„Gymnasium Neue Oberschule“ – Versionsunterschied

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=== Bundesrepublik Deutschland ===
=== Bundesrepublik Deutschland ===
Seit Beginn der 1950er Jahre haben sich der Schuldirektor und Kollegen aktiv im Internationalen Sonnenberg-Arbeitskreis engagiert.<ref>{{Literatur|Titel=Der Sonnenberg: Ein internationales Arbeitskreis|Verlag=Arbeitsstelle f. internationalen Austausch|Ort=Wolfenbüttel|Datum=1952|Reihe=Der Brief vom Sonnenberg : Sonderh|Online=https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D453132928|Abruf=2017-07-31}}</ref> Daraus resultierte schon 1962 ein Schüleraustausch mit Frankreich.<ref name=":1" /> Auch mit der NS-Vergangenheit setzten sich das Kollegium und die Schüler aktiv auseinander. Dies führte zu viel beachteten öffentlichen Ausstellungen.<ref name=":1" />
Am Anfang der 1970er Jahre gehörte die Schule, noch vor Verabschiedung durch die [[Kultusministerkonferenz]], zu den ersten Gymnasien, die ein praktikables Konzept für eine [[Oberstufenreform]] ausarbeitete. Mit der Einführung der [[Koedukation]] 1976 erhielt sie ihren heutigen Namen. 1990 betrat die Neue Oberschule mit der Einführung eines bilingualen Zweiges (englisch) ab Klasse 7 wieder pädagogisches Neuland.<ref name=":0" /> 2008 war sie Vorreiter bei der Einführung des [[Rhythmus (Unterricht)|rhythmisierten Unterrichts]] in 90-Minuten-Blöcken.

1972 gehörte die Schule, noch vor Verabschiedung durch die [[Kultusministerkonferenz]] 1976, zu den ersten Gymnasien, die ein praktikables Konzept für eine [[Oberstufenreform]] ausarbeitete und an einem Unterrichtsversuch teilnahm. Dabei hatte das Konzept der NO Pflichtfächer vorgesehen, die durchgehend bis zum Abitur belegt werden sollten, konnte sich aber nicht gegen das Kultusministerium durchsetzen.1976 zieht die NO unter dem neuen Direktor Horst Strebe eine ernüchternde Bilanz der Reform und führt inhaltliche und organisatorische Korrekturen durch.<ref name=":1" />

Mit der Einführung der [[Koedukation]] 1976 erhielt sie ihren heutigen Namen und die Schülerzahl steigt auf über 800. 1981 erfolgt bereits die nächste Reform mit der Einführung der Orientierungsstufe.

Ab 1990 betrat die Neue Oberschule unter Leitung von Gerhart Dziomba mit der Einführung eines bilingualen Zweiges (Englisch) ab Klasse 7 wieder pädagogisches Neuland.<ref name=":0" /> 2006 wird Marten Kohfahl neuer Schulleiter und mit der 2004 beschlossenen Umstellung auf G8 sowie der Einführung des Zentralabiturs in Niedersachsen muss die nächste Schulreform bewältigt werden. 2008 führte sie als Vorreiter den [[Rhythmus (Unterricht)|rhythmisierten Unterricht]] in 90-Minuten-Blöcken und ab 2010 den offenen Ganztagsbetrieb ein<ref>{{Literatur|Titel=Mittagsfreizeit an Ganztagsschulen: theoretische Grundlagen und empirische Befunde|Verlag=Springer VS|Ort=Wiesbaden|Datum=2016|ISBN=9783658116224|Online=https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D1079865349|Abruf=2017-07-31}}</ref>, um die Umstellung auf G8 zu erleichtern.


== Lage und Gebäude ==
== Lage und Gebäude ==

Version vom 31. Juli 2017, 18:34 Uhr

Gymnasium Neue Oberschule
Haupteingang des Gymnasium Neue Oberschule
Haupteingang des Gymnasium Neue Oberschule
Schulform Gymnasium
Schulnummer 67775
Gründung 1828
Adresse

Beethovenstraße 57

Ort Braunschweig
Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 16′ 42″ N, 10° 32′ 46″ OKoordinaten: 52° 16′ 42″ N, 10° 32′ 46″ O
Träger Land Niedersachsen
Schüler etwa 700
Lehrkräfte etwa 50
Leitung Marten Kohfahl
Website neue-oberschule.de

Das Gymnasium Neue Oberschule (NO) wurde 1828 gegründet und ist damit das zweitälteste staatliche Gymnasium der niedersächsischen Stadt Braunschweig. Schwerpunkte werden in der offenen Ganztagsschule unter anderem auf den bilingualen Unterricht, Lernen mit digitalen Medien sowie Musik- und Theatergruppen gelegt, die in der Aula regelmäßig Auftritte veranstalten.

Geschichte

Zeitalter der Industrialisierung

Anfang des 19. Jahrhunderts begann die Braunschweiger Bürgerschaft, eine Schule zu fordern, die den neuen Anforderungen infolge der beginnenden Industrialisierung durch ein erweitertes Bildungsangebot, vor allem im naturwissenschaftlichen Zweig, besser gerecht wurde als die traditionellen Gymnasien, die vor allem auf ein Studium vorbereiten sollten. So wurden z. B. am Gymnasium in den höheren Klassen alleine 13 Stunden Latein und 6 Stunden Griechisch unterrichtet.[1] Als Kompromiss konnten damals Schüler, die nicht studieren wollten, vom Griechischunterricht befreit und in Ersatzfächern unterrichtet werden. Als Friedrich Traugott Friedemann 1824 Direktor des Katharineums wurde, ging er als erstes gegen diese sogenannten Barbaren vor und verbot diese Praxis. Er sah jeden Bildungsweg ohne Griechisch als staatsgefährlich und menschheitsverderbend an:

"Eine Menge unnützer und lästiger Bürger kann so dem Vaterlande erspart, eine Menge unglücklicher und verdorbener Halbgelehrter ... gerettet werden. ... Wer uns daher angehören will, muß uns ganz angehören, denn wer nicht überall mit uns ist, der ist überall wider uns."[2]

Ankündigung der Eröffnung des Realinstituts

Der erst 25-jährige Sprachlehrer am Collegium Carolinum, Dr. Brandes, erkannte diesen Missstand und entwarf ein Bildungskonzept, das besser für Industrie, Handel und Gewerbe geeignet war. Er eröffnete gemeinsam mit Pastor Möhle und dem Münzbuchhalter Süpke am 12. April 1825 in der Reichenstraße No. 1118 eine Privatschule, ein Realinstitut, das der Vorbereitung von Jungen auf gehobene technische und kaufmännische Berufe diente.[3] Dessen Konzept zur Erziehung zum praktischen Leben hatte aber auch Schwächen: Zum einen wurden in über 40 Wochenstunden mehr als 20 Unterrichtsfächer gelehrt, allerdings eher auf dem Niveau einer Fachschule. Andererseits fehlte es an pädagogisch ausgebildeten Lehrern: Neben den drei Gründern unterrichteten der Mediziner Dr. Lachmann, der Artilleriefeuerwerker Bolte sowie der Kunstmaler Pape.[2]

Obwohl das Schulgeld doppelt so hoch war wie an den Gymnasien, hatte die Schule mit über 60 Schülern schon im ersten Jahr so großen Zulauf, dass die Braunschweiger Gymnasien und selbst das Collegium Carolinum um ihren Bestand fürchten mussten.[1] Daher beschloss die Schulkommission unter Vorsitz von Magistratsdirektor Bode bereits 1828, die Schule mit dem Martineum und Katharineum zu einem Gesamtgymnasium zu vereinigen.[4] Diese Reform bedeutete die Anerkennung als Realgymnasium und eine Steigerung der Schülerzahl bis 1835 auf 150.

1839 erfolgte eine Inspektion der Schule durch Schulrat August Uhde, die als Ergebnis eine wesentliche Umstellung des Unterrichtsplanes mit sich brachte: Die Vielzahl der technischen und praktischen Fächer fällt ab 1841 weg, stattdessen wird bis auf die Altsprachen der Lehrplan an die Gymnasien angepasst.[2]

Siegel Herzogliches Realgymnasium

1848 wird die Verschmelzung zu einer einzigen höheren Schule diskutiert, aber nicht umgesetzt. In der Folgezeit kam es aufgrund von wiederholten Konflikten zwischen Gymnasiasten und Realgymnasiasten zu einer räumlichen Abtrennung des Realinstituts, das 1856 in die ehemalige Katharinenschule am Hagenmarkt zog. 1869 wurde schließlich ein Neubau zwischen der Breiten Straße und der Scharrnstraße bezogen.[5]

Nach Brandes Tod wurde mit Ludwig August Berglein ein Direktor ernannt, der bereits in Preußen erfolgreich für den Ausbau des Realunterrichts gekämpft hatte, u. a. für die Einführung des Lateinunterrichts an Realschulen, der in Braunschweig 1868 noch kategorisch abgelehnt wurde.

Kaiserreich

Erst nach der Gründung des Kaiserreichs orientierte sich Braunschweig stärker am preußischen Vorbild und 1878 wurde die Schule zum abiturfähigen „Herzoglichen Realgymnasium“ umbenannt und als Realschule 1. Ordnung anerkannt. 1879 legten die ersten drei Kandidaten das Abitur ab.[2]

Primaner des Realgymnasiums 1892

Nach Bergleins Pensionierung wurde 1884 mit Karl Friedrich Ernst Koldewey ein bedeutender Schulreformer Direktor, der die Angleichung des Lehrplans an das Gymnasium noch stärker vorantrieb, so dass bis zur Quarta ein reibungsloser Übergang möglich war. Ihm folgte 1891 mit Wilhelm Johann Dahl ein Mathematiker, der die Naturwissenschaften wieder stärkte. Im Jahr 1900 wurden Gymnasien, Realgymnasien und Oberrealschulen durch kaiserlichen Erlass gleichgestellt.[2] 1907 wird durch die Teilung der Prima das 13. Schuljahr eingeführt.

Kollegium des Reform-Realgymnasiums vor dem ersten Weltkrieg (vorne Mitte Direktor Karl Hildebrandt)

Nach Dahls Tod 1909 folgte ihm Karl Hildebrandt als Direktor, der Anhänger der Refomschulbewegung nach dem Frankfurter System war. Er trieb diese Schulreform voran, bis schließlich 1912 die Schule als „Herzogliches Reform-Realgymnasium“ den neuen Fremdsprachen gegenüber stärker geöffnet wurde.[6] Nach diesem neuen Lehrplan wurde Französisch erste Fremdsprache, gefolgt von Latein und Englisch.

Erster Weltkrieg

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs bringt eine Ausdünnung der Primen mit sich, da sich viele Primaner und fünf Lehrer als Kriegsfreiwillige melden.[7] Mit dem Fortschritt des Krieges änderte sich auch der Schulalltag grundlegend, z. B. durch Einsatz der Schüler bei Sammlungen oder in Fabriken. Insgesamt fielen im Ersten Weltkrieg fünf Lehrer und 111 Schüler.[2]

Weimarer Republik

Mit Beginn der Weimarer Republik setzen wieder schulpolitische Reformdiskussionen ein, z. B. die Einführung einer Gemeinschaftsschule oder die Frage der Lehrerbildung. 1922 wird die Unterteilung der Oberstufe in einen sprachlichen und einen naturwissenschaftlichen Zweig eingeführt.

Nach Hildebrandts Pensionierung 1923 wurde die Schule zunächst kommissarisch geleitet, bis im Herbst 1924 mit dem Physiker Karl Bergwitz, der auch außerordentlicher Professor an der TH Braunschweig war, ein Nachfolger gefunden wurde. Aufgrund seiner guten Kontakte zur TH und zur Industrie konnte er trotz finanzieller Schwierigkeiten des Landes durchsetzen, dass 1927 ein Erweiterungsbau bezogen werden konnte, der unter anderem den modernsten Physikraum der Stadt umfasste.[2]

Am 8. Dezember 1927 wurde die Vereinigung ehemaliger Braunschweiger Realgymnasiasten gegründet und am 28. März 1928 fand die Jubiläumsfeier zum 100-jährigen Bestehen der Schule statt. Dank der Unterstützung der Ehemaligen und Spenden der Industrie konnte trotz der Finanzkrise 1931/32 die Schülerzahl ohne Beeinträchtigungen auf 458 steigen.

Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde auch das Reform-Realgymnasium gleichgeschaltet. Die Schulbücherei wurde gesäubert und die HJ übernimmt Teile des Sportunterrichts (Wehrsport).[8] Der Großteil des Kollegiums wurde Parteimitglied und der Hitlergruß üblich. Direktor Bergwitz versuchte den inneren Schulbetrieb von Parteipolitik abzugrenzen.[2] Allerdings müssen jüdische Lehrer und Schüler ausscheiden. Am Reform-Realgymnasium sind nur Einzelfälle belegt, da es in Braunschweig an allen Schulen zusammen nur 16 jüdische Lehrer gab[9] und der Anteil jüdischer Schüler am Reform-Realgymnasium traditionell gering war.[7]

Das Kollegium widerstand in den Jahren 1935/36 den Aufforderungen der Braunschweiger nationalsozialistischen Parteiführung, die Schule nach dem stellvertretenden Gauleiter Kurt Schmalz zu benennen. Als 1937 die Oberrealschulen und Realgymnasien reichseinheitlich zu Oberschulen umbenannt wurden, wählte sie den Namen „Staatliche Neue Oberschule für Jungen“.[10] Als Reverenz an den faschistischen Bündnispartner wird 1937 Italienisch als Unterrichtsfach eingeführt. 1938 wird das 13. Schuljahr wieder abgeschafft, um Zeit für Arbeitsdienst und Wehrmacht einzusparen.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde im August 1939 eine Notreifeprüfung durchgeführt und die meisten Schüler der Abschlussklassen wurden zur Wehrmacht einberufen. Mit Fortschritt des Krieges wurden auch die Mittelklassen in sogenannte Wehrertüchtigungslager oder als Luftwaffenhelfer zur Flak einberufen, wobei sie von Betreuungslehrern der Schule weiterhin unterrichtet wurden. Mit der Verstärkung des Luftkriegs ab 1943 wurden die Schüler aus der Stadt evakuiert, unter anderem in den Harz, nach Dänemark oder Holland. Am 29. Januar 1944 fand die letzte Reifeprüfung im Krieg statt.

Durch die Bombardierung Braunschweigs im Oktober 1944 wurde die Schule bis auf die Schülerbücherei komplett zerstört, aber schon Weihnachten 1944 konnte der Unterricht behelfsmäßig in der Lessingschule wieder aufgenommen werden.[10] Mit vielen Einschränkungen konnte er bis zum 6. April 1945 aufrechterhalten werden. Mit Übergabe der Stadt am 11. April 1945 wurde der Unterricht eingestellt. Insgesamt beklagte die Schule im Zweiten Weltkrieg über 230 Gefallene und Vermisste.[2]

Besatzungszeit und Wiederaufbau

Dr. Bergwitz, der seit 1943 auch das Martino-Katharineum geleitet hatte, wurde am 1. Oktober 1945 mit 70 Jahren in den Ruhestand versetzt.[2]

Am 22. Oktober 1945 konnte der Unterricht unter Leitung des kommissarischen Schulleiters Walter Hecke mit Genehmigung der Militärregierung in den Fächern Deutsch, Englisch, Latein und Mathematik wieder aufgenommen werden, allerdings nur mit fünf Lehrern, da sich die Überprüfung im Entnazifizierungsverfahren in vielen Fällen über Jahre hinstreckte. Da die Schule keine eigenen Räume mehr besaß, fand der Unterricht, teilweise im Mehrschichtbetrieb mit sehr großen Klassen, in vielen verschiedenen Schulgebäuden statt, z. B. Comeniusstraße, Bürgerstraße oder Leonhardstraße. Der Mangel an Lehrmaterial und Kohle behinderten den geregelten Unterricht, aber schon 1947 konnte wieder eine Reifeprüfung abgehalten werden.[2]

Der organisatorische Wiederaufbau der Schule wurde unter dem Direktorat von Lothar Petzold vollendet, allerdings wurde mit steigenden Schülerzahlen die Raumsituation immer prekärer. Hier unterstützte der 1951 gewählte Elternrat gemeinsam mit dem Ehemaligenverein den neuen Schuldirektor Dr. Gerhard Linne entscheidend und nutzte seine guten politischen und wirtschaftlichen Beziehungen, um 1952 zunächst die Ausschreibung eines Schulneubaus und 1953 auch die Finanzierung im Landeshaushalt durchzusetzen.[2] Bei der 125-Jahr-Feier 1953 konnte schon der Grundstein gelegt werden.

1954 konnte mit Fertigstellung des ersten Bauabschnitts die Neue Oberschule an der Beethovenstraße als Schule des damaligen Landkreises Braunschweig wieder errichtet werden. Im September 1958 fand die Einweihung des kompletten Schulneubaus statt.[10]

Bundesrepublik Deutschland

Seit Beginn der 1950er Jahre haben sich der Schuldirektor und Kollegen aktiv im Internationalen Sonnenberg-Arbeitskreis engagiert.[11] Daraus resultierte schon 1962 ein Schüleraustausch mit Frankreich.[8] Auch mit der NS-Vergangenheit setzten sich das Kollegium und die Schüler aktiv auseinander. Dies führte zu viel beachteten öffentlichen Ausstellungen.[8]

1972 gehörte die Schule, noch vor Verabschiedung durch die Kultusministerkonferenz 1976, zu den ersten Gymnasien, die ein praktikables Konzept für eine Oberstufenreform ausarbeitete und an einem Unterrichtsversuch teilnahm. Dabei hatte das Konzept der NO Pflichtfächer vorgesehen, die durchgehend bis zum Abitur belegt werden sollten, konnte sich aber nicht gegen das Kultusministerium durchsetzen.1976 zieht die NO unter dem neuen Direktor Horst Strebe eine ernüchternde Bilanz der Reform und führt inhaltliche und organisatorische Korrekturen durch.[8]

Mit der Einführung der Koedukation 1976 erhielt sie ihren heutigen Namen und die Schülerzahl steigt auf über 800. 1981 erfolgt bereits die nächste Reform mit der Einführung der Orientierungsstufe.

Ab 1990 betrat die Neue Oberschule unter Leitung von Gerhart Dziomba mit der Einführung eines bilingualen Zweiges (Englisch) ab Klasse 7 wieder pädagogisches Neuland.[10] 2006 wird Marten Kohfahl neuer Schulleiter und mit der 2004 beschlossenen Umstellung auf G8 sowie der Einführung des Zentralabiturs in Niedersachsen muss die nächste Schulreform bewältigt werden. 2008 führte sie als Vorreiter den rhythmisierten Unterricht in 90-Minuten-Blöcken und ab 2010 den offenen Ganztagsbetrieb ein[12], um die Umstellung auf G8 zu erleichtern.

Lage und Gebäude

Die NO liegt heute im Stadtteil Gliesmarode, im Nordosten Braunschweigs. Sie grenzt an die Ricarda-Huch-Schule sowie an das Sportgelände und Institute der TU Braunschweig. Die Hauptgebäude sind d-förmig um einen begrünten Innenhof angeordnet. Zusätzlich gibt es in Anbauten eine Aula, eine Dreifelderturnhalle sowie einen Musikpavillon. Im Hauptgebäude gibt es eine Cafeteria, im Rahmen des Ganztagsangebots können die Schüler die nahegelegene Mensa II der TU Braunschweig mitbenutzen.

Die Schulgebäude gehen auf einen Entwurf des Stadtbaurats Hermann Bauer zurück, der sich 1952 in einem Ideenwettbewerb mit insgesamt 100 Entwürfen durchsetzte. Der Grundstein wurde am 19. September 1953 im Rahmen der Festwoche zum 125-jährigen Jubiläum gelegt. Die Gesamtbaukosten beliefen sich bis 1958 auf 3,3 Millionen DM.[8] Den Eingang des Hauptgebäudes schmückt eine Eisenbandplastik der Braunschweiger Künstlerin Hedwig Hornburg, die auch die Brunnenfigur im Innenhof schuf.

1969 wurde wegen steigender Schülerzahlen ein Erweiterungsbau notwendig sowie ein Musikpavillon errichtet. Im März 2004 erhielt die Schule zusätzliche Räume zur Unterbringung der Unterstufe in der Grundschule Bültenweg. Im Jahr 2011 wurde die Schule komplett im Rahmen eines Public-Private-Partnership-Projekts von Hochtief renoviert und wird seitdem auch in diesem Rahmen instand gehalten. 2013 wurde ein gemeinsam mit der Ricarda-Huch-Schule genutzter Neubau eingeweiht, der eine Mediathek und Räume für künstlerisch-musische Fächer bereitstellt.

Ausstattung und Angebote

Als zweite Fremdsprache neben Englisch werden Latein und Französisch ab der sechsten Klasse angeboten. Ab der achten Klasse oder in der Sekundarstufe II als neu beginnende Fremdsprache steht wahlweise auch Spanisch zur Auswahl. Es besteht die Möglichkeit ein DELF-Zertifikat zu erwerben.

Seit über 25 Jahren wird ab der siebten Klasse bilingualer Unterricht in Geschichte, Erdkunde, Politik, Sport und Musik angeboten, wobei Geschichte auch als bilinguales Prüfungsfach im Abitur angeboten wird. Als alternative Schwerpunkte in der Mittelstufe können Naturwissenschaften oder Medien (Tablet-Klasse) gewählt werden.

Seit 1916 wird an der NO Ski-Schulsport im Rahmen von Skifahrten angeboten (zunächst im Harz).[2] Heute wird in der achten Klasse wird ein Ski-Lehrgang in Österreich durchgeführt.

In der Unterstufe ist eine Bläserklasse eingerichtet, in der alle Schüler ein Instrument erlernen. In der Big Band musizieren Schülerinnen und Schüler seit über 30 Jahren ab Jahrgangsstufe 7 zusammen.

Seit 1873 werden sind Schultheateraufführungen belegt.[2] In den 1970er Jahren gewann die Schultheatergruppe zahlreiche Preise und wurde zu Festivals eingeladen. Einige Inszenierungen wurden im Staatstheater Braunschweig aufgeführt und sogar für das Fernsehen aufgezeichnet und im ZDF gesendet.[8] Seither ist es möglich, Darstellendes Spiel als künstlerisches Abiturfach zu wählen. In diesem Rahmen wird jährlich ein Theaterstück aufgeführt (häufig selbst geschrieben). Die NO kooperiert mit dem Staatstheater Braunschweig im Rahmen des Programms Theater.Fieber.

Ein Technik-Team betreut die Bühnen- und Computertechnik der Schule. Außerdem wurde, unterstützt vom Malteser Hilfsdienst, vor über zehn Jahren ein Schulsanitätsdienst eingerichtet. Bei der Lösung von Problemen insbesondere unter Schülern, helfen ausgebildete Streitschlichter.

Die NO bietet derzeit (Stand 2017) in der Sekundarstufe II ein neusprachliches, ein gesellschaftswissenschaftliches, ein naturwissenschaftliches sowie ein musisch-künstlerisches Profil an. Einzelne Kurse werden gemeinsam mit der benachbarten Ricarda-Huch-Schule unterrichtet, sodass sich im Abitur nahezu jede zulässige Fächerkombination realisieren lässt.

Die Aktivitäten der Schule werden von einem Ehemaligenverein sowie vom Elternverein Elternhilfe e. V. unterstützt.

Die seit 1952 erscheinende Schülerzeitung die neue schule (bis 1954 unter dem Titel baut auf) wurde 2015 durch ein Schul-Jahrbuch abgelöst.

Kooperationen und Projekte

Seit vielen Jahren ist die NO eine Stützpunktschule für den Judosport und bietet jungen Judoka die Möglichkeit, Schule und Leistungssport miteinander zu verbinden. 1969 wurde an der NO eine Kanugruppe gegründet, welche mittlerweile über 130 Mitglieder hat und aus der ein eigenständiger Verein hervorgegangen ist. Seit 2010 ist die NO Kooperationspartner von Eintracht Braunschweig im Projekt Löwenbande.

2014 wurde die Schule als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ausgezeichnet.

Schon 1962 fand ein regelmäßiger Schüleraustausch mit Nîmes statt.[8] Heute finden regelmäßig Austausche mit Partnerschulen in Ussel (Frankreich) und Prag (Tschechien) statt. Die Schule nimmt darüber hinaus gemeinsam mit Partnerschulen aus Frankreich, Italien, Lettland, Polen und Portugal am Erasmus+-Programm teil.

Die NO gehört mit zwei Kindertagesstätten, fünf Grundschulen und der Christophorusschule Braunschweig zum Kooperationsverbund Begabungsförderung Braunschweig II. Das Lernangebot, das vorhandene Begabungen weiterentwickelt, ist in zunehmendem Maße differenziert und individualisiert und soll zu Sonderleistungen anregen, z. B. zur Teilnahme an Zusatzangeboten der Schule, an Wettbewerben und an Veranstaltungen mit außerschulischen Partnern. Schüler der NO haben wiederholt erfolgreich an Wettbewerben wie Jugend Forscht (Preise bei Landes- und Bundeswettbewerben), World Robot Olympiad (Weltfinale) oder Model European Parliament teilgenommen.

Für eine gemeinsame Projektarbeit mit dem Katholischen Gymnasium Łódź erhielten Dr. Gustav Partington und sein Geschichtskurs 2015 den Sally-Perel-Preis für Respekt und Toleranz sowie den Jahrespreis der Henning von Burgsdorff-Stiftung zur Förderung des Geschichtsunterrichtes.

Seit 2017 gehört die NO zu den 25 Projektschulen der Niedersächsischen Initiative Bildungscloud, die Standards für eine moderne und zukunftsfähige Schul-IT setzen soll.

Trivia

Die heutige Neue Oberschule ist weder neu noch Oberschule. Seit 2011 steht der Begriff Oberschule in Niedersachsen für den Zusammenschluss von Haupt- und Realschulen, allerdings ohne Sekundarstufe 2.

Der Abiturjahrgang 1971 bietet auf seiner Webseite[13] Einblicke in das Schulleben an der NO in den 1960er Jahren.

1977 zierte die Schultheatergruppe das Titelbild der Fernsehzeitschrift HÖRZU (Heft 30).[8]

Schulleiter

Erster Schulleiter Dr. Brandes
  • Ludwig August Berglein (1858–1883)
  • Karl Friedrich Ernst Koldewey (1884–1891)
  • Wilhelm Johann Dahl (1891–1909)
  • Dr. Karl Hildebrandt (1909–1923)
  • Ernst Quensen (kommissarisch 1923–1924)
  • Theodor Hartung (kommissarisch 1924)
  • Dr. Karl Bergwitz (1924–1945)
  • Walter Hecke (kommissarisch 1945–1949)
  • Lothar Petzold (1949–1951)
  • Dr. Gerhard Linne (1951–1975)
  • Horst Strebe (1975–1989)
  • Gerhart Dziomba (1990–2006)
  • Marten Kohfahl (2006-heute)

Bekannte Personen

Literatur

  • G. Linne, H. Kaufmann, H. Lindemann (Hrsg.): Bilder und Berichte aus dem Leben einer Braunschweiger Oberschule. Staatliche Neue Oberschule für Jungen 1828–1953. Braunschweig 1953, DNB 450460002.
  • R. Bein u. a. (Hrsg.): Neue Oberschule 1828–1978. Braunschweig 1978, DNB 900058080.
Commons: Gymnasium Neue Oberschule – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Koldewey, Friedrich: Geschichte des Schulwesens im Herzogtum Braunschweig : von den ältesten Zeiten bis zum Regierungsantritt des Herzogs Wilhelm im Jahre 1831 / Im Überblick dargest. von Friedrich Koldewey. S. 240 ff. (nbn-resolving.de [abgerufen am 10. Juni 2017]).
  2. a b c d e f g h i j k l m n G. Linne, H. Kaufmann, H. Lindemann (Hrsg.): Bilder und Berichte aus dem Leben einer Braunschweiger Oberschule. Staatliche Neue Oberschule für Jungen 1828–1953. Braunschweig 1953, DNB 450460002.
  3. Lehrplan für das Ostern 1825 zu eröffnende Realinstitut. In: Braunschweigisches Magazin der Braunschweigischen Anzeigen [für das Jahr] 1825. Band 38, 1. Januar 1825, S. 1–16 (nbn-resolving.de [abgerufen am 10. Juni 2017]).
  4. Normann-Matthias Pingel: Brandes, August Heinrich Werner. In: Manfred R. W. Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. 1. Auflage. Band 2. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1996, ISBN 3-926701-30-7, S. 25.
  5. Koldewey, Friedrich: Geschichte des Realgymnasiums zu Braunschweig / zsgest. von Friedrich Koldewey. 1885 (nbn-resolving.de [abgerufen am 30. Juli 2017]).
  6. Reinhard Bein: Neue Oberschule (NO). In: Luitgard Camerer, Manfred R. W. Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. 1. Auflage. Band 1. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5, S. 165–166.
  7. a b Jahresbericht des Herzoglichen Realgymnasiums (Reformanstalt in Entw.) in Braunschweig : Ostern 1916. 1916 (nbn-resolving.de [abgerufen am 30. Juli 2017]).
  8. a b c d e f g h R. Bein u. a. (Hrsg.): Neue Oberschule 1828–1978. Braunschweig 1978, DNB 900058080.
  9. Brunsvicensia judaica: Gedenkbuch f.d. jüd. Mitbürger d. Stadt Braunschweig 1933 - 1945 (= Braunschweiger Werkstücke. Bd. 35). Waisenhaus-Buchdruckerei u. Verl, Braunschweig 1966 (dnb.de [abgerufen am 30. Juli 2017]).
  10. a b c d Schulprogramm. Gymnasium Neue Oberschule, 2003, abgerufen am 26. Mai 2017.
  11. Der Sonnenberg: Ein internationales Arbeitskreis (= Der Brief vom Sonnenberg : Sonderh). Arbeitsstelle f. internationalen Austausch, Wolfenbüttel 1952 (dnb.de [abgerufen am 31. Juli 2017]).
  12. Mittagsfreizeit an Ganztagsschulen: theoretische Grundlagen und empirische Befunde. Springer VS, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-11622-4 (dnb.de [abgerufen am 31. Juli 2017]).
  13. Neue Oberschule 1971. Abgerufen am 26. Mai 2017.

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