Wenings

From Wikipedia
Jump to navigation Jump to search
Wenings
Stadt Gedern
Wappen der ehemaligen Gemeinde Wenings
Koordinaten: 50° 23′ N, 9° 12′ OKoordinaten: 50° 23′ 7″ N, 9° 11′ 49″ O
Höhe: 339 m ü. NHN
Fläche: 19,44 km²[1]
Einwohner: 1232 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 63 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 63688
Vorwahl: 06045

Wenings ist ein Stadtteil von Gedern im hessischen Wetteraukreis.

Geographie[edit | edit source]

Der etwa 1300 Einwohner zählende Ort liegt am Südhang des Vogelsbergs im Tal der Bleiche auf etwa 340 m ü. NN.

Geschichte[edit | edit source]

Isenburg im Heiligen Römischen Reich[edit | edit source]

Burgmannenhaus Moritzstein

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Wenings erfolgte im Jahr 1187 unter dem Namen Waeninges in einem Besitzverzeichnis der Johanniter zu Nidda anlässlich einer Schenkung des Grafen Bertholds.[3][1]

Wenings gehörte zunächst den Herren von Büdingen. Nachdem diese im Mannesstamm ausgestorben waren, fiel der Ort an die Grafen von Isenburg. Durch die hohen Vorkommen an Eisen wuchs Wenings im Mittelalter zu einem beachtlichen Dorf. Zum Schutz der Siedlung wurde schon früh ein bepflanzter Wall und ein hundert Schritte breiter und dichter Hain angelegt, in dem sich bis zum 16. Jahrhundert Wölfe befunden haben sollen.

Den guten Beziehungen Luthers von Isenburg und Büdingen (1286–1340) zu Kaiser Ludwig dem Bayern war es zu verdanken, dass Wenings am 29. Mai 1336 die Stadtrechte verliehen wurden.[4] Hierdurch erhielt Wenings auch das Recht, eine Befestigungsanlage zu errichten. Bis zur Fertigstellung der Ummauerung mit ihren fünf Wehrtürmen dauerte es jedoch weitere 100 Jahre. Die befestigte Stadt bot hernach nicht nur der eigenen, zwischenzeitlich auf 400 Bürger angewachsenen Bevölkerung Schutz, sondern diente auch in Kriegszeiten als Rückzugsort für die Menschen der umliegenden Dörfer.

Als 1596 Graf Wolfgang Ernst I. von Isenburg und Büdingen die Stadtrechte aberkennen wollte, widersetzten sich die Einwohner von Wenings. Es kam zur sogenannten „Rebellion der Stadt Wenings gegen ihre Landesherrschaft“. Die heftigen Auseinandersetzungen der Einwohner mit den Landesherren in Büdingen („die Weningser, sie huldigen nicht!“) endeten 1603 mit einem Vergleich vor dem Reichskammergericht in Speyer. Wenings erhielt hierdurch seine Privilegien zurück.
siehe auch Burg Moritzstein

Von dem im 18. Jahrhundert gebauten Schloss Moritzstein – nach seinem Erbauer, Graf Moritz von Isenburg Birstein – steht heute nur noch das Burgmannenhaus. Die regierenden Grafen der Grafschaft Isenburg-Birstein waren zwar 1744 Reichsfürsten geworden, die Reichsunmittelbarkeit ist jedoch mit dem Ende des alten deutschen Reiches (die Niederlegung der Kaiserkrone durch den Kaiser und die Entbindung vom Treueid an ihn von 1806) untergegangen.

Isenburg im Rheinbund[edit | edit source]

Am 12. Juli 1806 trat der seit 1803 regierende Fürst, Carl von Isenburg-Birstein, mit dem ehemaligen Reichsterritorium dem Rheinbund (amtlich: Confédération du Rhin) bei, einer Konföderation dessen Protektor (Protecteur de la Confédération) Napoleon Bonaparte war (per Volksabstimmung Empereur par la volonté nationale – Kaiser durch den Willen der Nation). Carl wurde dadurch souverainer Fürst über alle isenburgische Lande; außenpolitisch und militärisch hatte aber Napoleon zu bestimmen.

Das ehemalige Reichsfürstentum wurde mit den mediatisierten ysenburgischen Grafschaften in Büdingen, Meerholz und Wächtersbach zu einem einheitlichen Staat im modernen Sinne (Fürst Carl führte z. B. die Schriftlichkeit der Verwaltungsentscheidungen ein, gründete eine Diener-Witwen- und Waisenkasse, eine Feuerversicherung für die Gebäude, regelte die unentgeltliche Impfung gegen die Pocken durch die Amtsärzte und die Invalidenversorgung nach dem Militärdienst). Carl gehörte nach der Niederlage Napoleons (Völkerschlacht bei Leipzig) zu den Besiegten (die Isenburger Gemeinden hatten hohe Kriegslasten zu tragen), das Gebiet seines Fürstentums wurde besetztes Feindesland, nach dem Wiener Kongress kam es 1815 zu Österreich, aber nur für ein Jahr, danach teilten sich 1816 der Großherzog von Hessen-Darmstadt und der Kurfürst von Hessen-Kassel das Land, die Stadt fiel an das Großherzogtum Hessen.

Zwischen 1852 und 1972 gehörte Wenings zum Kreis Büdingen.

675 Jahre Stadtrechte[edit | edit source]

Im Jahr 2011 feierte der Ort Wenings die 675. Wiederkehr der Verleihung des Stadtrechts. Das über das gesamte Jahr dauernde Veranstaltungsprogramm beinhaltete u. a. Geschichtsvorträge, Musikveranstaltungen und Stadtführungen sowie ein Festzug mit Mittelaltermarkt und Oldtimer-Traktoren-Ausstellung.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)[edit | edit source]

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen schloss sich die bis dahin Selbständige Gemeinde Wenings zum 31. Dezember 1971 freiwillig mit anderen Nachbargemeinden als Stadtteil der Stadt Gedern an.[5][6] Für Wenings, wie für alle nach Gedern eingegliederten ehemaligen Gemeinden sowie für die Kernstadt, wurde je ein Ortsbezirk gebildet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[edit | edit source]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Wenings angehört(e):[1][8][9]

Bevölkerung[edit | edit source]

Einwohnerentwicklung

Wenings: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
  
1.121
1840
  
1.048
1846
  
1.023
1852
  
993
1858
  
1.048
1864
  
877
1871
  
838
1875
  
884
1885
  
855
1895
  
808
1905
  
747
1910
  
771
1925
  
731
1939
  
728
1946
  
1.042
1950
  
1.024
1956
  
897
1961
  
905
1967
  
905
1970
  
872
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.224
2022
  
1.232
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[13]; 2022[2]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1961: 752 evangelische (= 83,09 %), 146 katholische (= 16,13 %) Einwohner[1]

Politik[edit | edit source]

Ortsbeirat[edit | edit source]

Für Wenings besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Wenings) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 gehörten alle Kandidaten der „Bürgerliste Wenings“ an.[14] Der Ortsbeirat wählte Almuth Zinn zur Ortsvorsteherin.[15]

Wappen[edit | edit source]

Am 14. Juni 1967 wurde der Stadt Wenings im damaligen Landkreis Büdingen ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: Über einem silbernen, mit zwei schwarzen Balken belegten Schildfries in Rot ein schreitendes, rechtsgewendetes silbernes Lamm, das mit dem rechten Fuß einen goldenen Kreuzesstab umschließt, dessen obere Enden kleeblattförmig auslaufen.[16]

Städtepartnerschaften[edit | edit source]

Noch kurz vor Verlust der Eigenständigkeit verschwistert sich Wenings im Juli 1970 mit der französischen Stadt Nucourt.

Kulturdenkmäler[edit | edit source]

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Wenings

Vereine[edit | edit source]

  • Gesangverein 1843 Wenings e. V.
  • Freiwillige Feuerwehr e. V.
  • Landfrauenverein Wenings
  • V.f.R. Wenings 1956 e. V.
  • Verschwisterungsverein Wenings/Nucourt e. V.

Persönlichkeiten[edit | edit source]

Literatur[edit | edit source]

  • Chronik „650 Jahre Stadt Wenings“, 1986
  • Hans-Velten Heuson: Der Moritzstein zu Wenings und das Lehen der Reyprechte zu Büdingen. in: Büdinger Geschichtsblätter IX/X, 1980–981, S. 235–238
  • Hans-Erich Kehm: Wenings eine alte Stadt
  • Literatur über Wenings nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks[edit | edit source]

Anmerkungen und Einzelnachweise[edit | edit source]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Infolge der Befreiungskriege.
  4. Mediatisierung infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Büdingen) und Verwaltung.
  6. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  7. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  8. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Wenings, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen am 11. September 2023.
  3. Karl Christian Eigenbrodt, Urkunden. in: AHG 2, Darmstadt 1841, S. 117–139, Nr. 32.
  4. Urkunde im Wortlaut (Memento vom 9. Oktober 2007 im Internet Archive)
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 34 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 352.
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 33 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Gedern, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. März 2022; abgerufen im Dezember 2020.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 410, 422 (online bei Google Books).
  11. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 51 ff. (online bei Google Books).
  12. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  13. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  14. Ortsbeiratswahl Wenings. In: Votemanager. Stadt Gedern, abgerufen im Mai 2024.
  15. Ortsbeirat Wenings. In: Webauftritt. Stadt Gedern, abgerufen im Mai 2024.
  16. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Wenings, Landkreis Büdingen, Regierungsbezirk Darmstadt vom 14. Juni 1967. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1967 Nr. 26, S. 739, Punkt 626 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1 MB]).