpfer, die sich freiwillig ergaben, konnten nicht mit Milde rechnen oder auf die Einhaltung der Genfer Konvention für Kriegsgefangene von 1929 hoffen.[94] Obwohl die abessinische Armee zwischen 250.000 und 350.000 Soldaten mobilisierte, hatten die Abessinier bei der Schlacht von Adua 1896 an einem einzigen Tag mehr italienische Kriegsgefangene gezählt, als die Italiener während des gesamten „Krieges der sieben Monate“ an abessinischen Kriegsgefangenen machten.[95] Die Annexion Äthiopiens durch Italien hatte den Effekt, dass Rom fortan alle Widerstandskämpfer als „Rebellen“ gegen die legitime Ordnung betrachten und unerbittlich hart bestrafen konnte. Am 5. Juni 1936 ordnete Mussolini an, dass alle in Gefangenschaft geratenen „Rebellen“ umgehend zu erschießen seien.[96] Dem faschistischen Außenminister Galeazzo Ciano zufolge ließ Achille Starace, Generalsekräter des PNF und Oberbefehlshaber in der abessinischen Region Gondar Gefangene nicht nur erschießen, sondern benutzte sie als Übungsziele für Herzschüsse: „Er schoss ihnen zuerst in die Genitalien und dann in die Brust. Augenzeugen haben diese Details berichtet.“[97]

Besatzungsverbrechen Italiens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vizekönig Rodolfo Graziani (1937)

Das ganze Ausmaß des italienischen Besatzungsterrors ist erst in den letzten Jahren zum Vorschein gekommen. Die neueste Forschung hat das bereits von Pionieren wie Angelo Del Boca und Giorgio Rochat gezeichnete Bild in seinen Hauptlinien bestätigt und diesem immer neue brutale Begebenheiten hinzugefügt, wobei jedoch noch etliche Aspekte fehlen dürften. So waren bis vor wenigen Jahren etliche Massaker noch vergessen, bei anderen mussten die Opferzahlen bedeutend nach oben korrigiert werden.[98] Bereits einige Tage nach der Einnahme Addis Abebas im Mai 1936 unterzog Marschall Pietro Badoglio die Hauptstadt einer ersten „Säuberung“, bei der es zu einer Welle von Hinrichtungen mit gegen 1.500 Todesopfern kam. Die Details der Aktion hatte Mussolini zwei Tage vor Badoglios Einzug in Addis Abeba festgelegt. Alle Stadtbewohner, die noch ihre Waffen auf sich trugen, sollten summarisch erschossen werden. Ferner sollten auch alle Angehörigen der jungen Bildungsschicht liqudiert werden. Die „Young Ethiopians“, der progressive und im Westen ausgebildete Flügel der alten Elite, wurden von Mussolini als „eingebildete und grausame Barbaren“ bezeichnet.[99] Am 30. Juli 1936 wurde auf einem öffentlichen Platz in Addis Abeba Abuna Petros, einer der höchsten Würdenträger der äthiopisch-orthodoxen Kirche, nach einem kurzen Schauprozess von italienischen Carabinieri erschossen.[100]

Am 8. Juli 1936 erteilte Mussolini in einer Mitteilung Vizekönig Graziani freie Hand in der Wahl der Mittel: „Ich autorisiere Ihre Exzellenz noch einmal, systematisch mit einer Politik des Terrors und der Ausrottung gegen die Rebellen und die mitschuldige Bevölkerung zu beginnen und eine solche zu führen. Ohne das Gesetz zu Vergeltung 1 zu 10 kann man der Plage nicht in der nötigen Zeit Herr werden.“[101] Die geläufigsten Formen der Hinrichtung waren Erhängungen und Erschießungen, andere Methoden beinhaltete auch das Verbrennen ganzer Familien in ihren Häusern mit Flammenwerfern oder Köpfungen. Die Zurschaustellung abgehackter Köpfe, die an Straßen auf langen Lanzen aufgespießt waren, sollte der Abschreckung dienen.[102] In Italienisch-Ostafrika ging der Besatzungsterror nicht nur von regulären Angehörigen der Armee aus, sondern auch von der faschistischen Miliz (Schwarzhemden), von Polizeieinheiten der Carabinieri und von schwarzen Kolonialtruppen (Askaris). Angehörige des abessinischen Widerstands und Dissidenten wurden meistens nicht eingekerkert, sondern oft gleich nach ihrer Gefangennahme exekutiert. Nur einige hundert hochrangige Mitglieder der äthiopischen Aristokratie erhielten eine Chance auf ein Überleben im Gefängnis. 400 von ihnen wurden auf Mussolinis Befehl nach Italien deportiert und dort zur Verbannung verurteilt. Auch kam der italienische Unterdrückungsapparat in Ostafrika nicht ganz ohne Konzentrationslager aus. In Italienisch-Somaliland enstand 1935 das KZ Danane, in Eritrea 1936 das KZ Nocra. Bis 1941 wurden in beiden Straflagern zusammen bis zu 10.000 Gefangene interniert, darunter auch Frauen und Kinder.[103] Beide Einrichtungen werden von Historikern aufgrund der dort vorherrschenden grausamen Verhältnisse und sehr hohen Sterberaten auch als Todeslager eingeordnet.[104]

Opfer des Pogroms von Addis Abeba.

Die schwersten Besatzungsverbrechen ereigneten in der Zeit nach dem Bombenattentat auf Vizekönig Graziani, das den Vorwand für Wochen und Monate von summarischen Exekutionen und Massakern lieferte.[105] Während einer Zeremonie vor dem Amtssitz des Vizekönigs in Addis Abeba waren am 19. Februar 1937 durch Handgranaten Angehörige und der italienischen Besatzungselite, Graziani eingeschossen, schwer verletzt worden. Drei italienische Soldaten starben. Daraufhin begann der örtliche faschistische Parteiführer Guido Cortese das dreitägige Pogrom von Addis Abeba, bei dem laut der ersten umfassenden Darstellung von Ian Campbell (2017) vor allem faschistische Schwarzhemden etwa 19.200 Menschen ermordeten. Innerhalb kürzester Zeit verlor die Hauptstadt somit bis zu 20 % ihrer Einwohner, wobei faschistische Todesschwadronen auch gezielt gegen die abessinische Intelligenz vorgingen.[106] Nach dem fehlgeschlagenen Anschlag auf den Vizekönig vollzog die Repression einen qualitativen und quantitativen Sprung. Graziani dehnte den Besatzungsterror nun auf ganze Bevölkerungsgruppen aus, die er für „gefährlich“ hielt und einer antiitalienischen Haltung bezichtigte.[107]

Ins Visir der Besatzer gerieten der amharische Adel, der Klerus der äthiopisch-orthodoxen Kirche und die Intelligenz, also auch Großgrundbesitzer, Bischöfe, Mönche und kaiserliche Spitzenbeamte. Besonders gefährdet waren Angehörige dieser Gruppen in den Unruheprovinzen Zentraläthiopiens, unter den Volksgruppen vor allem die Amharen. So wies Graziani am 1. März 1937 General Guglielmo Nasi an, im Gouvernement Harrar alle Mitglieder des amharischen Adels und alle ehemaligen Offiziere der kaiserlichen Armee zu erschießen. Ähnlich lautende Erlasse ergingen gegen die „Young Ethiopians“ und das Kollektiv der Weissager, Zauberer und Märchenerzähler, die im einfachen Volk als Seher und Deuter in hohem Ansehen standen.[108] Allein von den Polizeieinheiten der Carabinieri wurden bis Anfang Juni 1937 insgesamt 2.509 Menschen erschossen, vor allem Wahrsager und Märchenerzähler.[109] Ebenso ordnete Graziani das Massaker von Debre Libanos an. Bei diesem „blutigsten Massaker an Christen auf dem afrikanischen Kontinent“ erschossen italienische Offiziere und Kolonialtruppen unter General Pietro Maletti von 19. bis 26. Mai 1937 etwa 2.000 abessinische Geistliche, Theologiestudenten und Pilger der Klosterstadt Debre Libanos – einer der heiligsten Stätten der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche.[110] Grazianis Nachfolger, Herzog Amadeus von Aosta, leitete eine mildere Besatzungspolitik ein, die nicht nur auf Repression beruhte, aber auch nicht vollends auf Gewalt verzichtete. So wurden noch im April 1939 beim Massaker von Zeret mindestens 1.000 Menschen mit Giftgas, Flammenwerfern oder durch Erschießungen getötet.[111]

Zur Terrorherrschaft Grazianis urteilten 1978 die polnischen Historiker Andrzej Bartnicki und Joana Mantel-Niécko, dass dessen Unterdrückungsmethoden nur mit den Repressalien verglichen werden könnten, die „die Hitlerfaschisten gegenüber den unterjochten Völkern Osteuropas“ verübt haben.[112] Im Jahr 2008 stellte der an der Universität Turin lehrende Faschismusexperte Brunello Mantelli fest, dass Mussolini und seine Generäle in Abessinien mit Methoden vorgingen, welche „denen, die später Adolf Hitler anwandte, in nichts nachstanden“.[113] Um unabgebrachte Vergleiche mit dem „Dritten Reich“ zu vermeiden, müssten solche Einschätzungen laut Aram Mattioli jedoch differenziert und strikt auf die Zeit vor Beginn des deutschen Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion im Jahr 1941 eingeschränkt werden. Die gezielte Liquidierung der äthiopischen Intelligenz und des Klerus, aber auch von Teilen der amharischen Führungselite sei mit dem deutschen Besatzungsterror in Polen vergleichbar, in dessen Rahmen kurz nach dem Einmarsch mit der gezielten Ausrottung der polnischen Bildungsschichten, des Offizierskorps, der höheren katholischen Geistlichkeit und Tausender von Juden begonnen wurde.[114] In der vom faschistischen Italien betriebenen systematischen Ermordung von Mitgliedern bestimmter sozialer Gruppen oder Gesellschaftsschichten sieht Aram Mattioli (2006) den „Tatbestand des Soziozids“ erfüllt.[115]

Abessinische Kriegsverbrechen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leichenbeschau über die Gonrand-Opfer.

Auch von abessinischen Truppen und der Widerstandsbewegung wurden bereits in der heißen Kriegsphase 1935/36 Kriegsverbrechen begangen. So griff am 13. Februar 1936 eine abessinische Kommandoeinheit bei Mai Lahlà (Rama) eine Baustelle der Firma Gonrand an und massakrierte hinter der Front mindestens 68 Arbeiter und eine Frau. Zum Entsetzen der italienischen Öffentlichkeit wurde ein Großteil der getöteten Männer verstümmelt und entmannt. Ebenfalls bekannt ist das Massaker von Lekept. Vizekönig Graziani hatte am 26. Juni 1936 drei Flugzeuge mit 13 Offizieren nach Lekept geschickt, um dort den proitalienisch eingestellten lokalen Anführer Hapte Mariam zu treffen. Die Offiziere wurden mit einer Geldsumme von 3.000 Maria-Theresien-Talern ausgestattet, um in Lekept eine lokale Armee im Dienste der Italiener aufzubauen. In der Nacht des selben Tages wurden 12 von ihnen getötet, und die drei Flugzeuge von Studenten der Stadt Holetta und eritreischen Deserteuren verbrannt.[116]

Trotzdem falle laut Aram Mattioli (2005) auf, dass der Widerstand keine Gewaltakte in belebten Straßen, Restaurants oder auf Märkten verübte, in denen unbeteiligte Passanten zu Schaden kamen. „Willkürlicher Terror“, so Mattioli, „war seine Sache nicht“.[117] Auch Rainer Baudendistel (2006) hält fest, dass die Verletzungen der ersten Genfer Konvention von 1929, die sich das faschistische Italien während des siebenmonatigen Feldzuges in Abessinien zu schulden kommen ließ „sehr viel schwerer wiegen als diejenigen des äthiopischen Kaiserreiches“. Der bis heute in Italien verbreitete Glaube an das Gegenteil sei ein „Mythos“, der dem „nachhaltigen Effekt der faschistischen Propaganda und eigentlicher Verdrängung zuzuschreiben“ sei.[118]

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abessinien unter faschistischer Besatzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen Italienisch-Ostafrikas (1939–1941)
lili
rere
Das in 4,8 m hohe, in Fels gehauene Mussolini-Monument bei Adua (1936)
Abessinier Grüßen ein Abbild Mussolinis in Mek’ele (1935)
Ein äthiopischer Junge zeigt den faschistischen Gruß

Unter der italienischen Besatzung verschwand Abessinien als geographische Einheit von der Landkarte. Die Grenzen des alten Kaiserreiches wurden aufgelöst und sein Territorium mit den bisherigen Kolonien Eritrea und Somaliland vereinigt. Diese formten nun die neugebildete Kolonie „Italienisch-Ostafrika“ (Africa Orientale Italiana, kurz AOI). Faktisch handelte es sich jedoch um eine Besatzungsherrschaft und damit um eine illegitime Form der Machtausübung, da Äthiopien vor der Annexion ein souveräner und international anerkannter Staat gewesen war. Völkerrechtlich gesehen stieß dem Land somit nichts grundlegend anderes zu als später der Tschechoslowakei und Polen durch das nationalsozialistische Deutschland. Außerdem ging der Krieg auch nach der Einnahme Addis Abebas unvermindert weiter, da die Italiener erst ein Drittel Abessiniens erobert hatten.[119]

Das Gebiet wurde in fünf (ab November 1938 sechs) halbautonome Verwaltungseinheiten unterteilt. Dabei praktizierten alle faschistischen Gouverneure einen bemerkenswerten Autoritarismus, Paternalismus und Rassismus. Eine zwangsläufige Begleiterscheinung der italienischen Kolonialpolitik war in Abessinien wie auch anderswo der Ausschluss der unterworfenen Bevölkerung von allen Formen der Machtbeteiligung. Die koloniale Administration ging von der Theorie aus, dass Kolonien Erweiterungen des Mutterlandes sind, die von Italienern besiedelt und von italienischem Kapital ausgebeutet werden sollten. Dieser Ansatz zielte auf eine Transformierung der Kolonien in Regionen eines Großitalien (Magna Italia) ab. Kolonialminister Alessandro Lessona betrachtete die Unterordnung von Interessen der einheimischen afrikanischen Bevölkerung unter die Interessen Roms nicht als im Widerspruch zur proklamierten „Zivilisatorischen Mission“ stehend. Stattdessen ging er davon aus, dass die Abessinier dankbar und unterwürfig sein würden.[120]

Anders als die umliegenden kolonialen Gebiete, verfügte Abessinien jedoch über eine wachsende und gut artikulierte intellektuelle Elite. Viele von ihnen hatten eine Ausbildung an Schulen und Universitäten im Ausland gemacht. Die Italiener begannen mit der systematischen Liquidierung dieser Abessinier, sowie aller anderen, die verdächtigt wurden irgendeine Form von bedeutender Ausbildung genossen zu haben.[121] Das künftige Schulwesen wurde für Abessinier auf die Grundschulbildung beschränkt.[122] Mussolini war von Anfang an entschlossen alle historischen Symbole zu entfernen, die an die Unabhängigkeit Äthiopiens erinnerten. Er erließ persönlich die Order zur Entfernung der zwei bedeutendsten Statuen in Addis Abeba: jene Kaiser Meneliks und jene des Löwen von Judah. Später befiel der Diktator den Raub einer der beiden Obelisken von Axum, der anschließend nach Rom verschifft wurde. Das nach Italien geschaffte Raubgut umfasste ebenfalls das Monument des Löwen von Judah, fünf Kronen äthiopischer Kaiser sowie mehrere historische Gemälde, die das abessinische Parlament verziert hatten.[123]

  • Terrorherrschaft Grazianis


  • „Apartheidsrassismus“ unter Amadeus von Aosta

Die Ausrufung des „Imperiums“ und Benito Mussolinis Wunsch, die neue Kolonie zu einem Einwanderungs- und Siedlungsland werden zu lassen, zog einen entscheidenden Wechsel hin zu einer akzentuierten Rassenpolitik nach sich.[124]

So ging das faschistische Regime noch während des Eroberungskrieges dazu über, die italienische Bevölkerung mit der „Rassenfrage“ zu konfrontieren und auf die Segregationsgesetze einzustimmen. Dabei entwickelte sich im Zusammenhang mit der Pressekampagne ein neues Vokabular, das erst mit den Rassengesetzen von 1938 zwei Jahre später zur vollen Geltung kommen sollte, seit 1936 aber allmählich zum politischen Wortschatz zu zählen begann. Auch für Mussolini, der sich mehr als einmal über die Rassenpolitik der Nationalsozialisten mokiert hatte, war das „Rassenproblem“ mit der Eroberung Äthiopiens von vorrangiger Bedeutung geworden.[125] So erklärte Mussolini gegenüber seinem Kabinettsleiter Meregazzi: „Man erobert kein Imperium, um sich zu entarten. Ich will kein gemischtes Blut.“ Am 19. November 1936 unterstrich Mussolini dann auch während einer Sitzung des Faschistischen Großrats die Notwendigkeit, das „Rassenproblem“ in der Literatur und Doktrin des Faschismus zu verankern. Im Sommer 1938 ließ er noch deutlicher über seinen Staatssekretär Attilio Teruzzi den Kolonialbehörden ausrichten: „[...] es ist die eindeutige Absicht des Duce, die Rassenmischung von italienischen Staatsbürgern und Einheimischen in jedem Fall mit allen Mitteln und mit dem doppelten Ziel zu verhindern, die Plage des Mestizentums mit der Wurzel auszureißen und den Erhalt der Rasse sicherzustellen.“[126]

Auf dieses Ziel hin waren auch die seit 1937 verabschiedeten Gesetze ausgerichtet, die im Vergleich zu den ersten rassentrennenden Anordnungen große qualitative Unterschiede aufwiesen: Während die frühen Direktiven auf die verschiedenen Gouverneure, Mussolini oder das Kolonialministerium zurückgingen und eine geringe Koordination erkennen ließen, ging man seit 1937 zu einer systematischen Gesetzgebung über. Dabei handelte es sich meist um Strafgesetze.[127]

Das zweite koloniale Rassengesetz vom 29. Juni 1939 sah „Strafmaßnahmen zum Schutz des Rasseansehens gegenüber den Eingeborenen Italienisch-Ostafrikas“ vor und versuchte, sehr unterschiedliche Formen von Beziehungen und Kontakten zu Einheimischen zu ahnden. Häufig waren diese in der Vergangenheit durch einfache Erlasse der Gouverneure, des Vizekönigs oder Mussolinis untersagt und mit Ausweisung aus der Kolonie bestraft worden, konnten nun aber in verschärfter Form strafrechtlich verfolgt werden. Auch galt das neue Gesetz für das gesamte italienische Territorium und besaß damit sowohl für die Kolonien als auch für das Mutterland Gültigkeit. Als dritte Neuerung konnte erstmals der Einheimische mit bis zu drei Jahren Haft und einer Geldstrafe von bis zu zehntausend Lire bestraft werden, sofern seine Handlung das Ansehen verletzt hatte. Ebenso unterlagen andererseits nicht mehr allein die Italiener den Bestimmungen des neuen Dekrets, sondern alle in den Kolonien lebenden Europäer „arischer Rasse“.[128]

Opferzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem italienischen Angriffskrieg und Besatzungsregime fielen von 1935 bis 1941 zwischen 350.000 und 760.000 der rund 10 Millionen Abessinier zum Opfer. Wie in vielen anderen Fällen von Massenverbrechen ist sich die internationale Forschung über die genaue Opferzahl uneins. Keine der kriegsführenden Parteien führte verlässliche Statistiken. Überdies waren in Abessinien keine statistischen Erhebungen über seine Bewohner bekannt, sodass auch die Zahl der Gesamtbevölkerung einen Annäherungswert darstellt. Die Zahlen für die Gesamtbevölkerung schwanken zwischen 8 und 12 Millionen. Nach äthiopischen Regierungsangaben aus dem Jahre 1946 belief sich die Gesamtzahl der Opfer auf mindestens 760.000 Tote. Diese Zahl wird von den meisten europäischen Historikern als zu hoch angesehen. Die neuere italienische Forschung geht für den Zeitraum von 1935 bis 1941 von 350.000 bis 480.000 getöteten Äthiopiern aus. Der schweizerische Historiker Aram Mattioli (2005) geht von maximal 380.000 Toten aus. Historiker stimmen jedoch weitgehend überein, dass während der Besatzungszeit 1936 bis 1941 mehr Äthiopier ums Leben kamen als im „Krieg der sieben Monate“ 1935/36. Für die intensivste Kriegphase von 1935/36 schwanken die Zahlen zwischen 55.000 und 275.000 getöteten Abessiniern. Aram Mattioli hält 150.000 abessinische Opfer für diese Kriegsphase am wahrscheinlichsten. Für die Zeit der Okkupation von 1936 bis 1941 geben äthiopische Regierungsangaben über 480.000 Tote an, Aram Mattioli schätzt hier 180.000 bis 230.000 Opfer. Der italienische Historiker Matteo Dominioni (2006) geht für die Zeit von März 1936 bis Juni 1940 auf Basis von Aufstellungen der Besatzungsmacht von 150.000 bis 200.000 getöteten Äthiopiern aus.[129]

Für das nicht sehr bevölkerungsreiche Kaiserreich am Horn von Afrika bedeutete dieser Verlust von hunderttausenden Menschenleben jedenfalls eine Tragödie. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung bezahlte Abessinien den italienischen Eroberungsversuch mit einem höheren Blutzoll als die am stärksten durch den Ersten Weltkrieg betroffenen Nationen – von Serbien einmal abgesehen. Das zentrale Hochplateau Äthiopiens wurde so zum Schauplatz des ersten kriegsbedingten Massensterbens seit der Gründung des Völkerbundes, dessen Mitgliedsstaaten sich verpflichtet hatten, Konflikte untereinander nur mit friedlichen Mitteln und unter strikter Anwendung völkerrechtlicher Normen beizulegen.[130]

  • Italienische Verluste

Internationale Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Damit, so Steven Morewood (2020), legten die Italiener den Weg frei, dem die Deutschen folgen sollten.[131]

Verhindertes Kriegsverbrechertribunal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Völkerrechtliche Ausgangssituation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf ihren Gipfeltreffen in Moskau (1943), Teheran (1943) und Jalta (1945) bekräftigten die Führer der allierten Mächte ihren Willen, Kriegsverbrecher zu verfolgen und an ihre Ankläger auszuliefern. 1943 wurde zu diesem Zweck die United Nations War Crimes Commission (UNWCC) eingerichtet, die auf Grundlage von konkretem Beweismaterial eine Liste mutmaßlicher Kriegsverbrecher erstellen sollte. Am 8. August 1945 führte das Londoner Statut neben Kriegsverbrechen, die schon unter Bezug auf die Haager Landkriegsordnung von 1907 geahndet werden konnten, das „Verbrechen gegen den Frieden“ und das „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ in das Völkerrecht ein.[132] Vor dem Hintergrund der Nürnberger und Tokioter Prozesse strengte auch das Kaiserreich Äthiopien ein internationales Tribunal zur Aburteilung der italienischen Kriegsverbrecher an. Schließlich war das Land nicht nur das erste Opfer der späteren Achsenmächte gewesen, sondern während der italienischen Invasion und Okkupation auch zum Schauplatz schwerer Kriegs- und Besatzungsverbrechen geworden, denen zwischen 1935 und 1941 hunderttausende Äthiopier zum Opfer fielen. Bei vielen der begangenen Gewalttaten handelte es sich schon nach damaliger Rechtslage um schwere Verstöße gegen das Völkerrecht. So stellte bereits die Invasion als solche einen verbrecherischen Akt dar, weil sie gegen den Briand-Kellogg-Pakt verstieß, durch den die Welt 1928 Angriffs- und Eroberungskriege prinzipiell geächtet hatte. Der kalkulierte Einbezug der Zivilbevölkerung in die Kampfhandlungen kam einem Bruch mit den Prinzipien der Haager Landkriegsordnung gleich.[133]

Völkerrechtswidrig waren die Luftangriffe auf unverteidigte Städte und Dörfer, die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen durch die Verseuchung von Wasserstellen und das Abschlachten von Viehherden sowie die willkürliche Hinrichtung von unbeteiligten Zivilisten. Italiens massive und systematische Gaskriegsführung verletzte die seit 1925 bestehende internationale Vereinbarung über das Verbot von erstickenden, giftigen oder ähnlichen Gasen sowie bakteriologischen Mitteln im Kriege. Dadurch, dass italienische Einheiten an einzelnen Frontabschnitten keine Gefangenen machten oder diese in den Konzentrationslagern Danane und Nocra einem oft tödlichen Schicksal überantworteten, traten die Invasoren auch die Genfer Konvention von 1929 mit Füßen, die einen erweiterten Schutz und eine menschliche Behandlung von Kriegsgefangenen vorsah. Ein eindeutiges völkerrechtswidriges „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ war die blutige Massenrepression unter Vizekönig Graziani: insbesondere die gezielte Ausrottung ganzer Bevölkerungsgruppen, die Massenexekutionen ohne vorherigen Prozess und die Massaker an Zivilpersonen.[133]

Äthiopische Initiativen bei der UNWCC und Großbritannien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als ein erster Schritt auf dem Weg zu einem „afrikanischen Nürnberg“ sollte die von der Presse- und Informationsabteilung der äthiopischen Regierung erarbeitete Dokumentation „La Civilisation de l’Italie fasciste en Éthiopie“ werden. Das in französischer Sprache verfasste, zweibändige Schwarzbuch prangerte auf Grundlage von gefundenen Dokumenten und Fotografien die italienischen Gewalttaten an, und sollte westliche Regierungskreise und die Öffentlichkeit für Verbrechen auf dem ostafrikanischen Kriegschausplatz sensibilisieren. Am 10. Jahrestag des italienischen Überfalls trat Äthiopien dem Londoner Statut bei und gab am 20. Mai 1946 die Errichtung der „Ethiopian War Crimes Commission“ bekannt. Addis Abeba versuchte Druck auf die UNO-Kommission, da diese bishher insbesondere auf britisches Betreiben hin die italienischen Kriegsverbrechen in Äthiopien nicht in ihr Mandat eingeschlossen hatte. Die UNWCC erklärte, sie sei für während des Zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945 begangene Gewaltverbrechen zuständig. Jedoch wurden schon in den Tokyoter Prozessen Verbrechen der japanischen Militärführung verhandelt, die bis ins Jahr 1928 zurückgingen.[134]

Die UNWCC änderte ihre ablehnende Haltung erst infolge des Inkrafttreten der Pariser Friedensverträge am 10. Februar 1947. Darin verpflichtete sich Italien unter anderem dazu, alle nötigen Schritte zu unternehmen, um Personen italienischer oder ausländischer Herkunft, die im Verdacht standen, Strafbestände nach Maßgabe des Nürnberger Prozesses verübt, befohlen oder Beihilfe zu ihnen geleistet zu haben, vor Gericht zu stellen. Am 29. Oktober 1947 erklärte sich die UNO-Kommission bereit, auch die von Italienern begangenen Kriegsverbrechen in Äthiopien in ihre Arbeit einzubeziehen. Gleichzeitig forderte sie Äthiopiens Regierung auf, ihre Fälle der Kommission bis zum 31. März 1948 zu unterbreiten. Um die Frist einhalten zu können, entschloss sich Äthiopiens Regierung dazu, der UNWCC aus Dutzenden von möglichen Fällen nur zehn Anklagen gegen mutmaßliche Hauptkriegsverbrecher zu unterbreiten. Damit war bereits klar, dass alle Täter der mittleren und untersten Kommandoebene nicht belangt werden würden. Andere Hauptverantwortliche wie Benito Mussolini oder Emilio De Bono waren nicht mehr am Leben. Anfang 1948 überreichte Äthiopien der UNWCC detailliertes Beweismaterial zu von Italienern begangenen Kriegs- und Besatzungsverbrechen.[135] Auf der äthiopischen Kriegsverbrecherliste standen sieben hochrangige Militärs, zwei Politiker und ein Parteiexponent in der folgenden Reihenfolge:

1. Marschall Pietro Badoglio (Oberbefehlshaber der italienischen Streitkräfte in Ostafrika), 2. Marschall Rodolfo Graziani (Kommandeur der Südfront und Vizekönig von Italienisch-Ostafrika), 3. Alessandro Lessona (Kolonialminister), 4. Guido Cortese (Chef der faschistischen Partei in Addis Abeba), 5. General Guglielmo Nasi (Gouverneur von Harrar), 6. General Alessandro Pirzio-Biroli (Gouverneur von Amhara), 7. General Carlo Geloso (Gouverneur von Galla und Sidamo), 8. General Sebastiano Gallina, 9. General Ruggero Tracchia, 10. Enrico Cerulli (Abteilungsleiter im Kolonialministerium für Ostafrika und Stellvertreter von Vizekönig Graziani). Äthiopien bezichtigte jeden der zehn Haupttäter des verbrecherischen Massenmords. Konkret wurde Badoglio der systematische Einsatz von Giftgas und das gezielte Bombardement von Spitälern zur Last gelegt. Graziani klagte man des systematischen Terrorismus, der Deportation und Internierung von Zivilisten, der Plünderung und mutwilligen Zerstörung, des Einsatzes von Giftgas und der bewussten Bombardierung von Spitälern an. Lessona, der einzige hochrangige Vertreter der ehemaligen politischen Führung, und Cerulli beschuldigte man der Beihilfe zum systematischen Terrorismus. Cortese wollte man als Drahtzieher des fürchterlichen Pogroms in Addis Abeba zur Verantwortung ziehen, während die verbliebenen fünf Feldkommandeure für die von ihnen angeordneten Massaker und Massenexekutionen abgeurteilt werden sollten.[136]

Die UNWCC diskutierte und würdigte das von Äthiopien vorgelegte Belastungsmaterial am 4. März 1948. Trotz britischer Bedenken erklärte sie sich bereit, die sieben Militärführer und den faschistischen Parteifunktionär Cortese auf die Liste der Kriegsverbrecher zu setzen. Einzig Alessandro Lessona und Enrico Cerulli sollten, da sie nicht persönlich an Verbrechen teilgenommen hatten, nicht angeklagt, sondern in künftigen Prozessen bloß als Zeugen geladen werden. Dieser UNWCC-Entscheidung, die einem moralischen Sieg Äthiopiens gleichkam, stellten sich jedoch neue Schwierigkeiten entgegen. So befanden sich die acht Beschuldigten nicht in äthiopischem Gewahrsam, sondern lebten als zum Teil geachtete Bürger in Italien. Pietro Badoglio stand trotz seiner massiven Verwicklung in die kriegstreiberische Politik der faschistischen Diktatur in hohem Ansehen, da er Italien als erster postfaschistischer Ministerpräsident im Oktober 1943 an die Seite der Allierten in den Krieg geführt hatte. Gleichzeitig hatte er im April 1944 den demokratischen Parteien den Weg an die Macht geebnet, als er die Parteien des Nationalen Befreitungskomitees (CLN) in seine Regierung aufgenommen, darunter auch Kommunisten. Als Garant der staatlichen Kontinuität und rechtsgerichteter Politiker wurde Badoglio vom konservativen Establishment Westeuropas hochgeschätzt. Selbst nach seiner Zeit als Ministerpräsident nahm ihn die britische Regierung bei mehreren Gelegenheiten vor Vorwürfen wegen seiner Rolle in Mussolinis Eroberungskriegen in Schutz.[137]

Diese Schwierigkeiten vor Augen, entschied sich die äthiopische Regierung 1948 dazu, Italien entgegenzukommen. In einem Schreiben an das britische Außenministerium erklärte sie sich am 23. November 1948 bereit, auf einen Großteil der Verfahren zu verzichten und nur die beiden ehemaligen Marschälle Pietro Badoglio und Rodolfo Graziani zur Verantwortung zu ziehen. Um den beiden Angeklagten einen fairen Prozess zu garantieren, schlug Äthiopiens Regierung ein Internationales Tribunal mit einer Mehrheit nichtäthiopischer Richter vor, das nach dem Verfahrensmodell und den Rechtsprinzipien der Nürnberger Prozesse arbeiten sollte. Überdies bat die kaiserliche Regierung Großbritannien um Hilfe und Vermittlung bei der italienischen Regierung. Der britische Außenminister lehnte dies jedoch ab und verwies das afrikanische Land am 31. Januar 1949 auf den direkten Verhandlungsweg mit Italien. Alle britischen Regierungen wollten Italien, das sich seit Herbst 1943 auf der allierten Seite am Krieg gegen NS-Deutschland beteiligt hatte, nicht für Verbrechen in Afrika zur Verantwortung ziehen, die in den Jahren der unglücklichen Appeasement-Politik begangen worden waren. Die damalige nachgiebige Haltung Großbritanniens hatte die italienische Aggression wesentlich erleichtert. Zudem sollte nach dem Ausbruch des Kalten Krieges alles unterbleiben, was die ohnehin schon starke politische Linke in Italien noch stärker gemacht hätte. Großbritannien, Frankreich und die USA wollten Italien unbedingt im westlichen Lager halten und waren für dieses Ziel bereit, das von Äthiopien angestrebte Tribunal zur Aburteilung der italienischen Hauptkriegsverbrecher im Sande verlaufen zu lassen.[138]

Letzte bilaterale Initiative und Scheitern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entgültig auf den bilateralen Weg verwiesen, unternahm die äthiopische Regierung im September 1949 einen letzten Versuch, um Pietro Badoglio und Rodolfo Graziani doch noch aburteilen zu können. Der äthiopische Botschafter in London berief sich gegenüber seinem italienischen Amtskollegen noch einmal auf Italiens Verpflichtungen aus dem Friedensvertrag von 1947. Der italienische lehnte die Forderungen jedoch mit der Begründung ab, das zwischen den beiden Ländern keine diplomatischen Beziehungen bestünden. Das ebenfalls informierte britische Außennministerium stellte in seiner Antwort die Berechtigung der äthiopischen Auslieferungsbegehren nicht grundsätzlich in Frage, hielt aber fest, dass der Zeitpunkt dafür unpassend sei. Äthiopien täte gut daran, die Frage des Kriegsverbrecherprozesses nicht weiter zu forcieren, wenn es an einer Föderation mit Eritrea interessiert sei. Diese Demarche bedeutete das Ende für die äthiopischen Bemühungen.[139] Die Folgen des ausgebliebenen Kriegsverbrechertribunals beurteilte Aram Mattioli (2006) wie folgt:

„Die stille ‚Generalamnestie‘ für Mussolinis blutige Veteranen prägte die Erinnerung an die Ereignisse entscheidend. Sie verhinderte nicht nur, dass den vielen Tausend afrikanischen Opfern der faschistischen Gewaltherrschaft Gerechtigkeit und Genugtuung widerfuhr. Die Sabotage eines ‚afrikanischen Nürnberg‘ trug überdies dazu bei, dass Mussolinis Diktatur nie als jenes brutale Massentötungsregime ins kollektive Gedächtnis der Europäer einging, das sie war.“[140]

Rezeption in Gesellschaft und Historiographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitgenössische Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

So beschrieb der IKRK-Deligierte Marcel Junod seine Erlebnisse in der Ebene von Quoram folgendermaßen:

„Überall, unter allen Bäumen, liegen Menschen. Zu Tausenden liegen sie da. Ich trete näher, erschüttert. An ihren Füßen, an ihren abgezehrten Gliedern sehe ich grauenhafte, blutende Brandwunden. Das Leben entflieht schon aus ihren von Yperit verseuchten Leibern [...]. Woher aber soll die Hilfe kommen? Ärzte sind keine mehr da. Die Ambulanzen sind zerstört. Ich habe keine materiellen Mittel mehr, um ihnen zu helfen. Die, die ihren Blick nach mir richten, sehen mich schon nicht mehr. Ich habe nicht einmal die Möglichkeit, ihre Schmerzen zu lindern.“[141]

Als der eindrücklichste Augenzeugenbericht aus äthiopischer Sicht gilt jener von Ras Immirù, der den ersten Giftgaseinsatz an der Nordfront knapp überlebt hatte:

„Es war der Morgen des 23. Dezember, und ich hatte eben den Takazze überquert, als am Himmel einige Flugzeuge auftauchten. Das Faktum selber alarmierte mich nicht allzu sehr, weil wir uns mittlerweile an die Bombardierungen gewöhnt hatten. Diesen Morgen jedoch warfen sie keine Bomben ab, sondern merkwürdige Fässer, die, sobald sie auf den Erdboden aufschlugen oder die Wasseroberfläche des Flusses touchierten, zerborsten und eine farblose Flüssigkeit in der Umgebung freisetzten. Bevor ich mir bewusst machen konnte, was da geschah, waren einige Hundert meiner Männer durch die mysteriöse Flüssigkeit kontaminiert und schrien vor Schmerz, während sich ihre bloßen Füße, Hände und Gesichter mit Blasen bedeckten. Andere, die ihren Durst am Fluss gestillt hatten, wanden sich im Todeskampf, der Stunden dauerte, am Boden. [...] Meine Unterführer hatten sich inzwischen um mich geschart und fragten mich um Rat; aber ich war wie betäubt, so dass ich nicht wusste, was ich antworten sollte; ich hatte keine Ahnung, wie man diesen Regen, der Brandverletzungen verursachte und tötete, bekämpfen konnte.“[142]

Vatikan und Italiens katholische Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die breite Unterstützungsfront, die den Abessinienkrieg 1935/36 trug, erwies sich die Unterstützung durch die katholische Kirche als entscheidend. Seit den Lateranverträgen von 1929 hatte sich die Staatskirche zu einem Stützpfeiler des faschistischen Regimes entwickelt. Schon in den Monaten vor dem Beginn der Aggression hatten katholische Würdenträger das Recht Italiens auf Expansion unterstützt. In einer Ansprache vom 25. August 1935 erweckte selbst Papst Pius XI. den Anschein, dass der Vatikan die italienischen Ansprüche auf das älteste Reich Afrikas für gerechtfertigt hielt. Nach dem Ausbruch der Feindseligkeiten nahm der Vatikan zwar eine neutrale Haltung ein und enthielt sich jedes weiteren Kommentars zum Kriegsgeschehen. Das Schweigen wurde jedoch meist so aufgefasst, dass der Papst nicht gegen den Aggressor Stellung beziehen wollte. Im nationalistischen Klima des Herbstes 1935 unterstützten die meisten italienischen Bischöfe den völkerrechtswidrigen Krieg in Ostafrika enthusiastisch, weit begeisterter als zwanzig Jahre zuvor den Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg. Den von der Propaganda des Regimes vorgeschützten Kriegsgründen (Verbreitung der Zivilisation, Eroberung von Lebensraum, Abschaffung der Sklaverei) schenkten die meisten Kirchenfürsten blind Glauben und bemühten in ihren Predigten und öffentlichen Ansprachen das Bild vom „gerechten Krieg“.[143] So erklärte der Bischof von Cremona drei Wochen nach Kriegsbeginn: „Der Segen Gottes möge auf jenen Soldaten ruhen, die auf afrikanischer Erde kämpfen, neues fruchtbares Land für den italienischen Genius erobern und dabei römische und christliche Kultur verbreiten. Möge der ganzen Welt in Italien wieder einmal ein christlicher Ratgeber erscheinen.“[144]

Das Kaiserreich Abessinien, dessen amharische Führungsschicht eine der ältesten christlichen Kulturen hervorgebracht hatte, erschien den italienischen Bischöfen als ein „Barbarenland“, an dem Italien eine große zivilisatorische Mission zu erfüllen habe. Mit der Eroberung dieses alten Reiches verbanden sie immer auch die Hoffnung auf ein neues Missionsgebiet. Ohne das sie über die Kriegsführung in allen Einzelheiten Bescheid wussten, waren die meisten Bischöfe und viele Millionen Gläubige ein Spiegel der Gesamtgesellschaft, die sich 1935/36 in einem Zustand des nationalistischen Rausches befand. Während der Giornata della fede riefen die Bischöfe die Gläubigen zur Spende von Eheringen auf und brachten dem Vaterland selber Gold zum Opfer dar. Viele von ihnen segneten in öffentlichen Zeremonien nicht nur Standarten von Regimentern und die in See stechenden Truppentransporter, sondern erbaten auch Gottes Segen für Italien, den König und den „Duce“. Stärker noch als die Geistlichen an der Heimatfront engagierten sich die zunächst rund 200, zum Schluss 300 Militärkapläne, die den Abessinienkrieg als Angehörige der italienischen Armee mitmachten. Bei den meisten von ihnen handelte es sich um überzeugte Faschisten, die zum einen für den geistlichen Beistand der Truppe zu sorgen hatten und zum anderen die Funktion von Regime-Propagandisten übernahmen: Sie entwarfen die national-katholische Vision eines erneuterten christlichen Römischen Reiches, komponierten glorifizierende Hymnen und Gebete für den Eroberungskrieg in Ostafrika und den zum Erlöser stilisierten italienischen Diktator. Zu den verübten Kriegsverbrechen schwiegen sie sich aus. An den Sonntagen zelebrierten die Militärkapläne Feldmessen, die stets mit einem Gebet für Monarch und „Duce“ endeten.[145]

Erinnerungskultur in Äthiopien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenktage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Äthiopien begeht in weltweit einmaliger Weise drei Gedenktage für den Kampf um die Unabhängigkeit. Während der „Adua-Tag“ am 2. März an die siegreiche Entscheidungsschlacht im Ersten Italienisch-Äthiopischen Krieg 1896 erinnert, sind gleich zwei äthiopische Nationalfeiertage dem Gedenken an die italienische Besatzung zwischen 1935 und 1941 gewidmet: der 19. Februar und der 5. Mai. Das erste Datum bezieht sich auf das bis heute prägende und dunkelste Ereignis der faschistischen Gewaltherrschaft: Jene Tausende Äthiopier, die nach dem Attentat auf Vizekönig Rodolfo Graziani im Februar 1937 von der Besatzungsmacht in brutalen „Vergeltungsaktionen“ ermordet worden waren. Der „Märtyrer-Tag“ war bis zur Revolution 1974 ein arbeitsfreier Feiertag. Nach dem Sturz von Kaiser Haile Selassie I. wurde er in einen nicht arbeitsfreien Gedenktag umgewandelt. Dies hatte weniger mit einer Herabstufung der Ereignisse in der nationalen Gedenkhierarchie zutun als damit, dass nach der Einführung dreier muslimischer Nationalfeiertage deren Gesamtzahl beschränkt werden sollte. Während es bis heute weder in Addis Abeba noch auf dem damaligen Schlachtfeld selbst ein Adua-Denkmal gibt, ist das Denkmal des „Märtyrer-Tag“ auf dem Seddest-Kilo-Platz, direkt gegenüber vom Hauptcampus der Universität von Addis Abeba, unübersehbar.[146]

Der zweite der beiden Gedenktage steht für den symbolträchtigen, triumphalen Einzug Kaiser Haile Selassies in die Hauptstadt vom 5. Mai 1941, genau fünf Jahre nach dem Einmarsch der Faschisten in Addis Abeba. Für den Kaiser stellte seine Rolle in dem von Briten geführten Feldzug in der Endphase des Krieges ein fast unerschöpfliches politisches Kapital dar. Der 5. Mai wurde offiziell zum Beginn einer neuen Ära bestimmt und die Befreiung in der Erinnerung stark idealisiert. Sie sollte die umstrittene Flucht des Kaisers ins Exil vergessen machen. Dem äthiopischen Historiker Bahru Zewde (2006) zufolge war im politischen Leben Äthiopiens ein mit „liberaler“ Dosis imprägnierter Personenkult um die Errungenschaften des Kaisers während und nach dem Krieg bis zur Revolution von 1974 allgegenwärtig. Es überrasche daher kaum, dass diese kaiserliche Version der Geschichte nach der Absetzung Haile Selassies im September 1974 von den neuen Machthabern bestritten wurde. Der Einzug des Kaisers in Addis Abeba wurde nun als die Rückkehr eines Herrschers dargestellt, der sein Volk in der Stunde der höchsten Not im Stich gelassen hatte. Zum neuen wahren Datum des Übergangs von der faschistischen Besatzung in die neu gewonnene Freiheit erklärte man daher die Befreiung Addis Abebas durch britische Truppen und die sie unterstützenden lokalen Widerstandskämpfer, die bereits am 6. April 1941 stattgefunden hatte. Während etwa zwei Jahrzehnten wurde der 6. April als Tag der Befreiung begangen, bis das aus der Partei EPRDF hervorgegangene äthiopische Regime von Premier Meles Zenawi in den 1990er Jahren schließlich zum 5. Mai als „Liberation Day“ zurückkehrte. [147]

Literatur, Filme, Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maaza Mengiste im Literaturhaus Frankfurt (Januar 2013)

Die Zeit der italienischen Okkupation hat eine Flut äthiopischer Literatur herovrgebracht, belletristische wie wissenschaftliche Werke gleichermaßen. Die Besatzungszeit bildet den Hintergrund oder gar das Leitmotiv zahlreicher amharischer Romane, die nach der Befreiung (1941) geschrieben wurden. Typisch dafür sind die Bücher von Makonnen Endalkachaw, der als Schriftsteller „weit mehr Talent bewies denn als Premierminister zwischen 1943 und 1957“. Zu den Klassikern der Nachkriegliteratur gehört auch „Ar’aya“ von Germachaw Takla-Hawaryat. Bedeutend sind auch Werke der Schriftsteller Yoftahe Neguse und Walda-Giyorgis Walda-Yohannes, die als eigentliche Väter der Ethiopian Patriotic Association gelten, die während des Krieges Äthiopier zur Verteidigung des Vaterlandes aufrief. Neguse begann damals die Niederschrift seines Hauptwerks Afajasheñ. Sein Kollege Walda-Yohannes wiederum schrieb das kraftvolle Büchlein YaWand Lej Kurat („Der Stolz eines Sohns des Vaterlands“), das den Soldaten an der Front moralische Unterstützung geben sollte und von dem nachweislich über 40.000 Exemplare in Umlauf gebracht wurden. Die Ethiopian Patriotic Association, in Äthiopien unter dem Namen Hagar Feqer bekannt, spielte nach der Befreiung eine Pionierrolle bei der Förderung äthiopischer Musik und Theater.[148]

Die äthiopisch-US-amerikanische Autorin Maaza Mengiste veröffentlichte 2019 den Roman The Shadow King, dessen Handlung sich 1935 während Mussolinis Invasion in Abessinien abspielt und dabei die oft vernachlässigte Rolle äthiopischer Kämpferinnen im bewaffneten Widerstand thematisiert. Im Jahr 2020 wurde eine Verfilmung des Romans unter der Regie von Kasi Lemmons und der Mitarbeit der Oscar-nominierten Filmproduzenten Charles Roven und Richard Suckle zusammen mit Stephanie Haymes-Roven und Curt Kanemoto angekündigt.[149]

Unter Historikern hat kaum eine Epoche der äthiopischen Geschichte hat ein ähnlich hohes Interesse geweckt wie der Abessinienkrieg. Während der Löwenanteil der historischen Literatur auf Italienisch erschien, erschienen einige Werke auch auf Amharisch, der wichtigsten Schriftsprache Äthiopiens, und auf Englisch, was mit der prominenten Rolle zu erklären ist, die die Briten in der Endphase der Befreiung 1940/41 spielten. In der Geschichtsforschung lassen sich vier Schwerpunkte unterscheiden, die jeweils mit einer Kriegsphase zusammenfallen: die Phase des Überfalls, die Phase der Besetzung, die Phase des Widerstands und die Phase der Befreiung.[150] In der äthiopischen Historiographie wird die Bedeutung des Grenzzwischenfalls beim Dorf Ual-Ual für die Eröffnung der Feindseligkeit betont als der eigentliche Kriegsbeginn angesehen. Berhanu Denqe, zunächst Hofgeschichtsschreiber, bevor er sich als äthiopischer Botschafter in den USA einen Namen machte, gab seinen Werk über den Abessinienkrieg den bezeichnenden Titel KaWalwal eska Maychew („Von Ual-Ual bis May Ceu“). Auch der Populärhistoriker Pawolos Noñño räumt in seinem reich illustrierten Buch (YaItyopyana YaItalya Torenat, Addis Abeba 1980) der Frühphase des Krieges viel Platz ein. Noch einen Schritt weiter geht der Historiker Zawde Hayla-Maryam (1991). Dieser sieht in Ual-Ual nicht nur den Auftakt zum Abessinienkrieg, sondern den Beginn des Zweiten Weltkriegs.[151]

Nachwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kaiser Haile Selassie vergaß die Lektion der italienischen Luftwaffe nicht. Als er 1941 an die Macht zurückkehrte, war er entschlossen, alles zu unternehmen, um Äthiopien nie wieder Opfer einer überlegenen Luftwaffe werden zu lassen. Mit Hilfe Schwedens gelang Haile Selassie der Aufbau einer beeindruckenden Luftwaffe, die in der Region ihresgleichen suchte. Aus der prestigereichsten und glanzvollsten Teilstreitkraft der äthiopischen Armee wurden auch die ersten Piloten der Ethiopian Airlines rekrutiert.[152]

Erinnerungskultur in Italien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Indro Montanelli (1992)

Bei der überwiegenden Mehrzahl der Italiener behielt die faschistische Aggression gegen Äthiopien nicht wegen ihrer Brutalität im Gedächtnis, sondern als „afrikanisches Abenteuer“ und „typisch italienischer Krieg mit wenig Toten und vielen Orden“ (Indro Montanelli). Bei Kriegsveteranen, ehemaligen Kolonialbeamten und Rückwanderern manifestierte sich diese Haltung manchmal als offener Stolz auf die zivilisatorische Leistung Italiens in Afrika. Der ehemalige faschistische Kolonialminister Alessandro Lessona, schrieb 1973 an seine Landsleute: „Die Eroberung des Imperiums bleibt in der Geschichte Italiens eine leuchtende Seite. Bei dieser Gelegenheit haben wir unsere militärischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt und gezeigt, dass, wenn das italienische Volk mit Klugheit geführt wird [...] einig handeln kann und sich für ein höhere Wohl zu opfern weiß.“[153]

Obwohl die große Mehrheit der Italiener den Abessinienkrieg nach 1945 aufgrund der militärischen Niederlage und des schlussendlichen Zusammenbruchs des „Impero“ keineswegs als Ruhmesblatt der Nationalgeschichte betrachtete, herrschten in der kollektiven Erinnerung an den „größten Kolonialkrieg aller Zeiten“ nachsichtig-mythisierende Bilder vor. Bis zum Zusammenbruch des Ostblocks 1989 galt es als ausgemacht, dass die italienischen Streitkräfte in Ostafrika einen sauberen und regulären Krieg geführt hatten. Noch Anfang der 1990er Jahre betonte der einflussreiche konservative Starkolumnist Indro Montanelli gegenüber einem Mitglied des äthiopischen Kaiserhauses, dass sich die italienische Armee nichts habe zuschulden kommen lassen. Die einzige dunkle Episode des Afrika-Feldzuges, so Montanelli, habe die schmählichen Hinrichtung der Brüder Kassa dargestellt, die erschossen wurden, obwohl ihnen vor ihrer freiwilligen Unterwerfung ihr Leben zusgesagt worden war.[154] Selbst der linke Publizist Giorgio Bocca gab 1995 an: „Wenn man wirklich eine Bilanz des italienischen Kolonialismus ziehen würde, käme man schnell zu der Ansicht, dass wir den Kolonien mehr gegeben haben, als wir bekommen haben.“[155]

Begünstigt wurde der „Prozess der kollektiven Selbstabsolution“ durch die akademische Geschichtsschreibung, die den faschistischen Kriegs- und Besatzungsverbrechen in Afrika bis in die 1970er Jahre entweder keine Beachtung schenkte oder aber in ihrer wahren Dimension massiv unterschätzte. Das 1952 durch Ministerbeschluss eingesetzte „Komitee zur Dokumentation von Italiens Unternehmungen in Afrika“ veröffentlichte 50 Bände zum Thema, vergab jedoch die Chance zu einer selbstkritischen Gesamtbilanz der italienischen Präsenz in Nord- und Ostafrika. Bezeichnenderweise gehörten dem Gremium 15 ehemalige Spitzenbeamte der Kolonialverwaltung an. In dieser offiziellen Dokumentation mit dem harmlosen Titel „L’Italia in Africa“ zeichneten die ehemaligen Funktionäre ein schmeichelhaftes Bild der kolonialen Vergangenheit. Wissenschaftlich weitgehend wertlos, sicherte das Riesenwerk als eine Art Weißbuch das dominierende Geschichtsbild.[156]

Historiker Renzo De Felice (1975) prägte die These eines „moderaten“ italienischen Faschismus

Bis in die 1980er Jahre schenkten selbst die renommierten Zeithistoriker der Kolonialvergangenheit keine Beachtung und maßen dieser damit keine Bedeutung für die Gesamtinterpretation der faschistischen Diktatur zu. Bedeutend war in diesem Kontext der Fall von Renzo De Felice, der als der Faschismusexperte schlechthin einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung in Italien besaß. Der konservative Geschichtsprofessor aus Rom erwähnte den Gaskrieg in Abessinien in seiner viele Tausend Seiten starken Mussolini-Biographie in einer einzigen Zeile. De Felices Befunde liefen darauf hinaus, dass sich die Italiener während der „zwanzig schwarzen Jahre“ (Ventennio nero) in ihrer großen Mehrheit als gegen Rassismus immun erwiesen hätten und die faschistische Diktatur zwischen 1925 und 1943 gänzlich frei von verbrecherischem Massenmord gewesen sei. 1993 bilanzierte De Felice seine jahrelangen Forschungen dahingehend, dass der Faschismus weder als rassistisch noch als antisemitisch bezeichnet werden könne. Auch sah De Felice das faschistische Regime grundsätzlich vor der „Anklage des Genozids“ geschützt und ganz außerhalb des „Lichtkegels des Holocaust“.[157]

Bis in die 1970er Jahre war der Zugang zu den einschlägigen Archiven insbesondere für kritische Historiker oder Wissenschaftler aus den ehemaligen Kolonien wenn überhaupt, dann nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Anlässlich des 30. Jahrestages der italienischen Aggression veröffentlichte die Zeitung Gazetta del popolo eine Artikelserie ihres Auslandskorrespondenten Angelo Del Boca. Dieser verarbeitete umfangreiches Quellenmaterial und griff auch auf Augenzeugenberichte von Persönlichkeiten des äthiopischen Widerstands zurück, die er in Addis Abeba interviewte. Del Bocas 1965 erschienene Studie La guerra d'Abissinia 1935–1941 war die erste wissenschaftliche Rekonstruktion der Ereignisse. Breit dokumentiert wurde darin die Tatsache, dass die italienischen Streitkräfte einen brutalen Eroberungskrieg geführt hatten, in dessen Verlauf die Luftwaffe systematisch und massiv Giftgas eingesetzt hatte. In der Öffentlichkeit brach trotz der erdrückenden Belege nach der Veröffentlichung des Buches ein Sturm der Entrüstung los. Vor allem Altfaschisten, Kolonialnostalgiker und Kriegsveteranen warfen dem der Sozialistischen Partei (PSI) angehörenden Del Boca eine bewusste Geschichtsfälschung zu politischen Zwecken vor. Insbesondere der Nachweis des systematischen Giftgaseinsatzes wurde als inakzeptabel betrachtet. In dem von der Democrazia Cristana regierten Italien galten um wissenschaftliche Aufklärung bemühte Historiker wie Angelo Del Boca oder Giorgio Rochat als „Vaterlandsfeinde“.[158]

Die italienische Aggression gegen Äthiopien von 1935 bis 1941 hat auch in Rom ihre Spuren hinterlassen. Zwar wurde der berühmte axumitische Monolith aus dem 4. Jahrhundert, der bis November 2003 nahe der Thermen des Caracalla in den Himmel ragte, im Frühjahr 2005 wieder nach Äthiopien zurück transportiert. Der Obelisk war 1937 als Kriegstrophäe nach Rom gebracht worden. Seine lange versäumte Rückführung trübte während Jahrzehnten das Verhältnis zwischen Italien und Äthiopien. Doch im Nordosten erinnert noch ein ganzes Viertel mit seinen Straßenzügen an die Kolonialzeit: „Viale Eritrea“, „Viale Somalia“, „Via Adua“, „Via Dessie“, „Via Tembien“, „Via Endertà“, „Piazza Addis Abeba“. Sie sind gleichzeitig Namen von Ländern, Städten und großen Schlachten, die im Zusammenhang mit dem Abessinienkrieg stehen. Dies wird unter anderem damit erklärt, dass in der Historiographie dem italienischen Faschismus kaum der gleiche Stellenwert zugemessen wurde wie dem deutschen Nationalsozialismus, und dass Italien nach 1945 nicht mit dem Problem der Dekolonisierung konfrontiert wurde, weil es seine Kolonien bereits verloren hatte.[159]

Vermächtnis von Krieg und Besatzungsregime in Äthiopien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursache für die Niederlage Abessiniens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut Bahru Zewde (2001) liegt der Grund für Abessiniens Niederlage vor allem in der damaligen abessinischen Gesellschaft selbst. Nicht das zuviel, sondern paradoxerweise das zu wenig an Feudalismus habe den Krieg gegen Abessinien entschieden.[160]

Historische Einordnung des Konfliktes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Abessinienkrieg schrieb Karlsruher Historiker Rudolf Lill in seiner 2002 publizierten Darstellung der italienischen Nationalgeschichte: „Die Italiener kumulierten in diesem eigentlich anachronistischen Kolonialkrieg alle Verbrechen, welche die älteren Kolonialmächte bei ihren Eroberungen begangen hatten; aber sie begaben sich nicht auf die wesentlich schlimmere Ebene des nationalsozialistischen Völkermords. Sobald Äthiopien unterworfen war, erfuhren die Bewohner eine durchaus erträgliche Behandlung, sie sollten ja ins Impero, ins Reich, integriert werden. Der seit 1937 amtierende Vizekönig, Herzog Amadeo von Savoyen-Aosta, dem eine dauerhafte Regierung zugedacht war, hat sehr viel für das Land geleistet, mit dessen Modernisierung nun italienische Beamte und Ingenieure, Ärzte und Lehrer beganngen.“[161]

Solchen Interpretationsmustern wird von neueren Forschungsarbeiten entschieden widersprochen. So weißt der schweizerische Historiker Aram Mattioli (2005) darauf hin, dass nach dem italienischen Einmarsch in Addis Abeba unter Vizekönig Graziani zunächst eine von fürchterlichen Gewaltexzessen begleitete Zeit der Massenrepression begann, der Zehntausende von Afrikanern zum Opfer fielen. Eine milde und selbstlose Besatzungsherrschaft habe es in Äthiopien nie gegeben.[162] Auch die schweizerische Historikerin Guilia Brogini Künzi (2006) merkt an, dass einzelne Elemente der modernen Kolonialkriegsführung, welche den Abessinienkrieg in der intensiven Phase von 1935 bis 1936 prägten, bereis im Burgenkrieg (1899–1902) oder im Rifkrieg (1921–1927) in der Tendenz vorhanden waren. Dennoch könne dem Abessinienkrieg zu Recht eine neue Qualität attestiert werden. So seien erstmals große Mengen qualitativ hochwertiger Waffen und technischer Geräte zum Einsatz gekommen. Unübersehbar sei der zahlenmäßig imposante Aufmarsch an Soldaten und Zivilisten im Kriegsgebiet, die forcierte Propaganda, der relativ schnelle Vormarsch der italienischen Streitkräfte sowie das ideologische Gerüst des Faschismus, welches den Nährboden für die Ausformulierung der italienischen Militärdoktrin lieferte. Ohne den – idealtypisch verstandenen – Faschismus sei die Totalisierung der Kriegsführung nicht denkbar, so Brogini Künzi.[163]

Zur Terrorherrschaft Grazianis urteilten 1978 die polnischen Historiker Andrzej Bartnicki und Joana Mantel-Niécko, dass dessen Unterdrückungsmethoden nur mit den Repressalien verglichen werden könnten, die „die Hitlerfaschisten gegenüber den unterjochten Völkern Osteuropas“ verübt haben.[164] Im Jahr 2008 stellte der an der Universität Turin lehrende Faschismusexperte Brunello Mantelli fest, dass Mussolini und seine Generäle in Abessinien mit Methoden vorgingen, welche „denen, die später Adolf Hitler anwandte, in nichts nachstanden“.[165] Um unabgebrachte Vergleiche mit dem „Dritten Reich“ zu vermeiden, müssten solche Einschätzungen laut Aram Mattioli jedoch differenziert und strikt auf die Zeit vor Beginn des deutschen Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion im Jahr 1941 eingeschränkt werden. Die gezielte Liquidierung der äthiopischen Intelligenz und des Klerus, aber auch von Teilen der amharischen Führungselite sei mit dem deutschen Besatzungsterror in Polen vergleichbar, in dessen Rahmen kurz nach dem Einmarsch mit der gezielten Ausrottung der polnischen Bildungsschichten, des Offizierskorps, der höheren katholischen Geistlichkeit und Tausender von Juden begonnen wurde.[166] In der vom faschistischen Italien betriebenen systematischen Ermordung von Mitgliedern bestimmter sozialer Gruppen oder Gesellschaftsschichten sieht Aram Mattioli (2006) den „Tatbestand des Soziozids“ erfüllt.[167] Dem italienischen Historiker Matteo Dominioni (2008) könne man zumindest bezogen auf die italienische Vernichtungspolitik gegenüber der Volksgruppe der Amharen von März bis Mai 1937 von Völkermord sprechen.[168]

Aram Mattioli (2005) gesteht zwar einerseits zu, dass „der größte koloniale Eroberungskrieg der Geschichte“ der Begründung einer kurzlebigen italienischen Kolonialherrschaft über Äthiopien diente. Dennoch dürften ihm zufolge die Ereignisse am Horn von Afrika „nicht allein in kolonialen Kategorien“ gedeutet werden. Auf den ersten Blick ein verspätetes Kolonialunternehmen in der langen Geschichte der europäischen Expansion, habe es sich tatsächlich um einen mit ausgeklügelter Logistik, immensem Aufwand und modernster Technologie geführten „Angriffs- und Eroberungskrieg“ gehandelt.[169] Zusammen mit dem italienischen Historiker Nicola Labanca geht Mattioli davon aus, das sich der Abessinienkrieg nicht mehr im Rahmen einer kolonialen Eroberung fassen lasse, sondern er vielmehr als „faschistischer Krieg“ gedeutet werden müsse.[170]

Angelo Del Boca hielt schon 1979 in seiner Monographie Gli italini in africa orientale fest, dass der Konflikt unter dem Oberkommandierenden Pietro Badoglio außer Rand und Band geriet und in der Folge Züge eines „Vernichtungskrieges“ annahm.[171] Auch Aram Mattioli (2005) spricht von einer „Entgrenzung der Kriegsgewalt“, die unter Badoglio mit dem massiven und systematischen Einsatz chemischer Massenvernichtungswaffen begonnen hatte.[172] In ähnlicher Weise folgt Hans Woller (2010) der Interpretation des französischen Historikers Pierre Milza (2000), demzufolge das faschistische Italien nach dem Kommandowechsel zu Badoglio am Horn von Afrika einen regelrechten „Terror- und Vernichtungskrieg“ geführt habe. Begründet sieht Woller diese Einordnung dadurch, dass im Abessinienkrieg viele jener brutalen Praktiken vorweggenommen wurden, die dann im Zweiten Weltkrieg zur vollen Entfaltung gelangten: Vergewaltigungen, Massenhinrichtungen, der kalkulierte Einsatz von Hungersnöten als Instrument der Kriegsführung und die gezielte Ausschaltung politisch-kultureller Eliten.[173]

Für Alan R. Kramer (2007 und 2019) markiert der Abessinienkrieg den Beginn und Durchbruch der „faschistischen Kriegsführung“, da der italienische Faschismus mit grenzenloser Gewalt für die Eroberung neuen „Lebensraums“ (spazio vitale) gekämpft habe. Die italienischen Invasion in Abessinien sei der erste Krieg gewesen, in welchem koloniale und faschistische Kriegsführung explizit miteinander verbunden wurden.[174] Ähnlich beurteilt auch Mattioli (2006) den Konflikt als „ersten Großkrieg, den eine faschistische Macht [...] zur Gewinnung neuen ‚Lebensraums‘ [...] und zur Durchsetzung eines imperialen Großraumprojektes führte“.[175] Laut Mattioli bildet der Abessinienkrieg in globaler Perspektive die „Brücke“ zwischen den Kolonialkriegen des imperialistischen Zeitalters und Hitlers Lebensraumkrieg: „Was Mussolinis Legionäre in Ostafrika erprobten, setzten Hitlers Weltanschauungssoldaten im Osten Europas ein paar Jahre später mit radikalisierter ideologischer Energie, effizienterer Organisation und mit technologisch noch einmal potenzierten Gewaltmitteln im großen Stile um.“[176] In der Konsequenz wird der Abessinienkrieg von Mattioli auch als der „erste faschistische Vernichtungskrieg“ eingeordnet.[177] Mattiolis These folgend schreibt Wolfgang Schieder (2010) in seiner Abhandlung zum italienischen Faschismus, dass der lange Zeit als „letzter Kolonialkrieg“ verharmloste Krieg in Ostafrika mittlerweile als „erster faschistischer Vernichtungskrieg“ gelte.[178] Laut Michael Thöndl (2007) wird Intensität der italienischen Kriegsführung und Besatzung auch in Zukunft kontrovers beurteilt werden. Ungeachtet dessen sei jedoch als bisheriges Fazit festzuhalten, dass „die kurze Herrschaft in Abessinien wohl jene Phase in der Geschichte des italienischen Faschismus bis 1943 gewesen ist, in der er dem Totalitarismus und damit auch der späteren nationalsozialistischen Besatzungsherrschaft in Ost- und Südosteuropa am nächsten gekommen ist“.[179]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien, Studien und Sammelbände

  • Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941 (= Italien in der Moderne. Bd. 13 ). SH-Verlag, Köln 2006, ISBN 3-89498-162-8.
  • Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? (= Krieg in der Geschichte. Bd. 23). Schoeningh, Paderborn u. a. 2006, ISBN 3-506-72923-3 (Zugleich: Bern, Universität, Dissertation, 2002) (Volltext).
  • Angelo Del Boca: The Ethiopian War, 1935–1941. The University of Chicago Press, Chicago/ London 1969 [italienische Originalausgabe 1965].
  • John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032.
  • Haile M. Larebo: The Building of an Empire: Italian Land Policy and Practice in Ethiopia, 1935–1941. The Red Sea Press, Trenton/ Asmara 2006 [1994], ISBN 1-56902-230-5.
  • Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941 (= Kultur – Philosophie – Geschichte. Bd. 3). Mit einem Vorwort von Angelo Del Boca. Orell Füssli, Zürich 2005, ISBN 3-280-06062-1 (Rezension).
  • Aram Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt. Der italienische Giftgaseinsatz in Abessinien 1935–1936. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Bd. 51, Heft 3, 2003, S. 311–337, online (PDF; 7,01 MB).
  • Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. The Red Sea Press, Lawrenceville 1997, ISBN 978-0932415745.

Spezialstudien

  • MacGregor Knox: Fascist Italy chooses endless war, 1935–1936. In: Marco Maria Aterrano, Karine Varley (Hg.): A Fascist Decade of War: 1935–1945 in International Perspective (= Routledge Studies in Fascism and the Far Right). Routledge, London/ New York 2020, ISBN 978-1-138-57415-1, S. 181–188.
  • Nicola Labanca: Changing perspectives: Italian studies on Italy in World War II. In: Marco Maria Aterrano, Karine Varley (Hg.): A Fascist Decade of War: 1935–1945 in International Perspective (= Routledge Studies in Fascism and the Far Right). Routledge, London/ New York 2020, ISBN 978-1-138-57415-1, S. 189–204.
  • Steven Morewood: An opporturnity missed: Britain and the Abyssinian Crises. In: Marco Maria Aterrano, Karine Varley (Hg.): A Fascist Decade of War: 1935–1945 in International Perspective (= Routledge Studies in Fascism and the Far Right). Routledge, London/ New York 2020, ISBN 978-1-138-57415-1, S. 13–27.
  • Andrew Steward: ‚The depicable fighting qualities of the Wops‘: the East African campaign and the British Commonwealth's victory over Fascist Italy. In: Marco Maria Aterrano, Karine Varley (Hg.): A Fascist Decade of War: 1935–1945 in International Perspective (= Routledge Studies in Fascism and the Far Right). Routledge, London/ New York 2020, ISBN 978-1-138-57415-1, S. 95–106.
  • Nicolas G. Virtue: Revisiting the ‚colonial hypothesis‘: the policies and the language of the Italian army in Ethiopia and Yugoslavia. In: Marco Maria Aterrano, Karine Varley (Hg.): A Fascist Decade of War: 1935–1945 in International Perspective (= Routledge Studies in Fascism and the Far Right). Routledge, London/ New York 2020, ISBN 978-1-138-57415-1, S. 134–148.
  • Haile Larebo: Empire Building and it's Limitations: Ethiopia (1936–1941). In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. Palgrave Macmillian, New York 2005, ISBN 978-0-230-60636-4, S. 83–94.
  • Giorgio Rochat: The Italian Air Force in the Ethiopian War (1935–1936). In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. Palgrave Macmillian, New York 2005, ISBN 978-0-230-60636-4, S. 37–46.

Überblicksdarstellungen und weiterführende Literatur

  • Saheed A. Adejumobi: The History of Ethiopia. Greenwood Press, Westport/ London 2007, ISBN 0-313-32273-2.
  • Miguel Alonso, Alan Kramer, Javier Rodrigo (Hg.): Fascist Warfare, 1922–1945: Aggression, Occupation, Annihilation. Palgrave Macmillan, o. O. 2019, ISBN 978-3-030-27647-8.
  • Ian Campbell: The Addis Ababa Massacre: Italy's National Shame. Oxford University Press, New York 2017, ISBN 978-1-84904-692-3.
  • Ian Campbell: The Massacre of Debre Libanos. Ethiopia 1937: The Story of One of Rascism's Most Shocking Atrocities. Addis Ababa University Press, Addis Ababa 2014.
  • John Gooch: Mussolini's War: Fascist Italy from Triumph to Collapse, 1935–1943. Allen Lane, o. O. 2020, ISBN 978-0-241-18570-4.
  • Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus. 4. Auflage, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2008 [1994], ISBN 978-3-8031-2300-8.
  • Richard Pankhurst: The Ethiopians: A History. Blackwell Publishing, Malden/ Oxford/ Carlton 2001, ISBN 978-0-631-22493-8.
  • Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. Verlag C.H.Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60158-3.
  • Bahru Zewde: A History of Modern Ethiopia, 1855–1991. 2. Auflage, Ohio University Press/ Addis Ababa University Press/ James Currey, Oxford/ Athens/ Addis Abeba 2001 [1991], ISBN 0-8214-1440-2.
  1. Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt, S. 324, Fußnote 50.
  2. Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt, S. 324, Fußnote 50.
  3. Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt, S. 311.
  4. Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asserate, Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. S. 21.
  5. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 25.
  6. Ian Campbell: The Addis Ababa Massacre: Italy's National Shame. London 2017, S. 9.
  7. Bahru Zewde: A History of Modern Ethiopia, 1855–1991. 2. Auflage, Oxford/ Athens/ Addis Abeba 2001, S. 151.
  8. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 62 f.
  9. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn u. a. 2006, S. 146 f. u. 149 f; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 10, 35 u. 51; Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 132 u. 134 f.
  10. a b Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 25 f, 28 u. 74.
  11. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 74.
  12. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 75 f.
  13. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 75 ff.
  14. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 77.
  15. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 97; Giorgio Rochat: The Italian Air Force in the Ethiopian War (1935–1936). In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. New York 2005, S. 37–46, hier S. 37.
  16. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, 57 f.
  17. Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus. 4. Auflage, Berlin 2008, S. 107.
  18. Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 57.
  19. Giulia Brogini Künzi: Aspekte der Totalisierung des Kolonialkrieges. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 27–44, hier S. 34; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 98.
  20. Zitiert nach Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 98.
  21. Giorgio Rochat: The Italian Air Force in the Ethiopian War (1935–1936). In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. New York 2005, S. 37–46, hier S. 40.
  22. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, 67 f.
  23. Bahru Zewde: A History of Modern Ethiopia, 1855–1991. 2. Auflage, Oxford/ Athens/ Addis Abeba 2001, S. 151.
  24. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 102 f.
  25. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 216.
  26. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 216; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 85.
  27. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 239.
  28. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 225; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 85.
  29. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 87.
  30. Giulia Brogini Künzi: Aspekte der Totalisierung des Kolonialkrieges. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 27–44, hier S. 35; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 85.
  31. a b John Gooch: Mussolini's War: Fascist Italy from Triumph to Collapse, 1935–1943. o. O. 2020, S. 21; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 88.
  32. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 88 f.
  33. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 89 f.
  34. John Gooch: Mussolini's War: Fascist Italy from Triumph to Collapse, 1935–1943. o. O. 2020, S. 22.
  35. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 237; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 90.
  36. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn u. a. 2006, S. 298.
  37. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 240 f; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 108
  38. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 241 ff.
  39. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 243 f.
  40. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 301; John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1022.
  41. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 228.
  42. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 299; Angelo Del Boca: Yperit-Regen: Der Giftgaskrieg. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 56.
  43. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 125 f.
  44. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 126 f.
  45. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 127.
  46. Richard Pankhurst: The Ethiopians: A History. Malden/ Oxford/ Carlton 2001, S. 226.
  47. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 131.
  48. John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1022; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 136; Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 58 u. 163.
  49. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 136; Bahru Zewde: A History of Modern Ethiopia, 1855–1991. 2. Auflage, Oxford/ Athens/ Addis Abeba 2001, S. 167 u. 169.
  50. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 136 f.
  51. Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 166 f; Bahru Zewde: A History of Modern Ethiopia, 1855–1991. 2. Auflage, Oxford/ Athens/ Addis Abeba 2001, S. 167 f.
  52. John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1022
  53. Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 167.
  54. John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1023; Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 167.
  55. Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 167.
  56. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 138.
  57. John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1023; Richard Pankhurst: The Ethiopians: A History. Malden/ Oxford/ Carlton 2001, S. 243; Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 166 f.
  58. Richard Pankhurst: The Ethiopians: A History. Malden/ Oxford/ Carlton 2001, S. 243.
  59. Matteo Dominioni: Die Konterguerilla in Zentraläthiopien (1937). In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 117–126, hier S. 117.
  60. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 139.
  61. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 139.
  62. John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032.
  63. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 139.
  64. Matteo Dominioni: Die Konterguerilla in Zentraläthiopien (1937). In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 117–126, hier S. 117 f.
  65. John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1025; Richard Pankhurst: The Ethiopians: A History. Malden/ Oxford/ Carlton 2001, S. 245.
  66. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 164.
  67. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 165.
  68. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 165 f; Richard Pankhurst: The Ethiopians: A History. Malden/ Oxford/ Carlton 2001, S. 249.
  69. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 94 u. 99.
  70. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 220.
  71. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 97 f.
  72. a b Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 98 f.
  73. John Gooch: Mussolini's War: Fascist Italy from Triumph to Collapse, 1935–1943. o. O. 2020, S. 22.
  74. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 100.
  75. Rainer Baudendistel: Das Rote Kreuz unter Feuer. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 59–72, hier S. 60 f.
  76. Rainer Baudendistel: Das Rote Kreuz unter Feuer. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 59–72, hier S. 71.
  77. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 261; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 107.
  78. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 108.
  79. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 261 f.
  80. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 266 f.
  81. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 264 f.
  82. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 260; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 104 f.
  83. Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 58.
  84. Angelo Del Boca: Yperit-Regen: Der Giftgaskrieg. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 54; Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 59 f.
  85. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 108.
  86. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 263.
  87. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 108.
  88. Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 58 f.
  89. Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 20.
  90. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 104.
  91. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 110 f.
  92. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 257 f; Angelo Del Boca: Yperit-Regen: Der Giftgaskrieg. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 45–58, hier S. 54; John Gooch: Mussolini's War: Fascist Italy from Triumph to Collapse, 1935–1943. o. O. 2020, S. 22.
  93. Angelo Del Boca: Yperit-Regen: Der Giftgaskrieg. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 55 ff.
  94. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 90.
  95. Ian Campbell: The Addis Ababa Massacre: Italy's National Shame. New York 2017, S. 38 f.
  96. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 141 u. 143.
  97. Ian Campbell: The Addis Ababa Massacre: Italy's National Shame. New York 2017, S. 38 f.
  98. Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 20.
  99. Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Paderborn 2006, S. 301; John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1022; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 143.
  100. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 144.
  101. Zitiert nach Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 149 f. und Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 141.
  102. Ian Campbell: The Addis Ababa Massacre: Italy's National Shame. New York 2017, S. 40; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 146.
  103. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 142.
  104. Zum KZ Danane vgl. Mariana de Carlo: Colonial internment camps in Africa Orientale Italiana. The case of Dhanaane (Somalia). In: Lars Berge, Irma Taddia (Hg.): Themes in African Modern History and Culture. Festschrift for Tekeste Negash. Libreriauniversitaria.it, Padua 2013, S. 193–208, hier S. 203 f; Aram Mattioli: Eine Veritable Hölle. In: Die Zeit, Nr. 51/2001, 13. Dezember 2001; und zum KZ Nocra vgl. Ian Campbell: The Addis Ababa Massacre: Italy's National Shame. London 2017, S. 234.
  105. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 146 u. 148.
  106. Ian Campbell: The Addis Ababa Massacre: Italy's National Shame. London 2017, S. 327 f; Aram Mattioli: Yekatit 12. In: Neue Politische Literatur, Jahrgang 63, 2018, S. 308–310 (PDF); Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 146; Italy and the Addis Ababa massacre. In: economist.com, 20. Juli 2017, abgerufen am 11. Juli 2020.
  107. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 143.
  108. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 143 u. 147 f.
  109. John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1024; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 148.
  110. Paolo Borruso: Debre Libanos 1937: Il più grave crimine di guerra dell’Italia [= Debre Libanos 1937: Das größte Kriegsverbrechen Italiens]. Bari 2020, (italienische Rezension); John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1024; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 149 ff.
  111. Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 20; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 152; Alfredo González-Ruibal, Yonatan Sahle, Xurxo Ayán Vila: A social archaeology of colonial war in Ethiopia. In: World Archaeology, Band 43, Nr. 1, 2011, S. 40–65. (PDF)
  112. Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 21.
  113. Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus. 4. Auflage, Berlin 2008, S. 109; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 153.
  114. Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 22.
  115. Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 18.
  116. John Gooch: Re-conquest and Suppression: Fascist Italy's Pacification of Libya and Ethiopia, 1922–39. In: Journal of Strategic Studies, Band 28, Nr. 6, 2005, S. 1005–1032, hier S. 1023; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 138; Alberto Sbacchi: Legacy of Bitterness: Ethiopia and Fascist Italy, 1935–1941. Lawrenceville 1997, S. 167 f.
  117. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 138.
  118. Rainer Baudendistel: Das Rote Kreuz unter Feuer. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 59–72, hier S. 71.
  119. Haile Larebo: Empire Building and it's Limitations: Ethiopia (1936–1941). In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. New York 2005, S. 83–94, hier S. 83 f; Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 16.
  120. Haile Larebo: Empire Building and it's Limitations: Ethiopia (1936–1941). In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. New York 2005, S. 83–94, hier S. 83 f.
  121. Haile Larebo: Empire Building and it's Limitations: Ethiopia (1936–1941). In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. New York 2005, S. 83–94, hier S. 83 f.
  122. Haile Larebo: Empire Building and it's Limitations: Ethiopia (1936–1941). In: Ruth Ben-Ghiat, Mia Fuller (Hg.): Italian Colonialism. New York 2005, S. 83–94, hier S. 83 f.
  123. Richard Pankhurst: The Ethiopians: A History. Malden/ Oxford/ Carlton 2001, S. 239.
  124. Gabriele Schneider: Das Apartheidsystem in Italienisch-Ostafrika. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 127–152, hier S. 127.
  125. Gabriele Schneider: Das Apartheidsystem in Italienisch-Ostafrika. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 127–152, hier S. 132.
  126. Gabriele Schneider: Das Apartheidsystem in Italienisch-Ostafrika. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 127–152, hier S. 133.
  127. Gabriele Schneider: Das Apartheidsystem in Italienisch-Ostafrika. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 127–152, hier S. 134.
  128. Gabriele Schneider: Das Apartheidsystem in Italienisch-Ostafrika. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 127–152, hier S. 136.
  129. Matteo Dominioni: Die Konterguerilla in Zentraläthiopien (1937). In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 117–126, hier S. 126; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 13, 92, 152 f. u. 195.
  130. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 13 f.
  131. Steven Morewood: An opporturnity missed: Britain and the Abyssinian Crises. In: Marco Maria Aterrano, Karine Varley (Hg.): A Fascist Decade of War: 1935–1945 in International Perspective. New York 2020, S. 13–27, hier S. 15.
  132. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 167.
  133. a b Aram Mattioli: Das sabotierte Kriegsverbrechertribunal. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 153–161, hier S. 154 f; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 168.
  134. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 169 ff.
  135. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 170 f.
  136. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 171 f.
  137. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 172 f.
  138. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 174 f.
  139. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 175.
  140. Aram Mattioli: Das sabotierte Kriegsverbrechertribunal. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 153–161, hier S. 161.
  141. Zitiert nach Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 105.
  142. Zitiert nach Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 106.
  143. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 121 f.
  144. Zitierte nach Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 122.
  145. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 122 ff.
  146. Bahru Zewde: Die italienische Besatzung in der Geschichte und Erinnerung Äthiopiens. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 163 f. u. 168.
  147. Bahru Zewde: Die italienische Besatzung in der Geschichte und Erinnerung Äthiopiens. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 174.
  148. Bahru Zewde: Die italienische Besatzung in der Geschichte und Erinnerung Äthiopiens. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 164 f.
  149. Joey Nolfi: Harriet director Kasi Lemmons to adapt Maaza Mengiste's Shadow King. In: ew.com, 16. April 2020, abgerufen am 5. September 2020.
  150. Bahru Zewde: Die italienische Besatzung in der Geschichte und Erinnerung Äthiopiens. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 164.
  151. Bahru Zewde: Die italienische Besatzung in der Geschichte und Erinnerung Äthiopiens. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 165.
  152. Bahru Zewde: Die italienische Besatzung in der Geschichte und Erinnerung Äthiopiens. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 167.
  153. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 176 f.
  154. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 176 f.
  155. Aram Mattioli: »Viva Mussolini!« Die Aufwertung des Faschismus im Italien Berlusconis. u. a Paderborn 2010, S. 76.
  156. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 177 f.
  157. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 178.
  158. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 178 f.
  159. Guilia Brogini Künzi: Aspekte der Totalisierung des Kolonialkrieges. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 27–44, hier S. 27.
  160. Bahru Zewde: A History of Modern Ethiopia, 1855–1991. 2. Auflage, Oxford/ Athens/ Addis Abeba 2001, S. 159.
  161. Zitiert nach Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 19.
  162. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 19 f.
  163. Giulia Brogini Künzi: Aspekte der Totalisierung des Kolonialkrieges. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 27–44, hier S. 28.
  164. Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 21.
  165. Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus. 4. Auflage, Berlin 2008, S. 109; Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 153.
  166. Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 22.
  167. Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 18.
  168. Matteo Dominioni: Lo sfascio dell'Impero. Gli italiani in Etiopia 1936–1941 [= Das Debakel des Imperiums. Die Italiener in Äthiopien 1936-1941]. Bari 2008, S. 297 ff.
  169. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 14.
  170. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 93.
  171. Zitiert nach Aram Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt. Der italienische Giftgaseinsatz in Abessinien 1935–1936. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Bd. 51, Heft 3, 2003, S. 311–337, hier S. 327.
  172. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 88 f.
  173. Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010, S. 150 f; Eingehend auf Milza vgl. Aram Mattioli: Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935–1941. Zürich 2005, S. 93.
  174. Alan Kramer: From Great War to Fascist Warfare. In: Miguel Alonso, Alan Kramer, Javier Rodrigo: Fascist Warfare, 1922–1945: Agression, Occupation, Annihilation. o. O. 2019, S. 25–50, hier S. 32; Sven Reichardt: National Socialist Assessments of Global Fascist Warfare (1935–1938). In: Miguel Alonso, Alan Kramer, Javier Rodrigo: Fascist Warfare, 1922–1945: Agression, Occupation, Annihilation. o. O. 2019, S. 51–72, hier S. 52.
  175. Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 9 f.
  176. Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 24 f.
  177. Aram Mattioli: Ein vergessenes Schlüsselereignis der Weltepoche. In: Asfa-Wossen Asserate, Aram Mattioli (Hrsg.): Der erste faschistische Vernichtungskrieg. Die italienische Aggression gegen Äthiopien 1935–1941. Köln 2006, S. 9–26, hier S. 24.
  178. Wolfgang Schieder: Der italienische Faschismus. München 2010, S. 70.
  179. Michael Thöndl: Der Abessinienkrieg und das totalitäre Potential des Faschismus in Italienisch-Ostafrika (1935–1941). In: Deutsches Historisches Institug (Hg.): Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Band 87, 2007, S. 402–419, hier S. 418 f.