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Schlaf

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Der Schlaf ist ein Zustand der Ruhe eines Tieres oder des Menschen. Dabei unterscheiden sich viele Lebenszeichen von denen des Wachzustands. Puls, Atemfrequenz und Blutdruck sinken ab und die Gehirnaktivität verändert sich. Im Schlaf werden viele motorische und sensorische Nervenzellen zumindest für die höheren Hirnfunktionen blockiert, so dass der Schlafende sich im Schlaf kaum bewegen und kaum etwas wahrnehmen kann. Das Schließen der Augen während des Schlafs unterstützt diese Funktion. Bei genügend starken äußeren Reizen (Berührung, helles Licht, lautes Geräusch) wacht der Schlafende jedoch auf. Die Übergangsphase vom Wachen zum Schlafen ist das Prädormitium, die vom Schlafen zum Wachen das Postdormitium. Mit der Physiologie sowie den Störungen des Schlafes beschäftigt sich ein eigenes Teilgebiet der Medizin, die Somnologie (Schlafmedizin).

Physiologischer Hintergrund

Datei:Schlaf.jpg

Schlafeinleitung

An der Schlafeinleitung sind im wesentlichen drei Funktionelle Systeme im Gehirn beteiligt. Unter Funktionellen Systemen versteht man Gruppen von Nervenzellen, die deshalb als zusammengehörig angesehen werden, weil sie sich gemeinsame Aufgaben teilen. Zu diesen Nervenzellgruppen, die die Schlafeinleitung kontrollieren, gehören ein Gebiet im Hirnstamm, die Formatio reticularis, und zwei Mittelhirngebiete: der Thalamus und der Hypothalamus. Die Formatio reticularis ist bekannt für ihre Funktion als Signalgeber für Wachheit (engl. Arousal), und gehört deshalb auch zum so genannten Aufsteigenden Reticulären Aktivierenden System (ARAS). Diese Aufmerksamkeits- oder Weck-Funktion übt die Formatio reticularis über Botenstoffe (Neurotransmitter) aus, mit denen sie den Thalamus (das Tor zum Bewusstsein) erregt. Diese Botenstoffe sind Noradrenalin (NA) und Acetylcholin (ACh). Innerhalb der Formatio reticularis gibt es weitere komplexe Verschaltungen u. a. mit den Raphekernen. Diese üben mit ihrem Transmitter Serotonin (5-HT) vor allem beim Einschlafen einen hemmenden Einfluss auf die noradrenergen Systeme aus.

Bei dieser Gelegenheit, nämlich dem Einschlafen, können diese Nervenzellgruppen (man sagt auch Kerngebiete) im Hirnstamm bremsend über verschiedene Wege auf die Aktivität des Thalamus einwirken. Hier wird wiederum ein anderer Transmitterstoff benutzt, nämlich GABA. Man kann also sagen, dass es zwei Wege gibt, über die das Aufsteigende Retikuläre Aktivierende System den unspezifischen Thalamus erreicht: direkt zur Aktivierung und Erhöhung der Aufmerksamkeit oder indirekt über zwischengeschaltete hemmende Nervenzellen (Interneurone) zur Abnahme der Aufmerksamkeit und schließlich zur Schlafeinleitung. Somit ist das Aufsteigende Retikuläre Aktivierende System einerseits für die Wacheit zuständig und andererseits für die Schlafeinleitung. Das Gehirn geht mit seinen Ressourcen sparsam um. Nebenbei wirkt das gleiche Kerngebiet im Hirnstamm bremsend auf die Aktivität von Nervenzellgruppen im Rückenmark, was eine allgemeine Schlaffheit der Muskulatur (Atonie) zur Folge hat: Der Mensch ist nicht nur müde, sondern bewegt sich auch weniger, beim Einschlafen im Sitzen fällt der Kopf nach vorn.

Über den Hypothalamus erfährt das Gehirn auf Umwegen, dass es Zeit zum Schlafen ist, weil es dunkel wurde. Dies geschieht über Verbindungen mit dem Auge bzw. der Sehbahn. Der Hypothalamus produziert nun weniger von dem Transmitter Histamin und einem Peptid namens Orexin. Orexin führt zu gesteigerter Aufmerksamkeit.

Schlafaufrechterhaltung und Schlafphasen

Neben der Schlafeinleitung wird auch die Aufrechterhaltung und die Beendigung des Schlafes durch Nervenzellverbände und funktionelle Systeme bewirkt. Der Schlaf ist auch in seinem weiteren Verlauf neurophysiologisch gesteuert. Zur Aufrechterhaltung des Schlafes variiert das Gehirn (genauer gesagt funktionelle Systeme im Gehirn) die Schlaftiefe in zeitlichen Abständen. Dabei wechseln sich Tiefschlafphasen, in denen der Schlafende schwerer aufzuwecken ist, mit einem weniger tiefen Schlaf ab. Wenn gegen Ende des Schlafes (also üblicherweise nach etwa 6–7 Stunden) diese Schlafphasen sich in immer kürzeren Abständen wechseln, wird der Schlafende wach.

Während des gesunden Schlafes beginnen sich Nervenzellverbände zu synchronisieren. Das bedeutet, dass sie ihre Aktionspotenziale in einem gemeinsamen Takt feuern. Durch das Ableiten elektrischer Ströme mittels eines EEG können diese verschiedenen Rhythmen gemessen und sichtbar gemacht werden. Je nach Schlaftiefe und des damit verbunden charakteristischen Musters lässt sich der Schlaf in verschiedene Stadien einteilen. Nach der Frequenz und Amplitude dieser „inneren Rhythmen“ werden folgende Stadien und die dazugehörigen Wellen unterschieden, wobei die konkrete Einteilung der Schlafstadien I–IV allerdings willkürlich ist:

  • Aufmerksamkeit: Betawellen (14–60 Hz)
  • Entspannt mit geschlossenen Augen: Alphawellen (8–13 Hz)
  • Stadium I (leichter Schlaf, kurz nach dem Einschlafen): Thetawellen (4–7 Hz)
  • Stadium II: Thetawellen (4–7 Hz) und Beta-Spindeln. Letztere sind Ausdruck einer Kommunikation zwischen Thalamus und Großhirnrinde
  • Stadium III: Deltawellen (kleiner als 4 Hz) und K-Komplexe
  • Stadium IV (Tiefschlaf): Deltawellen (kleiner als 4 Hz)
  • REM-Schlaf: desynchronisiertes EEG, Betawellen

Während des REM-Schlafs sind die Skelett-Muskeln maximal relaxiert, mit Ausnahme der Augenmuskulatur. Ebenfalls kommt es in dieser auch als Traumschlaf bezeichneten Phase zur Erhöhung des Blutdrucks, der Atmung und zu Erektionen. In den Stadien I bis IV steigt der Muskeltonus an, parallel dazu nimmt die Aktivität des Gehirns ab. Die Stadien I bis IV mit anschließendem REM-Schlaf werden mehrere Male pro Nacht wiederholt. Dabei ist zu sehen, dass die Tiefschlafphasen zeitlich abnehmen und die REM-Phasen zunehmen. Das Stadium IV wird im späteren Verlauf der Nacht nicht mehr erreicht. Ältere Menschen erreichen sehr oft das Stadium IV überhaupt nicht mehr. Sodann ändert sich auch das Schlafmuster. Alte Menschen schlafen nachts nur noch wenige Stunden und schlafen häufig am Tag noch einmal ein bis zwei Stunden. Säuglinge schlafen den ganzen Tag, aber jeweils in kurzen Phasen. Bei Erwachsenen konzentriert sich der Schlaf auf eine Kernzeit, meist in der Nacht. Ein Schlafzyklus dauert ca. 90 Minuten. Dieser 90-Minuten-Zyklus setzt sich auch in der Wachzeit fort und führt zu Phasen wechselnder Leistungsbereitschaft (Ultradiane Rhythmik).

Schlaflosigkeit

Orexin (griech. orexis, „Appetit“) wirkt appetitsteigernd. Auch der Ncl. preopticus venterolateralis (VLPO, das Esszentrum des Gehirns) des Hypothalamus ist beteiligt an der Schlafeinleitung. Läsionen, d. h. Schädigungen, in diesem Teil des Hypothalamus führen zur Insomnie, der Schlaflosigkeit. Der Ncl. suprachiasmaticus (SCN, s. o.) enthält direkte Afferenzen aus der Retina. Hier vermuten Forscher den Sitz der Inneren Uhr, Neuronen, die für die Circadiane Rhythmik verantwortlich sind. Der SCN kontrolliert sehr stark die Aktivität des Sympathikus. Über dieses vegetative System stimuliert der SCN die Freisetzung von Melatonin aus der Zirbeldrüse. Melatonin wird in den Abendstunden vermehrt ausgeschüttet und trägt zur Schlafeinleitung bei. Die höchste Konzentration findet sich im Blut um 3 Uhr morgens. Orexin (s. o.) wirkt an seinen Zielzellen im Hypothalamus über einen bestimmten Rezeptor, mit dem ein Krankheitsbild verbunden ist. Mutationen dieses Rezeptors werden für die Narkolepsie verantwortlich gemacht. Außerdem wird Orexin als wake-up-drug z. B. für Kampfjet-Piloten verwendet. Delphine (und einige andere Lebewesen) haben die Möglichkeit, mit ihren Hemisphären (Hirnhälften) abwechselnd zu schlafen. Das bedeutet, dass eine Hälfte sich ausruht, während die andere Hälfte alle nötigen Funktionen übernimmt.

Die Beeinflussung des Einschlafens beginnt mit Schlafritualen: Abendgebet, „Schäfchen zählen“ usw. helfen der Psyche, über vertraute Gedanken zur Ruhe zu kommen. Unter verschiedenen Umständen jedoch leiden Menschen unter Schlaflosigkeit, z. B. in einer reaktiven Depression oder wegen der Störung durch Schmerzen. Unter diesen Umständen werden Schlafmittel zu Hilfe genommen. Heute sind das zum größten Teil kurzwirksame Benzodiazepine wie Brotizolam als Einschlafmittel oder mittellang wirksame Benzodiazepine Nitrazepam, Diazepam als Durchschlafmittel. Frühere Schlafmittel aus der Klasse der Barbiturate führten dazu, dass der Patient in der Tiefschlafphase blieb; in einem solchen Schlaf finden die Zyklen und insbesondere der für die Erholung besonders wichtige REM-Schlaf nicht statt. Ein wesentlicher Nachteil der Barbiturate war das hohe Suizid-Potential. Die modernen Schlafmittel aus der Klasse der Benzodiazepine und deren Verwandte (Zopiclon, Zolpidem) verursachen dieses Problem nicht mehr. Zum einen werden für einen lebensbedrohlichen Zustand wesentlich höhere Dosen benötigt (man spricht von einer größeren therapeutischen Breite), zum anderen steht mit dem Wirkstoff Flumazenil ein potentes Gegenmittel zur Verfügung. Es darf trotzdem nicht außer Acht gelassen werden, dass sowohl Barbiturate als auch Benzodiazepine zur Abhängigkeit führen können. Wie oben beschrieben, wirken diese Substanzen an den GABA-Rezeptoren im Thalamus. Dort fördern sie die hemmende Wirkung dieses Transmitters.

In den USA wird das Hormon Melatonin, das physiologisch aus der Zirbeldrüse ausgeschüttet wird, mehr und mehr als Wunderdroge und Anti-Aging-Mittel verkauft. Bekannt ist, dass Melatonin sedierende Eigenschaften besitzt und die Produktion in den Abendstunden immer mehr zunimmt und es damit eine Art körpereigenes Schlafmittel darstellt. Der Körper besitzt weitere Mediatoren, die zu erhöhtem Schlafbedürfnis führen. So entsteht bei großen Stoffwechselleistungen (körperliche Arbeit) vermehrt Adenosin, das Müdigkeit hervorruft. Ebenso wirken Entzündungsmediatoren wie Interleukin-1, die zu vermehrten Schlaf während einer fieberhaften Krankheit führen.

Häufig ist es notwendig, den Schlaf oder das Schlafbedürfnis zu überwinden. Bekannt für seine Wachheit fördernde und anregende Wirkung ist Koffein, das im Kaffee und in etwa 10- bis 100-fach geringerer Konzentration im Tee (sortenabhängig) enthalten ist. Koffein verhindert die Wirkung von Adenosin. Paradoxerweise wird in der Pflege Kaffee manchmal gebraucht, um das Ein- und Durchschlafen zu fördern. Besonders bei älteren Menschen hilft das Koffein, den Abfall der Atemfrequenz zu bekämpfen [1].

Drogen vom Typ der Weckamine, wie Amphetamin, Phenylethylamin, Ephedrin oder Cathinon (aus den Kath-Blättern) wirken stimulierend – mit erheblichen Nebenwirkungen. Gegen zwanghafte Schläfrigkeit, wie sie bei Narkolepsie auftritt, verwendet man das Neurostimulans Modafinil.

Schlafdauer und Verteilung

Die – individuellen Schwankungen unterworfene – „optimale“ tägliche Menge an Schlaf für den Menschen sowie seine Verteilung über den Tag ist wissenschaftlich umstritten. Nachdem lange die negativen Folgen von Schlafmangel im Mittelpunkt der Forschung standen, geraten in letzter Zeit zunehmend die offenbar ebenfalls unliebsamen Folgen von zu viel Schlaf ins Blickfeld. Dabei scheint sich – nach großen Studien in den USA und in Japan – herauszukristallisieren, dass die oft genannten „acht Stunden am Tag“ schon zu lang sind und das Optimum eher zwischen sechs und sieben Stunden liegt, was auch der Durchschnitts-Schlafzeit in Deutschland entspricht (6 Stunden 59 Minuten laut einer an der Universität Regensburg durchgeführten Studie).

Das individuelle Schlafbedürfnis des Erwachsenen schwankt etwa zwischen 6 bis 10 Stunden und folgt ungefähr einer Normalverteilung. Extreme treten bei Säuglingen auf, die bis zu 16 Stunden schlafen (über den Tag verteilt), und bei alten Menschen, deren Schlafbedürfnis geringer ist („senile Bettflucht“). Nach Meinung des Schlafforschers Perez Lavie ist von einem schlafgesunden Menschen auszugehen, wenn dieser sich bei einer täglichen Schlafdauer von 4 bis 12 Stunden wohl fühlt. Es gibt jedoch auch die Ansicht, dass man Schlaf managen kann. Mit Hilfe des Schlafmanagement kann an gezielt die Dauer auf das notwenige Maß reduzieren.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass das individuell unterschiedlich ausgeprägte Schlafbedürfnis konstitutionell vorgegeben ist und folglich nicht durch falsch verstandenes „Training“ ausgeschaltet oder längerfristig ignoriert werden kann, ohne dass der Organismus Schaden erleidet. Wer zu den Menschen mit vermehrtem Schlafbedarf gehört, sollte daher seinen alltäglichen Lebensrhythmus nach Möglichkeit darauf einstellen und sein Verhalten entsprechend anpassen.

Weiterhin sind innerhalb eines 24-Stunden-Tages die Phasen maximaler und minimaler Leistungsfähigkeit je nach Typus unterschiedlich verteilt. Vereinfachend kann zwischen einem Morgentyp und einem Abendtyp unterschieden werden. Der Morgentyp ist bereits früh am Morgen fit und leistungsfähig, der Abendtyp entwickelt unter anderem als „Nachtschwärmer“ zu fortgeschrittener Abendzeit nochmals ein Aktivitätsmaximum. In diesem Zusammenhang wird auch von Eulen und Lerchen gesprochen. Im Jahre 2005 wurden die seit langem bekannten genetischen Einflüsse präzisiert, die hierbei eine Rolle spielen (Period3-Gen).

Superschlaf ist möglich, weil die Hormonausschüttung erst nach dem Einleiten des Schlafs beginnt. Wird man kurz nach dem Beginn des Schlafes aufgeweckt, so hat man möglicherweise eine REM-Phase absolviert, besitzt aber noch nicht so eine hohe Hormonkonzentration, dass man gleich wieder einschläft.

Bei Tieren variiert sowohl die Dauer des Schlafes insgesamt als auch die Dauer des REM-Schlafes stark von Art zu Art. Siehe dazu Schlafdauer bei Tieren.

Hypothesen zum Zweck des Schlafs

Die Regenerative Hypothese besagt, dass Schlaf schlichtweg der Erholung der Organe dient. Dafür spricht, dass nach dem Schlaf viele Körperfunktionen besser funktionieren als nach einer langen Wachphase. Jedoch sind auch im Schlaf nicht alle Körperfunktionen ausgeschaltet: Schaltet jemand das Licht an, so melden die Augen Helligkeit; gibt es ein Geräusch, so melden die Ohren dieses.

Die Adaptive Hypothese besagt, dass Schlaf grundsätzlich nicht der Erholung dient, sondern genetisch bezüglich seiner Länge programmiert ist, um ein ökologisches Gleichgewicht zu erhalten. Demnach schlafen und dösen große Raubkatzen nicht ca. 18 Stunden am Tag, um sich von den sechs Wachstunden zu erholen, sondern damit es nicht zu einer „Überweidung“ ihres Jagdgebietes kommt. Den Beutetieren muss eine Chance gegeben werden, sich zu vervielfältigen und zu erhalten.

Die Kalibrations-Hypothese besagt, dass Schlaf dazu dient, die einzelnen Körpersysteme wieder in einen Ablaufrhythmus zu bringen. Es kann davon ausgegangen werden, dass nach ausreichendem Schlaf alle Organe und sonstigen Körperfunktionen entsprechend dem ihnen auferlegten inneren Programm zu laufen beginnen, aber dabei über den Tag hin unterschiedliche Geschwindigkeiten und Unregelmäßigkeiten erfahren. Schlaf rekalibriert dann quasi alle Systeme wieder und stellt sie faktisch auf Null.

Die Psychische Hypothese bezieht sich auf die Tatsache, dass wir im Schlaf Erlebnisse der Wachphasen verarbeiten. Das Gehirn wird bei dieser Verarbeitung von überflüssigen Informationen „gereinigt“. Auch hilft der Schlaf, neue Erfahrungen einzuordnen und positive wie negative Erfahrungen in Form von Träumen zu verarbeiten. Psychologen schätzen, dass ein Mensch nach zu langer Zeit ohne ausreichenden Schlaf gefährdet ist, dem Wahnsinn zu verfallen.

Pathologie des Schlafes

Letale familiäre Insomnie ist eine tödliche Krankheit, bei der die Betroffenen nicht fähig sind, zu schlafen.
Es handelt sich bei dieser Erkrankung um eine äußerst seltene familiär vererbte Erkrankung. Verantwortlich für die Erkrankung ist ein mutiertes Prionenprotein-Gen. Die meisten Patienten erkranken zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Im Vordergrund steht eine schwere Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus der Patienten, d. h., sie leiden unter schweren Schlafstörungen. Es wird daher angenommen, dass sich die krankhaften Veränderungen speziell im Stammhirn abspielen, das als entwicklungsgeschichtlich alter Teil des Gehirns den Aktivitätsrhythmus steuert. Die Erkrankung verläuft über sieben bis achtzehn Monate und endet immer tödlich. Sie wurde erstmals im Jahre 1986 beschrieben und ihre Übertragbarkeit im Jahre 1995 nachgewiesen.

Schlaf-Apnoe ist eine Krankheit, unter der meistens übergewichtige Männer im mittleren Lebensalter leiden. Es wird angenommen, dass aufgrund des verringerten Muskeltonus und des Übergewichts die Atemwege während des Schlafens komprimiert werden. Aus diesem Grund wachen die Erkrankten manchmal einige hundert Mal in der Nacht auf. Die Folge ist, dass tiefe Schlafphasen (Stadium III und IV, s.o.) sowie der REM-Schlaf verkürzt bis gar nicht durchlaufen wird. Oft leiden die Menschen sekundär an Depressionen.

Beim Restless-Legs-Syndrom („Wittmaack-Ekbom-Syndrom“) leiden die Patienten unter unangenehmen Missempfindungen oder Bewegungsdrang in den Beinen (oder Armen), sobald sie zur Ruhe kommen, so dass sie Nachts nicht einschlafen können. Das RLS ist eine neurologische Erkrankung, die sehr weit verbreitet ist (5-10% der Bevölkerung) und wird - auch von den Betroffenen selbst - oftmals lange Zeit nicht als Ursache ihrer Schlafstörungen erkannt. Der entstehende Schlafentzug durch die gestörten Schlafphasen führen zu Tagesmüdigkeit, kognitiven Leistungseinbußen und depressiven Verstimmungen. Eine Behandlung mit Medikamenten ist fast immer möglich.

DSPS (Delayed Sleep Phase Syndrome)

Narkolepsie ist ein Syndrom von vier Merkmalsbereichen, deren vorherrschendes Symptom eine krankhaft gesteigerte Tagschläfrigkeit sowie eine durch Auslöserereignisse veranlasster Schlaf („Trigger-Schlaf“) oder Verlust der Muskelkontrolle (Kataplexie) sind. Ferner sind oft die Schlafphasen in ihrer Reihenfolge verändert, so dass es zu „hypnagogen Halluzinationen“ und zu „Schlaflähmung“ kommen kann. Dies kommt folgendermaßen zustande: Manchmal läuft (auch bei Gesunden beim Aufwachen) die Lockerung der Nervenblockade in einer falschen Reihenfolge ab, so dass anfangs die sensorischen Nerven und erst danach die motorischen Nerven „freigeschaltet“ werden. In diesem Zustand hört und fühlt der Mensch alles, kann jedoch nichts machen, nichts sagen, sich nicht bewegen, nicht einmal die Atmung beschleunigen. Leute, die dies erlebt haben, meinen, in einem ultimativen Gefängnis, dem Gefängnis des eigenen, bewegungslosen Körpers, gewesen zu sein. Diese Situation tritt auch manchmal bei unzureichend narkotisierten Patienten während einer Operation auf. Manche Formen des Komas sollen ebenfalls von Betroffenen so empfunden werden, auch gibt es Berichte von Drogenkonsumenten über derartige Erfahrungen. Neurobiologisch liegt der Narkolepsie ein genetischer Defekt im Rezeptor für Orexin (s. o.) zugrunde.

Schlafentzug

Schlafentzug ist das gewollte bzw. ungewollte Verhindern des Schlafens, d.h. die Unterdrückung des Schlafdruckes.

Ratten, die zu Forschungszwecken gewaltsam am Schlaf gehindert wurden, starben schließlich. Vor ihrem Tod zeigte sich eine Störung der Aufrechterhaltung der Körpertemperatur (Thermoregulation). Im antiken Rom soll König Perseus von Mazedonien als Gefangener durch Schlafentzug getötet worden sein. Im Jahre 1965 stellte der 17-jährige amerikanische Student Randy Gardner einen Weltrekord auf, indem er 264 Stunden (also 11 Tage) nicht schlief. Unabhängige Beobachter verfolgten seinen Versuch. In Deutschland wurden ebenfalls Versuche zu Schlafentzug und seinen Auswirkungen angestellt – mit erschreckenden Folgen. Nach 24 Stunden waren die Versuchspersonen sehr leicht zu reizen und reagierten schon auf die kleinste Bewegung aggressiv. Nach 65 Stunden begann eine Frau beim Waschen auf Armen und im Gesicht Spinnweben zu sehen und versuchte verzweifelt, sie zu entfernen. Eine andere Frau beschwerte sich, dass ihr Hut zu eng sei und drücke, obwohl sie keinen trug. Nach noch längerer Zeit drohte der Schlafentzug zu ernsten seelischen und gesundheitlichen Schäden zu führen und der Versuch wurde abgebrochen.

Unter bestimmten Umständen kann kontrollierter Schlafentzug antidepressiv wirksam sein.

Literatur

  • Alexander Borbély: Schlaf. Moderne Schlafforschung, Schlafstadien, Regulation des Schlafes, Schlaf beim Säugling, Schlaf im Alter, Kurz- und Langschläfer, Träume, Schlafstörungen, Stimulantien und Schlafmittel, Schlaf von Tieren, Schlaf und Lernen, Risiken des Schlafmangels. Fischer, Frankfurt a.M. 2004, ISBN 3-596-15561-4. Internet-Ausgabe der Fassung von 1988 als Das Geheimnis des Schlafs. Neue Wege und Erkenntnisse der Forschung.
  • Sophie de Sivry, Philippe Meyer: Die Kunst des Schlafs. Eine kleine soziale, symbolische, medizinische, poetische und liebevolle Geschichte des Schlafs. 2. Aufl. Brandstätter, Wien u.a. 1997, ISBN 3-85447-732-5
  • H. Schulz (Hrsg.): Kompendium Schlafmedizin für Ausbildung, Klinik und Praxis (Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin). 2 Bde. + CDROM: Digitaler Atlas der Schlafstörungen. Ecomed, Landsberg/Lech 2001ff.
  • Peter Clarenbach (Hrsg.): Schering Lexikon Schlafmedizin. 2. Aufl. MMV, Medizin-Verl., München 1998, ISBN 3-8208-1334-9
  • Hans Rudolf Mächler: Die Anfänge moderner Schlafforschung. Juris, Zürich 1994, ISBN 3-260-05373-5
  • Peretz Lavie: Die wundersame Welt des Schlafes. Entdeckungen, Träume, Phänomene. Dtv, München 1999, ISBN 3-423-33048-1
  • Jan Born, Ulrich Kraft: Lernen im Schlaf – kein Traum. In: Spektrum der Wissenschaft, November 2004, S. 44–51, ISSN 0170-2971

Siehe auch

Weblinks

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