Spirit AeroSystems

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Spirit AeroSystems Holdings, Inc.

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Rechtsform Public
ISIN US8485741099
Gründung Juni 2005[1]
Sitz Wichita, Kansas,
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Leitung Patrick M. Shanahan (CEO)[2]
Mitarbeiterzahl 18.235
Umsatz 5,0 Mrd. US-Dollar
Branche Luft- und Raumfahrttechnik
Website www.spiritaero.com
Stand: 2022

Spirit AeroSystems Holdings, Inc. ist ein börsennotierter Hersteller von Flugzeugrümpfen und -rumpfteilen mit Sitz in Wichita, Kansas, Vereinigte Staaten[3] und der größte Zulieferer von Flugzeugrumpfteilen weltweit. Das Unternehmen stellt Rumpfteile für Boeing her, darunter etwa den Rumpf der Boeing 737 und Boeing 787 sowie Cockpitsektionen für fast alle Boeing-Flugzeugtypen. Dabei werden auch Rumpfteile und Vorderflügelholme für den Airbus A350 hergestellt.[4] Die Hauptkonkurrenten sind die Vought Aircraft Division der Triumph Group,[5] Collins Aerospace, Leonardo S.p.A. und Kawasaki Heavy Industries.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Boeing B-29-Montageband in Wichita (1944)

Spirits Ursprünge in Wichita reichen bis in das Jahr 1927, als Lloyd Stearman die Stearman Aircraft Corporation von Kalifornien nach Kansas verlegte. 1929 wurde diese dann von der United Aircraft and Transport Corporation (UATC), einem Zusammenschluss von Boeing und Pratt & Whitney, übernommen. Nach dem Luftpost-Skandal von 1934 musste die UATC aufgelöst werden. Die Fertigung wurde zunächst als Tochtergesellschaft von Boeing weitergeführt und 1941 als eigene Abteilung in die Boeing Airplane Company integriert. In Wichita wurde in den folgenden Jahren den Bau mehrerer Typen strategischer Bomber verantwortet, wie etwa die B-29 Superfortress, die B-47 Stratojet und die B-52 Stratofortress.[6] Während des Zweiten Weltkriegs wurde im Dezember 1943 der Höchststand von 29.795 Beschäftigten erreicht.[7] Beginnend mit der Variante B-52D wurden von 1957 bis 1963 insgesamt 467 B-52 in Wichita gebaut. Seit Mitte der 1990er Jahre sind die in Wichita gebauten B-52H-Modelle die einzige im aktiven Dienst verbliebene Variante der B-52.

1996 kaufte Boeing den Geschäftsbereich Defense and Space von Rockwell International in Oklahoma mit ehemaligen Standorten von North American Aviation in Tulsa und McAlester. Der Bereich stellte Komponenten für die Boeing 737, die Internationale Raumstation, den Joint Strike Fighter und den Nimrod MRA4 her und integrierte diesen in die Abteilung.

Spirit entstand im Juni 2005, als Boeing Commercial Airplanes sein Werk in Wichita mit weiteren Standorten in Oklahoma an die Investmentfirma Onex Corporation verkaufte.

Am 31. Januar 2006 gab BAE Systems bekannt, dass es seine Flugzeugrumpf-Sparte mit Sitz am Flughafen Glasgow-Prestwick und Flugplatz Samlesbury an Spirit verkauft.[1] Der Bereich von BAE wurde in Spirit AeroSystems (Europe) Ltd. umbenannt und ist wichtiger Zulieferer von Raytheon (5 %), Airbus (80 %) und Boeing (15 %). Die Transaktion wurde am 1. April 2006 abgeschlossen. Spirit zahlte 80 Mio. £ bzw. 162 Mio. $ für das Unternehmen.[8]

2007 wurden Fertigungsstätten in Subang (Malaysia), 2009 in Saint-Nazaire (Frankreich) und 2010 in Kinston (Vereinigte Staaten) eröffnet.[6]

Am 31. Oktober 2019 erwarb Spirit von Bombardier Aviation den Bereich Flugzeugkomponenten und Aftermarket-Services in Nordirland (Short Brothers) und Marokko sowie die Wartungs-Einrichtung für Flugzeugkomponenten in Dallas. Die Übernahme wurde im Oktober 2020 abgeschlossen.[9] Durch die Übernahme vergrößert Spirit seinen Anteil an der Airbus-Lieferkette, da im Werk Belfast die Flügel für den Airbus A220 hergestellt werden.[10]

Spirit AeroSystems[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Jahren 2009 und 2010 kamen 96 % des Umsatzes von Spirit von seinen beiden größten Kunden; 85 % entfielen auf Boeing und 11 % auf Airbus.[11]

Beim Börsengang von Spirit am 21. November 2006 stiegen die Aktien des Unternehmens am ersten Tag um 10 %.[12]

Im November 2006 besaß Onex 58 % der Anteile von Spirit, was zu 92 % der Stimmrechte führte, da ihre Aktien ein „Aufsichtsrecht“ verliehen.[12] Der Hauptverantwortliche des Kaufs von Spirit war Nigel S. Wright, der spätere Stabschef des kanadischen Premierministers Stephen Harper. Im August 2014 verkaufte die Onex-Gruppe ihre verbliebenen Anteile am Unternehmen. Im Verlauf der neunjährigen Investition erzielte die Onex Group einen Gesamterlös von ca. 3,2 Mrd. US-Dollar auf ihre ursprüngliche Investition von 375 Mio. US-Dollar.[13]

Der frühere demokratische Mehrheitsführer im US-Repräsentantenhaus Richard Gephardt war vom 15. November 2006 bis zum 1. Januar 2017[14] als Berater für Spirit tätig und saß im Vorstand des Unternehmens.[15]

Im März 2024 kündigte Boeing an, die Spirit AeroSystems wieder reintegrieren zu wollen.[16]

Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Wichita gefertigter Rumpf der Boeing 737 beim Transport zur Endmontage nach Seattle

Spirit fertigt Flugzeugkomponenten aus Aluminium und Verbundwerkstoffen für kommerzielle Flugzeuge, Geschäftsreiseflugzeug und militärische Flugzeugtypen. Hauptkunden sind Airbus, Boeing, Bombardier, Lockheed Martin (Sikorsky Aircraft), Northrop Grumman und Rolls-Royce.[17]

Spirit ist von Beginn an für die Herstellung des Boeing-737-Rumpfes und weiterer Komponenten zuständig. Für den Hauptkunden Boeing werden zudem die Cockpit-Sektion für die 787, 777 und 767 sowie Flügel- und Triebwerksteile für jeden kommerziellen Flugzeugtyp von Boeing gefertigt. Für die militärischen Flugzeugtypen Boeing P-8 und Boeing KC-46 werden ebenfalls Komponenten gefertigt.[18]

Für den zweitgrößten Kunden Airbus werden Rumpfteile und Baugruppen für die Flügel von A220, A320, A330 und A350 XWB hergestellt. Daneben werden Bauteile für den Bombardier Challenger 300, den Bombardier Challenger 600, die Bombardier-Global-Familie, den Mitsubishi SpaceJet, den Sikorsky CH-53K, die Northrop Grumman B-21 sowie für das Triebwerk BR725 von Rolls-Royce gefertigt.[18]

Niederlassungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werk Glasgow-Prestwick (2010)
Produktionsstätte in Saint-Nazaire, Frankreich (2015)
Vereinigte Staaten
  • Wichita, (Kansas) (Hauptquartier & Produktionsstätte) (ehemalig Stearman/Boeing)
  • Tulsa, (Oklahoma) (ehemalig North American/Rockwell/Boeing)
  • Kinston, North Carolina (Produktionsstätte)
Vereinigtes Königreich
Frankreich
Malaysia
Russland

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Onex' Spirit AeroSystems To Acquire BAE Systems Aerostructures. 31. Januar 2006, archiviert vom Original am 16. März 2011; abgerufen am 30. Juni 2006 (englisch).
  2. Valerie Insinna, Abhijith Ganapavaram: Spirit Aero CEO resigns as former Boeing exec named interim head In: Reuters, 2. Oktober 2023 (englisch). 
  3. Spirit AeroSystems Holdings. In: Fortune. Archiviert vom Original am 23. Dezember 2018; abgerufen am 22. Dezember 2018 (englisch).
  4. Spirit AeroSystems - from cornfields to A350s. Flight Global, 2010, abgerufen am 18. Juli 2010 (englisch).
  5. History : Triumph Aerostructures - Vought Aircraft Division. Triumph Group, Inc., 2010, archiviert vom Original am 14. Januar 2011; abgerufen am 18. August 2015 (englisch).
  6. a b History | Company | Spirit AeroSystems. A Legacy of Innovation. In: Spirit AeroSystems. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Januar 2023; abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).
  7. Boeing Wichita History. In: Wings Over Kansas. 28. November 2004; (englisch).
  8. Spirit AeroSystems Completes Purchase of BAE Systems Aerostructures Unit. Archiviert vom Original am 16. Oktober 2013; (englisch).
  9. Spirit AeroSystems: Spirit AeroSystems Completes Acquisition of Select Assets of Bombardier Aerostructures and Aftermarket Services Businesses. In: Spirit AeroSystems. Abgerufen am 1. Januar 2023 (englisch).
  10. John Campbell: Bombardier NI operations sold to US firm In: BBC News, 31. Oktober 2019 (englisch). 
  11. ANNUAL REPORT PURSUANT TO SECTION 13 OR 15(d) OF THE SECURITIES EXCHANGE ACT OF 1934. Spirit AeroSystems Holdings, Inc. United States Securities and Exchange Commission, 22. Februar 2011, abgerufen am 14. Januar 2024.
  12. a b "UPDATE: Spirit Aero, AerCap Lift Off Post-IPO >SPR AER." The Wall Street Journal. November 21, 2006.
  13. Onex Sells Remaining Stake in Spirit AeroSystems - Yahoo Finance. 7. August 2014, abgerufen am 3. Februar 2016 (englisch).
  14. Dick Gephardt (Mr. Richard Gephardt). In: Inside Screener. Abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).
  15. Richard A. Gephardt Joins Onex Team. 29. April 2005, archiviert vom Original am 3. Oktober 2011; abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).
  16. Charlotte Jacquemart: Flugzeugbauer in der Krise - US-Luftaufsichtsbehörde stellt Boeing miserables Zeugnis aus. In: srf.ch. 12. März 2024, abgerufen am 13. März 2024.
  17. Proxy Statement Summary. (PDF) Spirit AeroSystems Holdings, Inc., 17. März 2021, S. 88, abgerufen am 16. Januar 2024 (englisch).
  18. a b Programs | Company | Spirit AeroSystems. Spirit, abgerufen am 16. Januar 2024 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Spirit AeroSystems – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien