„Albrecht von Graefe“ – Versionsunterschied

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* [[Marcelli Janecki]]: ''[[Handbuch des preußischen Adels]].'' Band 1 (1892), [http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/7951754 S. 165].
* [[Marcelli Janecki]]: ''[[Handbuch des preußischen Adels]].'' Band 1 (1892), [http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/7951754 S. 165].
* Julius Jacobson: ''Albrecht von Graefe’s Verdienste um die neuere Ophthalmologie. Aus seinen Werken dargestellt.'' Hermann Peters, Berlin 1885, {{archive.org|albrechtvongrae01jacogoog|Blatt=n8}}
* Julius Jacobson: ''Albrecht von Graefe’s Verdienste um die neuere Ophthalmologie. Aus seinen Werken dargestellt.'' Hermann Peters, Berlin 1885, {{archive.org|albrechtvongrae01jacogoog|Blatt=n8}}
* Jens Martin Rohrbach: ''Zum 150. Todestag. Albrecht von Graefe (1828-1870). Das Gewissen der Augenheilkunde in Deutschland.'' Springer, Heidelberg 2020.
* Jens Martin Rohrbach: ''Zum 150. Todestag. Albrecht von Graefe (1828-1870). Das Gewissen der Augenheilkunde in Deutschland.'' Springer, Heidelberg 2020, {{DOI|10.1007/978-3-662-60790-9_1}}.
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* [[Hans Remky]]: ''Albrecht von Graefe. Facets of his work. On the occasion of the 125th anniversary of his death (20 July 1870).'' In: ''Graefe’s Archive for Clinical and Experimental Ophthalmology.'' Band 233, Nr. 9, September 1995, S. 537–548.
* [[Hans Remky]]: ''Albrecht von Graefe. Facets of his work. On the occasion of the 125th anniversary of his death (20 July 1870).'' In: ''Graefe’s Archive for Clinical and Experimental Ophthalmology.'' Band 233, Nr. 9, September 1995, S. 537–548.
* Thomas Schilp, Jens Martin Rohrbach: ''Albrecht von Graefe an Frans Cornelis Donders. Briefe 1852 bis 1870.'' Klartext, Essen 2013.
* Thomas Schilp, Jens Martin Rohrbach: ''Albrecht von Graefe an Frans Cornelis Donders. Briefe 1852 bis 1870.'' Klartext, Essen 2013.





== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 4. September 2020, 17:04 Uhr

Albrecht von Graefe
Albrecht von Graefe, 1865

Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von Graefe (* 22. Mai 1828 in Berlin; † 20. Juli 1870 ebenda) war ein deutscher Augenarzt, königlich preußischer Geheimer Medizinalrat und ordentlicher Professor der Augenheilkunde an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Er begründete in Deutschland das Fach der Augenheilkunde oder Ophthalmologie, die bis dahin zur Chirurgie gehörte.

Herkunft

Das Wappen der Familie Graefe (1826)

Albrecht von Graefe entstammt einer sächsischen Familie und war der Sohn des königlich preußischen Geheimen Medizinalrats und Generalstabsarztes der Armee Karl von Graefe (1787–1840), ordentlicher Professor der Medizin und Chirurgie sowie Gründungsdirektor der Chirurgischen Klinik der Universität Berlin, und dessen Frau Auguste von Alten (1797–1857). Vater Karl war erst am 2./14. Februar 1826 in Sankt Petersburg in den polnischen erblichen Adelsstand erhoben worden mit preußischer Adelsanerkennung am 16. November 1826 in Berlin.

Graefes Geburtshaus war die 1824 von Karl Friedrich Schinkel erbaute Villa Finkenherd in Berlin-Tiergarten, die ab 1880 das bekannte Ausflugslokal „Charlottenhof“ beherbergte und 1943 den Bomben des Zweiten Weltkriegs zum Opfer fiel. An seiner Stelle wurde 1970 aus Anlass des hundertsten Todestages Albrecht von Graefes eine Gedenkstele errichtet, auf der zu lesen ist: „Hier stand der Finkenheerd, das Geburtshaus Albrecht von Graefes, geb. 22. Mai 1828, gest. 20. Juli 1870“.[1]

Leben

Star-Messer nach Graefe

Graefe besuchte das Französische Gymnasium und studierte ab 1843 Medizin, Mathematik, Physik und Chemie in Berlin. Zu seinen Lehrern gehörten Lukas Schönlein, Emil du Bois-Reymond, Rudolf Virchow und Johann Christian Jüngken.[2] Von Graefes Dissertation mit dem Titel De bromo ejusque praesipuis praeparatis[2] verfasste er 1847 noch auf Lateinisch bei Johannes Müller. Danach war er Assistenzarzt in Prag, wo er begann, sich ganz der Augenheilkunde zu widmen. Als seinen ersten Lehrer auf augenheilkundlichem Gebiet nennt Graefe Ferdinand von Arlt, welchem er in Prag erstmals im Herbst 1848[3] begegnete.

Er lernte weiter in Paris, Wien und London und kehrte 1852 nach Berlin zurück, wo er sich habilitierte und eine private Augenklinik mit 120 Betten eröffnete, die sowohl in der Praxis wie auch in der Forschung alsbald Weltruhm genoss. Bei der Behandlung war Graefe außerordentlich sozial eingestellt, da er keinen Unterschied hinsichtlich der sozialen Schichten machte – nicht zuletzt deshalb nannte ihn sein Schüler Julius Hirschberg in einem Nachruf einen „Apostel der leidenden Menschheit“.

Zwei Jahre später, 1854, gründete er mit dem „Archiv für Ophthalmologie“ die erste augenärztliche Fachzeitschrift. Gemeinsam mit dem österreichischen Ophthalmologen Ferdinand von Arlt und dem niederländischen Physiologen Frans Cornelis Donders fungierte Graefe als Herausgeber. Zudem verfasste er zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze. Er brachte die sich formierende Augenheilkunde mit anderen medizinischen Disziplinen dadurch in Verbindung, dass er die Zusammenhänge zwischen Augenleiden und inneren oder neurologischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Nierenleiden oder Hirntumoren aufdeckte.[2] Im Jahr 1858 wurde Graefe zum Mitglied der Leopoldina gewählt. 1866 wurde Graefe Direktor der augenärztlichen Abteilung der Charité und war besonders erfolgreich bei der Behandlung des Grünen Stars und des von ihm schon zuvor[4] untersuchten Schielens (Strabismus). Die von Graefe entwickelte Operationstechnik, „modifiziert lineare Extraktionsmethode“, des grauen Stars war Grundlage für die Operationsmethoden dieser Erkrankung bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Bis dahin war das von ihm eingeführte schmale Starmesser, „Graefe-Messer“, zur Eröffnung des Auges in Gebrauch. Mehr als 10.000 Augenoperationen soll er durchgeführt haben. Verschiedene Fachbegriffe tragen den Namen des Mediziners, wie beispielsweise das „Graefe-Syndrom“, der „Graefe-Fleck“ oder der „Graefe-Reflex“. Auch die konsequente Anwendung des von Helmholtz entwickelten Augenspiegels geht auf ihn zurück. 1857 fand der erste Kongress der späteren „Deutschen ophthalmologischen Gesellschaft“ (ab 1920 so benannt) in Heidelberg statt, der von Graefe initiiert wurde.[2]

Albrecht von Graefe starb 1870 im Alter von nur 42 Jahren in Berlin an Lungentuberkulose. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof II der Jerusalems- und Neuen Kirche vor dem Halleschen Tor. Er ruht dort an der Seite seiner Gattin Anna geb. von Knuth. Auch die Gräber seiner Eltern und seines Großvaters mütterlicherseits befinden sich in der Nähe. Als Grabstein dient eine dunkle Stele mit Dreiecksgiebel, die auf einem Granitsockel steht.[5] An der Vorderseite ist ein marmornes Relieftondo eingelassen, welches das Ehepaar Graefe im Profil zeigt, ein Werk des Bildhauers Bernhard Afinger aus dem Jahr 1874.[6] An der Grabstele findet sich die Inschrift: Es ist das Licht, süße und lieblich, die Sonne zu schauen.

Familie

Albrecht von Graefe heiratete am 7. Juni 1862 in der Heilandskirche in Sacrow bei Potsdam Anna Gräfin Knuth (Haus Conradsborg) (* 15. März 1842 in Frederiksborg, Dänemark; † 22. März 1872 in Nizza, Südfrankreich), die Tochter des königlich dänischen Kammerherrn und Amtmanns Graf Hans Schack Knuth und der Frederikke de Løvenørn. Das Paar hatte fünf Kinder, von denen zwei früh starben:

  • Anna Frederike Auguste (* 21. Juni 1863; † 19. Dezember 1939) ⚭ 28. Juni 1890 Erich Svantus von Bonin, Hauptmann
  • Ottilie Wanda Blinda (* 5. Januar 1865; † 20. August 1865)
  • Olga (* 18. Juni 1866; † 11. November 1949) ⚭ 11. Mai 1887 Maximilian von Mitzlaff, Rittmeister
  • Karl Albrecht (1868–1933) Reichstagsabgeordneter ⚭ Freiin Sophie von Blomberg (* 6. Oktober 1874; † 11. Januar 1938)
  • Ernst Max (* 2. Juli 1869; † 13. Juli 1869)

Ehrungen und Denkmale

  • Aufstellung einer Marmorbüste von Albrecht von Graefe, geschaffen von Alexander Gilli, in der Aula der Universität 1873, (Kunstsammlung der Humboldt-Universität zu Berlin).
  • Bronzebüste in der Augenklinik der Georg-August-Universität Göttingen
  • Schon 1875, nur fünf Jahre nach dem Tod des Mediziners, wurde in Berlin-Kreuzberg die „Straße Nr. 7“ als Graefestraße benannt, die wiederum heute Namensgeber für den umgebenden Graefekiez ist.[7] Die Straße befindet sich im „Professorenviertel“ beim Krankenhaus Am Urban.
  • Am Haus Reinhardtstraße 34 in Berlin-Mitte am Gebäude der ehemaligen Hirschberg’schen Augenklinik ist ein Medaillon von A. von Graefe angebracht. Eine Gedenktafel am Haus seiner ehemaligen Augenklinik in der Karlstrasse 46, heute Reinhardtstr. 58, wurde entfernt.[8]
  • Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Albrecht von Graefe auf dem Friedhof II der Jerusalems- und Neuen Kirche (Grabstelle 211-EB-69) in Berlin-Kreuzberg seit 1956 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde im Jahr 2016 um die übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.[9]
  • Aufstellung einer von der Familie gestifteten Marmorbüste Albrecht von Graefes im Operationssaal der Universitätsaugenklinik 1882 (Kunstsammlung der Humboldt-Universität zu Berlin).
  • In Berlin-Mitte befindet sich ein Denkmal für den Arzt, das, nach einer Initiative der Berliner Medizinischen Gesellschaft 1872, mit finanzieller und logistischer Hilfe Franz Mendelssohns und mit weltweiten Spendengeldern, 1882 nach Entwürfen von Martin Gropius und Heino Schmieden geschaffen wurde. Die Zentralfigur stammt von dem Bildhauer Rudolf Leopold Siemering. Das Denkmal stand ursprünglich im Garten der Charité und hat seinen heutigen Platz vor dem Klinikumgelände an der Ecke Luisen-/Schumannstraße, nur einige Schritte entfernt vom Denkmal für den Gründer der modernen Pathologie Rudolf Virchow. Nach seiner Beschädigung wurde das Denkmal nach dem Zweiten Weltkrieg wiederhergestellt.[10] Die Bronzeplastik würdigt Albrecht von Graefe mit der zweigeteilten Inschrift:[11]
    O, eine edle Himmelsgabe ist das Licht des Auges – alle Wesen leben vom Lichte.
    Jedes glückliche Geschöpf – die Pflanze selbst kehrt freudig sich zum Lichte.
  • Die Verleihung der Graefe-Medaille ist eine der höchsten Auszeichnungen in der Augenheilkunde und findet nur alle 10 Jahre statt. Die Medaille war von dem Bildhauer Ferdinand Hartzer gestaltet worden.
  • Der mit Albrecht von Graefe eng befreundete Würzburger Augenarzt Robert Ritter von Welz stiftete 1874 den von Graefeschen Preis.[12] Da er inzwischen erloschen ist, wurde er durch Schenkungen der deutschen Lehrer der Augenheilkunde sowie des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte als von-Graefe-Preis wiederbelebt und wird alle 2 Jahre von der DOG verliehen.[13]
  • Im Hansaviertel befindet sich ein Denkmal des Bildhauers Edzard Hobbing, gestiftet zum 100. Todestag von der Vereinigung „Deutsche Augenärzte“[14]
  • Seit September 2015 trägt die Schule in der nach Graefe benannten Straße in Berlin-Kreuzberg den Namen Albrecht-von-Graefe-Schule.[15]

Literatur



Commons: Albrecht von Graefe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Archiv für Ophthalmologie – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Die Albrecht-von-Graefe-Medaille und ihr Hintergrund, Website der Berliner Medizinischen Gesellschaft, abgerufen am 17. Oktober 2016.
  2. a b c d Sabine Fahrenbach: Albrecht von Graefe, in: Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann (Hrsg.): Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. 3. Auflage. Springer Verlag Heidelberg / Berlin / New York 2006, S. 141–142. Ärztelexikon 2006, doi:10.1007/978-3-540-29585-3.
  3. Frank Krogmann: Ferdinand von Arlt (1812–1887) unter dem Aspekt seiner Beziehungen zu deutschen Wissenschaftlern. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen, Band 13, 1995, S. 59–66; hier: S. 60 f.
  4. Albrecht von Graefe: Beiträge zur Lehre vom Schielen und von der Schiel-Operation. In: Graefes Archiv für Ophthalmologie. Band 3, 1957, S. 177–286.
  5. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 230, 232.
  6. Friedhof I und II der Jerusalems- und Neuen Kirche. Beschreibung des Friedhofs und des Grabmals in der Datenbank des Landesdenkmalamtes Berlin; abgerufen am 26. März 2019.
  7. Graefestraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  8. https://www.gedenktafeln-in-berlin.de/nc/gedenktafeln/verschwunden/person/358/
  9. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: November 2018). (PDF, 413 kB) Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, S. 27; abgerufen am 26. März 2019. Anerkennung und weitere Erhaltung von Grabstätten als Ehrengrabstätten des Landes Berlin. (PDF, 205 kB). Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 17/3105 vom 13. Juli 2016, S. 1 und Anlage 2, S. 4; abgerufen am 26. März 2019.
  10. „Die Wandreliefs im Warteraum der Poliklinik der Universitäts-Augenklinik Halle (DDR) werden als Duplikate der Majolikareliefs des Berliner Albrecht von Graefe-Denkmals identifiziert. Es wird vermutet, dass die Duplikate ihren Platz in der Universitäts-Augenklinik Halle unter dem Ordinariat von Professor Alfred Graefe (1830–1899) erhalten haben.“ (Klin. Monatsbl. Augenheilkd. 1980; 176(5): 867-869 doi:10.1055/s-2008-1057574)
  11. Text aus Friedrich von Schillers „Wilhelm Tell“ (Quelle: Teilobjekt Standbild Albrecht von Graefe abgerufen: 25. April 2018)
  12. Bestimmungen für die Erteilung des von Prof. Dr. v. Welz gestifteten „von Graefeschen Preises“. In: Bericht über die sechsundvierzigste Zusammenkunft der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg 1927. Redigiert durch A. Wagenmann, Verlag von J. F. Bergmann, München 1927, S. 507 f.
  13. DOG: Statuten von: von Graefe Preis. (PDF) Abgerufen am 29. Dezember 2017.
  14. Hansaviertel Berlin - Kunst. In: hansaviertel.berlin. Bürgerverein Hansaviertel e. V., abgerufen am 3. Oktober 2019.
  15. Schule Albrecht von Graefe Webseite