Bobrowo (Kaliningrad, Krasnosnamensk)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Siedlung
Bobrowo
Groß Rudminnen (Wietzheim) mit Ellernthal
sowie Königshuld II

Боброво
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Krasnosnamensk
Frühere Namen I. Rudminnen (vor 1736),
Groß Rudminnen (bis 1938),
Wietzheim (1938–1945)
II. Ellernbruch (vor 1785),
Ellernthal (bis 1945)
III. Königshuld II (bis 1945)
Bevölkerung 61 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40164
Postleitzahl 238731
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 218 000 005
Geographische Lage
Koordinaten 54° 58′ N, 22° 20′ OKoordinaten: 54° 58′ 12″ N, 22° 19′ 49″ O
Bobrowo (Kaliningrad, Krasnosnamensk) (Europäisches Russland)
Bobrowo (Kaliningrad, Krasnosnamensk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Bobrowo (Kaliningrad, Krasnosnamensk) (Oblast Kaliningrad)
Bobrowo (Kaliningrad, Krasnosnamensk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Bobrowo (russisch Боброво, deutsch Groß Rudminnen, 1938 bis 1945 Wietzheim mit Ellernthal, sowie: Königshuld II, litauisch Didieji Rūdminiai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Munizipalkreis Krasnosnamensk im Rajon Krasnosnamensk.

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bobrowo liegt an der Regionalstraße 27A-025 (ex R508) neun Kilometer westlich der Rajonstadt Krasnosnamensk (Lasdehnen/Haselberg). Ein Bahnanschluss besteht nicht.

Die Siedlung dehnt sich in Nord-Süd-Richtung aus mit dem Überbleibseln des ehemaligen Groß Rudminnen/Wietzheim im Norden, dann Neubauten an der Ende der 1930er Jahre angelegten Stichstraße, und weiteren wenigen Gebäuden im ehemaligen Ellernthal in der Mitte und in Königshuld II im Süden.

Groß Rudminnen (Wietzheim)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

54° 58′ 29″ N, 22° 19′ 48″ O

Die Landgemeinde Groß Rudminnen auf einem Messtischblatt von 1927

Groß Rudminnen war im 18. Jahrhundert ein königliches Bauerndorf.[2] Im Jahr 1850 wurde das Etablissement Ellernthal (s. u.) eingemeindet.[3] Seit 1874 gehörte die Landgemeinde Groß Rudminnen zum neu gebildeten Amtsbezirk Tuppen im Kreis Pillkallen. 1938 wurde Groß Rudminnen in Wietzheim umbenannt.

Im Jahr 1945 kam der Ort in Folge des Zweiten Weltkrieges mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion.

54° 57′ 52″ N, 22° 19′ 52″ O

Ellernthal, zunächst Ellernbruch genannt, war im 18. Jahrhundert ein Erbfreidorf.[4] Im Jahr 1850 wurde der Ort in die Landgemeinde Groß Rudminnen eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Einwohner Bemerkungen
1867[5] 285
1871[5] 316 Davon in Ellernthal 21
1885[6] 419 Davon in Ellernthal 116
1905[7] 394 Davon in Ellernthal 126
1910[8] 382
1933[9] 322
1939[10] 294

54° 57′ 42″ N, 22° 20′ 9″ O

Im Jahr 1768 wurde dem Generalmajor David Fritz von Lossow von Friedrich dem Großen durch Erbverschreibung das Torfmoor Kackscher Ball, auch Kacksche Balis genannt, verliehen. Die ringsherum dem Moor (offiziell nun Torfmoor Königshuld genannt, heute russisch: Boloto Welikoje) abgerungenen Ländereien erhielten den Namen Königshuld(t). Der westliche Bereich des Moores gehörte seit 1818 zum Kreis Ragnit und der dortige Anteil von Königshuld wurde in zwei Kolonien aufgeteilt, die von Eigenkätnern bewirtschaftet wurden. Das am nordwestlichen Rand des Moores gelegene Königshuld II erhielt 1874 den Status einer Landgemeinde und wurde im selben Jahr dem neugebildeten Amtsbezirk Kackschen im Kreis Ragnit zugeordnet.[11] Seit 1909 gehörte Königshuld II zum neuen Amtsbezirk Wedereitischken. Mit einer Einwohnerzahl von 27 sowie 50 Hektar Gemeindefläche war Königshuld II 1939 die kleinste Gemeinde des Landkreises Tilsit-Ragnit.

Im Jahre 1945 wurde auch Königshuld II an die Sowjetunion angeschlossen.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Einwohner
1867[5] 41
1871[5] 44
1885[6] 34
1905[7] 41
1910[12] 49
1933[9] 34
1939[13] 27

Im Jahr 1947 bekam der Ortsteil Ellernthal den russischen Namen Bobrowo und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Podgorodnenski selski Sowet im Rajon Krasnosnamensk zugeordnet.[14] In der Folge wurden auch der gesamte Ort Groß Rudminnen/Wietzheim und der Ort Königshuld II, die bis 1945 zu verschiedenen Landkreisen gehört hatten, zu Bobrowo gezählt.[15] Später gelangte Bobrowo in den Dorfsowjet Timofejewski selski Sowet. Von 2008 bis 2015 gehörte der Ort zur Landgemeinde Alexejewskoje selskoje posselenije, von 2016 bis 2021 zum Stadtkreis Krasnosnamensk und seither zum Munizipalkreis Krasnosnamensk.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Einwohner
1984[16] ~ 70
2002[17] 94
2010[18] 81
2021[19] 61

Vor 1945 war die Bevölkerung von Groß Rudminnen resp. Wietzheim, Ellernthal und Königshuld II fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Alle drei Dörfer gehörten zum Kirchspiel der Kirche Wedereitischken (der Ort hieß zwischen 1938 und 1946: Sandkirchen, heute russisch: Timofejewo) und zur Diözese Ragnit im Kirchenkreis Tilsit-Ragnit innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Heute befindet sich die nächstgelegene evangelisch-lutherische Gemeinde in Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938 bis 1946 Lesgewangen) innerhalb der Propstei Kaliningrad[20] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

  • Hermann Müller: Die Kolonie Königshuld an der Kak’schen Balis. Die Geschichte einer ostpreußischen Moorsiedlung. in Altpreußische Forschungen, Band 5, 1928, S. 317–327.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement, S. 134.
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Tuppen
  4. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement, S. 34.
  5. a b c d Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871, Berlin 1874.
  6. a b Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888.
  7. a b Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907.
  8. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Pillkallen
  9. a b Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939.
  10. Michael Rademacher: Kreis Pillkallen/Schloßberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Rolf Jehke, Amtsbezirk Kackschen/Wedereitischken/Sandkirchen
  12. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Ragnit
  13. Michael Rademacher: Stadt Tilsit und Landkreis Tilsit–Ragnit/Pogegen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  15. Gemäß dem 1976 in Kaliningrad erschienenen russisch-deutschen Ortsverzeichnis Населенные пункты Калининградской области: краткий справочник. / Ред. В.П. Ассоров, В.В. Гаврилова, Н.Е. Макаренко, Э.М. Медведева, Н.Н. Семушина. – Калининград: Калининградское книжное издательство, 1976.
  16. Sowjetische Topographische Karte 100k--n34-045
  17. Allrussische Volkszählung von 2002.
  18. Allrussische Volkszählung von 2010.
  19. Allrussische Volkszählung von 2021.
  20. propstei-kaliningrad.info: Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)