Halytsch

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Halytsch
Галич
Wappen von Halytsch
Halytsch (Ukraine)
Halytsch (Ukraine)
Halytsch
Basisdaten
Oblast: Oblast Iwano-Frankiwsk
Rajon: Rajon Halytsch
Höhe: keine Angabe
Fläche: 24,67 km²
Einwohner: 6.247 (2016)
Bevölkerungsdichte: 253 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 77104
Vorwahl: +380 3431
Geographische Lage: 49° 7′ N, 24° 44′ OKoordinaten: 49° 7′ 26″ N, 24° 43′ 41″ O
KOATUU: 2621210100
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt
Bürgermeister: Orest Tratschyk
Adresse: вул І. Франка 3
77100 м. Галич
Statistische Informationen
Halytsch (Oblast Iwano-Frankiwsk)
Halytsch (Oblast Iwano-Frankiwsk)
Halytsch
i1

Halytsch (ukrainisch Галич; russisch Galitsch, polnisch Halicz; deutsch Halitsch, jiddisch העליטש/Heylitsch) ist eine Kleinstadt in der Westukraine mit 6200 Einwohnern (2016)[1].

Geografie

Halytsch ist das Zentrum des gleichnamigen Rajons. Die Stadt liegt am Ufer des Flusses Dnister und wird von der auf einem Hochplateau liegenden Burg Halitsch beherrscht.

Sie verfügt über einen Bahnanschluss und liegt etwa 29 Bahnkilometer bzw. 26 Straßenkilometer in nordöstlicher Richtung vom Oblastzentrum Iwano-Frankiwsk entfernt.

Halytsch liegt im Vor-Karpatenland.

Aus dem Namen Halyčyna wurde zu Österreich-Ungarischer Zeit der Name für das Kronland Galizien abgeleitet.

Geschichte der Stadt

Karte von 1889
Mariä Geburts-Kirche
Burg Halitsch

Seit dem 10. Jahrhundert befand sich nach archäologischen Ausgrabungen eine slawische Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Stadt. Sie war die Siedlung von Handwerkern und Kaufleuten in der Nähe der mächtigen Burganlage von Halitsch, die sich im Gebiet des heutigen Dorfes Krylos an der Lukwa befand.

1140 wird die Burg Halytsch erstmals in der Ipatjew-Chronik erwähnt. Seit 1144 war sie Sitz der Fürsten von Halytsch.

1188 reichte das Fürstentum bis an die untere Donau und Halitsch wurde kurzzeitig vom ungarischen König Bela III. erobert. Der aus Halytsch vertriebene Fürst Wladimir Jaroslawitsch errang jedoch nach kurzer Zeit die Herrschaft mit polnischer und deutscher Hilfe wieder zurück.

Seit 1198 gab es ein Fürstentum Halitsch-Wolhynien.

1215 wurde Kálmán, der Sohn von König Andreas II. von Ungarn, in Halytsch zum König von Galizien und Lodomerien (rex Galiciae et Lodomeriae) gekrönt.

1240 wurde die Stadt von den Truppen der Goldenen Horde niedergebrannt.

1240 heiratete Daniel Romanowitsch von Galizien die Tochter des Großfürsten von Litauen.

1253 ließ er sich im Auftrag des Papstes Innozenz IV. durch einen Legaten zum König von Ruthenien (rex Russiae) krönen und versprach, den katholischen Glauben in seinem Reich zu verbreiten.

1268 wurde in der Stadt ein Kloster der Dominikaner gegründet.

1349 wurde Halytsch durch den polnischen König Kasimir den Großen erobert.

1367 erhielt Halytsch Magdeburger Stadtrecht.

1569–1772 war das Halitscher Land (Ziemia Halicka, shiemia halitzka) ein Teil der Woiwodschaft Ruthenien.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts versuchten die Tataren mehrmals, die Burg zu erobern, was ihnen schließlich 1621 gelang. Nach einhergehender Zerstörung und anschließendem mühevollen Wiederaufbau blieben nur wenige ruhige Jahre – bereits 1658 erfolgt die endgültige Zerstörung der Burg durch die Tataren.

Kaiserreich Österreich

1772 fiel das Gebiet der Woiwodschaft Ruthenien an Österreich (später Österreich-Ungarn), bei dem es als Teil des Kronlandes Königreich Galizien und Lodomerien bis 1918 verblieb. Zwischen 1854 und 1867 war der Ort Sitz einer Bezirkshauptmannschaft[2], danach bis 1918 der Sitz eines Bezirksgerichts des Bezirks Stanislau.

Bereits 1864 erhielt die Stadt einen Bahnanschluss an der Bahnstrecke von Lemberg nach Czernowitz, 1897 folgte dann auch noch die Staatsbahnlinie Halicz–Ostrów-Berezowica (endete südlich von Ternopil).

Westukrainische Volksrepublik

Im November 1918 war die Stadt, nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie am Ende des Ersten Weltkriegs, kurzzeitig Teil der Westukrainischen Volksrepublik. Im Polnisch-Ukrainischen Krieg besetzte Polen im Juli 1919 auch die letzten Teile der Westukrainischen Volksrepublik. Am 21. November 1919 sprach der Hohe Rat der Pariser Friedenskonferenz für eine Zeitdauer von 25 Jahren (trotz der Proteste aus Polen)[3] Ostgalizien Polen zu.

Zweite Polnische Republik

Zwischen den beiden Weltkriegen ab 1919/20 gehörte die Stadt zu Polen und lag hier ab 1921 als eigenständige Stadt in der Woiwodschaft Stanislau.

Ukraine

1939 wurde sie Teil der Sowjetunion und nach Ende der Sowjetzeit 1991 Teil der Ukraine.

Sehenswürdigkeiten

Ehemalige Kirche St. Anna und das Dominikanerkloster

Die Kirche St. Anna und das Dominikanerkloster in Halytsch waren ein historischer Komplex der römisch-katholischen Kirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der jetzt nicht mehr existiert. Das Kloster wurde am 14. April 1787 aufgelöst.

Nachdem die Dominikaner 1233 aus Kiew abgedrängt wurden, übernahmen sie in der neuen Hauptstadt des Fürstentums Halytsch-Wolodymyr eine Missionskirche St. Johannes der Täufer. Das Kloster wurde 1238 vom Heiligen Hyazinth von Polen gegründet.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde das Kloster durch Kosacken- und Tatarenüberfälle zerstört. Im Jahre 1660 hat Andrzej Potocki, der Starost (eine Art Gouverneur oder Gebietsvorsteher) von Galizien und der Kastellan von Krakau, für die Dominikaner ein neues Kloster in Holzbauweise bauen lassen, zusammen mit der Kirche St. Anna.

Marktplatz

Auf dem Marktplatz ist noch heute das Reiterdenkmal des Gründers der Halyčyna und von Fürst Daniel Romanowitsch von Galizien zu sehen.

Persönlichkeiten

Historische Quellen

Wichtigste historische Texte zur Geschichte Halytschs sind

In der Burg Halitsch (heute Dorf Krylos) fand sich das älteste vollständige Evangelium in kirchenslawischer Sprache:

Commons: Halytsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Städte in der Ukraine auf pop-stat.mashke.org
  2. Reichsgesetzblatt vom 24. April 1854, Nr. 111, Seite 401
  3. Дипломатія ЗУНР на Паризькій мирній конференції 1919 р. In: Український історичний журнал (Ukrainisches historisches Magazin). 5 (482). Jahrgang (library.ua (Memento des Originals vom 25. März 2016 im Internet Archive) [abgerufen am 22. März 2016]).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/library.ua ISSN 0130-5247, S. 134. (ukrainisch)