Darnewitz

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Darnewitz
Koordinaten: 52° 39′ N, 11° 43′ OKoordinaten: 52° 38′ 43″ N, 11° 42′ 38″ O
Höhe: 48 m ü. NHN
Einwohner: 46 (31. Dez. 2022)[1]
Eingemeindung: 30. September 1928
Eingemeindet nach: Kläden
Postleitzahl: 39628
Vorwahl: 039320
Darnewitz (Sachsen-Anhalt)
Darnewitz (Sachsen-Anhalt)

Lage von Darnewitz in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Darnewitz
Dorfkirche Darnewitz

Darnewitz ist ein Ortsteil der Stadt Bismark (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt und gehört zur Ortschaft Kläden der Stadt Bismark.[2]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte

Darnewitz, ein kleines Dorf mit Kirche, liegt etwa drei Kilometer nordöstlich von Kläden und 11 Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Stendal.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1253 wurde ein Engelberto de Dernewitz sacerdos als Zeuge erwähnt.[3]

1370 belehnte Markgraf Otto den Erbküchenmeister Bernhard von der Schulenburg mit Einnahmen in dem dorffe zu dernewitz.[4] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Dernewitz aufgeführt. Es umfasste 20 Hufen, von denen eine dem Pfarrer gehörte und eine wüst war.[5] 1410 wurde der Stendaler Bürger Hans Hasselmann mit dorp tho Derneuitze belehnt.[6] Dernewicz wurde erstmals in der Lehnsregistatur für 1412 bis 1424 als wüst bezeichnet.[7]

Auf der Wüstung errichtete der Besitzer des Rittergutes Kläden, Hans Wilhelm von Lattorf, 1752 das Vorwerk Darnewitz.[7]

Östlich des Dorfes am Weg nach Schernikau stand bis ins 20. Jahrhundert eine Windmühle.[8]

Bei der Bodenreform 1945 wurde das Gut enteignet und auf 27 Neubauern aufgeteilt. 9 Neubauern bauten sich im Ort ein neues Haus.[9] Im Jahre 1952 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG Typ I „Neues Deutschland“.[10]

Bis 1951 gab es nördlich des Dorfes einen Haltepunkt (Bahnhof) an der Bahnstrecke Peulingen–Bismark.[8]

Im Jahre 2003 fand das Jubiläumsfest „750 Jahre Darnewitz“ statt.[11]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich Sültmann deutet die Ortsnamen 1253 dernewitz, 1472 dermenisse als „Dorndorf“, abgeleitet vom slawischen „tarn“ für „Dorn“.[12][13]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörte das Vorwerk zum Stendalischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag der Ort im Kanton Stendal-Land im Distrikt Stendal auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte das Vorwerk zum Landkreis Stendal.[14]

Das Vorwerk, später ein Wohnplatz, gehörte zum Rittergut Kläden.

Nur im Gemeindelexikon von 1873 ist Darnewitz als Gutsbezirk aufgeführt.[15]

Am 30. September 1928 wurde Darnewitz vom Gutsbezirk Kläden in die Landgemeinde Kläden umgegliedert, da der Gutsbezirk mit der gleichnamigen Landgemeinde vereinigt wurde.[16]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1772 040
1790 052
1798 031
1801 034
1818 040
1840 104
Jahr Einwohner
1867 [00]133[15]
1871 126
1885 131
1895 118
1905 139
1993 [00]60[9]
Jahr Einwohner
2004 [0]60[9]
2018 [0]44[9]
2020 [00]46[17]
2022 [00]46[17]
2021 [0]46[1]
2022 [0]46[1]

Quelle bis 1905, wenn nicht angegeben:[14]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Darnewitz gehörte zur Pfarrei Kläden[18] und wird heute versorgt vom Pfarrbereich Kläden im Kirchenkreis Stendal der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[19]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Kläden stammen aus dem Jahre 1642.[20]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[21]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inschrift an der Dorfkirche Darnewitz
  • Die evangelische Dorfkirche Darnewitz, ein neugotischer rechteckiger Feldsteinbau mit Backsteingliederung, stammt der Inschrift am Südportal nach aus dem Jahre 1832. Sie steht etwa 300 Meter außerhalb des Dorfes und wurde als Gutskirche errichtet auf den Fundamenten eines romanischen Vorgängerbaus auf Veranlassung von Carl Theodorius von Levetzow.[22]
  • Die Kirche steht auf dem Ortsfriedhof, der mit einer niedriger Findlingsmauer umhegt ist.[13]
  • Auf dem Freigelände des „Darnewitzer Findlingsparks“ in einer Streuobstwiese werden 60 Findlinge aus der Region auf Schautafeln erläutert, darunter ist ein über 9 Tonnen schwerer Finding aus Migmatit. Das alte Backhaus wurde zu einem Dorfgemeinschaftshaus und Museum umgebaut.[23][24]
  • Eine Scheune und der Meilenstein am südlichen Ortsende stehen unter Denkmalschutz.[25]

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dorf finden gelegentlich Veranstaltungen in Rahmen der Reihen „Darnewitzer Musikstunde“, „Altmärkisches Musikfest“ oder „Tag des Geotops“ statt.

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der im Jahr 2000 gegründete Heimatverein „Wir für Darnewitz e. V.“ kümmert sich um die Förderung von Initiativen und Veranstaltungen im Dorf. Er betreut auch den Findlingspark.[9]

Sage und Spukgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einer im Dorf erzählten Sage nach hatte der frühere Gutsherr Ärger mit dem Klädener Pastor und er hatte daher seine eigene Kirche errichten lassen.[9]

Auf dem Kirchsteig zwischen Grassau und Darnewitz soll des Nachts zur Geisterstunde ein Hund sitzen und greulich winseln und bellen.[26]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der Landesstraße 15 Richtung Schinne abbiegend erreicht man nach zwei Kilometern auf der linken Seite die Abzweigung nach Darnewitz. Von hier sind es zwei weitere Kilometer bis zu dem Dorf.

Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[27] Der nächste Bahnhof ist im Nachbarort Kläden an der Bahnstrecke Stendal–Uelzen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Renate Pieper: Geschichtliches aus 39 Orten der Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark). Bismark 2019, S. 62–67, Darnewitz.
  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 483–486, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 107 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 292–293, 26. Darnewitz (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Darnewitz – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  2. Hauptsatzung der Einheitsgemeinde Bismark (Altmark), §15 Ortschaftsverfassung. (PDF) 31. Oktober 2018, abgerufen am 5. Dezember 2021.
  3. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 37 (Digitalisat).
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 346 (Digitalisat).
  5. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 315 (uni-potsdam.de (Memento vom 14. Dezember 2019 im Internet Archive)).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 377 (Digitalisat).
  7. a b Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 49–51, Nr. 51. Darnewitz (uni-jena.de).
  8. a b Messtischblatt 3336: Schinne. Reichsamt für Landesaufnahme, 1938, abgerufen am 6. Januar 2022.
  9. a b c d e f Renate Pieper: Geschichtliches aus 39 Orten der Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark). Bismark 2019, S. 62–67, Darnewitz.
  10. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1188, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  11. Glanzlichter vor 2006 auf darnewitz.de (Memento vom 4. Dezember 2015 im Internet Archive)
  12. nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
  13. a b Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 55–56.
  14. a b Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 483–486, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  15. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band VI, 1873, ZDB-ID 1467440-3, S. 28 (Digitalisat – Nr. 114).
  16. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 209.
  17. a b Axel Junker: Positive Tendenz bei Umzügen. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 14. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 18.
  18. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 111 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Pfarrbereich Kläden. Abgerufen am 20. September 2022.
  20. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 16 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 20. September 2022.
  22. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 98.
  23. Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt: Geotopkataster – Findling im Findlingspark Darnewitz. Abgerufen am 18. September 2022.
  24. Peter Pickelmann: Findlingspark Darnewitz. Abgerufen am 18. September 2022.
  25. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  26. Lehrer Lehrmann: Altmärkischer Sagenschatz (= Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band 2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID 1198714-5, S. 226, Spukstellen.
  27. Fahrplan der Linie 930. In: stendalbus.de. Abgerufen am 21. September 2022.