sirene Operntheater

Das sirene Operntheater entstand aus der Zusammenarbeit von Kristine Tornquist und Jury Everhartz im Jahr 1998 in Wien und produziert seither an wechselnden und ungewöhnlichen Spielorten Opern und Musiktheater, seit 2002 unter diesem Namen. Bis Ende 2022 wurden 81 Musiktheaterwerke uraufgeführt.
Spielkonzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Eine Erfindung des sirene Operntheaters sind die Operellen genannten Kurzopern, von denen meist mehrere an einem Abend gezeigt werden. Außerdem hat sirene einige Opernserien entwickelt mit bis zu 9 zusammenhängenden Opernabenden. 2020 präsentierte das Ensemble nach einer Reihe von Uraufführungen von Kammeropern[1] mit der Kammeroper Die Verwechslung[2] auch einen Spielfilm im Kinoformat.
Das sirene Operntheater brachte 36 Projektreihen mit 81 Musiktheaterproduktionen (Stand 2023) auf die Bühne. Oskar Aichinger, Thomas Arzt, Akos Banlaky, Wolfgang Bauer, René Clemencic, François-Pierre Descamps, Thomas Cornelius Desi, Christof Dienz, Irene Diwiak, Johanna Doderer, Bernhard Eder, Jury Everhartz, Brigitta Falkner, Margareta Ferek-Petric, Antonio Fian, Barbara Frischmuth, Daniel Glattauer, Gilbert Handler, Lukas Haselböck, Martin Horváth, Mirela Ivicevic, Dieter Kaufmann, Händl Klaus, Radek Knapp, Paul Koutnik, Matthias Kranebitter, Ulrich Küchl, Bernhard Lang, Klaus Lang, Periklis Liakakis, Hannes Löschel, Dora Lux, Friederike Mayröcker, Irène Montjoye, Daniel Pabst, Hermes Phettberg, Peter Planyavsky, Julia Purgina, Hannes Raffaseder, Hosea Ratschiller, Herwig Reiter, Fernando Riederer, Günter Rupp, Gernot Schedlberger, Jakob Scheid, Johannes Schrettle, Kurt Schwertsik, Willi Spuller, Lukas Tagwerker, Walter Titz, Kristine Tornquist, Helga Utz, Šimon Voseček, Alexander Wagendristel, Wolfram Wagner, Oliver Weber, Robert M Wildling, Gerhard E. Winkler und Jaime Wolfson haben Stücke für das sirene Operntheater geschrieben. Aktuelle Arbeitsaufträge wurden an Ann Cotten, Antonio Fian, Julia Libiseller, Margareta Ferek-Petric, Monika Rinck, Richard Schuberth, Tomasz Skweres und Kristine Tornquist vergeben.
„Als Zuschauer empfinde ich das besondere Erlebnis in der Oper als das Gefühl, unter Wasser getaucht zu werden und die Welt in einer anderen Dichte zu erleben - die extreme und durch nichts verstellte, absurde Künstlichkeit einer gesungenen Geschichte verlangsamt die Vorgänge, die Musik emotionalisiert und abstrahiert zugleich auf eine völlig andere Art als Text das zuwege bringt. Während Theater ein grellwaches Beschleunigen von Zeit ermöglicht, zieht die Oper in Träume hinein, deren Zeitwahrnehmung nichts mit Sekunden und Minuten zu tun hat und deren Deutlichkeit im idealen Fall Ahnung ist. Eine Ahnung, die ich dem Wissen vorziehe. Die Beziehung zwischen Komponist und Autor ist komplex. Und der Regisseur bekommt ein paar neue Probleme (Die Rechte der Akustik, die Sicht auf den Dirigenten, die Unterordnung der Szene unter die Gesetze des Gesangs, die Positionierung des Orchesters, die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten etc etc), denn Oper integriert noch viel mehr unterschiedliche Kräfte als Sprechtheater oder Tanz. Die reale Oper ist nicht nur eskalierend teurer, sondern auch ein ungleich höherer Kompromiss für alle Beteiligten. Und - da wurden meine Bildhauereierinnerungen geweckt - ein noch höherer Materialaufwand. Doch das wiederum eröffnet im Sinne des Theatergeistes der Vernetzung ganz neue Herausforderungen. Zum Beispiel an den Textautor. Weil von seiner eigentlichen Arbeit als Wortkettenfädler so wenig übrigbleibt, tritt eine andere Kunst - wenn nicht sogar die Urkunst schlechthin - in den Vordergrund: das Geschichtenerzählen. War das Auflösen narrativer Konventionen eines der Hauptinteressen der Kunst im 20.Jahrhundert - abstrakte Malerei, konkrete Poesie, undramatische Theaterliteratur, serielle Musik, experimentelle Romanstrukturen, der Experimentalfilm, das abstrakte Musiktheater etc. - so mehren sich die Anzeichen, dass sich die Kunst des 21.Jahrhunderts der narrativen Form, der Geschichte unter neuen Vorzeichen wieder zuwenden wird. Wenn das Bild die effizienteste Darstellung einer Situation ist, die Musik und das Gedicht die intensivsten Darstellung einer Emotion ermöglichen, die Formel die knappeste Beschreibung eines logischen Zusammenhanges, so bietet die Geschichte die eindringlichste und komprimierteste Form, mehrsträngige und komplexe Abläufe darzustellen. Der Lebenslauf einer Geschichte ist mit dem Lebenslauf des Menschen in seinen Entwicklungsstadien vergleichbar: durch vorgegebene Entwicklungsstufen und -krisen auf ein Ziel hin: entweder die Katastrophe (der Tod) oder die Befriedung (die imaginierte Unsterblichkeit, in der zum Beispiel alle Märchen enden). Und so fand ich ausgerechnet in der Oper diesen Spuk, der durch alle Künste, durch alle Kulte und Kulturhandlungen gleichermassen hindurchweht und der, ohne sich als Solist aufzudrängen, zu jeder Verknüpfung mit jeder Kunstform bereitsteht, eine archaische Urkunst, die beste aller Künste, an deren Wesen wir teilhaben können, ohne es jemals für uns allein reservieren zu können - das Geschichtenerzählen als Podest für Musik, Dramatik, Literatur, Bildende Kunst. Natürlich ist die Oper ein Topf, in dem die einzelne Kunst verkocht wird. Das Leben zwischen der Realität des Theaters und den Ansprüchen der Kunst ist schmerzhaft, wird immer schmerzhaft bleiben. Manchmal sehne ich mich nach der solistischen Kür, nach Vervollkommnung, nach hermetischer Identität. Doch letztlich weiss ich die Reibung zu schätzen: sie wärmt.“
Kooperationen und Gastspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das sirene Operntheater gab Gastspiele am Tiroler Landestheater in Innsbruck[3], auf der Musikbiennale in Zagreb[4], an der Ägyptischen Staatsoper in Kairo[5], dem Alten Theater in Steyr, vielen Orten in Niederösterreich, der Steiermark und Kärnten und wurde zuletzt an die Griechische Staatsoper nach Athen eingeladen: Chodorkowski (Michail Borissowitsch Chodorkowski) spielte dort im Februar 2020[6]. Es gab Gastauftritte im Theater an der Wien[7] und bei großen Festivals wie Wien Modern[8], dem Carinthischen Sommer[9], SOHO in Ottakring, exil.arte und vielen anderen. Das sirene Operntheater arbeitet vor allem mit österreichischen Künstlern und bekannten Ensembles wie PHACE, Platypus, oenm, Ensemble Zeitfluss, Blackpage Orchestra, Reconsil, Ensemble ANAX, Ensemble Sonare, dem Tiroler Ensemble für neue Musik, dem Clemencic Consort und anderen und kooperiert ständig mit den großen Komponistenverbänden IGNM, ÖKB und ÖGZM in Österreich. 2022 eröffnete das sirene Operntheater die Opernfestspiele Mecklenburg-Vorpommern in Wietzow[10].
Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 2017 erhielt das sirene Operntheater in der Wiener Volksoper den Österreichischen Musiktheaterpreis als «Bestes Off-Theater Österreichs» für die Produktion Chodorkowski[11].
Uraufführungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- sirene Operntheater
- YouTube-Kanal des sirene Operntheaters
- Interview mit Kristine Tornquist und Jury Everhartz
- Die Verwechslung – erster Spielfilm des sirene Operntheaters
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Die Verbesserung der Welt – ein Kammeropernfestival in sieben Runden auf sirene.at, abgerufen am 27. Januar 2021.
- ↑ Die Verwechslung auf sirene.at, abgerufen am 27. Januar 2021.
- ↑ Operellen zwei Serien von jeweils sieben Kurzopern.
- ↑ Circus Gastspielprogramm in Zagreb, abgerufen am 2. Januar 2023.
- ↑ Türkenkind auf sirene.at, abgerufen am 2. Januar 2023.
- ↑ Khodorkovsky auf der Seite der Griechischen Staatsoper, abgerufen am 2. Januar 2023.
- ↑ Hospital-Trilogie zuletzt in der Wiener Kammeroper.
- ↑ Wien Modern zuletzt mit "Kabbala" und "Makrokosmos" 2022.
- ↑ Hemma von Gurk auf der Seite des Stadttheaters Klagenfurt.
- ↑ Oper im Park auf wietzow.de, abgerufen am 2. Januar 2023.
- ↑ Musiktheaterpreise für “Griechische Passion” der Oper Graz (Memento vom 25. Juni 2017 im Internet Archive). Artikel vom 25. Juni 2017, abgerufen am 25. Juni 2017.