Provinz Oberschlesien

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Preußische Provinz
Oberschlesien
Flagge Wappen
Flagge der Provinz Oberschlesien Wappen der Provinz Oberschlesien
Lage in Preußen
Rot:Lage der Provinz Oberschlesien
Bestehen 1919–1938, 1941–1945
Provinzhauptstadt Oppeln, ab 1941 Kattowitz
Fläche 9.702,24 km² (1925)[1]
Einwohner 1.379.278 (1925)[1]
1.482.765 (1933)
Bevölkerungsdichte 142,2 Ew./km² (1925)[1]
152,8 Ew./km²
Religionen im Jahr 1925:[1]
88,5 % Röm.-katholische
10,3 % Evangelische
0,2 % Sonstige Christen
0,7 % Juden
0,1 % Konfessionslose
0,1 % ohne Angabe
Entstanden aus Provinz Schlesien
Heute Teil von Woiwodschaft Oppeln, Woiwodschaft Schlesien (PL)
Moravskoslezský kraj – Region Mähren-Schlesien (Hultschiner Ländchen) (CZ)
Karte
Karte fehlt
Teilung Oberschlesiens
  • Deutsches Reich
  • Polen
  • Tschechoslowakei
  • Briefmarke von Oberschlesien zur Volksabstimmung am 20. März 1921, abgestempelt am 19. März
    Postkarte zur Volksabstimmung in Oberschlesien
    Regierungsbezirke und Kreise im Gau Oberschlesien (1943)

    Die Provinz Oberschlesien entstand nach dem Ersten Weltkrieg im Freistaat Preußen durch Aufteilung der Provinz Schlesien in die zwei neuen Provinzen Niederschlesien (West- und Mittelteil) und Oberschlesien (östliches Drittel). Das 1922 an Polen abgetretene Ostoberschlesien bildete fortan zusammen mit dem nach dem Ersten Weltkrieg polnisch gewordenen Teil des früheren Österreichisch-Schlesien die Autonome Woiwodschaft Schlesien mit der Hauptstadt Kattowitz. Vorher waren beide Teile Oberschlesiens im Regierungsbezirk Oppeln zusammengefasst.

    Nach der Völkerwanderungszeit kamen die slawischen Opolanen (nach ihnen ist die Hauptstadt Oppeln benannt) ins Land und vermischten sich vereinzelt mit zurückgebliebenen Germanen. Im Laufe des Mittelalters kamen deutsche Siedler auch nach Oberschlesien.

    Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts nahm die Verstädterung im von der Montanindustrie geprägten Oberschlesien stark zu. Es kamen zu den Oberschlesisch sprechenden Schlesiern auch viele Deutsche aus Niederschlesien und den benachbarten österreichischen Gebieten sowie außerdem eine große Zahl von Polen aus der preußischen Provinz Posen oder dem angrenzenden russischenKongresspolen“ nach Oberschlesien.

    Nach dem Ersten Weltkrieg sollten nach dem Versailler Vertrag Teile des Grenzverlaufs zwischen dem neugegründeten Polen und dem Deutschen Reich durch Volksabstimmungen geregelt werden. Im Vorfeld der Volksabstimmung in Oberschlesien beschloss die Preußische Nationalversammlung am 14. Oktober 1919 das am 8. November 1919 in Kraft getretene Gesetz, betreffend die Errichtung einer Provinz Oberschlesien.[2] Zwischen 1919 und 1921 kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen (drei Aufstände in Oberschlesien) zwischen polnischen Einwohnern, die den Anschluss an Polen forderten, und deutschen Polizeieinheiten sowie Freikorps. Am Abstimmungstag 20. März 1921 stimmten (bei einer Wahlbeteiligung von 97,8 %) 707.554 Oberschlesier (59,6 %) für den Verbleib bei Deutschland, während 478.820 (40,4 %) für Polen votierten.

    Im Mai kam es zu einem weiteren Aufstand mit dem Ziel der kompletten Angliederung an Polen, der aber erfolglos blieb. Danach wurde der kleinere (29 %) Teil Oberschlesiens („Ost-Oberschlesien“), mit ihm aber der Großteil des Oberschlesischen Industriegebiets mit der Hälfte aller Hüttenwerke, einem Großteil der Kohle- und Eisenerzvorkommen und den wirtschaftlich bedeutenden Bergbauregionen, auf Beschluss des Völkerbundes am 10. Oktober 1921 Polen zugeschlagen. Die Städte und Industrieorte Königshütte, Kattowitz, Myslowitz, Laurahütte, Bismarckhütte, Schwientochlowitz, Lipine, Godullahütte, Morgenroth und Ruda wurden polnisch. Der Rest blieb bei Deutschland („West-Oberschlesien“); ein Teil des Kreises Ratibor, das sogenannte Hultschiner Ländchen, war bereits mit Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 an die Tschechoslowakei abgetreten worden.

    Am 3. September 1922 wurde im deutsch gebliebenen Teil Oberschlesiens eine Volksabstimmung durchgeführt, bei der über die Bildung eines eigenen Landes Oberschlesien im Deutschen Reich entschieden werden sollte. Jedoch sprachen sich über 90 % für den bisherigen Status quo, also den Verbleib Oberschlesiens im Freistaat Preußen des Deutschen Reiches während der Weimarer Republik aus.[3][4] Von 1938 bis 1941 war Oberschlesien mit der Provinz Niederschlesien zur Provinz Schlesien zusammengefasst. Von 1941 bis zum Kriegsende 1945 bildete Oberschlesien wieder eine eigenständige Provinz.

    Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Oberschlesien 1945 von der Roten Armee erobert und fiel bis auf das Hultschiner Ländchen, welches wieder zur Tschechoslowakei kam, an Polen. Anders als in Niederschlesien gab es im oberschlesischen Industriegebiet aus ethnischen und ökonomischen Gründen keine flächendeckende Zwangsaussiedlung, da viele Einwohner zweisprachig waren, weil sie entweder den schlesischen Dialekt gebrauchten oder in der Zeit zwischen den Weltkriegen in der Woiwodschaft Schlesien (zwangsweise) Polnisch erlernen mussten. Darüber hinaus verfügten viele Oberschlesier über berufliche Qualifikationen, die in der Kohle- und Stahlindustrie nicht kurzfristig ersetzt werden konnten. Wer einen, mehr oder weniger streng gehandhabten, polnischen Sprachtest bestand und als „autochthon“ eingestuft wurde, erhielt ein Bleiberecht. Auch Oberschlesier, die als (allein) deutschsprachig eingestuft wurden, erhielten ein Bleiberecht, wenn sie in wichtigen Industrien arbeiteten. Schließlich wurden von der oberschlesischen Bevölkerung „nur“ etwa 40 % und nicht, wie in Niederschlesien, mehr als 90 %, zwangsausgesiedelt. Insbesondere um Oppeln und Kattowitz blieb daher bis heute eine deutsche Minderheit zurück.

    Heute gehört der größte Teil Oberschlesiens zu Polen, das Hultschiner Ländchen zu Tschechien. Die Region ist auch die Heimat der nach den ethnischen Schlesiern (Volkszählung 2002) größten ethnischen Minderheit Polens, der Polendeutschen. Etwa 250.000 Bewohner Schlesiens verfügen neben der polnischen seit 1991 auch über die deutsche Staatsbürgerschaft.

    Siehe auch: Schlesien (Geschichte)

    Gebiet und Bevölkerung

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    Die Provinz Oberschlesien hatte eine Fläche von 9.702 km², die Bevölkerung Betrug 1933 1,482 Mio. Einwohner, von denen der Großteil römisch-katholischen Glaubens Glaubens war, was eine (weitere) Besonderheit darstellte, da die Mehrheit im östlichen Deutschland protestantisch war. Dies war auf eine polnische Minderheit im Osten der Region sowie der Nichtdurchführung der Reformation zurückzuführen. Doch auch im Westen Oberschlesiens gab es vereinzelt protestantische Gemeinden.

    Verwaltungsgliederung Oberschlesiens

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    Ursprünglich bestand die Provinz Oberschlesien nur aus dem Regierungsbezirk Oppeln, aus dem dann 1921 Ost-Oberschlesien als Woiwodschaft Schlesien ausschied und zu Polen kam. Diese Gebiete wurden im Zweiten Weltkrieg mit einigen anderen Kreisen und Teilkreisen, die bis 1918 österreichisch oder russisch waren, zum Regierungsbezirk Kattowitz zusammengefasst.

    Verwaltungsgliederung Stand 1. Januar 1945

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    Regierungsbezirk Kattowitz

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    Stadtkreise

    Landkreise

    Regierungsbezirk Oppeln

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    Stadtkreise

    Landkreise

    Verwaltungsgliederung heute

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    Die Provinz wurde 1945 aufgelöst und der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen.

    Oberpräsident Oberschlesiens – Siegelmarke

    Oberpräsidenten

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    Provinziallandtag

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    • 1925: Zentrum 48,2 % – 26 Sitze | DNVP 20,9 % – 12 Sitze | SPD 8,5 % – 5 Sitze | KPD 8,4 % – 5 Sitze | Polen 7,2 % – 4 Sitze | DDP 2,2 % – 2 Sitze
    • 1929: Zentrum 42,2 % – 24 Sitze | DNVP 17,3 % – 10 Sitze | SPD 12,2 % – 7 Sitze | KPD 8,9 % – 5 Sitze | Polen 5,7 % – 3 Sitze | Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei 4,7 % – 3 Sitze | OBB 4,4 % – 3 Sitze
    • 1933: NSDAP 43,1 % – 24 Sitze | Zentrum 33,3 % – 18 Sitze | DNVP 8,3 % – 5 Sitze | SPD 6,6 % – 4 Sitze | KPD 6,4 % – 4 Sitze
      An 100 % fehlende Stimmen = Nicht im Provinziallandtag vertretene Wahlvorschläge.

    Entwicklung der ethnolinguistischen Struktur

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    Zahl der Polnischsprachigen und Deutschsprachigen Bevölkerung im Regierungsbezirk Oppeln
    Jahr Polnisch Deutsch
    absolut prozentual absolut prozentual
    1819[5] 0377.100 67,2 % 0162.600 29,0 %
    1828[6] 0418.437 0255.383
    1831[6] 0456.348 0257.852
    1837[6] 0495.362 0290.168
    1840[6] 0525.395 0330.099
    1843[6] 0540.402 0348.094
    1846[6] 0568.582 0364.175
    1852[6] 0584.293 0363.990
    1858[6] 0612.849 0406.950
    1861[6] 0665.865 0409.218
    1867[6] 0742.153 0457.545
    1890[7] 0918.728 58,2 % 0566.523 35,9 %
    1900[7] 1.048.230 56,1 % 0684.397 36,6 %
    1905[7] 1.158.805 56,9 % 0757.200 37,2 %
    1910[7] 1.169.340 53,0 % 0884.045 40,0 %

    Einzelnachweise

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    1. a b c d Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für den Freistaat Preußen. Band 23, 1927, Anhang I. Fläche, Wohnbevölkerung und Zugehörigkeit zu Religionsgemeinschaften nach den endgültigen der Volkszählungen vom 16. Juni 1925 in den Freistaaten Preußen und Waldeck, S. 238 (Digitalisat an der Schlesischen Bibliothek in Kattowitz).
    2. Gesetz, betreffend die Errichtung einer Provinz Oberschlesien. In: Preußische Gesetzsammlung. Nr. 47, 1919, S. 169–171 (Digitalisat bei der Biblioteka Jagiellońska).
    3. Volksabstimmungen in Oberschlesien 1920-1922, Gonschior.de
    4. Die Volksabstimmung in Oberschlesien 1921, Landsmannschaft der Oberschlesier, Landesverband Baden-Württemberg e. V. und Kreisgruppe Karlsruhe
    5. Georg Hassel: Statistischer Umriß der sämmtlichen europäischen und der vornehmsten außereuropäischen Staaten, in Hinsicht ihrer Entwickelung, Größe, Volksmenge, Finanz- und Militärverfassung, tabellarisch dargestellt. Erster Heft: Welcher die beiden großen Mächte Österreich und Preußen und den Deutschen Staatenbund darstellt. Verlag des Geographischen Instituts, Weimar 1823, S. 34; (Gesamtbevölkerung 1819: 561.203; Mährer: 12.000; Juden: 8.000 und Tschechen: 1.600)
    6. a b c d e f g h i j Paul Weber: Die Polen in Oberschlesien: eine statistische Untersuchung. Verlagsbuchhandlung von Julius Springer, Berlin 1913, S. 8–9
    7. a b c d Paul Weber: Die Polen in Oberschlesien: eine statistische Untersuchung. Verlagsbuchhandlung von Julius Springer, Berlin 1913, S. 27