„Reizwäsche“ – Versionsunterschied

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Als '''Reizwäsche''' oder '''Dessous''' (Lehnwort aus dem [[Französische Sprache|Französischen]] für „Unteres“), z.&nbsp;T. auch '''Lingerie''', werden [[Kleidung]]sstücke bezeichnet, die dazu dienen können, den [[Geschlechtspartner]] sexuell zu erregen oder auch die eigene [[Eitelkeit]] zu befriedigen. Dies ist insbesondere Kleidung aus dem Bereich der [[Unterwäsche]], die häufig speziell aus Materialien hergestellt wird, die als erotisierend empfunden werden und üblicherweise nicht im Bereich funktionaler Unterwäsche eingesetzt werden, beispielsweise [[Samt]], [[Spitze (Stoff)|Spitze]], [[Lycra]] oder [[Satin]]. Diese Wirkung wird zusätzlich mit speziellen Schnitten unterstrichen. Dessous und Reizwäsche gibt es sowohl für Frauen wie auch für Männer, wobei das Angebot für Frauen deutlich vielfältiger und reichhaltiger ist. Häufig werden elegantere und hochwertiger verarbeitete Wäscheteile als Dessous bezeichnet,<ref>Friedrich Kluge, Elmar Seebold: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache'', [[Verlag Walter de Gruyter]], Berlin 2002, ISBN 3-11-017473-1, S.&nbsp;192.</ref> während provokantere Wäsche, insbesondere in bestimmten Farben wie Schwarz oder Rot, eher als Reizwäsche bezeichnet wird.
Als '''Reizwäsche''' oder '''Dessous''' (Lehnwort aus dem [[Französische Sprache|Französischen]] für „Unteres“), z.&nbsp;T. auch '''Lingerie''', werden [[Kleidung]]sstücke bezeichnet, die dazu dienen können, den [[Geschlechtspartner]] sexuell zu erregen oder auch die eigene [[Eitelkeit]] zu befriedigen. Dies ist insbesondere Kleidung aus dem Bereich der [[Unterwäsche]], die häufig speziell aus Materialien hergestellt wird, die als erotisierend empfunden werden und üblicherweise nicht im Bereich funktionaler Unterwäsche eingesetzt werden, beispielsweise [[Samt]], [[Spitze (Stoff)|Spitze]], oder [[Satin]]. Diese Wirkung wird zusätzlich mit speziellen Schnitten unterstrichen. Dessous und Reizwäsche gibt es sowohl für Frauen wie auch für Männer, wobei das Angebot für Frauen deutlich vielfältiger und reichhaltiger ist. Häufig werden elegantere und hochwertiger verarbeitete Wäscheteile als Dessous bezeichnet,<ref>Friedrich Kluge, Elmar Seebold: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache'', [[Verlag Walter de Gruyter]], Berlin 2002, ISBN 3-11-017473-1, S.&nbsp;192.</ref> während provokantere Wäsche, insbesondere in bestimmten Farben wie Schwarz oder Rot, eher als Reizwäsche bezeichnet wird.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die Geschichte der Reizwäsche ist eng verwoben mit der [[Unterwäsche|Geschichte der Unterwäsche]]. So changierten Unterkleider seit der Antike zwischen Funktionalität und Ästhetisierung. Technische Errungenschaften gingen stets mit der Hervorbringung neuer modischer Silhouetten einher.<ref>{{Literatur |Autor=McGaw, Judith A. |Titel=Why Feminine Technologies Matter |Hrsg=Nina E. Lerman |Sammelwerk=Gender and Technology: A Reader. |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Johns Hopkins University Press |Ort=Baltimore; London |Datum=2003 |ISBN=978-0-8018-7259-4 |Seiten=13 - 36}}</ref>
Dessous und Reizwäsche sind in ihrer Gestaltung oft an Vorbilder aus dem französisch geprägten späten 19.&nbsp;Jahrhundert angelegt, in dem zunehmend ansprechende Wäsche produziert wurde. Dies erklärt auch den häufigen Ursprung einzelner Bezeichnungen für derartige, damals ausschließlich für Frauen konzipierte Wäschestücke aus der französischen Sprache. Nach und nach entwickelten die Wäscheproduzenten aus diesen Formen neue Modelle, aber erst in den 1960ern verbreitete sich allmählich die heutige Vorstellung sexuell ansprechender Unterwäsche. Im 21.&nbsp;Jahrhundert erweiterte die Wäscheindustrie ihre Produktpalette um die sogenannten ''Dessous-dessus'', Wäsche für darunter, die auch darüber getragen werden kann. Unterwäsche wurde nicht mehr sittsam versteckt, sondern durfte zumindest in Teilen, beispielsweise BH-Träger oder Strings auch unter der Oberbekleidung sichtbar sein.

Etwa Mieder und Unterrock wandelten sich dabei entlang historischer Modetrends: Von einer taillenbetonten Silhouette während des Mittelalters, hin zur schlanken Silhouette des 14. und 15. Jahrhunderts.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Barbier, Muriel; Boucher, Shazia |Titel=Die Geschichte der Damenunterwäsche |Hrsg= |Sammelwerk= |Band=2 |Nummer= |Auflage= |Verlag=Parkstone International |Ort=New York |Datum=2016 |ISBN=9781844848010 |Seiten=21}}</ref> Mit dem zeitgleichen Aufkommen des [[Korsett|Korsetts]] im 15. Jahrhundert schreitet die ästhetische Formung des Körpers voran. Die konstruierten Silhouetten historischer Modetechniken dienten gleichermaßen dazu, die Geschlechtlichkeit reizvoll herauszubilden. Dabei unterlagen sie in ihrem historischen Wandel immer auch einem Politisierungsprozess. Mit der aufkommenden [[Industrielle Revolution|industriellen Revolution]] zum Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich eine Textilindustrie durch, die Mode nicht mehr entlang ständischer Kleiderhierarchie entwarf, sondern eine Wirtschaftlichkeit der Bekleidungs-, wie Unterbekleidungregime durchsetzte. Die enganliegende Korsage wurde zur Ikone der Sittenwahrung einer häuslichen Arbeitsaufteilung im bürgerlichen Milieu. Mit der Zuspitzung geschlechtlicher Sinnlichkeit löste sich die Funktionalität der Unterwäsche, wie sie noch in der Arbeiterklasse verbreitet war, hin zum [[Fetischkleidung|Fetischobjekt]], das die geschlechtliche Formung als Medium körperlichen Begehrens entwirft.<ref>{{Literatur |Autor=Gabriele Mentges |Titel=Mode: Modellierung und Medialisierung der Geschlechterkörper in der Kleidung |Hrsg= |Sammelwerk=Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften |Ort=Wiesbaden |Datum=2008 |ISBN=978-3-531-91972-0 |DOI=10.1007/978-3-531-91972-0_94 |Seiten=772–778 |Online= |Abruf=}}</ref> Gleichermaßen war Kampf gegen das Korsett stets vom politischen Ringen um die Visualisierung weiblicher Körper begleitet, wie etwa bei den [[Suffragetten]], deren zentrales Anliegen zu Beginn der [[Frauenbewegung|Frauenrechtsbewegung]] neben dem [[Frauenwahlrecht]] auch die Ablehnung des Korsetts und seiner moralischen Implikationen beinhaltete.<ref name=":0" />

Dessous und Reizwäsche sind in ihrer heutigen Gestaltung oft an Vorbilder aus dem französisch geprägten späten 19.&nbsp;Jahrhundert angelegt, in dem zunehmend ansprechende Wäsche produziert wurde. Dies erklärt auch den häufigen Ursprung einzelner Bezeichnungen für derartige, damals ausschließlich für Frauen konzipierte Wäschestücke aus der französischen Sprache. Nach und nach entwickelten die Wäscheproduzenten aus diesen Formen neue Modelle, aber erst in den 1960ern verbreitete sich allmählich die heutige Vorstellung sexuell ansprechender Unterwäsche. Im 21.&nbsp;Jahrhundert erweiterte die Wäscheindustrie ihre Produktpalette um die sogenannten ''Dessous-dessus'', Wäsche für darunter, die auch darüber getragen werden kann. Unterwäsche wurde nicht mehr sittsam versteckt, sondern durfte zumindest in Teilen, beispielsweise BH-Träger oder Strings auch unter der Oberbekleidung sichtbar sein.


== Funktion ==
== Funktion ==

Version vom 31. Juli 2020, 18:48 Uhr

Reizwäsche um 1900

Als Reizwäsche oder Dessous (Lehnwort aus dem Französischen für „Unteres“), z. T. auch Lingerie, werden Kleidungsstücke bezeichnet, die dazu dienen können, den Geschlechtspartner sexuell zu erregen oder auch die eigene Eitelkeit zu befriedigen. Dies ist insbesondere Kleidung aus dem Bereich der Unterwäsche, die häufig speziell aus Materialien hergestellt wird, die als erotisierend empfunden werden und üblicherweise nicht im Bereich funktionaler Unterwäsche eingesetzt werden, beispielsweise Samt, Spitze, oder Satin. Diese Wirkung wird zusätzlich mit speziellen Schnitten unterstrichen. Dessous und Reizwäsche gibt es sowohl für Frauen wie auch für Männer, wobei das Angebot für Frauen deutlich vielfältiger und reichhaltiger ist. Häufig werden elegantere und hochwertiger verarbeitete Wäscheteile als Dessous bezeichnet,[1] während provokantere Wäsche, insbesondere in bestimmten Farben wie Schwarz oder Rot, eher als Reizwäsche bezeichnet wird.

Geschichte

Die Geschichte der Reizwäsche ist eng verwoben mit der Geschichte der Unterwäsche. So changierten Unterkleider seit der Antike zwischen Funktionalität und Ästhetisierung. Technische Errungenschaften gingen stets mit der Hervorbringung neuer modischer Silhouetten einher.[2]

Etwa Mieder und Unterrock wandelten sich dabei entlang historischer Modetrends: Von einer taillenbetonten Silhouette während des Mittelalters, hin zur schlanken Silhouette des 14. und 15. Jahrhunderts.[3] Mit dem zeitgleichen Aufkommen des Korsetts im 15. Jahrhundert schreitet die ästhetische Formung des Körpers voran. Die konstruierten Silhouetten historischer Modetechniken dienten gleichermaßen dazu, die Geschlechtlichkeit reizvoll herauszubilden. Dabei unterlagen sie in ihrem historischen Wandel immer auch einem Politisierungsprozess. Mit der aufkommenden industriellen Revolution zum Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich eine Textilindustrie durch, die Mode nicht mehr entlang ständischer Kleiderhierarchie entwarf, sondern eine Wirtschaftlichkeit der Bekleidungs-, wie Unterbekleidungregime durchsetzte. Die enganliegende Korsage wurde zur Ikone der Sittenwahrung einer häuslichen Arbeitsaufteilung im bürgerlichen Milieu. Mit der Zuspitzung geschlechtlicher Sinnlichkeit löste sich die Funktionalität der Unterwäsche, wie sie noch in der Arbeiterklasse verbreitet war, hin zum Fetischobjekt, das die geschlechtliche Formung als Medium körperlichen Begehrens entwirft.[4] Gleichermaßen war Kampf gegen das Korsett stets vom politischen Ringen um die Visualisierung weiblicher Körper begleitet, wie etwa bei den Suffragetten, deren zentrales Anliegen zu Beginn der Frauenrechtsbewegung neben dem Frauenwahlrecht auch die Ablehnung des Korsetts und seiner moralischen Implikationen beinhaltete.[3]

Dessous und Reizwäsche sind in ihrer heutigen Gestaltung oft an Vorbilder aus dem französisch geprägten späten 19. Jahrhundert angelegt, in dem zunehmend ansprechende Wäsche produziert wurde. Dies erklärt auch den häufigen Ursprung einzelner Bezeichnungen für derartige, damals ausschließlich für Frauen konzipierte Wäschestücke aus der französischen Sprache. Nach und nach entwickelten die Wäscheproduzenten aus diesen Formen neue Modelle, aber erst in den 1960ern verbreitete sich allmählich die heutige Vorstellung sexuell ansprechender Unterwäsche. Im 21. Jahrhundert erweiterte die Wäscheindustrie ihre Produktpalette um die sogenannten Dessous-dessus, Wäsche für darunter, die auch darüber getragen werden kann. Unterwäsche wurde nicht mehr sittsam versteckt, sondern durfte zumindest in Teilen, beispielsweise BH-Träger oder Strings auch unter der Oberbekleidung sichtbar sein.

Funktion

Die Funktion der Reizwäsche geht über den Gebrauchswert der üblichen Unterwäsche hinaus und reicht von im Alltag bequem zu tragenden Dessous bis hin zu Kleidungsstücken, die den Status eines Sexspielzeugs oder eines sexuellen Fetischs annehmen können. Teilweise ist Reizwäsche auch so geschnitten, dass sie beim Geschlechtsverkehr getragen werden kann, ohne dabei zu behindern. Ausnahmen hiervon werden oft durch aktuelle Modeströmungen geschaffen, die verschiedene Dessous als Accessoire einsetzen oder betonen, beispielsweise Bodys, Korsagen, Nylonstrümpfe oder sogenannte G-Strings, die teilweise als Oberbekleidung und deutlich sichtbar getragen werden. Die Einordnung von Kleidungsstücken als Reizwäsche oder Dessous ist, abhängig von der individuellen Moralvorstellung und der Einstellung zur Mode, sehr subjektiv. Beispiele hierzu bilden Badestrings und transparente Spitzenunterwäsche für Kinder[5] wie auch Strumpf- und Miederware, bei denen nur funktionelle Zonen blickdicht verstärkt sind. Wie in der Vergangenheit bei Umstandsmiederhosen aus luftigem Tüll, bei denen nur Stützgürtel und Schrittfutter blickdicht waren.[6]

Reizwäsche für Damen

Büstenhalter und Slips

Essbare Unterwäsche

Dessous und Reizwäsche bestehen üblicherweise aus mindestens zwei zusammenpassenden Teilen, meist einem BH und Slip, die in dieser Kombination als BH-Set bezeichnet werden. Funktionale BHs bestehen üblicherweise aus einem Textilgemisch aus Baumwolle, Polyamid und elastischen Fasern wie beispielsweise Elastan. Diese Kombination kommt auch bei erotisierender Wäsche zum Einsatz, darüber hinaus werden jedoch auch Stoffe verwendet, die von ihren Trageeigenschaften nicht als Alltagswäsche konzipiert sind. Hierzu gehören BHs und Slips aus glänzenden oder hochglänzenden Stoffen wie Lack oder Latex, die keine atmungsaktiven Eigenschaften besitzen, und transparenten Stoffen, zum Beispiel Spitze oder Netzstoffen.

Höschen aus Seilmaterial

Sets dieser Art gibt es auch aus sehr harten Materialien wie Edelstahl, Ketten oder Perlensträngen, sowie nur einmal zu tragender Wäsche aus essbaren Materialien wie Liebesperlen oder sogenannte Candy-Wäsche.

Die Formen der Sets sind vielfältig und reichen von Bustiers und Torseletts, die einen großen Teil des Torsos bedecken, bis hin zu BHs und Slips ouvert, die meist die typischerweise bedeckten primären oder sekundären Geschlechtsmerkmale (Vulva bzw. Brustwarzen) unbedeckt lassen. Typische Slipformen sind beispielsweise Stringtangas, G-Strings, C-Strings, sowie Micro-Strings, Tangas und Panties, beziehungsweise French Knickers. Eine Zwischenform stellen die Bodysuits dar, die auch als Stringbody angeboten werden.

Strümpfe und Strumpfhosen

Zu den verbreiteten Accessoires weiblicher Dessous gehören sowohl Strumpfhosen wie auch Strümpfe, die meist aus Nylon bestehen, aber auch als Netzstrümpfe, sogenannte Fishnets angeboten werden. Strümpfe und Strumpfhosen sind häufig gemustert, verfügen wie die klassischen Cuban Heels über eine Naht oder besitzen ein breites Abschlussband aus Spitze. Für Strümpfe kommen neben der ursprünglichen Befestigungsart des Strumpfbandes, das heute meist nur dekorativen Zwecken dient, vor allem Strapse und Tanzgürtel zur Verwendung. Eine weitere Strumpfform verzichtet auf Haltersysteme und ist durch eine Beschichtung des oberen Abschlusses mit Kunststoffen halterlos tragbar.

Aus Nylon oder Netzstoffen bestehende Catsuits haben einen ähnlichen optischen Effekt wie Strümpfe, bedecken aber neben den Beinen häufig auch den ganzen Körper. Eine ähnliche Form ist der Zentai, der üblicherweise aus Lycra besteht und zusätzlich auch den Kopf bedeckt.

Formende Kleidung

Schaufenster mit diverser Reizwäsche

Teilweise kommen Dessous und Reizwäsche auch eine formende Funktion zu, hierzu zählen insbesondere die starkformenden Korsetts, aber auch die weniger stark formenden Korsagen und Korseletts. Meist können an diesen Kleidungsstücken auch Strapsbänder zur Befestigung von Strümpfen angebracht werden. Die Materialien können bei Korsetts auch sehr schwer sein, beispielsweise Brokatstoff oder Leder, während die Stoffe der anderen Formen eher denen der BHs entsprechen. Die Schnitte entsprechen teilweise hergebrachten historischen Formen und werden in Taillen- Unterbrust- und Überbrustformen unterschieden. Typisch für diese Wäschestücke ist die Schnürung, die bei weniger hochwertiger Wäsche oft keine Funktion erfüllt. Neben einer taillenformenden Wirkung haben einige dieser Kleidungsstücke eine brustanhebende Wirkung, ähnlich einer Büstenhebe.

Nachtwäsche und Negligés

Negligés und freizügig geschnittene Nachthemdchen zählen ebenfalls zu den Dessous, diese bestehen häufig aus Seide oder anderen fließenden Stoffen mit Spitzenbesatz. Eine weitere Form ist das aus den 1950ern stammende Babydoll, das ebenfalls häufig mit Spitze und Rüschen besetzt ist.

Accessoires

Neben der eigentlichen Reizwäsche werden bestimmte Accessoires zur Verstärkung der erotischen Wirkung der Wäsche eingesetzt, hierzu zählen beispielsweise Federboas, Spitzen- und Netzhandschuhe, sowie Ärmlinge oder Stulpen. Obwohl Schuhe im eigentlichen Sinne keine Wäsche sind, werden insbesondere Overknees mit stark überhöhten Absätzen oder sehr hochgeschnittene Stiefel, die sogenannten Thigh-Highs als Bettstiefel bezeichnet und verkauft. Als Material wird wegen der zum Anziehen benötigten Dehnbarkeit häufig Stretchlack oder Latex verwendet.

Reizwäsche für Herren

Tanga

Als Reizwäsche oder Dessous für Männer werden meist Unterhosen oder Unterwäsche aus durchsichtigen beziehungsweise netzartigen Materialien verstanden, die Materialien entsprechen weitgehend funktionaler Wäsche. Gängige Formen sind Tangas, Strings, Thongs, Hüftpants oder Jockstraps. Darüber hinaus gibt es häufig dazu passende Unterhemden, beispielsweise Netzunterhemden, aber auch Bodys, beziehungsweise String-Bodys.

Literatur

  • Muriel Barbier, Shazia Boucher: Die Dessous. Parkstone, Bournemouth 2004, ISBN 1-85995-814-1.
  • Curt Braun, Doris Binger, Annette Gilles: Vom Mieder zum Dessous — eine Kultur- und Produktgeschichte der Miederwaren in Deutschland. Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-87150-880-2.
  • Caroline Cox: Dessous. DuMont, Köln 2000, ISBN 3-7701-8587-0.
  • Farid Chenoune: Dessous: ein Jahrhundert Wäschekult. Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-327-2.
  • Gilles Néret: Dessous: lingerie as erotic weapon. Deutsch-englisch-französisch. Taschen, Köln u. a. 2001, ISBN 3-8228-1286-2.
  • Thomas Rusche: Kleines Soer-Brevier der Kleidungskultur: Der Ratgeber für den Herrn. Lit Verlag, Berlin/Hamburg/Münster 1991, ISBN 3-89473-101-X, S. 204–217.
  • Anne Zazzo: Lingerie: eine illustrierte Geschichte vom Mittelalter bis heute. Konzept und Fotogr. Marc Walter. Collection Rolf Heyne, München 2009, ISBN 978-3-89910-433-2.

Weblinks

Commons: Reizwäsche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Reizwäsche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Friedrich Kluge, Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Verlag Walter de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 3-11-017473-1, S. 192.
  2. McGaw, Judith A.: Why Feminine Technologies Matter. In: Nina E. Lerman (Hrsg.): Gender and Technology: A Reader. Johns Hopkins University Press, Baltimore; London 2003, ISBN 978-0-8018-7259-4, S. 13 - 36.
  3. a b Barbier, Muriel; Boucher, Shazia: Die Geschichte der Damenunterwäsche. Band 2. Parkstone International, New York 2016, ISBN 978-1-84484-801-0, S. 21.
  4. Gabriele Mentges: Mode: Modellierung und Medialisierung der Geschlechterkörper in der Kleidung. In: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-91972-0, S. 772–778, doi:10.1007/978-3-531-91972-0_94.
  5. Neckermann Katalog: Herbst/Winter 1971/1972, Deutschland S. 188. (Größe von 92 cm bis 164 cm)
  6. Neckermann Katalog: Herbst/Winter 1971/1972, Deutschland S. 144.