Ostfront (Erster Weltkrieg)
Die Ostfront war im Ersten Weltkrieg der Hauptschauplatz der Kriegshandlungen der Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn mit Russland. Das Kriegsgebiet umfasste große Teile Osteuropas und reichte nach dem Kriegseintritt Rumäniens 1916 schließlich vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer. Im Gegensatz zum lange Zeit nahezu statischen Stellungskrieg an der Westfront fanden hier auch in der Mittelphase des Krieges größere Frontverschiebungen statt. Bedingt wurde dies unter anderem durch den aufgrund ihrer geografischen Lage für die Mittelmächte erleichterten Truppenaustausch mit anderen Kriegsschauplätzen. Entscheidend wirkte sich jedoch die deutsche Unterstützung der revolutionären Bolschewiki unter Lenin aus, die in der Oktoberrevolution von 1917 die Macht in Russland übernahmen. Starker Druck der Mittelmächte zwang das revolutionäre Sowjetrussland schließlich zum Separatfrieden von Brest-Litowsk vom März 1918, erkauft vor allem durch die Preisgabe der wirtschaftlich bedeutenden Ukraine. Dieser scheinbare Vorteil für die Mittelmächte wirkte sich vor allem aufgrund des zwischenzeitlichen Kriegseintritts der Vereinigten Staaten jedoch nicht auf das Ergebnis des Krieges aus. Die Auflösung der Vielvölkerstaaten Russland und Österreich-Ungarn und die Bildung neuer Nationalstaaten im Gefolge des Krieges stellen eine Epochenzäsur in der Geschichte Osteuropas dar.
Ausgangslage im Deutschen Reich
Planungen der Vorkriegszeit
Nachdem Russland 1894 ein Verteidigungsbündnis mit Frankreich eingegangen war, stellte der preußische Generalstabschef Alfred Graf von Schlieffen 1905 den nach ihm benannten Schlieffen-Plan vor. Schlieffen ging bei der Planung von einer langsamen Mobilmachung der russischen Armee aus. Daher sollte Deutschland eine schnelle Mobilmachung durchführen und mit Hilfe von strategisch gebauten Bahnlinien schnell Kräfte gegen Frankreich richten. Schlieffen ging davon aus, dass Frankreich wie bereits im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 schnell kapitulieren würde. Daraufhin sollten die Verbände gegen das Zarenreich geworfen werden. Der Plan ging davon aus, dass das Deutsche Reich durch einen entschlossenen Schlag in einem Bewegungskrieg Frankreich nach wenigen Wochen besiegt haben würde. Die russische Mobilmachungsphase wurde aufgrund der langen Transportwege und des geringer ausgebauten Eisenbahnsystems auf sechs bis acht Wochen beziffert, was der deutsche Generalstab als ausreichendes Zeitfenster für den Sieg im Westen ansah.
Kriegsziele
Die Kriegsziele des Deutschen Reiches sahen seit dem Beginn des Weltkrieges weitreichende Annexionen vor. So hatte Reichskanzler Bethmann Hollweg bereits in seinem Septemberprogramm 1914 unter anderem Annexionen in Frankreich und die Einrichtung Belgiens als eines Satellitenstaates proklamiert. Das Programm Bethmann Hollwegs ging allerdings davon aus, dass eine rasche Kriegsentscheidung im Westen erfolgen würde. Mit Russland sollte nach dem Sieg über Frankreich ein Sonderfrieden zu möglichst günstigen Bedingungen geschaffen werden. Da sich die Kriegslage allerdings ins genaue Gegenteil entwickelte, nämlich der Stillstand des Grabenkriegs im Westen und große Geländegewinne gegen Russland im Osten, zog man als Fernziel der Ostpolitik eine Eindämmung Russlands in Betracht. Infolgedessen wurde die Lostrennung Russisch-Polens, der baltischen Staaten, Finnlands und der Ukraine ins Auge gefasst. Dadurch sollte ein Ring aus Pufferstaaten um das Kaiserreich gegen das Russische Kaiserreich gebildet werden. Mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk wurden 1918 diese Vorstellungen weitgehend umgesetzt. Über die Zukunft des damals als Staat nicht existenten Polens herrschte im Lager der Mittelmächte noch Unsicherheit, doch kam es 1917 zur Einrichtung einer polnischen Marionettenregierung, die trotz Unterdrückung der nationalistischen Kräfte die Bevölkerung für die Mittelmächte mobilisieren sollte. Interessant hierbei ist, dass diese aggressive Territorialpolitik durch weite Teile des politischen Spektrums, insbesondere die Rechte unterstützt wurde. Erst 1917 setzten sich die SPD, das Zentrum und die Fortschrittliche Volkspartei durch eine gemeinsame Friedensresolution für einen Frieden ohne Annexionen ein.
Ausgangslage in Österreich-Ungarn
Planungen der Vorkriegszeit
Die Planung des österreichischen Generalstabs musste sich mit einer prekären strategischen Lage auseinandersetzen. Franz Conrad von Hötzendorf hatte als Generalstabschef der k.u.k. Armee erkannt, dass das auslösende Moment eines europäischen Krieges auf dem Balkan liegen würde. Ein Krieg gegen Serbien war damit wahrscheinlich. Die größte Bedrohung für die Doppelmonarchie war das Russische Kaiserreich, mit dem es um Einfluss auf dem Balkan konkurrierte. Diesen Umständen trug die Gliederung des österreichisch-ungarischen Heeres Rechnung. Es wurde in drei Formationen aufgeteilt. Der überwiegende Teil der Truppen sollte als A-Staffel in Galizien einer möglichen russischen Bedrohung entgegengesetzt werden. Die Grenze zu Serbien sollte von einem kleineren Teil der Armee, der Minimalgruppe Balkan abgedeckt werden. Neben diesen beiden festgelegten Truppenteilen wurde eine zwölf Divisionen starke Reserve geschaffen. Diese sogenannte B-Staffel sollte je nach politischer und militärischer Lage entweder offensiv gegen das serbische Königreich oder gegen Russland eingesetzt werden.
Der österreichische Oberst Alfred Redl verriet jedoch die Pläne und vertuschte Informationen über das Russische Reich und dessen Armee. Zwar konnte er bereits 1913 gefasst werden, dennoch waren sich die österreichisch-ungarischen Ermittler nicht über das Ausmaß der Spionagetätigkeit im Klaren und es wäre auch aus zeitlichen Gründen nicht möglich gewesen, die gesamte Strategie umzustellen.
Ausgangslage im Russischen Reich
Planungen der Vorkriegszeit
Das russische Reich hatte nach dem verlorenen Russisch-Japanischen Krieg von 1904/05 seine imperialistischen Bestrebungen in Asien aufgeben müssen und konzentrierte sich deshalb besonders auf den Balkan. Der Panslawismus, das Ziel, alle slawischen Völker zu vereinigen, brachte das Zarenreich zwangsläufig in einen Konflikt mit Österreich-Ungarn und dessen deutschen Verbündeten. Ebenso strebte man die Erringung eines freien Zugangs zum Mittelmeer und eines permanent eisfreien Hafens an der Ostsee an. Das in das russische Herrschaftsgebiet hineinragende Ostpreußen und ein Teil Westpreußens sollten annektiert werden. Für den Zugang zum Mittelmeer musste die Hoheit über den Bosporus gewonnen werden, was die russische Regierung naturgemäß in Spannungen mit dem Osmanischen Reich brachte, dessen weitere Existenz dadurch bedroht war.
Die russische Militärdoktrin erlebte zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Wendepunkt. Die russische Heeresführung hatte trotz der Bindung an Frankreich seit 1893 einen defensiven Standpunkt eingenommen. Es sollte hinter der Weichsel ein Verteidigungskrieg geführt werden. Die von drei Seiten durch Deutschland und Österreich-Ungarn umschlossenen und daher schwer zu verteidigenden westpolnischen Gebiete sollten vorläufig preisgegeben werden. Das änderte sich, als der russische Kriegsminister Suchomlinow im Jahre 1910 den Plan No. 19 verabschiedete. Dieser sah einen Vorstoß der Russen auf deutsches Territorium vor, um Frankreich von einem wahrscheinlichen Angriff im Zuge des Schlieffen-Plans zu entlasten. Der führende militärische Berater des Ministers Juri Danilow hatte für diesen Vorstoß Ostpreußen ausersehen, da es sowohl von Süden als auch von Nordosten angegriffen werden konnte. Sehr zur Unzufriedenheit seiner Schöpfer verhinderten die politischen und sozialen Rivalitäten innerhalb der Armee des Zaren die volle Durchsetzung des Plans. Stattdessen trat eine Kompromisslösung in Kraft: die Aufspaltung der russischen Kräfte auf zwei Armeegruppen, jeweils eine gegen Deutschland und gegen Österreich-Ungarn. Der angepasste Plan stellte zwei Armeen für den Einmarsch auf den deutschen Gebietsvorsprung zur Verfügung. Die I. Armee (Njemen-Armee) unter General Paul von Rennenkampf sollte von der Memel vorstoßen, während die II. Armee (Narew-Armee) unter General Alexander Samsonow von Süden anmarschieren sollte. Zur gleichen Zeit sollte die Südwestfront unter Nikolai Iwanow gegen die Donaumonarchie in Galizien vorgehen.
Soziale und politische Lage
Die gesellschaftliche Lage im Zarenreich war seit langem kritisch, der größte Teil der Menschen lebte in Armut. Die vom Zaren betriebene Autokratie sorgte für Unzufriedenheit bis in die Bürger- und Adelsschichten.
Nach dem Russisch-Japanischen Krieg und in der folgenden Rezession war es zur Russischen Revolution von 1905 gekommen. Die Intellektuellen stellten zudem Forderungen nach größerer Freiheit. Der Zar büßte im Inland an Autorität ein und konnte einen Umsturz nur durch Zugeständnisse an die Bevölkerung verhindern (Oktobermanifest). So entstand die Duma als erste russische Volksvertretung. Sie besaß durch die Verfassung kaum effektive Einflussmöglichkeiten. Doch kam ihr durch die expandierende Presse großer propagandistischer Einfluss auf das Volk zu. Dies schränkte die Handlungsfreiheit der Regierung des Reiches immer stärker ein, da die liberalen Abgeordneten die fundamentale Gegnerschaft zum Staat salonfähig machten. Sie bereiteten in dieser Hinsicht den extrem gewalttätigen linken Gruppen der Oktoberrevolution den Boden. Dieser Gegensatz wurde durch die reaktionäre Politik des Zaren und sein Unverständnis für eine Modernisierung der politischen Struktur noch weiter verschärft. Somit wandelte sich Russland immer mehr zu einer schwachen Autokratie mit instabiler Regierung, die ständig auf die Strömungen einer ihr feindlich gesinnten Öffentlichkeit Rücksicht nehmen musste. Zwar wurde auch in Russland 1914 eine Art Burgfrieden geschlossen, doch er währte aufgrund der militärischen Rückschläge nicht lange.
Bereits 1915 wuchs der Unmut im Parlament immer weiter, und es kam zu Spannungen in der Duma, so dass der Zar diese auflöste und Abgeordnete trotz Immunität polizeilich verfolgen ließ. Es kam während der folgenden Jahre zu Demonstrationen und Streiks im gesamten Land, bis hin zur Februarrevolution 1917.
Kriegsjahr 1914
Strategische Lage
Nach dem Schlieffen-Plan sollte Deutschland zunächst im Westen offensiv werden. Russland hatte aber früh mit der Mobilmachung begonnen, was dafür sorgte, dass die Deutschen unter Zugzwang gerieten und möglichst schnell den Krieg beginnen mussten. Am 1. August 1914 erklärte Deutschland Russland den Krieg. Doch Russland konnte relativ schnell Truppen an die Front führen, so dass die Truppen nach Ostpreußen und Galizien eindringen konnten und die deutschen Truppen in der Schlacht von Gumbinnen besiegten. Dies veranlasste die OHL, zwei Armeekorps von der Westfront abzuziehen und als Verstärkung an die Ostfront zu verlagern. Da diese beiden Armeekorps aber die einzige Reserve im Westen darstellten, die mögliche Lücken zwischen den Verbänden füllen sollten, geriet der Schlieffen-Plan ins Wanken. So entdeckten britische Aufklärungsflieger des Royal Flying Corps eine Lücke zwischen der ersten und zweiten deutschen Armee. Dies wurde in der Marneschlacht ausgenutzt, als britische Truppen in diese Lücke eindrangen. Als Folge wurde der deutsche Vormarsch gestoppt, und der fast bis zum Ende des Krieges andauernde Grabenkrieg im Westen begann. Damit hatten sich beide Grundannahmen des Schlieffen-Plans als falsch erwiesen. Der schnelle Sieg gegen das französische Heer und das britische Expeditionskorps im Westen war unerreichbar. Ebenso vergingen bis zum ersten Angriff russischer Truppen im Osten nicht acht, sondern nur knapp zwei Wochen.
Kriegsverlauf
Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff erhielten das Oberkommando an der Ostfront. Der russische Vormarsch auf Ostpreußen konnte in der Schlacht bei Tannenberg erfolgreich gestoppt werden. In der Schlacht an den Masurischen Seen konnten die russischen Truppen endgültig aus deutschem Reichsgebiet zurückgedrängt werden. Die 9. deutsche Armee versuchte daraufhin im Herbst und Winter in der Schlacht an der Weichsel und der Schlacht um Lodsch vergeblich, Warschau zu erobern.
In Galizien sah die Lage für die russischen Truppen besser aus. Nachdem sie erfolgreich die Schlacht von Lemberg gegen die österreich-ungarischen Truppen geschlagen hatten, belagerten sie die Festung Przemyśl. Przemyśl war mittlerweile weit hinter der Front eingeschlossen, konnte aber von den österreich-ungarischen Truppen den ganzen Winter über gehalten werden. Erst im Frühjahr 1915 fiel die Festung unter hohen Verlusten auf beiden Seiten.
Kriegsjahr 1915
Das Jahr 1914 hatte für die Mittelmächte eine prekäre Lage hinterlassen. Zwar waren die Angriffe der Nordwestfront gegen Ostpreußen abgewehrt worden. Die zweite russische Heeresgliederung, die Südwestfront unter Iwanow hatte allerdings gegen Österreich-Ungarn einen Sieg errungen. Aufgrund von Querelen innerhalb der Führung und des veralteten taktischen Niveaus der k.u.k. Armee war es den Russen gelungen, fast ganz Galizien zu erobern und in die Karpaten vorzudringen. Damit stand die Donaumonarchie vor einer ernsthaften strategischen Bedrohung, da die Streitkräfte des Zaren mit einem Stoß durch die Karpaten in Ungarn eindringen konnten.
Am deutschen Frontabschnitt ergab sich allerdings nach den Siegen von 1914 eine weitere Entlastung. Die Nordwestfront der Russen unter General Nikolai Russki plante einen neuen Vorstoß nach Ostpreußen. Zwar war man durch die Verluste des Vorjahrs geschwächt und hatte nur noch eine einsatzfähige Armee an der deutschen Grenze postiert. Dank der großen Reserven an Menschen und Material wollte Russki allerdings im Süden der deutschen Provinz eine neue Armee aufstellen. Mit diesen Kräften sollte analog zu dem Vorgehen, das zum deutschen Sieg in Tannenberg geführt hatte, ein Doppelschlag gegen Königsberg geführt werden. Die deutschen Truppen wurden aber durch eine neu aufgestellte Armee verstärkt und konnten nun mit zwei Armeen die noch verbliebene russische Armee unter Thadeus von Sievers an ihren Flanken angreifen und sie über einhundert Kilometer zurückschlagen. Die neue russische Armee war bis zum Ende der Schlacht noch nicht einsatzfähig und griff nicht in die Gefechte ein. Durch diesen Erfolg hatte das deutsche Führungsduo Hindenburg und Ludendorff einen breiten Puffer gegen das Zarenreich geschaffen und die sieben Monate lange Gefährdung Ostpreußens durch russische Angriffe gebannt. Ein Zusammenbrechen der russischen Front konnte allerdings nicht erreicht werden, ebenso wenig ein Erfolg in Polen.
Der österreichische Heeresbefehlshaber Conrad von Hötzendorf begegnete der Gefahr für Ungarn im Dezember 1914 und befahl eine Offensive in den Bergen nördlich des magyarischen Kernlands. Diese Winteroffensive brach jedoch bis zum März 1915 zusammen. Aufgrund der winterlichen Witterung und der starken Verteidigung ihrer Gegner verlor die Armee des Habsburgerstaates über 300.000 Soldaten.
Diese Verluste wogen für Österreich-Ungarn doppelt schwer. In der Vorkriegszeit waren wegen finanzieller Erwägungen nur 20–25 % der wehrfähigen Bevölkerung überhaupt in die Armee eingezogen worden. Davon erhielt auch nur ein Zehntel die vollständige militärische Ausbildung. Somit konnte die Armee nur auf unzureichend ausgebildete Reserven zurückgreifen um ihre Verluste zu ersetzen.
Analog zu den Mannschaften erwiesen sich die hohen Verluste an Offizieren als weiteres fatales Minus für die Kampfkraft des Heeres. Die altgedienten Offiziere wurden durch rasch ausgebildete Neulinge ersetzt. Diese neue Generation militärischen Führungspersonals war oft unfähig, die ethnisch heterogenen Truppen zu führen. Daraus folgte langfristig eine Entfremdung der slawischen Soldaten von ihren Befehlshabern. Nach dem von Conrad von Hötzendorf propagierten Befreiungsschlag stand Österreich vor dem Kollaps, die eigene Armee war demoralisiert und geschwächt, und die Russen standen weit im Reichsgebiet. Tatsächlich sollte die Winteroffensive in den Karpaten die letzte selbstständige Operation der k.u.k.-Streitkräfte werden. Von diesem Zeitpunkt an wurde die österreichische Armee immer mehr zum Juniorpartner ihres deutschen Verbündeten. Durch eine immer stärker werdende Verzahnung mit deutschem Führungspersonal sollte die militärische Kraft des Habsburgerstaats erhalten bleiben. Dies begann durch Hinzuziehung deutscher Truppen und deutschen Stabspersonals und setzte sich bis zum Kriegsende sogar, wenn auch in geringerem Ausmaß, bis zum Einsatz deutscher Unteroffiziere fort.
Bereits im Januar 1915 wandte sich General Ludendorff an den Befehlshaber der Obersten Heeresleitung, Erich von Falkenhayn, und forderte ein deutsches Eingreifen, um den Zusammenbruch des Verbündeten zu verhindern. Ludendorff schlug eine doppelte Umfassung über den Bereich der ganzen Ostfront vor, bei dem die Österreicher von Südwesten und die Deutschen von Nordwesten die russischen Truppen in Polen in einem mehrere hundert Kilometer tiefen Kessel einschließen sollten. Falkenhayn befand diesen Plan als zu unsicher und wollte dafür keine Truppen von der Westfront abziehen. Er favorisierte einen Plan den Conrad von Hötzendorf aufgestellt hatte. Das Ziel des Angriffs sollte eine Schwachstelle in der III. Armee der russischen Südwestfront in Südgalizien sein. An diesem schwach verteidigten Frontabschnitt wollte der österreichische Heereschef eine möglichst große zahlenmäßige Überlegenheit konzentrieren, um einen Durchbruch zu erzielen. Diese klassische Planung clausewitzschen Typs hieß Falkenhayn gut, er bezweifelte nur die Fähigkeit der Österreicher, sie auch durchzuführen. Zur Unterstützung der Donaumonarchie entsandte er die 10. Armee unter August von Mackensen, wodurch das Deutsche Reich zahlenmäßig den Hauptteil der Kräfte für die Operation stellte. Das Unternehmen ging als Schlacht von Gorlice-Tarnów in die Geschichte ein und brachte die Wende an der Ostfront. Die russische Front brach infolge des deutschen Durchbruchs zusammen, und die russische Armee musste Polen vollkommen räumen, bevor sie wieder aus ihrer Desorganisation fand.
Russische Munitionskrise
Nach der Katastrophe bei Gorlice-Tarnów zog sich das Heer des Zaren zunächst an den Fluss San zurück. Doch auch diese Stellungen konnten nicht gehalten werden. Die russische Armee musste ganz Polen räumen, da es der Stawka unmöglich war, die Verluste auszugleichen und die Frontlinie zu konsolidieren. Dieses Manöver in Richtung des Landesinneren ging als Großer Rückzug in die russische Geschichte ein und gab bis zum Folgejahr große Teile der Ukraine und Weißrusslands den Mittelmächten preis. Das russische Oberkommando machte für die Verluste des Kriegsjahrs den Mangel an Artilleriemunition verantwortlich. Diese Vorräte gingen verloren, als die vorrückenden deutschen Truppen die Befestigungspunkte eroberten. Auch in der Produktion zeigten sich große Schwächen. Die Munitionsbeschaffung im Zarenreich war problematisch, das Vertrauen in die eigene Industrie im Militär gering und die Bereitschaft zu Investitionen in die Betriebe war bis 1916 unterentwickelt. Dies war auch teilweise begründet, da die russische Privatwirtschaft im Vergleich zu Staatsbetrieben oder dem Ausland teuer produzierte. Der Ausweg, den das Kriegsministerium versuchte, ließ aber die Munitionsversorgung vollkommen zusammenbrechen. Der russische Geschossbedarf sollte zu knapp 50 % aus Großbritannien und den USA gedeckt werden. Da die beauftragten Firmen damit voll ausgelastet waren, die Bedürfnisse der Westmächte zu decken, wurde bis zum Sommer 1916 nur 12 % der verlangten Stückzahlen geliefert. Doch selbst die angelieferten Rüstungsgüter konnten aufgrund der unzureichenden Infrastruktur erst spät genutzt werden. Ein Umdenken im Kriegsministerium und im Großen Hauptquartier erfolgte im Winter 1915. Bereits im folgenden Jahr konnte die russische Armee ihre Munitionsproduktion um den Faktor 2,5 steigern und ihren Bedarf ohne die mangelhafte Hilfe der Verbündeten decken. Der Preis hierfür waren allerdings hohe Kaufpreise. Dies führte zu einer enormen Staatsverschuldung und damit einem weiteren Anheizen der kriegsbedingten Inflation.
Ober Ost
→ Hauptartikel: Ober Ost
Nachdem die deutschen Truppen große Gebiete im Osten erobert hatten, wurde das Militärverwaltungsgebiet Ober Ost unter Leitung des Oberbefehlshabers der gesamten deutschen Streitkräfte im Osten gegründet. Die deutsche Militäradministration umfasste Teile des heutigen Polen, Litauen und Lettland. Dieses Gebiet wurde unter dem Einfluss Ludendorffs zu einem Modell für die deutsche Besatzungspolitik ausgebaut. Die endgültige politische Zielsetzung in den betroffenen Gebieten blieb jedoch aufgrund widerstreitender Interessen innerhalb Deutschlands, aber auch gegenüber Österreich-Ungarn, unklar. Primäres Interesse der deutschen Stellen war die ökonomische Kontrolle der Region mit dem Ziel der Ausbeutung der landwirtschaftlichen Ressourcen, um die Auswirkungen der britischen Seeblockade in Deutschland abzumildern. Im Zuge der Kriegswirtschaft wurden sämtliche ökonomische Aktivitäten und auch das Transportwesen unter Aufsicht deutscher Militärbehörden gestellt und ein System der Zwangsrequirierung von Arbeitskräften, Ressourcen und Erzeugnissen wurde in die Wege geleitet. Das Gebiet sollte allerdings auch kulturell unter deutsche Oberhoheit fallen. Hierzu wurde eine Erschwerung der Hochschulbildung im Baltikum für nichtdeutsche Einheimische veranlasst, um eine gebildete Elite und somit eine mögliche Keimzelle einer Autonomie gar nicht erst aufkommen zu lassen. Ebenso sorgten eine weitgehende Buch- und Zeitungszensur dafür, dass jede antideutsche Stimme in der öffentlichen Meinung unterdrückt werden konnte. Das Schulsystem wurde einem deutschen Kulturprogramm unterworfen. Die unterschiedlichen politischen Zielsetzungen in diesem Gebiet reichten von einer Eingliederung von kleineren polnischen Grenzgebieten (entlang dem Fluss Warthe) und der Gründung von monarchischen Satellitenstaaten (mit deutschen Adeligen an der Staatsspitze), bis zur völligen Annexion weiter Gebiete und deren vollständiger Eingliederung in das Deutsche Reich. Aufgrund dieser Gegensätze war die deutsche Besatzungspolitik im Bereich von Ober Ost nicht einheitlich und wandelte sich auch stetig mit der Veränderung der politischen und militärischen Lage.
Kriegsjahr 1916
Schlacht am Naratsch-See
Das Kriegsjahr 1916 brachte für die russische Militärführung eine Erholung. Die Munitionskrise war durch Steigerung der Eigenproduktion überwunden worden, und somit sah das russische Große Hauptquartier die Armee wieder als aktionsfähig an. Die alte Elite der zaristischen Armee hatte allein den Mangel an schwerer Artillerie und an Geschossen für die schweren Niederlagen der ersten beiden Kriegsjahre verantwortlich gemacht. Eine eingehende Analyse der veralteten Taktiken fand nicht statt. Dies wurde dadurch begünstigt, dass die meist adligen hohen Offiziere überaltert waren und sich auch sozial von ihren meist kleinbürgerlichen Truppenführern abschlossen. Weite Teile der russischen Stäbe schafften es den ganzen Krieg über nicht, sich über das Niveau der Militärtheorien der Vorkriegszeit zu erheben. Infolgedessen wurde im Frühjahr 1916 an der Nordwestfront im Gebiet von Weißrussland eine den alten Konventionen entsprechende Offensive geplant. Diese Schlacht am Naratsch-See wurde mit mehr als einhunderttausend Mann Verlusten zu einem Debakel. Daraus resultierte eine teilweise psychologische Lähmung der russischen Heeresführung. Sogar der Oberkommandierende Alexejew zweifelte am Sinn irgendeiner neuen Offensivoperation. Nachdem man die ersten zwei Jahre in den hohen Stellen materielle Probleme vorgeschoben hatte, erzielte man mit einer Überlegenheit an Mensch und Material auch nur desaströse Ergebnisse. Damit stellte die Schlacht am Naratsch-See eine bedeutende Zäsur des Krieges dar. Sie war die letzte aktive Operation der alten Militärelite. Die betreffenden Offiziere wurden zwar nicht abgesetzt, aber sie glaubten nicht mehr an den Sinn einer Offensive und zeigten auch keine Neigung mehr, solche Unternehmen zu starten.
Brussilow-Offensive
Während ein großer Teil des Generalstabs resigniert sämtliche Fehler auf den einfachen Soldaten abwälzte, gab es allerdings doch taktische Neuentwicklungen in der russischen Armee. Alexei Brussilow hatte bereits in den vorherigen Kriegsjahren ein neues Konzept entwickelt. Die alte Taktik sah vor, an eng begrenzten Abschnitten möglichst viele Kräfte zu konzentrieren und nach einem langen Artillerieangriff die Infanterie im Sturm auf die feindlichen Stellungen zu jagen. Dies führte zu großen Verlusten, ohne entscheidende Erfolge zu erzielen. Brussilow schaffte es, eine erfolgreichere Taktik auszuarbeiten. Einerseits schlug er den Angriff in einem mehrere hundert Kilometer langen Frontabschnitt aus mehreren Richtungen vor. Dadurch sollte der Gegner an einer schnellen und planvollen Verteilung seiner Reserven gehindert werden. Andererseits sollte man die Strecke, die die Infanterie zurücklegen musste, möglichst kurz halten. Hatten die russischen Schützen bis zur Naratsch-Schlacht fast einen Kilometer zurückzulegen, so ließ Brussilow die Gräben so nah wie möglich an die feindlichen Stellungen herantreiben. Durch diese Form der Schocktaktik gelang Brussilow die erste siegreiche Offensivoperation der zaristischen Armee seit 1914. Seine Brussilow-Offensive stürzte die Mittelmächte in eine zeitweilige Krise. Nach den ersten Erfolgen ging man allerdings wieder zu konservativen Taktiken über, was die Verluste auf russischer Seite in die Höhe trieb. Zwar standen im Winter 1916 russische Soldaten wieder an den Karpaten, dennoch war ein nachhaltiges Umschwenken auf die Schocktaktik nicht vollzogen worden. Dies wurde insbesondere dadurch begünstigt, dass weite Teile der Militärführung die Operation geringschätzten, da sie im Frontabschnitt der k.u.k. Armee durchgeführt wurde.
Kriegseintritt Rumäniens
Während die Militärs des Zarenreichs neue Wege beschritten, bemühte sich die politische Führung Russlands ebenfalls, die Situation zu verbessern. Im ganzen Verlauf des Weltkrieges versuchten die jeweiligen Großmächte, kleinere Staaten auf ihre Seite zu ziehen, der Kriegseintritt Bulgariens auf Seiten der Mittelmächte stellte einen solchen gelungenen Versuch dar. Die russischen Politiker sahen in Rumänien das mögliche Zünglein an der Waage, um den Krieg zu Gunsten Russlands zu wenden. Nach der Planung der russischen Regierung sollten die Rumänen eine Offensive gegen Österreich-Ungarn starten und somit den engsten Verbündeten Deutschlands ausschalten. Diese sehr optimistischen Erwartungen konnten in der Realität nicht eingelöst werden. Die zahlenmäßig zwar starke Armee des agrarischen Balkanlandes war vergleichsweise schwach gerüstet und wurde mangelhaft geführt. Der in Russland bejubelte Kriegseintritt Rumäniens geriet zum Debakel. Zwar drang die rumänische Armee im Spätsommer 1916 in Siebenbürgen ein, wurde allerdings durch die Gegenoffensive der Donauarmee (Generalfeldmarschall August von Mackensen) und der 9. Armee (General Erich von Falkenhayn) seit dem Herbst rasch zurückgedrängt. Dabei setzten die Deutschen auch ihre Kavallerie ein, bis die Pferdeknappheit gegen Jahresende dazu führte, dass die meisten berittenen Divisionen aufgelöst oder in Schützendivisionen umgewandelt wurden.[1] Bereits Anfang Dezember 1916 fiel Bukarest, bis zum Jahresende gelang es den Mittelmächten, fast das gesamte Staatsgebiet unter ihre Kontrolle zu bringen. Es war somit genau das eingetreten, was der russische Stabschef Alexejew befürchtet hatte. Durch die Schwäche Rumäniens war nun Südrussland von den Mittelmächten bedroht. Die Intervention an der rumänischen Front stärkte Russland also nicht, denn die Truppenverlegungen dorthin schwächten den Schwerpunkt der Ostfront in Galizien und Wolhynien.
Kriegsjahr 1917
Zu Beginn des dritten Kriegsjahres herrschte in den Militärkreisen des Zarenreichs keineswegs Katastrophenstimmung. Man war im Gegenteil davon überzeugt, mit neuen Anstrengungen die Gesamtlage im Weltkrieg zu beeinflussen. Doch bis zum Start neuer Unternehmen war Russland schon im revolutionären Strudel versunken. Der Zusammenbruch der Versorgung der Bevölkerung schob weitere Aktionen der zaristischen Militärführung einen Riegel vor.
Ökonomischer Zusammenbruch Russlands
Das Jahr 1917 brachte für Russland das Ausscheiden aus dem Krieg. Man hatte zwar durch die Kampfhandlungen weite Verluste an Menschen und Territorium hinnehmen müssen, doch war die militärische Lage nicht ausschlaggebend für den Zusammenbruch des Zarenreichs. Der Vielvölkerstaat litt mehr unter den wirtschaftlichen Verwerfungen, die der Krieg über das Land gebracht hatte. Dies beeinträchtigte die Moral der Bevölkerung derart, dass das politische Gefüge der dynastischen Monarchie durch die Februarrevolution hinweggefegt wurde. Da aber auch die liberale Regierung unter Kerenski den Krieg nicht abbrechen wollte und die Lage der Bevölkerung nicht bessern konnte, folgte der kommunistische Umsturz der Bolschewiken. Der Zusammenbruch offenbarte sich in einer Krise der Nahrungsversorgung, sowohl in der Armee als auch in den Städten. Dies demoralisierte die Streitkräfte, die in den Wirren des Umbruchs weitgehend passiv blieben und trieb die Arbeiterschaft der urbanen Zentren auf die Barrikaden.
Ein wesentlicher Faktor für den Zusammenbruch des russischen Kapitalismus war der Zusammenbruch des Finanzsystems durch Inflation. Aufgrund der Kriegsanstrengungen musste die Regierung enorme Summen aufbringen, um die Streitkräfte auszubauen und zu unterhalten. Der kritische Punkt war, dieses ausgegebene Geld dem Staatshaushalt wieder in irgendeiner Weise zuzuführen. Dafür reichte das normale russische Steuersystem, das sich vor allem auf indirekte Steuern und Einkünfte aus staatlichen Monopolen deckte, nicht aus. Da sich der Staatsapparat dem politischen Druck nach weiterer indirekter Besteuerung und den administrativen Problemen direkter Steuern nicht gewachsen fühlte, fiel ein Ausbau des bestehenden Systems aus. Die Lösung hierbei sah man in einer breit angelegten Kampagne für Kriegsanleihen. Diese sollten den Bürgern durch die Gewährung einer fixen Rendite einen Anreiz geben, in den bevorstehenden Sieg des Zarenreichs zu investieren. Im Laufe des Krieges wurden insgesamt sechs Anleihen ausgegeben, sie scheiterten allerdings an der geringen Nachfrage. Die Inflation durch ein System von Anleihen zu festen Zinssätzen zu bekämpfen, war sinnlos, da für einen Anleger in Zeiten rasanter Geldentwertung diese Anleihen keinen Profit bieten konnten. Somit blieb der russischen Regierung nur ein Ausweg, um den Staatsbankrott zu vermeiden, nämlich die Notenpresse anzuwerfen und den Staat durch neu generiertes Papiergeld zu finanzieren. Dies führte zu einem Anstieg der Gesamtgeldmenge um mehr als 800 %, was schließlich die Inflation mit ihren destabilisierenden Auswirkungen auf die Wirtschaft noch weiter förderte.
Eine weitverbreitete Legende über das Ende des russischen Reiches bildet der Ansatz, dass die Nahrungsproduktion aufgrund der Massenrekrutierung von Bauern und Knechten zurückging und somit die Revolution auslöste. Nach Schätzungen der Regierung war allerdings die für die Agrarwirtschaft nicht benötigte Bevölkerung in ländlichen Gebieten auf 22 Millionen im Jahre 1913 beziffert worden, und die zaristische Armee hatte während der ersten drei Kriegsjahre erst 17 Millionen Soldaten an die Front gerufen. Die Produktionszahlen für das Kriegsjahr 1917 führen den Erklärungsansatz der Minderproduktion noch mehr ad absurdum:
Russische Getreideernte 1917 (in 1000 Tonnen) | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Ernte 1917 | 62.391 | ||||||
Vorrat für Aussaat | – 11.220 | ||||||
Reserven aus dem Vorjahr | + 10.958 | ||||||
Verfügbare Menge | = 62.129 | ||||||
Gesamtverbrauch | – 53.611 | ||||||
Überschuss | = 8.518 |
Nach diesen Produktionszahlen hatte die russische Kriegswirtschaft, trotz ihrer Verluste an Mensch und Anbaufläche einen Überschuss erwirtschaftet. Demnach herrschte weniger ein Produktions- als vielmehr ein Verteilungsproblem. Die Struktur der landwirtschaftlichen Produktion hatte sich durch die drei Kriegsjahre mehr und mehr verändert. Die größten Landsitze, die in der Vorkriegszeit 25 % der Ernte bestritten hatten, waren aus der Produktion fast gänzlich ausgeschieden. Aufgrund der rasanten Inflation und der Verteuerung der Arbeit durch den Ausbau der Kriegsindustrie wurde für die Betreiber von Latifundien der Getreideanbau unrentabel. Dieses Land wurde daher an Kleinbauern verpachtet. Das System von kleinen Familienhöfen arbeitete zwar in der Produktion hervorragend, doch fehlten ihm die Anreize zum Verkauf seiner Produkte in die Städte. Während der Grundbesitzer direkt zu den Märkten der Städte Zugriff hatte, musste sich der gewöhnliche Bauer diesen erst über eine Linie von Zwischenhändlern verschaffen, was seinen Gewinn schmälerte. Falls der Landwirt seine Waren dennoch absetzte, bekam er dafür nur wenig attraktive Gegenleistungen. Der Bedarf der Armee resultierte zudem in einem astronomischen Preisanstieg für sämtliche industriell gefertigten Produkte. Textilien verteuerten sich im Vergleich zu 1913 um 300 %, Eisenwaren um bis zu 1.000 %. Somit wurden von der Ernte des Jahres 1917 nur noch 15 % des Getreides, statt der in der Vorkriegszeit üblichen 25 %, auf den freien Markt geworfen. Da sich der Bedarf der Städte durch die Flüchtlinge aus den von den Deutschen besetzten Gebieten erhöht hatte, führte dies zu den katastrophalen Unterversorgungen des letzten russischen Kriegsjahrs.
Revolutionen in Russland
Die immer schlechter werdenden wirtschaftlichen Bedingungen trafen die Bevölkerung hart. Der Krieg hatte hohe Verluste an Menschen gefordert und der größte Teil der Bevölkerung lehnte diesen mittlerweile ab. Die Inflation ließ die nominell steigenden Löhne effektiv sinken. Es kam häufiger zu Streiks und sogar Aufständen. Der Zar Nikolaus II., der sich voll auf das Kriegsgeschehen konzentrierte und die Politik seiner Frau Alexandra Feodorowna überließ, verweigerte jegliche politische Liberalisierung. Zahlreiche Minister, die bereit waren, der Duma und dem Volk Zugeständnisse zu machen, wurden entlassen. Dies sorgte auch in bürgerlichen Kreisen für Verärgerung und schwächte die Autorität des Zaren weiter.
Der harte Winter von 1916/17 verschlimmerte die Versorgungslage der Bevölkerung. Daher versuchte der Staat, diesen Mangel durch Zwangseintreibungen und neue Wirtschaftsplanungen zu kompensieren. Dies stieß jedoch auf den Widerstand der Industriearbeiter. Schnell breiteten sich Streiks und Unruhen aus. Am 18. Februarjul. / 3. März 1917greg. kam es zu einem Massenaufruhr. Der Zar erließ einen Schießbefehl, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Aber die Soldaten schlossen sich den Demonstranten an und versorgten diese mit Waffen. Den Demonstranten in Petrograd gelang es, die Macht zu übernehmen. Dies sorgte für ähnliche Vorfälle in anderen großen russischen Städten, wie Moskau. Am 22. Februarjul. / 7. März 1917greg. schloss sich die Duma der Revolution an und ernannte gegen den Auflösungsbefehl des Zaren ein provisorisches Komitee. Nikolaus II. wollte nun Fronttruppen in Richtung Petrograd vorrücken lassen. Die Armeeführung drängte den Zar jedoch zum Rücktritt, damit eine Weiterführung des Krieges möglich blieb und die Revolution nicht auf die Feldtruppen übergriff.
Das nun entstandene Machtvakuum wurde sowohl von zahlreichen Arbeiter- und Soldatenräten, als auch von der Duma beansprucht. Die Duma war hauptsächlich von bürgerlichen und liberalen Kräften geprägt, während die Sowjets (Räte) unterschiedlich stark von Menschewiki und Bolschewiki geprägt wurden. Von der Duma wurde am 10. Märzjul. / 23. März 1917greg. eine provisorische Regierung unter Georgi Lwow ernannt, die parallel zu den Räten agierte.
Lenin, der Anführer der Bolschewiki, wurde von der deutschen Heeresleitung aus seinem Exil in der Schweiz mit einem Zug nach Petrograd transportiert. Gerüchteweise erhielt er sogar 40 Millionen Goldmark Unterstützung. Das Deutsche Reich erhoffte sich von Lenin und den Bolschewiki, die den Krieg bereits 1914 ablehnten, einen Separatfrieden. In Petrograd verfasste Lenin am 4. Apriljul. / 17. April 1917greg. die Aprilthesen, die neben der Forderung einer Revolution durch die Bolschewiki auch die Forderung der sofortigen Beendigung des Krieges enthielten. Dies sollte in einem Frieden ohne Annexionen und Kontributionen geschehen.
Die Regierung, die an ihren Kriegszielen festhielt, veranlasste durch ihren Kriegs- und Marineminister Alexander Fjodorowitsch Kerenski die Kerenski-Offensive, die jedoch relativ schnell zusammenbrach. Immer häufiger kam es nun an der Front zu Fahnenflucht und informellen Waffenstillständen. Ein Putschversuch im Juli gegen die Regierung unter Lwow wurde zwar abgewehrt und Kerenski wurde Regierungschef. Dennoch beruhigte sich die Lage nicht mehr.
Die Bolschewiki gewannen immer weiter an Macht, da die Menschewiki und die provisorische Regierung es nicht schafften, die Situation der Menschen wesentlich zu verbessern. So gelang es den Bolschewiki, die Macht in den Moskauer und Petrograder Sowjets an sich zu ziehen. Leo Trotzki wurde Vorsitzender des Petrograder Militärischen Revolutionskomitees. Die Anführer der Bolschewiki bereiteten die Revolution vor und Anhänger der Bolschewiki bewaffneten sich. Am 22. Oktober übernahm das Revolutionskomitee unter Trotzki die Garnison. In der Nacht zum 25. Oktober kam es zur sogenannten Oktoberrevolution, in der die Bolschewiki strategische Punkte in Petrograd besetzten und das Winterpalais, das als Sitz der provisorischen Regierung gedient hatte, stürmten. Daraufhin übernahmen die Bolschewiki die gesamte Regierungsgewalt.
Am 9. Novemberjul. / 22. November 1917greg. wandte sich Lenin mit dem Funkspruch an alle an die russischen Truppen mit der Forderung, provisorische Waffenstillstände mit den Mittelmächten auszuhandeln, da der Oberkommandierende der russischen Truppen, General Nikolai Duchonin, sich weigerte, in Waffenstillstandsverhandlungen mit den Mittelmächten einzutreten.
In Folge der Machtergreifung durch die Bolschewiki kam es zum russischen Bürgerkrieg, in dem auch die Entente Truppen auf russischem Gebiet anlandeten, um die Weiße Armee im Kampf gegen die Kommunisten zu unterstützen. 2.500 Briten, 1.500 Franzosen und 1.500 Italiener nahmen an den Kämpfen teil. 70.000 Japaner und 8.000 US-Soldaten landeten im russischen Fernen Osten. Frankreich stationierte in Odessa einen Flottenverband, der aber zurückgezogen wurde, nachdem es unter den Matrosen zu einem Aufstand gekommen war.
Friedensvertrag von Brest-Litowsk und Kapitulation Deutschlands 1918
Nachdem bereits 1917 ein Waffenstillstand zwischen dem Russischen Reich und den Mittelmächten geschlossen worden war, wurde im Jahr 1918 ein Friedensvertrag ausgehandelt. Der Friedensvertrag von Brest-Litowsk, der am 3. März 1918 unterzeichnet wurde, enthielt massive territoriale Verluste, so verzichtete Sowjetrussland auf Ansprüche in Polen, Litauen und Kurland. Estland und Livland sollten weiterhin von deutschen Polizeitruppen besetzt bleiben. Die Ukraine und Finnland erhielten ihre Unabhängigkeit. Zunächst verzichtete Deutschland auf Reparationszahlungen. Am 27. August 1918 wurde jedoch ein Zusatzvertrag unterzeichnet, der sechs Millionen Goldmark Reparationen von Seiten Russlands festschrieb und in dem sich Russland zum Verzicht auch auf Lettland und Georgien verpflichtete. Im Ausgleich zog das Deutsche Reich seine Truppen aus Weißrussland zurück und versprach, nicht auf Seiten der Gegner der Bolschewiki im Russischen Bürgerkrieg einzugreifen. Die Ukraine blieb hingegen von deutschen Truppen bis nach Kriegsende besetzt.
Deutschland versuchte mit den nun freigewordenen Truppenverbänden in der Frühjahrsoffensive im Westen eine Entscheidung herbeizuführen, scheiterte jedoch an der seit 1917 durch US-amerikanische Truppen mitbesetzten Westfront. In der Folge empfahl die OHL, Waffenstillstandsverhandlungen mit der Entente einzuleiten und den Krieg zu beenden. Der Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918 beendete den Ersten Weltkrieg und annullierte in weiterer Folge den Friedensvertrag von Brest-Litowsk.
Verluste
Die Verluste auf russischer Seite sind aufgrund mangelnder Statistik schwer zu ermitteln. Man rechnet mit ungefähr 1,3 Millionen Toten. Dies entspräche den Verlusten, die auch Frankreich und Österreich-Ungarn erlitten. Russland hatte aber mit 3,9 Millionen Kriegsgefangenen die größte Anzahl an Gefangenen zu verkraften. Österreich-Ungarn hatte 2,2 Millionen Kriegsgefangene. An der Westfront wurden insgesamt 1,3 Millionen Soldaten beider Seiten gefangen genommen, dies liegt jedoch in den Besonderheiten des Grabenkriegs begründet.
Die „vergessene“ Front: Zur Ostfronthistoriografie des Ersten Weltkrieges
Die Historiografie zur Ostfront des Ersten Weltkriegs nimmt innerhalb der Literatur zu den Jahren 1914 bis 1918 nur wenig Raum ein. In Darstellungen zur deutschen Ostpolitik zum Beispiel erwähnte man das Gebiet Ober Ost nur kurz oder ließ es ganz außer Acht. Weitere Ereignisse wie etwa der Krieg der Mittelmächte gegen Rumänien sind fast völlig in Vergessenheit geraten.
Der Brite Norman Stone verfasste die erste umfassende und gute Darstellung der Geschehnisse an der Ostfront. Sein 1975 erschienenes Buch The Eastern Front 1914–1917 betont die Wichtigkeit der Schlachten an der Ostfront für den militärischen Gesamtverlauf des Krieges. Es gelingt Stone, einige interessante Schlussfolgerungen zu ziehen. Er beschränkt sich nicht auf eine Rekonstruktion der Ereignisse des Krieges im Osten, sondern stellt bis dahin geltende Lehrmeinungen in Frage. So bezweifelt Stone die wirtschaftliche Rückständigkeit des Russischen Reiches. Laut seiner Belege befand sich das Zarenreich in einer bis dahin ungekannten wirtschaftlichen Aufschwungphase. Die Schwäche Russlands liegt für Stone in der veralteten Administration. Dieser waren die Versorgungsschwierigkeiten und eine ineffiziente Armeeführung anzulasten. Stones Darstellung schweigt sich allerdings gänzlich aus über die von den Mittelmächten eroberten und besetzten Gebiete.
Immer noch sind „Verdun“, „Somme“, „Grabenkrieg“, „Stellungs- und Gaskrieg“ charakteristische Schlagwörter und gleichzeitig die ersten Assoziationen zum Ersten Weltkrieg. Allerdings beschreiben diese nur den Westen. Kriegsromane wie Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues prägten dieses Bild weiter und so lag die Ostfront nicht im Fokus der westlichen Weltkriegsforscher. Der Journalist Sven Felix Kellerhoff trifft mit der Formulierung „aber wer weiß schon, dass es die relativ gesehen höchsten Verlustraten dieses Völkerschlachtens keineswegs im Stellungskrieg in Belgien und Ostfrankreich gab, sondern in der Karpatenschlacht?“ ziemlich genau den Kern des Problems.
Spätestens seit Stones Ausführungen dürfte eindeutig klargeworden sein, dass sich der Krieg im Osten markant von den Ereignissen an der Westfront unterschied. Als im Westen die Fronten bereits erstarrt waren, herrschte im Osten immer noch eine von Bewegung geprägte Kriegsführung vor. Die Gründe hierfür liegen bei den spärlichen Kommunikationsmöglichkeiten und der schlechten Verkehrserschließung der Ostfront. Folglich konnten aufgebrochene Lücken in den Verteidigungslinien lange nicht so schnell gefüllt werden, wie dies in Frankreich der Fall war. Die räumliche Ausdehnung der Ostfront mit mehreren tausend Frontkilometern, ganz abgesehen von den landschaftlichen Unterschieden, kontrastierte mit der Westfront und ihren über 800 Kilometern Frontlinie.
Erst in den neueren und neuesten westlichen Darstellungen und Forschungen zum Ersten Weltkrieg rückt die Ostfront wieder in den Blickpunkt. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA) in Potsdam führte im August 2004 eine Konferenz über „Die vergessene Front“ durch. Führende Militärhistoriker aus acht Ländern kamen dort zusammen. Unter anderem war auch der US-amerikanische Historiker (litauischer Abstammung) Vejas Gabriel Liulevicius auf dieser Konferenz dabei. Mit seinem Buch Kriegsland im Osten über das Gebiet Ober Ost lieferte er 2002 die erste umfassende westliche Darstellung der deutschen Besatzungsherrschaft im Baltikum während der Zeit des Ersten Weltkrieges und schloss so eine Forschungslücke.
Im Buch und einigen kurz darauf geschriebenen Artikeln beschreibt er nicht nur Wesen und Charakter der deutschen Militäradministration im Lande Ober Ost, sondern versucht auch die Ursachen des Wandels des deutschen Bildes vom Osten zu analysieren und Verbindungslinien zwischen den Vorstellungen der Militärverwaltung von Ober Ost und denen der späteren NS-Elite nachzuzeichnen. Auch im Spiegel-Artikel Der vergiftete Sieg geht Liulevicius auf diese Thematik ein. Der Versuch eine Kontinuitätslinie zur Zeit des NS-Regimes zu ziehen, dürfte wohl noch einige Reaktionen in der Geschichtswissenschaft hervorrufen, zumal Liulevicius damit eine Brücke über die Zeit zwischen 1918 und 1933 zu schlagen versucht. Er sieht im Ostfronterlebnis der deutschen Soldaten das verborgene Vermächtnis des Ersten Weltkrieges.
Ein gewichtiges Problem bei den Ausführungen bezüglich der Frontwahrnehmung der Soldaten und des Wandels der Kategorien, in welche der Osten gefasst wurde (Land und Leute vs. Raum und Volk), liegt in der einseitigen Quellenbasis des Werkes „Kriegsland“ im Osten. Liulevicius berücksichtigt offenbar vorwiegend Tagebücher und Memoiren von Militärs in höheren Rängen. Feldpostbriefe von Soldaten beispielsweise fehlen fast ganz. In der Konsequenz muss das entstehende Bild als elitär gefärbt betrachtet werden.
Stellenweise läuft Liulevicius’ Werk Gefahr, eine national-litauische Sicht auf die deutsche Besatzung einzunehmen, wie sie sich auch in anderen Werken zur litauischen Geschichte findet. Dies zeigt sich wiederkehrend in der Wortwahl, wenn er von „krankhaften Auswüchsen der Macht“ (S. 217) und einer „rücksichtlosen Jagd nach Steuern“ (S. 87) schreibt. Solche und ähnliche Formulierungen verhelfen dem Werk nicht unbedingt zu mehr Objektivität. Gleichzeitig dürfen die Ungerechtigkeiten, welche durch die deutschen Besatzer an der Bevölkerung Litauens begangen worden sind, nicht verharmlost werden.
Wie der Historiker Eberhard Demm festhielt, verzichtet Liulevicius ferner auf polnische und französische Quellen und Darstellungen. Als Beispiel ist die ausführliche 700 Seiten starke zeitgenössische Dokumentation La Lithuanie sous le joug allemand 1915–1918. Le plan annexioniste allemand en Lithuanie von C. Rivas (Pseudonym für Yvonne Pouvreau) zu nennen.
Frühere Untersuchungen über Ober Ost stellen die Werke des litauischen Historikers Abba Strazhas dar. In seiner Monografie Deutsche Ostpolitik im Ersten Weltkrieg. Der Fall Ober Ost 1915–1917 berücksichtigte Strazhas im speziellen auch die litauische Seite der Besatzung. Ein weiterer, erwähnenswerter Aufsatz von Strazhas ist „The Land Oberost and Its Place in Germany’s Ostpolitik 1915–1918“. Strazhas’ Ausführungen wurden in später geschriebenen Werken über die Geschichte Litauens oftmals übernommen. Seine Darstellungen können als die Weiterführung von in Fritz Fischers kontroversem Werk Griff nach der Weltmacht gemachten Aussagen bezüglich der deutschen Ostpolitik gesehen werden. Fischer beschreibt Deutschlands annexionistische Absichten im Baltikum. Weiter stellt er gar eine gewisse Kontinuität zwischen den Zielen des Kaiserreiches und jenen des nationalsozialistischen Regimes her. Solche Linien sind in der Geschichtswissenschaft nicht unumstritten und lösten eine Diskussion über Kontinuität in der Geschichte aus.
In Artikeln wie Der litauische Landesrat als Instrument der deutschen Ostpolitik nimmt Strazhas stellenweise eine national litauische Sichtweise ein, welche von Autoren wie Liulevicius scheinbar kritiklos aus der Sekundärliteratur übernommen wurde. Doch wo liegt die Problematik der Ostfront und speziell von Ober Ost als praktisch unbeschriebenes Blatt in der Geschichtswissenschaft? Der Schatten des Zweiten Weltkrieges lag lange über jenem des Ersten. Sicher muss auch der Kalte Krieg und der damit erschwerte Zugang zu den Archiven, als ein entscheidendes Kriterium genannt werden. Des Weiteren galt jahrelang der Schwerpunkt jeglicher Forschung im östlichen Raum der Russischen Revolution. Unter Lenin wurden Soldatenfriedhöfe des Zarenreiches zerstört und so der Versuch unternommen, gewisse Ereignisse aus dem Geschichtsbewusstsein der Menschen auszulöschen. Über das Verhältnis von Politik und Geschichtswissenschaft in Bezug auf den Osten in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg machte Norman Stone in dem Vorwort zur zweiten überarbeiteten Version seines Buches folgende Bemerkungen:[2]
“Whatever you said about the Tsarist Russian army might give you trouble. If you wrote in a positive, patriotic way about it, you might offend against the Communist orthodoxy, by which everything Tsarist was condemned. If, on the other hand, you concentrated on the negative side, you could offend against the nationalist line which emerged with Stalin and which flourished under Brezhnev. Even the obvious sources were quite difficult to obtain; I was told, some years later, that The Eastern Front was listed in a German catalogue, but could not be read without permission. […] the subject was still, in the seventies, taboo.”
„Alles, was man über die Armee des zaristischen Russlands sagte, konnte einen in Schwierigkeiten bringen. Wenn man auf positive, patriotische Weise darüber schrieb, konnte man gegen die kommunistische Orthodoxie verstoßen, die alles Zaristische verdammte. Wenn man sich andererseits auf die negativen Aspekte konzentrierte, konnte man gegen die nationalistische Parteilinie verstoßen, die mit Stalin aufkam und unter Breschnew erblühte. Selbst die offensichtlichen Quellen waren nur schwer zugänglich; einige Jahre später sagte man mir, dass The Eastern Front in einem (ost-)deutschen Katalog aufgeführt sei, aber nicht ohne Erlaubnis gelesen werden dürfe. […] das Thema war in den Siebzigern immer noch tabu.“
John Keegan verleiht mit dem Argument, dass rund 80 Prozent des russischen Heeres aus Analphabeten bestand (also ohne Schreibgehilfen keine persönlichen, schriftlichen Quellen hinterlassen konnten) der Quellenlage eine weitere Dimension. Nicht zu vergessen ist auch die sprachliche Barriere für viele westliche Historiker. Die Erweiterung der Europäischen Union um die Baltischen Staaten vom 1. Mai 2004, wird in Zukunft sicher auch für ein zunehmendes Interesse an der Geschichte dieser Länder sorgen.
Einzelnachweise
- ↑ Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich und Irina Renz, (Hrsg.), Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Ferdinand Schöningh, Paderborn 2003, S. 610
- ↑ Norman Stone: The Eastern Front 1914–1917. Penguin Books, London 1998, ISBN 978-0-140-26725-9, S. 7.
Literatur
- Brand, Bettine; Dahlmann, Dittmar: Artikel „Streitkräfte (Russland)“, in: Hirschfeld, Gerhard; Krumeich, Gerd; Renz, Irina (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2003, S. 901–904.
- Canis, Konrad: Die deutsche Außenpolitik im letzten Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg im Lichte österreichisch-ungarischer diplomatischer Berichte, in: Elz, Wolfgang; Neitzel, Sönke (Hrsg.): Internationale Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert. Festschrift für Winfried Baumgart zum 65. Geburtstag, Paderborn 2003, S. 105–126.
- Elze, Walter: Tannenberg. Das deutsche Heer von 1914 seine Grundzüge und deren Wirkung im Sieg an der Ostfront, Breslau 1928.
- Fuller, William C., JR.: The Eastern Front, in: Winter, Jay; Parker, Geoffrey; Habeck, Mary R.: The Great War and the twentieth century, New Haven & London 2000.
- Geiss, Imanuel: Deutschland und Österreich-Ungarn beim Kriegsausbruch 1914. Eine Machthistorische Analyse, in: Gehler, Michael: Ungleiche Partner? Österreich und Deutschland in ihrer gegenseitigen Wahrnehmung; historische Analysen und Vergleiche aus dem 19. und 20. Jahrhundert, (= Historische Mitteilungen, Beiheft 15), Stuttgart 1996, S. 375–395.
- Groß, Gerhard P., Hrsg.: Die vergessene Front. Der Osten 1914/15 Ereignis, Wirkung, Nachwirkung, 2. Auflage, Bd. 1 der Reihe Zeitalter der Weltkriege, Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & CoKG, Paderborn, 2009, ISBN 978-3-506-75655-8
- Hedin, Sven: Nach Osten!, Leipzig 1916.
- Heinz, Elmar: Ostfront 1914–1916, in: Ära – Das Magazin für Geschichte, Heft 1 (2004), S. 50–55.
- Liulevicius, Vejas Gabriel: Der vergiftete Sieg, in: Burgdorff, Stephan; Wiegrefe, Klaus (Hrsg.): Der Erste Weltkrieg. Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, München (2. Aufl.) 2004, S. 105–117.
- Liulevicius, Vejas Gabriel: Kriegsland im Osten. Eroberung, Kolonisierung und Militärherrschaft im Ersten Weltkrieg 1914–1918. Hamburg 2002.
- Liulevicius, Vejas Gabriel: Ober Ost. in: Gerhard Hirschfeld (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Zürich 2003, S. 762–763.
- Moraht, E.: Unser Krieg. Dritter Band, Die Ostfront. Der Krieg an der Ostfront von Kurland bis Konstantinopel, Dachau bei München 1916.
- Mühlmann, Carl: Oberste Heeresleitung und Balkan im Weltkrieg 1914–1918, Berlin 1942.
- Schäfer, Theobald v.: Tannenberg, (= Schlachten des Weltkriegs, Band 19), Berlin 1927.
- Stone, Norman: Artikel „Ostfront“, in: Hirschfeld, Gerhard; Krumeich, Gerd; Renz, Irina (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2003, S. 762–764.
- Stone, Norman: The Eastern Front 1914–1917. London 1998.
- Strazhas, Abba: Deutsche Ostpolitik im Ersten Weltkrieg. Der Fall Ober Ost 1915–1917. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1993, ISBN 3-447-03293-6
- Wagner, Anton: Zur Entwicklung der Kriegspläne Deutschlands und Österreich-Ungarns gegen Russland bis 1914, in: Institut für Österreichkunde (Hrsg.) Mitarbeit: Hantsch, Hugo u. a.: Österreich am Vorabend des Ersten Weltkriegs, Graz, Wien 1964, S. 73–82.
- Werth, German: Artikel „Tannenberg / Tannenberg-Mythos“, in: Hirschfeld, Gerhard; Krumeich, Gerd; Renz, Irina (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2003, S. 919–920.
- Wiechmann, Gerhard: Von der „Schlacht in Ostpreußen“ zum Tannenberg-Mythos. Eine deutsche Legende, in: Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung, 1/2004, S. 10–13.