Sealioning

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#1062; The Terrible Sea Lion
David Malki, 2014

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Sealioning (auch sea-lioning und sea lioning, (deutsch etwa: Verhalten von Seelöwen) ist ein von dem englischen Wort für Seelöwen abgeleitetes Verb, das im Netzjargon ein als lästig oder Schikane empfundenes Verhalten von sogenannten Trollen bezeichnet. Dabei werden Mitdiskutierende unter dem Schutz von Anonymität, unklarer Identität und Motivation unermüdlich mit Fragen behelligt oder zur Beibringung von Belegen oder Beweisen zu Sachverhalten aufgefordert, die nur am Rande von Bedeutung oder aber längst geklärt sind. Zugleich wird der Anschein von Höflichkeit und aufrichtigem Interesse gewahrt oder Unwissenheit vorgetäuscht. Die chronische Aufforderung, sich an der Debatte zu beteiligen, und das Bemühen, sein Gegenüber im Gespräch zu halten, kann Züge eines Angriffs annehmen. Der Begriff geht auf einen Comic von David Malki aus dem Jahr 2014 zurück, der als höchst zutreffende Beschreibung von als unerträglich erlebten Diskussionen auf dem sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) gilt. Als Sealions bezeichnete Personen geben niemals auf. Verlieren ihre Gesprächspartner die Geduld und werden unfreundlich, gerieren sie sich als Opfer. Der kommunikative Umgang mit ihnen gilt als ausgesprochen schwierig.

Im Oxford Dictionary of Social Media wird Sealioning als abschätzige Bezeichnung für eine konfrontative Praxis definiert, mit endlos erscheinenden Forderungen nach Antworten und Beweisen in eine Online-Diskussion zu springen.[1] Dabei täuscht die als Sealion bezeichnete Person Höflichkeit und Interesse an einer Diskussion vor, ohne Signalen von Desinteresse oder Ablehnung Beachtung zu schenken, die von anderen Diskussionsteilnehmern ausgehen. Diese Signale führen nicht dazu, dass von den beständigen Forderungen abgelassen wird.[2][3][4][5] Reagieren Zielpersonen ungeduldig und lassen sich zu einer ärgerlichen oder gar wütenden Reaktion hinreißen, präsentiert sich der Sealion als Opfer und bezeichnet seine Gesprächspartner als argumentativ nicht zugänglich und unvernünftig.[1][6][7]

Der amerikanische Philosoph Walter Sinnott-Armstrong[8] diskutierte den Begriff in seinem Buch Think Again: How to Reason and Argue. Internet-Trolle würden verlangen, so lange mit ihnen zu diskutieren, wie es ihnen beliebt, selbst wenn längst erkannt wäre, dass eine weitere Diskussion sinnlos sei. Wer aus der Diskussion aussteige, werde beschuldigt, engstirnig zu sein und sich der Vernunft zu widersetzen. Diese Praxis, so Sinnott-Armstrong, sei unerträglich („obnoxious“).[9]

Als Fachdidaktiker setzte sich Philippe Wampfler mit diesem Internetphänomen auseinander – unter dem Titel Der Sea Lion hat den Troll im Netz abgelöst.[10] Wampfler bezieht sich auf die Forscherin Claire Hardaker, die das Sealioning als einen Prozess des Tötens mit verbissener Freundlichkeit („process of killing with dogged kindness“) bezeichnete. Während sie Sealions als Trolle klassifiziere, sehe Wampfler sie „als eigene Klasse von kommunikativ herausfordernden Profilen“, für die er eine eigene Definition entwirft:

„Der Sea Lion verhält sich anständig. Durch Nachfragen und vorgetäuschtes Interesse zwingt er seine Gegenüber zu umständlichen Rechtfertigungen und Nachbesserungen ihrer Argumente. Das Ziel ist dabei, eine Person dazu zu bringen, emotional zu werden – darauf folgende Vorwürfe weist der Sea Lion ruhig von sich, er hat sich nicht daneben verhalten. Er ist Opfer eines Ausbruchs, mit dem er nichts zu tun hat.“

Philippe Wampfler: Der Sea Lion hat den Troll im Netz abgelöst[10]

Sokrates ist laut Wampfler der „Inbegriff des Sea Lions“, der letztlich erreiche, dass gesagt wird, was er hören wolle. Allerdings liegen seiner Mäeutik andere Motive zugrunde, denn der Sealion wirkt nur auf den ersten Blick „wie ein seriöser Diskussionspartner“. Tatsächlich verberge er seine Interessen, argumentiere nicht wirklich, schreibe keine eigenen Texte und formuliere keine Thesen. Stattdessen melde er chronisch Zweifel an und verlange, von ihm empfohlene Texte zu lesen. Als Gegenmaßnahme schlägt Wampfler vor, den Begriff des Sealions in der Debatte offensiv zu verwenden, sich auf kurze Antworten zu beschränken und den Spieß umzudrehen.[10]

Die englische Philosophin und Wissenschaftlerin Sophie Grace Chappell[11] verglich das Sealioning mit dem sokratischen Begriff eirôneia – von dem sich, mit allerdings anderer Bedeutung, das Wort Ironie ableitet –, den sie als unaufrichtige Vortäuschung von Unwissenheit beschrieb, um ein Argument zu demontieren. Für sie ist eirôneia im Netzjargon sealioning.[12][13]

Die Technik des Sealioning wurde mit zahlreichen Internetphänomenen verglichen, unter anderem mit dem Gish-Galopp oder der Chewbacca-Verteidigung. Sie wurde – metaphorisch – als Denial-of-Service-Angriff (DoS-Angriff) auf Menschen beschrieben, womit die Überlastung einer Zielperson durch insistierendes Fragen gemeint ist.[14] Manche Autoren bezeichneten Sealioning als einen böswilligen Akt („bad-faith“).[15] Nicht alle Einladungen zu einer Debatte würden in guter Absicht ausgesprochen, also in der Bereitschaft, seine eigene Meinung zu überdenken und ggf. zu ändern, wie Emily Sullivan[16] von der Universität Utrecht mit ihren Co-Autoren schrieb. Das Trolling habe zugenommen. Und auch, wenn Trolle, die sich am Sealioning beteiligen, John Stuart Mill auf ihrer Seite wähnen, wies dieser bereits im 19. Jahrhundert auf die Grenzen der Meinungsfreiheit hin.[15] „Die Freiheit des Einzelnen darf sich nicht zu einer Belästigung für Andere entwickeln“ – dieses Zitat wird Mill zugeschrieben,[17] jedoch wurde seine Urheberschaft in seinem Werk bisher nicht nachgewiesen. Vielmehr handelt es sich um eine Paraphrase seiner Prinzipien zur Freiheit und deren Begrenzung, wie er sie in seiner Schrift On Liberty im Jahr 1859 dargelegt hatte.

In ihrer Befassung mit Jugend- und Sozialarbeit listen Christian Vorre Mogensen und Sophie Buch Sealioning als eine der Methoden, in denen „Angst als Waffe“ benutzt werde.[18] Sealioning kann von einer Einzelperson oder einer gemeinsam handelnden Gruppe angewendet werden.[19]

Begriffsgeschichte

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Die Verwendung des Begriffs geht auf einen Webcomic von David Malki zurück, den er auf seiner Website Wondermark am 19. September 2014 mit dem Titel The Terrible Sea Lion (deutsch: Der schreckliche Seelöwe) veröffentlichte.[20] In dem Comic ärgert ein Seelöwe zwei Personen, indem er zwar höflich, aber nervtötend beharrlich versucht, sie in ein Gespräch zu verwickeln, an dem sie nicht interessiert sind.[21][22] Schnell wurde aus dem englischen Wort für den Seelöwen das Verb Sealioning gebildet.[23][24] Malki war zunächst erfreut, dass sein Comic so viel Anklang fand.[25]

Für Dina Rickman von der Online-Ausgabe der Zeitung The Independent war Malkis Comic im Jahr 2014 die treffendste Beschreibung von Twitter, die sie je gesehen habe.[26] Auch Patricia Hluchy äußerte sich über Sealioning im Zusammenhang mit unerträglichen Diskussionen auf Twitter.[21] Twitter Is Broken titelte David Auerbach im Slate-Magazin.[24] Der Begriff gewann bald an Popularität als eine Möglichkeit, eine bestimmte Art von Online-Trolling zu bezeichnen, und wurde verwendet, um einige Verhaltensweisen der Teilnehmer an der Gamergate-Kontroverse zu beschreiben.[27][28][24] Im Zusammenhang mit dieser Kontroverse publizierte das Journal First Monday 2016 eine Studie, in der die Teilnehmer zu ihrem Verständnis der verwendeten Terminologie befragt wurden, beispielsweise was sie als Belästigung empfinden und was Begriffe wie politische Korrektheit und Sealioning für sie bedeuten. Ihre Antworten fielen in Abhängigkeit von ihren Vorannahmen und Zielen aus.[29]

Im Jahr 2017 veröffentlichte das an der Harvard University angesiedelte Berkman Klein Center for Internet & Society eine Reihe von 16 Essays zum Thema Perspectives on Harmful Speech Online.[30] Unter vielen anderen beteiligte sich die Ethnolinguistin Amy Johnson mit ihrem Beitrag The Multiple Harms of Sea Lions.[31] Sie definierte Sealioning als beabsichtigte und kämpferische Darbietung von Ahnungslosigkeit („intentional, combative performance of cluelessness“) und stufte es – wie viele Autoren vor ihr – als eine Form des Trollens ein. Sie kritisierte den Begriff selbst als unverständlich und obskur („opaque and obscure“). Eine Analogie zur Vorgehensweise eines sogenannten Sealions sei die eines auf Menschen gerichteten Denial-of-Service-Angriffs, da analog zum gezielten Überlasten eines Servers mit sinnlosen Anfragen beim Sealioning eine soziale und technische Manipulation mit dem Ziel erfolgt, das Gegenüber zu erschöpfen und dadurch Debatten zu verhindern.[31] Zwei Jahre später fasste sie zusammen:

“Rhetorically, sealioning fuses persistent questioning – often about basic information, information on easily found elsewhere, or unrelated or tangential points – with a loudly-insisted-upon commitment to reasonable debate. It disguises itself as a sincere attempt to learn and communicate. Sealioning thus works both to exhaust a target’s patience, attention, and communicative effort, and to portray the target as unreasonable. While the questions of the ‘sea lion’ may seem innocent, they’re intended maliciously and have harmful consequences.”

„Rhetorisch gesehen verbindet das Sealioning hartnäckiges Hinterfragen – oft von grundlegenden Informationen, von Informationen, die anderswo leicht zu finden sind, oder von nicht verwandten oder nebensächlichen Punkten – mit einem lautstarken Engagement für eine vernünftige Debatte. Es tarnt sich als aufrichtiger Versuch, zu lernen und zu kommunizieren. Sealioning dient also sowohl dazu, die Geduld, die Aufmerksamkeit und die kommunikativen Bemühungen einer Zielperson zu erschöpfen, als auch dazu, sie als unvernünftig darzustellen. Die Fragen des ‚Seelöwen‘ mögen unschuldig erscheinen, sind aber böswillig gemeint und haben schädliche Folgen.“

Amy Johnson: Berkman Klein Center for Internet & Society[32]

Zahlreiche Wissenschaftler verweisen auf Sealioning oder beschreiben es direkt als eine von Internet-Trollen angewandte Technik.[1][33][32][34] Im Dezember 2020 listete das Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary den Begriff als „Words We’re Watching“, was bedeutet, dass diese Wörter zunehmend in Gebrauch kommen, jedoch die Kriterien zur Aufnahme in das Wörterbuch noch nicht erfüllen. Dort heißt es, Sealioning sei eine Form von Trolling mit dem Ziel, andere Diskussionsteilnehmer ohne die Absicht eines echten Diskurses zu erschöpfen.[23] Das kanadische Magazin Maclean’s lobte die Merriam-Webster-Definition. Man sollte diesen Neologismus auf der Merriam-Webster-Liste im Auge behalten, weil er treffend die Frustration von Online-Gesprächen beschreibe.[21]

Im November 2021 erinnerte Patricia Hluchy im Maclean’s im Zusammenhang mit dem Sealioning an weitere Begriffe, die in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen sind und ihren Ursprung in Comics hatten, wie z. B. Brainiac (Comic von 1958) und Milquetoast (aus einem Comic von 1924).[21] Sie stellte fest, dass Malki dem Begriff mit gemischten Gefühlen gegenüberstand, denn er habe nicht vorgehabt, einen Begriff zu prägen. Was er habe kritisieren wollen, sei die Vorstellung, jeder habe ein Anrecht auf so viel Aufmerksamkeit, wie er begehre.[21]

Im Dezember 2021 veröffentlichte Paul Linke in der Berliner Zeitung ein Gespräch mit Giulia Silberberger, Betriebswirtin und Gründerin des goldenen Aluhuts, in dem neben Dog Whistling und Derailing auch die Taktik des Sealioning zur Sprache kam. Silberberger hält bei den Anwendern dieser Kommunikationsstrategien ein ihnen innewohnendes Überlegenheitsgefühl für ein „essenzielles Gefühl“: „Man ist dahintergestiegen, aufgewacht, während die anderen noch schlafen. Man fühlt sich klüger, besser, als Auserwählte.“ Das sei ein, wenn auch „kurzfristiger psychischer Gewinn“. Gemeinsam sei all diesen Taktiken bzw. ihren Anwendern ein „Kapern von öffentlichen Diskussionen“, „das inflationäre Schreiben“ und das „gebauchpinselt werden wollen von ihren Anhägern“. Was die Anwender der drei genannten Techniken einen würde, sei „ein Dagegen“ – „gegen was auch immer“. Bei näherer Betrachtung sei die vorgetragene Kritik jedoch „gar nicht so sachlich, wie man vermutet, sondern stark emotionalisiert und von unsachlichen und tendenziösen Formulierungen dominiert“. Gegenargumente würden stets „verworfen und abgeschmettert“. Silberberger empfiehlt im Umgang mit diesen Diskutanten, sich nicht „von den eigenen Emotionen […] davontreiben“ zu lassen.[35]

Die Soziologin Angelika Schoder wies im September 2022 darauf hin, dass das Verhalten einer Sealioning betreibenden Person nicht immer „bewusst einer Methode“ folge, sich gleichwohl „bestimmte Mechanismen erkennen“ ließen, zu denen gehöre, dass sie sich „nie überzeugen“ ließe, sich „mit keiner Antwort zufrieden geben und keine Quelle als ausreichend ansehen“ würde und behaupte, dass die andere Seite „offensichtlich die unvernünftige ist, die nicht sachlich diskutieren“ könne. Diese Methoden würden zermürben und Ressourcen binden.[36]

Ebenfalls 2022 veröffentlichte der Philosoph Jerry Green[37] eine als Fallstudie („Case Study“) bezeichnete philosophische Analyse des kürzlich geprägten Begriffs („recently coined term“) Sealioning.[38] Seine epistemischen Überlegungen bringen ihn zu dem Schluss, dass es bei diesem Verhalten nicht um bloße Unzulänglichkeiten oder Inkompetenzen gehe, sondern ihm – erkenntnistheoretisch gesehen – Charakterzüge zugrundelägen, die auf ein böses Ende („malicious end“) ausgerichtet seien. Wie Wissbegierde, Neugier und Interesse fokussiere Sealioning zwar auf das Fragen – und dadurch unterscheide es sich von anderen Trollereien –, sei indes nicht auf Informationsgewinn aus. Es ist laut Green ein epistemisches Laster („epistemic vice“)[39]

Im April 2024 hinterlegte die gemeinnützige Organisation Der goldene Aluhut, die sich der Aufklärung über Fake News, Sekten und ideologischen Missbrauch ebenso wie dem Widerlegen von Pseudowissenschaft und Verschwörungstheorien widmet, auf ihrer Website eine Begriffsbeschreibung.[40] Dort wird das Verhalten mit dem Brüllen der Seelöwen verglichen und mit Gish-Galopp, Whataboutism oder Moving the goalposts in Verbindung gebracht. Die Taktik funktioniere, weil Menschen gewohnt sind, auf höflich gestellte Fragen zu antworten. Durch ständige Rück- und Suggestivfragen werde die Diskussion ad nauseam in Gang gehalten. Jenseits der digitalen Welt komme es in Talkshows und Podiumsdiskussionen zu ähnlichen Phänomenen, wenn beispielsweise „ausufernde Zwischenfragen gestellt werden, bei denen ein Bezug zum Thema der Veranstaltung zunehmend schwerer erkennbar wird“. Dann könne Sealioning den Effekt eines Derailments haben, insbesondere wenn die Einstiegsfrage auf einen Nebenaspekt zielte. Dadurch kann das eigentliche Thema aus dem Auge geraten. Ziel des Ganzen sei, „die Oberhand zu behalten“. Die Strategie setze die Gesprächspartner chronisch unter Zugzwang. Verliert der die Nerven und wird emotional, gebe sich „der Seelöwe tief verletzt: Er hat doch nur Fragen gestellt!“ Gefährlich sei das Sealioning, weil es den „Tod jeden fruchtbaren Dialogs“ bedeuten kann. Es solle Überlegenheit demonstriert und der Gesprächspartner demotiviert werden, mindestens aber binde es „Energie und Ressourcen, die anderswo dringend gebraucht werden“. Die Empfehlungen für dem Umgang mit Sealions fallen ähnlich wie jene von Wampfler aus.[40]

Der Politikwissenschaftler Michael Blume bezeichnete im Juni 2024 auf Spektrum.de Personen, die Sealioning betreiben, als „Zeitvampire“ und ging davon aus, dass sich mit KI-Unterstützung „in Sekunden, inhaltlich überprüfbar und mit Quellenangabe sinnvolle und interessante“ Antworten entwerfen ließen, mit denen dem „Zeitvampirismus“ begegnet werden könne. In einer Antwort auf einen Kommentar merkte er an, diesen Trollen gehe es nicht um einen Dialog, „sondern vor allem um Selbstinszenierung, destruktive Machtausübung und Fantasien von Dominanz“.[41]

Martha Claeys bezeichnete 2024 Sealions als Belästiger, die nur scheinbar freundlich seien (“friendly” harasser), und befasste sich in ihrer Abhandlung auch mit deren Opfern.[42] Weichen die nicht geschickt aus, geraten sie in eine unmögliche Lage: Antworten sie nicht, werden sie als unhöflich bezeichnet, antworten sie aber, sind sie bald erschöpft oder laufen Gefahr, die Fassung zu verlieren, um dann als unfreundlich oder gar verrückt beschimpft zu werden. Besser sei es, die Motivation des Fragestellers offenzulegen und die trügerische Freundlichkeit anzuprangern.

Während der Begriff in zahlreichen Publikationen beschrieben, analysiert und auf die Folgen damit bezeichneten Verhaltens untersucht wurde, findet sich kaum Kritik an diesem Wort. Die Bloggerin Frances Bell[43] gab dafür Raum. In ihrem Blog sind einige kritische Kommentare gelistet.[44]

Malki selbst veröffentlichte 2015 unter dem Titel Errata auf seiner Website Wondermark – wie schon die Jahre zuvor – selbstkritische Anmerkungen zu verschiedenen Comics. Dabei entschuldigte er sich für Aspekte, die er bei der Fertigung unter anderem des Comics über den Sealion nicht bedachte.[45]

Einzelnachweise

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  1. a b c Daniel Chandler, Rod Munday: Oxford Dictionary of Social Media. Hrsg.: Oxford University Press. 2016, ISBN 978-0-19-180309-3, doi:10.1093/acref/9780191803093.001.0001 (englisch): “sealioning. A disparaging term for the confrontational practice of leaping into an online discussion with endless demands for answers and evidence. See also trolling”
  2. Bailey Poland: Haters: Harassment, Abuse, and Violence Online. University of Nebraska Press, 2016, ISBN 978-1-61234-766-0, S. 144–145 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Anita Sarkeesian: Anita Sarkeesian’s Guide to Internetting While Female. In: Marie Claire. 20. Februar 2015, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  4. Robert James Bloomfield: The LAAPs that foster productive conversations and the crebit that undermines them. In: Accounting, Organizations and Society. Band 68–69, 2018, S. 135–142, doi:10.1016/j.aos.2018.06.004 (englisch): “Consider a website that seeks to provide a venue for productive conversations among those who own and love cats. Their conversations are likely to be undermined by those who want to foster a preference for dogs (haters), as well as those who simply enjoy undermining conversations for its own sake (trolls). They can expect these haters and trolls to raise faulty arguments about the evils of cats faster than they can be rebutted (the Gish Gallop); to pretend sincerity in asking repeatedly for evidence on the benefits of cats (sealioning)…”
  5. Tom Chatfield: How to Think: Your Essential Guide to Clear, Critical Thought. SAGE Publishing, Thousand Oaks 2021, ISBN 978-1-5297-2741-8, S. 34 (englisch): “To cite just one example, sealioning describes a form of harassment in which a victim is relentlessly asked to provide evidence and reasoning by someone who is hiding behind the excuse ‘I’m just trying to have a debate …’”
  6. Jessica Lindsay: Sealioning is the new thing to worry about in relationships and online. In: Metro (Britische Zeitung). 6. Juli 2018, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  7. Chris Stokel-Walker: How to handle a troll … and neuter a sea lion. In: The Guardian. 18. August 2018, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  8. Walter Sinnott-Armstrong. In: Duke University. Abgerufen am 12. Juli 2024 (englisch).
  9. Walter Sinnott-Armstrong: Think Again: How to Reason and Argue. Oxford University Press, 2018, ISBN 978-0-19-062712-6, S. 56 (englisch, google.com [abgerufen am 6. Juli 2024]).
  10. a b c Philippe Wampfler: Der Sea Lion hat den Troll im Netz abgelöst. In: Schule Social Media. 9. April 2019, abgerufen am 7. Juli 2024.
  11. Professor Sophie Grace Chappell. In: The Open University. Abgerufen am 12. Juli 2024 (englisch).
  12. Sophie Grace Chappell: Epiphanies: An Ethics of Experience. Oxford University Press, 2022, ISBN 978-0-19-285801-6, S. 408 (englisch).
  13. Diego Zucca: New Explorations in Plato’s Theaetetus: Belief, Knowledge, Ontology, Reception. Brill Academic Publishers, 2022, ISBN 978-90-04-51602-1, S. 92 (englisch).
  14. Amy Johnson: The Multiple Harms of Sea Lions. (PDF; 1,03 MB) Perspectives on Harmful Speech Online. In: Berkman Klein Center for Internet & Society. Urs Gasser, 2017, S. 14, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  15. a b Emily Sullivan, Max Sondag, Ignaz Rutter et al.: Can Real Social Epistemic Networks Deliver the Wisdom of Crowds? (PDF; 746 KB) In: The PhilPapers Foundation. 28. Januar 2019, S. 21, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  16. Emily Sullivan. In: eesullivan.com. Abgerufen am 13. Juli 2024 (englisch).
  17. Uwe Vorkötter: Wo das Netz stinkt. In: Berliner Zeitung. 21. September 2011, abgerufen am 13. Juli 2024.
  18. Christian Vorre Mogensen, Sophie Buch: Hybride Jugend- und Sozialarbeit. (PDF; 511 KB) Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, 2022, abgerufen am 16. Juli 2024.
  19. J. Marshall Shepherd: ‘Sealioning’ Is A Common Trolling Tactic On Social Media – What Is It? In: Forbes. 17. März 2019, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  20. David Malki: #1062; The Terrible Sea Lion. In: wondermark.com. 19. September 2014, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  21. a b c d e Patricia Hluchy: ‘Sealioning’ is the word that sums up why Twitter discussion is so unbearable. In: Maclean’s. 3. November 2021, abgerufen am 7. Juli 2024 (englisch).
  22. Kerry Maxwell: Buzz Word sea lion also sea-lion or sealion. In: macmillandictionary.com. Macmillan Publishers, 6. Oktober 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Januar 2018; abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  23. a b What is ‘Sealioning’? Sea lions can be real trolls sometimes. In: merriam-webster.com. Dezember 2020, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  24. a b c David Auerbach: Twitter Is Broken. In: Slate (Magazin). 11. Oktober 2014, abgerufen am 7. Juli 2024 (englisch).
  25. David Malki: "Sea Lion" Has Been Verbed. In: wondermark.com. 23. Oktober 2014, abgerufen am 7. Juli 2024 (englisch).
  26. Dina Rickman: This comic is the most apt description of Twitter you’ll ever see. In: indy100.com. 29. September 2014, abgerufen am 7. Juli 2024 (englisch).
  27. Shagun Jhaver, Sucheta Bruckman, Amy S. Bruckman, Eric Gilbert: Online Harassment and Content Moderation: The Case of Blocklists. In: ACM Transactions on Computer-Human Interaction (TOCHI). Band 25, Nr. 2, S. 12, doi:10.1145/3185593 (englisch).
  28. Adrienne L. Massanari: ‘Damseling for Dollars’: Toxic Technocultures and Geek Masculinity. In: Rebecca Ann Lind (Hrsg.): Race and Gender in Electronic Media: Content, Context, Culture. Routledge, London 2016, OCLC 948090024 (englisch): “For supporters [of Gamergate], however, the hashtag became an effective way to swarm the mentions of users perceived as not sharing their views, which became known colloquially as ‘sea lioning’ (Malki, 2014)”
  29. Shagun Jhaver, Larry Chan, Amy Bruckman: The view from the other side: The border between controversial speech and harassment on Kotaku in Action. In: First Monday. Band 23, Nr. 2, 2. Februar 2018, doi:10.5210/fm.v23i2.8232, arxiv:1712.05851 (englisch, arxiv.org [PDF; 554 kB]).
  30. Perspectives on Harmful Speech Online. In: cyber.harvard.edu. Berkman Klein Center for Internet & Society, 14. August 2017, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  31. a b Amy Johnson: The Multiple Harms of Sea Lions. In: Berkman Klein Center for Internet & Society (Hrsg.): Perspectives on Harmful Speech Online. A collection of essays. Cambridge (Massachusetts) August 2017, S. 13–15 (englisch, harvard.edu [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 6. Juli 2024]).
  32. a b Amy Johnson: ‘Sealioning’ Is A Common Trolling Tactic On Social Media – What Is It? In: The Berkman Klein Center for Internet & Society. 7. März 2019, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  33. Amy Brown: Informed is best: How to spot fake news about your pregnancy, birth and baby. Pinter & Martin, 2019, ISBN 978-1-78066-490-3 (englisch, google.com [abgerufen am 6. Juli 2024]): “Sealioning is a more subtle and very irritating form of trolling.”
  34. Tristan Kennedy: ‘Don’t read the comments’: misinformed and malicious comments stifle Indigenous voices. In: theconversation.com. 26. April 2022, abgerufen am 6. Juli 2024 (englisch).
  35. Paul Linke: Von brüllenden Corona-Seelöwen und pfeifenden Pandemie-Hunden. Paul Linke im Gespräch mit Giulia Silberberger. In: Berliner Zeitung. 10. Dezember 2021, abgerufen am 10. Juli 2024.
  36. Angelika Schoder: Von Sealioning bis Whataboutism: Tipps fürs Social-Media-Management. In: musermeku.org. 27. September 2022, abgerufen am 9. Juli 2024.
  37. Jerry Green, Ph.D. In: University of Central Oklahoma. Abgerufen am 16. Juli 2024 (englisch).
  38. Jerry Green: Sealioning: A Case Study in Epistemic Vice. In: Southwest Philosophy Review. Band 38, Nr. 1, 2022, ISSN 2154-1116, S. 123–134, doi:10.5840/swphilreview202238113 (englisch, philarchive.org [PDF; 2,1 MB; abgerufen am 13. Juli 2024]).
  39. Jerry Green (2022) A Case Study in Epistemic Vice, S. 128.
  40. a b Sealioning. In: Der goldene Aluhut. 13. April 2024, abgerufen am 8. Juli 2024.
  41. Michael Blume: Die KI-Medienrevolution: Warum ich demokratisch Aktiven dringend Blogposts, Reden und Drukos empfehle. In: scilogs.spektrum.de. 28. Juni 2024, abgerufen am 9. Juli 2024.
  42. Martha Claeys: Just Asking! On “Friendly” Forms of Harassment. In: Hypatia. Cambridge University Press, Cambridge 2024, S. 1–16, doi:10.1017/hyp.2023.120 (englisch, cambridge.org [PDF; 119 kB; abgerufen am 16. Juli 2024]).
  43. Frances Bell: Frances Bell – home at last. In: francesbell.com. Abgerufen am 14. Juli 2024 (englisch).
  44. The Flexible concept of the Terrible Sea lion. Blogpost mit dem Originalcomic Maliks. In: Francesbell's Blog. 15. Februar 2015, abgerufen am 14. Juli 2024 (englisch).
  45. David Malki: 2014 Errata. In: Wondermark. 9. Januar 2015, abgerufen am 14. Juli 2024 (englisch).