Nackt unter Wölfen (2015)

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Film
Titel Nackt unter Wölfen
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2015
Länge 105 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Philipp Kadelbach
Drehbuch Stefan Kolditz
Produktion Nico Hofmann
Benjamin Benedict
Sebastian Werniger
Musik Michael Kadelbach
Kamera Kolja Brandt
Schnitt Bernd Schlegel
Besetzung

Nackt unter Wölfen ist ein deutsches Filmdrama von Philipp Kadelbach aus dem Jahr 2015. Es basiert auf dem gleichnamigen Roman von Bruno Apitz, der 1958 beim Mitteldeutschen Verlag erschienen ist. Er ist nach einer Fernsehproduktion im Jahr 1960 und der Verfilmung Nackt unter Wölfen von Frank Beyer im Jahre 1963 die dritte filmische Umsetzung der literarischen Vorlage.

Handlung

Der Film spielt in den Jahren 1944 und 1945 gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im KZ Buchenwald.

Produktionsnotizen

Der Film wurde von der in Babelsberg ansässigen Produktionsgesellschaft UFA Fiction produziert[1] und im FilmMittwoch im Ersten der ARD am 1. April 2015 erstmals gesendet. Nach der Ausstrahlung folgte im Anschluss eine Dokumentation unter dem Titel Buchenwald – Heldenmythos und Lagerwirklichkeit.

Kritik

Die Programmzeitschrift TV Spielfilm vergab die bestmögliche Wertung (Daumen nach oben) und befand: „Ein Akt vorbehaltloser Humanität!“[2]

„Kadelbach und Kolditz interessieren sich für Ideologie ungefähr so wie für Heldentum, nämlich gar nicht. Die psychologische Tiefenschärfe ihrer Version ist trotzdem nicht geringer als die der Beyerschen. Das Ensemble macht das alles mindestens genauso beeindruckend: Wie schnell man schuldig werden konnte, wie da die Grenzen verwischen, wie Solidarität zerbröckelt, wenn es um die eigene Haut geht, wie Verrat entsteht und Menschlichkeit sich trotzdem Bahn bricht. Soll sich keiner sicher sein, auch lernt jeder schnell, wie er sich verhalten hätte inmitten dieses Brennpunkts der Barbarei.

Kadelbach und Kolditz retten »Nackt unter Wölfen« für die Gegenwart. Es ist ein notwendiger Film. Und er macht den anderen notwendigen Film, der sich der sozialistischen Legende des Bruno Apitz verdankt, mit keiner Sekunde überflüssig. Fast ein Wunder.“

Elmar Krekeler, Die Welt[3]

„Was aber mangelt? Schauspiel und Textrespekt. Mit Apitz’ Gestalten wird recht willkürlich umgesprungen. […] Fast durchweg bleiben die Darsteller des neuen Films hinter den Defa-Akteuren zurück. […] Nackt unter Wölfen in der Fassung von 2015 bezeugt die Unschuld der späten Geburt. Dieser Film stammt eben nicht von Zeitgenossen des NS-Regimes, deren Kunst die eigene Generationserfahrung spiegelte. Hier rekonstruieren Nachgeborene Geschichte, deren Lehren sie weitergeben möchten. Das ist so nötig wie ehrenwert. Doch irritiert, und zwar seit Jahren, die Nico-Hofmann-Ästhetik. Dieser monopolistische Produzent inszeniert, Film für Film, die Nazizeit als Melodram – plakativ emotional, mit wallenden Nebeln und penetranter Musik, deren Soße alle Gefühlslücken füllt.“

Christoph Dieckmann, Zeit Online[4]

„Dennoch scheint mit dem Findelkind ein wenig Menschlichkeit an die Stätte von Folter und Mord gekommen zu sein. Das irritiert manche. Vor allem die geheimen Widerstandskämpfer, die ihre Aufstandspläne durch das Kind – nicht zu Unrecht – gefährdet sehen. Und darin liegt die eigentliche Qualität des konventionell gedrehten Films: nämlich zu zeigen, wie Ideologen wankelmütig werden und wie sie ihre Organisation für ein Kinderleben aufs Spiel setzen. Zwar geht es weiter ums nackte Überleben. Jetzt aber nicht nur um das eigene. Ein Wandel, der sich zunächst langsam und wenig heldenhaft in der Figur des Kapo André Höfel vollzieht. Grandios, wie Peter Schneider diese Rückkehr zum Mitgefühl spielt, wie er im bluttriefenden Folterkeller um sein Leben schreit und wimmert, wie er zittert vor Angst – und das Kind dennoch nicht verrät.“

RP ONLINE[5]

„Die Rollen sind bei Kolditz alle etwas zu klar verteilt, vom Feigling über den Chef des Widerstands […] bis hin zur grauen Eminenz der Lagerleitung […]. Doch so wie er immer etwas zu demonstrativ ins Bild gerückt wird, […] so konventionell ist die Dramaturgie eben bisweilen. Gleichwohl vermögen Kameramann und Regisseur ein hohes Maß an emotionaler Spannung zu erreichen, sie scheuen auch nicht vor drastischen Szenen zurück, zeigen Folter und Mord. Aber als ob sie ihrer eigenen Inszenierung nicht trauten, lassen sie zuletzt alle Hemmungen fallen und greifen tief in die Kitsch-Kiste. […] Aber unter Tränen trübt sich eben auch der Blick auf die Historie.“

Daland Segler, Frankfurter Rundschau[6]

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kritisiert, dass der Film die Tatsache verschweigt, dass anstelle des geretteten jüdischen Kindes ein Sinto deportiert und alsdann umgebracht worden war.[7]

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Der Tagesspiegel: „Gegen das Vergessen – »Nackt unter Wölfen« wird neu verfilmt“ www.tagesspiegel.de vom 19. April 2014, abgerufen 03. Februar 2016
  2. Nackt unter Wölfen. In: tvspielfilm.de. Abgerufen am 2. April 2015.
  3. Elmar Krekeler, Die Welt: Die Neuvermessung des antifaschistischen Urmeters. Abgerufen am 15. April 2015.
  4. Christoph Dieckmann, Zeit Online: NS-Terror in Degeto-Farben. Abgerufen am 2. April 2015.
  5. RP ONLINE: Die Rettung des Buchenwaldkindes. Abgerufen am 15. April 2015.
  6. Daland Segler, Frankfurter Rundschau: Gut rasiert in den Tod. Abgerufen am 2. April 2015.
  7. Zentralrat der Sinti und Roma erhebt Vorwürfe gegen ARD. Nachrichten vom 2. April 2015, auf der Website des Deutschlandfunks.
  8. Nackt unter Wölfen gewinnt in der Kategorie „Bester Fernsehfilm“ Deutscher Fernsehpreis, abgerufen vom 14. Januar 2016.