Lina Carstens
Lina Carstens (* 6. Dezember 1892 in Wiesbaden; † 22. September 1978 in München) war eine deutsche Film- und Theaterschauspielerin.
Leben und Werk
Carstens begann ihre Karriere als Schauspielerin vor dem Ersten Weltkrieg am Hoftheater Karlsruhe. Während des Weltkriegs bis kurz danach gehörte sie dem Kabarett Retorte um den Schriftsteller Joachim Ringelnatz an.
In der Zeit vor bis nach dem Zweiten Weltkrieg war sie Mitglied verschiedener bedeutender Theaterensembles, so etwa am Leipziger Schauspielhaus, der Freien Volksbühne in Berlin und dem Bayerischen Staatsschauspiel München. Ab 1922 arbeitete sie auch beim Film. Der Regisseur Douglas Sirk gab ihr von 1935 an verschiedene Hauptrollen. 1939 wurde sie zur Staatsschauspielerin ernannt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sie ihre Karriere als Charakterschauspielerin fort. In Konstanz spielte sie die erste Mutter Courage auf einer deutschen Bühne in dem gleichnamigen Stück von Bertolt Brecht. Vielen ist sie noch aus der ZDF-Frankreich-Rumänien TV-Koproduktion, dem Abenteuervierteiler von 1968/1969 Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer, wo sie die Tante Polly spielte, in Erinnerung. Weitere Rolle im Neuen Deutschen Film, sowie in der ZDF-Fernsehserie Der Bastian hatte sie 1973 eine Rolle neben Horst Janson und Karin Anselm. Zudem arbeitete sie umfangreich als Synchronsprecherin und lieh u. a. Margaret Rutherford (in Blockade in London), Françoise Rosay (in Das Spiel war sein Fluch) und Helene Thimig (in Entscheidung vor Morgengrauen) ihre Stimme.
Seit der Gründung des Südwestfunks 1946 arbeitete sie neben ihrer künstlerischen Tätigkeit auch als Sprecherin für den Sender.[1]
1972 erhielt sie für ihr langjähriges Wirken das Filmband in Gold, 1975 wurde sie mit derselben Auszeichnung für ihre darstellerische Leistung in Lina Braake oder Die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat geehrt.
Lina Carstens war von 1941 an bis zu dessen Tod 1970 mit dem Autor Otto Ernst Sutter verheiratet (zuvor mit Eugen Ortner, Berliner Tageblatt, 9. April 1925). Sie wurde auf der Nordsee seebestattet.
Ehrungen
- 1974: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
Filmografie (Auswahl)
- 1922: Leidendes Land
- 1924: Verkrachte Existenzen
- 1935: April, April!
- 1935: Das Mädchen vom Moorhof
- 1937: Zu neuen Ufern
- 1937: Der zerbrochene Krug
- 1937: Tango Notturno
- 1938: Heimat
- 1939: Mann für Mann
- 1940: Kriminalkommissar Eyck
- 1941: Ein Windstoß
- 1942: Hochzeit auf Bärenhof
- 1944: Der Engel mit dem Saitenspiel
- 1949: Der Ruf
- 1951: Dr. Holl
- 1951: Blaubart
- 1952: Ich heiße Niki
- 1952: Illusion in Moll
- 1952: Die große Versuchung
- 1953: Ein Herz spielt falsch
- 1953: Fanfaren der Ehe
- 1953: Heimlich, still und leise …
- 1954: Sauerbruch – Das war mein Leben
- 1954: Feuerwerk
- 1954: Die verschwundene Miniatur
- 1954: Gestatten, mein Name ist Cox
- 1955: Geliebte Feindin
- 1955: Himmel ohne Sterne
- 1956: Heute heiratet mein Mann
- 1956: Zärtliches Geheimnis, Alternativtitel: Ferien in Tirol
- 1958: Wir Wunderkinder
- 1958: Zum goldenen Ochsen
- 1958: Auferstehung
- 1958: Ich war ihm hörig
- 1959: Der Engel, der seine Harfe versetzte
- 1959: Ein Mann geht durch die Wand
- 1959: Die Wahrheit über Rosemarie
- 1959: Arzt ohne Gewissen
- 1960: Das schwarze Schaf
- 1960: Der Frieden unserer Stadt
- 1960: Gustav Adolfs Page
- 1962: Er kann’s nicht lassen
- 1962: Liebling, ich muß dich erschießen
- 1968: Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer
- 1969: Asche des Sieges
- 1972–1974: Kara Ben Nemsi Effendi
- 1973: Tod auf der Themse
- 1973: Der Bastian (TV-Serie)
- 1974: Der Räuber Hotzenplotz
- 1974: Drei Männer im Schnee
- 1974: Derrick: Waldweg (1. Folge der FS-Serie Derrick)
- 1974: Lina Braake oder Die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat
- 1975: Berlinger
- 1975: Der Kommissar, Folge: Fährt der Zug nach Italien?
- 1976: Die Ilse ist weg
- 1977: Hans und Lene
- 1977: Haus der Frauen
- 1977: Heinrich
- 1978: Der Schimmelreiter
- 1978: Eurydike oder Das Mädchen von Nirgendwo
Hörspiele (Auswahl)
- 1951: Georges Simenon: Maigret und der gelbe Hund. Bearbeitung: Gert Westphal. Regie: Heinz-Günter Stamm (Hörspiel – BR) Der Audio Verlag 2005. ISBN 978-3898133906.
- 1957: Charles Dickens: Die Glocken von London (Dorothy Chickenstalker) – Regie: Hanns Korngiebel (SWF / RIAS Berlin / RB)
- 1967: Eduard von Keyserling: Abendliche Häuser – Regie: Fritz Schröder-Jahn (Hörspiel – BR)
- 1974: Pierre Frachet: Abélard und Héloise – Regie: Otto Kurth (Kriminalhörspiel – SDR)
- 1975: Ellis Kaut: Meister Eder und sein Pumuckl: Der erste Schnee – Regie: Alexander Malachovsky[2]
Literatur
- Thomas Blubacher: Lina Carstens. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 348.
Weblinks
- Literatur von und über Lina Carstens im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lina Carstens bei IMDb
- Lina Carstens bei filmportal.de
- Lina Carstens in der Deutschen Synchronkartei
- Lina Carstens bei cyranos.ch
- Lina Carstens auf wiesbaden.de
Einzelnachweise
- ↑ Stadtarchiv Gengenbach, Bestand Altakten, Signatur 203531
- ↑ Der erste Schnee - Die Pumucklhomepage. Abgerufen am 24. April 2017.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Carstens, Lina |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Film- und Theaterschauspielerin |
GEBURTSDATUM | 6. Dezember 1892 |
GEBURTSORT | Wiesbaden |
STERBEDATUM | 22. September 1978 |
STERBEORT | München |