Korsze

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Korsze
Korsze (Polen)
Korsze (Polen)
Korsze
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Kętrzyn
Fläche: 4,03 km²
Geographische Lage: 54° 10′ N, 21° 8′ OKoordinaten: 54° 10′ 0″ N, 21° 8′ 0″ O
Einwohner: 4145
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 11-430
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NKE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 590: BarcianyReszelBiskupiec
Eisenbahn: PKP-Linie 38: Białystok–Giżycko–Kętrzyn→Korsze
PKP-Linie 353:Posen–Toruń–Olsztyn→Korsze
Nächster int. Flughafen: Danzig
Gmina
Gminatyp: Stadt- und Landgemeinde
Gminagliederung: 21 Schulzenämter
Fläche: 249,94 km²
Einwohner: 9540
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 38 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 2808043
Verwaltung (Stand: 2012)
Bürgermeister: Ryszard Ostrowski
Adresse: ul. Mickiewicza 13
11-430 Korsze
Webpräsenz: www.korsze.pl



Korsze [ˈkɔrʃɛ] (deutsch Korschen) ist eine Stadt mit Sitz der Stadt- und Landgemeinde Korsze im Powiat Kętrzyński (Powiat Rastenburg) in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Korsze liegt in der historischen Region Ostpreußen, etwa 20 Kilometer nordwestlich von der Kreisstadt Kętrzyn (Rastenburg) und 60 Kilometer nordöstlich von der Woiwodschaftshauptstadt Olsztyn (Allenstein).

Der Ort Korsze (Korschen)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wohnhaus im Stadtzentrum
Gebäude im Stadtzentrum

Der Ort wurde 1341 als in campo Cohorsen erwähnt. Die Deutung des prußischen Namens ist unsicher („karšis“: Haselnuss, „karsa“: Höhle, Grotte).[2] Das Dorf Korschen wurde 1448 gegründet. Es ist anzunehmen, dass der Ort viel älter ist, denn es sind Berichte von einem Ritter des Gutes Korschen vorhanden, der in der Schlacht bei Tannenberg 1410 gefallen sein soll. Im Jahr 1785 wird Korschen als ein adliges Gut und Bauerndorf mit einer Kirche und 12 Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet.[3]

Im Zuge der Neuordnung der preußischen Territorialverwaltung wurde Korschen 1816 in den Kreis Rastenburg, Regierungsbezirk Königsberg, eingegliedert.

1871 bis 1873 wurde Korschen an das Schienennetz angeschlossen.[4] und wurde zu deutscher Zeit ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt in Ostpreußen. Hier kreuzten sich die Eisenbahnlinien (Berlin –) Allenstein – Insterburg (– Tilsit) und Königsberg – Lötzen – Lyck – russische Grenze. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Ortschaft als Dorf und Rittergut bezeichnet.[5]

Am 30. April 1874 wurde Korschen Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk[6], der bis 1945 bestand und zum Kreis Rastenburg im Regierungsbezirk Königsberg in der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte.

Bis 1945 waren die Dorfbewohner zum großen Teil Bedienstete der Reichsbahn und der Reichspost. Industrie hatte Korschen außer dem Eisenbahnbetriebswerk sehr wenig. Es befand sich hier lediglich ein Imprägnierwerk, in dem Eisenbahnschwellen und Strom- bzw. Telegrafenmasten aus Holz gefertigt und witterungsfest gemacht wurden. Weiterhin hatte Korschen ein Dauermilchwerk, in dem Kondens- und Trockenmilch sowie Kakao hergestellt wurden. Außerdem war in Korschen die ostpreußische Imkerschule.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Im Sommer 1945 wurde Korschen von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. Soweit die deutschen Bewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Korschen vertrieben. Die Polen führten für Korschen zunächst die Ortsbezeichnung Korszyn ein, die später in Korsze abgeändert wurde.[4]

Am 22. Juli 1962 wurde die Ortschaft durch Eingemeindung umliegender Orte zur Stadt erhoben. Die Stadt- und Landgemeinde hat etwa 10.000 Einwohner. Wegen der nahegelegenen Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad hat der Ort als Eisenbahnknotenpunkt keine große Bedeutung mehr.

Amtsbezirk Korschen (1874–1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Amtsbezirk Korschen gehörten bei seiner Errichtung vier Orte, am Ende waren es noch drei[6]:

Deutscher Name Polnischer Name Bemerkungen
Glittehnen Glitajny 1928 nach Karschau (Amtsbezirk Dönhofstädt) eingemeindet
Korschen Korsze
Korschen, Gut 1928 nach Spiegels (Amtsbezirk Rehstall) eingemeindet
Podlechen Podlechy
vor 1883:
Kollmen
Kałmy 1921 in die Gemeinde Korschen eingegliedert
ab 1929:
Karschau
Karszewo vorher: Amtsbezirk Dönhofstädt

Am 1. Januar 1945 bildeten noch Karschau, Korschen und Podlechen den Amtsbezirk Korschen.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

bis 1945

Jahr Einwohner Anmerkungen
1816 0114 [7]
1831 0154 [8]
1858 0165 davon 112 Evangelische und ein Katholik im Rittergut und 52 Evangelische im zugehörigen Dorf[9]
1864 0 272 am 3. Dezember, davon 82 im Gemeindebezirk und 190 im Gutsbezirk[10]
1900 0490 [5]
1910 1263
1933 2742 [11]
1939 3041 [11]

seit 1945

Jahr Einwohner Anmerkungen
1947 1832 [12]
1960 3898
2005 4714
2014 4545 [13]

Altersstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Altersstruktur der Stadt Korsze läss sich an einer Tabelle für das Jahr 2014 ablesen[14]:

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bis 1945 evangelische Kirche in Korschen

Vor 1945 war der überwiegende Teil der Einwohner Korschens evangelischer Konfession. Der Ort war in das Kirchspiel der Kirche Leunenburg (polnisch Sątoczno) eingepfarrt. Ersi in den Jahren 1903 und 1904 wurde in Korschen die heute noch erhaltene evangelische Kirche gebaut, wobei die pfarramtliche Verbundenheit mit Leunenburg bis 1945 bestehen blieb. Der zweite Pfarrer in Leunenburg war Geistlicher für Korschen, dem ein eigener Sprengel zugeordnet war. Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung setzten in den Jahren 1945 bis 1950 dem Leben der evangelischen Gemeinde ein Ende. Das Kirchengebäude erhielt die Polnisch-Orthodoxe Kirche. Hier lebende evangelische Kirchenglieder gehören jetzt zur Pfarrei Kętrzyn (Rastenburg) in der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Römisch-katholisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die katholische Kirche in Korsze
Die katholische Kirche in Korsze

Im Rahmen der Bautätigkeiten für die Ostpreußische Südbahn (heutige Bahnstrecke Białystok–Głomno) 1867 und die Südschiene der Preußischen Ostbahn (heutige Bahnstrecke Toruń–Tschernjachowsk) 1871 kamen viele Neubürger, darunter zahlreiche Katholiken nach Korschen.[15] Für die Gottesdienste wurden Räumlichkeiten in einer Apotheke hergerichtet. In den Jahren 1902 bisn 1903 entstand mitten im Ort die neugotische Kreuzerhöhungskirche (heute polnisch: Podwyższenia Krzyża Świętego i Matki Boskiej Miłosierdzia), die auch heute noch als katholisches Gotteshaus dient. Die Pfarrei gehört zum Dekanat in Reszel (Rößel) im Erzbistum Ermland.

Polnisch-orthodox[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die heutige orthodoxe Kirche
Die heutige orthodoxe Kirche

Orthodoxes Gemeindeleben begann in Korsze im Jahre 1966. Zwei Jahre später wurde die Polnisch-Orthodoxe Kirche Eigentümerin der bisher evangelischen Kirche. Sie gab ihr den Namen St. Peter und Paul (polnisch: Kościół Świętych Piotra i Pawła). Die Pfarrei gehört zum Dekanat in Olsztyn (Allenstein) in der Diözese Białystok–Danzig der Polnisch-Orthodoxen Kirche.

Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeindefläche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeindefläche beträgt 249,94 km², was 20,61 % der Fläche des gesamten Powiat Kętrzyński ausmacht. 77 % der Gemeindefläche werden landwirtschaftlich, 13 % forstwirtschaftlich genutzt.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Korsze ist von fünf Nachbargemeinden umgeben:

  • aus dem Powiat Kętrzyński (Kreis Rastenburg): die Landgemeinde Barciany (Barten), die Landgemeinde Kętrzyn (Rastenburg) und die Stadt- und Landgemeinde Reszel (Rößel),
  • aus dem Powiat Bartoszycki (Kreis Bartenstein): die Stadt- und Landgemeinde Bisztynek (Bischofstein) und die Stadt- und Landgemeinde Sępopol (Schippenbeil).

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt- und Landgemeinde Korsze gliedert sich in die folgenden 21 Schulzenämter: Babieniec, Błogoszewo, Bykowo, Dłużec Wielki, Garbno, Gudniki, Gudziki, Kałwągi, Karszewo, Kraskowo, Łankiejmy, Parys, Piaskowiec, Płutniki, Podlechy, Prosna, Saduny, Sajna Wielka, Sątoczno, Suśnik und Tołkiny.

1946 umfasste die Landgemeinde Korsze 33 Ortschaften und erstreckte sich auf einer Fläche von 9.431 Hektar.[4] Seit der Gemeindereform von 1973 ist Korsze eine Stadt- und Landgemeinde. Sie umfasste zunächst in 19 Schulzenämter mit insgesamt 69 Ortschaften. Heute sind es 21. Schulzenämter.[16]

polnischer Name deutscher Name
(bis 1945)
polnischer Name deutscher Name
(bis 1945)
polnischer Name deutscher Name
(bis 1945)
Babieniec Babziens Kamień Goldstein Saduny Sdunkeim
Błogoszewo Seeligenfeld Karszewo Karschau Sajna Mała Klein Schrankheim
Błuskajmy Małe Klein Bloßkeim Kaskajmy Małe Klein Köskeim Sajna Wielka Schrankkeim
Błuskajmy Wielkie Groß Bloßkeim Korsze Korschen Sarkajmy Scharkeim
Bykowo Bollendorf Kowalewo Duże Vorwerk Wotterkeim Sątoczek Klein Leunenburg
Chmielnik Henriettenhof Kowalewo Małe Wotterkeim Sątoczno Leunenburg
Dąb Eichenau Kraskowo Schönfließ Słępy Schlömpen
Długi Lasek Langwäldchen Krzemity Kremitten Starynia Groß Altendorf
Dłużec Mały Klein Langwalde Łankiejmy Langheim Stawnica Oberteich
Dłużec Wielki Groß Langwalde Łękajny Landkeim Studzieniec Wormen
Dubliny Dublienen Marłuty Mockelkeim Suliki Döhrings
Dzierżążnik Hartels Nunkajmy Nohnkeim Suśnik Sußnick
Dzikowina Eberstein Olszynka Waldriede Tołkiny Tolksdorf
Garbno Lamgarben Parys Paaris Trzeciaki Dreihöfen
Giełpsz Gelbsch Piaskowiec Sandenberg Wągniki Wangnick
Glitajny Glittehnen Płutniki Plötnick Wandajny Wendehnen
Głowbity Glaubitten Podgórzyn Friedrichsthal[17] Warnikajmy Warnikeim
Gnojewo Grützau Podlechy Podlechen Wetyn Wettin
Góra Annahöhe Polany Annafeld Wiklewko Klein Winkeldorf
Gudniki Gudnick Pomnik Pomnick Wiklewo Winkeldorf
Gudziki Godocken Prosna Prassen Wygoda Heinriettenhof
Kałmy Kollmen Równina Dolna (Adlig) Unter Plehnen
Kałwągi Kaltwangen Równina Górna (Adlig) Ober Plehnen

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altersstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 2014 ergab sich im Blick auf die Altersstruktur der Einwohner der Gmina Korsze dieses Bild[14]:

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gmina Korsze liegt im Kreuzungsbereich zweier Woiwodschaftsstraßen, die in Nord-Süd- bzw. Ost-West-Richtung das Gemeindegebiet durchlaufen: die Woiwodschaftsstraße 590 (BarcianyReszelBiskupiec) und die Woiwodschaftsstraße 592 (BartoszyceKętrzynGiżycko). Im Übrigen sind die Ortschaften der Gmina durch Nebenstraßen und Landwege gut miteinander vernetzt.

Schiene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stationsgebäude des Inselbahnhofs in Korsze

Die Gemeinde durchziehen zwei Bahnstrecken, die heute allerdings im Personenverkehr nur noch mit Ausgangs- und Endpunkt Korsze befahren werden. Dementsprechend verringert sich auch die ursprüngliche Zahl der Bahnstationen im Gemeindegebiet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Leopold Krug: Die preußische Monarchie – topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt. Teil 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1833, S. 455, Abschnitt h.
  • Tadeusz Swat: Dzieje Wsi. In: Aniela Bałanda u. a.: Kętrzyn. Z dziejów miasta i okolic. Pojezierze, Olsztyn 1978, S. 194–196 (Seria monografii miast Warmii i Mazur).
  • Tadeusz Korowaj: Dzieje Miasta i Gminy Korsze. 2007 (PDF, polnisch)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Korsze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Gmina Korsze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Rozalia Przybytek: Ortsnamen baltischer Herkunft im südlichen Teil Ostpreußens (= Hydronymia Europaea, Sonderband 1). Steiner, Stuttgart 1993, ISBN 3-515-06449-4, S. 126.
  3. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen. Königsberg/Leipzig 1785, S. 87.
  4. a b c Tadeusz Swat, 1978, S. 195.
  5. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 11, Leipzig und Wien 1907, S. 514.
  6. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Korschen
  7. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 387.
  8. Leopold Krug: Die preußische Monarchie - topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt. Teil 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1833, S. 455, Abschnitt h.
  9. Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungsbezirks Königsberg. Hartung, Königsberg 1861, S. 207, Ziffer 120–121.
  10. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: Berlin 1966, Kreis Rastenburg, S. 10, Ziffer 69–70.
  11. a b Michael Rademacher: Rastenburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Tadeusz Swat, 1978, S. 195.
  13. http://wiki-de.genealogy.net/Korschen
  14. a b Kobiety=Frauen, Męzczyźni=Männer
  15. Kirchen in Korschen bei ostpreussen.net
  16. Tadeusz Swat, 1978, S. 196.
  17. D. Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005)