Oberegg AI

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AI ist das Kürzel für den Kanton Appenzell Innerrhoden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Oberegg zu vermeiden.
Oberegg
Wappen von Oberegg
Wappen von Oberegg
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell Innerrhoden (AI)
BFS-Nr.: 3111i1f3f4
Postleitzahl: 9413
Koordinaten: 759562 / 254539Koordinaten: 47° 25′ 20″ N, 9° 33′ 12″ O; CH1903: 759562 / 254539
Höhe: 870 m ü. M.
Höhenbereich: 540–1135 m ü. M.[1]
Fläche: 14,61 km²[2]
Einwohner: 1928 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 132 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
8,5 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: Hannes Bruderer
Website: www.oberegg.ch
Oberegg von Westen aus gesehen
Oberegg von Westen aus gesehen

Oberegg von Westen aus gesehen

Lage des Bezirks
Karte von ObereggBodenseeFälenseeSeealpsee (Appenzeller Alpen)SämtiserseeLiechtensteinÖsterreichKanton Appenzell AusserrhodenKanton St. GallenKanton ThurgauAppenzell (Bezirk)GontenOberegg AIOberegg AISchlatt-HaslenSchwende-Rüte
Karte von Oberegg
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Oberegg ist ein Bezirk im Kanton Appenzell Innerrhoden in der Ostschweiz. Der Bezirk Oberegg ist als Exklave vom restlichen Kantonsgebiet getrennt. Zugleich bildet er den Äusseren Landesteil, alle anderen Innerrhoder Bezirke bilden zusammen den Inneren Landesteil.

Geografie und Besiedlung

Historisches Luftbild von Swissair Photo AG von 1949

Oberegg bildet zusammen mit der Appenzell Ausserrhoder Gemeinde Reute den südlichen Teil des Appenzeller Vorderlands. Von den 14,7 km2 des Bezirksgebiets sind 51,8 % Wiesen und Felder, 42,5 % sind bewaldet, 5,5 % sind mit Gebäuden oder Strassen bebaut und 0,1 % sind unproduktives Land.[5]

Das Gebiet der Innerrhoder Exklave Oberegg ist in drei geografisch voneinander geschiedene Teile unterteilt. Der westliche, höher gelegene Teil des Bezirks besteht aus dem Dorf Oberegg sowie den grösseren Weilern St. Anton, Honegg und Kapf. Er wird auch «Obere Rhod» genannt. Der östliche, mehr gegen das Rheintal gelegene Teil des Bezirks besteht aus den grösseren Weilern Büriswilen, Eschenmoos und Sulzbach. Er wird auch «Unterer Gang» genannt. Das Bezirksgebiet von Oberegg ist ganz von den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen umschlossen. Ebenfalls zum Bezirksgebiet von Oberegg gehört das katholische Kloster St. Ottilia Grimmenstein, welches sich in Walzenhausen Platz befindet.[6]

Der Bezirk Oberegg besitzt wie das gesamte Appenzellerland eine ausgeprägte Streusiedlung mit Einzelhöfen, die zum Reiz der Landschaft beiträgt. Eine Ausnahme bildet der Südhang des St. Anton, der hauptsächlich bewaldet ist. Zahlreiche Weiler bilden neben dem Dorf Oberegg heute noch einen wichtigen Siedlungsschwerpunkt. Streusiedlung wie auch Weilersiedlung sind jedoch als Wohnform in Bedrängnis geraten, nicht zuletzt durch die nationale Raumplanungsgesetzgebung, die ein verdichtetes Bauen in Kernzonen fordert. Durch die Ansiedlung neuer Industrie sowie einer starken Bauentwicklung im Dorf seit den 1950er-Jahren hat sich Oberegg als klares Zentrum und Bevölkerungsschwerpunkt des Bezirks etabliert.[7]

Politik und öffentliche Körperschaften

Als einzige Gemeindeorganisation in der Schweiz besitzt Oberegg eine eigene Gebäudeversicherung.

Der Bezirk Oberegg wird geführt vom siebenköpfigen Bezirksrat unter der Leitung des Bezirkshauptmanns. Zahlreiche Kommissionen unter Leitung der Bezirksräte fungieren als zusätzliche Gremien. Seit 1968 gibt es im Bezirk Oberegg Urnenabstimmungen und -wahlen. Im Gegensatz zu allen anderen Bezirken Appenzell Innerrhodens wurde die öffentliche Bezirksversammlung abgeschafft. Als erste Frau wurde 1994 Monika Egli in den Bezirksrat gewählt, nachdem das Frauenstimm- und wahlrecht in Appenzell Innerrhoden 1991 eingeführt worden war. Das Amt des Bezirkshauptmanns wurde noch nie von einer Frau geführt. Aktuell ist ausserdem im Bezirksrat keine Frau vertreten.[8]

Der Äussere Landesteil nahm traditionellerweise die Führung eines Gerichtes erster Instanz stets selber wahr. Es handelte sich bis Anfang der 2000er-Jahre um ein siebenköpfiges Laiengremium. 2012 fusionierten die beiden Bezirksgerichte Innerrhodens miteinander. Dieses wird seither professionell von Juristen geführt. Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt verlor der Bezirk Oberegg damit einen wichtigen Teil seiner politischen Autonomie.[9]

Oberegg besitzt eine eigene Feuerwehr. Sie fusionierte 2001 mit der Nachbargemeinde zur Feuerwehr Oberegg-Reute. Es war die erste kantonsübergreifende Fusion zweier Feuerwehren in der Schweiz. Auf dem St. Anton existiert ein Feuerwehrmuseum im ehemaligen Spritzenhaus. Die seit 1972 bestehende Zivilschutzorganisation (ZSO) Oberegg hatte 1995 ebenfalls mit derjenigen in Reute fusioniert. 2022 wurde diese Fusion jedoch rückgängig gemacht und die ZSO Oberegg in die ZSO Appenzell Innerrhoden integriert. Ursprünglich vom Bezirk Oberegg organisiert, übernimmt seit 1970 die Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden die polizeilichen Aufgaben im Bezirk Oberegg. Aus geografischen Gründen steht bei Notfällen auch die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden, beziehungsweise die Kantonspolizei St. Gallen zur Verfügung.[10]

Die Bezirksverwaltung Oberegg führt eine Anzahl Ämter, die im Inneren Landesteil von der Kantonsverwaltung geführt werden. Darunter befinden sich das Grundbuchamt, das Zivilstandsamt, die Einwohnerkontrolle, die Bauverwaltung sowie das Betreibungsamt. Die Wasserversorgung wird ebenfalls vom Bezirk geführt, während die Stromversorgung von der privat organisierten Elektra Oberegg gedeckt ist. Das Sozialwesen sowie die Führung des Alters- und Pflegeheims Torfnest werden seit einigen Jahren vom Kanton wahrgenommen.[11]

Als einzige Gemeindeorganisation in der Schweiz führt der Bezirk Oberegg eine eigene Gebäudeversicherung (Assekuranz). Sie wurde 1874 gegründet und versichert in einem Obligatorium alle Gebäude auf Bezirksgebiet.[12]

Im Bezirk Oberegg gibt es keine Lokalparteien sondern drei berufsständische Interessenverbände, die für Wahlen Kandidierende aufstellen sowie Abstimmungsempfehlungen abgeben. Es handelt sich um den Handwerker- und Gewerbeverein Oberegg (gegründet 1970), die Arbeitnehmervereinigung Oberegg (gegründet 1977) und die Politische Bauernvereinigung Oberegg (gegründet 1992).[13]

Die Flurgenossenschaften bilden eine weitere Art der öffentlichen Körperschaften. Sie unterhalten und bauen die zahlreichen auf Bezirksgebiet vorhandenen privaten Flurstrassen und bestehen aus der Anwohnerschaft.[14]

Geschichte

Oberegg 1826 dargestellt von Johann Ulrich Fitzi (1798–1855).

Ein Fund römischer Münzen beim Weiler Heilbronnen lässt auf eine frühe Begehung des Bezirksgebietes schliessen. Die eigentliche Besiedlung durch die Alemannen fand aber laut urkundlicher Erwähnung erst im Übergang vom 12. zum 13. Jahrhundert statt. Die grosse Anzahl von Rodungsnamen und Hofnamen nach wilden Tieren (Bernsboden, Bensol, Falchenstein oder Uelenhorst) bedeuten eine zweite Epoche der Kolonisation. Einzig der Weiler Büriswilen trägt einen Namen aus der Karolingerzeit. Der Name Oberegg taucht erstmals in einem Wegbrief von 1470 als Weilername auf.

Die Siedler stammten aus dem Rheintal (von Bernang, Marbach und Altstätten) oder aus dem Appenzeller Mittelland. Sie waren Untertanen des Abtes von St. Gallen, an den auch Abgaben zu Entrichten waren. Daneben standen die weltlichen Herren von Rosenberg-Berneck und die Meier von Altstätten. Letztere errichteten auf dem heutigen Bezirksgebiet von Oberegg die Burg Hoch-Altstätten.

Ein Anschluss an die Appenzellische Freiheitsbewegung scheint nur allmählich vonstattengegangen zu sein. Eine Urkunde vom 10. August 1404 belegt, dass sich die Appenzeller mit den Obereggern über die Aufnahme ins Landrecht einigten. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts schlossen sich dann die Gebiete des östlichen Appenzeller Vorderlandes unter dem Namen «Nachpurschaft am Hersberg» zusammen.

Durch die Landteilung der Reformationszeit 1597, in der das Land Appenzell in ein katholisches Inner- und ein protestantisches Ausserrhoden gespalten wurde, wurde Oberegg zur Exklave. Beim alten Glauben bleibend wurden die Oberegger Innerrhoden zugeschlagen, obwohl sie von protestantischen Rhoden umgeben waren. Die Bezirksgrenze verläuft heute noch vielfach im Zickzack, weil je nach Religionszugehörigkeit der Bauern entschieden werden musste, zu welcher Rhode ihr Hof gehören sollte.

In der Zeit der Helvetik wurden Oberegg und Hirschberg dem Distrikt Wald zugeschlagen, während die Weiler Kapf und Boden zum Distrikt Oberrheintal, beides Distrikte im Kanton Säntis, kamen. Die Oberegger waren mehrheitlich gegen die Neuordnung. Das führte so weit, dass gegen die Eidesleistung auf die neue Verfassung die Waffen unter der Führung von Johann Kolb erhoben wurden. Am 4. September 1798 wurden diese jedoch von helvetischen Truppen aus dem Distrikt Herisau bei Oberholzern überwältigt.

In der Zeit der Mediation lebten die Streitigkeiten um die Grenzziehung der beiden Halbkantone Inner- und Ausserrhoden wieder auf. Trotz eines von der Tagsatzung eingeführten Schiedsgerichtes konnten die definitiven Grenzen erst nach der Gründung des neuen Bundesstaates 1848 gezogen werden.

Der Bezirk Oberegg in der heutigen Form entstand 1872 wegen einer neuen Kantonsverfassung aus der Fusion der Halbrhoden Hirschberg und Oberegg.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850 1900 1910 1950 2000 2010 2020
Einwohner 2141 2652 2862 2197 1796 1892 1927

Sehenswürdigkeiten

Oberegg in der Ansicht um 1955
  • Die Pfarrkirche Maria zum Schnee[15]
  • Messkapellen und Wegkreuze[16]
  • Feudalbauten: Burgruine Hochaltstätten, Burgstelle Burg[17]
  • Bauernhäuser[18]

Tourismus

Es existieren viele Wanderwege und Mountainbikewege. Ein Skilift besteht vom Dorf auf den St. Anton. Um die Gegend am Bensol befindet sich eine Langlaufloipe.

Blick vom St. Anton ins Rheintal um Altstätten

Literatur

  • Rainald Fischer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Innerrhoden. Das Innere Land: Der Bezirk Oberegg (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 74). Birkhäuser AG, Basel 1984, ISBN 3-7643-1629-2, S. 502–521.
  • Karl Bischofberger: Die Grenzen zwischen den alten Halbrhoden Oberegg und Hirschberg. In: Innerrhoder Geschichtsfreund 28, 1984, S. 68–72.
  • Ivo Bischofberger: Oberegg. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • David Hänggi-Aragai: Oberegger Geschichte: Der äussere Landesteil von Appenzell Innerrhoden (= Innerrhoder Schriften. Band 18.). Appenzell 2018.
  • Max Sonderegger: Oberegg während des 2. Weltkrieges. Oberegg 2001.
Commons: Oberegg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Bundesamt für Statistik, Stand 2011
  6. Bischofberger, Ivo: Oberegg. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Abgerufen am 8. September 2022.
  7. Bezirk Oberegg: Ortsplan & Karte. Abgerufen am 9. September 2022.
  8. Bezirk Oberegg: Bezirksrat. Abgerufen am 9. September 2022.
  9. Kanton Appenzell Innerrhoden: Bezirksgericht. Abgerufen am 9. September 2022.
  10. Hänggi-Aragai, David: Oberegger Geschichte. Der äussere Landesteil von Appenzell Innerrhoden (Innerrhoder Schriften, Bd. 18). Appenzell 2018, S. 243–253.
  11. Bezirk Oberegg: Dienstleistungen. Abgerufen am 10. September 2022.
  12. Bezirk Oberegg: Assekuranzverwaltung. Abgerufen am 10. September 2022.
  13. Bezirk Oberegg: Politische Gruppierungen. Abgerufen am 10. September 2022.
  14. Inauen, Josef: Innerrhoder Holzkorporationen und Flurgenossenschaften (Innerrhoder Schriften, Bd. 14). Appenzell 2009.
  15. Fischer, 1984, 505.
  16. Fischer, 1984, 514–516.
  17. Fischer, 1984, 514–516.
  18. Fischer, 1984, 519.