BRICS

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Die BRICS-Staaten
Die BRICS-Staatenlenker am 15. Juli 2014 in Brasilien

Die BRICS-Staaten sind eine Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften. Die Abkürzung „BRICS“ steht für die Anfangsbuchstaben der fünf Staaten: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Die Zusammensetzung ist fast identisch mit der der O5-Staaten, zu denen Mexiko anstatt Russland gezählt wird.

Geschichte

BRIC-Gipfeltreffen in Jekaterinburg 2009. Von links nach rechts: Luiz Inácio Lula da Silva, Dmitri Medwedew, Hu Jintao, Manmohan Singh.
BRIC-Gipfeltreffen 2010 in Brasilien. V. l. n. r.: Dmitri Medwedew, Luiz Inácio Lula da Silva, Hu Jintao, Manmohan Singh.
BRICS-Gipfeltreffen in China 2011. V. l. n. r.: Manmohan Singh, Dmitri Medwedew, Hu Jintao, Dilma Rousseff, Jacob Zuma.
BRICS-Gipfeltreffen 2012 in Indien. V. l. n. r.: Dilma Rousseff, Dmitri Medwedew, Manmohan Singh, Hu Jintao, Jacob Zuma.

Die Abkürzung BRIC wurde von Jim O’Neill, Chefvolkswirt der Großbank Goldman Sachs, geprägt, welcher sie in einer Reihe von Veröffentlichungen verwendete, zuerst Ende 2001.[1] Von ihm stammt auch die Idee der Next Eleven als „Nachfolger“ der BRICS-Staaten. Diese fünf Schwellenländer hatten über einen längeren Zeitraum jährliche Zuwachsraten der Wirtschaftsleistung von 5 bis 10 % (zum Vergleich: EU etwa 2 %) verzeichnet, weshalb einige Prognosen voraussagten, dass sie bis 2050 die G8-Staaten überflügeln könnten.

Am 23. Dezember 2010 erhielt Südafrika offiziell durch den BRIC-Staat China nach Rücksprache mit den anderen Staaten eine Einladung zu dieser Gruppierung.[2] Am 14. April 2011 nahm Südafrika erstmals als Mitglied am jährlichen Treffen der Staatengruppe teil, die sich fortan BRICS nennt.[3]

Etwa 40 % der Weltbevölkerung, 3 Milliarden Menschen, leben in den BRICS-Staaten. Ihr Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2014 ca. 25 %.[4]

  • Brasilien Brasilien: Rohstofflieferant und großes landwirtschaftliches Potenzial für soft (zum Beispiel Orangensaft) und hard (zum Beispiel Eisenerz) commodities (engl. Handelsware / Rohstoffe)
  • Russland Russland: beträchtliche Vorräte an Öl und vor allem Erdgas, viele Industrieeinrichtungen noch aus Sowjetzeiten, Rüstungslieferant
  • Indien Indien: „Denkfabrik“ (Softwareprodukte u. a. aus Bangalore) und größter Generika-Hersteller der Welt, beginnende Industrialisierung
  • China Volksrepublik Volksrepublik China: „Werkbank“, immer mehr Innovationen, niedrige Löhne und riesiger Binnenkonsum (ca. 800 Millionen potenzielle Käufer)
  • Sudafrika Südafrika: „Tor zum afrikanischen Kontinent“, Rohstofflieferant (z. B. Steinkohle, Diamanten, Gold)

Aufgrund der wirtschaftlichen Stagnation in den Industrienationen wandte sich das Augenmerk der Investoren auf die so genannten BRICS-Staaten, so dass vermehrt Finanzprodukte auf diese emittiert wurden, z. B. Fonds und Zertifikate, und zwar nicht zuletzt von Goldman Sachs, den „Erfindern“ der BRICS-Staaten.

Industrielle Entwicklung und wirtschaftliches Gewicht sind bei den BRICS-Staaten sehr unterschiedlich. Dies wird im Folgenden beispielhaft durch die Umsätze der Maschinenbauindustrie dargestellt. Zum Vergleich sind noch andere Industrienationen aufgelistet. Die Umsätze sind in Milliarden Euro.[5]

Umsatz der Maschinenbauindustrie in Mrd. €
Jahr Umsatz 2014 Umsatz 2012 Umsatz 2010
China 826 678 481
Brasilien 32 35 36
Indien k.A. 31 37
Russland k.A. 28 22

[5]. [6]

Umsatz der Maschinenbauindustrie anderer Länder in Mrd. € zum Vergleich
Jahr Umsatz 2014 Umsatz 2012 Umsatz 2010
USA 324 330 257
Japan 222 266 225
Deutschland 249 250 210
Frankreich 48 47 43

[5]. [6]

Eine weitere Kennzahl für das Gewicht eines Staates in der Weltwirtschaft ist die Exportleistung des Staates. Dies wird für die BRICS-Staaten hier aufgeführt:

Exporte im Jahr 2014 in Mrd. €
China 2342
Russland 498
Indien 322
Brasilien 225
Südafrika 91

[7]

Zum Vergleich werden andere führende Exportnationen hier dargestellt:

Export im Jahr 2014 in Mrd. € zum Vergleich
USA 1621
Deutschland 1508
Japan 684
Frankreich 583

[8]

U. a. bedingt durch spekulative Überhitzung (wie in China) und den Verfall der Rohstoffpreise (Rohöl, Eisenerz, Kupfer, Nickel usw.) setzte seit Mitte 2013 bis Anfang 2014 eine Krise der BRICS-Staaten ein, die zu starken Rückflüssen des Kapitals in den Dollar- und Euroraum führte.[9] Nachdem das Investitionspotenzial der BRICS-Staaten ausgereizt war, rief Jim O'Neill zu Investitionen in die (zum großen Teil von Goldman Sachs gemanagten) Finanzprodukte der MIST-Staaten auf – ebenfalls eine Wortschöpfung von ihm für die Ländergruppe Mexiko, Indonesien, Südkorea und die Türkei.[10] Auch hier breitet sich inzwischen (2015) eine krisenhafte Entwicklung aus.

Gipfeltreffen

  1. 16. Juni 2009 in Jekaterinburg, Russland
  2. 15. April 2010 in Brasília, Brasilien
  3. 14. April 2011 in Sanya, Volksrepublik China
  4. 29. März 2012 in Neu-Delhi, Indien
  5. 27. März 2013 in Durban, Südafrika
  6. 15. bis 17. Juli 2014 in Fortaleza, Brasilien (mit Gründung der New Development Bank und des Contingent Reserve Arrangement)
  7. 8. bis 9. Juli 2015 in Ufa, Republik Baschkortostan, Russland
  8. 15. bis 16. Oktober 2016 in Benaulim/Goa, Indien

Alternative Konstruktionen

Gelegentlich werden die BRIC-Staaten durch die Hinzunahme Südkoreas/Koreas zu den sogenannten BRICK-Staaten erweitert. Denn Südkorea ist zwar schon ein entwickeltes Industrieland, erzielt aber dennoch hohe Wachstumsraten.

Weit seltener ist mit dem „K“ in BRICK Kasachstan gemeint. Anlass dazu, Kasachstan hinzuzunehmen, geben dessen wachsende Bedeutung als Energielieferant und seine Lage zwischen den „klassischen“ BRIC-Staaten Russland, China und Indien, wodurch die eurasisch-pazifische Perspektive der emerging markets in den Vordergrund rückt. (Wird dabei Brasilien ausgespart, ist von RICK-Staaten die Rede.)

Weitere Varianten sind:

  • BRIICS für die Staaten Brasilien, Russland, Indien, Indonesien, China und Südafrika
  • BRIKT für die Staaten Brasilien, Russland, Indien, Korea und die Türkei
  • BRICSAM für Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika, die ASEAN-Länder (Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand u. Vietnam) und Mexiko

Literatur

  • Georg Erber, Mechthild Schrooten: BRICS: Deutschland profitiert vom Wachstum in Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika: wie lange noch? in: DIW Wochenbericht, 2012, 79, (34), S. 3–9. (Onlineausgabe des Artikels, pdf, ca. 330 kByte)
  • Georg Erber: BRICS-Bank: Außer Spesen nix gewesen in: Oekonomenstimme, 24. Juli 2014, {[3]}
  • Rolf L. Langhammer: Die BRICS-Entwicklungsbank: Ein Fonds, aber noch keine Bank in: Oekonomenstimme, 18. August 2014, {[4]}
  • George Magnus: Will Emerging Markets Shape or Shake the World Economy?. Wiley & Sons, New York, 2010 ISBN 978-0470660829

Weblinks

Commons: BRICS countries – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. O'Neill, J.: Building Better Economic BRICs, Goldman Sachs Global Economics Paper No: 66, 30th November 2001
  2. DIRCO, Minister Nkoana-Mashabane on South Africa’s full membership of BRICS, 24. Dezember 2010
  3. diepresse.com: Aus den BRIC-Staaten werden die BRICS-Staaten (Zugriff am 15. April 2011).
  4. Was steckt hinter dem BRIC-Konzept?, Artikel Joseph S. Nyes auf der Webseite von Project Syndicate vom 10. Mai 2010; abgerufen: 31. Oktober 2012.
  5. a b c Maschinenebau, 2012
  6. a b Statista
  7. Daten der WTO
  8. Daten der WTO
  9. Die BRICS-Länder sind in der Krise. Sächsische Zeitung online, 11. August 2015 [1]
  10. Diese Anlagestrategie ist MIST. Handelsblatt, 21. August 2012, online: [2]