Benutzer:HerrMay/Industrieflughafen Nürnberg-Fürth

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HerrMay/Industrieflughafen Nürnberg-Fürth
Kenndaten
Koordinaten

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Höhe über MSL 319 m  (1.047 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 2 km westlich von Fürth,
10 km westlich von Nürnberg
Straße Würzburger Straße
Nahverkehr Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg, Bahnstrecke Nürnberg-Würzburg, Straßenbahn
Basisdaten
Eröffnung 1920[1]
Schließung 6. April 1955[2]
Betreiber Stadt Nürnberg
Fläche 70 ha
Terminals 1
Passagiere 8.500 (1955/1. Quartal)
Luftfracht 251 (1955/1. Quartal)
Flug-
bewegungen
~890 (1950)
Start- und Landebahn
12/30[3] 1722 m × 52 m Beton

i1 i3 i12 i14

Der Industrieflughafen Nürnberg-Fürth (auch nur: Flughafen Nürnberg-Fürth) war vom 2. Januar 1950 bis 6. April 1955 der internationale Flughafen der fränkischen Stadt Nürnberg, lag im benachbarten Fürth und diente bis zur Eröffnung 1955 des heutigen Nürnberger Flughafens im Stadtteil Kraftshof als vorübergehendes Provisorium. Bereits 1920 wurde an dieser Stelle ein erster Flugplatz für die Gothaer Waggonfabrik errichtet, der 1938 für den Zulieferbetrieb der deutschen Luftfahrtindustrie Bachmann, von Blumenthal & Co. ausgebaut wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der Flugplatz noch eine Zeit lang den Truppen der USAAF.[4]

Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens befindet sich heute der Fürther Stadtteil Hardhöhe.

Lage und Verkehrsanbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Flughafen Nürnberg-Fürth befand sich etwa zwei beziehungsweise zehn Kilometer westlich des Fürther und Nürnberger Stadtzentrums auf der Fürther Hardhöhe.[5] Das Flughafengelände wurde tangential durch die Bahnlinien nach Würzburg und Bamberg im Süden beziehungsweise Osten und den heutigen Rhein-Main-Donau-Kanal im Westen berührt. Zudem führte die Würzburger Straße im Norden des Geländes vorbei, an der sich auch das Empfangsgebäude befand. Etwa 750 Meter östlich des Flughafens befand sich bis 1981 die - heute nur noch von Buslinien bediente - Straßenbahnhaltestelle Billinganlage. Desweiteren ist der S-Bahnhaltepunkt Fürth-Unterfarrnbach, der an der Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg liegt, sowie seit 2004 an die U-Bahn angeschlossen ist, ebenfalls in Richtung Osten etwa 500 Meter entfernt. Außerdem befindet sich im Süden des Areals, ebenso 500 Meter entfernt, der Regionalbahnhaltepunkt Fürth-Unterfürberg an der Bahnstrecke Nürnberg-Würzburg. Von diesem zweigte ehemals auch eine Güterverkehrsstrecke ab, die den Namen Flughafenbahn trug und über das Flughafengelände zum Flugplatz Atzenhof verlief.[6]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gothaer Waggonfabrik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Fertigung von Flugzeugen sah sich die Gothaer Waggonfabrik bereits im Ersten Weltkrieg nach einem geeigneten Standort um. Die Stadt Fürth stellte dem Unternehmen in der Folge ein Gelände im heutigen Stadtteil Hardhöhe zur Verfügung. Auf diesem entstand zwischen 1919 und 1920 neben Produktionshallen auch eine Beton-Startbahn.[7][8]

Bachmann, von Blumenthal & Co.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausbau zum Rüstungsbetrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 14. November 1938 erwarb die neu gegründete Kommanditgesellschaft Bachmann, von Blumenthal & Co., Flugzeugbau (BBF) unter dem Geschäftsführer Wolf-Werner von Blumental das Fürther Zweigwerk der Gothaer Waggonfabrik und produzierte hier bis Kriegsende weiterhin Flugzeugkomponenten, unter anderem für die Junkers Ju 87 oder die Messerschmittserien Bf 110 und Me 262. Daneben wurde das Werk zu einem wichtigen Reparaturbetrieb für die Flugzeuge der Deutschen Luftwaffe. Zu dieser Zeit erhielt die Fabrik auch einen Werksflugplatz mit zahlreichen zusätzlichen Gebäuden und einer befestigten 1660 Meter langen und 50 Meter breiten Startbahn.[9] Zur Anlage der Bahn musste 1938 auf Anweisung des Reichsluftfahrtministeriums ein beliebtes Ausflugsziel, der Bismarckturm samt einer Gartenwirtschaft abgerissen werden. Das Hauptwerk befand sich an der Würzburger Straße. Die sogenannte Flugplatzbahn, welche den zwei Kilometer nördlich gelegenen Flugplatz Fürth-Atzenhof mit dem Fürther Hauptbahnhof verband stellte einen Anschluss ans Bahnnetz her. Ab 1940 entstand direkt neben dem Gelände ein weiteres vierstöckiges Gebäude, welches vom Reichsluftfahrtministerium als zentrales Lager für Flugzeug-Bauteile genutzt wurde. Dieses Gebäude steht heute noch als einziges und wird von einem Möbelhaus genutzt. 1941 wurde die Start- und Landebahn von russichen Kriegsgefangenen in einer Länge von 1.200 Metern und einer Breite von 52,5 Metern mit Beton erneuert. 1943 wurde die Firma in die Liste besonders kriegswichtiger Betriebe aufgenommen, und verlegte deshalb ihren Firmensitz nach Berlin. [10][11][12]

Luftangriffe und Besetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Rüstungsbetrieb wurde der Industrieflughafen merhmals Hauptziel der Luftangriffe auf Fürth. Ein Angriff am 25. Februar 1944 bedeutete den völligen Ausfall der Produktion, die erst nach etwa zwei bis vier Wochen langsam wieder anlief. Dieser Angriff forderte 139 Todesopfer und 122 Verletzte. Es folgten weitere Bombardierungen am 10. September 1944, am 26. November 1944 und ein letzter am 8. April 1945. Die Bombardierungen überstanden nur das Verwaltungsgebäude, Teile der Fertigungshallen und die Grundmauern einer Werfthalle. Am 19. April 1945 besetzten US-Truppen das Gelände. Bald darauf waren die meisten Produktionsmittel verschwunden.[13][14]

Airfield R-30 (9. US Air Force)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Republic P-47 in Fürth, 1945

Nach der Einnahme Fürths nutzten zunächst die USAAF die beiden nahegelegenen Fürther Fluggelände, US-Truppen beschlagnahmten hierbei die restlichen Produktionsmittel. Im Anschluss waren mehrere Truppen der 9. US Air Force auf dem sogenannten Airfield R-30 stationiert:

  • 30. April – 3. Mai 1945, 362d Fighter Group ausgerüstet mit P-47 „Thunderbolt“
  • 2. Mai – 5. Juli 1945, 425th Night Fighter Squadron, mit P-61 „Black Widow“
  • 5. Mai – 16. August 1945, 371st Fighter Group, mit P-47 „Thunderbolt“
  • danach 142nd Fighter Wing mit P-47 „Thunderbolt“

1946 wurden zahlreiche Flugzeuge der USAAF, vornehmlich P-38 „Lightning“, auf dem Platz abgestellt und nach und nach verschrottet.

Industrieflughafen Nürnberg-Fürth[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Provisorisches Gebäude, 1950
Heutiges Luftbild mit ehemaligen Flughafeneinrichtungen

Internationaler Luftverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1949 erfolgte dann die Schaffung einer provisorischen Flugplatzverwaltung mit deutschem Personal, die die Inbetriebnahme des Industrieflughafen Nürnberg-Fürth vorbereiteten und 1950 durchführten. In den kommenden fünf Jahren diente er als Provisorium und erwies sich als äußerst bedeutend für den Warenverkehr. Die Start- und Landebahn wurde mit Stahlplatten verstärkt und um 160 Meter verlängert, um den Anforderungen an zunehmends schwerer werdende Flugzeuge zu genügen. Die größten Flugzeuge, die den Platz nutzen konnten, waren die Douglas DC-4 und die Lockheed Super Constellation. Die Verwaltung, Funkstelle, Wetterberatung, der Zoll und die übrigen Dienstleistungen wurden in einem Wohnhaus an der Flughafenzufahrt an der Würzburger Straße eingerichtet. Den ersten Linienflug absolvierte am 2. Januar 1950 die holländische Fluggesellschaft KLM mit einer Douglas DC-3 auf der Relation Amsterdam - Düsseldorf - Nürnberg - München.[15]

Nach Angaben des Geschäftsführers der Nordbayerischen Flughafengesellschaft Conrad Prautzsch betrug im Juli 1953 die durchschnittliche Frachtleistung des Flughafens bei 37.000 kg An-, 30.000 kg Ab- und 16.000 kg Durchgangsfracht, der Postverkehr bei 1.200 kg An-, 300 kg Ab- und 600 kg Durchgangsfracht. Mit den zwei Dutzend Maschinen pro Woche kamen 1.800 Passagiere im Monat an, während 1.100 abflogen und 400 Personen den Flughafen zum Umstieg nutzten.[16]

Segelflugplatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 6. April 1955 endete der internationale Flugbetrieb am Industrieflughafen, als der neue Flughafen Nürnberg-Kraftshof einen Tag später seinen Betrieb aufnahm. Bis 1957 wurde das Areal noch gemeinschaftlich von den Nürnberger und Fürther Segelfliegern genutzt, ehe diese 1958 auf andere Gelände auswichen und 1962 letztlich ein eigenes Gelände am Flugplatz Hetzleser Berg bezogen.

Nachnutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die neue Trabantenstadt Hardhöhe, 1965

Am 7. April 1955 stellte der Fürther Stadtbaurat Friedrich Hirsch im Bauausschuss einen Bebauungsplan für das Flugplatzgelände vor. Es sollte eine Trabantenstadt nach den Städtebauvorstellungen der 1950er als aufgelockerte Stadt im Grünen mit Wohnungen, Kirche, Schule, Volksbücherei und Kindergarten sowie mit Geschäften, Post und Sparkasse entstehen. Die Bauarbeiten starteten 1957 und wurden bis 1964 fertig gestellt. Heute erinnert an den einstigen Flughafen nur noch ein Grünstreifen, der sich auf der Position der ehemaligen Start- und Landebahn befindet sowie das erhalten gebliebene zentrale Lager der Luftwaffe, das heute als Möbelhaus dient. Im U-Bahnhof Hardhöhe ist zudem eine Gedenktafel an den Flughafen angebracht.[17]

Verkehrszahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehrszahlen des Industrieflughafen Nürnberg-Fürth
Betriebsjahr Fluggastaufkommen Luftfracht [t] Flugbewegungen
1950 n.a. n.a. 890
Juni 1953 3.300 104 103
Q1/1955 8.500 251 n.a.

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Barbara Ohm: Durch Fürth geführt - Band 2. VKA Verlag Fürth, Fürth 2005, ISBN 3-9807080-0-4, S. 40.
  • Barbara Ohm: Fliegen, nur fliegen!: Der erste Nürnberg-Fürther Flughafen auf der Atzenhofer Heide. Geschichte - Technik - Erinnerungen. Genniges Verlag, 1995. ISBN 978-3924983147.
  • Bernd Windsheimer (Hg.): 50 Jahre Airport Nürnberg. Geschichte der Luftfahrt in Nürnberg. Sandberg Verlag, Nürnberg 2005, ISBN 3-930699-40-0, S. 58-63.
  • Fürther Geschichtswerkstatt: Fürth in den Fünfzigern - Fürth 1953. Städtebilder Verlag, Fürth 2003. ISBN 3-927347-53-1, S. 31.
  • Renate Trautwein, Oliver Wittmann: Lernt Fliegen in Fürth-Atzenhof. emwe Verlag, Nürnberg 2011. ISBN 978-3-932376-80-1.
  • Winfried Roschmann, Udo Sponsel, Bernd Jesussek: Die Fürther Hardhöhe. Städtebilder Verlag, Fürth 1999. ISBN 3927347426.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Industrieflughafen Nürnberg-Fürth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Industrieflughafen Fürth auf fürthwiki.de, aufgerufen am 2. Oktober 2018
  2. Industrieflughafen Fürth auf fürthwiki.de, aufgerufen am 2. Oktober 2018
  3. Fürth: Industrieflughafen auf mil-airfields.de, abgerufen am 9. Mai 2022
  4. Bernd Windsheimer (Hg.): 50 Jahre Airport Nürnberg. Geschichte der Luftfahrt in Nürnberg. Sandberg Verlag, Nürnberg 2005, ISBN 3-930699-40-0, S. 59
  5. Bernd Windsheimer (Hg.): 50 Jahre Airport Nürnberg. Geschichte der Luftfahrt in Nürnberg. Sandberg Verlag, Nürnberg 2005, ISBN 3-930699-40-0, S. 59
  6. Industrieflughafen Fürth auf mil-airfields.de, aufgerufen am 2. Oktober 2018
  7. Bernd Windsheimer (Hg.): 50 Jahre Airport Nürnberg. Geschichte der Luftfahrt in Nürnberg. Sandberg Verlag, Nürnberg 2005, ISBN 3-930699-40-0, S. 59
  8. Industrieflughafen Fürth auf fürthwiki.de, aufgerufen am 8. Mai 2022
  9. Werksgelände und Industrieflughafen auf hist. Messtischblatt von 1945
  10. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt - Band 2. VKA Verlag Fürth, Fürth 2005, ISBN 3-9807080-0-4, S. 40.
  11. Bernd Windsheimer (Hg.): 50 Jahre Airport Nürnberg. Geschichte der Luftfahrt in Nürnberg. Sandberg Verlag, Nürnberg 2005, ISBN 3-930699-40-0, S. 59
  12. Industrieflughafen Fürth auf fürthwiki.de, aufgerufen am 8. Mai 2022
  13. Bernd Windsheimer (Hg.): 50 Jahre Airport Nürnberg. Geschichte der Luftfahrt in Nürnberg. Sandberg Verlag, Nürnberg 2005, ISBN 3-930699-40-0, S. 59
  14. Industrieflughafen Fürth auf fürthwiki.de, aufgerufen am 8. Mai 2022
  15. Heinz H. Starke: Der Nürnberger Flugverkehr. In: "Nürnberger Forschungen, Band 17", 1972, S. 226 f.)
  16. Fürther Geschichtswerkstatt: Fürth in den Fünfzigern - Fürth 1953. Städtebilder Verlag, Fürth 2003. ISBN 3-927347-53-1, S. 31
  17. Erinnerung an Fürths Luftfahrt-Geschichte auf nordbayern.de, vom 21. Juli 2008, abgerufen am 9. Mai 2022