Madiswil

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Madiswil
Wappen von Madiswil
Wappen von Madiswil
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Bern Bern (BE)
Verwaltungskreis: Oberaargauw
BFS-Nr.: 0332i1f3f4
Postleitzahl: 4934
Koordinaten: 627399 / 224030Koordinaten: 47° 10′ 0″ N, 7° 48′ 0″ O; CH1903: 627399 / 224030
Höhe: 538 m ü. M.
Fläche: 15,8 km²
Einwohner: 3335 (31. Dezember 2022)[1]
Einwohnerdichte: 211 Einw. pro km²
Website: www.madiswil.ch
Karte
Karte von Madiswil
Karte von Madiswil
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Madiswil (Dialekt: Madis) ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Oberaargau des Kantons Bern in der Schweiz.

Eine für Berner Gemeinden typische Burgergemeinde gibt es nicht. Unter dem Namen Madiswil existiert neben der Einwohnergemeinde noch eine evangelisch-reformierte Kirchgemeinde.

Geographie

Madiswil liegt im Oberaargau im Schweizer Mittelland. Da die Nachbargemeinden sehr klein sind und Madiswil die flächenmässig grösste Gemeinde im Amt ist, grenzt Madiswil an viele Gemeinden. Es sind dies Lotzwil, Busswil bei Melchnau, Melchnau, Reisiswil, Gondiswil, Auswil, Kleindietwil, Leimiswil und Rütschelen. Der Fluss Langete fliesst im Westen durch das Dorf. Das Gemeindegebiet umfasst neben dem eigentlichen Dorf noch die Ortsteile Bisegg, Gutenburg, Mättenbach und Wyssbach sowie die Weiler Ghürn, Rüppiswil und Roschbach/Hochrüti. Das grosse Gebiet macht denn auch den Unterhalt eines Strassennetzes von rund 45 km notwendig.

Politik

Gemeindepräsident ist Fritz Sigrist (Stand 2010).

Geschichte

Das erste mal taucht Madiswil unter dem Namen "Madalestvillare" (dt. "gerodetes Dorf des Madales") in den Schriften des Klosters St. Gallen im Jahre 795 zusammen mit Rohrbach auf. Es handelte sich hierbei um die Schenkung der Dorfkirche von Heribold, der seine Kirche in Madiswil der St. Martinskirche in Rohrbach vermachte. Damit gehören Madiswil neben Rohrbach zu den ältesten Ortschaften des Oberaargaus. Allerdings belegen Funde, dass es im Oberaargau schon sehr viel früher Leben in Form von Kelten und Römern gab. Besonders in Gutenburg werden keltische Wurzeln vermutet.

Wie fossile Funde allerdings belegen, lag Madiswil, wie jedes Gebiet zwischen den Alpen und dem Schwarzwald, einst im Molassemeer. Versteinerte Zähne oder Muscheln aus dieser Zeit finden sich relativ häufig und ohne grössere Anstrengungen. Aus der Zeit des 4. und 5. Jahrhunderts finden sich in Madiswil einige Fliehburgen, die aber nicht mit Sicherheit datiert werden konnte. Eine dieser Fliehburgen befindet sich in der Nähe von dem Bad Bürgisweier.

Die Herrschaft über Madiswil wurde somit geteilt durch geistliche und weltliche Herrscher. Allenvoran die von Grünenberg und das Kloster St. Urban, welches direkt dem Kloster St. Gallen unterstand. Zusammen mit Leimiswil bildete Madiswil ein weltliches und geistliches Gericht. Während des Alten Zürcherkrieges hielten die von Grünenberg treu zu Österreich, so dass Madiswil 1443/44 von Bern belagert, besetzt und einverleibt wurde. Ohne Leimiswil wurde es zunächst zum Distrikt Langenthal geschlagen und später während der Helvetik wurde es dem Oberamt Aarwangen zu geschlagen.

Bemerkenswerd sind ebenfalls die berühmten Wassermatten von Madiswil und Lotzwil. Im 16. Jahrhundert begannen die Mönche von St. Urban das Wasser des Flüsschens Langete zur Bewässerung der Felder zu nutzen.

Ortsteile von Madiswil, die vorher selbstständig waren, wie Gutenburg, tauchten erst sehr viel später zum ersten Mal auf: Gutenburg wurde als Guotenberg erst 1277 erwähnt. In Gutenburg lebten zunächst hauptsächlich Kelten, welche auf dem Turmhubel ihre heilige Stätte besassen. Politisch ermachtet war Gutenburg erst als es von den Freiherren von Utzingen beherrscht wurden. Ihre Burg, die Gutenburg wurde auf dem Turmhügel erbaut, wo man den Grundriss heute noch erkennen kann. Ab 1300 verwickelte sich das gutenburger Adelsgeschlecht in Streitigkeiten mit dem Kloster Sankt Urban und den Solothurnern, so dass 1370 die Herrschaft an österreichische Herzöge ging. Die Herren von Gutenburg waren nun die von Grünenberger mit Sitz in Melchnau. Da sie wiederum grosse Schulden hatten mussten sie ihre Herrschaften an die damals noch oberaargauische Stadt Burgdorf verkaufen. Damit endete die Herrschaft von Gutenburg endgültig, da die Stadt die Burg zerfallen liess. Der Ruinenturm stand bis 1799 noch in voller Höhe, ehe Burgdorf die Steine an einen Bauern in Kleindietwil, der daraus eine Mühle fertigte. Heute deuten nur noch die Erdwälle auf die einst mächtige Vergangenheit Gutenburgs hin.

Bemerkenswert ist ebenfalls das seit dem 11. Jahrhundert überlieferte "Bad Gutenburg". Ihm wurden Heilkräfte nachgesagt und angbelich sollte es Narben vollständig heilen können. Die Gaststätte "Bad Gutenburg" ist somit eine der ältesten des Kantons Bern. Die Quelle selber und die Heilkräfte, die ihnen nach gesagt wurden blieben bis zum Zweiten Weltkrieg erhalten. Die Kurstätte starb mit dem Versiegen der Quelle, aber die Gaststätte existiert noch heute. Obwohl der Teich, wie auch das Restaurant auf lotzwiler Boden steht, spricht man noch heute vom Bad Gutenburg.

Der Wandel des Dorfnamens lässt sich mit Schriften aus der Vergangengheit am besten dokumentieren: Madalestvilare 796 von Heribold. 1173 Kaiser Friedrich der I sprach von "Madelswile" und Papst Lucius III erwähnte in seinen Schriften 1185 Madelwile. 1194 wurde Madiswil in einer bischöflichen Urkunde von Konstanz als "Madiswilare" erwähnt. Unter bernischer Herrschaft wurde das Dorf Madiswyl genannt und seit der Eindeutschung der Ortsnamen nennt sich das Dorf Madiswil.

Fusionen

Die Gemeinden Madiswil und Gutenburg (BFS-Nr. 0327) haben sich mit Wirkung auf den 1. Januar 2007 zur neuen Gemeinde Madiswil zusammengeschlossen.

Anlässlich der Gemeindeversammlungen vom 7. Juni 2006 haben beide Gemeinden der Fusion zugestimmt. Der Regierungsrat des Kantons Bern beantragte dem Grossen Rat des Kantons Bern am 15. Juni 2006, den Zusammenschluss und die Fusionsverträge zu genehmigen.

Unter dem Moto "Drei Dörfer - Eine Gemeinde" haben die Gemeindeversammlungen von Madiswil, Kleindietwil und Leimiswil vom 12. Dezember 2009 über eine Fusion entschieden und dieser grossmehrheitlich in allen drei Gemeinden zugestimmt. Somit wird ab 1. Januar 2011 die neue Einwohnergemeinde Madiswil entstehen mit rund 3'100 Einwohnern und einer Fläche von 23km2.[2]

Dorflegende

Die Geschichte von Ueli, dem Linksmähder, ist eine alte Sage von Madiswil. Es gibt verschiedene Varianten: Es war einmal ein reicher Bauer. Der hatte eine bildschöne Tochter namens Vreni, welche vielen Männern gefiel. Also auch Ueli, der bei ihrem Vater um die Hand der Holden anhielt. Vrenis Vater wollte sie aber nicht so leicht weg geben und forderte Ueli auf, ein Kreuz in die Grossmatt zu mähen. Weil er gut mit der linken Hand mähen konnte, musste er dies auch tun. Er ging eifrig an die Arbeit, bis er plötzlich einen Schlag im Herz spürt. Dies musste seine alte Kriegswunde sein! Er war beinahe fertig und strengte sich an für den letzten Streich. Doch diese kostete ihm das Leben. In anderen Versionen spielt auch der Junker Lombach, der mit Vreni verlobt ist, eine Rolle. Ueli erhebt gegen ihn die Hand und so wird er dazu bestraft, ein Kreuz in die Grossmatt zu mähen. In beiden Versionen liebte Vreni immer Ueli und keines Falls den Junker. Manchmal nimmt sich Vreni auch selber das Leben am Ende der Sage.

Die Sage wurde auch literarisch verarbeitet. So entstanden insgesamt drei Theaterstücke, ein Gedicht und eine Ballade. Dabei wurde das Geschehen meistens ins 14. Jahrhundert verschoben. Der Linksmähder taucht im Jahre 1737 zum ersten Mal als Bild auf. Dabei handelte es sich um ein Kirchenfenster, welches die Kirchgemeinde Madiswil der Kirchgemeinde Melchnau schenkte. Allerdings führte der Mähder die Sense mit der rechten Hand. Das Stück welches noch heute regelmässig in Madiswil aufgeführt wird, datierte man in den Frühsommer von 1648.

Das Madiswiler Wappen, welches vorher eine Rübe darstellte, wurde lange schon langer Zeit vor dem Wiederaufkommen der Sage im Jahre 1847, zum Linksmähder geändert. Allerdings war man sich nie einig, welches Wappen nun galt und wie der Linksmähder aussah. Erst 1946 wurde der Linksmähder auf grünem Grund offiziell das Wappen von Madiswil. Die Rübe war früher das Wappen von Madiswil gewesen, weil Madiswil weit bekannt für die guten Rüben war. Noch heute gibt es zwei örtliche Feiertage, bei denen die Schulkinder normalerweise frei kriegen: Den Rübensonntag (auch als "Rübenchilbi" bekannt) und den Rübenmontag, welche in der letzten Oktoberwoche ausgeübt werden.

Literatur

  • Simon Kuert: 1200 Jahre Madiswil, Gemeinde Madiswil, 1994,2. Aufl. 1995
  • Christian Rümelin: Die Pfarreikirche in Madiswil, 1996, ISBN 3-85782-591-X
  • OK BE 800 (Hrsg.): Der Amtsbezirk Aarwangen und seine Gemeinden, 1991, ISBN 3-907012-10-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  2. Gemeinde Madiswil: Fusionen. Abgerufen am 18. Dezember 2009.