Benutzerin:Reisen8/CUCULA

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Reisen8/CUCULA

Cucula (Eigenschreibweise: CUCULA) ['kukula] ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Berlin, der nach eigenen Angaben das Ziel verfolgt, „Menschen mit Flüchtlingsstatus aus ihrer gesellschaftlichen Isolation und Stigmatisierung herauszuführen.“[1] Das Konzept und die hergestellten Möbel fanden internationale Anerkennung. So wurde 2016 das Cucula-Stuhlmodell Botschafter in das Schaudepot des renommierten Vitra Design Museums aufgenommen.

CUCULA ist ein Designprojekt im Spannungsfeld zwischen sozialer Arbeit, ökonomischen Anspruch und politischen Engagement.Cucula bedeutet im Hausa, der meistverbreiteten Handelssprache West-Zentral-Afrikas, etwas gemeinsam machen, etwas verknüpfen, aber auch aufeinander aufpassen. Ziel ist es, im Rahmen eines Berliner Modellprojekts handwerkliche Ausbildungsmöglichkeiten für Flüchtlinge zu bieten. Cucula will zeigen, „dass Deutschland seinen Arbeitsmarkt nicht nur für Fachkräfte öffnen sollte, sondern auch für die, die keine Ausbildung haben.“[2] Wesentlich ist für Cucula, dass die Adressaten an der Projektgestaltung mitarbeiten. Nach erfolgreicher Finanzierung soll das Pilotprojekt als sozial-nachhaltige Gemeinnützige GmbH ausgründet werden und so weiteren jungen Flüchtlingen die Möglichkeit bieten, sich selber Perspektiven zu schaffen.

Bekannte Persönlichkeiten wie Olafur Eliasson, Sasha Waltz und Dieter Kosslick setzen sich ebenso für Cucula ein wie die Berliner Schaubühne.[3]

Organisationsstruktur

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Als Dach für Bildungsprogramm, Werkstatt und den interdisziplinären Austausch mit Experten, Unterstützern und Interessenten wurde 2014 der Verein CUCULA e.V. gegründet. Die Anerkennung als gemeinnütziger Verein wurde beantragt.

Zum Kernteam gehören zwei Designer und eine Sozialpädagogin, dazu kommen Ehrenamtliche und Förderer.

Cucula-Bank

Im Winter 2013 richtete das Internationale JugendKunst- und Kulturhaus Schlesische27 in seinen Räumen in Berlin-Kreuzberg für fünf junge Flüchtlinge aus Niger und Mali, ein Kälteobdach ein. Über Lampedusa waren sie nach Europa gekommen und lebten im Protestcamp für Flüchtlinge am Berliner Oranienplatz[4] Barbara Meyer, Direktorin des Kulturzentrums Schlesische 27, gab ihnen Winterobdach und die Möglichkeit, sich künstlerisch auszudrücken.[5] Bald darauf bauten die Flüchtlinge zusammen mit dem Designer Sebastian Daeschle erste Möbel für ihr Zimmer.[5]

Das war der Anfang von Cucula. Die jungen Männer fanden Freude am Schreinern. Doch weil sie im sicheren Drittstaat Italien zum ersten Mal europäischen Boden betraten, entscheidet der über ihr Schicksal. Ohne legalen Aufenthalt und ohne Arbeitserlaubnis waren sie in Berlin zur Passivität verdammt. Hier setzte Cucula an. Die jungen Männer schreinerten freiwillig weiter, doch Lohn durften sie aus rechtlichen Gründen für ihre Arbeit nicht bekommen.[6] Die Teilnehmer sind Teil des Bildungsprogrammes und sind über Lebensunterhaltsspenden abgesichert.[7]

Ein Kabelbrand zerstörte im Sommer 2015 die Werkstatt mit Werkzeugen, Einrichtung, Schablonen und Material. Vorübergehend musstenn die Männer zu einem befreundeten Schreiner in Berlin-Weißensee ausweichen, erst für die Zeit ab Dezember 2015 wurde für Produktion und Verwaltung ein neues Gebäude in Kreuzberg gefunden.[6]

Cucula Refugees Company for Crafts and Design

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Regal, Kinder- und Erwachsenenstuhl von Cucula

Die Design-Manufaktur Cucula – Refugees Company for Crafts and Design definiert sich als Modellbetrieb.[1], der hochwertige Produkte herstellt und vermarktet. Dabei werden handwerkliche Basisqualifikationen mit Schwerpunkt Möbelbau vermittelt und individuelle Talente gefördert.

Der italienische Designer Enzo Mari räumte Cucula die Rechte ein, seine Möbelentwürfe nach dem Konzept Autoprogettazione (1974) nachzubauen und weiterzuentwickeln. Mit einfachem Werkzeug und wenig Erfahrung in der Holzverarbeitung können die Flüchtlinge so nicht nur qualitativ hochwertige und langlebige Möbel herstellen, sondern auch ihre persönliche Geschichte in ihre Produkte integrieren. Dadurch wird zum einen die leidvolle Vergangenheit der Hersteller zum Element ihrer Zukunftsgestaltung, zum anderen transportieren die Möbel soziale Botschaften an die Käufer.

Cucula Education

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Die in der Werkstatt beschäftigten und fünfzehn weitere Flüchtlinge erhalten rechtliche Beratung, Alltagshilfen und Deutschunterricht.[1]

Cucula-Stuhl, Modell Botschafter

Zum Einstieg legt Cucula seinen Schwerpunkt auf handgefertigte, handsignierte, geölte Kiefernholzmöbel nach den Entwürfen von Mari, die in verschiedenen Größen erhältlich sind. Die Initiative bietet auch an, gemeinsam mit Kaufinteressenten einen Mari-Entwurf nach Wunsch zu variieren und so ein individuelles Möbelstück zu schaffen.[8] Erhältlich sind auch Entwürfe im Moussa-Stil, benannt nach einem der Flüchtlinge.[9]

Für die Crowdfunding-Aktion wurde eine begrenzte Zahl des Stuhlmodells Botschafter hergestellt.[6] Es besteht aus den symbolträchtigen Planken von Flüchtlingsbooten vom Schiffsfriedhof auf Lampedusa.

Finanzielle Aspekte

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Crowdfunding-Aktion 2014

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Ende 2014 startete Cucula auf der Internetplattform Startnext eine Crowdfunding-Aktion, die fast 125.000 Erlös brachte.[10] Angeboten wurden als Dankeschöns unter anderem Stühle nach den Plänen von Enzo Mari für je 160 Euro und etwa 60 Botschafterstühle für je 500 Euro, deren Hölzer aus Bohlen gestrandeter Schiffe aus Lampedusa stammen.[10] In etwas mehr als einem Monat wurden fast 125.000 Euro gespendet.[10] Für 70.000 Euro wurden fünf Ausbildungsstipendien für die Flüchtlinge eingerichtet: Je 12.000 Euro als jährliche Lebenskostendeckungsgarantie gegenüber der Ausländerbehörde, zum Erhalt einer Aufenthaltserlaubnis zwecks Berufsausbildung sowie 10.000 Euro für Sozialleistungsabgaben, Anwaltskosten usw. Die restliche Summe wurde dafür verwendet, das Unternehmen so auszubauen, dass es über den Verkauf die nächsten Ausbildungsstipendien für das Folgejahr erwirtschaften kann.[10]

Weitere Finanzquellen

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Der Erlös aus dem künftigen Verkauf der Werkstücke soll zur Finanzierung der Ausbildung der Flüchtlinge dienen. Gewinne fließen direkt wieder in den Verein zurück. Nach erfolgreicher Finanzierung soll das Pilotprojekt als sozial-nachhaltige gemeinnützige GmbH ausgründet werden und so weiteren jungen Flüchtlingen die Möglichkeit bieten, sich selber Perspektiven zu schaffen.

Eine weitere Aktion läuft auf der Spendenplattform betterplace.org.[11]f>

Zuwendungen kommen auch von privaten Förderern wie dem Produktlabor Auerberg[12], der Stiftung Pfefferberg, der Bödecker-Familien-Stiftung, Flutgraben e. V. und der Hans Sauer Stiftung[13]. Im zweiten Halbjahr 2014 erhielt Cucula auch eine Unterstützung vom Fonds Soziokultur e. V., der von der Kulturstiftung des Bundes finanziert wird.

Initiativen und Projekte

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Im Juni 2015 stellte Cucula seine Arbeit an der renommierten Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle vor.[14] Im Oktober 2015 verschickte Cucula mit großer Resonanz Türstopper aus dem Holz von Flüchtlingsbooten an Entscheider in der deutschen Wirtschaft und Politiker, verbunden mit der Botschaft: „Haltet eure Türen offen und gebt Flüchtlingen eine Chance auf Integration.“[15] Auf der Digital Bauhaus Konferenz für gesellschaftliches Design in Weimar stellte Cucula seine Arbeit im Juli 2015 vor.[16] Im Oktober 2015 eröffnete Cucula einen temporären Flagshipstore in der eleganten Maximilianstraße in München. Dies war Teil des Projekts Open Border Kongress der Münchner Kammerspiele.[17] Im Rahmen der NACHTSCHICHT Berlin Design Night eröffnete Cucula im Juni 2016 seinen neuen Showroom und zeigte aktuelle Arbeiten.[18]

Cucula plante mehrere Kollaborationsprojekte und führte das erste davon 2016/2017 zusammen mit dem Künstler und Designer Jerszy Seymour durch. Es mündete in die Installations–Performance Aliens Of The World Unite. Im vorausgehenden Austausch zwischen dem Cucula-Team und dem Künstler waren die Themen Veränderungsprozesse, Konfusion und Erkenntnisgewinn, globalen Zusammenhänge und Kooperationsformen bearbeitet worden. Die Auseinandersetzung damit spiegelt sich in Objekten und einer Musikperformance experimentell wieder.[19]

Im März 2017 folgte ein Workshop mit dem international erfolgreichen Produktdesigner Stephen Burks in Berlin und eine anschließende Ausstellung in Hamburg.[20] Federführend war hier der gemeinnützige Verein M.Bassy e.V., ein öffentlicher Salon für die Begegnung mit zeitgenössischen afrikanischen und afrikanisch beeinflussten Künstlern und Kreativen. Mit Veranstaltungen will der Verein den Horizont auf ein Afrika fernab gängiger Negativklischees hin erweiten.

Cucula wurde in der deutschen und internationalen Presse seit seiner Gründung vielfach gewürdigt, unter anderem in der FAZ, Libération, Wirtschaftswoche, der Welt und der Zeit:

Einzelnachweise

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  1. a b c Website von CUCULA e.V., abgerufen am 5. Mai 2015.
  2. Sebastian Däschle, in: Claudia Kornmeier: Wo Flüchtlinge Möbel aus Schiffswracks bauen., www.welt.de, 21. Dezember 2014, abgerufen am 24. Oktober 2015.
  3. Statements der Cucula-Botschafter, www.cucula.org, abgerufen am 24. Oktober 2015.
  4. Anna Gauto: Zum Nichtstun verdammt? Drei Projekte, die Flüchtlinge einbinden., www.green.wiwo.de, 15. Juli 2015, abgerufen am 24. Oktober 2015.
  5. a b Flüchtlinge: Die Möbelbauer von Lampedusa. In: zeit.de. 28. November 2014, abgerufen am 7. Juni 2016.
  6. a b c Anja Martin: Möbel mit Mission.Gutes Design macht das Leben einfacher. Doch es kann noch mehr. Flüchtlingen eine Perspektive geben zum Beispiel., www.faz.net, abgerufen am 24. Oktober 2015.
  7. Anja Martin: Möbel mit Mission. In: FAZ.net. 13. Oktober 2015, abgerufen am 7. Juni 2016.
  8. Mitteilung von Cucula zum Angebot, www.cucula.org, abgerufen am 18. Oktober 2015.
  9. Cucula-Möbel im Freistil, cucula.org, abgerufen am 18. Oktober 2015.
  10. a b c d Mitteilung zur Crowdfunding-Aktion von Cucula, www.startnext.com, abgerufen am 24. Oktober 2015.
  11. CUCULA - Refugees Company for Crafts and Design. In: betterplace.org. Abgerufen am 5. März 2017.
  12. Mitteilung von Auerberg zur Unterstützung von Cucula, abgerufen am 12. November 2015.
  13. Mitteilung der Hans Sauer Stiftung zur Förderung von Cucula, abgerufen am 12. November 2015.
  14. Mitteilung zur Vorstellung von Cucula an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, abgerufen am 12. November 2015.
  15. http://cargocollective.com/johannesstoll/CUCULA-LAMPEDUSA-TURSTOPPER Mitteilung zur Aktion Türstopper und Video], abgerufen am 12. November 2015.
  16. Vorstellung von Cucula auf der Digital Bauhaus Konferenz für gesellschaftliches Design, Juli 2015, Video, abgerufen am 12. November 2015.
  17. Mitteilung der Münchner Kammerspiele zum Cucula-Flagshipstore, www.muenchner-kammerspiele.de, abgerufen am 18. Oktober 2015.
  18. Antje Wolff: CUCULA eröffnet Showroom. In: schlesische27.de. 25. Mai 2016, abgerufen am 7. Juni 2016.
  19. ALIENS OF THE WORLD UNITE! In: cucula.org. CUCULA, abgerufen am 5. März 2017.
  20. Stephenburks × Cucula — M.Bassy. In: m-bassy.org. 17. Januar 2005, abgerufen am 15. April 2017.
  21. Ausstellung “Flow of Forms / Forms of Flow – Designgeschichten zwischen Afrika und Europa”. In: cucula.org. CUCULA, abgerufen am 5. März 2017.
  22. flow of forms/ forms of flow - Institut für Kunstgeschichte - LMU München. In: kunstgeschichte.uni-muenchen.de. 2. Februar 2017, abgerufen am 15. April 2017.
  23. Kulturstiftung des Bundes - Flow of Forms / Forms of Flow. In: kulturstiftung-des-bundes.de. 2. Februar 2017, abgerufen am 15. April 2017.
  24. Do it yourself-Design – Bröhan-Museum. In: broehan-museum.de. 30. September 2016, abgerufen am 5. März 2017.
  25. CUCULA im Vitra Design Museum. In: cucula.org. CUCULA, abgerufen am 15. April 2017.
  26. REHOGAR 8 · Diseño Abierto y Reutilización. In: makeatuvida.net. Abgerufen am 2. Februar 2017 (spanisch).
  27. A Venezia per la mostra Design.Ve, design walks through Venice. In: elle.it. Abgerufen am 7. Juni 2016 (italienisch).
  28. THE NEXT BIG THING IS NOT A THING - Bureau Europa. In: bureau-europa.nl. 7. Juni 2016, abgerufen am 7. Juni 2016 (englisch).
  29. Presseinformation der Cologne Fine Art & Antiques zur Teilnahme von Cucula an der Messe, abgerufen am 14. November 2015.
  30. Mitteilung zur Vernissage im Werkbundarchiv, März 2015, abgerufen am 12. November 2015.
  31. Mitteilung zur Ausstellung auf der imm cologne, abgerufen am 24. Oktober 2015.
  32. Felix Rohrbeck: Die Möbelbauer von Lampedusa. Kann man mit fünf Flüchtlingen ohne Arbeitserlaubnis ein Unternehmen gründen? Das Berliner Start-up Cucula tut so, als ob, und produziert Designermöbel aus Schiffswracks. Nun aber droht den Mitarbeitern die Abschiebung., www.zeit.de, 27. November 2014, abgerufen am 24. Oktober 2015.
  33. European Social Innovation Competition. Abgerufen am 2. Februar 2017.
  34. CUCULA. In: ifworlddesignguide.com. Abgerufen am 5. März 2017 (englisch).
  35. Die Nominierten 2016 – ZEIT WISSEN-Preis Mut zur Nachhaltigkeit. In: mut-zur-nachhaltigkeit.zeit.de. Abgerufen am 7. Juni 2016.
  36. Mitteilung zum Erhalt des Smart Hero Awards durch Cucula, www.smart-hero-award.de, abgerufen am 12. November 2015.
  37. Mitteilung zur Preisvergabe, abgerufen am 12. November 2015.

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