Henri Bonamy

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Henri Bonamy, Pianist

Henri Bonamy (* 14. Dezember 1979 in Hannover) ist ein französischer Pianist und Dirigent.

Leben

Bonamy stammt aus einer Musikerfamilie. Die Mutter ist eine aus der rumänischen Stadt Brașov (Kronstadt) stammende Geigerin und sein Vater ein französischer Kulturattaché. Nach dem Umzug nach Paris begann der sechsjährige Bonamy in Versailles mit dem Klavierunterricht. Im März 1991 gewann er als Zwölfjähriger in der französischen Hauptstadt mit Mozarts Klavierkonzert A-Dur KV 414 den ersten Preis beim Concours européen de Maisons-Laffitte in der Kategorie „Junge Solisten“. Einen Monat später spielte er anlässlich des Mozartjahres im Théâtre Grévin am Boulevard Montmartre die Titelrolle im Musikschauspiel „Mozart Enfant“. Im Juni desselben Jahres erhielt er als jüngster Teilnehmer ein Stipendium der Internationalen Stiftung Mozarteum (ISM) und ging nach Salzburg. Am Mozarteum begegnete er zum ersten Mal Dmitri Alexandrowitsch Baschkirow, bei dem er später studierte.[1]

Bei seinem international ausgerichteten Musikstudium prägten ihn die französische und russische Klavierschule. Bonamy studierte von 1996 bis 1999 bei Jacques Rouvier, Brigitte Engerer, Christian Ivaldi und Théodor Paraskivesco am traditionsreichen Conservatoire de Paris (CNSMDP). Dort schloss er sein Studium mit dem Diplôme de Formation Supérieure (DFS) ab. Anschließend setzte er als Stipendiat der Isaac-Albeniz-Stiftung seine pianistische Ausbildung drei Jahre in Madrid an der Escuela Superior de Música Reina Sofía fort, wo er von Dmitri Bashkirov, Galina Eghiazarova und Claudio Martínez Mehner unterrichtet wurde. Nach einem Jahr wurde er zum besten Klavierstudenten gewählt und Königin Sophia von Spanien vorgestellt. Mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ging er 2003 nach Deutschland, um an der Hochschule für Musik und Theater München bei der russischen Pianistin Elisso Wirssaladze sein Studium fortzusetzen. Drei Jahre später erhielt er ein Meisterklassendiplom mit Auszeichnung im Fach Klavier.

Prägende Einflüsse zu seinem eigenständigen pianistischen Ausdruck erhielt Bonamy insbesondere auch von dem rumänischen Pianisten Radu Lupu sowie dem US-amerikanischen Beethoven-Interpreten Stephen Kovacevich. Parallel zu seiner Klavierausbildung studierte Bonamy von 2002 bis 2007 Orchesterdirigieren an der Musikhochschule München bei Bruno Weil. Ende Mai 2007 dirigierte er sein Abschlusskonzert mit den Münchner Symphonikern. Auch das Meisterklassenpodium bestand er mit Auszeichnung. Für seine beiden herausragenden Abschlüsse erhielt er den „Kulturpreis Bayern“. Bonamy lehrt seit 2008 an der Hochschule für Musik und Theater München sowie seit 2010 an der Bayerischen Theaterakademie August Everding.

Er lebt zusammen mit seiner aus Armenien stammenden Frau, der Pianistin Lilian Akopova, in München. Die beiden haben zwei Söhne.

Konzerte als Pianist

Bei den Festspielen in Mecklenburg-Vorpommern im Sommer 2002 trat Bonamy in Kammermusikkonzerten mit der Geigerin Julia Fischer und dem Cellisten Alban Gerhardt auf. Anlässlich des „Menuhin-Festivals“ gab er im Sommer 2003 im Schweizer Kurort Gstaad mit der Violinistin Julia Fischer einen Auftritt.

2003 gab er mit den Hamburger Symphonikern dirigiert von Andrey Boreyko sein Orchesterdebüt. Es folgten Solistenauftritte bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Er gastierte in Konzertserien an den Hong Konger Festspielen, am „Young Artists International“ in Los Angeles, am Auditorio Nacional de Música von Madrid, am Bukarester Athenäum, an den Fêtes Romantiques de Nohan in der französischen Provinz Berry, am ProQuartet in Fontainebleau, in der Salle Molière in Lyon und im Auditorium du Louvre in Paris. Als Solist trat er unter der Leitung von Jesús López Cobos, Ilarion Ionescu-Galați und Andrei Wiktorowitsch Boreiko auf.

Seine in Paris vorgetragenen Konzerte wurden mitunter vom Fernsehsender France 2 übertragen. Dabei trat er sowohl als Solist wie auch als Klavierpartner mit dem Baritonisten Thomas Dolié anlässlich der Victoires de la Musique Classique auf. Zu seinen Kammermusikpartnern zählten auch die Geigerin Julia Fischer, der Violoncellist Wen-Sinn Yang, der Bratschist Zheng Wenxiao, der Violinist Rudens Turku sowie der Violinist Alexander Sitkovetsky.

2010 gründete er mit seiner Frau Lilian Akopova das „Duo Lilian Akopova & Henri Bonamy“. Beide leiten seit 2011 Kammermusikfestivals in München und die „Klassik & Jazztage“ in Hinterzarten.

Repertoire

Bonamys Repertoire umfasst alle Stilepochen der deutschen, französischen und russischen Klavierliteratur bis hin zur modernen und zeitgenössischen Musik. Er engagiert sich insbesondere für junge Komponisten, wie seine Uraufführungen der Werke von Arash Safaian (* 1981), Johannes X. Schachtner (* 1985) und Henrik Ajax (* 1980) dokumentieren. 2006 titelte die französische Musikzeitschrift „Classica“ « Henri Bonamy : L’élégance européene » und widmete ihm eine CD mit seinen Konzertbeiträgen. Anlässlich des Chopin-Jubiläums 2010 nahm Bonamy an der Fernsehaufzeichnung des Chopin-Gesamtwerkes von France Télévisions im Salle Pleyel von Paris teil. Zudem dokumentierten Radiosendungen auf France Musique, Bayern 4 Klassik und Kulturradio sein künstlerisches Schaffen.

Dirigate

Bonamy war zunächst Assistent von Bruno Weil bei der Cappella Coloniensis in Köln. 2006 gab er in Deutschland sein Dirigentendebüt mit den Münchner Symphonikern bei der „Langen Nacht der Musik“ in der bayerischen Landeshauptstadt. Ein Jahr später dirigierte er erneut die Münchner Symphoniker.

Er stand u. a. am Pult des Georgischen Kammerorchester Ingolstadt, der Nürnberger Symphoniker, des Sarajishvili Staatsorchesters in der georgischen Hauptstadt Tiflis mit Elisso Wirssaladze als Solistin. Er leitete Opernproduktionen wie Mozarts „Hochzeit des Figaros“ in Braşov (Rumänien) und Purcells „Dido and Aeneas“ an der Bayerischen Theaterakademie August Everding im Münchner Prinzregententheater. Seit September 2011 leitet Bonamy das Münchner Jugendorchester der Bayerischen Philharmonie e.V. und ist Gastdirigent des „INDEX Ensembles“ von München.

Diskografie

Von Bonamy liegen zwei Klavieraufnahmen beim Leipziger Klassik-Label Genuin vor:

  • Werke von Brahms und Schubert (2008)
  • Werke von Moussorgsky und Debussy (2009)

Preise

  • 1991: 1. Preis beim „Concours européen de Maisons-Laffitte ‚Junge Solisten’“ in Paris
  • 1991: 1. Preis beim Internationalen F.L.A.M.E-Klavierwettbewerb in Paris
  • 1992: 1. Preis beim Internationalen Steinway-Klavierwettbewerb ‚Junge Talente‘ in Paris
  • 1994: 1. Preisträger beim Klavierwettbewerb Steinway, „Concours franco-italien“ in Saint-Germain-en-Laye bei Paris
  • 1996: 1. Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb „Ervin Nyíregyházi“ in Takasaki, Japan
  • 2002: 3. Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb „Alessandro Casagrande“ in Terni, Italien
  • 2006: Mitglied des „Déclic“, des von „Cultures France“ und „Radio France“ gegründeten Förderprogramms junger Preisträger
  • 2006: Sonderpreis des Internationalen Musikwettbewerbs von Genf
  • 2007: „Kulturpreis Bayern“ der E.ON Bayern AG

Quellen

  • „Ein Spitzenpianist stellt sich vor“, Südwest Presse, 17. Juni 2002.
  • Francois Camper: „Festival de Musique“, Ouest-France, 20. August 2002.
  • „Brahms pur bei den Festspielen“, Ostsee-Zeitung, 23. Juni 2003.
  • „Menuhin Festival – Ambitionierte Nachwuchsstars in Lauenen“, Anzeiger von Saanen (Schweiz), 8. August 2003.
  • Philippe van den Bosch: „L’élégance européene“, Interview mit Bonamy, Classica-Répertoire, Juni 2006.
  • „Festlicher Abschluss mit Georg Friedrich Händel – Ludwigsburger Festspiele zu Gast in Wolfegg – Sonntagsmatinee mit dem Pianisten Bonamy“, Südkurier, 12. September 2007.
  • Klaus Kalchschmid: „Un uomo dolce – Henri Bonamy spielt Schubert, Brahms, Mussorgsky und Debussy auf DC Label Genuin“ auf KlassikInfo.de.
  • „Strenge Schönheit“, Süddeutsche Zeitung, 2./3. Juni 2007.
  • Hagen Kunze: „Henri Bonamy – Klaviewerke von Brahms und Schubert“, Kreuzer (Leipziger Stadtmagazin), H. 8, 10. August 2008.
  • Sigurd Kaiser: „Klangfeuerwerk am Konzerthimmel“, Badische Zeitung, 9. November 2010.
  • Alois Kramer: „Petrouchka und mehr – Henri Bonamy gibt herausragende Soirée im Augustinum“, Augsburger Allgemeine, 14. Oktober 2012.

Einzelnachweise

  1. Henri Bonamy auf carnegiesmall.org