Kasematte
Eine Kasematte ist ein vor Artilleriebeschuss geschütztes Gewölbe im Festungsbau.
Wortherkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kasematte leitet sich von gleichbedeutend französisch casematte ab, das selbst über ein mittelfranzösisches casemate auf italienisch casamatta, „Wall-, Festungsgewölbe“, zurückgeht. Der Ursprung des italienischen Wortes ist umstritten; möglich ist eine Herkunft von altgriechisch χάσμα chásma „klaffende Öffnung, Spalte, Schlund, Erdkluft“, dessen Plural χάσματα chásmata lautet, aber auch die Kombination der lateinischen Wörter casa, „Häuschen, Hütte“, und matta, „Matte, aus Schilf und ähnlichem bestehende Decke“, ist als Ausgangsform denkbar.[1]
Kasematten im Festungsbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im frühen Festungsbau wurden die zu Verteidigungszwecken angelegten unterirdischen Gewölbe auch als Mordgrube bezeichnet. Die Beschusssicherheit einer Kasematte erreichte man zunächst durch hohe Mauerstärken und insbesondere durch die Einwölbung, zu der rasch eine Erdüberdeckung hinzukam. Mit der Einführung der Brisanzgeschosse im 19. Jahrhundert wurden Kasematten aus Beton bzw. Stahlbeton notwendig. Diejenigen Mauern, die Gewölbe tragen, heißen Widerlager oder Pfeiler, und diejenigen, die die Widerlager miteinander verbinden und die Gewölbe abschließen, Stirnmauern. Dient die äußere Umfassungsmauer zugleich als Widerlager, so erhält man die Parallelkasematte. Stehen sie im rechten Winkel dazu, so spricht man von einer Perpendikularkasematte. Bei dieser zieht der Einsturz der Umfassungsmauer nicht auch den der Decke nach sich.
Man unterschied Kasematten für Mannschaften (Wohn- und Bereitschaftskasematten) und für die Aufnahme von Vorräten (Aufbewahrungskasematten). Zur Gewehr- oder Geschützverteidigung wurden Defensionskasematten oder Defensionskasernen angelegt. Diese konnten beispielsweise zu den Kanonenhöfen in der Bastionsflanke führen.
Kasemattgeschütz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei Schiffsbewaffnung und bei Festungen bezeichnet der Begriff Kasemattgeschütz, dass das Geschütz hinter einer Panzerwand aufgestellt ist und das Rohr durch eine bewegliche Schartenblende, die sich mit der Elevation des Geschützes um eine Achse mitdreht, nach außen geführt wird. Die zylindersegmentartige Form dieser Blende erweckt oft den Eindruck, es wäre ein kompletter Geschützturm in die Kasematte eingebaut, was aber fast nie der Fall war.
Kasemattenbahnen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um in den engen Gängen der Kasematten den Nachschub besser transportieren zu können, wurden ab dem 19. Jahrhundert manche Kasematten mit sogenannten Kasemattenbahnen ausgestattet, mit denen große Mengen an militärischen Gütern schnell und effizient an ihr Ziel gebracht werden konnten.
Beispiele solcher Kasemattenbahnen finden sich am Atlantikwall, bei den Befestigungsanlagen in den Ardennen, der Maginot-Linie, in Teilen der Festungsfront Oder-Warthe-Bogen („Ostwall“), in Teilen des Tschechoslowakischen Walls und britischen Hafenfestungen.
Öffentlich begehbare Kasematten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Baden-Württemberg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Burg Hohenzollern
- Kirchheim unter Teck, (Schloss Kirchheim, ehemalige Landesfestung)
- Neuffen, Hohenneuffen
- Rastatt
- Bundesfestung Ulm
Bayern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Festung Rosenberg, Kronach[2]
- Forchheim (Oberfranken)
- Ingolstadt
- München, ehem. Neuveste, heute unter Münchner Residenz
- Nürnberg, u. a. unter den Burgbasteien der Nürnberger Burg
- Plassenburg, Kulmbach
- Rothenberg (Festung)
- Rothenburg ob der Tauber
- Wülzburg
- Würzburg (Verbindung Festung Marienberg zum Maschikuliturm, nur 5× jährlich geöffnet)
Berlin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zitadelle Spandau
- Fort Hahneberg in Spandau-Staaken
Brandenburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hamburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kasematten der ehem. Festungsstadt Hamburg
Hessen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dillenburger Schloss
- Frankfurt am Main
- Marburger Schloss, Marburg
- Burg Königstein, Königstein
Mecklenburg-Vorpommern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Insel Dänholm bei Stralsund
- Festung Dömitz
- Festung Spantekow
Niedersachsen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Festung Grauerort (Abbenfleth/Stade)
- Fort Kugelbake, Cuxhaven
- Hildesheim (Käsekeller)
- Schloss Landestrost, Neustadt am Rübenberge
- Bad Pyrmont
- Festung Wilhelmstein
- Wolfenbüttel
Nordrhein-Westfalen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sparrenburg (Bielefeld)
- Burg Brüggen
- Düsseldorf (Düsseldorfer Kasematten)
- Zitadelle Jülich
- Köln (Kölner Festungsmuseum)
- Mönchengladbach
- Rees
- Rheydt
Rheinland-Pfalz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Festung Germersheim
- Festung Ehrenbreitstein in Koblenz
- Fort Großfürst Konstantin in Koblenz
- Zitadelle Mainz
- Mainzer Kasematten (an der Augustusstraße, überbaut durch Hotel Novotel, vormals Dorint)
Saarland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sachsen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Moritzbastei der ehem. Festung Leipzig
- Museum Festung Dresden, Dresdner Befestigungsanlagen, Kasematten unter Brühlscher Terrasse
- Festung Königstein
- Festung Torgau
- Festung Sonnenstein in Pirna, nach Anmeldung
- Burg Gnandstein, spätgotischer Wehrkeller (frühe Form der Kasematten) mit Senkscharten für den Einsatz von Feuerwaffen
Sachsen-Anhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Burg Querfurt, Gang zum Suedrondell, auf Anmeldung
- Burg Regenstein
- Zitadelle Magdeburg
- Kasematte bei Halberstadt
- Teile der Kasematten der Festungsruine Burg Wendelstein im unteren Unstruttal
Schleswig-Holstein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thüringen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zitadelle Cyriaksburg, Erfurt
- Zitadelle Petersberg, Erfurt, nur zu seltenen Terminen
- Schloss Friedenstein in Gotha
Außerhalb Deutschlands
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dänemark
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schloss Aalborghus, ehem. Festung
- Schloss Kronborg
Frankreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gibraltar
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Litauen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Luxemburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Niederlande
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Festung Kornwerderzand
- Fort Sint Pieter, Maastricht
- Naarden
Österreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Polen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Feste Boyen, Giżycko/Lötzen
- Festung Küstrin, Kostrzyn nad Odrą
- Festung Silberberg, Stoszowice
- Festung Swinemünde, im Westfort und Fort Gerhard, Swinemünde
- Festung Weichselmünde, Danzig
- Fort IV der Festung in Toruń, Toruń
Schweiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Festung Cindey
- Festung Furggels
- Artillerie-Festung Heldsberg bei St. Margrethen
- Burg Munot in Schaffhausen
- Fort du Scex bei Saint-Maurice
- Festung Vitznau
Tschechien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Burg Eger in Cheb
- Festung "Hůrka", Festungs- und Bunkermuseum bei Králíky
- Festung Špilberk in Brünn
- „kleine Festung“ (Zitadelle), sowie Stadtfestung Theresienstadt
- Festung Vyšehrad in Prag
Kriegsschiffbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die seitlich am Rumpf eingebauten Geschützräume artilleristisch bewaffneter Kriegsschiffe wurden (im Gegensatz zu den Geschütztürmen) ebenfalls als Kasematten bezeichnet.[3]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fachbegriffe des Festungsbaus
- Liste von Festungen
- Liste der Burgen und Schlösser
- Casemate de Bourges
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Militair-Conversations-Lexikon, 1834, S. 228ff. (archive.org)
- Panoramarundgang durch die Kasematten der Sparrenburg, Bielefeld
- Artillerie-Kasemattenwerk Heldsberg ( vom 9. April 2004 im Internet Archive) St. Margrethen, Schweiz.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kasematte. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 21. November 2019 (Abschnitt „Etymologie“, Auszug aus Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 1993, digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache).
- ↑ Internet-Auftritt der Stadt Kronach: Kasemattenführung. Abgerufen am 12. September 2015.
- ↑ Zum Beispiel die Beschreibung des Linienschiffs Schleswig-Holstein.