Daniel Rondeau

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Daniel Rondeau (2019)

Daniel Rondeau (* 7. Mai 1948 in Le Mesnil-sur-Oger, Département Marne) ist ein französischer Schriftsteller, Journalist, Essayist, Verleger, Diplomat und Mitglied der Académie française.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rondeaus Eltern waren Lehrer an einer Volksschule, zuerst in Congy (Département Marne) wo er seine Kindheit verbrachte. Später wohnte die Familie in Châlons-sur-Marne, wo er seine Schulzeit absolvierte (→Baccalauréat). Der Fotograf Gérard Rondeau (1953–2016) war sein jüngerer Bruder.

Rondeau begann an der Universität Nancy II Rechtswissenschaft[1] zu studieren. Später wechselte er an die Universität von Paris und konnte dort sein Studium 1971 mit der Licence abschließen. Politisch extrem links stand er während seines Studiums dem Maoismus nahe. Während der Studentenunruhen in Paris (→Mai 1968 in Frankreich) arbeitete er u. a. mit Daniel Cohn-Bendit und Benny Lévy zusammen.

Nach seinem Studium begann Rondeau 1971 als einfacher Arbeiter in den lothringischen Eisenhütten (→Lothringer Erzbergwerke) zu arbeiten. Nach drei Jahren beendete er diese Arbeit und veröffentlichte über seine Erlebnisse sein erstes Buch „Chagrin lorrain“. In dieser Zeit war er auch Mitarbeiter von Radio Nord-Est und betreute die regelmäßige Sendung „Mémoires ouvertes“.

1982 engagierte ihn Serge July, einer der Gründer der Tageszeitung Libération, für deren Kulturredaktion. Nach drei Jahren wechselte Rondeau als Journalist zum Nachrichtenmagazin Le Nouvel Observateur und blieb dort bis 1998 Mitglied der Redaktion. Anschließend wechselte er in gleicher Position zum Wochenmagazin L’Express, wo er bald schon als Mitherausgeber für den Leitartikel verantwortlich zeichnete. Parallel dazu schrieb er auch immer wieder für Le Journal du Dimanche, Paris Match und Le Monde.

Neben seinem Brotberuf als Journalist gründete Rondeau zusammen mit dem Juristen Gérard Voitey (1944–1994) den Verlag Quai Voltaire[2] und leitete ihn bis 1995. Der Verlag Éditions Robert Laffont betraute ihn 2004 als verantwortlichen Herausgeber für die Buchreihe „Bouquins“. Als 1996 Anne de Lacretelle den Prix Sévigné[3] ins Leben rief, wurde Rondeau Mitglied der Jury.

Mit Wirkung vom 27. Mai 2008 berief Präsident Nicolas Sarkozy Rondeau zum Botschafter für Malta. Dieses Amt hatte Rondeau bis 8. November 2011 inne. Anschließend wechselte er auf Wunsch von Außenminister Bernard Kouchner als Ständiger Vertreter Frankreichs bei der UNESCO und wurde damit der Nachfolger von Rama Yade. Er selbst wurde 2013 von Philippe Lalliot abgelöst. Auf Wunsch von David M. Malone vertrat Rondeau ab 2. September 2013 die Universität der Vereinten Nationen (Außenstelle Paris) bei der UNESCO in Paris.

Daniel Rondeau ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rondeau veröffentlichte bis heute (2022) 6 Romane und zahlreiche weitere Bücher, darunter erfolgreiche Städteporträts aus dem Mittelmeerraum. Viele seiner Bücher wurden übersetzt und auch mehrfach ausgezeichnet.

Freundschaftliche Beziehungen verbanden ihn mit dem Rocksänger Johnny Halliday, über den er zwei Bücher schrieb und dem er 2017 bei der Beisetzungsfeier in der Kirche La Madeleine in Paris eine Gedenkrede hielt.

2011 versuchte Rondeau Mitglied der Académie française zu werden, was aber erfolglos blieb, ebenso ein zweiter Versuch 2016. Mit Wirkung vom 6. Juni 2019 wurde er als Nachfolger von Michel Déon auf den Fauteuil 8 gewählt. Die offizielle Aufnahmezeremonie war für den 4. November 2021 geplant, wegen der COVID-19-Pandemie aber verschoben.

Ehrungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Autor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Autobiografisches
  • Mémoire tu l’appelleras (= Les cahiers rouges). Grasset, Paris 2006.
  1. Les Vignes de Berlin. ISBN 2-246-53951-X.
  2. L’Enthousiasme. ISBN 2-246-53941-2. (EA Paris 1988)
    Deutsch: In Flammen. Ein Leben für die Revolution, Paris, 1968. Rowohlt, Reinbek 1989, ISBN 3-499-12590-0 (übersetzt von Ute M. Richter).
Biographisches
Erzählungen
  • J'écris parce que je chante mal. Édition Quadrature, Louvain-La Neuve 2015, ISBN 978-2-930538-53-2 (EA Québec 2010)
Geschichte
Literaturkritik
  • Les Fêtes partagées. Lectures et autres voyages. Laffont, Paris 2015, ISBN 978-2-221-15701-5 (Literatur des 20. Jahrhunderts, EA Paris 1994)
  • Journal de lectures. 1999–2006. Transbordeurs, Marseille 2007, ISBN 978-2-84957-018-0 (gesammelte Feuilletons aus L’Express)
  • La raison et le cœur. Littérature, politique, engagement. Grasset, Paris 2018, ISBN 978-2-246-68741-2 (französische Literatur der Moderne)
  • Trans-Europ-Express. Un an de reportage littéraire à „Libération“. Seuil, Paris 1984, ISBN 2-02-006874-5 (eine Reihe von Artikeln, Dezember 1982–Februar 1984)
    • Deutsch: Trans-Europ-Express. Literarische Reportagen und Interviews. Beck und Glückler, Freiburg 1985, ISBN 3-924175-06-3 (übersetzt von Ulrich Hartmann)
Reiseberichte
Reportagen
Romane
Vorworte

Als Herausgeber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heute Teil der Université de Lorraine.
  2. Heute Teil von Éditions Gallimard.
  3. Benannt nach Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné.
  4. Rondeau teilte sich diesen Preis mit Éric Faye.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Daniel Rondeau – Sammlung von Bildern