Berlingen TG
TG ist das Kürzel für den Kanton Thurgau in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Berlingen zu vermeiden. |
Berlingen | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Thurgau (TG) |
Bezirk: | Frauenfeld |
BFS-Nr.: | 4801 |
Postleitzahl: | 8267 |
Koordinaten: | 718521 / 280750 |
Höhe: | 400 m ü. M. |
Höhenbereich: | 395–695 m ü. M.[1] |
Fläche: | 3,58 km²[2] |
Einwohner: | 928 (31. Dezember 2022)[3] |
Einwohnerdichte: | 259 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
26,8 % (31. Dezember 2022)[4] |
Website: | www.berlingen.ch |
Lage der Gemeinde | |
Berlingen ist eine politische Gemeinde im Kanton Thurgau in der Schweiz. Sie liegt am Südufer des Untersees an der Seelinie und gehört zum Bezirk Frauenfeld.
Geschichte
Der älteste Dorfteil von Berlingen liegt auf dem Schwemmdelta des Wildbachs, wo im Norden der Untersee am breitesten und im Süden der Seerücken am steilsten und am höchsten ist. Der Seespiegel weist eine mittlere Höhe von 396 Metern über Meer auf.
Es wurde lange Zeit vermutet, dass in prähistorischer Zeit im Gupfen, östlich des alten Dorfkerns, bereits eine Pfahlbau-Siedlung bestanden habe. Diese Annahme konnte durch Bohrungen im Jahre 1981 jedoch nicht bestätigt werden. Zur Zeit der Römer soll – um 370 n. Chr. – nach ungesicherten Berichten über dem Weissen Felsen, direkt an der Grenze zu Steckborn, ein Wachtturm errichtet worden sein. Er gehörte zur Verteidigungslinie, die der römische Kaiser Valentinian I. von Basel bis Bregenz zur Sicherung der Grenze gegen Germanien hatte errichten lassen.
Im Jahre 894 wurde Berlingen unter dem Namen Perenwang oder Berenwang – was nichts anderes als Flur des Bero heisst – erstmals urkundlich erwähnt. In der Folge änderte sich der Name der Siedlung am See noch mehrmals, in „Bernach“ und schliesslich in „Bernang“, dann in „Berlang“. Erst im Jahre 1750 erhielt die Ortschaft den Namen Berlingen.
Berlingen war bereits im frühen Mittelalter ans Kloster Reichenau gebunden. Aus der Reichenauer Zeit hat Berlingen sein Wappen, das zwei goldene Ringe auf blauem Grund darstellt. Die Ringe sind Sinnbild für die Bindung ans Kloster und der blaue Grund für den See. Der Berlinger Altar im Kloster in Mittelzell stammt nach der Legende aus der Kapelle in Berlingen. Er soll während der Reformation von den Bilderstürmern in den See geworfen und von den Reichenauern als Schwemmgut geborgen worden sein.
Im Kehlhof, dem Grossen Haus, einem prächtigen Fachwerkbau am Westende des Dorfes, der 1686 erbaut wurde, wohnte der letzte Klostermeier, der für den Abt und die Mönche auf der Reichenau von den Berlingern den Zehnten einzog. Dies waren Naturalien, vor allem Wein, Schnaps, Getreide, Tiere (Fleisch), Fische, dann auch handwerkliche Erzeugnisse wie Leder, Stiefel und Schuhe.
Sehenswürdigkeiten
Kirche
Die Berlinger Dorfkirche[5] wurde im Jahre 1842 auf einem Bachdelta, welches eine Art Halbinsel bildet, erbaut. Am gleichen Ort stand seit dem 13. Jahrhundert eine Michaelskapelle, die 1659 durch eine kleine Kirche ersetzt wurde. Als letztere wiederum zu klein wurde, entschied man sich dazu, die jetzige Kirche zu errichten, als eine der ersten neugotischen Kirchen der Schweiz. Dies war zu dieser Zeit ein Wagnis, da die damaligen Kirchengänger Saalbauten gewohnt waren. Napoleon III., der im nahen Schloss Arenenberg aufgewachsen war, spendete für die Kirche die Kanzel und den marmorisierten Taufstein. 1968 wurde die Kirche renoviert, wobei die ursprüngliche Schlichtheit wiederhergestellt wurde.
Denkmal
Der Raddampfer Rheinfall ging im Jahr 1869 bei der Wegfahrt von Berlingen unter. An das Unglück erinnert an der Schiffsanlegestelle der dort ausgestellte explodierte Kessel des Schiffes, der erst 1995 geborgen wurde.[6]
Persönlichkeiten
- Hans Böhni (* 1937), Universitätsprofessor am Institut für Baustoffe, Werkstoffe und Korrosion der ETH Zürich von 1976 bis 2002.
- Adolf Dietrich (1877–1957), „naiver“ Kunstmaler. Lebte und arbeitete in Berlingen.
- Peter Dschulnigg (1943–2011), katholischer Theologe. Hat in Berlingen zuletzt gelebt, ist hier verstorben und bestattet.
- Ulrich Guhl (1838–1924), reformierter Theologe und Politiker. War 1861 bis 1865 Pfarrer in Berlingen.
- Johann Konrad Kern (1808–1888), Minister, Staatsmann, Diplomat, Redaktor der Bundesverfassung von 1848. Wurde in Berlingen geboren, wirkte später von hier aus.
- Marie Kunert (1871–1957), deutsche Politikerin. Ist in Berlingen gestorben.
Bilder
-
Blick auf die Reichenau
-
Blick vom westlichen Seeufer in Richtung Kirche
-
Restaurant zum Schiff
-
Grosses Haus/Kehlhof in Berlingen TG
-
Berlingen, Seestrasse 51, Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert
-
Berlingen, Seestrasse (49 -61)
Literatur
- Alfons Raimann, Peter Erni: Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Band VI. Der Bezirk Steckborn. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 98), Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Bern 2001, ISBN 3-906131-02-5.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Berlingen
- Gregor Spuhler: Berlingen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- ↑ Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑ Wissenswertes zur Geschichte der Dorfkirche. Auf der Website der evangelischen Kirchgemeinde Berlingen, abgerufen am 18. Oktober 2012.
- ↑ Infotafel an der Schiffsanlegestelle Berlingen.