Hans Ehard

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. März 2016 um 18:32 Uhr durch Pomona (Diskussion | Beiträge) (→‎Ehrungen: + Wikilink Johann Christian von Hofenfels-Medaille siehe gleichnamigen Artikel). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hans Ehard (1961)
Hans Ehard (stehend in der Bildmitte) während eines Treffens mit seinen Ministerpräsidenten-Kollegen im Juni 1947 in München

Johann Georg Ehard (* 10. November 1887 in Bamberg; † 18. Oktober 1980 in München) war ein deutscher Jurist und Politiker der CSU. Von 1946 bis 1954 und von 1960 bis 1962 war er Ministerpräsident des Freistaates Bayern. Er war vom 8. September 1950 bis zum 7. September 1951 der zweite und vom 1. November 1961 bis zum 31. Oktober 1962 der 13. Präsident des Bundesrates.

Leben

Nach dem Abitur studierte Ehard von 1907 bis 1912 Rechtswissenschaften in München und Würzburg, wo er 1912 mit der Promotion zum Dr. jur. abschloss. Während seines Studiums wurde Ehard Mitglied der Akademisch-Musikalischen Verbindung zu Würzburg.[1] Während des Ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) war er Soldat. Im September 1919 wurde er Mitglied in der Bayerischen Volkspartei (BVP) und trat im November 1919 in das bayerische Justizministerium ein. Am 1. November 1923 wurde er II. Staatsanwalt beim Landgericht München I.

Während des Hochverratsprozesses 1924 gegen Adolf Hitler wegen dessen Putschversuchs war er in dieser Funktion Untersuchungsführer und Anklagevertreter und „die rechte Hand des I. Staatsanwalts Ludwig Stenglein[2]. Am 1. Januar 1926 wurde er Landgerichtsrat im bayerischen Staatsministerium der Justiz, am 1. September 1928 Oberregierungsrat und am 1. Mai 1931 Ministerialrat.

1933, nach der Ernennung von Hans Frank zum bayerischen Justizminister, schied Ehard freiwillig aus dem Ministerium aus und wurde am 1. September 1933 Senatspräsident am Oberlandesgericht München (Zivilsenat), zusätzlich 1937 Vorsitzender des Erbhofgerichts München sowie 1941 Vorsitzender des Deutschen Ärztegerichtshofs München.[3]

Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er 1945 in die CSU ein. 1945 war er kurzzeitig im Kabinett Schäffer Justizminister, anschließend im Kabinett Hoegner I Staatssekretär im Bayerischen Justizministerium und Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung, ehe er am 21. Dezember 1946 zum Bayerischen Ministerpräsident gewählt wurde. Damit wurde er zugleich qua Amt Mitglied des Länderrates des amerikanischen Besatzungsgebietes. Er stand zunächst der Regierung aus einer Koalition von CSU, SPD und WAV vor. Ab 21. September 1947 bildete Ehard eine CSU-Minderheitsregierung, als die SPD ihre Minister zurückzog. Nach der Landtagswahl 1950 bildete er eine Große Koalition mit der SPD, die mehr Stimmen, aber weniger Mandate als die CSU erhalten hatte, und blieb Ministerpräsident bis zum 14. Dezember 1954. Von 1949 bis 1955 war er Parteivorsitzender der CSU.

Gedenktafel in Bamberg am Jakobsberg

Nach dem Rücktritt von Hanns Seidel wurde er vom 26. Januar 1960 bis 11. Dezember 1962 erneut Bayerischer Ministerpräsident und übernahm im Kabinett Goppel I bis zum 5. Dezember 1966 wiederum das Justizministerium.

Ehard war zudem von 1955 bis 1969 Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes sowie von 1956 bis 1963 Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW). Er ist außerdem seit 1957 Ehrenbürger der Städte München und Bamberg sowie seit 1974 der Gemeinde Bubenreuth.

Sein Leichnam wurde auf dem Waldfriedhof in München/Alter Teil im Grab Nr. 86-W-12 beigesetzt.

Politischer Weg

  • 1945 Bayerischer Justizminister
  • 1946–1954 Bayerischer Ministerpräsident
  • 1949–1955 Vorsitzender der CSU
  • 1950–1951 Bundesratspräsident
  • 1951–1952 Bayerischer Verkehrsminister
  • 1954–1960 Präsident des Bayerischen Landtags
  • 1960–1962 Bayerischer Ministerpräsident
  • 1961–1962 Bundesratspräsident
  • 1962–1966 Bayerischer Justizminister

Ehrungen

Literatur

  • Hilde Balke: Die Präsidenten des Bayerischen Landtags: von 1946 bis 1994. Hrsg. v. Bayerischer Landtag, Landtagsamt, München [2001], ISBN 3-927924-23-7.
  • Karl-Ulrich Gelberg: Hans Ehard. Die föderalistische Politik des bayerischen Ministerpräsidenten 1946-1954. (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 18). Düsseldorf [1992], ISBN 3-7700-0976-2.
  • Die Protokolle des Bayerischen Ministerrats 1945-1954. Herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns.
  • Das Kabinett Ehard I. 21. Dezember 1946 bis 20. September 1947. Bearbeitet von Karl-Ulrich Gelberg. München [2000], ISBN 3-486-56413-7.
  • Das Kabinett Ehard II. 20 September 1947 bis 18. Dezember 1950. Band 1: 24.9.1947-22.12.1948. Bearbeitet von Karl-Ulrich Gelberg, München [2003], ISBN 3-486-56656-3.
  • Das Kabinett Ehard II. 20 September 1947 bis 18. Dezember 1950. Band 2: 5.1.1949-29.12.1949. Bearbeitet von Karl-Ulrich Gelberg, München [2005], ISBN 3-486-57566-X.
  • Das Kabinett Ehard II. 20. September 1947 bis 18. Dezember 1950. Band 3: 5.1.1950-18.12.1950. Bearbeitet von Oliver Braun, München [2010], ISBN 978-3-486-58859-0.

Einzelnachweise

  1. Verband Alter SVer (VASV): Anschriftenbuch und Vademecum. Ludwigshafen am Rhein 1959, S. 37.
  2. vgl. Wilhelm Hoegner: Der schwierige Außenseiter.
  3. Näheres zu diesem Gerichtshof Dtsch Arztebl 1997, Mit windigen Paragraphen wider die ärztliche Ethik
  4. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)

Weblinks

Commons: Hans Ehard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien