Przemyśl
Przemyśl | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Karpatenvorland | |
Powiat: | Kreisfreie Stadt | |
Fläche: | 44,10 km² | |
Geographische Lage: | 49° 47′ N, 22° 46′ O | |
Einwohner: | 62.154 (31. Dez. 2016)[1] | |
Postleitzahl: | 37-700 bis 37-720 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 16 | |
Kfz-Kennzeichen: | RP | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | E 40 Krakau–Kiew | |
Schienenweg: | Krakau–Lemberg | |
Nächster int. Flughafen: | Rzeszów-Jasionka | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadtgemeinde | |
Einwohner: | 62.154 (31. Dez. 2016)[1] | |
Gemeindenummer (GUS): | 1862011 | |
Verwaltung (Stand: 2015) | ||
Stadtpräsident: | Wojciech Bakun[2] | |
Adresse: | Rynek 1 37-700 Przemyśl | |
Webpräsenz: | www.um.przemysl.pl |
Przemyśl [ˈpʃɛmɨɕl] (ukr. Перемишль/Peremyschl; russisch Перемышль/Peremyschl; deutsch [wenig gebräuchlich] Premissel) ist eine Stadt mit rund 65.000 Einwohnern in der Woiwodschaft Karpatenvorland im äußersten Südosten Polens am Fluss San. Die Stadt liegt verkehrsgünstig an der Grenze zur Ukraine und besitzt einen wichtigen Grenzbahnhof an der Strecke Krakau–Lemberg.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kiewer Rus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Przemyśl wurde erstmals im Jahre 981 erwähnt, als Großfürst Wladimir I. die ljachische Burg Peremyschl eroberte. In den Jahren von 1085 bis 1141 war es das Zentrum eines eigenständigen russischen Teilfürstentums. 1240 wurde es von Mongolen zerstört.
Königreich Polen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1340 wurde Przemyśl erstmals von Kasimir I. für Polen erobert. Seit ungefähr 1378 gehörte es zu Polen. 1389 bekam Przemyśl Stadtrecht nach Magdeburger Recht. Seit 1434 war es Sitz des Przemyśler Landes.
Habsburger Monarchie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Przemyśl kam 1772 nach der ersten Teilung Polens zum Kronland Galizien der Habsburgermonarchie. 1854 wurde es Sitz der Bezirkshauptmannschaft des Bezirks Przemyśl,[3] 1867 wurde noch ein Bezirksgericht errichtet.
In den letzten Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg wurde die ganze Stadt zu einer Festung gegen die sich entwickelnde Bedrohung durch das Russische Reich ausgebaut (äußerer Festungsring: 45 km). 1914 waren über 140.000 Soldaten dort stationiert.
Ab etwa Mitte September 1914 geriet die Festung unter wachsenden Druck durch die russische Armee. Andauernd bis zur Einnahme durch russische Truppen im März 1915, gilt die Belagerung von Przemyśl als größte Belagerung des Ersten Weltkriegs. Die Bedeutung der Festung war so hoch, dass sie damals sogar durch den russischen Zaren besucht wurde. Im Juni 1915 folgte die Rückeroberung durch österreich-ungarische und deutsche Truppen im Zuge der Schlacht von Gorlice-Tarnów. Da die meisten Verteidiger der Festung Ungarn waren, wurde in Budapest ein Denkmal an der Margaretenbrücke zum Andenken an die Schlacht errichtet.
Przemyśl als bedeutende jüdische Ansiedlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Erste Zeichen jüdischer Ansiedlung stammen aus dem 11. Jahrhundert. Nachdem die Juden 1367 unter Kazimir dem Großen und später 1559 von Sigismund II. August bestätigt, in Przemyśl Wohnrecht erhielten – wenn auch außerhalb der Stadtmauern – wurde aus der anfänglich kleinen Gemeinde eine bedeutende jüdische Gemeinschaft mit Schulen, Krankenhäusern, Synagogen. 1869 machten sie mit 5962 Mitgliedern 41 % der Stadtbevölkerung aus; zu diesem Zeitpunkt waren sie bereits voll berechtigte Stadtbürger. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg war die Bevölkerung in Przemyśl auf 54.000 Menschen angewachsen, von denen 30 % Juden waren.[4]
Zwischenkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Zwischenkriegszeit gehörte Przemyśl zum wiedererrichteten polnischen Staat.
Deutsche Besetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt am 15. September 1939 zunächst von deutschen Truppen besetzt. Diese zogen sich am 28. September 1939 gemäß dem Grenz- und Freundschaftsvertrag hinter den San zurück, um die Stadt der Roten Armee zu übergeben. Vor der Übergabe verübte eine Einsatzgruppe eine Massenerschießung an Juden. Daran nahmen auch Soldaten der Wehrmacht teil, obwohl der Oberbefehlshaber des Heeres von Brauchitsch dies in einem Befehl vom 24. September 1939 verboten hatte.[5] Innerhalb der Sowjetunion wurde der nun Peremyschl (Перемышль) genannte Ort zur Hauptstadt eines gleichnamigen Ujesd Peremyschl.[6] Nach einer Verwaltungsreform wurde der Ort ab dem 10. Januar 1940 dann zum Hauptort des Rajons Peremyschl.[7]
Kurz nach dem Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges am 22. Juni 1941 besetzte die Wehrmacht Przemyśl wieder. Die Stadt wurde ein Teil des Generalgouvernements (bzw. des Distrikts Galizien).
Volksrepublik Polen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 28. Juli 1944 eroberte die Rote Armee Przemyśl im Rahmen der Lwiw-Sandomierz-Operation zurück,[8] die Stadt verblieb aber offiziell bis März 1945 im sowjetischen Staatsgebiet, danach wurde sie samt einem Teil des Rajons an Polen zurückgegeben.[9]
1947 betrieb die kommunistische polnische Regierung die Aktion Weichsel, eine große Zwangsumsiedlung ethnischer Ukrainer, Bojken sowie Lemken aus dem Südosten der Volksrepublik Polen in den Norden und Westen des Staatsterritoriums (die sogenannten wiedergewonnenen Gebiete).
Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sehenswert sind die Altstadt, die römisch-katholische Kathedralbasilika Mariä Himmelfahrt und St. Johannes der Täufer und die griechisch-katholische Kathedrale und verschiedene Klöster.
Museen:
- Zivilschutzbunker (Schron Kierowania Obroną Cywilną)[10]
- Nationalmuseum (Muzeum Narodowe Ziemi Przemyskiej)[11]
- Museum Festung Przemyśl (Muzeum Twierdzy Przemyśl)[12]
Verwaltungsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Neben der kreisfreien Stadt Przemyśl besteht auch eine gleichnamige Landgemeinde (gmina wiejska). Die Landgemeinde Przemyśl hat eine Fläche von 108,42 km² und umfasst die Stadt Przemyśl im Westen, Süden und Osten. Zu ihr gehören 16 Ortschaften mit einem Schulzenamt.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden mehrere umliegende ehemals eigenständige Dörfer eingemeindet, dazu gehören Kruhel Mały, Kruhel Wielki, Przekopana, Sielec und Wilcza/Wilcze.
Przemyśl | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Gedenkstätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat bei Przemyśl eine Kriegsgräberstätte für über 5.000 deutsche Kriegstote angelegt (Zahl von Dezember 2011).
Eine Anlage mit österreichisch-ungarischen Kriegstoten aus dem Ersten Weltkrieg befindet sich an derselben Straße (Ul. Przemysława).[13]
Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1. November 1925: Leonard Tarnawski (1845–1930), polnischer Verfassungsrechtler
- 20. Oktober 1997: Wilhelm Lüke (* 1934), deutscher Politiker und Sonderschulrektor
- 20. Oktober 1997: Heidi Wernerus-Neumann (1947–2011), deutsche Politikerin
Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Zacharias Kopystenski (zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts–1627) orthodoxer Theologe und Autor und Archimandrit
- Mosche Teitelbaum (1759–1841), chassidischer Rabbiner
- Boris Tschetwertinski (1784–1865), Oberst der Russischen Armee
- Stepan Rudnyzkyj (1877–1937), ukrainischer Geograph und Kartograf
- Rafał Taubenschlag (1881–1958), Rechtshistoriker
- Maksymilian Rose (1883–1937), Neurologe und Psychiater
- Helene Deutsch (1884–1982), österreichisch-US-amerikanische Psychoanalytikerin und Mitarbeiterin Sigmund Freuds
- Matthias Mieses (1885–1945), osteuropäischer Philologe, vergleichender Kulturhistoriker und Journalist
- Alfred Bisanz (1890–1951), Soldat und Politiker
- Seweryn Barbag (1891–1944), polnisch-jüdischer Komponist, Musikwissenschaftler und -pädagoge
- Czesław Marek (1891–1985), Komponist
- Władysław Segda (1895–1994), Fechter
- Margarethe Martiny-Holzhausen (1893–1976), Künstlerin
- Manes Kartagener (1897–1975), Schweizer Internist
- Artur Malawski (1904–1957), Komponist, Pädagoge und Dirigent
- Herbert Krimm (1905–2002), deutscher ev. Theologe und Diakoniewissenschaftler
- Jacques Singer (1910–1980), amerikanischer Violinist und Dirigent
- Franz Marek (1913–1979), kommunistischer Widerstandskämpfer, Mitbegründer des Eurokommunismus
- Iwan Choma (1923–2006), ukrainischer katholischer Erzbischof
- Celino Bleiweiß (* 1937), deutscher Regisseur und Drehbuchautor
- Adam Wodnicki (* 1951), Pianist und Musikpädagoge
- Małgorzata Marcinkiewicz (* 1962), Politikerin
- Piotr Tomański (* 1969), Abgeordneter des Sejm
Partnerstädte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Przemyśl listet folgende acht Partnerstädte auf:[14]
Stadt | Land | seit |
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Chivasso | ![]() |
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Eger ![]() |
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2003 |
Humenné ![]() |
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2010 |
Kamjanez ![]() |
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1997 |
Lwiw ![]() |
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1995 |
Mostyska ![]() |
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2008 |
Paderborn ![]() |
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1993 |
Truskawez ![]() |
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2004 |
District South Kesteven | ![]() |
1994 |
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Muzeum Narodowe Ziemie Przemyskiej (Hrsg.): Tajemnice placu Berka Joselewicza w Przemyślu. Rezultaty badań archeologicznych w rejonie „żydowskiego miasta“. (Katalog wystawy). Przemyśl 2006, ISBN 83-921500-9-0.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- Website von Przemyśl (polnisch, deutsch, englisch)
- Overlay für Google Earth mit den Befestigungsanlagen zur Zeit des Ersten Weltkrieges
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2016. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 5,19 MiB), abgerufen am 29. September 2017.
- ↑ Wojciech Bakun Prezydent Miasta Przemyśla, Website der Stadt Przemyśl, abgerufen am 25. Dezember 2018.
- ↑ Reichsgesetzblatt vom 24. April 1854, Nr. 111, Seite 401
- ↑ Jacek Blonski: The missing world - history of jews in Przemysl. Museum Narodowe Zieme Przemyskiej, Przemysl 2016 (polnisch - englisch).
- ↑ Jochen Böhler, Der Überfall: Deutschlands Krieg gegen Polen, S. 204
- ↑ Указ Президиума ВС СССР от 4.12.1939 об образовании Волынской, Дрогобычской, Львовской … и Тарнопольской областей в составе Украинской ССР
- ↑ Інститут Історії України Національна Академія Наук України
- ↑ Webseite der Stadt
- ↑ Umowa graniczna pomiędzy Polską a ZSRR z 16 sierpnia 1945 roku
- ↑ Schron Kierowania Obroną Cywilną - Visit Przemyśl. Abgerufen am 10. August 2017 (pl-PL).
- ↑ Muzeum Narodowe Ziemi Przemyskiej - Visit Przemyśl. Abgerufen am 10. August 2017 (pl-PL).
- ↑ Webseite des Museums
- ↑ via-regia.org, VIA REGIA – Kulturstraße des Europarates: Die Europastraße E40 als Erinnerungspfad in Europa (Seite 35)
- ↑ Miasta Partnerskie Przemyśla - Miasto Przemyśl. Abgerufen am 23. Dezember 2018.