Rio-Palisander
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Rio-Palisander | ||||||||||||
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Rio-Palisander (Dalbergia nigra), Borke | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Dalbergia nigra | ||||||||||||
(Vell.) Allemão ex Benth. |
Rio-Palisander (Dalbergia nigra) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Dalbergien (Dalbergia) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Diese gefährdete Art kommt natürlich nur im brasilianischen Mata Atlântica vor.[1]
Holz von Arten der Gattung Dalbergia zählen seit über 300 Jahren zu den begehrtesten tropischen Importhölzern. Besonders beliebt wurden es ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach der Erfindung des Messerfurniers.[2]
Beschreibung
Dalbergia nigra wächst als Baum. Es gab einzelne sehr alte Exemplare bei denen Stammdurchmesser von 100 bis 120 Zentimetern ermittelt wurden; heutzutage findet man eher 30 Zentimeter starke Exemplare[2], oft sind es Brusthöhendurchmesser von 40 bis 80 Zentimetern.[1] Sie können Wuchshöhen von 25 bis 30[2], aber meist nur 15 bis 25 Metern erreichen.[1] Sie wachsen spannrückig und unregelmäßig geformt. Die Nutzholzstämme sind oft hohl und nur etwa 8 Meter lang.[2][3][1]
Die Laubblätter sind unpaarig gefiedert.
Die kurze Blütezeit erfolgt in Brasilien im November und Dezember.[1] Die braunen, bis zu etwa 3 Zentimeter langen, flachen Hülsenfrüchten bleiben geschlossen und enthalten jeweils ein bis drei Samen.[4] Von Januar bis September sind Früchte vorhanden.[1] Die Hülsefrüchte werden als ganzes abgeworfen und werden durch den Wind verbreitet.
Ökologie
Es gibt Berichte, dass die Bestäubung von Dalbergia nigra durch Bienen erfolgt. Die Ausbreitung der Samen erfolgt durch den Wind.[1]
Vorkommen und Schutz
Die Art Dalbergia nigra wächst einzelstammweise und ist teilweise mit anderen Dalbergia-Arten, dem Santos-Palisander der Machaerium-Arten sowie etlichen anderen Laubholz-Arten vergesellschaftet. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die unteren Feuchtwälder des östlichen Brasiliens, südlich von Bahia über Rio de Janeiro bis nach São Paulo. Früher gab es in den brasilianischen Bundesstaaten Espírito Santo und Bahia einen Vorrat von 1,16 bis 1,40 m³ je ha.[2]
Das Vorkommen ist durch langfristigen, massiven Holzeinschlag mittlerweile stark dezimiert, deshalb wurde die Art 1992 in die höchste Schutzstufe des international geltenden Washingtoner Artenschutzabkommens aufgenommen (CITES Anhang I/Anhang A VO(EG) 338/97).[5]
Taxonomie
Die Erstbeschreibung erfolgte 1829 unter dem Namen (Basionym) Pterocarpus niger durch den brasilianischen Botaniker José Mariano da Conceição Vellozo in Florae Fluminensis (1743-1812) in Florae Fluminensis ..., S. 300[6].[7][8] Die Neukombination zu Dalbergia nigra (Vell.) Allemão ex Benth. wurde 1860 durch Francisco Freire Allemão e Cysneiro in George Bentham: Journal of the Linnean Society, Botany, 4, Supplement, S. 36 veröffentlicht. Ein weiteres Synonym von Dalbergia nigra (Vell.) Allemão ex Benth. ist Amerimnon nigrum (Vell.) Kuntze.
Holzhandel
Handelsnamen des Holzes
Der heute in Deutschland bevorzugt angewandte Leitname Palisander lässt sich auf den portugiesischen Trivialnamen 'Palo santo' (direkt übersetzt = heiliges Holz) zurückführen. In Brasilien hat man der Rinde mehrerer Dalbergia-Arten medizinische Heilwirkung zugesprochen und diese deshalb so genannt. Im Englischen wird der Trivialname Rosewood für fast alle Palisanderarten gebraucht.[2]
Seit 1914 ist im internationalen Handel der Handelsname Jacaranda für Holz mit brasilianischer Herkunft üblich, um dieses vom Ostindien-Palisander, dessen Verbreitungsgebiet in Indien liegt, zu unterscheiden. Die Bezeichnung Jacaranda rührt wahrscheinlich von der ähnlichen violetten Färbung der Blüten von Jacaranda- und Dalbergia-Arten her.[2]
Für Dalbergia nigra ist neben Rio-Palisander im Katalog kommerzieller Handelsnamen eine umfangreiche Liste an Handelsnamen aufgeführt; die wichtigsten sind: englisch: Brazilian Rosewood, deutsch: Rio-Palisander, portugiesisch: Jacaranda da bahia und Jacaranda legitimo, Caviuna, Cambora, Palissandre und Rio-Pallisandro.[2]
Importgeschichte
Ab etwa 1660 begann die Einfuhr brasilianischer und indischer Palisanderhölzer als Schnitzwerk nach Europa. Die Kolonialmächte Portugal und England importierten es via Lissabon und London. In den europäischen Residenzstädten wurden Dalbergia-Hölzer schon früh für die Intarsienkunst verwendet. Sehr beliebt war es zum Beispiel für Möbel.[2]
Austauschhölzer
Die folgende Tabelle zeigt vier Austauschhölzer, also Holzarten, die dem Rio-Palisander in Farbe und Beschaffenheit ähnlich sind, aber auch ähnliche physikalische und klangliche Eigenschaften aufweisen, aus Südostasien, Mittelamerika und Südamerika:
Botanischer Name | Herkunft | Haupthandelsname | Grundfärbung | Aderung/Zeichnung |
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Dalbergia sissoo | Südostasien | Seesham | Rehbraun bis violett | kaum geadert |
Dalbergia retusa | Mittelamerika | Cocobolo | Gelb, dunkelrot, orange, rotbraun | Wechseldrehwuchs |
Dalbergia decipularis | Südamerika | Rosenholz | Rosagelb, rotviolett | Dunkel geadert |
Dalbergia spruceana | Südamerika | Amazonas-Palisander | Violett-schwarz | Dunkel geadert |
Außer diesen vier Dalbergia-Arten werden in der Literatur unter anderem Arten aus anderen Gattungen der Familie der Fabaceae Sontos-Palisander (Machaerium scleroxylon) mit rötlich-violetter Färbung als Austauschhölzer genannt. [2] Aufgrund der CITES-Listung ist es wichtig Austauschhölzer zu finden, die ersatzweise verwendet werden und somit die hohe Nachfrage befriedigen können. Nähere Information zu den gesetzlichen Grundlagen gibt es zum Beispiel hier: Das Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte: Rechtliche Hintergründe.
Dalbergia nigra kann nicht durch Untersuchung von quantitativen Merkmalen wie Gefäßdurchmesser oder Holzstrahlhöhe von Dalbergia spruceana, Dalbergia tucurensis, Dalbergia granadillo oder Dalbergia stevensonii unterschieden werden. Dies bedeutet, dass für eine genauere Bestimmung und Unterscheidung zwischen den Arten eine „Naive Bayes-Klassifikation“ vorgenommen werden sollte. Am sichersten ist jedoch die genetische Analyse.[9]
Holzbeschreibung
Makroskopisch
Der Splintholzanteil kann unterschiedlich hoch ausfallen. Das Splintholz ist also verschieden breit (zwischen 3 und 8 Zentimeter), hebt sich aber sehr deutlich mit seiner weißen bis gelblichen Färbung vom rotbräunlichen über schokoladenbraun bis violettschwarzen Kernholz ab. Es ist von fast schwarzen Farbzonen unregelmäßig gestreift. Die Gefäße sind makropor, das heißt im Querschnitt mit bloßem Auge erkennbar. Sie sind zerstreutporig angeordnet und haben einen Anteil von 8 %. Holzstrahlen werden erst unter der Lupe deutlich sichtbar. [10] Im Längsschnitt zeigen sich langgestreckte Porenrillen und dunkle sowie helle Einlagerungen. Wachstumszonen sind nur undeutlich und selten erkennbar. Ebenso wenig lässt sich Parenchym weder marginal noch apotracheal ausmachen. Wechseldrehwuchs ist nicht vorhanden. Die Holzoberfläche fühlt sich ölig an.[2]
Mikroskopisch
Die Holzstrahlen sind fein (überwiegend unter 1 Millimeter hoch)[3] und heterogen verteilt. Sie sind streng stockwerkartig angeordnet und machen einen Anteil von 23 % aus.[10] Der Längsparenchymanteil beläuft sich auf 22 %. Dort findet man häufig mineralische Kristalleinlagerungen. Die Kernstoffeinlagerungen können hell oder dunkel sein. Die ungeordneten Libriformfasern haben einen Anteil von 47 % am gesamten Holz.[2]
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Querschnitt
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Radialschnitt
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Tangentialschnitt
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Tangentialschnitt
Chemisch
Der Celluloseanteil liegt bei etwa 36 %. Der Ligninanteil bei 34 %. Dementsprechend sollte sich der Anteil an Hemicellulosen oder Pentosen auf etwa 25–30 % belaufen. Er liegt aber bei 19,5 %, was einen sehr hohen Anteil an Extraktstoffen, also an anorganischen Inhaltsstoffen, Fetten und Ölen als Ursache haben könnte.[2] Der pH-Wert befindet sich zwischen 4,6 und 4,8 und ist damit deutlich saurer als das Holz des Ostindischen-Palisanders (pH-Wert: 6,3).
Im Allgemeinen haben die Palisanderhölzer inhibierende lösliche Inhaltsstoffe und weisen zudem Wirkstoffe gegen Insektenbefall auf. Das Rio-Palisander-Holz verfärbt sich in Kontakt mit Eisen blau-grau. Dies weist auf weitere Gerbstoffe hin.[2]
Physikalisch und Mechanisch
Generell sind Palisanderhölzer schwer spaltbar und leicht spröde. Sie schwinden nur in geringem Maße und haben ein gutes Stehvermögen. Ihr Kernholz ist weitestgehend resistent gegenüber Pilzen und Insekten, aber nicht gegen Bohrmuscheln.[10] Ausßerdem ist es witterungsfest. Es wird der Dauerhaftigkeitsklasse 1 zugeordnet.[11]
Rohdichte (ÖNORM B 3012), g/cm³ | 0,86[3] |
Darrdichte r0, g/cm³ | 0,80[10] |
Volumenschwindung, % | 9,1–12,6[10] |
Schwindung radial, % | 2,8–4,3[10] |
Schwindung tangential, % | 6,1–8,1[10] |
Druckfestigkeit lufttrocken, N/mm² | 60–80[10] |
Biegefestigkeit lufttrocken, N/mm² | 110–150[10] |
Elastizitätsmodul lufttrocken, N/mm² | 8800–12900[10] |
Bearbeitung
Vollholz
Das Holz des Rio-Palisanders lässt sich relativ gut sägen. Es wird aber empfohlen beim Sägen des Holzes eine Hartmetallbestückung auf dem Sägeblatt zu verwenden, da ohne selbige ein starker Stumpfungseffekt, auf Grund der hohen Härte auftreten kann. Es ist gut drechselbar und beim Hobeln lassen sich glatte Oberflächen erzeugen, sofern der Faserverlauf gerade ist. Man sollte vorbohren bevor man das Holz verschrauben oder nageln möchte. Beim Verleimen ergeben sich keine Probleme.[2]
Furnier
Das Furnier des Rio-Palisanders wird gerne verwendet. Es lässt sich nach entsprechendem Dämpfen oder Kochen gut messern. [2]
Trocknung
Das Palisanderholz im Allgemeinen sollte möglichst langsam und behutsam getrocknet werden, damit der Prozess ohne Verluste verlaufen kann. Das Holz schwindet nur geringfügig und bereitet keine grundsätzlichen Schwierigkeiten. Es nimmt Wasser nur langsam auf und ist nicht besonders feuchteempfindlich. Beim Freilufttrocknen wird der Farbton des Holzes besser erhalten. Deshalb ist diese Methode für Schnittholz zu empfehlen. [2]
Oberflächenbehandlung
Bei der Behandlung mit Harnstoffharzlacken kann eine grüne Fluoreszenz-Verfärbung auftreten. Nachteilig kann auch sein, dass einzelne Inhaltsstoffe alkohollöslich sind. Des weiteren lösen harzreiche Zonen im Holz Anstrichschäden aus. [2]
Verwendung
Der Rio-Palisander wird aufgrund von seinen guten Klangeigenschaften besonders gerne im Instrumentenbau verwendet. So zum Beispiel für Gitarrengriffbretter, Halsschnecken, Wirbel, Instrumentenböden und mechanisch beanspruchte Teile von Streich- und Zupfinstrumenten, aber auch für Klaviere, Blockflöten, Klangstäbe und Xylophone. Bei Drechslern wird es gerne für jegliche ihrer Arbeiten (Bürstenrücken, Messergriffe) genommen. Aber auch das Furnier ist beliebt für Möbel und als Ausstattungsholz für den Innenausbau, im Besonderen auf Schiffen.[2]
Allergische Reaktionen
Bei der Be- und Verarbeitung von Rio-Palisander, aber auch der Nutzung des Endproduktes können bei sensiblen Personen, die mit dem Holzstaub oder dem Holz selbst in Berührung kommen, allergische Reaktionen hervorgerufen werden. Dies geschieht durch spezifische Inhaltsstoffe. [12]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g R. A. Ribeiro, J. P. Lemos-Filho, A. C. S. Ramos & M. B. Lovato: Phylogeography of the endangered rosewood Dalbergia nigra (Fabaceae): insights into the evolutionary history and conservation of the Brazilian Atlantic Forest, In: Heredity, Volume 106, Issue 1, 2011, S. 46–57: doi:10.1038/hdy.2010.64 Volltext online 2010.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Klaus-Günther Dahms: Das Holzpotrait: Palisander in Holz als Roh- und Werkstoff 47, 1989: Seite 337-342 im Springer-Verlag
- ↑ a b c Gerald Koch: Holzartendatenbank “macroHOLZdata”, entwickelt 2008 am Thünen Institut für Holzforschung in Hamburg, erhältlich als CD am Thünen Institut, Kontaktdaten: Gerald Koch, Thünen-Institut
- ↑ N. M. M. Donadio & M. E. S. P. Dematte: Morfologia de frutos, sementes e plantulas de canafistula (Peltophorum dubium (Spreng.) Taub.) e jacaranda-da-bahia (Dalbergia nigra (Vell.) Fr.All. ex Benth.) - Fabaceae - Fruits, seeds and seedlings morphology of Peltophorum dubium (Spreng.) Taub. and Dalbergia nigra (Vell.) Fr.All. ex Benth. - Fabaceae: In: Revista Brasileira de Sementes, Volume 22, Nr. 1, 2000, S. 64-73. Volltext-PDF.
- ↑ Bundesamt für Naturschutz - Liste der in CITES und VO(EG) 338/97 geschützten Holzarten, Stand 10. August 2013 (PDF; 176 KB)
- ↑ Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- ↑ Dalbergia nigra bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 18. Januar 2014.
- ↑ Dalbergia nigra im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 18. Januar 2014.
- ↑ Peter Gasson et al.: Wood identification of Dalbergia nigra (CITES Appendix I) using quantitative wood anatomy, principal components analysis and naïve Bayes classification, in Annals of Botany, Volume 105, 2010 Seite 45-56.
- ↑ a b c d e f g h i j Rudi Wagenführ: Holzatlas, 6. Auflage, erschienen am 22. Dez. 2006 im Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, S. 599-601
- ↑ Handbook of Hardwoods - Building Research Establishment von Her Majesty's Stationary Office (1972)
- ↑ B. M. Hausen: Holzarten mit gesundheitsschädigenden Inhaltsstoffen. DRW-Verlags-GmbH, Stuttgart, 1973.
Literatur
- Andr’e M. de Carvalho: A synopsis of the genus Dalbergia (Fabaceae: Dalbergieae) in Brazil, In: Brittonia, Volume 49, Issue 1, 1997, S. 87-109. ISSN 0007-196X: doi:10.2307/2807701
Weblinks
- Datenblatt - Dalbergia nigra Fr. All. (Rio Palisander, Brazilian rosewood) bei Handelshölzer von H. G. Richter und M. J. Dallwitz.
- Dalbergia nigra in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013. Eingestellt von: N. Varty, 1998. Abgerufen am 18. Januar 2014.
- Datenblatt mit Verbreitungskarte bei The Forest Legality Alliance.
- Datenblatt - Brazilian Rosewood Dalbergia nigra bei Global Trees Campaign.