„Unitäre Abbildung“ – Versionsunterschied

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Eine '''unitäre Abbildung''' oder '''unitäre Transformation''' ist in der Mathematik eine [[Funktion (Mathematik)|Abbildung]] zwischen zwei komplexen [[Skalarproduktraum|Skalarprodukträumen]], die das [[Skalarprodukt]] erhält. Unitäre Abbildungen sind stets [[Linearität|linear]], [[Injektivität|injektiv]], [[Norm (Mathematik)|normerhaltend]] und [[Isometrie|abstandserhaltend]]. Die [[Eigenwert]]e einer unitären Abbildung besitzen alle den [[Betragsfunktion|Betrag]] eins. Die bijektiven unitären Abbildungen eines Skalarproduktraums in sich bilden mit der [[Komposition (Mathematik)|Hintereinanderausführung]] als [[Verknüpfung (Mathematik)|Verknüpfung]] eine [[Untergruppe]] der [[Automorphismengruppe]] des Raums.
Als '''unitäre Abbildung''' (auch '''unitäre Transformation''') bezeichnet man in der [[Mathematik]] eine [[bijektiv|bijektive]] [[lineare Abbildung]], die längen- und winkelerhaltend ist. Beispiele hierfür sind Drehungen und Spiegelungen.
Mathematisch bedeutet dies, dass eine unitäre Abbildung <math>U:V\to W</math> von einem [[unitärer Vektorraum|unitären Vektorraum]] <math>V</math> auf einen anderen unitären Vektorraum <math>W</math> die [[Norm (Mathematik)|Norm]] erhält, dass also für alle <math>x\in V</math> die Bedingung <math>\|Ux\|_W=\|x\|_V</math> gilt. Eine unitäre Abbildung ist daher eine spezielle Form einer [[Isometrie|isometrischen Abbildung]]. Unitäre Abbildungen stellen einen natürlichen [[Isomorphismus|Isomorphie]]-Begriff auf unitären Vektorräumen dar.
Die Normerhaltung ist dabei [[logische Äquivalenz|äquivalent]] zur [[Invariante (Mathematik)|Invarianz]] des [[Skalarprodukt|Skalarprodukts]], das heißt
<math>\langle Ux,Uy\rangle_W=\langle x,y\rangle_V</math> für alle <math>x,y\in V</math> (''zu dieser Äquivalenz siehe auch die [[Polarisationsformel]]'').


Eine [[Bijektivität|bijektive]] unitäre Abbildung zwischen zwei [[Hilbertraum|Hilberträumen]] wird auch '''unitärer Operator''' genannt. Jeder unitäre Operator ist [[Beschränkter Operator|beschränkt]], [[Normaler Operator|normal]] und sein [[Inverse Funktion|inverser Operator]] ist gleich seinem [[Adjungierter Operator|adjungierten Operator]]. Wichtige Beispiele für unitäre Operatoren sind die [[Fouriertransformation]] und die [[Zeitentwicklungsoperator]]en der [[Quantenmechanik]].
== Endlichdimensionale Vektorräume ==
{{Hauptartikel|Unitäre Matrix}}


Die entsprechenden Gegenstücke bei [[Reelle Zahl|reellen]] Skalarprodukträumen sind [[Orthogonale Abbildung|orthogonale Abbildungen]] und [[Orthogonaler Operator|orthogonale Operatoren]].
Unitäre Abbildungen bezüglich des [[Standardskalarprodukt]]s auf dem <math>\mathbb{C}^n</math> werden durch [[unitäre Matrix|unitäre Matrizen]] beschrieben. Unitarität ist dort als
:<math>U^{-1} = U^*</math>
definiert, wobei <math>U^* = \bar{U}^T</math> die zu <math>U</math> [[adjungierte Matrix]] ist, die durch [[transponierte Matrix|Transposition]] (Vertauschen von Zeilen und Spalten) und [[Komplexe_Zahl#Komplexe_Konjugation|komplexe Konjugation]] der Einträge von <math>U</math> entsteht.


== Definition ==
Eine andere Charakterisierung ist die folgende: Eine Abbildung ist genau dann unitär, wenn sie
* als Abbildung zwischen den zugrundeliegenden reellen Vektorräumen [[Orthogonale Matrix|orthogonal]] ist (man beachte, dass die reelle Dimension der Vektorräume doppelt so groß ist wie ihre komplexe Dimension)
* und mit der Multiplikation mit der imaginären Einheit <math>\mathrm i</math> kommutiert.


Eine Abbildung <math>f \colon V \to W</math> zwischen zwei komplexen Skalarprodukträumen <math>(V, \langle \cdot, \cdot \rangle_V)</math> und <math>(W, \langle \cdot, \cdot \rangle_W)</math> heißt ''unitär'', wenn für alle Vektoren <math>u, v \in V</math>
== Hilberträume ==


:<math>\langle f(u), f(v) \rangle_W = \langle u, v \rangle_V</math>
Die Unitarität einer linearen Abbildung <math>\phi</math> auf einem Hilbertraum ist allgemeiner durch die Bedingung
:<math>\phi^* = \phi^{-1}</math>
definiert, wobei <math>\phi^*</math> die [[Adjungierter Operator|adjungierte Abbildung]] zu <math>\phi</math> ist.
==Darstellung mit selbstadjungierten Operatoren==
Es sei <math>\hat A</math> ein [[selbstadjungiert]]er Operator. Dann ist die Operatorschar
<math>\hat U(s):=\exp\{ -{\rm i}\cdot (s-s_0)\cdot\hat A\,\}</math> unitär. Auf diese Weise erhält man die Zeitentwicklungsoperatoren der [[Mathematische Struktur der Quantenmechanik|Quantenmechanik]]; <math>{\rm i}</math> ist dabei die imaginäre Einheit. Die Operatoren <math>\hat U(s)</math> können dabei auf dem ganzen Hilbertraum definiert werden, obwohl <math>\hat A</math> nur dicht-definiert sein muss.


gilt. Eine unitäre Abbildung ist demnach dadurch charakterisiert, dass sie das Skalarprodukt von Vektoren erhält. Insbesondere bildet eine unitäre Abbildung [[Orthogonalität|zueinander orthogonale]] Vektoren <math>v</math> und <math>w</math> (also Vektoren, deren Skalarprodukt null ist) auf zueinander orthogonale Vektoren <math>f(v)</math> und <math>f(w)</math> ab.
Bei Parameterabhängigkeit von <math>\hat A</math> (in der Quantenmechanik z. B. bei expliziter Zeitabhängigkeit des Hamiltonoperators) gilt eine formal ähnliche Aussage (Dyson-Entwicklung):


== Beispiele ==
Zunächst stellt man die Differentialgleichung <math>\frac{{\rm d}\hat U}{{\rm d}s}=-{\rm i}\hat A(s)\hat U(s)</math> auf und löst sie iterativ durch folgende formale Reihe:


Die [[identische Abbildung]]
<math>\hat U(s)=\sum\limits_{n=0}^\infty\,(-{\rm i})^n\,\int\limits_{s_0}^s{\rm d}s_1\hat A(s_1)\int\limits_{s_0}^{s_1}{\rm d}s_2\hat A(s_2)\, ...\,\int\limits_{s_0}^{s_{n-1}}{\rm d}s_n\hat A(s_n)\,\,.</math>


:<math>f \colon V \to V, \, x \mapsto x</math>
Jetzt kann man durch Permutation der Argumente die oberen Integrationsgrenzen einheitlich auf den Wert <math>s</math> erhöhen (z. B. <math>s_1\to s</math>), wenn man die dadurch erfolgte Ausdehnung des Integrationsgebietes durch einen Faktor <math>1/n!</math> kompensiert und für die Einhaltung der Integrationsordnung sorgt (erstes Integrationsargument größer als das zweite, zweites größer als das dritte, u.s.w.). Auf diese Weise erhält man mit dem [[Freeman Dyson|Dysonschen Integrationsordnungoperator]] <math>{\mathcal T}_s</math> die suggestive Formel, dass die folgende Operatorschar unitär ist:


ist trivialerweise unitär. Im [[Koordinatenraum]] <math>\C^n</math> sind unitäre Abbildungen gerade von der Form
<math>\hat U(s) := {\mathcal T}_s\,\exp\left\{ {-\rm i}\cdot\int\limits_{s_0}^s{\rm d}s_1\hat A(s_1) \right\}</math>


:<math>f \colon \C^n \to \C^n, \, x \mapsto U \cdot x</math>,
== Beispiele ==
=== Zahlenbeispiel für den endlichdimensionalen Fall ===
Einfache Beispiele für unitäre Abbildungen sind die [[lineare Abbildung|linearen Abbildungen]] <math>A</math> bzw. <math>B</math>
: <math>\mathbb{C}^2 \rightarrow \mathbb{C}^2,</math>
die durch die Matrizen
: <math>A=\begin{pmatrix}0&1\\-1&0\end{pmatrix}</math> bzw. <math>B=\begin{pmatrix}\mathrm i&0\\0&\mathrm i\end{pmatrix}</math>
gegeben sind. Explizit sind sie gegeben durch
: <math>A\begin{pmatrix}z_1\\z_2\end{pmatrix}=\begin{pmatrix}z_2\\-z_1\end{pmatrix}</math> und <math>B\begin{pmatrix}z_1\\z_2\end{pmatrix}=\begin{pmatrix}\mathrm iz_1\\\mathrm iz_2\end{pmatrix}</math>.
Die Abbildungen erhalten die Norm
: <math>\sqrt{|z_1|^2+|z_2|^2}=\sqrt{|z_2|^2+|{-z_1}|^2}=\sqrt{|\mathrm iz_1|^2+|\mathrm iz_2|^2},</math>
und die zugehörigen Matrizen sind unitär:
: <math>A^{-1}=\begin{pmatrix}0&-1\\1&0\end{pmatrix}=\bar A^T</math> und <math>B^{-1}=\begin{pmatrix}-\mathrm i&0\\0&-\mathrm i\end{pmatrix}=\bar B^T.</math>


wobei <math>U \in \C^{n \times n}</math> eine [[unitäre Matrix]] ist. Im Raum <math>\ell^2</math> der [[ℓ2-Raum|quadratisch summierbaren]] komplexen [[Folge (Mathematik)|Zahlenfolgen]] stellt beispielsweise der [[Shiftoperator|Rechtsshift]]
=== Beispiele für den unendlichdimensionalen Fall===

* Auf dem Hilbertraum <math>L^2(\R)</math> induzieren die Translationen
:: <math>T_a\colon\R\to\R,\quad x\mapsto x+a</math>
:<math>f \colon \ell^2 \rightarrow \ell^2, \, (a_1, a_2, a_3, \ldots ) \mapsto (0, a_1, a_2, a_3, \ldots )</math>

: für beliebige <math>a\in\R</math> unitäre Operatoren
eine unitäre Abbildung dar. Weitere wichtige unitäre Abbildungen sind [[Integraltransformation]]en der Form
:: <math>L^2(\R)\to L^2(\R),\quad f\mapsto f\circ T_a.</math>

* Die im <math>L^{2}(\R)</math> definierte [[Kontinuierliche Fourier-Transformation|Fourier-Transformation]].
:<math>f \colon L^2(\C) \to L^2(\C), \, g \mapsto \int_\C K(x,\cdot) \, g(x) ~dx</math>
* Ein wichtiges Beispiel für unitäre Transformationen sind die [[Zeitentwicklungsoperator]]en der [[Quantenmechanik]].

mit einem geeignet gewähltem [[Integralkern]] <math>K</math>. Ein wichtiges Beispiel hierfür ist die [[Fouriertransformation]], deren Unitarität aus dem [[Satz von Plancherel]] folgt.

== Eigenschaften ==

Im Folgenden sei das komplexe Skalarprodukt linear im ersten und [[Semilineare Abbildung|semilinear]] im zweiten Argument. Die Zusätze <math>V, W</math> werden dabei weggelassen, da durch das Argument klar wird, um welchen Raum es sich jeweils handelt.

=== Linearität ===

Eine unitäre Abbildung ist [[lineare Abbildung|linear]], das heißt für alle Vektoren <math>u,v \in V</math> und Skalare <math>a,b \in \C</math> gilt

:<math>f(au + bv) = af(u) + bf(v)</math>.

Es gilt nämlich aufgrund der Bilinearität und der Symmetrie des Skalarprodukts

:<math>\begin{align} & \langle f(u + v) - f(u) - f(v), f(u + v) - f(u) - f(v) \rangle = \\
& = \langle f(u + v), f(u + v) \rangle - 2\operatorname{Re}\langle f(u + v), f(u) \rangle -2\operatorname{Re}\langle f(u + v), f(v) \rangle + \langle f(u), f(u)\rangle + 2 \operatorname{Re} \langle f(u), f(v) \rangle + \langle f(v), f(v) \rangle = \\
& = \langle u + v, u + v \rangle - 2 \operatorname{Re}\langle u + v, u \rangle - 2 \operatorname{Re} \langle u + v, v \rangle + \langle u, u\rangle + 2 \operatorname{Re} \langle u, v \rangle + \langle v, v \rangle = \\
& = \langle u + v, u + v \rangle - 2 \langle u + v, u + v \rangle + \langle u + v, u + v \rangle = 0 \end{align}</math>

sowie

:<math>\begin{align} & \langle f(au) - af(u), f(au) - af(u) \rangle = \langle f(au), f(au) \rangle - 2 \operatorname{Re} \langle f(au), af(u) \rangle + \langle af(u), af(u) \rangle = \\
& = \langle f(au), f(au) \rangle - 2 \bar{a} \operatorname{Re} \langle f(au), f(u) \rangle + |a|^2 \langle f(u), f(u) \rangle = \langle au, au \rangle - 2 \langle au, au \rangle + \langle au, au \rangle = 0. \end{align}</math>

Aus der positiven Definitheit des Skalarprodukts folgt daraus dann die Additivität und die Homogenität der Abbildung.

=== Injektivität ===

Der [[Kern (Mathematik)|Kern]] einer unitären Abbildung enthält nur den [[Nullvektor]], denn für <math>v \in \operatorname{ker} f</math> gilt

:<math>\langle v, v \rangle = \langle f(v), f(v) \rangle = \langle 0, 0 \rangle = 0</math>

und aus der positiven Definitheit des Skalarprodukts folgt daraus dann <math>v = 0</math>. Eine unitäre Abbildung ist demnach stets [[Injektivität|injektiv]]. Sind <math>V</math> und <math>W</math> endlichdimensional mit der gleichen Dimension, dann gilt aufgrund des [[Rangsatz]]es

:<math>\dim V = \dim \mathrm{ker}(f) + \dim \mathrm{im}(f) = \dim \mathrm{im}(f)</math>

und somit ist <math>f</math> auch [[Surjektivität|surjektiv]] und damit [[Bijektivität|bijektiv]]. Unitäre Abbildungen zwischen unendlichdimensionalen Räumen müssen jedoch nicht notwendigerweise surjektiv sein; ein Beispiel hierfür ist der Rechtsshift.

=== Normerhaltung ===

Eine unitäre Abbildung erhält die [[Skalarproduktnorm]] eines Vektors, das heißt

:<math>\| f(v) \| = \| v \|</math>,

denn es gilt

:<math>\| f(v) \|^2 = \langle f(v), f(v) \rangle = \langle v, v \rangle = \| v \|^2</math>.

Umgekehrt ist jede lineare Abbildung zwischen zwei komplexen Skalarprodukträumen, die die Skalarproduktnorm erhält, unitär. Es gilt nämlich aufgrund der Bilinearität und der Symmetrie des Skalarprodukts einerseits

:<math>\| f(u+v) \|^2 = \| u + v \|^2 = \langle u + v, u + v \rangle = \langle u, u \rangle + 2 \operatorname{Re} \langle u, v \rangle + \langle v, v \rangle = \| u \|^2 + 2 \operatorname{Re} \langle u, v \rangle + \| v \|^2</math>

und mit der Linearität der Abbildung andererseits

:<math>\begin{align} \| f(u + v) \|^2 & = \| f(u) + f(v) \|^2 = \langle f(u) + f(v), f(u) + f(v) \rangle = \\ & = \| f(u) \|^2 + 2 \operatorname{Re} \langle f(u), f(v) \rangle + \| f(v) \|^2 = \| u \|^2 + 2\operatorname{Re} \langle f(u), f(v) \rangle + \| v \|^2. \end{align}</math>

Durch Gleichsetzen der beiden Gleichungen folgt daraus dann die Übereinstimmung der Realteile. Durch eine analoge Betrachtung von <math>f(u + iv)</math> folgt auch die Übereinstimmung der Imaginärteile und damit die Unitarität der Abbildung.

=== Isometrie ===

Aufgrund der Normerhaltung und der Linearität erhält eine unitäre Abbildung auch den [[Abstand]] zweier Vektoren, denn für die von der Norm [[Metrischer Raum#Durch Normen erzeugte Metriken|induzierte Metrik]] <math>d</math> gilt

:<math>d(f(u),f(v)) = \| f(u) - f(v) \| = \| f(u-v) \| = \| u-v \| = d(u,v)</math>.

Eine unitäre Abbildung stellt damit eine [[Isometrie]] dar. Umgekehrt ist jede lineare Abbildung zwischen zwei Skalarprodukträumen, die Abstände erhält unitär. Aus der [[Polarisationsformel]] folgt nämlich

:<math>\begin{align} 4 \langle f(u),f(v) \rangle & = \| f(u) + f(v) \|^2 - \| f(u) - f(v) \|^2 + i \| f(u) + if(v) \|^2 - i \| f(u) - if(v) \|^2 = \\ & = \| u + v \|^2 - \| u - v \|^2 + i \| u + iv \|^2 - i \| u - iv \|^2 = 4 \langle u,v \rangle . \end{align}</math>

Existiert eine bijektive unitäre Abbildung zwischen zwei Skalarprodukträumen, dann sind die beiden Räume [[Isometrische Isomorphie|isometrisch isomorph]].

=== Eigenwerte ===

Ist <math>\lambda \in \C</math> ein [[Eigenwert]] einer unitären Abbildung mit zugehörigem Eigenvektor <math>v</math>, so gilt

:<math>\| v \| = \| f(v) \| = \| \lambda v \| = | \lambda | \, \| v \|</math>

und damit <math>| \lambda | = 1</math>. Die Eigenwerte einer unitären Abbildung haben also alle den [[Betragsfunktion|Betrag]] eins und sind demnach von der Form

:<math>\lambda = e^{it}</math>

mit <math>t \in \R</math>.

=== Gruppeneigenschaften ===

Eine unitäre Abbildung <math>f \colon V \to V</math> stellt einen [[Endomorphismus]] dar. Die [[Komposition (Mathematik)|Hintereinanderausführung]] <math>f \circ g</math> zweier unitärer Endomorphismen ist wiederum unitär, denn es gilt

:<math>\langle (f \circ g)(u), (f \circ g)(v) \rangle = \langle f(g(u)), f(g(v)) \rangle = \langle g(u), g(v) \rangle = \langle u, v \rangle</math>.

Ist ein unitärer Endomorphismus bijektiv, dann ist seine Inverse <math>f^{-1}</math> aufgrund von

:<math>\langle f^{-1}(u), f^{-1}(v) \rangle = \langle f(f^{-1}(u)), f(f^{-1}(v)) \rangle = \langle u, v \rangle</math>

ebenfalls unitär. Die bijektiven unitären Endomorphismen von <math>V</math> bilden demnach eine [[Untergruppe]] der [[Automorphismengruppe]] <math>\mathrm{Aut}(V)</math>. Ist der Raum endlichdimensional mit der Dimension <math>n</math>, so ist diese Gruppe [[Isomorphismus|isomorph]] zur [[Unitäre Gruppe|unitären Gruppe]] <math>\mathrm{U}(n)</math>.

== Unitäre Operatoren ==

Eine [[Bijektive Funktion|bijektive]] unitäre Abbildung <math>T \colon V \to W</math> zwischen zwei komplexen [[Hilbertraum|Hilberträumen]] wird auch als unitärer Operator bezeichnet.

=== Operatornorm ===

Für die [[Operatornorm]] eines unitären Operators <math>T</math> gilt aufgrund der Normerhaltung

:<math>\| T \| = \sup_{\| v \| = 1} \| T v \| = \sup_{\| v \| = 1} \| v \| = 1</math>.

Ein unitärer Operator ist demnach immer [[Beschränkter Operator|beschränkt]] und damit [[Stetigkeit|stetig]].

=== Normalität ===

Der [[Inverse Abbildung|inverse Operator]] <math>T^{-1}</math> eines unitären Operators <math>T</math> ist gleich seinem [[Adjungierter Operator|adjungierten Operator]] <math>T^{\ast}</math>, also

:<math>T^{-1} = T^{\ast}</math>,

denn es gilt

:<math>\langle u, T^{\ast} v \rangle = \langle T u, v \rangle = \langle T u, T T^{-1} v \rangle = \langle u, T^{-1} v \rangle</math>.

Simmen umgekehrt Inverse und Adjungierte eines linearen Operators überein, dann ist dieser unitär, denn es gilt

:<math>\langle T u, T v \rangle = \langle u, T^{\ast} T v \rangle = \langle u, T^{-1} T v \rangle = \langle u, v \rangle</math>.
Damit ist ein unitärer Operator stets [[Normaler Operator|normal]], wobei

:<math>T^{\ast} T = T T^{\ast} = I</math>

gilt. Für unitäre Operatoren gilt demach der [[Spektralsatz]].

=== Basistransformation ===

Ist <math>T</math> ein unitärer Operator und ist <math>( v_i )_{i \in I}</math> eine [[Hilbertbasis]] (ein vollständiges Orthonormalsystem) von <math>V</math>, dann ist <math>( T v_i )_{i \in I}</math> eine Hilbertbasis von <math>W</math>, denn es gilt

:<math>\langle T v_i, T v_j \rangle = \langle v_i, v_j \rangle = \delta_{ij}</math>.

Sind umgekehrt <math>( v_i )_{i \in I}</math> und <math>( T v_i )_{i \in I}</math> Hilbertbasen von <math>V</math> und <math>W</math> und ist <math>T</math> linear, so folgt daraus die Unitarität von <math>T</math>, denn man erhält

:<math>\begin{align} \langle T u, T v \rangle & = \big\langle T \big( {\textstyle \sum_i} \lambda_i v_i \big), T \big( {\textstyle \sum_j} \mu_j v_j \big) \big\rangle = \big\langle {\textstyle \sum_i} \lambda_i T v_i, {\textstyle \sum_j} \mu_j T v_j \big\rangle = {\textstyle \sum_i} {\textstyle \sum_j} \lambda_i \bar\mu_j \big\langle T v_i, T v_j \big\rangle = \\ & = {\textstyle \sum_i} {\textstyle \sum_j} \lambda_i \bar\mu_j \delta_{ij} = {\textstyle \sum_i} {\textstyle \sum_j} \lambda_i \bar\mu_j \langle v_i, v_j \rangle = \big\langle {\textstyle \sum_i} \lambda_i v_i, {\textstyle \sum_j} \mu_j v_j \big\rangle = \langle u, v \rangle. \end{align}</math>

== Siehe auch ==
* [[Hilbert-Schmidt-Operator]]
* [[Orthogonalisierungsverfahren]]
* [[Orthogonalprojektion]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur|Autor=Hans Wilhelm Alt|Titel=Lineare Funktionalanalysis: Eine anwendungsorientierte Einführung|Auflage=5.|Jahr=2008|Verlag=Springer|ISBN=3-540-34186-2}}
* [[Gerd Fischer (Mathematiker)|Gerd Fischer]]: ''Lineare Algebra''. Vieweg-Verlag, ISBN 3-528-03217-0
* {{Literatur|Autor=Ina Kersten|Titel=Analytische Geometrie und lineare Algebra|Band=Band 1|Verlag=Universitätsverlag Göttingen|Jahr=2005|ISBN=978-3-938-61626-0}}
* [[Dirk Werner (Mathematiker)|Dirk Werner]]: ''Funktionalanalysis''. Springer-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-72533-6
* {{Literatur|Autor=Hans-Joachim Kowalsky, Gerhard O. Michler|Titel=Lineare Algebra|Verlag=de Gruyter|Jahr=2003|ISBN=978-3-110-17963-7}}
* {{Literatur|Autor=Dietlinde Lau|Titel=Algebra und diskrete Mathematik|Band=Band 1|Verlag=Springer|Jahr=2011|ISBN=978-3-642-19443-6}}
* {{Literatur|Autor=Dirk Werner|Titel=Funktionalanalysis|Verlag=Springer|Auflage=5.|Jahr=2005|ISBN=3-540-21381-3}}

== Weblinks ==
* {{EoM|Autor=A.L. Onishchik|Titel=Unitary transformation|Url=http://www.encyclopediaofmath.org/index.php/Unitary_transformation}}
* {{MathWorld|title=Unitary transformation|id=UnitaryTransformation}}
* {{PlanetMath|author=asteroid|title=Unitary|id=unitary}}


{{SORTIERUNG:Unitare Abbildung}}
[[Kategorie:Lineare Algebra]]
[[Kategorie:Lineare Algebra]]
[[Kategorie:Funktionalanalysis]]
[[Kategorie:Funktionalanalysis]]

[[ru:Унитарное преобразование]]

Version vom 16. April 2014, 07:18 Uhr

Eine unitäre Abbildung oder unitäre Transformation ist in der Mathematik eine Abbildung zwischen zwei komplexen Skalarprodukträumen, die das Skalarprodukt erhält. Unitäre Abbildungen sind stets linear, injektiv, normerhaltend und abstandserhaltend. Die Eigenwerte einer unitären Abbildung besitzen alle den Betrag eins. Die bijektiven unitären Abbildungen eines Skalarproduktraums in sich bilden mit der Hintereinanderausführung als Verknüpfung eine Untergruppe der Automorphismengruppe des Raums.

Eine bijektive unitäre Abbildung zwischen zwei Hilberträumen wird auch unitärer Operator genannt. Jeder unitäre Operator ist beschränkt, normal und sein inverser Operator ist gleich seinem adjungierten Operator. Wichtige Beispiele für unitäre Operatoren sind die Fouriertransformation und die Zeitentwicklungsoperatoren der Quantenmechanik.

Die entsprechenden Gegenstücke bei reellen Skalarprodukträumen sind orthogonale Abbildungen und orthogonale Operatoren.

Definition

Eine Abbildung zwischen zwei komplexen Skalarprodukträumen und heißt unitär, wenn für alle Vektoren

gilt. Eine unitäre Abbildung ist demnach dadurch charakterisiert, dass sie das Skalarprodukt von Vektoren erhält. Insbesondere bildet eine unitäre Abbildung zueinander orthogonale Vektoren und (also Vektoren, deren Skalarprodukt null ist) auf zueinander orthogonale Vektoren und ab.

Beispiele

Die identische Abbildung

ist trivialerweise unitär. Im Koordinatenraum sind unitäre Abbildungen gerade von der Form

,

wobei eine unitäre Matrix ist. Im Raum der quadratisch summierbaren komplexen Zahlenfolgen stellt beispielsweise der Rechtsshift

eine unitäre Abbildung dar. Weitere wichtige unitäre Abbildungen sind Integraltransformationen der Form

mit einem geeignet gewähltem Integralkern . Ein wichtiges Beispiel hierfür ist die Fouriertransformation, deren Unitarität aus dem Satz von Plancherel folgt.

Eigenschaften

Im Folgenden sei das komplexe Skalarprodukt linear im ersten und semilinear im zweiten Argument. Die Zusätze werden dabei weggelassen, da durch das Argument klar wird, um welchen Raum es sich jeweils handelt.

Linearität

Eine unitäre Abbildung ist linear, das heißt für alle Vektoren und Skalare gilt

.

Es gilt nämlich aufgrund der Bilinearität und der Symmetrie des Skalarprodukts

sowie

Aus der positiven Definitheit des Skalarprodukts folgt daraus dann die Additivität und die Homogenität der Abbildung.

Injektivität

Der Kern einer unitären Abbildung enthält nur den Nullvektor, denn für gilt

und aus der positiven Definitheit des Skalarprodukts folgt daraus dann . Eine unitäre Abbildung ist demnach stets injektiv. Sind und endlichdimensional mit der gleichen Dimension, dann gilt aufgrund des Rangsatzes

und somit ist auch surjektiv und damit bijektiv. Unitäre Abbildungen zwischen unendlichdimensionalen Räumen müssen jedoch nicht notwendigerweise surjektiv sein; ein Beispiel hierfür ist der Rechtsshift.

Normerhaltung

Eine unitäre Abbildung erhält die Skalarproduktnorm eines Vektors, das heißt

,

denn es gilt

.

Umgekehrt ist jede lineare Abbildung zwischen zwei komplexen Skalarprodukträumen, die die Skalarproduktnorm erhält, unitär. Es gilt nämlich aufgrund der Bilinearität und der Symmetrie des Skalarprodukts einerseits

und mit der Linearität der Abbildung andererseits

Durch Gleichsetzen der beiden Gleichungen folgt daraus dann die Übereinstimmung der Realteile. Durch eine analoge Betrachtung von folgt auch die Übereinstimmung der Imaginärteile und damit die Unitarität der Abbildung.

Isometrie

Aufgrund der Normerhaltung und der Linearität erhält eine unitäre Abbildung auch den Abstand zweier Vektoren, denn für die von der Norm induzierte Metrik gilt

.

Eine unitäre Abbildung stellt damit eine Isometrie dar. Umgekehrt ist jede lineare Abbildung zwischen zwei Skalarprodukträumen, die Abstände erhält unitär. Aus der Polarisationsformel folgt nämlich

Existiert eine bijektive unitäre Abbildung zwischen zwei Skalarprodukträumen, dann sind die beiden Räume isometrisch isomorph.

Eigenwerte

Ist ein Eigenwert einer unitären Abbildung mit zugehörigem Eigenvektor , so gilt

und damit . Die Eigenwerte einer unitären Abbildung haben also alle den Betrag eins und sind demnach von der Form

mit .

Gruppeneigenschaften

Eine unitäre Abbildung stellt einen Endomorphismus dar. Die Hintereinanderausführung zweier unitärer Endomorphismen ist wiederum unitär, denn es gilt

.

Ist ein unitärer Endomorphismus bijektiv, dann ist seine Inverse aufgrund von

ebenfalls unitär. Die bijektiven unitären Endomorphismen von bilden demnach eine Untergruppe der Automorphismengruppe . Ist der Raum endlichdimensional mit der Dimension , so ist diese Gruppe isomorph zur unitären Gruppe .

Unitäre Operatoren

Eine bijektive unitäre Abbildung zwischen zwei komplexen Hilberträumen wird auch als unitärer Operator bezeichnet.

Operatornorm

Für die Operatornorm eines unitären Operators gilt aufgrund der Normerhaltung

.

Ein unitärer Operator ist demnach immer beschränkt und damit stetig.

Normalität

Der inverse Operator eines unitären Operators ist gleich seinem adjungierten Operator , also

,

denn es gilt

.

Simmen umgekehrt Inverse und Adjungierte eines linearen Operators überein, dann ist dieser unitär, denn es gilt

.

Damit ist ein unitärer Operator stets normal, wobei

gilt. Für unitäre Operatoren gilt demach der Spektralsatz.

Basistransformation

Ist ein unitärer Operator und ist eine Hilbertbasis (ein vollständiges Orthonormalsystem) von , dann ist eine Hilbertbasis von , denn es gilt

.

Sind umgekehrt und Hilbertbasen von und und ist linear, so folgt daraus die Unitarität von , denn man erhält

Siehe auch

Literatur

  • Hans Wilhelm Alt: Lineare Funktionalanalysis: Eine anwendungsorientierte Einführung. 5. Auflage. Springer, 2008, ISBN 3-540-34186-2.
  • Ina Kersten: Analytische Geometrie und lineare Algebra. Band 1. Universitätsverlag Göttingen, 2005, ISBN 978-3-938616-26-0.
  • Hans-Joachim Kowalsky, Gerhard O. Michler: Lineare Algebra. de Gruyter, 2003, ISBN 978-3-11-017963-7.
  • Dietlinde Lau: Algebra und diskrete Mathematik. Band 1. Springer, 2011, ISBN 978-3-642-19443-6.
  • Dirk Werner: Funktionalanalysis. 5. Auflage. Springer, 2005, ISBN 3-540-21381-3.