Ulrich Eisenfeld

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Ulrich Eisenfeld im Jahr 2021

Ulrich Eisenfeld (* 16. Oktober 1939 in Falkenstein/Vogtl.) ist ein deutscher Maler, Zeichner und Grafiker.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ulrich Eisenfeld wurde 1939 im Vogtland als zweites von fünf Kindern von Frieda (1905–1988) und Fritz Eisenfeld (1901–1974) geboren. Sein Vater, der als Justizbeamter gearbeitet hatte, wurde nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft in der SBZ im sowjetischen Speziallager Nr. 1 Mühlberg interniert, aus dem er 1949 als Invalide zurückkehrte. Der ältere Bruder Hans (1930–2022) war Sänger der Solistenvereinigung des Berliner Rundfunks und Rundfunksprecher. Die beiden jüngeren Brüder, die Zwillinge Bernd (1941–2010), Bankkaufmann und Absolvent einer Fachschule für Finanzwirtschaft, und Peter (1941–2022),[1] ein Geologe, waren DDR-Oppositionelle. Seine jüngere Schwester Brigitte Eisenfeld (* 1945) war von 1972 bis 2010 Sopranistin an der Staatsoper Unter den Linden.

Von 1953 bis 1957 absolvierte Ulrich Eisenfeld eine Bergmannslehre und arbeitete als Hauer im Steinkohlenbergwerk Martin Hoop in Zwickau. Von 1957 bis 1959 besuchte er die Arbeiter-und-Bauern-Fakultät der Bergakademie Freiberg und direkt im Anschluss die Arbeiter-und-Bauern-Fakultät der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK). An der HfBK studierte er von 1960 bis 1965 Malerei. 1965 wurde er Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR und arbeitete als freischaffender Maler. 1966 heiratete er Karin Merbitz und der Sohn Jan wurde geboren. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich Eisenfeld als Obstpflücker, Anstreicher, Mitarbeiter im Kupferstichkabinett Dresden, Messearbeiter, Trickfilmgestalter und Restaurator. Eine im Jahr 1969 im Leonhardi-Museum Dresden geplante Ausstellung, gemeinsam mit Werken von Jochen Aue, wurde in der Vorbereitungsphase von der Stasi verboten. Man vermutet einen Zusammenhang mit dem im selben Jahr gegen die Eisenfeld-Brüder Ulrich, Bernd und Peter eröffneten Operativen Vorgang (OV) „Maler“ seitens der Stasi wegen des Verdachts der Bildung einer staatsfeindlichen Gruppe.[2]

Seine Einzelausstellung im Rahmen der Rossendorfer Klubabende (ROK) und Ausstellungen im Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf (ZfK) im Jahr 1977 fand wohlwollende Aufnahme bei den Mitarbeitern des ZfK sowie Gästen, denen problemlos Zutritt gewährt wurde.

In den Jahren 1971 bis 1981 schuf Eisenfeld in seinem Atelier in Kreischa am Fuße des Wilisch vor allem Landschaftsbilder in Farbsteindruck oder Pastell. 1978 richtete er eine Lithografiewerkstatt zusammen mit Günther Torges und Siegfried Winderlich ein. Zu den Schikanen von staatlicher Seite zählte ein unbegründetes Reiseverbot in die ČSSR im Oktober 1979. Um, wie er schrieb, die „Einheit von Menschsein und künstlerischer Tätigkeit zu bewahren“, stellte er einen Ausreiseantrag, dem im Juli 1981 stattgegeben wurde. Zunächst lebte und arbeitete er in Westberlin und hatte von 1983 bis 1986 ein Atelier in Goslar. Seit 1985 arbeitete er jedes Jahr für mehrere Monate in Furudals Bruk, einer ehemaligen Eisenhütte in Furudal, einem schwedischen Ort in der Provinz Dalarna. Von dort führten ihn Reisen in das ferne Lappland, das sein malerisches Naturell in besonderer Weise anregte.

Im Jahr 1991 kehrte er nach Sachsen zurück und er richtete sich ein Atelier in Lungkwitz bei Kreischa ein. Seine Bilder wurden in Ausstellungen in Deutschland, Spanien, Schweden, Polen, Belgien, der Schweiz und Österreich gezeigt. Werke Eisenfelds befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, unter anderem im Kupferstichkabinett Dresden.[3]

Eisenfelds Sohn Jan (* 1966) ist als freischaffender Fotograf und Grafikdesigner tätig.[4] Eisenfeld war mit den Malern Günther Torges (1935–1993), Manfred Richard Böttcher (1939–2008) und Siegfried Winderlich (1940–2023) befreundet.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kunsthistoriker Diether Schmidt schrieb 1994: Ulrich Eisenfeld ist allmählich zu einem der gewichtigen Intimisten herangewachsen. Intimismus meint die ideologieferne, auf neue Vergewisserung an der Wahrheit der fünf Sinne konzentrierte romantisch gegenständliche Kunst, die im DDR-östlichen Deutschland gegen die Doktrinen des „sozialistischen Realismus“ seit den sechziger Jahren entwickelt wurde. Eisenfeld war da schon Schüler der Gründer um Kettner und Stötzer, Aue und Wittig.[5]

In seinen Pastellen ist die Horizontale das hauptsächliche Kompositionselement, die durch sparsame Rundformen und Diagonalen betont wird. Eisenfelds Kunst lebt aus dem Einklang mit dem Stirb und Werde. Seine hohen Himmel mit den diagonal darüberziehenden oder sturmgejagten Wolken raunen heimlich in Zwiesprache mit den Himmeln Caspar David Friedrichs und Blechens und Turners. Vor seinen Bildern wagen auch wir den Dialog mit der Natur und mit den Menschen neben uns.[6]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2022/2023: Galerie Eisenfeldt.de, EISENFELDT4, 4 Menschen | 4 Künstler | 1 Name, FineArt-Fotografie, Musik und Malerei. Mit Arbeiten von Erik Eisenfeldt, Philip Eisenfeldt (Musik), Ulrich Eisenfeld und Jan Eisenfeld[7]
  • 2021: Galerie Akanthus, Leipzig
  • 2021: Galerie am Damm, Dresden, „Ulrich Eisenfeld und Freunde“
  • 2019: Galerie Himmel, Dresden
  • 2018: Galerie in der Zentralbibliothek Dresden, mit Jan Eisenfeld
  • 2017:
    • Galerie am Damm, Dresden, mit Jan Eisenfeld,[8] Fotopigmentdruck, Malerei
    • Galerie Budissin, Bautzen
  • 2016: Galerie im Schloss Falkenstein (Vogtland)
  • 2015: Europäische Akademie Berlin, mit Jan Eisenfeld
  • 2014: Museum Osterzgebirgsgalerie im Schloss Dippoldiswalde
  • 2012:
  • 2011: Sächsische Landesärztekammer, Dresden
  • 2010: Kunstausstellung Kühl, Dresden
  • 2009:
    • Galerie am Damm, Konstruktiv zum 70. Geburtstag, Malerei/Grafik
    • Ernst-Rietschel-Kulturring e. V., Ernst-Rietschel-Haus, Pulsnitz
  • 2008:
    • Museum Osterzgebirgsgalerie im Schloss Dippoldiswalde
    • Galerie Am Plan, Pirna
  • 2007
    • Kunstverein Rostock
    • Gottfried-Benn-Bibliothek, Berlin-Zehlendorf
  • 2006: Kloster Benediktbeuern, Oberbayern
  • 2005: Richard-Wagner-Stätten Graupa
  • 2004: Kunstausstellung Kühl, Dresden
  • 2002:
    • Kunstscheune Barnsdorf
    • Galerie am Schloss, Weimar
    • Galerie Seywald, Salzburg
  • 2001: Kunsthalle Furudals Bruk, Schweden
  • 1999: Mönchehaus Museum Goslar
  • 1998: Galerie am Damm, Dresden
  • 1996: Kloster Benediktbeuern, Oberbayern
  • 1995: Stora Museum Falun, Schweden
  • 1994: Leonhardi-Museum, Dresden
  • 1993: „Berliner Kunst jetzt“, Ausstellung der Künstlergilde
  • 1991: Arbeiten auf Papier, Künstlergilde 91, Ostdeutsche Galerie Regensburg
  • 1990: „Ausgebürgert“, Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Beteiligung
  • 1989:
    • Galerie der Europäischen Akademie, Berlin
    • Hermann-Ehlers-Akademie, Berlin (zwei Tage nach dem Mauerfall)
  • 1988: Schloss Dätzingen, Grafenhau
  • 1987: Kunstamt Steglitz, Berlin
  • 1985: Kulturhaus Rättvik, Schweden
  • 1984: Mönchehaus-Museum für Moderne Kunst, Goslar
  • 1983:
    • Galerie Vesan Santa Cruz, Spanien, mit Arturo Walb und Friedhelm Boden
    • Adenauer-Haus Bonn und Kleine Orangerie im Schloss Charlottenburg, Berlin: Kunst im Widerspruch – Bilder aus der DDR, Beteiligung
    • Deutschlandhaus Berlin
  • 1982: Kleine Orangerie im Schloss Charlottenburg Berlin, mit Arturo Walb (Plastik)
  • 1979: „100 ausgewählte Grafiken“, Staatlicher Kunsthandel der DDR, Beteiligung in Dresden, Suhl, Rostock, Halle, Berlin
  • 1978: Clubgalerie Magdeburg, mit Manfred Richard Böttcher
  • 1977:
  • 1974: Galerie im Kulturhaus, Meerane
  • 1971: Leonhardi-Museum Dresden, mit Horst Leifer, Wolf-Eike Kuntsche, Bärbel Kuntsche und Peter Herrmann
  • 1969: Klub der Intelligenz „Victor Klemperer“, Dresden
  • 1967:
    • Kulturbundhaus Ahrenshoop
    • Haus der Kulturschaffenden „Die Möwe“, Berlin
  • 1966: Cottaclub, Freiberg/Sachsen

Arbeiten in öffentlichen Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulrich Eisenfeld: Malerei; Ausstellung 4. Dezember 1977 bis 7. Januar 1978. Galerie Nord, Dresden 1977 (Faltblatt).
  • Harald Marx: Ulrich Eisenfeld – Gedanken nach einer Ausstellung. Staatliche Kunstsammlungen, Dresden Januar 1978 („Dresdner Kunstblätter“).
  • Lothar Lang: Malerei und Graphik in der DDR. Edition Leipzig, Leipzig 1978, S. 213 (290 S.).
  • 100 ausgewählte Grafiken. Staatlicher Kunsthandel der DDR (Katalog).
  • Dieter Biewald: Kunst im Widerspruch – Bilder aus der DDR. Berlin, Bonn 1982 (Katalog).
  • Rolf Otto Karnal: Landauer Ausstellung – ein Beitrag zur deutschen Kunst. Kunstverein Villa Streccius, 1985 (Katalog).
  • Diether Schmidt: Ulrich Eisenfeld: Künstler im Haus der Wirtschaft Berlin Herbst 1990. Berlin 1990 (19 S., Katalog).
  • Werner Schmidt: „Ausgebürgert“, Künstler aus der DDR. Staatliche Kunstsammlungen, Dresden 1990 (Katalog).
  • Wolfgang Schulz: „Treffpunkt Berlin“, die Künstlergilde e. V. Berlin 1991 (Katalog).
  • Diether Schmidt: „Künstler in Sachsen“, Ausstellung. Dresden 1991 (Katalog).
  • Ulrike Haßler-Schobbert (Hrsg.): Ulrich Eisenfeld: Ausstellung Pastelle ; 5. Juni – 3. Juli 1994, Leonhardi-Museum. Stadtverwaltung, Kulturamt, Dresden September 1994 (32 S., Katalog).
  • Ulrich Eisenfeld: Stationen: Malerei Zeichnung Steindruck; Ausstellung 5. April 2008 bis 25. Januar 2009. Museum Osterzgebirgsgalerie im Schloss Dippoldiswalde, Dippoldiswalde 2008 (96 S., Katalog).
  • Der Maler und Grafiker Ulrich Eisenfeld. In: Jahrbuch für das Erzgebirge … Band 15, 2009, S. 58–60.
  • Ulrich Eisenfeld: Weite Landschaft (Akanthus-Galerie im Westwerk. Band 4). Edition Akanthus, Leipzig 2021 (47 S., Katalog).

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Trabitzsch: Die Eisenfelds. IMDb, 1996, abgerufen am 27. August 2023.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nachruf auf Peter Eisenfeld. Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, 2022, abgerufen am 27. August 2023.
  2. Tina Krone: Findbuch zum Bestand Persönlicher Archivbestand Peter Eisenfeld. Rovert-Havemann-Gesellschaft, 2011, abgerufen am 27. August 2023.
  3. Ulrich Eisenfeld: Online Collection. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, abgerufen am 27. August 2023.
  4. Jan Eisenfeld: PHOTOGRAPHY. Eigene Webseite, 2023, abgerufen am 27. August 2023.
  5. Diether Schmidt in: Ulrike Haßler-Schobbert (Hrsg.): Ulrich Eisenfeld: Ausstellung Pastelle ; 5. Juni – 3. Juli 1994, Leonhardi-Museum. Stadtverwaltung, Kulturamt, Dresden September 1994, S. 1 (32 S., Katalog).
  6. Diether Schmidt, ebenda
  7. Galerie Eisenfeldt.de. Erik Eisenfeldt, 2023, abgerufen am 30. August 2023.
  8. ULRICH EISENFELD Malerei, JAN EISENFELD Fotopigmentdruck. Galerie am Damm, 2017, abgerufen am 27. August 2023.