„Klassizismus“ – Versionsunterschied

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ja dass stimt soweit alles gruß martin tittelbach

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Version vom 1. Februar 2011, 09:38 Uhr

ja dass stimt soweit alles gruß martin tittelbach

Die Glyptothek in München
Der Dom St. Blasien

Klassizismus im allgemeinsten Sinn bezeichnet den künstlerischen Rückgriff auf antike griechische oder römische Vorbilder. In vereinfachenden kunstgeschichtlichen Darstellungen gilt der Klassizismus als europäischer Stil in Architektur und Bildender Kunst etwa zwischen 1770 und 1830. Er erscheint dabei als Nachfolger des Barocks und endet mit dem Aufkommen von Romantik und Historismus. Genauere kunsthistorische Untersuchungen überschreiten die Grenzen dieser historischen Einordnung und zeigen, dass der Klassizismus nicht einfach als geschlossener epochaler Stil zu verstehen ist. In den europäischen Künsten tritt er in verschiedenen Strömung und Themenstellung seit dem 17. Jahrhundert in unterschiedlichen regionalen Ausprägungen in Architektur, Malerei und Plastik in Erscheinung. Im Verhältnis zum Barock kann der Klassizismus als künstlerisches Gegenprogramm aufgefasst werden, das gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach einer Phase der Koexistenz und einem anhaltenden Geschmacksstreit mit den ästhetischen Leitbildern des Barocks zur Vorherrschaft gelangt. Von den Definitionsversuchen als zeitlich begrenztem europäischen Epochenstil abgesehen, kann dem Klassizismus im Laufe der letzten vierhundert Jahre eine wechselhafte Aktualität und Geltung in der abendländischen Architektur und Kunst zugesprochen werden. Klassizistische Strömungen im 20. Jahrhundert werden jedoch meist als Neoklassizismus bezeichnet.[1]


Charakteristik

Die Prinzessinnengruppe von Johann Gottfried Schadow

In der Architektur wird auf den Formenkanon des griechischen Tempelbaus zurückgegriffen.

In der Malerei lösen sich die Künstler von dem meist allegorischen Programm der Barockzeit und malten Szenen aus der griechischen und römischen Antike, die oft einen „patriotischen“ Hintersinn haben. Wichtig sind Gesten, Gebärden und die Komposition der Figuren in der Gruppe, was der Malerei einen theatralischen Zug verleiht. Die Konturen werden klarer und die pastose Farbgebung verschwindet zugunsten eines flächigen Farbauftrages mit klar abgegrenzten Farben. Manche Kunsttheoretiker sehen daher im Klassizismus eine Art „Zäsur“ zwischen Rokoko und Impressionismus. In Illustrationen sind Umrissradierungen für den Klassizismus charakteristisch.

Der Klassizismus im Kontext der Antikenrezeption

Markgräfliches Palais in Karlsruhe

„Klassizierend“ ist als Wort für die Rezeption der Antike umfassender geläufig. So bezeichnet man beispielsweise bereits die Baukunst Palladios (1508 bis 1580) als Klassizismus, ebenso die Kunst Frankreichs, Hollands und Englands im 17. Jahrhundert. Tatsächlich gibt es seit der Renaissance (die ja selbst eine Interpretation der antiken Kunst darstellt) eine ‚klassizistische‘ Unterströmung, die auch in der Zeit des Barock immer wirksam bleibt. Besonders ausgeprägt ist diese Strömung in Frankreich und England (siehe: Klassizistischer Barock).

Im Unterschied zu früheren Stilepochen findet der Klassizismus nach Ende der Restauration (infolge des Wiener Kongresses 1815) in den Jahren 1830–48 keine deutliche Ablösung durch etwas gänzlich Neues, sondern zieht sich noch etliche Jahrzehnte weiter. Der programmatische Fokus auf die klassische Antike unterscheidet den Klassizismus bei allen Abgrenzungsschwierigkeiten aber deutlich vom Historismus: Dieser greift auf zahlreiche andere Strömungen zurück (Neuromanik, Neugotik, Neorenaissance, Neobarock, Neorokoko, und schließlich sogar die Neudeutung seiner selbst im Neohistorismus, einschließlich nochmaliger Neuinterpretation des Klassizismus der Wende 19./20. Jahrhundert als Neoklassizismus). Auch fehlt dem Historismus der Bezug auf die theoretischen Konzeptionen, wie sie etwa Vitruv und andere römische Bauforscher entwickelt haben, und die im Klassizismus noch als Kanon gelten: Sein Zugang zur klassisch-antikisierenden Formensprache ist eklektisch, also auf formale Aspekte beschränkt.

Stilphasen

Frühklassizismus

Im späten 18. Jahrhundert galt der Klassizismus mit einer purifizierenden Vereinfachung der Formen als Gegenmodell zur Kunst des Barock, die mit dem Feudalismus assoziiert wurde. Gegenüber dem vorangegangenen Rokoko zeichnet sich der Klassizismus durch eine Rückkehr zu geradlinigen, klaren Formen und einer stärkeren Anlehnung an klassisch-antike Vorbilder aus.

Als geistiger Begründer im deutschsprachigen Raum gilt Johann Joachim Winckelmann („Der einzige Weg für uns, groß, ja, wenn es möglich ist, unnachahmlich zu werden, ist die Nachahmung der Alten“[2]). Der Übergang von spätbarocken Formen zum Klassizismus wird vor allem in der älteren deutschen Kunstgeschichte bisweilen als Zopfstil bezeichnet. Benannt ist er nach dem Zopf, in dem die barocke Blumengirlande zu einem dünnen Band reduziert wird.

In Frankreich beginnt die Epoche des Klassizismus gegen Ende der Regierungszeit von Ludwig XV., der vergleichbare Stil wird Louis-seize (vorrevolutionärer Klassizismus) genannt. Während einer Übergangszeit von 1750 bis 1760, die als style transition bezeichnet wird, finden sowohl Elemente des Rokoko, des goût pittoresque als auch klassische Formen Verwendung. Der Frühklassizismus wird in Frankreich auch als goût grec bezeichnet, geht nach 1770 in den goût étrusque des Louis-seize aus der Regierungszeit Ludwig XVI. über.

In Österreich fällt dies mit der Regierungszeit Josephs II. zusammen, der auch neue Bauaufgaben initiiert (Kirchen für neue Pfarrsprengel, Krankenhäuser, öffentliche Schulen und Parks) (siehe Josephinismus).

In Großbritannien nennt man die frühklassizistische Phase Late Georgian.

Der Klassizismus der Revolution und des Empires

Triumphbogen in Paris

Ab den 1790er Jahren galt der Klassizismus als der „Stil der Revolution“, vor allem in der Architektur, wo wuchtige Formen bevorzugt werden. Mit der Vereinnahmung der Revolution durch Napoleon Bonaparte kommt es dann zum dekorativeren Empirestil, der sich mit der Herrschaft des Kaisers über ganz Westeuropa ausbreitet. Auch Jacques-Louis David, der Begründer des Klassizismus in der Malerei, wird zum Anhänger der Revolution und dann Hofmaler Napoleons.

In Großbritannien fasst man diese Zeit als Regency zusammen (nach der Herrschaft des Prinzregenten und künftigen Königs Georg IV.).

Zeit der Restauration

Die Architektur und Malerei des Biedermeier stellt ihm gegenüber eine weitere Wendung ins Dekorative dar, die gleichwohl keine grundsätzliche ästhetische Abwendung bedeutet. In der Malerei hält sich diese Ästhetik bis in die 1870er Jahre, in der Architektur wird sie schon in der ersten Jahrhunderthälfte durch alternative Bauformen, am frühesten von der Neugotik in Frage gestellt. Gesellschaftlich werden die neuen Bauformen mit dem aufstrebenden Bürgertum und seiner Wünsche nach Repräsentation assoziiert. Paul Sprenger, ein wichtiger Repräsentant der späten klassizistischen Architektur in Österreich, wurde geradezu als „Metternich der Architektur“ bezeichnet.

Zur Abgrenzung von Klassizismus und Historismus

Historismus, klassizierend: Parlament in Wien

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts setzte eine Entwicklung vom Klassizismus hin zum Historismus ein. Eine prägende Stilform dieses Übergangs ist der Rundbogenstil, der ab etwa 1828, gedanklich untermauert durch die Schrift „In welchem Style sollen wir bauen?“ von Heinrich Hübsch, eine erste stilistische Transformation des Klassizismus einleitete. Die Abgrenzung des Klassizismus zum Historismus ist weder chronologisch noch stilistisch ganz einfach. Einerseits ist der Klassizismus selbst ein „historisierender“ Stil, der sich an die Antike und ihrer Interpretation in der Renaissance anlehnt.

Andererseits teilt der Historismus zum Teil dasselbe Formenrepertoire, besonders deutlich in der Neorenaissance. Dazu kommt noch, dass der späte Klassizismus durchaus eine Vorliebe für bestimmte Dekorationsformen, etwa aus der byzantinischen oder arabischen Kunst, zeigt. Der Grundzug des Historismus ist dann auch nicht so sehr die „Ablösung“ vom Klassizismus, sondern sein Einfügen in einen pluralistischen Kanon von Stilen – daher auch der Alternativbegriff Eklektizismus. Der schlagendste Unterschied ist die weitaus größere Dekorfreudigkeit der historistischen Bauten und Ausstattungen, die dem in der Gründerzeit reichgewordenen Bürgertum eher zusagte als der spartanische Stil der ersten Jahrhunderthälfte.

Als Übergangsbauwerk zwischen Klassizismus und Historismus in Österreich gilt die Altlerchenfelder Pfarrkirche, bei deren Bau eine Debatte über den „richtigen Stil“ geführt wurde, was schon die Geisteshaltung des Historismus ankündigt.

Klassizismus des 20. Jahrhunderts

Der Klassizismus im 20. Jahrhunderts wird im deutschen Sprachraum meist mit dem Begriff des Neoklassizismus bezeichnet.

Liste von Vertretern des Klassizismus

Das Gebäude der Russischen Akademie der Künste wurde 1764–1789 von Jean-Baptiste Vallin de la Mothe und Alexander F. Kokorinov erbaut.
Alte Wache, Teil des Schlossensembles in Sondershausen von Carl Scheppig

Architektur

Malerei

Kopernikus-Denkmal von Thorvaldsen in Warschau

Bildhauerei

Literatur

  • Alexander Tzonis u. Liane Lefaivre: Das Klassische in der Architektur. Die Poetik einer Ordnung. Übs. a. d. Amerikanischen: Susanne Siepl. Braunschweig 1987.
  • Claude Pommerau (Hg.): L’Antiquité rêvée. Innovations et résistances au XVIIIe siècle. Paris 2010. ISBN 978-2-84278-777-6, (Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung im Louvre vom 2. Dez. 2010 bis 14. Feb. 2011)
  • Marc-Antoine Laugier: Manifest des Klassizismus. Nach dem Originaltitel „Essai sur L’architectur“ (1753). Zurich und München 1989. ISBN 3-7608-8124-6.
  • Martin Dönike: Pathos, Ausdruck und Bewegung. Zur Ästhetik des Weimarer Klassizismus 1796–1806, de Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-018237-8, Rezension von Reinhard Wegner online
  • R. Toman: Klassizismus und Romantik. Architektur-Skulptur-Malerei-Zeichnung. Könemann im Tandem-Verlag, 2006, ISBN 3-8331-1430-4.

Einzelnachweise

  1. Der Begriff Neoklassizismus wird zuweilen auch als Synonym von Klassizismus verwendet.
  2. Johann Joachim Winckelmann: Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst. 2. vermehrte Auflage. Waltherische Handlung, Dresden und Leipzig 1756, S. 2
  3. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Lößnitz-Affalter St.Johanniskirche
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