Der Pauker

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Film
Titel Der Pauker
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1958
Länge 93 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Axel von Ambesser
Drehbuch Curth Flatow,
Eckart Hachfeld
Produktion Kurt Ulrich
Musik Raimund Rosenberger
Kamera Erich Claunigk
Schnitt Walter Boos
Besetzung

Der Pauker ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahre 1958. Die Uraufführung war am 2. Oktober 1958 in mehreren Städten.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studienrat Dr. Hermann Seidel ist ein selbstgefälliger „Pauker“ alten Schlags, der bei seinen Schülern auf strikte Disziplin hält. Unter seinen Kollegen an einem Kleinstadtgymnasium gilt er darum als – nicht unbedingt beliebter – „Musterlehrer“. Auf die Dauer eines halben Jahres wird er aus der Provinz in die Großstadt versetzt, um dort eine berüchtigte Klasse renitenter Oberstufen-Gymnasiasten zu disziplinieren. Er trifft auf Rock ’n’ Roll-begeisterte Jugendliche, für die Louis Armstrong, Harry Belafonte und Elvis Presley zu den bedeutendsten „Minnesängern“ der Geschichte gehören. Seidels autoritäre Methoden provozieren die aufsässigen Teenager zusätzlich. Es beginnt ein Machtkampf zwischen Lehrer und Klasse.

Wie sich rasch heraus stellt, gehören fast alle Schüler einem Mofa-Klub an, den der von der Schule geflogene, bevorzugt in rockermäßiger Lederkleidung auftretende Halbstarke Harry Engelmann anführt. Seidel folgt den Jugendlichen in eine Spielhalle, wo sie einen Großteil ihrer Freizeit verbringen. Dort hat Engelmann kurz zuvor einen der Spielautomaten manipuliert, um mit dem ergaunerten Gewinn die Klubkasse aufzufüllen. Seidel durchkreuzt das Vorhaben unwissentlich, indem er seinen Schützlingen an genau diesem Automaten die niedrige Gewinnwahrscheinlichkeit von Glücksspielapparaten demonstrieren will. Vom eigenen „Erfolg“ überrascht, gewinnt der Pauker mehrmals hintereinander, spendet den Erlös von rund zehn D-Mark aber seinen Schülern. Er hat jedoch Verdacht erregt und wird am nächsten Tag von der Polizei verhört. Weil keiner der Gymnasiasten zu seinen Gunsten aussagt, kann Seidel die Angelegenheit nur bereinigen, indem er dem Spielhallenbesitzer den erlittenen Verlust ersetzt.

Nach einem nächtlichen Einschüchterungsversuch während eines Spaziergangs – die Schüler umkreisen ihn auf ihren Mofas in immer engeren Kreisen – und der Verweigerung von Gruß und Mitarbeit im Klassenzimmer, reagiert Seidel tief enttäuscht. Fortan will er nicht mehr um die außerschulischen Angelegenheiten der Teenager kümmern und nur noch Dienst nach Vorschrift machen. Gleichzeit beginnt er, bei seinem Flurnachbarn Freddy Blei (Seidel wohnt zur Untermiete in einem möblierten Zimmer) Unterricht im Catchen zu nehmen. Im Gegenzug versucht der Pauker seinem neuen, berlinernden Freund, korrektes Standarddeutsch zu vermitteln.

Unterdessen entwickelt Seidel ein zunehmendes Interesse an der älteren Schwester des vollverwaisten Schülers Achim Bork. Vera Bork ersetzt ihrem Bruder die Eltern und lässt zur Erwirtschaftung des Unterhalts notfalls auch Unterwäschefotos von sich anfertigen, ohne darin etwas Anrüchiges zu erkennen, wie es anfangs noch Seidel tat. Als der Lehrer aber erfährt, dass die von ihm Angebetete mit einem im Ausland weilenden Ingenieur verlobt ist, zieht er sich von ihr zurück. Gleichzeitig ist Seidel jedoch blind für die Annäherungsversuche der sympathischen Musiklehrerin, Fräulein Dr. Selinski.

Als der Pauker heimlich Zeuge wird, wie Engelmann Bork zu einem Diebstahl auf dem Schrottplatz anstiftet, entschließt er sich zum Eingreifen. Seidel stellt Bork in flagranti, zeigt ihn aber nicht an. Der Verkauf des gestohlenen Ersatzteils sollte dem mittellosen Gymnasiasten das nötige Geld zur Begleichung der Darlehensraten verschaffen, die seit dem überhasteten Kauf eines gebrauchten Mofas auf ihm lasten. Seidel leiht Bork die zur Begleichung seiner Außenstände fehlenden 30 Mark. Außerdem vermittelt er dem Jungen einen Job bei eben jenem Schrotthändler, den hatte bestehlen wollen. Mit Hilfe der hier anfallenden 1,25 DM Stundenlohn kann der Schüler seine Schulden bei Seidel abstottern.

In der Folge bricht Bork mit Engelmann und nimmt auch die übrigen Klassenkameraden nach und nach für Seidel ein. Dieser beginnt mit den Schülern ein Gemeinschaftsprojekt: Sie machen ein altes Adler-Cabrio von 1934 wieder fahrtauglich, an dem ihnen Seidel anschließend Fahrunterricht erteilt. Der eifersüchtige Engelmann, der Seidel kurz zuvor in einem Zweikampf nur durch einen unfairen Trick niederschlagen konnte, manipuliert daraufhin die Bremszüge des Fahrzeuges. Als der Klassenprimus Neureiter mit dem Auto einen Unfall baut und leicht verletzt wird, erhält Seidel die strafweise Suspendierung und soll vorzeitig in die Provinz zurück versetzt werden. Im letzten Moment rückt Engelmanns einzig verbliebener Gefolgsmann, der von seinen doppelverdienenden reichen Eltern vernachlässigte „Wohlstandswaise“ Martin Rössler, mit der Wahrheit heraus. Außerdem brilliert Seidels Klasse bei einer Geschichtsprüfung vor dem Oberschulrat, woraufhin man Lehrer rehabilitiert. Seidel bleibt nun auf Dauer an seiner neuen Schule.

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Heinz Rühmann verleiht der Titelrolle tragikomische Akzente; ansonsten interessiert die Komödie in erster Linie als Einblick in das konservative Klima der 50er Jahre.“

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film erscheint streckenweise wie eine entschärfte, tragikomische Version des US-Dramas Die Saat der Gewalt, das drei Jahre zuvor in die Kinos gekommen war.

Die in einer Kleinstadt spielenden Anfangssequenzen entstanden in Wasserburg am Inn. Als äußere Kulisse der in der ungenannten Großstadt spielenden Schulszenen diente die Volksschule am Schererplatz (heute Grundschule) im Münchner Stadtteil Pasing. In deren Gebäude war bis 1963 auch das Humanistische Gymnasium Pasing untergebracht, später umbenannt in Karlsgymnasium.

Die Volksschauspielerin Rosl Mayr hat einen Kurzauftritt als Kioskbetreiberin, die vor dem heran nahenden Lehrer Seidel aushängende Zeitschriften mit leichtbekleideten Cover Girls mit einem Exemplar des Spiegels verdeckt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Koch: Schule im Kino. Autorität und Erziehung – Vom „Blauen Engel“ bis zur „Feuerzangenbowle“. Beltz, Weinheim/Basel 1987, ISBN 3-407-34009-5, S. 171–176.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Pauker. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 6. September 2020.