Kreis Kolberg-Körlin
Der Kreis Kolberg-Körlin war ein preußischer Landkreis in der Provinz Pommern, der zwischen 1872 und 1945 bestand. Er war einer der drei Nachfolgekreise des Kreises Fürstenthum Cammin. Seine Kreisstadt Kolberg bildete seit 1920 einen eigenen Stadtkreis. Das ehemalige Kreisgebiet liegt heute in den Powiaten Kołobrzeski (Kolberger Kreis) und Białogardzki (Belgarder Kreis) in der polnischen Woiwodschaft Westpommern.
Verwaltungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Kreis Colberg-Cörlin entstand am 1. September 1872 aus dem westlichen Teil des Kreises Fürstenthum.[1][2] Er gehörte zum Regierungsbezirk Cöslin (später Köslin) in der Provinz Pommern und umfasste zu Beginn seines Bestehens die Städte Colberg und Cörlin, 76 Landgemeinden und 65 Gutsbezirke.[3] Das Landratsamt war in der Stadt Colberg.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Schreibweise des Kreises in Kreis Kolberg-Körlin geändert. Am 1. Mai 1920 verließ die Stadt Kolberg den Kreis und bildete seitdem einen eigenen Stadtkreis. Eine Gebietsreform zum 30. September 1929 entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen löste alle selbstständigen Gutsbezirke auf und teilte sie benachbarten Landgemeinden zu.
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet von der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde das Kreisgebiet zusammen mit ganz Hinterpommern von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der Folgezeit wurden die allermeisten Bewohner des Kreisgebiets von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden vertrieben.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1871 | 47.938 | [3] |
1890 | 52.234 | [4] |
1900 | 57.871 | [4] |
1910 | 63.776 | [4] |
1925 | 39.932 | [4] |
1933 | 39.192 | [4] |
1939 | 38.748 | [4] |
Landräte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1872–1878Robert von Schröder (1807–1894)
- 1878–1879 Peterssen (kommissarisch)
- 1879–1889Ernst von Natzmer
- 1889–1892Wilhelm von Holtz
- 1892–1902Albert August Wilhelm von Puttkamer (1861–1931)
- 1902–1911Rüdiger von der Goltz (1869–1945)
- 1911–1914Hans Joachim von Brockhusen (1869–1928)
- 1914–1916Rudolf Klein (1885–1971) (vertretungsweise)
- 1917–1919Nikolaus von Gerlach (1875–1955)
- 1919 von Alvensleben (vertretungsweise)
- 1919–1928Kurt von Stempel (1882–1945)
- 1928–1934Gustav Berlin (1878–1955)
- 1934–1945Johannes Hossenfelder
Kommunalverfassung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Kreis Kolberg-Körlin gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren Auflösung im Jahre 1929 – in selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Amtsbezirke, Städte und Gemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Amtsbezirke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinden des Kreises Kolberg-Körlin waren in den 1930er Jahren in 21 Amtsbezirke gegliedert.[5] Die Stadt Körlin war amtsfrei.
Städte und Gemeinden 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1945 umfasste der Kreis Kolberg-Körlin eine Stadt und 78 weitere Gemeinden:[4]
Vor 1945 aufgelöste Gemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Adlig Henkenhagen, Eigentum Henkenhagen und Fischerlage Henkenhagen, 1905 zur Gemeinde Henkenhagen zusammengeschlossen
- Neu Gandelin, 1923 nach Gandelin eingemeindet
- Neu Sternin, 1923 nach Sternin eingemeindet
- Alt Quetzin und Neu Quetzin, 1928 zur Gemeinde Quetzin zusammengeschlossen
- Groß Pobloth, 1928 mit den Gutsbezirken Klein Pobloth und Groß Pobloth zur Gemeinde Pobloth zusammengeschlossen
Namensänderungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum 14. Juli 1936 wurden die Schreibweisen der Gemeinden Altbork (zuvor: Alt Bork) und Neubork (zuvor: Neu Bork) „amtlich festgestellt“.[6]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt Kolberg wurde von Belgard her über Körlin 1859 durch die Berlin-Stettiner-Eisenbahn-Gesellschaft an das Bahnnetz angeschlossen >111n<.
Eine direkte Verbindung nach Stettin über Naugard stellte die Altdamm-Colberger Eisenbahn-Gesellschaft 1882 her >111d<. Sie verband auch ab 1899 Kolberg mit der Bezirkshauptstadt Köslin >111e<.
Die Mitte und der Süden des Kreises wurden durch Schmalspurstrecken der Kolberger Kleinbahnen AG erschlossen, an der der Kreis 1939 zu über 60 % des Kapitals beteiligt war.
1895 wurde die Strecke von Kolberg über Roman nach Regenwalde nebst der Abzweigung Groß Jestin – Stolzenberg eröffnet >113r+r²<.
1899 folgte die Linie in den Kreis Greifenberg, die in Mühlenbruch abzweigte >113p<.
1909 kam die Teilstrecke Groß Jestin–Groß Pobloth hinzu, die 1915 bis Körlin durchgeführt wurde >113r³<. Somit umfasste das Kleinbahnnetz fast zwei Drittel des gesamten Bahnnetzes im Kreisgebiet.
(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 124–125, Ziffer 1 (Google Books).
- Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 114–121 (Google Books).
- Johannes Courtois (Hrsg.): Der Kolberg-Körliner Kreis. Die Geschichte seiner Städte und Ortschaften. Selbstverlag, Kolberg 1909, urn:nbn:de:gbv:9-g-5271355.
- Arthur Zechlin: Das Fürstentum Kammin. Historisch-topographisch dargestellt. In: Globus, Band 60, Nr. 14, Braunschweig 1891, S. 215–216 (Google Books) und S. 246–252 (Google Books).
- Ludwig Böttger: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungs-Bezirks Köslin.
- Band 1, Heft 1: Die Kreise Köslin und Colberg-Körlin, Stettin 1889 (fbc.pionier.net.pl) (Google Books)
- Band 1, Heft 2, Kreis Belgard und Nachträge zum Kreise Colberg-Körlin, Stettin 1890 (fbc.pionier.net.pl) (Google Books)
- Manfred Vollack: Das Kolberger Land, seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4.
- Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Kolberg-Körlin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Kreis Kolberg-Körlin in der ehemaligen Provinz Pommern (2011).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Verein „Kolberger Lande“
- Landkreis Kolberg-Körlin. Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 10. Juli 2013.
- Landkreis Kolberg-Körlin (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin 1872. Nr. 35, S. 165 (Digitalisat – Erlass zur Auflösung des Kreises Fürstenthum Cammin).
- ↑ Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin 1872. Nr. 38, S. 185 (Digitalisat – Genaue Gebietsbeschreibung der neuen Kreise).
- ↑ a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung 1871
- ↑ a b c d e f g Michael Rademacher: Landkreis Kolberg-Körlin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Landkreis Kolberg-Körlin ( des vom 4. September 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. im Informationssystem Pommern.
- ↑ Systematisches Verzeichnis der Namens- und Bestandsänderung von Gemeinden. Auszugsweise abgedruckt in: Fritz R. Barran: Städte-Atlas Pommern. 2. Auflage. Rautenberg, Würzburg 2005, ISBN 3-8003-3097-0, S. 192–193.