Bahnstrecke Pau–Canfranc

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Pau–Canfranc
Bahnhof Canfranc, Gleisseite
Bahnhof Canfranc, Gleisseite
Streckennummer (SNCF):664 000
Kursbuchstrecke (SNCF):415
Streckenlänge:93 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:früher 1,5 kV =
Maximale Neigung: 43 
Minimaler Radius:200 m
von Toulouse
215,735 Pau 178 m
nach Bayonne
216,146 (Gave de Pau; 219 m)
216,985 La-Croix-du-Prince
223,244 Gan
226,390 Pont de Magendie (112 m)
227,478 Viaduc de Les Hiès (313 m)
231,165 Haut-de-Gan
233,412 Tunnel de Bélair (570 m)
235,274 Buzy-en-Béarn 376 m
nach Laruns
240,015 Ogeu-les-Bains 315 m
243,904 Escou
250,559 Oloron-Sainte-Marie 211 m
251,259 Tunnel d’Oloron (303 m)
252,300 Bidos
255,266 Gurmençon
259,484 Saint-Christau-Lurbe
265,838 Escot
266,207 (Gave d’Aspe; 100 m)
266,669 Tunnel des Fontaines d’Escot (291 m)
268,780 Sarrance
269,747 Tunnel du Mail-du-Couret (244 m)
273,040 Tunnel du Salet (124 m)
273,888 Tunnel de l’Araou (276 m)
275,260 Bedous 400 m
277,542 Accous
279,003 Tunnel d’Esquit (457 m)
279,668 Tunnel de Farrol (124 m)
280,173 Tunnel du Canal-de-Farrol (113 m)
280,643 Pont de l‘Estanguet (50 m; zerstört durch eine Entgleisung)
282,039 Lescun-Cette-Eygun
283,310 Tunnel de Broca (662 m)
285,234 Tunnel de Sens (384 m)
285,812 Tunnel d’Etsaut (209 m)
286,383 Etsaut
288,517 Tunnel de Poutou (180 m)
289,007 Tunnel de Portalet (940 m)
290,404 Urdos
291,563 Tunnel de Lagaube (165 m)
292,588 Tunnel de Larry (294 m)
294,408 Tunnel hélocoïdal de Sayerce
(Kehrtunnel; 1792 m)
297,501 Tunnel de Penne d’Arrêt (354 m)
299,047 Tunnel de Peilhou (335 m)
299,718 Les Forges d’Abel 1068 m
300,119 Somport-Tunnel (7874 m)
303,285 (Staatsgrenze FrankreichSpanien)
308,499 Canfranc 1195 msnm
nach Saragossa

Die Bahnstrecke Pau–Canfranc ist eine von vier Bahnverbindungen, die zwischen Frankreich und Spanien gebaut wurden. Sie führt von der französischen Stadt Pau durch die Pyrenäen zum in Spanien gelegenen Grenzbahnhof Canfranc. Dort schließt sich die spanische Bahnstrecke Saragossa–Canfranc an. Der größte Teil der Bahnstrecke Pau–Canfranc verläuft durch das Aspetal. Der niedrigste Punkt im Streckenverlauf liegt in Pau mit 178 Metern, der höchste Punkt im Somport-Tunnel mit 1212 Metern. Die Bahnstrecke ist heute teilweise abgebaut und nicht mehr durchgehend befahrbar.

Geschichte

Bau

Planungen für den Bau der Strecke gehen auf das Jahr 1853 zurück. Ursprünglich war sie als Teil einer Eisenbahnverbindung zwischen Paris und Madrid gedacht. Mit dem Bau beauftragt war die Compagnie des chemins de fer du Midi. Die Bauzeit der gesamten Strecke (auch des spanischen Teils) dauerte von 1902 bis 1927. Der grenzüberschreitende Verkehr wurde mit einem Staatsvertrag zwischen Frankreich und Spanien 1904 (ergänzt 1907) geregelt. Der Bau wurde staatlicherseits auf beiden Seiten der Grenze erheblich subventioniert. 1908 wurde mit dem Bau des acht Kilometer langen Grenztunnels zwischen Frankreich und Spanien, des Somport-Tunnels, begonnen. Der Durchschlag erfolgte 1912, fertiggestellt war er 1918. Weil auf der Nordseite des Tunnels zu wenig Platz für die Anlage des Grenzbahnhofs Canfranc war wurde er, entgegen der ursprünglichen Planung, auf der aragonesischen Seite errichtet. Die französische Strecke wurde von Anfang an mit 1500 Volt Gleichstrom elektrifiziert, da Strom aus den gleich mit errichteten Wasserkraftwerken in den Pyrenäen ungleich preiswerter war, als die Kohle für Dampflokomotiven, die importiert werden musste.

Auf spanischer Seite war die Zufahrtsstrecke bereits 1922 fertiggestellt. Die Arbeiten am Grenzbahnhof dauerten aber bis 1927.

Betrieb

Am 11. Juli 1928 wurde die Strecke in Anwesenheit des spanischen Königs Alfons XIII. und des französischen Staatspräsidenten, Gaston Doumergue, eröffnet. Ab dem 18. Juli 1928 gab es durchgehenden Verkehr zwischen Pau und Saragossa, allerdings musste aufgrund des Spurwechsels umgestiegen werden. 1929 ging eine Streckenabkürzung zur Umgehung des Bogens nach Huesca zwischen Zuera und Ayerbe (Turuñana) in Betrieb.

Der Betrieb war kein Erfolg. Aufgrund des in Canfranc erforderlichen Umsteigens und der umständlichen Grenzkontrollen war die Fahrt über die 311 Streckenkilometer von Pau bis Saragossa eine Tagesreise. Auch das Aufkommen im Güterverkehr war enttäuschend. 1929, im ersten vollständigen Betriebsjahr, wurden nur 50.000 Tonnen Güter über die Grenze befördert. Das lag auch daran, dass hier, im Gegensatz zu den Grenzübergängen in Irun und Port Bou, auf spanischer Seite kaum Industrie vorhanden war. Mit der Weltwirtschaftskrise sank das Aufkommen auch noch ab.

Am 20. Juli 1936 besetzten Truppen des Generals Francisco Franco Canfranc im Zuge des Spanischen Bürgerkriegs. Es kam zu Auseinandersetzungen mit den französischen Bahn- und Grenzbeamten. Daraufhin schloss die französische Regierung den Grenzübergang. Die spanische Seite mauerte im Gegenzug den Grenztunnel auf ihrer Seite zu.

Erst am 15. März 1940 wurde der Übergang wieder geöffnet, er war nach der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg zunächst eine wichtige Fluchtroute und hatte bald auch ein umfangreiches Güterverkehrsaufkommen. Bis zur Befreiung Frankreichs 1944 wurden über die Strecke aus Spanien kriegswichtige Rohstoffe an das Deutsche Reich geliefert, insbesondere Eisenerz aus Teruel und Wolframerz aus Galicien. In der anderen Richtung liefen Transporte mit so genanntem Raubgold über die Strecke, 86,6 Tonnen Barrengold. Im Sommer 1944 wurde die Strecke von französischen Widerstandskämpfern mehrfach punktuell zerstört und die spanische Seite vermauerte den Grenztunnel erneut.

Ende

Bahnübergang bei Lurbe-Saint-Christau. 1988

Erst 1948 wurde der Verkehr wieder aufgenommen und war minimal. Bis in die 1960er Jahre verkehrten hier täglich lediglich zwei gemischte Züge und ein Triebwagen. Der Streckenunterhalt litt und die Stromzufuhr für die Oberleitung war nach dem Ausfall des Unterwerks in Urdos nur noch ungenügend.

Somport-Tunnel, als Hilfs-Straßentunnel, Oberleitungsmasten

Am 21. März 1970 entgleiste dann ein mit 320 Tonnen Mais beladenen Zug auf der Brücke von l‘Estanguet, nachdem er wegen eines Bremsdefekts unkontrolliert den Berg hinabgerollt war, und brachte die Brücke zum Einsturz. Seitdem ist die Strecke zwischen Canfranc und Bedous stillgelegt und teilweise abgebaut. 1980 folgte auch der Abschnitt Bedous–Oloron, so dass auf französischer Seite die Strecke nur noch bis Pau–Oloron mit Nahverkehrszügen bedient wurde.

Am 7. Februar 2003 wurde zur Entlastung des Col Du Somport parallel zum Eisenbahntunnel ein zweispuriger Straßentunnel eröffnet, für den der ehemalige Eisenbahntunnel als Rettungstunnel dient.[1]

Bauliche Besonderheiten

Bahnhof Canfranc, Straßenseite

Die Strecke weist eine Steigung von bis zu 43 Promille auf. Der acht Kilometer langen Somport-Tunnel, Grenztunnel zwischen Frankreich und Spanien, weist eine Steigung von 34 Promille auf.

Der französische Teil der Strecke wurde in Normalspur ausgeführt und war elektrifiziert. Die spanische Seite wurde in der dort üblichen Spurweite von 1668 Millimetern (Iberische Breitspur) errichtet und ist nicht elektrifiziert. Ehemaliger Grenz- und Spurwechselbahnhof war der Bahnhof Canfranc. Er ist heute mit seinen 27 Gleisen deutlich überdimensioniert. Das riesige Empfangsgebäude steht zu großen Teilen leer.

Betrieb

Spanische Regionalzüge im Bahnhof von Canfranc

Die Teilstrecke PauOloron wurde nach einjähriger Sperrung für eine Sanierung am 24. Januar 2011 wiedereröffnet. Bei der Sanierung wurde die Oberleitung entfernt. Seit Anfang Juli 2016 wird der Betrieb, nachdem die Strecke für 100 Mio. Euro saniert wurde, wieder bis Bedous geführt. Eingesetzt werden Dieseltriebwagen der Baureihe X 73500.[2]

Parallel zur Bahnlinie verkehrt durch das Aspetal mehrmals am Tag eine Buslinie, bis zur Spanisch-Französischen Grenze auf dem Col Du Somport. Auf spanischer Seite verkehren Regionalzüge bis Canfranc.

Zukunft

Arbeiten zur Inbetriebnahme bis Bedous (2008)

Immer wieder war im Gespräch, die Strecke wieder in Betrieb zu nehmen. Inzwischen stellte der Regionalrat von Aquitanien Finanzmittel bereit, um die Strecke zwischen Oloron und Bedous wieder zu aktivieren. Die Arbeiten dazu liefen seit Anfang 2008 und sollten ursprünglich 2010 abgeschlossen werden, dieser Termin konnte jedoch nicht gehalten werden. Als Grund dafür wurde genannt, dass die Wiederinbetriebnahme der Bahnübergänge auf der Strecke in ihrer früheren Form wegen neuer Vorschriften nicht mehr zulässig ist.[3] Angestrebt wird nunmehr eine durchgehende Wiedereröffnung bis ins Jahr 2020. Anschließend soll hier der Betrieb mit Diesellokomotiven wieder aufgenommen werden, an eine erneute Elektrifizierung ist nicht gedacht. Einer Inbetriebnahme der Reststrecke bis Canfranc steht die französische Regierung „aufgeschlossen“ gegenüber.[4]

Ab 26. Juni 2016 sollen drei Zugpaare täglich zwischen Oloron und Bedous verkehren.[5]

Wissenswert

Der heute völlig überdimensionierte Bahnhof Canfranc ist Endstation für Nahverkehrszüge aus Saragossa.

Literatur

  • Dieter Hamblock: Tristesse in den Pyrenäen. In: Eisenbahngeschichte 40 (2010), S. 60-67.

Weblinks

Commons: Bahnstrecke Pau–Canfranc – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. wo: Wieder Züge nach Bedous. In: Eisenbahn-Revue International 8-9/2016, S. 415.
  2. wo: Wieder Züge nach Bedous. In: Eisenbahn-Revue International 8-9/2016, S. 415.
  3. Meldung auf "La République des Pyrenées" (frz.)
  4. rma: KBS 415 Pau–Oloron Sainte Marie(–Canfranc). In IBSE-Telegramm 245 (April 2011), S. 5.
  5. Artikel auf Eurailpress vom 2. Juni 2016, abgerufen am 2. Juni 2016