Elke Twesten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. August 2017 um 15:16 Uhr durch Catseye (Diskussion | Beiträge) (grammatik). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Elke Twesten (2009)

Elke Twesten (* 7. Juli 1963 in Scheeßel) ist eine deutsche Politikerin (CDU, ehemals Bündnis 90/Die Grünen) und Mitglied des Niedersächsischen Landtags. Nachdem Die Grünen sie nicht wieder als Kandidatin aufstellten, trat sie im August 2017 zur CDU über, und entzog somit der gewählten rot-grünen Landesregierung von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ihre parlamentarische Mehrheit.

Leben

Familie, Ausbildung und Beruf

Twesten wuchs in ihrem Geburtsort im niedersächsischen Scheeßel auf und machte 1982 das Abitur an der Eichenschule Scheeßel. Anschließend absolvierte sie an der Staatlichen Fremdsprachenschule in Hamburg eine Ausbildung als Fremdsprachensekretärin. Nach einjähriger Berufstätigkeit schlug sie eine Beamtenlaufbahn ein und studierte von 1984 bis 1987 an der Fachhochschule des Bundes im Fachbereich Finanzen (Zoll) am damaligen Standort Sigmaringen. Sie schloss als Diplom-Finanzwirtin (FH) ab und qualifizierte sich damit für den gehobenen Dienst der Bundeszollverwaltung. Von 1987 bis zu ihrem Einzug in den Niedersächsischen Landtag 2008 arbeitete sie in der Zollabteilung der damaligen Oberfinanzdirektion Hamburg, unterbrochen von jeweils etwa 18-monatigen Erziehungsurlaubszeiten.

Elke Twesten lebt in Scheeßel, ist verheiratet und hat drei Töchter.

Politische Laufbahn

1997 wurde Twesten Mitglied der Grünen. Sie ist Ratsfrau in Scheeßel und sitzt seit 2006 im Kreistag des Kreises Rotenburg. Im Januar 2007 wurde sie zur stellvertretenden Landesvorsitzenden der Grünen in Niedersachsen gewählt. Sie trat zur Landtagswahl in Niedersachsen 2008 als Direktkandidatin im Wahlkreis 53 Rotenburg an und erreichte 8,2 % der Erststimmen. Da die Grünen 12 Mandate errangen, erhielt sie über Platz 9 der Landesliste einen Sitz im Landtag.[1] Bei der Landtagswahl 2013 gelangte Twesten als 19. von 20 Bewerbern der Grünen über die Landesliste in den Landtag.[2]

2013 beabsichtigte Twesten, bei der Landratswahl im Landkreis Rotenburg (Wümme) zu kandidieren, obwohl sich die Spitzen der Kreistagsfraktionen von Grünen, SPD und WFB bereits auf einen parteilosen Bewerber verständigt hatten.[3] Einem Pressebericht[4] zufolge konnte sie nur mit Mühe von einer Kandidatur abgehalten werden. Im Jahre 2014 trat Twesten für die Grünen bei der Landratswahl im Landkreis Stade an. Mit 14 % der Stimmen unterlag sie dem parteilosen Amtsinhaber Michael Roesberg (56 %) und Robert Crumbach (SPD) (30 %).

Partei- und Fraktionswechsel

Twesten ist Anhängerin von Schwarz-Grün.[5] Nachdem es in ihrem Kreisverband heftige Auseinandersetzungen über die strategische Ausrichtung der Partei gegeben hatte, wählten die Mitglieder der Grünen im Landtagswahlkreis Rotenburg am 30. Mai 2017 in ihrer Aufstellungsversammlung Birgit Brennecke anstatt Twesten als Direktkandidatin für die Landtagswahl im Januar 2018.[6][7] Zuvor hatte Twesten eine mögliche Direktkandidatur im benachbarten Landtagswahlkreis Bremervörde offen gelassen („am liebsten da kandidieren, wo ich auch lebe“),[8] danach nur für diesen verneint („Nicht für den Landkreis Rotenburg, nein.“).[6] Die Landesdelegiertenkonferenz der Grünen zur Aufstellung der Landesliste war auf den 11. bis 13. August 2017 terminiert.[9]

Am 4. August 2017 erklärte Twesten auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit CDU-Fraktionschef Björn Thümler ihren Austritt aus Partei und Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und kündigte den Eintritt in die CDU-Landtagsfraktion an.[10] Damit verlor die rot-grüne Landesregierung ihre parlamentarische Mehrheit.[11] Twesten sagte, sie sehe ihre politische Zukunft in der CDU. Nach eigener Aussage strebt Twesten auf längere Sicht ein Mandat im Bundestag oder im Europaparlament an.[12][13][14]

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) forderte nach Twestens Austritt aus Fraktion und Partei von Bündnis 90/Die Grünen eine rasche Parlamentsauflösung und umgehende Landtagsneuwahlen.[15] Ihr Parteiwechsel sei zudem „besonders anrüchig“, da sie ihr Landtagsmandat nicht direkt, sondern lediglich über die Landesliste der Grünen erhalten habe.[16] Der Grünen-Bundesgeschäftführer Michael Kellner verlangte die Rückgabe ihres Mandats, da Twestens Handeln eine „Verfälschung des Wählerwillens“ und Verrat am rot-grünen Wahlsieg von 2013 sei.[17] Twesten wies die Vorwürfe zurück; was sie nun von Grünen-Politikern erlebe, sei „zum Teil niederträchtig, zutiefst beleidigend und menschlich unanständig“. Ihre parteiinterne Kritik sei ignoriert und Sorgen der Bürger seien nicht berücksichtigt worden.[18]

SPD und Grüne unterstellten, dass Twesten von der CDU Vorteile versprochen worden waren, um ihr den Schritt zu erleichtern. Beide dementierten dieses, jedoch räumte Twesten ein, in den zwei Wochen vor ihrem Übertritt konkrete Gespräche mit Oppositionsführer Thümler und dem CDU-Landesvorstand geführt zu haben. Die Initiative sei von beiden Seiten ausgegangen, und man habe sich „aufeinander zubewegt“.[19]

Mitglieder der Grünen-Landtagsfraktion erklärten der Wochenzeitung Zeit, schon als die Landtagsfraktions-Posten zu Beginn der Legislaturperiode 2013 verteilt wurden, habe Twesten in einer Fraktionssitzung sinngemäß gesagt: „Ich habe auch ein Angebot von der CDU-Fraktion.“ Dies wurde so verstanden, dass sie damit ihre Verhandlungsposition stärken wollte. Die Fraktionsführung bot ihr daraufhin das Amt einer Schriftführerin des Landtags an. Damit wurde Twesten Mitglied des Landtagspräsidiums.[20]

Sowohl der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, Helge Limburg, als auch der frühere Landtagspräsident Rolf Wernstedt (SPD) erklärten wenige Tage nach ihrem Austritt aus Partei und Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in der Nordwest-Zeitung, dass Twesten bei Gesprächen ihnen gegenüber von einem „unmoralischen Angebot der CDU“ berichtet habe.[21][19][22] Auch Grünen-Fraktionsvorsitzende Anja Piel sagte, dass Twesten mehreren Parteifreunden erzählt habe, „dass sie Angebote bekommen hat. Sie hat schon vor Jahren gesagt, dass sie auch von anderer Stelle Perspektiven aufgezeigt kriegt.“ Piel habe die Äußerung aber nicht ernst genommen, da diese „ab und an mal vorkam, und auch schon sehr früh in der Legislaturperiode“.[23]

Am 7. August 2017 trat Twesten in die CDU ein und wurde dadurch zugleich Mitglied der Landtagsfraktion der Christdemokraten in Niedersachsen.[24]

Weblinks

Commons: Elke Twesten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Niedersächsische Landeswahlleiterin, Wahl zum Niedersächsischen Landtag am 27. Januar 2008
  2. Niedersächsische Landeswahlleiterin, Wahl zum Niedersächsischen Landtag am 20. Januar 2013
  3. Twesten geht auf Distanz zur SPD. In: kreiszeitung.de. 21. August 2013, abgerufen am 5. August 2017.
  4. Stephan Oertel: Nach erneuten Querelen Rücktritte bei Kreis-Grünen. In: kreiszeitung.de. 5. Juli 2016.
  5. Rot-Grün in Niedersachsen verliert Mehrheit. In: Spiegel Online. 4. August 2017.
  6. a b Michael Krüger, Lars Warnecke: Landtagsabgeordnete Elke Twesten zu ihrem Ausscheiden als Direktkandidatin. In: kreiszeitung.de. 2. Juni 2017, abgerufen am 4. August 2017.
  7. Rot-Grün in Niedersachsen verliert Mehrheit. In: Spiegel Online. 4. August 2017.
  8. Brennecke tritt bei den Grünen gegen Twesten an. In: kreiszeitung.de. 29. Mai 2017.
  9. www.gruene-niedersachsen.de, abgerufen am 5. August 2017.
  10. Ex-Grüne Twesten verteidigt Wechsel zur CDU. In: NDR.de. 5. August 2017, abgerufen am 5. August 2017.
  11. Rot-Grün in Niedersachsen verliert Mehrheit im Landtag. In: tagesspiegel.de. 4. August 2017.
  12. Wer ist Elke Twesten? In: Hannoversche Allgemeine Zeitung online. 4. August 2017, abgerufen am 8. August 2017.
  13. Twesten sprach im Juni über CDU-Offerte. In: n-tv.de. 4. August 2018, abgerufen am 8. August 2017.
  14. Michael Bröcker: Grünen-Abgeordnete Twesten wechselt zur CDU: Rot-Grün verliert Mehrheit in Niedersachsen. In: Rheinische Post online. 4. August 2017, abgerufen am 8. August 2017.
  15. Regierungskrise: Parteien für vorgezogene Neuwahl. In: NDR.de. 5. August 2017, abgerufen am 5. August 2017.
  16. Robert Roßmann: Elke Twesten: Mandat und Moral. In: Süddeutsche.de. 7. August 2017, abgerufen am 10. August 2017.
  17. Twesten sollte ihr Mandat zurückgeben. In: wallstreet-online.de. 4. August 2017, abgerufen am 5. August 2017.
  18. Twesten nennt Ex-Parteifreunde „niederträchtig und menschlich unanständig“. In: Spiegel Online. 6. August 2017, abgerufen am 8. August 2017.
  19. a b Ex-Grüne: Twesten soll „unmoralisches Angebot“ der CDU erhalten haben. In: Spiegel Online. 6. August 2017, abgerufen am 7. August 2017.
  20. Robert Pausch: Twesten soll schon früher mit Wechsel gedroht haben. In: Zeit online. 8. August 2017, abgerufen am 9. August 2017.
  21. Rainer Woratschka, Antje Sirleschtov: Grünen-Politiker: Twesten sprach über „unmoralisches Angebot“ der CDU. In: tagesspiegel.de. 6. August 2017, abgerufen am 8. August 2017.
  22. Gunnar Reichenbachs: überläuferin Elke Twesten: Hinweise auf „unmoralisches Angebot“ der CDU verdichten sich. In: NWZonline. 7. August 2017, abgerufen am 7. August 2017.
  23. Elke Twesten: Ein „unmoralisches Angebot“ von der CDU. In: Zeit Online. 6. August 2017, abgerufen am 7. August 2017.
  24. Elke Twesten ist jetzt Mitglied der CDU-Fraktion. In: NDR.de. 7. August 2017, abgerufen am 7. August 2017.