Villmergen

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Villmergen
Wappen von Villmergen
Wappen von Villmergen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Bremgartenw
BFS-Nr.: 4080i1f3f4
Postleitzahl: 5612
UN/LOCODE: CH VMG
Koordinaten: 660973 / 244508Koordinaten: 47° 20′ 55″ N, 8° 14′ 44″ O; CH1903: 660973 / 244508
Höhe: 437 m ü. M.
Fläche: 11,94 km²
Einwohner: 7869 (31. Dezember 2022)[1]
Einwohnerdichte: 659 Einw. pro km²
Website: www.villmergen.ch
Karte
Karte von Villmergen
Karte von Villmergen
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Villmergen (schweizerdeutsch: ˈfɪl.mær.ɡə) ist eine Einwohnergemeinde im Südosten des Kantons Aargau in der Schweiz. Sie gehört zum Bezirk Bremgarten und ist bekannt als Ort der Entscheidungsschlachten der Villmergerkriege von 1656 und 1712. Am 1. Januar 2010 wurde das benachbarte Hilfikon eingemeindet.

Geographie

Das Dorf liegt am westlichen Rand des Bünztals, am Fusse des Rietenbergs. Dieser bewaldete Höhenzug ist die nordwestliche Fortsetzung des Lindenbergs. Der nördliche Teil des Gemeindegebiets liegt in der flachen Ebene der Bünz, die bis in die 1920er Jahre weitläufige Sumpfgebiete aufwies und dann trockengelegt wurde. Nordöstlich des Dorfes erstreckt sich eine ausgedehnte Industriezone. Etwa drei Kilometer nördlich des Dorfes, zwischen Dintikon und Dottikon, befindet sich rund um die ehemalige Schuhfabrik Bally ein zweiter Siedlungsschwerpunkt, das Bally-Quartier. Hilfikon liegt nahe der südlichen Gemeindegrenze im Tal des Erusbachs. Dieser nimmt in Villmergen den Hinterbach auf, wird im weiteren Verlauf Holzbach genannt und mündet in der Nähe von Dottikon in die Bünz.[2]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 1194 Hektaren, davon sind 415 Hektaren mit Wald bedeckt und 264 Hektaren überbaut. Die höchste Stelle befindet sich auf dem Rietenberg auf 712 Metern, die tiefste Stelle an der Bünz auf 408 Metern.

Nachbargemeinden sind Dottikon im Norden, Wohlen im Osten, Büttikon im Südosten, Sarmenstorf im Süden, Seengen und Egliswil im Westen sowie Dintikon und Hendschiken im Nordwesten. Die Bebauung ist im Osten mit derjenigen der Nachbargemeinde Wohlen zusammengewachsen.

Geschichte

Kirche von Villmergen

Zu römischer Zeit führte eine Wasserleitung aus Tonröhren durch Villmergen, wie eine Untersuchung im Jahr 1945 zeigte.[3] Zwischen 500 und 700 n. Chr. entstand auf dem heutigen Gemeindegebiet eine alamannische Siedlung. Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes als Vilmaringen erfolgte im Jahr 1185. Der Ortsname leitet sich vom althochdeutschen Filmaringun ab und bedeutet «bei den Leuten des Vilmar», die heutige Namensform ist seit dem 15. Jahrhundert üblich.[4]

Im Jahr 1264 übernahmen die Habsburger die Landesherrschaft von den Kyburgern. 1415 eroberten die Luzerner die Dörfer Büttikon, Hilfikon, Sarmenstorf, Uezwil und Villmergen. Doch 1425 mussten sie das Gebiet an den gemeinsamen Besitz der Eidgenossen zurückgeben. Villmergen war fortan der Hauptort des gleichnamigen Amtes in den Freien Ämtern, einer gemeinen Herrschaft. Im Jahr 1529 wechselte das Dorf zur reformierten Konfession über. Dies wurde allerdings 1531 nach dem Zweiten Kappelerkrieg wieder rückgängig gemacht.

Erste Schlacht von Villmergen
Zweite Schlacht von Villmergen
Gedenkstein an die Villmerger Kriege im Zentrum von Villmergen

Am 24. Januar 1656 fand im Himmelrych die Erste Schlacht von Villmergen statt. Die katholischen Luzerner und ihre Verbündeten siegten gegen die reformierten Berner. Das Dorf wurde geplündert und teilweise niedergebrannt. Der Glaubenskonflikt in der Eidgenossenschaft schwelte jahrzehntelang weiter, und so kam es am 24. Juli 1712 zur äusserst blutigen Zweiten Schlacht von Villmergen, den die Berner gewannen. Auf der katholischen Seite starben über 3000 Soldaten, rund 1000 auf Seiten der Berner.[5]

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Villmergen wurde eine Gemeinde im Distrikt Sarmenstorf des kurzlebigen Kantons Baden; seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau. 1840 wurde das erste Schulhaus errichtet. Am 12. Januar 1841 kam es bei Villmergen zu einem Gefecht zwischen Truppen des Kantons und aufständischen Freiämtern, die sich gegen die neue Verfassung auflehnten. Dabei starben sieben Aufständische und zwei Regierungssoldaten. Dieser Aufstand hatte den Aargauer Klosterstreit zur Folge.

Ab 1850 entwickelte sich Villmergen von einem stattlichen Bauerndorf zu einem noch grösseren Industriedorf. Diese Entwicklung beschleunigte sich nach der Eröffnung der Wohlen-Meisterschwanden-Bahn am 18. Dezember 1916. Nach 1950 gab es aufgrund der Ansiedlung zahlreicher Industriebetriebe einen erneuten Entwicklungsschub und die Einwohnerzahl verdoppelte sich beinahe; die 5000er-Marke wurde 1996 überschritten. Am 31. Mai 1997 erfolgte die Stilllegung der Wohlen-Meisterschwanden-Bahn. Das Teilstück südlich von Villmergen wurde in einen Radweg umgewandelt, das Teilstück zwischen Wohlen und Villmergen (bis zum Übergang Rebenstrasse) wird noch immer für den Güterverkehr verwendet.

Am 15. Juni 2007 genehmigten die Gemeindeversammlungen von Villmergen und Hilfikon die Fusion beider Gemeinden. Dies wurde in der Urnenabstimmung vom 25. November 2007 in beiden Gemeinden bestätigt und am 1. Januar 2010 vollzogen.[6]

Sehenswürdigkeiten

Die Geschichte der katholischen Pfarrkirche St. Peter und St. Paul reicht mindestens bis ins 12. Jahrhundert zurück. Die aus dem Mittelalter stammende und mehrfach erweiterte Kirche befand sich zuoberst auf dem Kirchhügel und wurde 1862 wegen Platzmangels abgerissen. Als Ersatz entstand weiter unten auf einer Terrasse ein neues Gebäude im neugotischen Stil nach Plänen von Wilhelm Keller, der sich unter anderem gegen Joseph Caspar Jeuch und Ferdinand Stadler durchsetzen konnte. Die Einweihung erfolgte 1866 durch Bischof Eugène Lachat. Aufgrund ihrer exponierten Lage überragt diese Hallenkirche das übrige Dorf. Oberhalb der Kirche steht die Nothelferkapelle, die 1697 als Beinhaus errichtet worden war. Im Dorfzentrum stehen mehrere Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert.[7]

Wahrzeichen von Hilfikon ist das auf einem Hügel über dem Dorf gelegene Schloss Hilfikon.

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Weiss rote Rose mit gelben Butzen und grünen Kelchblättern.» In Johannes Stumpfs «Gemeiner loblicher Eydgnoſchafft Stetten Landen vnd Völckeren Chronik wirdiger thaaten beſchreybung» von 1547/48 erscheint die rote Rose als angebliches Wappen der Herren von Villmergen, obwohl dieses eigentlich eine schwarze Spitze in Weiss aufweist. Doch spätestens mit dem Gemeindesiegel von 1811 setzte sich das Rosenmotiv durch.[8]

Bevölkerung

Villmergen

Bevölkerungsentwicklung (ohne Hilfikon):[9]

Jahr 1803 1854 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 998 1594 1785 2707 2812 3232 4322 4042 4649 5079

Die folgenden Angaben beziehen sich jeweils auf die Summe der Gemeinden Villmergen und Hilfikon.

Am 31. Dezember 2008 lebten 5759 Menschen in Villmergen, der Ausländeranteil betrug 23,8 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 63,8 % römisch-katholisch, 17,8 % reformiert, 1,8 % christlich-orthodox und 5.1 % muslimisch; 2,4 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 86,5 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 5,5 % Italienisch, 1,3 % Albanisch, 1,2 % Portugiesisch, 0,6 % Türkisch, 0,7 % Serbokroatisch.[10]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat(Exekutive). Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2010–2013 ist Paul Meyer (FDP).

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Bremgarten zuständig. Villmergen gehört zum Friedensrichterkreis Sarmenstorf.

Wirtschaft

In Villmergen gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 2800 Arbeitsplätze, davon 4 % in der Landwirtschaft, 43 % in der Industrie und 53 % im Dienstleistungssektor.[11] Neben international tätigen Grossbetrieben verfügt Villmergen auch über eine stattliche Anzahl kleiner und mittelständischer Unternehmen. Im Gebiet Allmend, an der Grenze zu Wohlen, befindet sich ein weitläufiges Industriegebiet mit grossen Fabrikanlagen. Die ortsansässigen Firmen profitieren stark von der günstigen Verkehrslage und vom niedrigen Steuerfuss. Das bedeutendste Unternehmen mit Sitz in Villmergen ist Cellpack.

Verkehr

Villmergen ist leicht erreichbar. Das Dorf liegt etwa 7 km vom Autobahnanschluss Lenzburg entfernt neben der wichtigen Hauptstrasse Lenzburg−Zug. Eine weitere Hauptstrasse, die von Wohlen herkommt führt durch Villmergen ins Seetal. Den öffentlichen Verkehr stellen drei Buslinien sicher, die ihren Ausgangspunkt am Bahnhof Wohlen haben; sie führen nach Meisterschwanden, Dintikon und ins Industriegebiet. Der SBB-Bahnhof Dottikon-Dintikon (der auf Villmerger Gemeindegebiet liegt), befindet sich etwa 3 km nördlich des eigentlichen Dorfes.

Bildung

Villmergen verfügt über einen Kindergarten mit mehreren Abteilungen sowie zwei Schulhäuser, in denen die Primarschule, die Realschule und die Sekundarschule untergebracht sind. Die Bezirksschule kann in Wohlen besucht werden, ebenso wie die Kantonsschule (Gymnasium). Die Kinder des Bally-Gebietes gehen wahlweise nach Dintikon oder Dottikon in die Primarschule.

Persönlichkeiten

Weblinks

Commons: Villmergen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  2. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1090, Swisstopo
  3. Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S. 205.
  4. Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 449–450.
  5. Hans Rudolf Fuhrer, Militärische Akademie der ETH Zürich: Villmerger Kriege 1656/1712. In: Militärgeschichte zum Anfassen. Band 19. Bundesamt für Bauten und Logistik, Bern 2005.
  6. Anhaltender Trend zu Gemeindefusionen. Neue Zürcher Zeitung, 26. November 2007, abgerufen am 31. Dezember 2009.
  7. Peter Felder: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band IV (Bezirk Bremgarten). Birkhäuser Verlag, Basel 1967, ISBN 3-906131-07-6, S. 387–404.
  8. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen Kanton Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 306.
  9. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Bremgarten, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  10. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  11. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau (inkl. Hilfikon)