Fritz Genschow
Fritz Genschow (* 15. Mai 1905 in Berlin; † 21. Juni 1977 ebenda) war ein deutscher Schauspieler, Filmregisseur und Filmproduzent, der auch Drehbücher verfasste.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Sohn eines Bäckers erhielt seine künstlerische Ausbildung an der Reicherschen Hochschule für Dramatische Kunst in Berlin. 1924 gab er sein Debüt am Theater von Meiningen. 1925/26 spielte er in Halle, ab 1927 in Berlin am Theater am Nollendorfplatz. Weitere Engagements führten ihn an das Preußische Staatstheater, an die Volksbühne und an das Theater am Schiffbauerdamm.
1930 gründete er mit der Schauspielerin Renée Stobrawa, seiner ersten Ehefrau, sein eigenes Theater, das Kinder-Theater Berlin. Hier brachte er unter anderem das Stück Revolte im Erziehungshaus zur Aufführung. In der Zeit des Nationalsozialismus kamen seine Bemühungen in dieser Richtung zum Erliegen.
Seine Filmkarriere begann Fritz Genschow als Schauspieler 1929 mit dem Film Vererbte Triebe. In den 1930er Jahren war er ein viel beschäftigter Nebendarsteller; in den Filmen Jenseits der Straße (1929), Morgenrot (1933), Straßenmusik (1936), Man spricht über Jacqueline (1937) und Rotkäppchen und der Wolf (1937) spielte er aber auch Hauptrollen. Sein Debüt als Regisseur gab er 1935 mit dem Film Der interessante Fall. 1936 sprach er den Winnetou in dem Hörspiel Fährten in der Prärie.[1] Als Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler adaptierte Genschow den Märchenfilm Rotkäppchen und der Wolf (1937) an die nationalsozialistische Ideologie.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Genschow vor allem als Regisseur und Drehbuchautor tätig und wurde mit zahlreichen Märchenverfilmungen bekannt. Er übernahm die Produktion seiner Filme selbst und trat auch als Schauspieler auf.
1947 wurde er Direktor der Zehlendorfer Freilichtbühne am Waldsee, dem späteren Genschow-Stobrawa-Theater. Nach dem Tod Stobrawas im Jahre 1971 gründete er das Gebrüder-Grimm-Theater. 1963 wurde er mit dem Gebrüder-Grimm-Preis ausgezeichnet. Als „Onkel Tobias“ war er eine Berliner Institution: 1947–1972 kam er über das Radio (RIAS) jeden Sonntag um 10 Uhr in die Kinderzimmer. Das Konzept der Sendung war, eine Idylle aufzubauen und ein vertrauensvolles, kameradschaftliches Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Kindern und Erwachsenen zu vermitteln.[2] Das gelang, wenn er zusammen mit „Tante Erika“ (Erika Görner)[3] und seinen „RIAS-Kindern“ in fröhlicher Runde saß und ihren Gesang auf seiner Gitarre Friederike begleitete[4], sich ihre Probleme anhörte, mit ihnen diskutierte. Dazu gab es regelmäßig ein spannendes Kasperletheater-Stück, in dem er selbst die Figur des Kasperle sprach.[5]
Seine uneheliche Tochter Heidi Genée war ebenfalls im Filmgeschäft tätig und lernte bei ihm das Filmhandwerk. Auch seine ehelichen Kinder, die aus der zweiten Ehe mit Rita-Maria Nowotny entstammen, gingen zum Film: Marina Genschow wurde Schauspielerin, Gabriel Genschow (1954–2007) war Drehbuchautor und Filmproduzent. Unter dem Firmennamen „Medienproduktion und Vertrieb Genschow“ verwalten seine rechtmäßigen Erben seit 2007 Genschows Filme.
Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in der Abt. XIV-W-440a.
Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Als Schauspieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1927: Gewitter über Gottland (Stummfilm)
- 1929: Vererbte Triebe. Der Kampf ums neue Geschlecht. (Stummfilm)
- 1929: Jenseits der Straße (Arbeitsloser). (Stummfilm)
- 1933: Morgenrot (Fredericks „Fips“, Oberleutnant, nach Edgar Freiherr von Spiegels Kriegstagebuch U 202)
- 1933: Flüchtlinge (Hermann)
- 1934: Hundert Tage (Lucien Bonaparte)
- 1935: Das Mädchen Johanna (ein Hauptmann)
- 1935: Der Student von Prag (Student Dahl)
- 1935: Henker, Frauen und Soldaten (Buschke, nach dem Roman Ein Mannsbild namens Prack von Friedrich Reck-Malleczewen)
- 1936: Straßenmusik (Hauptrolle als Hans Lünk, nach dem Theaterstück Stratenmusik von Paul Schurek)
- 1937: Man spricht über Jacqueline (Lionel Clark, nach einer Erzählung von Katrin Holland)
- 1937: Rotkäppchen und der Wolf (Onkel Jäger)
- 1937: Ein Volksfeind (Holster, Schiffskapitän)
- 1939: Roman eines Arztes (nach Motiven des Romans Heimkehr ins Leben von Curt Reinhard Dietz)
- 1939: Drei Unteroffiziere (Unteroffizier Kohlhammer)
- 1940: Links der Isar, rechts der Spree (Adolf Schulze)
- 1940: Friedrich Schiller – Der Triumph eines Genies (Eleve Karpff)
- 1943: Titanic
- 1955: Dornröschen (König)
- 1955: Der Pfarrer von Kirchfeld (Franz Wagner)
Als Regisseur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1937: Rotkäppchen und der Wolf
- 1938: Drops wird Flieger
- 1953: Rotkäppchen
- 1954: Hänsel und Gretel
- 1954: Frau Holle
- 1955: Der Struwwelpeter
- 1955: Ina, Peter und die Rasselbande
- 1955: Aschenputtel
- 1955: Dornröschen
- 1956: Tischlein deck dich
- 1957: Die Gänsemagd
- 1959: Schneewittchen
- 1962: Der vertauschte Prinz
- 1962: Rumpelstilzchen
- 1962: König Drosselbart
Als Produzent[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1953: Rotkäppchen
- 1954: Frau Holle
- 1954: Der Struwwelpeter
- 1955: Ina, Peter und die Rasselbande
- 1955: Aschenputtel
- 1955: Dornröschen
- 1956: Tischlein deck dich
- 1957: Die Gänsemagd
- 1962: Der vertauschte Prinz
- 1962: Rumpelstilzchen
Als Drehbuchautor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1937: Rotkäppchen und der Wolf
- 1955: Dornröschen
- 1956: Kalle wird Bürgermeister
- 1959: Schneewittchen
- 1962: Rumpelstilzchen
Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1946: William Shakespeare: Ein Sommernachtstraum – Regie: Hans Carl Müller (Komödie am Kurfürstendamm Berlin)
- 1947: William Shakespeare: Das Wintermärchen – Regie (Zehlendorfer Freilichtbühne am Waldsee Berlin)
Hörspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1947: Hugo von Hofmannsthal: Das Salzburger große Welttheater (Engel) – Regie: Hanns Korngiebel (RIAS Berlin)
- 1947: Hans Fritz Köllner: Eine Fahrt in den Frühling (Pe-Pe Müller) – Regie: Hanns Korngiebel (RIAS Berlin)
- 1949: Franz Schneider-Facius: Der Mond ging unter (Leutnant Prackel) – Regie: Hanns Korngiebel (RIAS Berlin)
- 1952: Friedrich Forster / Waldfried Burggraf: Der Graue (Doktor Jakobi) – Regie: Hanns Korngiebel (RIAS Berlin)
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Fritz Genschow in der Internet Movie Database (englisch)
- Fritz Genschow bei www.cyranos.ch
- Die Nachfolgefirma von „Fritz Genschow Film“
- Bilder von Fritz Genschow In: Virtual History
- Literatur von und über Fritz Genschow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ http://www.karl-may-hoerspiele.info/vpersonzuord.php?_id=910
- ↑ Deutschlandfunk Kultur: Onkel Tobias vom RIAS Erinnerungen an eine populäre Kindersendung. Deutschlandfunk Kultur, 1. Januar 2020, abgerufen am 9. April 2020.
- ↑ Sigrid Scherer u. a.: Märchenwelten: der Schauspieler, Regisseur und Produzent Fritz Genschow. Deutsches Filmmuseum, 2005, S. 56.
- ↑ Die Gitarre spielte Genschow in Wirklichkeit nicht selbst, sondern der Berufsgitarrist Gerhard Tucholski, siehe: Rainer Stelle: Berliner Gitarristen im 20. Jahrhundert. Ein Überblick. In: Die Gitarre im Aufbruch, herausgegeben von Jürgen Libbert. München 1994, S. 307.
- ↑ RIAS: rias1.de - Das Radio-Archiv. RIAS, abgerufen am 9. April 2020.
Personendaten | |
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NAME | Genschow, Fritz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler, Filmregisseur und Filmproduzent |
GEBURTSDATUM | 15. Mai 1905 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 21. Juni 1977 |
STERBEORT | Berlin |