„Zirkumzision“ – Versionsunterschied
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* Die in der Vorhaut selbst in hoher Konzentration sowie nah an der Hautoberfläche vorliegenden [[Langerhans-Zellen#Langerhans-Zellen|Langerhans-Zellen]] und [[CD4-Rezeptor]]zellen sind für die Übertragung von Viren beim Geschlechtsakt mitverantwortlich.<ref>H. A. Weiss, S. L. Thomas, S. K. Munab2, R. J. Hayes: [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/utils/fref.fcgi?PrId=3051&itool=AbstractPlus-def&uid=16581731&db=pubmed&url=http://sti.bmj.com/cgi/pmidlookup?view=long&pmid=16581731 ''Male circumcision and risk of syphilis, chancroid, and genital herpes: a systematic review and meta-analysis.''] In: ''Sexually Transmitted Infections''. Band 86, 2006, S. 101–110 (englisch)</ref><ref>[http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?artid=1127372 ''How does male circumcision protect against HIV infection?''] In: ''British Medical Journal'' (englisch)</ref> |
* Die in der Vorhaut selbst in hoher Konzentration sowie nah an der Hautoberfläche vorliegenden [[Langerhans-Zellen#Langerhans-Zellen|Langerhans-Zellen]] und [[CD4-Rezeptor]]zellen sind für die Übertragung von Viren beim Geschlechtsakt mitverantwortlich.<ref>H. A. Weiss, S. L. Thomas, S. K. Munab2, R. J. Hayes: [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/utils/fref.fcgi?PrId=3051&itool=AbstractPlus-def&uid=16581731&db=pubmed&url=http://sti.bmj.com/cgi/pmidlookup?view=long&pmid=16581731 ''Male circumcision and risk of syphilis, chancroid, and genital herpes: a systematic review and meta-analysis.''] In: ''Sexually Transmitted Infections''. Band 86, 2006, S. 101–110 (englisch)</ref><ref>[http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?artid=1127372 ''How does male circumcision protect against HIV infection?''] In: ''British Medical Journal'' (englisch)</ref> |
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Ob die Vorhautentfernung als Routineoperation empfohlen werden sollte, wie von Seiten der [[Weltgesundheitsorganisation|WHO]] erfolgt, bleibt umstritten. Die möglichen hygienischen und gesundheitlichen Vorteile sollten vor dem Hintergrund möglicher Komplikationsrisiken des Eingriffs und alternativer Präventionsmöglichkeiten betrachtet werden, sowie die jeweiligen [[Bedingte Wahrscheinlichkeit|Grundhäufigkeiten]] der Krankheiten einbeziehen.<ref name="MosesBaileyRonald" /> Ein Großteil der gesundheitlichen Vorteile zeigt sich im späteren Lebensalter, so dass die Beschneidung nicht im Säuglingsalter erfolgen muss, sondern später im Erwachsenenalter unter voller Einwilligung erfolgen kann. |
Ob die Vorhautentfernung als Routineoperation empfohlen werden sollte, wie von Seiten der [[Weltgesundheitsorganisation|WHO]] erfolgt, bleibt umstritten. Die möglichen hygienischen und gesundheitlichen Vorteile sollten vor dem Hintergrund möglicher Komplikationsrisiken des Eingriffs und alternativer Präventionsmöglichkeiten betrachtet werden, sowie die jeweiligen [[Bedingte Wahrscheinlichkeit|Grundhäufigkeiten]] der Krankheiten einbeziehen.<ref name="MosesBaileyRonald" /> Ein Großteil der gesundheitlichen Vorteile zeigt sich im späteren Lebensalter, so dass die Beschneidung nicht im Säuglingsalter erfolgen muss, sondern später im Erwachsenenalter unter voller Einwilligung erfolgen kann. Die Ansammlung von Smegma bei einem nicht beschnittenen Penis wird durch gewöhnliches regelmäßiges Waschen genauso gut verhindert. |
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==== Übertragung von HIV und anderer Geschlechtskrankheiten ==== |
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Version vom 13. Februar 2011, 11:10 Uhr
Die Zirkumzision (von lat. circumcido, rings abschneiden[1]) ist die teilweise oder vollständige Entfernung der männlichen Vorhaut. Gründe sind neben medizinischen Indikationen häufig kultureller Natur. Kulturell motivierte Zirkumzisionen werden auch als Männliche Beschneidung bzw. (kurz) Beschneidung bezeichnet. Die Zirkumzision stellt den weltweit am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriff dar, gegenwärtig sind schätzungsweise 25 Prozent der männlichen Weltbevölkerung betroffen.[2][3]
Beschneidung in Kulturgeschichte und Religion
Ursprung und ritueller Sinn der Beschneidung
Der Ursprung des Brauchs der Beschneidung ist weitgehend ungeklärt. Vermutlich haben patriarchale Stammesgesellschaften die Beschneidung beider Geschlechter eingeführt. Älteste Überlieferungen des Rituals deuten auf Volksgruppen, die in ariden, wüstenähnlichen Regionen lebten. Die Nomaden insbesondere Nord- und Ostafrikas sowie Australiens und deren Nachfolgereligionen sind auch heute noch die Träger der religiösen Beschneidung.
Medizinhistoriker vermuten, dass bereits im Altertum die Beschneidung zur Kontrolle des Geschlechtslebens der Sklaven und der Unterschicht dienen sollte, ohne gleichzeitig die Fruchtbarkeit zu beeinflussen. Religionsgeschichtlich kann eine Erklärung des Brauchs als Ablösung vom Menschenopfer gesehen werden. In vorgeschichtlicher Zeit wurden den Göttern, die besänftigt und milde gestimmt werden sollten, Menschen als Opfer dargebracht. Auch war die Kastration von unterworfenen Feinden und Sklaven üblich. Im Zuge religiöser Umbrüche opferte man schließlich nurmehr etwas von jenem Teil des Mannes, der für die Weitergabe des Lebens zuständig und sogar der Ursprungsort für neues Leben war und damit Gott beziehungsweise den Göttern am nächsten stand. Diese Reform war ein Pars pro toto-Opfer, das in der biblischen Tradition – und für den skizzierten Zusammenhang von Menschenopfer (hier Opferung des Sohnes Isaak) Beschneidung und Fruchtbarkeit exemplarisch – Abraham als erster vornahm (Gen 17,12 EU).
Die rituelle oder religiöse Beschneidung in der Pubertät stellt bei beiden Geschlechtern einen Initiationsritus dar. Der heranwachsende Mensch wird in die Gemeinschaft aufgenommen, indem er bewusst in eine Krisensituation gebracht wird, in der er „sich bewähren“ und als „vollwertiges Mitglied“ erweisen soll. Oft muss er dabei eine Reihe von schmerzhaften oder demütigenden Prüfungen ablegen. So stellt die Beschneidung bei den Bambara und den Dogon im westafrikanischen Mali einen Mannbarkeitsritus dar, der die ursprüngliche Androgynität, als „verhexte Weiblichkeit“ durch die Vorhaut symbolisiert, aufheben soll.[4]
Neben der Beschneidung der Vorhaut des Mannes gibt es verschiedene Formen von operativen Eingriffen am Penis, die im Rahmen derartiger Initiationsriten bei verschiedenen Naturvölkern auch heute noch praktiziert werden. Bei den Aborigines, den australischen Ureinwohnern, sowie auf mehreren Inseln des Westpazifischen Ozeans ist es Brauch, jungen Männern einige Wochen nach Entfernung der Vorhaut den Penis aufzuschlitzen, was eine vollständige oder partielle Spaltung der Harnröhre bewirkt, die sogenannte Subinzision. In Indonesien werden den Jungen zu Beginn der Pubertät Bambus- oder Metallkugeln, so genannte Implants, in den Penisschaft oder die Eichel eingesetzt.
Beschneidung im Alten Ägypten
Die älteste bekannte Darstellung einer Beschneidung ist ein ägyptisches Relief aus dem Jahr 2420 v. Chr. Für die alten Ägypter war die Schlange ein unsterbliches Tier, weil sie ihre Haut abwerfen und sich damit immer wieder erneuern konnte. Bei der Beschneidung eines Mannes wurde symbolisch die Häutung der Schlange imitiert und somit die menschliche Seele unsterblich. Nach Ansicht mancher Forscher ist das ein kulturhistorischer Aspekt, der noch heute wirkt.
Judentum
→ Hauptartikel: Brit Mila
Folgt man der Bibel (Gen 17,10–14 EU), so wurde die Beschneidung unter den Israeliten von ihrem mythischen Stammvater Abraham[5] eingeführt, der meist auf etwa 1800–1600 v. Chr. datiert wird. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass erst unter Mose, also etwa 1400–1200 v. Chr. beziehungsweise erst während dem Babylonischen Exil um etwa 600 v. Chr. die Juden diese Praktik übernahmen und ritualisierten. Dadurch wurde die Beschneidung von Neugeborenen (Brit Mila), die am achten Tag[6] nach der Geburt stattzufinden hat, zur Pflicht.
Die Beschneidung wird im Judentum als Eintritt in den Bund mit Gott angesehen. Diesen Bund ging Gott nach jüdischer Überlieferung mit Abraham (und seiner Familie) ein; daher wird der Beschneidungsbund auch als „abrahamitischer Bund“ bezeichnet. Die Juden berufen sich dabei auf (Gen 17,10–14 EU). Dort heißt es in der Übersetzung Martin Luthers:
„Das aber ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Geschlecht nach dir: Alles, was männlich ist unter euch, soll beschnitten werden; eure Vorhaut sollt ihr beschneiden. Das soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch. Jedes Knäblein, wenn's acht Tage alt ist, sollt ihr beschneiden bei euren Nachkommen. […] Wenn aber ein Männlicher nicht beschnitten wird an seiner Vorhaut, wird er ausgerottet werden aus seinem Volk, weil er meinen Bund gebrochen hat.“
In der jüdischen Geschichte war die Brit Mila einer der jüdischen Bräuche, die am stärksten verfolgt wurden. Unter nichtjüdischer Herrschaft stand auf das Beschneiden von Knaben oft die Todesstrafe, u. a. weil sie in der antijüdischen Polemik mit Kastration gleichgesetzt wurde. Dies war eine der Methoden, jüdisches Brauchtum zu unterdrücken in der Hoffnung, dass die Juden dann die Weltanschauung ihrer Umwelt, das heißt der Römer, der Christen oder des Kommunismus annehmen würden. Auch unter dem Sowjetregime wurden die meisten jüdischen Knaben aus diesen Gründen nicht beschnitten. Die Bibel überliefert in den nach jüdischem und protestantischem Verständnis als Apokryphen gewerteten Büchern 1. und 2. Makkabäer die älteste Quelle für eine derartige Unterdrückung; es handelt sich um den Versuch seitens Antiochos IV. Epiphanes, zu Beginn des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts das Judentum zu hellenisieren: „… Auch die Beschneidung verbot er und gebot, die Leute an alle Unreinheiten und heidnischen Bräuche zu gewöhnen, … Die Frauen, die ihre Söhne hatten beschneiden lassen, wurden getötet, wie Antiochos befohlen hatte; man hängte ihnen die Knäblein an den Hals in ihren Häusern und tötete auch sie, die sie beschnitten hatten.“ (1 Makk 1,51-64 EU) „Zwei Frauen nämlich wurden vorgeführt, weil sie ihre Söhne beschnitten hatten. Denen band man die Kindlein an die Brust und führte sie öffentlich herum durch die ganze Stadt und warf sie zuletzt über die Mauer hinab.“ (2 Makk 6,10 EU)
Christentum
Im Thomasevangelium wird Jesus von Nazareth zum Thema zitiert. Dort heißt es:
„Seine Jünger sprachen zu ihm: „Nützt die Beschneidung oder nicht?“ Er sprach zu ihnen: „Wenn sie nützte, würde ihr Vater sie beschnitten aus ihrer Mutter zeugen. Aber die wahre Beschneidung im Geiste hat vollen Nutzen gehabt.““
Im frühen Christentum sprach sich dann vor allem Paulus von Tarsus, selbst ein beschnittener Judenchrist, für die neubekehrten Heidenchristen deutlich gegen eine Pflicht zur Beschneidung aus. Entscheidend war für ihn nicht die körperliche Beschneidung, sondern die bereits im Judentum zunehmend betonte „Beschneidung des Herzens“, wie sie schon das 5. Buch Mose kennt: „Ihr sollt die Vorhaut eures Herzens beschneiden und nicht länger halsstarrig sein.“ (Dtn 10,16 EU). Wer glaube, so Paulus, allein durch körperliche Beschneidung gottgefällig zu sein und heilig zu werden, sei auf einem Irrweg: „Die Beschneidung ist wohl nütze, wenn du das Gesetz hältst; hältst du aber das Gesetz nicht, so bist du aus einem Beschnittenen schon ein Unbeschnittener geworden.“ (Röm 2,25 EU). Entscheidend sei der demütige Glaube: „Denn in Christus Jesus kommt es gerade nicht darauf an, beschnitten oder unbeschnitten zu sein, sondern darauf, den Glauben zu haben, der in der Liebe wirksam ist.“ (Gal 5,6 EU)
Mit dem Ende des antiken Judenchristentums als eigener Strömung verschwand dann die Beschneidung im Christentum zunächst fast ganz, außer bei einigen orientalischen und afrikanischen Völkern, die die Beschneidung aus ihrem vorchristlichen Glauben übernommen hatten. Einige christliche Kirchen wie die Koptisch-Orthodoxe Kirche, Äthiopisch-Orthodoxe Kirche sowie die Eritreisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche praktizieren ebenfalls die Beschneidung weiterhin. Im Christentum wird das Ritual der Beschneidung der Neugeborenen, das zugleich ein Ritual des Namens und seiner feierlichen Zuerteilung darstellt, weitgehend durch das der Taufe abgelöst. Das Zweite Vatikanische Konzil schaffte 1962 das Fest zur Beschneidung des Herrn (in circumcisione domini) ab, mit dem acht Tage nach Heiligabend jeweils am 1. Januar der Beschneidung Jesu (Lk 2,21 EU) gedacht wurde.
Islam
Der Prophet Mohammed kam laut einer Überlieferung ohne oder zumindest mit einer sehr kurzen Vorhaut zur Welt. Dem bereits vor-islamischen Brauch auf der arabischen Halbinsel entsprechend, wird die Beschneidung heute noch bei Muslimen als ein Zeichen der Religionszugehörigkeit im Kindesalter – bis zum Alter von 13 Jahren – durchgeführt. Oft ist dieses Ereignis ein großes Familienfest.
Die Beschneidung des männlichen Geschlechtsteils und damit Entfernung der Vorhaut ist für die muslimischen Männer Pflicht und wird in der Regel bei männlichen muslimischen Kindern schon frühzeitig – oft als Baby – von den Eltern veranlasst. Bei später konvertierten Muslimen kann dies durch einen einfachen Eingriff mit örtlicher Betäubung nachgeholt werden. Die Beschneidung ist Voraussetzung für die Gültigkeit des Umkreisens der Kaaba bei der Pilgerfahrt und der Wallfahrt. Es entspricht dem Vorbild der Propheten beschnitten zu sein. Es gilt als eines der Zeichen des Prophetentums, dass die Propheten bereits beschnitten – also ohne Vorhaut – geboren werden.
In manchen Ländern (z. B. der Türkei) werden Jungen erst im späteren Kindesalter beschnitten und die Zeremonie mit einer großen Familienfeier verbunden, wobei sich islamische Elemente mit traditionellen Elementen mischen.
Die Beschneidung wird im Koran nicht explizit erwähnt und lässt sich lediglich aus der Anweisung, der Religion Abrahams zu folgen, ableiten:
„Sprich:‚Was Gott sagt, ist die Wahrheit. Folgt dem Weg Abrahams, des Hanifen! Er glaubte innig an Gott, Dem er keine anderen Gottheiten zugesellte.“
Die Beschneidung ist aber ausdrücklich in der Sunna beschrieben und wird heute meist als integraler Bestandteil des Islams angesehen, da sie für die rituelle Reinheit (Tahāra) unverzichtbar ist. Die Gültigkeit ritueller Handlungen, wie etwa des fünfmal täglichen Gebets (Salat), hängt von der rituellen Reinheit des Betenden ab. Die islamischen Rechtsschulen haben die männliche Beschneidung zur Pflicht (wadschib) erklärt.
Aussage Mohammeds in einem Hadith:
„Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete: Der Prophet, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: Zur Fitra (natürlichen Veranlagung) gehören fünf Dinge: Die Beschneidung (der Männer/Jungen), das Abrasieren der Schamhaare, das Schneiden der (Finger- und Fuß-) Nägel, das Auszupfen (bzw. Rasieren) der Achselhaare und das Kurzschneiden des Schnurrbarts.“
Neuzeit
Im 18. Jahrhundert wurde in Europa die sexualfeindliche Begründung für die Beschneidung maßgeblich. So empfahl der Schweizer Arzt Samuel Tissot die Beschneidung von Jungen und Mädchen als Kur gegen Masturbation, die er als Ursache für „jugendliche Rebellion“ und Krankheiten wie Epilepsie, „Erweichung von Körper und Geist“, Hysterie und Neurosen ansah. In Kontinentaleuropa hat sich die Beschneidung jedoch nicht durchgesetzt, stattdessen wurden, neben der Methode der Infibulation, aus heutiger Sicht merkwürdige Apparaturen und Vorrichtungen zur Verhinderung der Masturbation propagiert.
Im viktorianische England fand die chirurgische Methode dagegen vor allem bei der Oberschicht breite Zustimmung. Durch das britische Imperium (Commonwealth) verbreitete sich die Beschneidung schließlich auch in anderen Ländern, wie den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika und Indien.
Gegenwart
In den USA wurden gemäß einem Bericht der Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ) im Jahr 2005 landesweit 56 % der männlichen Neugeborenen vor der Entlassung aus der Klinik beschnitten. Im Mittleren Westen lag der Anteil dabei mit 75 % erheblich höher als im Westen mit 31 %.[9][10] Über die Entwicklung gehen die Quellen auseinander. Während der Bericht der AHRQ eine weitgehend stabile Rate innerhalb der letzten 10 Jahre ausweist[10] stellen andere Erhebungen eine Abnahme[11] oder eine Zunahme[12] fest.
Die Beschneidung ist außerdem in den englischsprachigen Ländern Afrikas sowie der arabischen Welt weit verbreitet. Dort liegt der Anteil bei über 80 % der Bevölkerung. In Europa ist die Quote generell eher gering, in Westeuropa nimmt sie jedoch stetig zu. Insbesondere in Großbritannien und Deutschland entscheiden sich zunehmend erwachsene Männer zu einer Beschneidung.[13][14]
Südkorea hat in Asien mit Ausnahme der islamisch geprägten Staaten mit den höchsten Anteil an Beschneidungen. Bei jungen Männern beträgt dieser knapp 80%. Die Beschneidung bereits bei Neugeborenen ist dabei jedoch unüblich und Südkorea das Land mit dem höchsten Anteil an Beschneidungen im Teenager- und Erwachsenenalter.[15]
Im Rahmen des Programms der Vereinten Nationen zur Prävention von Aids wird die Zirkumzision als eine von mehreren Maßnahmen zur Verringerung des Infektionsrisikos angesehen.[16] In diesem Rahmen sind weltweit in zahlreichen Ländern Kampagnen angelaufen, welche Männer dazu auffordern, sich beschneiden zu lassen. Diese von der Weltgesundheitsorganisation sowie den nationalen Regierungen geförderten Aktionen haben lokal zu einem starken Anstieg der Beschneidungsraten geführt. So hat sich bei den Luo, einem Volk in Kenia, die traditionell unbeschnitten sind, die Beschneidung etabliert – der kenianische Ministerpräsident Raila Odinga ließ sich öffentlichkeitswirksam beschneiden.[17]
Medizinische und ästhetische Gründe für die Zirkumzision
Indikation
Eine direkte medizinische Indikation zur Zirkumzision besteht bei narbigen Phimosen, zum Beispiel nach ausgedehnten Balanopostitiden, bei einer Lichen sclerosus et atrophicus (chronisch-entzündliche Erkrankung der Vorhaut), Karzinomen, und bei einer nicht repositionierbaren Paraphimose. Eine Besiedelung mit Condylomata acuminata (Feigwarzen) wird in erster Linie mit dem Laser oder „Vereisung“ mittels tiefstgekühltem, flüssigem Stickstoff behandelt.
Eine Indikation kann in Einzelfällen bei einer Vorhautverengung, der so genannten Phimose, gesehen werden, die jedoch bei Erwachsenen relativ selten auftritt. Bei Säuglingen und Kindern ist eine verengte Vorhaut normal, die Vorhaut erweitert und löst sich von der Eichel meist erst in der Pubertät, so genannte physiologische Phimose.[18] Auch bei Erwachsenen, die die Vorhaut nicht vollständig zurückziehen können, besteht nur Handlungsbedarf, wenn Schmerzen bei der Penetration auftreten. Ansonsten ist die präventive Beschneidung bei Kindern und Neugeborenen sehr umstritten und wird von vielen Fachorganisationen als rein kosmetische beziehungsweise kulturelle Angelegenheit betrachtet.[19]
Hygienische und gesundheitlich-präventive Motive
Jenseits medizinischer Indikationen werden von Beschneidungsbefürwortern eine Reihe gesundheitlich-präventiver Motive vorgebracht.
Die Zirkumzision kann auf zwei Wegen gesundheitlichen Komplikationen vorbeugen:
- Eine Bildung und Ansammlung von Smegma wird verhindert, welches als Nährboden für Keime und Bakterien dient und das ebenso Tumoren begünstigt. Insbesondere die Eichelfurche, die vertiefte Übergangsstelle zwischen Eichel und Penisschaft, ist bei unbeschnittenen Männern selbst bei zurückgestreifter Vorhaut im Ruhezustand permanent bedeckt; die zurückgestreifte Hautmenge der Vorhaut bildet dann in dieser Vertiefung einen Wulst, der nur durch Manipulation, zum Beispiel zur Reinigung, willentlich aus der Eichelfurche herausbewegt werden kann, um diese freizulegen. Insbesondere an dieser vertieften Stelle, der Eichelfurche, aber auch am benachbarten Gewebe sitzen die Talg produzierenden Fordyce- bzw. Tyson-Drüsen. Die kantenartige Vertiefung durch die Eichelfurche und daneben die absatzartige Erhebung durch den Eichelkranz verstärken die Ansammlung von Sekreten und Ablagerungen mit möglichen gesundheitlich-negativen Konsequenzen. Eine Balanitis oder auch Peniskrebs sind häufig an dieser Stelle zu finden.
- Die in der Vorhaut selbst in hoher Konzentration sowie nah an der Hautoberfläche vorliegenden Langerhans-Zellen und CD4-Rezeptorzellen sind für die Übertragung von Viren beim Geschlechtsakt mitverantwortlich.[20][21]
Ob die Vorhautentfernung als Routineoperation empfohlen werden sollte, wie von Seiten der WHO erfolgt, bleibt umstritten. Die möglichen hygienischen und gesundheitlichen Vorteile sollten vor dem Hintergrund möglicher Komplikationsrisiken des Eingriffs und alternativer Präventionsmöglichkeiten betrachtet werden, sowie die jeweiligen Grundhäufigkeiten der Krankheiten einbeziehen.[2] Ein Großteil der gesundheitlichen Vorteile zeigt sich im späteren Lebensalter, so dass die Beschneidung nicht im Säuglingsalter erfolgen muss, sondern später im Erwachsenenalter unter voller Einwilligung erfolgen kann. Die Ansammlung von Smegma bei einem nicht beschnittenen Penis wird durch gewöhnliches regelmäßiges Waschen genauso gut verhindert.
Übertragung von HIV und anderer Geschlechtskrankheiten
In zahlreichen Studien stellte sich heraus, dass das HIV-Infektionsrisiko beim ungeschützten Geschlechtsverkehr mit HIV-infizierten Partnern für beschnittene Männer (als aktiver Partner) geringer sein soll als für unbeschnittene. Der genaue Faktor der Reduzierung fällt je nach Studie verschieden aus, wurde aber bei heterosexuellen Männern auf bis zu 66 Prozent eingeschätzt,[22][23] was dazu führte, dass die WHO im März 2007 ihren Mitgliedsstaaten in einer Presseerklärung[24] empfahl, die Beschneidung als Element in die nationalen Anti-Aids-Strategien aufzunehmen. Der US-Bundesstaat New York versucht aus diesen Gründen, mittels Öffentlichkeitsarbeit junge Männer dazu zu bewegen, sich beschneiden zu lassen.[25] Die afrikanischen Staaten Kenia und Uganda versuchen mit ähnlichen Maßnahmen, den Anteil der beschnittenen Männer zu erhöhen.[26][27]
Die Beschneidung zur HIV-Prävention wurde von mehreren Seiten kritisiert, da zum einen die Beschneidung das Risiko für eine HIV-Infektion nicht vollständig aufgehoben ist, andererseits die gefühlte Sicherheit beschnittene Männer zu einem leichtfertigen Verhalten (Verzicht auf Kondome, Treue, Enthaltsamkeit) verleiten könnte. Zum anderen stellt die Beschneidung gerade in Ländern der dritten Welt selbst ein erhebliches gesundheitliches Risiko dar, da vielerorts die sterilen Bedingungen zur sicheren Durchführung einer Beschneidung fehlen und die Beschneidung so selbst zur Quelle der HIV-Infektion, aber auch anderer Infektionskrankheiten werden könnte. Konsens ist jedenfalls, dass das Risiko keinesfalls auf null fällt, so dass Beschneidung nicht als Ersatz für Safer-Sex-Techniken fungieren kann.[28]
Weiterhin wurde in Untersuchungen ein geringeres Risiko für beschnittene Männer festgestellt, an Herpes genitalis, Ulcus molle und Gonorrhoe zu erkranken.[29] Bezüglich Syphilis liegen widersprüchliche Ergebnisse vor: während einige Studien durch die Beschneidung ein gesenktes Risiko erkannten[29], zeigten andere Studien keinen Unterschied zu Unbeschnittenen.[30]
Gebärmutterhalskrebs
Eine Studie aus den 50er Jahren verglich erstmals das Vorkommen von Zervixkarzinomen (Krebs des Gebärmutterhalses) bei den Frauen von jüdischen beschnittenen Männern mit dem Vorkommen bei den Frauen von nichtjüdischen, nicht beschnittenen Männern und stellte fest, dass die Frauen von beschnittenen jüdischen Männern statistisch bedeutend weniger Gebärmutterhalskrebs hatten. Dieser Zusammenhang wird bis heute kontrovers beurteilt (s.u.); der Zusammenhang zwischen Beschneidung und Zervixkarzinomen ist noch nicht abschließend geklärt. Eine Folgestudie stellte fest, dass Gebärmutterhalskrebs bei nichtjüdischen Frauen gleich häufig vorkommt, und schlussfolgerte, die unterschiedliche Prävalenz von Zervixkarzinomen müsse von der Lebensweise der jüdischen Frauen verglichen mit nichtjüdischen Frauen herrühren.[31]
Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2007 fand nach Literaturauswertung keine Unterstützung für die These, dass die Zirkumzision das Risiko für eine HPV Infektion reduziert.[32] Diese Analyse wurde allerdings von anderen Autoren als „verzerrt“, „ungenau“ und „irreführend“ kritisiert.[33]
Peniskrebs
Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an Peniskrebs zu erkranken, ist bei unbeschnittenen Männern deutlich höher. Die Tatsache, nicht beschnitten zu sein, stellt de facto den größten Einzelrisikofaktor dar.[34] Allerdings ist die Grundwahrscheinlichkeit für Peniskrebs relativ gering, unabhängig von einer Beschneidung.
Eichelentzündung
Eine Eichelentzündung (auch Balanitis genannt) ist eine eitrige Entzündung der Eichel, die meist in der Kranzfurche beginnt. Auch die Vorhaut kann davon betroffen werden, in diesem Fall spricht man von Balanoposthitis. Kennzeichnend sind ein Brennen und Jucken sowie Ausschlag. Die Eichelentzündung kommt bei beschnittenen Männern wesentlich seltener vor, die Beschneidung kann als vorbeugende Maßnahme angesehen werden.[35]
Harnwegsinfektionen
Das Risiko für einen Harnwegsinfekt ist nach einer Beschneidung verringert. So findet sich in einer Übersichtsstudie über 12 Untersuchungen eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit für Infektionen bei Beschnittenen. Eine weitere Studie fand eine 3– bis 7-mal geringere Rate für Harnwegsinfekte bei beschnittenen Kindern, insbesondere im Kleinkindalter.[36] Allerdings sind Harnwegsinfekte bei Männern generell ein eher seltenes Problem, so dass sich die statistischen Effekte erst in sehr großen Stichproben zeigen. Aufgrund der geringen Basiswahrscheinlichkeit ist eine Beschneidung zur Vorbeugung von Harnwegsinfektionen nicht als notwendig anzusehen.[37]
Ästhetische und kosmetische Motive
Zum Teil entschließen sich Männer[14] bzw. bei Minderjährigen deren Eltern, insbesondere Mütter[38], aus Gründen der persönlichen Ästhetik und des eigenen Körpergefühls zur Zirkumzision. Bei den Beschneidungsbefürwortern „EURO CIRC“ fragen nach organisationseigener Aussage heute auch Frauen an, die Argumente suchen, um ihre männlichen Sexualpartner zum Eingriff zu überreden. Begründet wird das Interesse mit persönlich-ästhetischen und -hygienischen Präferenzen.[13] Da derartig motivierte Zirkumzisionen ohne medizinische Notwendigkeit erfolgen, lehnen die gesetzlichen Krankenkassen die Kostenübernahme in aller Regel ab.
Weibliche Einstellung
1988 wurden in Iowa (USA) 269 junge Mütter, die gerade Söhne geboren hatten, nach ihrer Einstellung zur männlichen Beschneidung befragt. 145 Teilnehmerinnen gaben verwertbare Antworten ab. Nur 22 Prozent verfügten über sexuelle Erfahrungen mit einem unbeschnittenen Mann. 89 Prozent der antwortenden Mütter hatten ihre neugeborenen Söhne beschneiden lassen. Die Mehrheit gab an, einen beschnittenen Penis gegenüber einem unbeschnittenen als ästhetischer und erotischer zu empfinden. Als Gründe wurden sowohl hygienische als auch visuelle und haptische Empfindungen angegeben. Etwa drei Viertel bezeichneten den beschnittenen Penis als natürlicher.[38]
Bezüglich dieser Studie wurde später kritisiert, dass lediglich eine kleine Minderheit von 16,5 Prozent der Teilnehmerinnen über Erfahrungen mit sowohl beschnittenen als auch unbeschnittenen Sexualpartnern verfügte.[39] Die große Mehrheit von 78 Prozent kannte nur beschnittene Sexualpartner.
Hirsuties papillaris
Mit dem Begriff Hirsuties papillaris penis werden weiße, punktförmige Papillen bezeichnet, welche sich rund um den Eichelrand bilden. Zirka 10–20 % der männlichen Bevölkerung sind von ihnen betroffen. Hirsuties papillaris bilden sich im Laufe der geschlechtlichen Entwicklung aus, vorwiegend in der Pubertät. Sie stellen, entgegen oft geäußerter Befürchtung, keine Gefahr dar und sind nicht als medizinische Indikation anzusehen, allerdings können sie jedoch ein ästhetisches Problem darstellen.[40]
Hirsuties papillaris treten bei beschnittenen Männern seltener auf. Als Grund könnte die auf dem Eichelrand aufliegende Vorhaut mit einhergehender Smegmabildung infrage kommen. Genaue Ursache des Zusammenhangs ist aber noch ungeklärt.[41]
Einfluss auf die Sexualität
Einer Studie aus Uganda zufolge, hatten die im Rahmen eines HIV-Präventionsprogramms durchgeführten Zirkumzisionen in den meisten Fällen keinen Einfluss auf die sexuelle Befriedigung und Funktion der betroffenen Männer.[42] Allerdings ist die Vorhaut einer der sensibelsten Bestandteile des Penis. Im Durchschnitt enthält sie über 73 m Nervenfasern und über 20000 Nervenenden. Die Vorhaut ist damit in etwa so sensibel wie die Lippen oder die Fingerspitzen.[43] Für einige Männer spielt die Vorhaut aufgrund ihrer Erogenität eine bedeutende Rolle in ihrem Sexualleben (so ist mitunter durch ihre alleinige Stimulation ein Orgasmus möglich).[44] Auch eine Beschädigung oder Entfernung des Frenulums im Zuge der Beschneidung kann kritisch betrachtet werden. Dieser Teil des Penis ist bei vielen Männern empfindsamer als die Eichel selbst[45]. Dies gilt freilich auch für den hochsensible Bereich der Vorhaut, in dem die äußere Haut in die innere Schleimhaut übergeht, der wie viele Schleimhautgrenzen eine hocherogene Zone ist.[46]
Für den weiblichen Partner kann der Geschlechtsverkehr unter Umständen erfüllender sein.[47] Luo-Frauen, deren Männer sich im Erwachsenenalter zum Zwecke der HIV-Prävention beschneiden ließen, fanden den Geschlechtsverkehr hinterher erfüllender.[48] Andererseits zeigte eine US-Studie aus dem Jahre 1999, in der Frauen befragt wurden, die über Erfahrungen sowohl mit beschnittenen als auch unbeschnittenen Sexualpartnern verfügten, dass die antwortenden Teilnehmerinnen mehrheitlich Vaginalverkehr mit einem anatomisch intakten (unbeschnittenen) Penis bevorzugten.[39]
Auf statistischer Ebene findet sich ein leicht verringertes Risiko für sexuelle Funktionsstörungen für beschnittene Männer, insbesondere ab dem 45. Lebensjahr.[49]
Geschlechtsverkehr
Für Unterschiede im Geschlechtsverkehr verantwortlich ist zum einen ein im Durchschnitt verlängerter Geschlechtsakt durch eine veränderte Empfindsamkeit und des Weiteren eine direktere Stimulation:
- Durch die Entfernung der Vorhaut ist die Eichel nicht mehr permanent bedeckt und kann durch den ständigen Kontakt mit der Luft sowie Reiben an der Kleidung an Empfindlichkeit verlieren. Auch durch Entfernen von Vorhaut und Frenulum selbst kann die Sensitivität herabgesetzt werden, da beide über zahlreiche Nervenenden verfügen.[50] Da die Herabsetzung der Empfindlichkeit der Eichel zu einer verlängerten Erektionsdauer beim Geschlechtsverkehr führen kann und eine vorzeitige Ejakulation nach einer Beschneidung seltener auftritt, wird dieser Umstand von zahlreichen Männern als Grund für eine Zirkumzision genannt. Auch wird von Männern, welche sich im Erwachsenenalter beschneiden ließen, von größerer sexueller Ausdauer und auch intensiveren Orgasmen berichtet.[51][52] Jedoch liegen auch Untersuchungen vor, die nach einer Beschneidung den gegenteiligen Effekt fanden, nämlich ein schnelleres Erreichen des Orgasmus nach einer Beschneidung. Generell scheint es für beschnittene Männer jedoch eher möglich zu sein, den Zeitpunkt des Orgasmus selbst zu steuern beziehungsweise hinauszuzögern.[53]
- Beim Geschlechtsverkehr fehlt das Gleiten des Penis in seiner Schafthaut, was den Verkehr für beide Partner lustvoller gestalten kann. Der beschnittene Penis gleitet nicht mehr in seiner Schafthaut hin- und her, so dass ein direkterer Kontakt mit dem Partner mit entsprechend stärkerer Stimulation möglich ist. Unter Umständen kann es jedoch bei mangelnder Lubrikation, wenn also die Frau von einer Trockenheit der Scheide betroffen ist, zu Problemen beim Eindringen kommen.
Masturbation
Die Masturbation ist auch nach einer Beschneidung noch möglich. Abhängig von Art und Umfang der Beschneidung können jedoch Einschränkungen bei der Masturbation erlebt werden. Unbeschnittene Männer stimulieren sich während der Masturbation häufig durch das Vor - und Zurückschieben der Vorhaut. Diese Möglichkeit der Stimulation bietet sich beschnittenen Männern, je nachdem wie viel Haut bei der Beschneidung entfernt wurde, jedoch nur noch eingeschränkt. Besonders bei den vollständigen Beschneidungsvarianten kann die direkte Stimulation der trockenen Eichel mit der Hand mitunter als unangenehm bis schmerzhaft empfunden werden. Für manche beschnittene Männer ist die Masturbation deshalb fast nur noch mit Hilfsmitteln (wie z. B. Gleitgel, Babyöl oder auch Speichel) möglich.[54]
Durchführung der Zirkumzision
Für die Zirkumzision existieren unterschiedliche chirurgische Methoden. Bei der verbreitetsten Methode trennt der Chirurg die Vorhaut zirkulär mit einem Skalpell durch.
Vor allem in den USA sind verschiedene Methoden mit unterschiedlichen Klemmen und sogenannten circumcision kits in Gebrauch, die eine freihändige Beschneidung ersetzen sollen und vor allem die Naht überflüssig machen (die Klemme bleibt angelegt, bis unter ihr die Wunde verheilt ist).
In Deutschland finden nichtrituelle Beschneidungen auch bei Säuglingen nicht mehr ohne Anästhesie statt.
Reguläre Zirkumzision
In Europa ist es verbreitet, die über die Eichel vorgezogene und überstehende Vorhaut zunächst mit einer Klemme zu fassen und vor dieser die Eichel schützenden Ebene durch einen Schnitt abzutrennen. Häufig wird danach der zwischen diesem Schnitt und dem Eichelkranz verbliebene Hautring (inneres Vorhautblatt) zusätzlich eingekürzt. Je nach Wunsch des Patienten oder seiner Eltern bzw. je nach Empfehlung des Arztes kann dabei ein unterschiedliches Ergebnis hinsichtlich der verbleibenden Hautmenge bestimmt werden (siehe Abschnitt Beschneidungsstile). Eine weitere Methode besteht in der freihändigen zirkulären Durchtrennung der Haut an zwei vorher markierten Stellen. Auch diese Markierung dient der Festlegung, wie viel Haut abgetragen werden und wie weit von der Eichel entfernt die verheilte Narbe liegen soll. Danach wird die zwischen den beiden ringförmigen Schnitten liegende Haut abgetragen; die flankierenden Ränder werden zueinander geführt. Diese Art ist bei kurzem Präputium angezeigt, das nicht so weit vor die Eichel gezogen werden kann, dass es vor dieser übersteht.
Der Eingriff dauert zirka 15 Minuten, danach werden die Wundränder mit selbstauflösendem Material miteinander vernäht. Die Wunde heilt in der Regel innerhalb von zwei Wochen ab. Nach dieser Zeit lösen sich die Fäden selbstständig auf. Es sollte jedoch für einen Zeitraum von drei Wochen nach dem Eingriff auf den Geschlechtsverkehr verzichtet werden.[55]
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Schematische Zeichnung einer Gomco-Klemme
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Säuglingsbeschneidung mit dem Plastibell-Ring (USA-Produkt)
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Plastibell-Ring wird aufgesetzt
Gomco Clamp
„Gomco Clamp“ ist ein Markenname der GOldstein Medical COmpany und wird vor allem in den USA zur Säuglingsbeschneidung eingesetzt. Dabei wird die Klemme zwischen Eichel und Vorhaut geschoben und danach geschlossen. Die Vorhaut wird dabei sanft abgeklemmt. Der Vorteil liegt in der relativ schnellen Durchführbarkeit sowie geringem Blutverlust.
Plastibell
Hierbei wird ein zweiteiliger Plastikring angelegt. Dabei liegt ein Teil zwischen Eichel und Vorhaut, der andere Teil außerhalb, an der Basis der Vorhaut. Die zwischen beiden angelegten Teilen liegende Haut wird durch einen Faden abgebunden. Durch das Abbinden fällt die Vorhaut nach einigen Tagen von selbst ab. Das Verfahren kann als minimalinvasiv und relativ schmerzlos betrachtet werden, findet jedoch nicht vollständig unter ärztlicher Überwachung statt, so dass dieser bei eventuellen Schwellungen nicht eingreifen kann. Falls der Ring zu früh entfernt wird, kann die noch nicht ausreichend vernarbte Wunde an ihren Rändern aufplatzen, was zumeist einen weiteren Eingriff in Form einer Wundnaht erfordert; sofern das unterbleibt, kommt es oft zu Entzündungen mit anschließender wulstiger Narbenbildung.
Erstreckung der Beschneidung auf das Vorhautbändchen
Häufig ist das Vorhautbändchen (Frenulum praeputii, siehe „Vorhaut“), eine individuell sehr unterschiedlich ausgeprägte, mehr oder weniger straffe Hautbrücke an der Unterseite des Penis, gespannt zwischen Harnröhrenöffnung und Schafthaut, ebenfalls Gegenstand der Beschneidung. Dabei wird das Bändchen, unabhängig von dem vorgeschriebenen Maß der Abtragung von innerem und äußerem Vorhautblatt, entweder nur durchtrennt und danach zumeist an den Wundrändern wieder quer vernäht oder es wird vollständig ausgeschnitten. Insbesondere ein kurzes Frenulum (Frenulum breve) kann die Eichel am erigierten Glied herunterziehen und die Erektion damit verkrümmen und schmerzhaft werden lassen. Dieser Effekt wird durch eine Beschneidung, insbesondere eine radikale, entscheidend verstärkt. Deshalb ist es besonders bei „tight“-Beschneidungen zumeist angezeigt, das Frenulum zumindest zu durchtrennen (Frenulotomie), in der Regel sollte – oder muss – es sogar ganz ausgeschnitten werden (Frenulektomie).
Rituelle Beschneidung
Bei der rituellen jüdischen Beschneidung, der Brit Mila, wird der Eingriff von einer speziell ausgebildeten Person, dem so genannten Mohel durchgeführt, ebenso bei der rituellen muslimischen Beschneidung, dem sogenannten Sünnet. Dieser wird vom Sünnetci durchgeführt. Sofern der zu Beschneidende das für den jeweiligen Ritus übliche Lebensalter hat (acht Tage für Juden, bis etwa zwölf Jahre bei Muslimen), ist der Blutverlust so gering, dass auf ein Vernähen der Wundränder verzichtet wird.
Traditionell bestand die jüdische Beschneidung aus drei einzelnen Vorgängen: Zunächst wurde die Vorhaut vor der Eichel mit einer sichelförmigen Klemme gefasst und mit einem Messer abgetrennt; sodann wurde das verbliebene innere Vorhautblatt durch Einreißen abgetragen; und schließlich saugte der Mohel mittels eines Glasröhrchens das Blut aus der Wunde und benetzte diese – zur Reinigung – abschließend mit etwas Wein. Heute wird auch die rituelle jüdische Beschneidung zumeist auf den ersten Teil, auf das Abtragen der Vorhaut selbst, beschränkt; zahlreiche Mohelim sind heutzutage zudem Ärzte. An bereits beschnittenen Männern und Jungen, die zum Judentum übertreten, muss nach orthodoxem Verständnis ein den religiösen Akt der Brit Mila symbolisierender Vorgang vollzogen werden, denn eine bereits vollzogene weltliche Beschneidung wird diesem Anspruch nicht gerecht; bei dieser symbolischen Handlung ist durch eine kleine Hauteröffnung zumindest ein Tropfen Blut (Tippat Dam als wörtliche Übersetzung und zugleich Bezeichnung der Zeremonie) hervorzubringen. Nach liberalem Verständnis kann auf diese Handlung im Zuge der Konversion verzichtet werden.
Beschneidungsstile und Formen
Beim Mann wird bei einer Beschneidung die Vorhaut teilweise oder vollständig entfernt. Die Beschneidungsvarianten variieren daher in Hinsicht auf Straffheit und Platzierung der Narbe: In der Umgangssprache werden die verschiedenen Beschneidungsstile mit englischen Begriffen bezeichnet. Man unterscheidet „low“, mit nah an der Eichel liegender Narbe und „high“ mit der Narbe am Schaft, weiter entfernt von der Eichel. Bei einer Beschneidung „low“ wird das innere Vorhautblatt nahezu vollständig entfernt. Nach der Straffheit der Schafthaut unterscheidet man zwischen „loose“, wobei die Eichel im nicht erigierten Zustand noch teilweise bedeckt sein kann und „tight“, wobei die Eichel immer freiliegt und die Schafthaut bei einer Erektion nur sehr wenig oder keinen Bewegungsspielraum mehr hat. Daraus ergeben sich die Beschneidungsstile „high & tight“, „high & loose“, „low & tight“ und „low & loose“. Wenn sowohl inneres als auch äußeres Vorhautblatt so weit entfernt werden, dass die Eichel immer, auch im nichterigierten Zustand, freiliegt und nur noch ein Rest von wenigen – bis zu zehn – Millimetern innerer Vorhaut verbleibt, spricht man generell von einer „radikalen Zirkumzision“; dies auch als Indikation, sofern die vollständige Abtragung der Vorhaut medizinisch angezeigt ist. Während das Beschnittensein des Gliedes bei den „high“-Stilen meist durch eine unterschiedliche Farbtönung der Haut ober- und unterhalb der Beschneidungsnaht deutlich zu erkennen ist, ist dies bei den „low“-Varianten wegen des weitgehenden Fehlens des helleren Innenblattes der Vorhaut nur in einem schmalen Streifen an der Eichelfurche oder auch gar nicht der Fall; der Penis wirkt dann, wenn sich die Narbe direkt hinter der Eichel befindet, als sei er schon immer ohne Vorhaut gewesen. Zudem weicht die Färbung der Beschneidungsnarbe selbst oftmals von der umgebenden Haut ab, was ebenfalls bei den „high“-Stilen deutlicher hervortritt.
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High & loose; äußeres Vorhautblatt abgetragen, inneres Vorhautblatt in Falten
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High & tight; äußeres Vorhautblatt und Teil der Schafthaut abgetragen
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Low & loose; inneres Vorhautblatt abgetragen, äußeres Vorhautblatt hier zweilagig umgestülpt
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Low & tight; inneres und äußeres Vorhautblatt abgetragen (Radikale Zirkumzision)
Während in den USA vornehmlich „high & tight“ beschnitten wird, sind im europäischen Raum eher die „low“-Stile verbreitet.
Sofern lediglich ein Teil der Vorhaut entfernt wird, so dass die Eichel im Ruhezustand des Gliedes auch weiterhin teilweise bedeckt ist, kann es zu einer "Narbenphimose" kommen. Insbesondere, wenn "high&loose" beschnitten wurde, liegt die Beschneidungsnarbe im Ruhezustand gelegentlich sogar noch auf Höhe der Eichelspitze, oft jedoch zumindest vor dem breiteren Eichelkranz. Sofern dann das Narbengewebe wulstig verwächst oder sich im Heilungsprozess zusammenzieht, entsteht im Narbenbereich ein zirkulärer Ring, der ähnlich einer Phimose einschnürend auf die Eichel wirkt. Diese Fälle erfordern unweigerlich eine zweite Beschneidung, welche dann radikaler ausfallen wird bzw. muss, damit eine anlagebedingt eventuell erneut entstehende Narbeneinschnürung sich nicht mehr auf die Eichel auswirken kann.[56]
Neben den erwähnten Formen existieren weitere Formen der Vorhautbeschneidung. Diese sind in der Regel nur regional begrenzt anzutreffen und spielen eine untergeordnete Rolle. Beispielhaft hierfür wäre der Rückenschnitt oder Erweiterungsplastik, wobei die Vorhaut nicht abgetrennt wird, sondern nur teilweise eingeschnitten wird.[57]
Mögliche Komplikationen durch die Beschneidung
Die dorsale Vene (Vena dorsalis penis superficialis), die beim Mann an der Spitze der Vorhaut beginnt, wird bei der Beschneidung in der Regel, jedoch nicht notwendigerweise, durchtrennt und verästelt sich mit der Zeit neu. Dies kann Knoten entstehen lassen. Erfahrene Operateure klemmen diese Vene deshalb im Zuge der Beschneidung gesondert ab und vernähen ihren Stumpf, um solchen Knoten vorzubeugen.
Weiterhin kann es zu einer Verwachsung zwischen der Haut der Eichel mit der umliegenden Penishaut kommen, wodurch eine Hautbrücke entsteht, die bei Bedarf eine ambulant-operative Nachkorrektur erforderlich macht.[58] Eine Hautbrücke kommt fast ausschließlich bei der Neugeborenenbeschneidung vor, jedoch auch hierbei äußerst selten.[59]
Eine solche Korrektur ist ebenfalls dringend angeraten, wenn die verbleibende Schafthaut im Zuge der Beschneidung nach dem Abtragen des inneren Vorhautblattes eng an oder sogar auf den Eichelkranz genäht wird, was vor allem bei Kleinkindbeschneidungen durch wenig geübte Operateure gelegentlich vorkommt. Die dadurch möglicherweise entstehenden Hauttaschen können zu Entzündungen und vor allem zu Behinderungen beim Geschlechtsverkehr führen. Zudem ist das Ergebnis, selbst nach operativer Korrektur, eine Beschädigung des Eichelkranzes, die sich sowohl in der Sensibilität als auch im kosmetischen Ergebnis irreversibel negativ auswirkt.
Unmittelbar nach der Operation kann sich störendes Reiben an der Kleidung bemerkbar machen; nach einigen Tagen wird es aber in der Regel kaum noch bemerkt und nach ein paar Wochen ist es zumeist kaum mehr wahrzunehmen.
Die Beschneidung birgt ebenfalls ein Risiko für bewusste oder unbewusste Operationstraumata. So erklärt Menage, dass Behandlungen im Genitalbereich bei Angehörigen beiderlei Geschlechts zu einer posttraumatischen Belastungsstörung (kurz: PTBS bzw. PTSD, im ICD-10 als F43.1 codiert) führen können. Entscheidende Faktoren für die Ausprägung einer PTBS sind nach Menage: (i) Gefühle der Machtlosigkeit und des Kontrollverlusts, (ii) fehlende Zustimmung, (iii) fehlende Information darüber, was während der Untersuchung geschehen soll, (iv) fehlendes Einfühlungsvermögen des untersuchenden Arztes und (v) die Erfahrung von physischem Schmerz.[60] Die Vermutung, dass ein Zusammenhang zwischen Beschneidung und dem Auftreten einer PTBS besteht, wird durch eine in Boyle et al. (2002) beschriebene Studie[61] erhärtet.[62] In der besagten Studie wurden 1577 philippinische Jungen im Alter von 11 bis 16 Jahren vor und nach einer Beschneidung (die entweder mit oder ohne Lokalanästhetikum durchgeführt wurde) beobachtet. Vor dem Eingriff wurde sichergestellt, dass nur Jungen in die Studie aufgenommen wurden, die keine PTBS (nach DSM-IV) aufwiesen. Nach dem Eingriff konnte bei 50 % der mit Lokalanästhetikum und 69 % der rituell (ohne Lokalanästhetikum) beschnittenen Jungen eine PTBS nach DSM-IV Kriterien diagnostiziert werden.[61]
Kritik an der Beschneidung männlicher Minderjähriger
Die Beschneidung von Jungen ist weiter verbreitet als die Beschneidung von Mädchen. In keiner Kultur findet eine weibliche Beschneidung (die je nach Art der Beschneidung auch als Verstümmelung bezeichnet wird) statt, in der nicht auch die Jungen diesem Ritual unterworfen sind. In vielen Kulturen, welche die männliche Beschneidung praktizieren, gilt der Eingriff und das damit verbundene Ritual als Eintritt in das Erwachsenendasein und zur Heiratsfähigkeit. Die Beschneidung von Jungen stellt objektiv eine körperliche Verletzung dar, die ohne Betäubung starke Schmerzen verursacht und in Ausnahmefällen dauerhafte Schäden oder gar den Tod nach sich ziehen kann.[63] In Ländern der Dritten Welt, etwa in Afrika, Vorderasien und Indonesien oder bei den Aborigines in Australien wird die Beschneidung jedoch in den seltensten Fällen mit Betäubung und sterilisierten chirurgischen Instrumenten vorgenommen.
Vom menschenrechtlichen, grundrechtlichen und strafrechtlichen Standpunkt aus, aber auch aus ethischer und moralischer Sicht stellt sich die Frage nach der Legitimität und Legalität der Beschneidung von Säuglingen oder Kleinkindern. Bei diesen ist eine Einwilligungsfähigkeit nicht gegeben, die Entscheidung für die Beschneidung wird von den Eltern getroffen. Die gesundheitlichen Vorteile der Beschneidung werden größtenteils erst mit Beginn der Geschlechtsreife relevant, so dass ein irreversibler Eingriff im Säuglingsalter von Kritikern als überflüssig betrachtet wird, sofern keine akute medizinische Notwendigkeit vorliegt. Die Säuglingsbeschneidung wird bei Juden und Muslimen unter dem Gebot der Religionsfreiheit betrachtet, jedoch liegt eine volle Religionsmündigkeit erst mit 14 Jahren vor. Ob chirurgische Eingriffe an unter 14-jährigen durch die Religionsfreiheit zu rechtfertigen sind, ist somit fraglich.
2008 wurde eine gemeinsame internationale Kampagne der beschneidungskritischen Gruppen NORM-UK (National Organization of Restoring Men) und FORWARD (Foundation for Women's Health, Research and Development) unter dem Titel "Genital Autonomy" lanciert, die sich gegen jede Form der Beschneidung von Jungen oder Mädchen richtet, sofern diese nicht medizinisch erforderlich ist.[64] Die Kampagne kritisiert insbesondere die WHO-Empfehlung zur Beschneidung von Jungen im Rahmen der HIV-Prävention.
Rechtslage in Deutschland
In Deutschland ist die rechtliche Bewertung der Beschneidung minderjähriger Jungen mit Problemen behaftet. Zunächst war diese Praxis auch ohne spezielle gesetzliche Regelung über lange Zeit weder Thema von gerichtlichen Entscheidungen, noch wurde sie in der deutschen Rechtswissenschaft kritisiert.
Im Jahr 2008 kam es zu einem Streit zwischen Autoren, die im Deutschen Ärzteblatt einen Artikel veröffentlichten und zahlreichen muslimischen und jüdischen Verbänden wie der muslimischen Vereinigung Millî Görüş und Vertretern jüdischer Gemeinden auf der orthodoxen Rabbinerkonferenz.[65] In dem Artikel begründeten diese Autoren ihre Ansicht, dass es strafbar sei, sich an einer religiösen Beschneidung zu beteiligen.[66][67] Kritisiert wird an diesen Positionen von einzelnen Stimmen innerhalb der Rechtswissenschaft, dass verfassungsrechtliche Aspekte ausgeblendet würden.[68]
Die Kosten einer religiösen Beschneidung werden von der Gesetzlichen Krankenversicherung nicht übernommen.[69]
Einwilligung des Kindes
Wird eine Beschneidung bei einem nicht einwilligungsfähigen Jungen ohne wirksame Einwilligung der oder des Personensorgeberechtigten (also in der Regel der Eltern) vorgenommen, stellt dieser Eingriff nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichtes Frankfurt a. M. eine Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und eine rechtswidrige Körperverletzung[63] dar, wobei insofern nach bisheriger Rechtsprechung ein Neunjähriger nicht, ein Zwölfjähriger hingegen in der Regel durchaus einwilligungsfähig bzw. einsichtsfähig ist.[70]
Dabei lässt das Gericht ausdrücklich offen, ob generell und bis zu welchem Alter eine Befugnis, eine Einwilligung zur Beschneidung (wirksam) zu erteilen, überhaupt vom Sorgerecht umfasst ist.
Einwilligung der Sorgeberechtigten
Nach einer neueren in der Literatur vertretenen Auffassung soll die Beschneidung als Körperverletzung nach § 223 StGB aber selbst dann strafbar sein, wenn die Personensorgeberechtigten in die Beschneidung eingewilligt haben. Denn diese Einwilligung sei unwirksam, weil der Eingriff nach der deutschen Rechtsordnung nicht dem „Wohl des Kindes“ (§ 1627 Satz 1 BGB) entspreche, den Inhabern der Personensorge also die Dispositionsbefugnis über das Rechtsgut der körperlichen Integrität fehle.[71] Innerhalb des zivil- und strafrechtlichen Streites wird die verfassungsrechtliche Dimension im Spannungsfeld zwischen dem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit des Kindes und der Religionsfreiheit, sowohl die der Eltern als auch die des Kindes, diskutiert.[72] Von der Rechtsprechung wurde die Kriminalisierung bisher nicht aufgegriffen, was wohl auf eine mangelnde Anklagebereitschaft der Staatsanwaltschaft zurückzuführen ist, denn es ist bisher öffentlich ebenso wenig bekannt geworden, dass entsprechende Anklagen erhoben wurden, was wiederum Voraussetzung für das Tätigwerden der Gerichte und damit dem Fällen entsprechender Entscheidungen und damit der Herausbildung einer entsprechenden Rechtsprechung ist.
Gerade unter Ärzten hat der neue Standpunkt zu erheblicher Verunsicherung geführt.[73] So hat der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie, Ulrich Hofmann, im Jahr 2008 mit Blick auf die rechtlich seiner Ansicht nach ungeklärte Situation dazu aufgerufen, die Indikation zur Zirkumzision sehr streng zu stellen und diese nicht als Wahleingriff anzubieten.[74]
Rechtliche Situation in anderen Ländern
In Großbritannien erschien 1949 im British Medical Journal die Abhandlung The Fate of the Foreskin von Douglas Gairdner, die zum ersten Mal die Funktionen der Vorhaut beschrieb und die routinemäßige Beschneidung als überflüssig und nachteilig darstellte. Daraufhin lehnten es die britischen Krankenkassen ab, weiterhin für unnötige Beschneidungen zu zahlen. In der Folge sanken die Beschneidungsraten in Großbritannien innerhalb kurzer Zeit drastisch von ursprünglich 50 % im Jahr 1950 auf heute unter 0,5 %.
1996 ist in den Richtlinien der British Medical Association unter „Beschneidung männlicher Neugeborener“ zu lesen: „Zu therapeutischen Zwecken eine Beschneidung vorzunehmen, obwohl die medizinische Forschung andere Techniken erbracht hat, die mindestens so effektiv und weniger einschneidend sind, wäre unangebracht und unethisch.“
Auch in Kanada zahlen die Krankenkassen den für überflüssig erachteten Eingriff nicht mehr. Die Beschneidungsrate ist entsprechend stark gesunken.
In den USA lehnen seit den 1980er Jahren immer mehr Eltern die in den amerikanischen Krankenhäusern früher routinemäßig durchgeführten Beschneidungen ab. Gegenwärtig liegt der Anteil der Beschneidungen bei Neugeborenen, die auch heute noch überwiegend ohne Betäubung vorgenommen werden, in den USA im Durchschnitt um 65 %, mit fallender Tendenz, auch durch den steigenden Anteil an Hispanics, die ihre Kinder üblicherweise nicht beschneiden lassen. Regional und durch die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen ist die Situation in den USA jedoch besonders uneinheitlich; somit können auch gegenläufige Strömungen und höhere Prozentangaben lokalisiert werden. 1999 sprach sich, nach dem kanadischen, auch der US-amerikanische Verband der Kinderärzte gegen die routinemäßige Beschneidung von Jungen aus.
Ende des gleichen Jahres hat das Parlament in Finnland eine Erklärung bezüglich ritueller Beschneidung abgegeben. Ombudsman Riitta-Leena Paunio bemerkte, dass diese Operation ohne medizinische Begründung nicht zu empfehlen sei, die betroffenen Kinder sollten vorher befragt werden und ihre Zustimmung dazu geben. Sie sagte, das finnische Parlament müsse die religiösen Rechte der Eltern abwägen gegen die Verpflichtung der Gesellschaft, ihre Kinder vor rituellen Operationen ohne unmittelbaren Vorteil für sie zu schützen. Dort ist seither die schriftliche Zustimmung beider Elternteile erforderlich.
Am 1. Oktober 2001 trat in Schweden – nach einer längeren öffentlichen Debatte wegen des Todes mehrerer Babys durch Beschneidungen – ein neues Gesetz in Kraft, das Beschneidungen ohne medizinische Begründung bei Jungen, die älter als 2 Monate sind, generell verbietet. Beschneidungen an jüngeren Babys dürfen nur noch unter Betäubung und in Anwesenheit eines Arztes vorgenommen werden. Schweden ist damit das erste Land der Welt, das rituelle Beschneidungen, die ohne Zustimmung der Betroffenen vorgenommen werden, durch Gesetz ausdrücklich eingeschränkt hat.
Darstellung in der Kunst
Thomas Mann schildert in seinem Joseph-Roman die Entstehung des Brauchs als Beschwichtigungs- und Unterwerfungsgeste gegenüber der anarchisch-kriegerischen und ursprünglich nomadischen Gottheit Jahus, der als Vorläufer des alttestamentarischen JHWH gelten soll.[75]
- Orazio Gentileschi (1563–1639): Circumcision. Tafelbild, Öl auf Leinwand, 390×252 cm, um 1606 (Church of Gesù, Ancona, dep. Pinacoteca Communale).
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ auch einschränken, vermindern oder wegnehmen
- ↑ a b S. Moses, R. C. Bailey, A. R. Ronald: Male circumcision: assessment of health benefits and risks (englisch)
- ↑ Beschnittene Männer – Schutz vor Gebärmutterhalskrebs
- ↑ „Die Beschneidung entzieht dem androgynen Wesen seine weibliche Komponente. Von seiner Weiblichkeit befreit, begibt sich der Mann auf die Suche nach einer Frau, und so entsteht dann wieder Gemeinsamkeit.“ Die Beschneidung steht hier am Anfang eines sechsstufigen Initiationszyklus, an dessen Ende die Wiederherstellung der Androgynie als Integration der „geistigen Weiblichkeit“ steht. Vgl. hierzu: Mircea Eliade, Ion P. Culianu: Handbuch der Religionen, Frankfurt a. M. 1995, S. 37 f.
- ↑ Abraham gilt nicht als historische Person, da keine außerbiblischen Belege für seine tatsächliche Existenz bekannt sind.
- ↑ Diese Anzahl der Lebenstage hat weniger mit dem Abschluss des ersten Lebenswochenzyklus zu tun, nachdem in der Schöpfungsgeschichte (Genesis 1) die Welt in sieben Tagen erschaffen wurde, was häufig irrtümlich mit der Vorschrift zur Brit Mila am achten Tag, also dem ersten Tag der neuen Woche, in Verbindung gebracht wird; es steht vielmehr im Zusammenhang mit der Frist der rituellen Unreinheit der Gebärenden und des Säuglings nach der Geburt. Falls der Säugling zu schwach oder kränklich ist, äußere zwingende Umstände dagegen sprechen (religiöse Verfolgung) oder bei einem späteren Übertritt zum Judentum findet sie auch zu einem anderen Zeitpunkt statt.
- ↑ Das Evangelium nach Thomas
- ↑ USC-MSA Compendium of Muslim Texts (englisch)
- ↑ Statistical Brief #45: Circumcisions Performed in U.S. Community Hospitals, 2005 (englisch)
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- ↑ a b OLG Frankfurt a.M.: Beschluss vom 21. August 2007, Az. 4 W 12/07, S. 8 der anonymisierten Originalentscheidung (PDF-Datei)
- ↑ Genders Unite for Genital Autonomy - It's a Personal Choice; London, 3. September 2008 (englisch)
- ↑ Maximilian Stehr/Holm Putzke/Hans-Georg Dietz: Zirkumzision bei nicht einwilligungsfähigen Jungen: strafrechtliche Konsequenzen auch bei religiöser Begründung, in: Deutsches Ärzteblatt 2008, A 1778–1780.
- ↑ Religiöse Pflicht oder Misshandlung? In: Die Zeit.
- ↑ Im Glauben verletzt In: Der Tagesspiegel.
- ↑ K.-A. Schwarz: Verfassungsrechtliche Aspekte der religiösen Beschneidung, JZ 2008, 1125.
- ↑ Vgl. Presseinformation der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen v. 4. September 2009: Bremer Kassenärzte warnen vor unsinnigen Zirkumzisionen [2].
- ↑ OLG Frankfurt a.M.: Beschluss vom 21. August 2007, Az. 4 W 12/07, in: NJW 2007, S. 3580 ff. mit kritischer Besprechung von Putzke, in: NJW 2008, S. 1568 ff.
- ↑ Holm Putzke: Die strafrechtliche Relevanz der Beschneidung von Knaben. Zugleich ein Beitrag über die Grenzen der Einwilligung in Fällen der Personensorge. In: H. Putzke u. a. (Hrsg.): Strafrecht zwischen System und Telos. Festschrift für Rolf Dietrich Herzberg. Mohr Siebeck: Tübingen 2008, S. 669–709; Putzke, in: Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 2008, S.1568–1570; zustimmend: Günter Jerouschek: Beschneidung und das deutsche Recht – Historische, medizinische, psychologische und juristische Aspekte. In: Neue Zeitschrift für Strafrecht (NStZ) 6/2008, S. 313–319; Rolf Dietrich Herzberg, in: Rechtliche Probleme der rituellen Beschneidung. In: JuristenZeitung (JZ) 7/2009, S. 332-339
- ↑ Da es sich hier um eine relativ junge Diskussion mit einer bisherkleinen Diskutantenanzahl handelt, wird abzuwarten bleiben, inwieweit die Diskussion sich weiter zu einer verfassungs- und menschenrechtlichen Grundsatzdebatte entwickelt, wo sie nach meiner Meinung hingehört, denn selbst wenn man meint, dass die einfachgesetzlichen Regelungen diese zulassen, wäre denkbar, dass diese Gesetze verfassungs- und menschenrechtswidrig und damit nichtig sind. Ein vollständiger Überblick über die derzeit erschienen Diskussionsbeiträge ist nicht möglich, hinzu kommt, dass die Diskussion weiterläuft. Einen - allerdings unvollständigen - Überblick gibt Putzke auf seiner Web-Seite [3] (18. Oktober 2010), zur Frage, inwieweit in der Diskussion grundrechtliche Aspekte eine Rolle spielen, kann als ersten Einstieg unter anderem auf den ersten Teil eines Artikels von Herzberger bezug genommen werden [4] (18. Oktober 2010). Vollständige Darstellungen des Problemfeldes im Sinne einer Darstellung des Diskussionsstandes sind meines Wissens bisher (Stand: 18. Oktober 2010) nicht erschienen.
- ↑ Martina Lenzen-Schulte: Beschneidungen sind meistens strafbar. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 16. September 2009, Nr. 215, Seite N 1
Cigdem Akyol: Streit wegen Beschneidung. Grauzone Vorhaut. In: die tageszeitung (taz), Ausgabe vom 31. Oktober 2008
Cigdem Akyol: Beschneidung. Religiöse Pflicht oder Misshandlung? In: Zeit Online. 1. Dezember 2008 - ↑ European Journal of Pediatric Surgery 4/2008, S. 289.
- ↑ vgl. Thomas Mann: Joseph und seine Brüder 1, Ffm. 1974, S. 130 f.