Stibarsen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stibarsen
Kugeliger Stibarsen von den Elk Mountains (Colorado), USA
(Gesamtgröße: 4,7 × 3,2 × 3,2 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1982 s.p.[1]

IMA-Symbol

Sbr[2]

Andere Namen
  • Arsenantimon
  • Arsenspießglanz[3]
  • Allemontit II[4]
Chemische Formel AsSb
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Elemente (einschließlich natürliche Legierungen bzw. intermetallische Verbindungen)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

I/B.01
I/B.01-020[5]

1.CA.05
01.03.01.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-skalenoedrisch; 32/m
Raumgruppe R3m (Nr. 166)Vorlage:Raumgruppe/166[6]
Gitterparameter a = 4,02 Å; c = 10,80 Å[6]
Formeleinheiten Z = 3[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 4
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,8 bis 6,2; berechnet: 6,44[7]
Spaltbarkeit vollkommen
Farbe zinnweiß oder rötlichgrau, grau bis schwarz anlaufend
Strichfarbe grau
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz bis matt

Stibarsen ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente (einschließlich natürliche Legierungen bzw. intermetallische Verbindungen)“. Er kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung AsSb,[6] ist also chemisch eine intermetallische Phase aus Arsen und Antimon (nicht zu verwechseln mit dem als Allemontit bezeichneten Gemenge aus Stibarsen, Arsen und/oder Antimon).

Stibarsen ist in jeder Form undurchsichtig und entwickelt nur undeutlich ausgebildete Kristalle. Meist findet er sich in Form traubiger, nierenförmiger lamellarer oder feinkörniger Mineral-Aggregate, oft auch verwachsen mit Arsen oder Antimon und Entmischungsstrukturen bildend. Frische Proben sind von zinnweißer oder rötlichgrauer Farbe und metallischem Glanz, laufen jedoch nach einiger Zeit grau bis schwarz an und werden matt.

Etymologie und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Stibarsen bei Varuträsk in der schwedischen Gemeinde Skellefteå und beschrieben 1941 durch P. E. Wretblad, der das Mineral nach seiner Zusammensetzung Antimon (lateinisch Stibium) und Arsen benannte.

Stibarsen war bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt. Damit hätte Stibarsen theoretisch den Status eines grandfathered Mineral. In der 1982 erfolgten Publikation der IMA: Commission on new minerals and mineral names wurde allerdings der oft Synonym verwendete Begriff Allemontit diskreditiert und der Name Stibarsen als Hauptbezeichnung für die Verbindung AsSb festgelegt.[8] Da dies automatisch eine nachträgliche Ankerkennung für den Stibarsen bedeutete, wird das Mineral seitdem in der „Liste der Minerale und Mineralnamen“ der IMA unter der Summenanerkennung „IMA 1982 s.p.“ (special procedure) geführt.[1] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von MineralName lautet „Sbr“.[2]

Ein Aufbewahrungsort für das Typmaterial des Minerals ist nicht dokumentiert.[9]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Stibarsen zur Mineralklasse der „Elemente“ und dort zur Abteilung „Halbmetalle und Nichtmetalle“, wo er gemeinsam mit Antimon, Arsen, Arsenolamprit, Bismut und Weißer Phosphor in der „Arsen-Reihe“ mit der Systemnummer I/B.01 steht.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich im Aufbau noch nach der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer I/B.01-020. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Halbmetalle und Nichtmetalle“, wo Stibarsen zusammen mit Antimon, Arsen, Arsenolamprit, Bismut, Paradocrasit und Pararsenolamprit die „Arsengruppe“ mit der Systemnummer I/B.01 bildet.[5]

Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Stibarsen in die Abteilung „Halbmetalle (Metalloide) und Nichtmetalle“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach verwandten Element-Familien, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Arsengruppen-Elemente“ zu finden ist, wo es zusammen mit Antimon, Arsen und Bismut die „Arsengruppe“ mit der Systemnummer 1.CA.05 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Stibarsen die System- und Mineralnummer 01.03.01.03. Dies entspricht ebenfalls der Klasse und gleichnamigen Abteilung der „Elemente“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Elemente: Halbmetalle und Nichtmetalle“ in der „Arsengruppe“, in der auch Arsen, Antimon, Bismut und Stistait eingeordnet sind.

Kristallstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vier Elementarzellen der Stibarsen-Struktur

Stibarsen kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 166)Vorlage:Raumgruppe/166 mit den Gitterparametern a = 4,02 Å und c = 10,80 Å sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]

Modifikationen und Varietäten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das nach seiner Typlokalität Allemond (englisch Allemont) in Frankreich als Allemontit bezeichnete eutektoide Gemenge aus Stibarsen, Arsen und/oder Antimon weist im Gegensatz zum reinen Stibarsen typische Entmischungsstrukturen auf.[4]

Bildung und Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Silberglänzendes, derbes Stibarsen-Handstück aus der „Moctezuma-Mine“, Sonora, Mexico (Größe: 5,8 × 3,0 × 1,6 cm)

Stibarsen findet sich im Allgemeinen in Hydrothermal-Adern, aber auch in Pegmatiten. Als Begleitminerale treten neben Arsen und Antimon unter anderem noch Arsenolith, Calcit, Cervantit, Kermesit, Quarz, Siderit, Sphalerit, Stibnit und Stibiconit auf.

Als seltene Mineralbildung konnte Stibarsen bisher (Stand: 2013) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 40 Fundorte als bekannt gelten.[11] Neben seiner Typlokalität Varuträsk wurde das Mineral in Schweden noch in der Grube „Åkerberg“ bei Skellefteå (Västerbotten) sowie in den Gruben „Jakobsberg“ und „Kittel“ bei Nordmark und bei Långban in der Gemeinde Filipstad (Värmland) gefunden.

Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Stibarsenfunde sind unter anderem Příbram und Třebsko in Tschechien, wo bis zu 10 Zentimeter große, traubige Aggregate gefunden wurden. Ebenfalls traubige, bis zu 8 Zentimeter große Exemplare traten im Bergbaugebiet Atlin in der kanadischen Provinz British Columbia zutage.[12]

An deutschen Fundorten sind bisher Reinerzau im Schwarzwald, ein Gabbro-Steinbruch bei Bad Harzburg sowie die Gruben „Claus-Friedrich“ und „Samson“ bei Sankt Andreasberg im niedersächsischen Harz und die Grube „Vater Abraham“ bei Lauta (Marienberg) im Erzgebirgskreis bekannt.

In Österreich trat Stibarsen bisher nur am Hüttenberger Erzberg in Kärnten und an der Zinkwand in den Schladminger Tauern in der Steiermark auf.

Weitere Fundorte sind unter anderem Broken Hill in Australien, Porco (Potosí) in Bolivien, die „Les Chalanches Mine“ bei Allemond (englisch Allemont) im französischen Département Isère, mehrere Orte in der griechischen Region Attika, die Stabiello Alp bei Sondalo in Italien, die „Yagumo Mine“ auf Hokkaidō und die „Bajo Mine“ auf Kyūshū in Japan, Sonora in Mexiko, Szklarnia (deutsch Gläsendorf) in Polen, Kawalerowo in Russland, Zlatá Baňa in der Slowakei, Adrasman in Tadschikistan sowie die Mineralfundstelle „American Eagle/Luona“ in den Elk Mountains (Colorado) und die „Ophir Mine“ in der Comstock Lode (Nevada) in den USA.[13]

  • W. Trsebiatkowski, E. Bryjak: Röntgenanalyse des Systems Arsen-Antimon. In: Zeitschrift für Anorganische und Allgemeine Chemie. Band 238, 1938, S. 255–267 (rruff.info [PDF; 767 kB; abgerufen am 6. Januar 2024]).
  • P. E. Wretblad: Minerals of the Varuträsk Pegmatite. XX. Die Allemontite und das System As-Sb. In: Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. Band 63, 1941, S. 19–48 (schwedisch, rruff.info [PDF; 1,4 MB; abgerufen am 6. Januar 2024]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 402 (Erstausgabe: 1891).
Commons: Stibarsen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 6. Januar 2024]).
  3. J. G. Haditsch, H. Maus: Alte Mineralnamen im deutschen Schrifttum. Sonderband 3 des Archives für Lagerstättenforschung in den Ostalpen. Hrsg.: O. M. Friedrich. Institut für Mineralogie und Gesteinskunde der Montanistischen Hochschule, Leoben 1974, S. 13 (opac.geologie.ac.at [PDF; abgerufen am 6. Januar 2024]).
  4. a b Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 285.
  5. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 50 (englisch).
  7. Stibarsen. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 48 kB; abgerufen am 6. Januar 2024]).
  8. International Mineralogical Association: Commission on New Minerals and Mineral Names. In: Mineralogical Magazine. Band 46, 1982, S. 513–514 (englisch, rruff.info [PDF; 148 kB; abgerufen am 6. Januar 2024]).
  9. Catalogue of Type Mineral Specimens – S. (PDF 315 kB) Commission on Museums (IMA), 10. Februar 2021, abgerufen am 6. Januar 2024.
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  11. Localities for Stibarsen. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 6. Januar 2024 (englisch).
  12. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 14.
  13. Stibarsen. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 6. Januar 2024 (englisch).