Marienhafe

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Wappen Deutschlandkarte
Marienhafe
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Marienhafe hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 31′ N, 7° 16′ OKoordinaten: 53° 31′ N, 7° 16′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Aurich
Samtgemeinde: Brookmerland
Höhe: 0 m ü. NHN
Fläche: 4,06 km2
Einwohner: 2456 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 605 Einwohner je km2
Postleitzahl: 26529
Vorwahl: 04934
Kfz-Kennzeichen: AUR, NOR
Gemeindeschlüssel: 03 4 52 017
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Am Markt 10
26529 Marienhafe
Bürgermeister: Beate Kappher-Gruß (SPD)
Lage der Gemeinde Marienhafe im Landkreis Aurich
KarteBaltrumJuistLandkreis WittmundLandkreis LeerMemmertNorderneyNordseeEmdenLandkreis FrieslandLandkreis LeerLandkreis WittmundAurichBerumburBerumburDornumGroßefehnGroßheideHageHagermarschHalbemondHinteIhlow (Ostfriesland)KrummhörnLeezdorfLütetsburgMarienhafeNorden (Ostfriesland)OsteelRechtsupwegSüdbrookmerlandUpgant-SchottUpgant-SchottWiesmoorWirdum
Karte
Historisierende Darstellung des mittelalterlichen Hafens
Die Kirche zu Marienhafe während des Abbruchs 1829
Kirche St. Marien, 2005
Klaus-Störtebeker-Denkmal

Marienhafe ist eine Gemeinde und Verwaltungssitz in der Samtgemeinde Brookmerland im Landkreis Aurich in Ostfriesland. Marienhafe ist eine der kleinsten Gemeinden in Niedersachsen.

Zur Gemeinde gehört der Ortsteil Tjüche nördlich des Ortskerns.

Geografie

Marienhafe liegt im westlichen Teil der ostfriesischen Halbinsel, rund 20 Kilometer nordöstlich von Emden und 10 Kilometer südöstlich von Norden. Es grenzt im Nordwesten an die Gemeinde Osteel, im Nordosten an die Gemeinde Leezdorf, im Osten an die Gemeinde Rechtsupweg, im Süden an die Gemeinde Upgant-Schott, im Südwesten an die Gemeinde Wirdum. Nahe Marienhafe entspringt die Abelitz, die in das Alte Greetsieler Sieltief einmündet und den Ort mit dem ostfriesischen Wasserstraßennetz verbindet.

Geschichte

Die Ortschaft Marienhafe wurde 1424 aufgrund eines Bremer Schiedsspruches als Marienhoff gegründet. Die dort gelegene Kirche besteht jedoch schon seit dem 13. Jahrhundert. Sie war wegen des ursprünglich knapp 80 Meter hohen kastenförmigen Turmes und ihrer drei Kirchenschiffe bekannt. Die Wattflächen „Leybucht“ und „Kuipersand“ (vor Marienhafe in der Emsmündung bzw. in deren Übergang zur Nordsee gelegen) beziehen ihren Namen von der alten dreischiffigen Marienhafer Großkirche. Ihr Turm und alle drei Kirchenschiffe waren auf der Nordseite mit Kupfer („Kuiper“ = friesisch-niederländisch für Kupfer) und auf der Südseite mit Schiefer („Ley“=altdeutsch für Schiefer) gedeckt, sodass die Kirche von See her durch den wechselnden Blick auf die Kupfer- und die Schieferseite für Eingeweihte einen Hinweis auf die auch bei Niedrigwasser befahrbar bleibenden Priele und sonstigen Wasserflächen gab. Ohne dieses Sonderwissen waren der Ort und sein tideabhängiger Hafen vom Meer her uneinnehmbar.

Die Bedeutung der Kirche als Seezeichen ging nach dem Ende des Mittelalters durch die Verlagerung der Küstenlinie zurück. Marienhafe liegt heute im Binnenland und hat keinen Hafen mehr. Sowohl der Turm als auch die Schiffe der Kirche wurden deshalb im Hinblick auf die hohen Unterhaltungskosten des Bauwerks im Jahr 1829 drastisch verkleinert. Die Kirche St. Jacobi (Hamburg) (ohne deren heutigen spitzen Turmhelm) vermittelt in etwa einen Eindruck der ursprünglichen Größe von Turm und Hauptschiff des Marienhafer Gotteshauses.

Der Seeräuber Klaus Störtebeker soll hier außerdem im ausgehenden 14. Jahrhundert Unterschlupf gefunden haben. Dafür revanchierte er sich beim Kampf der Häuptlinge des Brookmerlandes um die Vorherrschaft in Ostfriesland.

Eingemeindungen

Am 1. Juli 1972 wurde die Gemeinde Tjüche eingegliedert.[2]

Religionen

Kirche

Die St.-Marienkirche war ursprünglich eine dreischiffige Basilika mit Querschiff und sechsgeschossigem Turm. Sie galt früher als größte Kirche Ostfrieslands. 1829 wurde der Bau bis auf das Mittelschiff abgerissen, wobei auch ein 250 Meter langer und aus 124 Einzelbildern bestehender Sandsteinfries, der sich unmittelbar unter dem Dach befand, zerstört wurde. Der nunmehr auf vier Stockwerke reduzierte Turm war einst ein bedeutendes Seezeichen. Noch nahezu vollständig erhalten ist die bedeutende Orgel, die Gerhard von Holy 1713 vollendete.

Kirchengeschichte

Ursprünglich gehörte das alte Brookmerland zur Propstei Hinte im Bistum Münster. 1250 wurde durch einen Sühnevertrag das Brokmerland vom Bistum Münster abgetrennt und dem bischöflichen Offizial unterstellt. Eingebunden waren die Kirchgemeinden Blaukirchen (Südwold), Burhafe (um 1500 zum Kloster Ihlow gehörig), Engerhafe, Floritz, Marienhafe und Wiegboldsbur. Später folgten weitere Kirchgemeinden dazu.

Politik

Gemeinderat und Bürgermeisterin

Der Rat der Gemeinde Marienhafe besteht aus 13 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für die Mitgliedsgemeinde einer Samtgemeinde mit einer Einwohnerzahl von 2.001 bis zu 3.000 Einwohnern.[3] Die 13 Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2011.

Die letzte Kommunalwahl vom 11. September 2011 ergab das folgende Ergebnis:[4]

Partei Anteilige Stimmen Anzahl Sitze Veränderung Stimmen Veränderung Sitze
SPD 55,25 % 7 +13,92 % +1
Brookmer Wählergemeinschaft (BWG) 29,42 % 3 -11,69 % -2
CDU 13,3 % 2 -4,25 % 0
FDP 1,74 % 0 +1,74 % 0

Die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 2011 lag mit 49,80 %[4] unter dem niedersächsischen Durchschnitt von 52,5 %.[5] Zum Vergleich – bei der vorherigen Kommunalwahl vom 10. September 2006 lag die Wahlbeteiligung bei 57,17 %.[6]

Bürgermeisterin ist Beate Kappher-Gruß von der SPD.

Wappen

Wappen von Marienhafe
Wappen von Marienhafe
Blasonierung: „Geteilt von Rot und Gold; oben ein wachsender goldener Adler mit goldenen Kronen auf dem Kopf und den beiden Schwingenspitzen; unten ein roter Anker zwischen zwei gestürzten roten Bechern.“

Der Regierungspräsident in Aurich genehmigte der Gemeinde am 28. August 1962 das Wappen. Der als Brustbild gezeigte Adler ist dem Wappen des Häuptlingsgeschlechts tom Brok entnommen. Der Anker weist darauf hin,, dass Marienhafe im Mittelalter Zufluchtsort für die Vitalienbrüder war. Die beiden Becher sollen an deren Anführer Klaus Störtebeker erinnern, der zwei umgestürzte Becher im Wappen geführt haben soll.[7]

Partnerschaften

Marienhafe unterhält eine Partnerschaft mit dem britischen Melksham, einer kleinen Handelsstadt (23.000 Einwohner) an den Ufern des Avon im Westen von Wiltshire. Die Partnerschaft wird vornehmlich von Privatpersonen gepflegt.[8]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Auf dem Marktplatz südlich der Kirche steht ein Denkmal, das an den Piraten Klaus Störtebeker erinnert. Die Bronzeskulptur wurde vom Leeraner Bildhauer Karl-Ludwig Böke nach der Störtebeker-Radierung von Daniel Hopfer entworfen und am 27. Juni 1992 eingeweiht. Rund um die Kirche befindet sich der örtliche Friedhof. Marienhafe besteht hauptsächlich aus einem geschlossenen Wohngebiet und im Ortskern gibt es kleinere Geschäfte und Gaststätten. Durch die dichte Bebauung ist Marienhafe mit den Nachbarorten Osteel und Upgant-Schott zusammengeschmolzen, die ebenfalls zur Samtgemeinde Brookmerland gehören.

Seit dem 4. Juli 1999 ist Marienhafe mit dem Eintrag „Stadt mit der längsten Teetafel der Welt“ im Guinness-Buch der Rekorde vertreten. An dem Tag versammelten sich über 3.000 Menschen im Ortskern, um an der mit 620  Metern längsten Teetafel der Welt Platz zu nehmen und die ostfriesische Teezeremonie zu vollziehen. Die nahe gelegene Stadt Norden versuchte später den Rekord zu brechen, scheiterte jedoch mit diesem Vorhaben. Aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums des Rekordes stellen die Marienhafer einen weiteren Guinness-Buch Weltrekord auf, bei dem sich 1.878 Menschen als Piraten verkleideten. Damit wurde der vorherige Piratenweltrekord vom Heidepark Soltau mit 1.140 Piraten übertroffen.

Datei:Miniaturland Leer (2).jpg
Modell von Marienhafe im Leeraner Miniaturland

Regelmäßige Veranstaltungen

Alle drei Jahre im Sommer finden in Marienhafe für dreieinhalb Wochen die sogenannten Störtebeker-Freilichtspiele in plattdeutscher Sprache statt. Hierbei wird der Marktplatz für mehrere Wochen mittelalterlich umgestaltet. Die Spiele werden von der Arbeitsgemeinschaft Ostfriesisches Volkstheater e.V. geleitet. Die inhaltlichen Handlungen verändern sich mit jedem neuen Spieljahr.

Ein weiterer Höhepunkt im Gemeindeleben ist das alljährliche Störtebeker Straßenfest. Dieses findet in jedem Jahr am ersten Sonnabend des Monats Juni statt. Auf der Einkaufsstraße und rund um den Marktplatz bieten zahlreiche ortsansässige Vereine selbst hergestellte Waren und Spiele an. Abends gibt es ein Musikprogramm mit mehreren Live-Bands.

Sport

Überregional bekannt sind die Kempa Brookmerland-Meisterschaften. Das Handballturnier wird seit 1986 von der Handballabteilung des TuRa Marienhafe 46 e.V. jeweils am Jahresende in der Kurt-Knippelmeyer-Halle ausgerichtet. An dem Turnier können nicht nur Vereinsmannschaften, sondern auch Freizeitmannschaften teilnehmen. Bei der 24. Auflage des Turniers im Jahr 2009 konnte mit 101 Mannschaften und 1182 Spielern die bisher höchste Teilnahme verzeichnet werden. Den Abschluss des Turniers bildet ein Zeltfest vor der Kurt-Knippelmeyer-Halle.[9]

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Als Zentrum der Samtgemeinde Brookmerland verfügt Marienhafe im Ortskern über alle Einrichtungen, die den täglichen Bedarf befriedigen. Darüber hinaus gibt es einige Fachgeschäfte sowie Einrichtungen der Hotellerie und Gastronomie.

Verkehr

Die Gemeinde liegt an der Bundesstraße 72 zwischen der alten Kreisstadt Norden und Georgsheil; außerdem an der Landesstraße 26 von Osterupgant (im Osten vom Marienhafe) nach Wirdum. Zudem gibt es in Marienhafe einen Bahnhof an der Eisenbahnstrecke zwischen Emden und Norddeich Mole. Seit dem 15. Dezember 2013 ist Marienhafe, das zuvor als einziger Bahnhof zwischen Oldenburg und Norddeich nur vom Nahverkehr bedient wurde, ein Fernverkehrshalt.

Bildung

In Marienhafe befindet sich das Schulzentrum Brookmerland mit einer Haupt-, Real- und einer Förderschule. Seit dem Schuljahr 2009/2010 gibt es neben den oben beschriebenen in Marienhafe auslaufenden Schulformen eine Integrierte Gesamtschule ab Klasse fünf.

Persönlichkeiten

  • Wilhelm Schomerus (1864-1943), lutherischer Theologe, Generalsuperintendent von Aurich
  • Hilko Wiardo Schomerus (* 1879 in Marienhafe, † 1945 in Halle/Saale), ev. Theologe, Missions- und Religionswissenschaftler, Indologe
  • Georg Peters (* 1908 in Marienhafe, † 1992 in Norden), Politiker

Literatur

  • Eberhard G. Neumann: Beitrag zur Baugeschichte der Kirche in Marienhafe. In: Die St. Marien-Kirche der Ev.-luth. Gemeinde Marienhafe. Norden, o.J.

Einzelnachweise

  1. Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2022 (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 264.
  3. Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17. Dezember 2010; § 46 – Zahl der Abgeordneten, abgerufen am 3. Dezember 2011
  4. a b Gemeinde Marienhafe – Gesamtergebnis Gemeinderatswahl 2011, abgerufen am 3. Dezember 2011
  5. Abwärtstrend bei Wahlbeteiligung gestoppt. In: ndr.de. 12. September 2011, archiviert vom Original am 25. August 2013; abgerufen am 2. Dezember 2014.
  6. Gemeinde Marienhafe – Gesamtergebnis Gemeinderatswahl 2006, abgerufen am 30. November 2011
  7. Harm Bents, Peter Seidel, Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Marienhafe, Samtgemeinde Brookmerland, Landkreis Aurich (PDF; 944 kB), eingesehen am 4. September 2012.
  8. Marienhafe.de: Partnerstadt Melksham, eingesehen am 4. September 2012.
  9. Kempa Brookmerland-Meisterschaften - Das Turnier, abgerufen am 11. Januar 2013

Weblinks

Commons: Marienhafe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien