Markgräfliches Opernhaus

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Markgräfliches Opernhaus Bayreuth
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem

Markgräfliches Opernhaus, 1995
Vertragsstaat(en): Deutschland Deutschland
Typ: Kultur
Kriterien: (i)(iv)
Referenz-Nr.: 1379
UNESCO-Region: [[Liste des UNESCO-Welterbes#Europa|Europa]]
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2012  (Sitzung 36)
Datei:DPAG1998-04-16-MarkgraeflichesOpernhausBayreuth.jpg
250 Jahre Opernhaus Bayreuth Briefmarke von 1998
Fürstenloge

Das Markgräfliche Opernhaus in der oberfränkischen Stadt Bayreuth ist ein Theaterbau des 18. Jahrhunderts. Am 30. Juni 2012 erhob die UNESCO das barocke Gebäude zum Weltkulturerbe.

Baugeschichte

Es wurde zwischen 1744 und 1748 erbaut und zählt zu den wenigen im Original erhaltenen Theater- und Opernbauten der damaligen Zeit in Europa. Das Gebäude wurde von Joseph Saint-Pierre entworfen; das Innere des Hauses gestalteten Giuseppe und Carlo Galli da Bibiena im Stil des italienischen Spätbarocks. Lediglich der originale Bühnenvorhang fehlt; er wurde von den Truppen Napoleons entwendet, die durch Bayreuth nach Russland zogen.

Das Opernhaus ist ein ganz aus Holz gefertigtes Logentheater. Die drei Logenränge sind den drei Ständen der Gesellschaft zugeordnet. Bemerkenswert ist jedoch die Tatsache, dass die Fürstenloge fast nie vom Markgrafenpaar genutzt wurde. In der Mitte der ersten Reihe standen goldene Sessel, von denen aus das Geschehen auf der Bühne aus geringerer Entfernung beobachtet werden konnte.

Das Gebäude sollte den Besuchern der damaligen Zeit den Beginn eines Zeitalters der Weisheit und des Friedens vermitteln, das unter dem Markgrafenpaar Friedrich und Wilhelmine eingeleitet wurde.

Das Deckengemälde Apollo und die neun Musen schuf Johann Benjamin Müller aus Dresden. In den Rundbildern der Deckenrahmung sind mythologische Szenen aus Ovids Metamorphosen dargestellt.

Geschichte

Das Opernhaus wurde anlässlich der Vermählung der Tochter des Markgrafenpaares Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth mit dem Württemberger Herzog Carl Eugen eingeweiht. Friederike Sophie Wilhelmine (* 3. Juli 1709 in Potsdam, † 14. Oktober 1758 in Bayreuth, vermählt am 30. November 1731 mit Friedrich Markgraf von Brandenburg-Bayreuth), eine Schwester Friedrichs des Großen, verstarb zehn Jahre nach der Einweihung.

Sie war eine begabte Komponistin und Librettistin von Opern und Singspielen, die dort aufgeführt wurden. Während ihrer rund 20 Jahre währenden Opernleitung (ab 1737) hatte sie ihrem Musiktheater ein persönliches und eigenständiges Gesicht gegeben, was im Bauwerk des Markgräflichen Opernhauses gipfelte. Mit ihrem Tod hörte auch im Theater der Spielbetrieb auf. Historiker sehen in dieser Tatsache einen Grund dafür, dass dieses hölzerne Opernhaus nicht wie die anderen seiner Zeit einem Feuer zum Opfer fiel. Es wurden dort kaum noch Kerzen oder Lichter entzündet, die einen Brand hätten verursachen können.

Das Markgräfliche Opernhaus war auch ein Anziehungspunkt für den Komponisten Richard Wagner, Bayreuth als Ort zur Abhaltung von Festspielen zu wählen. Durch ein Konversationslexikon auf die für die damalige Zeit ungewöhnlich große Bühne aufmerksam geworden, fand er dann aber die Größe und Form des Zuschauerraums für seine Zwecke ungeeignet. Er blieb dennoch bei Bayreuth als Festspielort und beschloss, dort sein eigenes Theater zu errichten. Zur Feier der Grundsteinlegung des Festspielhauses dirigierte Wagner am 22. Mai 1872 Beethovens 9. Sinfonie im Markgräflichen Opernhaus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebäude zunächst von der US-Militärregierung beschlagnahmt und wurde erst im Juni 1947 wieder freigegeben. Bereits im August des gleichen Jahres fanden Mozart-Festspielwochen statt: Auf dem Programm standen Figaros Hochzeit sowie Cosi fan tutte. Neben insgesamt 24 Opernaufführungen gab es einige Fest- und Kammerkonzerte.[1] Seit 1948 gibt es stattdessen die Veranstaltungsreihe Fränkische Festwoche mit Gastspielen Münchner Bühnen.

1994 drehte der belgische Regisseur Gérard Corbiau für den Film Farinelli, der Kastrat über die Lebensgeschichte des italienischen Sängers der Barockzeit Carlo Broschi, genannt Farinelli, einen Teil der Szenen in Bayreuth.

Unter dem Titel Das Markgräfliche Opernhaus und das Bayreuth der Markgräfin Wilhelmine – Die Idealwelt einer Frau zwischen Absolutismus und Aufklärung bewarb sich die Bayerische Schlösserverwaltung in Zusammenarbeit mit der Stadt Bayreuth erfolgreich um Anerkennung des Opernhauses und der weiteren originären baulichen Zeugnisse der Markgräfin Wilhelmine in Bayreuth (Eremitage, Neues Schloss und Sanspareil) als UNESCO-Welterbe-Stätte. Das UNESCO-Welterbekomitee entschied am 30. Juni 2012 positiv über den Antrag zum Opernhaus.[2][3] Seit September 2012 ist das Haus für mindestens vier Jahre geschlossen und wird grundlegend renoviert.[4]

Museum

Markgräfliches Opernhaus, 2013
  • Im Neuen Schloss sind einige Räume den Theaterbauten der Markgräfin Wilhelmine und der Architektenfamilie Galli-Bibiena gewidmet. Es beherbergt u. a. ein Modell des Opernhauses im ursprünglichen Zustand, d. h. vor Verkleinerung des Bühnenportals, die durch den Einbau des eisernen Vorhangs notwendig geworden war.[5]

Veranstaltungen

Sonstiges

"Ein Opernhaus, das wohl fast so groß als das Berliner Opernhaus und als eines der größten und prächtigsten Opernhäuser in der Welt berufen ist." (Wilhelm Heinrich Wackenroder, Pfingstreise mit Tieck, 1793)

Literatur

Commons: Markgräfliches Opernhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bernd Mayer: Mozart-Festspiele in der Wagnerstadt. In: Heimat-Kurier. Nr. 3/2007
  2. Markgräfliches Opernhaus. Stand des UNESCO-Verfahrens – letzte Schritte auf dem Weg zum Welterbe, (Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen/Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage). auf: bayreuth-wilhelmine.de Aufgerufen am 5. März 2011.
  3. @unesco "Just inscribed on the UNESCO #WorldHeritage list: Germany: Margravial Opera House Bayreuth"
  4. UNESCO-Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus Bayreuth. auf: bayreuth.de, abgerufen am 1. Juli 2012
  5. Peter O. Krückmann: Das Bayreuth der Markgräfin Wilhelmine heute. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken. 81. Band. Bayreuth 2001, S. 245.

Koordinaten: 49° 56′ 39,9″ N, 11° 34′ 42,5″ O