Innerste

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Mai 2015 um 23:57 Uhr durch Bibonius (Diskussion | Beiträge) (Ergänzungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Innerste
Innerste am ehemaligen Wehr Silbernaal westlich von Clausthal

Innerste am ehemaligen Wehr Silbernaal westlich von Clausthal

Daten
Gewässerkennzahl DE: 4886
Lage Niedersachsen, Deutschland
Flusssystem Weser
Abfluss über Leine → Aller → Weser → Nordsee
Quelle Bei Clausthal-Zellerfeld
51° 47′ 17″ N, 10° 22′ 10″ O
Quellhöhe 605 m ü. NN
Mündung Bei Ruthe in die LeineKoordinaten: 52° 14′ 50″ N, 9° 49′ 29″ O
52° 14′ 50″ N, 9° 49′ 29″ O
Mündungshöhe 58 m ü. NN
Höhenunterschied 547 m
Sohlgefälle 5,5 ‰
Länge 99,7 km
Einzugsgebiet 1264 km²
Abfluss am Pegel Heinde[1]
AEo: 897 km²
Lage: 26 km oberhalb der Mündung
NNQ (3. Oktober 1959)
MNQ 1953/2008
MQ 1953/2008
Mq 1953/2008
MHQ 1953/2008
HHQ (30. September 2007)
930 l/s
2,3 m³/s
8,25 m³/s
9,2 l/(s km²)
65,7 m³/s
163 m³/s
Linke Nebenflüsse Lake-Bach, Neile, Nette, Lamme, Beuster
Rechte Nebenflüsse Grumbach, Laute, Dölbe, Zellbach, Grane, Jerstedter Bach, Bruchgraben
Durchflossene Stauseen Innerstetalsperre
Großstädte Hildesheim
Mittelstädte Salzgitter
Kleinstädte Langelsheim, Sarstedt
Gemeinden Buntenbock, Wildemann, Lautenthal, Hohenrode, Sehlde, Heere, Baddeckenstedt, Holle, Heinde, Giesen, Ahrbergen, Liebenburg

Du verwendest eine veraltete Kopiervorlage für die Vorlage:Infobox Fluss. Bitte verwende eine aktuelle Kopiervorlage.

Die Innerste ist ein 99,7 km langer rechter Nebenfluss der Leine in Niedersachsen, Deutschland.

Namensherkunft

Der Name Innerste, frühere Formen Inste (1805), Inderste (1567), Indistria (1313), Entrista (1065) und Indrista (1013), geht vermutlich auf die indogermanische Wurzel oid = schwellend, kräftig zurück. Vielleicht ist er das Bestimmungswort im Namen des Schlachtfeldes Idistaviso (16 n. Chr.). Er ist also kein Superlativ und wird ohne Kasus-Endung dekliniert: Hildesheim liegt an der Innerste, nicht: an der Innersten.

Verlauf

Die Innerste entspringt auf 605 m ü. NN im Oberharz südöstlich von Clausthal-Zellerfeld nahe der Bundesstraße 242. Sie fließt bereits wenige Meter hinter ihrer Quelle in den Entensumpf, einen im 16. Jahrhundert von den Clausthaler Bergleuten im Nordosten von Buntenbock angelegten Stauteich, der ursprünglich der Trinkwasserversorgung Clausthals diente und die erste von insgesamt sechs Staustufen der Innerste bildet. Anschließend fließt die Innerste durch den Oberen Nassenwieser Teich, den Bärenbrucher Teich sowie den Ziegenberger Teich. Durch den Sumpfteich erreicht sie Buntenbock - die erste Ortschaft, durch die sie fließt. Südlich von Buntenbock passiert die Innerste den Prinzenteich an der Bundesstraße 241 und wendet sich nun nach Westen, anschließend nach Norden. Das Tal der Innerste wird jetzt auffallend eng. Wildemann und Lautenthal sind die nächsten Orte, durch deren Mitte die Innerste fließt. Hier nimmt die Innerste mit dem Grumbach in Wildemann und der Laute in Lautenthal ihre ersten Nebenflüsse auf. Neben ihr ist auf einem Damm die Trasse der stillgelegten Innerstetalbahn gut zu sehen. Der Bau dieser Eisenbahnlinie wurde seinerzeit durch die Enge des Innerstetals sowie die zahlreichen Windungen des Flusses erheblich erschwert. Nördlich von Lautenthal, wo sich das Tal etwas weitet, fließt die Innerste durch die zu Beginn der 1960er Jahre erbaute Innerstetalsperre und erreicht kurz darauf Langelsheim.

Zwischen Langelsheim, wo sie den Harz verlässt und die Grane einmündet, und Baddeckenstedt fließt ein Teil des Innerstewassers in einem Karstgebiet unterirdisch in 30 bis 100 m Tiefe und mit bis zu 3 km Entfernung vom eigentlichen Fluss (Langelsheim-Baddeckenstedter Gerinne). Danach fließt die Innerste durch das südwestliche Stadtgebiet Salzgitters, nämlich durch den Schlosspark von Salzgitter-Ringelheim. Hinter Salzgitter erreicht sie Holle, wo von der linken Seite her die Nette zufließt. Dann passiert ihr Wasser das Gebiet der Stadt Bad Salzdetfurth, wo die Lamme im Ortsteil Groß Düngen einmündet. Am südlichen Stadtrand von Hildesheim mündet unweit der Marienburg die Beuster in die Innerste.

Nachdem sie Hildesheim passiert hat, wo sie beim Dammtor durch ein neu angelegtes Wasserkraftwerk fließt, durchfließt sie die Stadt Sarstedt, wo der Bruchgraben einmündet, und mündet schließlich selbst im nördlichen Stadtteil Ruthe von der rechten Seite her in die Leine.

Wasserwirtschaft und Geologie

An der Quelle ist die Innerste zunächst ein gering belasteter Fluss (Gewässergüteklasse (GWK) I-II), im weiteren Verlauf erreicht sie jedoch eine kritische Belastung (GWK II-III).[2] [3] [4]

Aus den Halden des Erzbergbaus im Harz und aus den Rauchgasen bei der Verhüttung stammen Schwermetalle, die sich in den Sedimenten der Innerste ablagern, die Konzentration von Cadmium, Blei und Zink ist dort stark erhöht. Zum Schutz der Flussauen vor den Schwermetallen wurde daher die Innerste unterhalb von Langelsheim eingedeicht.[5] Die Einleitung nicht oder unzureichend geklärter Abwässer sorgt bereits oberhalb von Hildesheim für übermäßige Schaumbildung und stark riechbare Verschmutzung, was durch die geringeren Anforderungen für kleinere Klärwerke verursacht wird.

Vom Oberlauf bis Holle finden sich entlang der Innerste-Ufer seltene Schwermetallrasen.

Innerstetalsperre

Die Innerstetalsperre bei Lautenthal im Oberharz wurde 1963–1966 gebaut und gleicht mit ihrem Stauraum von 20 Mio. m³ Hoch- und Niedrigwasser aus. Der Erddamm ist 40 m hoch und 750 m lang. 2003 wurde das Wasser abgelassen, um bis 2005 Bauarbeiten am Hauptdamm und den Einrichtungen durchzuführen. Betreiber sind die Harzwasserwerke. Der Stausee (139 ha) kann üblicherweise mit Segel- und Ruderbooten und zum Angeln und am Rande zum Campen genutzt werden.

Nebenflüsse

Wichtige Nebenflüsse der Innerste sind flussabwärts betrachtet unter anderem die Grane, die von Osten kommend bei Langelsheim einmündet, die Neile, die zwischen Salzgitter-Ringelheim und Sehlde von Süden her mündet, die Nette, die westlich von Holle aus Richtung Süden heran fließt, und die Lamme, die dem Fluss bei Bad Salzdetfurth-Groß Düngen von Süden kommend zufließt.

Schutzgebiete

Als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde 2008 das NSG-BR 131 „Mittleres Innerstetal mit Kanstein“. Dieses liegt im Naturraum Innerste-Bergland und erstreckt sich auf das Innerstetal von Langelsheim am Nordharzrand bis Groß Düngen und hat eine Fläche von etwa 563 ha. Das NSG umfasst den Flusslauf der Innerste und seine Aue sowie natürliche Steilhänge und Hochebenenflächen des Kanstein bei Langelsheim. Die Innerste weist hier überwiegend den dynamischen und verzweigten Lauf eines typischen Harzvorlandgewässers auf. Auwald-Fragmente, Uferstaudenfluren und zum Teil gut ausgebildete Flussschotter-Magerrasen sowie sekundäre Teiche und Gräben prägen die Aue, auf dem Kanstein wachsen Kalk-Magerrasen und Blaugrasrasen. [6] Das NSG-BR 131 umfasst das FFH-Gebiet 121 „Innersteaue (mit Kanstein)“ und entspricht dem europäischen Vogelschutzgebiet V52 „Innerstetal von Langelsheim bis Groß Düngen“. [7]

Ebenfalls aus dem Jahr 2008 stammt das NSG-HA 134 „Mastberg und Innersteaue“. Es liegt in Stadt und Landkreis Hildesheim und umfasst 37 ha. Es liegt am Übergang der naturräumlichen Regionen des Innerste-Berglandes zur Hildesheimer Lössbörde. Im NSG liegen Feuchtwiesen, zahlreiche Elemente einer natürlichen Flussaue und die Reste eines Altarmes. Naturnahe Auwälder befinden sich am Fuße des Mastberges und östlich der Innerste. Der Mastberg ist überwiegend mit einem Eichen-Hainbuchenwald bestanden, am Westrand befindet sich ein bemerkenswerter Bestand von Schneitelhainbuchen. Im Norden des Mastbergs sind bronze- und eisenzeitliche Grabhügel als obertägig sichtbare Kulturdenkmale erhalten geblieben.[8]

Nördlich schließt sich das NSG-HA 53 „Haseder Busch“ aus dem Jahr 1974 an. Es umfasst den Wald Haseder Busch und einen Teil des südlich angrenzenden Grünlandgebietes einschließlich des angrenzenden und eingeschlossenen Abschnittes der Innerste. [9] Die NSG „Haseder Busch“ und „Mastberg und Innersteaue“ sind Bestandteil des FFH-Gebietes 115 „Haseder Busch, Giesener Berge, Gallberg, Finkenberg“. [10]

Hochwasser 2007

Am 29. September 2007 brachen nach heftigen Regenfällen im Harz und Harzvorland bei Hockeln in der Nähe von Bad Salzdetfurth die Deiche der Innerste an mehreren Stellen, in Giesen und Ahrbergen wurden Straßenzüge und ein Industrie-Gebiet überschwemmt, im Landkreis Hildesheim wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Gemessen wurde ein Pegelstand der Innerste von 6,75 m, dem höchsten Pegelstand seit Beginn der Aufzeichnungen 1952. Baddeckenstedt im Landkreis Wolfenbüttel wurde ebenfalls überflutet, der Bahnverkehr auf der Bahnstrecke Hildesheim–Goslar musste eingestellt werden. Auch in anderen Ortschaften entlang der Innerste kam es zu Schäden an Gebäuden, es gab jedoch keine Toten oder Verletzte.

Bilder

Literatur

  • Sönke Martens, Erich Heinemann: Lebensader Innerste: von der Quelle bis zur Mündung. Gerstenberg, Hildesheim 1999, ISBN 3-8067-8543-0
  • Heinrich Hofmeister: Naturraum Innerstetal. Mitteilungen der Paul-Feindt-Stiftung Band 4. Gerstenberg, Hildesheim 2003
  • Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001, Brockhaus multimedia 2002
  • Ludger Feldmann: Hildesheim im Eiszeitalter - eine Bilderreise. In: Manfred Boetzkes, Ingeborg Schweitzer, Jürgen Vespermann (Hrsg.): EisZeit. Das große Abenteuer der Naturbeherrschung. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung. Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart 1999 und Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim 1999, Seite 95-106.
  • Horst Nehler: Die Innerste: Ansichten und Geschichte einer Flusslandschaft. Hildesheimer Beiträge zur Kulturgeschichte Band 3. Gerstenberg, Hildesheim 2010, ISBN 978-3-8067-8750-4
  • Hans-Oiseau Kalkmann: ...der Innerste das Bett bereitet. in: Die Lamme, Biographie eines Flusses, Gerstenberg, Hildesheim 2010, Seite 9. ISBN 978-3-8067-8746-7

In den Künsten

Die Innerste ist eine Novelle von Wilhelm Raabe, darauf fußend eine Radierung von Eberhard Schlotter.

Weblinks

Commons: Innerste – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Weser-Ems 2008 Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, abgerufen am 22. Januar 2016 (PDF, deutsch, 6184 kB).
  2. Gewässergütekarte Innerste Quelle
  3. Gewässergütekarte Innerste Mitte
  4. Gewässergütekarte Innerste Nord
  5. Friedhart Knolle: Bergbauinduzierte Schwermetallkontaminationen und Bodenplanung in der Harzregion online archive today (Memento vom 7. März 2011 im Internet Archive)
  6. NSG-Verordnung Mittleres Innerstetal (PDF; 4,2 MB), abgerufen am 8. Juni 2011
  7. BR 131 beim NLWKN, abgerufen am 8. Juni 2011
  8. NSG-Verordnung Innersteaue (PDF; 989 kB), abgerufen am 8. Juni 2011
  9. [ NSG-Verordnung Haseder Busch], abgerufen am 8. Juni 2011
  10. Ha 53 beim NLWKN, abgerufen am 8. Juni 2011