Bruce Rauner

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Bruce Rauner (2015)

Bruce Vincent Rauner (* 18. Februar 1957 in Chicago) ist ein US-amerikanischer Politiker und Geschäftsmann. Er gehört der Republikanischen Partei an und übt seit dem 12. Januar 2015 das Amt des Gouverneurs von Illinois aus.

Frühere Jahre und politischer Aufstieg

Ausbildung, Karriere in der Wirtschaft

Rauner stammt aus Chicago, wo er 1957 geboren wurde. Sein Vater Vincent Rauner war ein Anwalt und später auch Senior Vice President von Motorola, während sich seine Mutter als Krankenschwester verdiente. Rauners Großvater stammte aus Schweden. Am Dartmouth College studierte Rauner Wirtschaft, später erhielt er auch der Harvard University einen Abschluss. Im Anschluss arbeitete Rauner mehr als 30 Jahre bei der Firma GTCR, die im Bereich Private Equity tätig ist. Er verließ das Unternehmen im Oktober 2012 und gründete eine eigene Investmentfirma namens R8 Capitol Partners.[1]

Durch seine Tätigkeit als Unternehmer gelangte Rauner zu einem Milliardenvermögen. Die Höhe seines Vermögens ist öffentlich jedoch nicht bekannt. Rauner wurde auch bekannt, nachdem er des Öfteren mehrere Millionen Dollar für öffentliche Schulen und andere Bildungsprojekte gespendet hat.[2]

Politisch ist Rauner in der Republikanischen Partei aktiv. Zeitweise fungierte er als wirtschaftspolitischer Berater des demokratischen Bürgermeisters von Chicago Rahm Emanuel.

Kandidatur als Gouverneur von Illinois 2014

Karte von Illinois mit dem Ergebnis der Gouverneurswahl 2014 nach Countys (Je kräftiger die Farbe, desto größer der jeweilige Stimmenvorsprung):
  • Mehrheit für Pat Quinn (D)
  • Mehrheit für Bruce Rauner (R)
  • Im Juni 2013 kündigte Rauner offiziell seine Kandidatur als Gouverneur von Illinois bei den Wahlen 2014 an. Rund 63,9 Millionen Dollar, davon 27,3 Millionen Dollar aus seinem Privatvermögen, investierte er in den Wahlkampf.[3] Bei den parteiinternen Vorwahlen am 18. März 2014 siegte Rauner mit 40 Prozent der Stimmen knapp vor den Staatssenatoren Bill Brady und Kirk Dillard. Damit sicherte er sich die Nominierung der Republikanischen Partei. Als Kandidatin für das Amt des Vizegouverneurs wurde Evelyn Sanguinetti, eine Stadträtin aus Wheaton, aufgestellt. Sanguinetti wurde damit zur ersten Vizegouverneurin von Illinois mit lateinamerikanischer Herkunft.

    Im Dezember 2013 geriet Rauner in die Schlagzeilen, als er sich für die Absenkung des gesetzlichen Mindestlohns von Illinois von 8,25 auf 7,25 US-Dollar pro Stunde aussprach. Von den Demokraten wurde er daraufhin scharf kritisiert. Später revidierte Rauner diese Aussage, indem er eine Anhebung des nationalen Mindestlohns fordert. So soll seiner Meinung nach die Wettbewerbsfähigkeit des Bundesstaats keinen Schaden nehmen. Vorwürfen von Demokraten und Gewerkschaften als Gouverneur den Mindestlohn absenken zu wollen, wies Rauner zurück.[4][5] Eine Anhebung des Mindestlohns wurde im November 2014 parallel zur Gouverneurswahl durch einen von dem Demokraten initiierten Bürgerentscheid vollzogen. Rauner begrüßte das Votum, forderte gleichzeitig aber Reformen, von denen die Wirtschaft profitieren soll.

    Bei der Gouverneurswahl am 4. November 2014 konnte Rauner mit einem Stimmenanteil von 50,3 Prozent den demokratischen Amtsinhaber Pat Quinn besiegen, für den 46,3 Prozent der Wähler stimmten. Mit Ausnahme von Cook County, wo aufgrund der starken Urbanisierung traditionell viele demokratische Wähler beheimatet sind, konnte er in allen übrigen 101 Countys des Bundesstaates eine Stimmenmehrheit erringen. Jedoch wurde auch sein Abscheiden im Großraum Chicago als stark angesehen, wo er rund ein Viertel der Stimmen erhielt. Rauners parteiinterner Konkurrent Bill Brady, der 2010 von seiner Partei aufgestellt worden war, schnitt vier Jahre zuvor in dieser Region deutlich schlechter ab. In den Umfragen von März bis September 2014 lag der Republikaner meist in Führung. Der Wahlausgang wurde von politischen Beobachtern als völlig offen angesehen, nachdem Quinn in den Umfragen zuletzt deutlich aufholen konnte.[6] Ein großer Unsicherheitsfaktor für Rauner blieb bis zuletzt die Kandidatur von Chad Grimm von der Libertarian Party, die meist den Republikanern mehr Stimmen abnehmen, was in knappen Rennen durchaus wahlentscheidend sein kann, da zum Wahlsieg die relative Mehrheit schon ausreicht. Daher wurden Rauner und sein Team nicht müde zu betonen, vor einem demokratischen Triumph zu warnen, sollten zu viele Stimmen an Grimm gehen. Da Grimm letztlich nur etwas mehr als drei Prozent der Stimmen erhielt, bewährte sich Rauners Strategie. Sein Wahlerfolg wurde von politischen Beobachtern auch auf eine starke Mobilisierung der republikanischen Stammwähler und Quinns niedrige Popularität zurückgeführt. Außerdem sei es Rauner gelungen, im mehrheitlich den Demokraten zugeneigten Illinois, auch zahlreiche Wechselwähler anzusprechen, indem er im Vergleich zu anderen Republikanern in gesellschaftspolitischen Bereichen sehr moderate Positionen vertritt. So warb er gemeinsam mit seiner Frau Diana, die Mitglied der Demokratischen Partei ist, gezielt um unzufriedene demokratische Wähler. Gleichzeitig konnte er sich laut Umfragen als kompetent im Bereich der Wirtschaftspolitik darstellen.[7]

    Bereits im Vorfeld der Wahl hatte Rauner angekündigt, das ihm als Gouverneur zustehende Gehalt sowie weitere finanzielle Aufwandsentschädigungen nicht annehmen zu wollen. Dies ist bei vermögenden Politikern inzwischen nicht unüblich. Der ebenfalls neu gewählte Gouverneur von Pennsylvania, der Demokrat Tom Wolf, kündigte selbiges an.[8]

    Gouverneur von Illinois

    Bruce Rauner mit seiner Frau Diana bei den Feierlichkeiten zu seiner Amtseinführung am 12. Januar 2015

    Rauner wurde turnusgemäß am 12. Januar 2015 in sein neues Amt eingeführt. In seiner Rede zum Amtsantritt kündigte Rauner umfassende Wirtschaftsreformen sowie eine Sanierung des Staatshaushalts an. Er bezeichnete diese beiden Ziele sowie die Verbesserung des Bildungssystems als seine größten Prioritäten als Regierungschef.[9] Allerdings ist er als Gouverneur besonders in der Gesetzgebung auf eine Zusammenarbeit mit den Demokraten angewiesen sein, die in beiden Kammern der State Legislature über deutliche Mehrheiten verfügen. Trotzdem können die Demokraten ohne die Stimmen von republikanischen Abgeordneten kein Veto des Regierungschefs mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit zurückweisen. Rauner kündigte an, mit Parlamentariern beider Parteien zusammenarbeiten zu wollen. Nach seinem Wahlsieg sprach er sich gegen die Verlängerung einer temporären Steuererhöhung aus, die nach dem Willen seines Vorgängers noch während der alten Wahlperiode im Dezember 2014 verabschiedet werden sollte. Dies wurde im Parlament aber verworfen.[10]

    Als erste Amtshandlung unterzeichnete Rauner am 13. Januar 2015 eine Executive Order, die sämtliche bundesstaatliche Ministerien und Behörden verpflichtet, unnötige Ausgaben bis auf Weiteres einzufrieren. Auch verfügte er in einem weiteren Dekret, dass geprüft werden solle, welches Staatseigentum verkauft werden und an welchen Stellen weitere Einsparungen gemacht werden könnten.[11]

    Am 9. Februar 2015 erließ Rauner eine Verfügung, mit der verpflichtende Gebühren an Gewerkschaften für Angestellte des Bundesstaates künftig freiwillig sind. Gewerkschaftsvertreter kritisierten den Gouverneur scharf für sein Vorgehen und warfen ihm vor, die Stellung der Arbeitnehmervertretungen aus politischen Gründen schwächen zu wollen. Auch Machtmissbrauch wurde ihm vorgehalten. Rauner wies diese Kritik zurück und erklärte, Angestellte, die nicht Mitglied einer Gewerkschaft sind, könnten auch nicht zur Entrichtung einer Gebühr an diese gezwungen werden. Außerdem beauftragte Rauner einen früheren Staatsanwalt, gegen die bisherige Vorgabe zu klagen, mit dem Ziel sie von Gerichten als verfassungswidrig einstufen zu lassen.[12]

    Politische Einordnung

    Rauner ist dem gemäßigten Flügel seiner Partei zuzurechnen, der weniger konservativ und mehr an der politischen Mitte orientiert ist. In gesellschaftspolitischen Bereichen vertritt er zum Teil liberale Positionen: So begrüßte er die 2013 erfolgte Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Ehen in Illinois. Auch Immigration steht Rauner positiv gegenüber. Ferner sprach er sich in seinem Wahlprogramm von 2014 für eine Begrenzung der Amtszeiten des Gouverneurs auf zwei Wahlperioden und eine stärke Bekämpfung von Korruption und Patronage aus. So unterstützte Rauner politisch und finanziell zu den Wahlen 2014 eine Bürgerinitiative, welche die Amtszeiten des Gouverneurs auf zwei Wahlperioden beschränken sollte (wie es in anderen Staaten bereits der Fall ist). Obwohl die Petition ausreichend Unterstützer fand, um zur Abstimmung gestellt zu werden, erklärte der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates eine solche Initiative im August 2014 für verfassungswidrig.[13]

    In der Wirtschaftspolitik tritt Rauner für Deregulierung und einen schlanken Staat ein. Er sprach sich wiederholt für die Einrichtung von den einzelnen Right-to-work-Zonen aus, um die Wettbewerbsfähigkeit strukturschwacher Regionen zu stärken. Allerdings lehnt er anders als viele seiner Parteigenossen ein solches Recht-auf-Arbeit-Gesetz, mit dem der Einfluss von Gewerkschaften beschränkt wird, für den kompletten Bundesstaat Illinois ab. Rauner bezeichnet sich als fiskalpolitisch konservativ (englisch fiscal conservative), was heißt, dass er sich zu einer Restriktiven Fiskalpolitik bekennt und Deficit spending ablehnend gegenübersteht. Diese Position hat jedoch weniger mit dem eigentlichen Konservatismus zu tun; auch eine Reihe von progressiven Politikern aus der Demokratischen Partei wie der kalifornische Gouverneur Jerry Brown bezeichnen sich als fiskalpolitisch konservativ.[1]

    Privatleben

    Bruce Rauner ist seit 1994 mit seiner Frau Diana verheiratet und hat zwei Söhne sowie vier Töchter. Drei seiner Kinder stammen aus einer früheren Ehe. Mit seiner Familie lebt er in Winnetka, im Norden von Illinois am Michigansee. Er ist jüdischen Glaubens. Seine Frau ist Mitglied der Demokratischen Partei.

    Trotz seines Reichtums ist Rauner bekannt für einen bescheidenen Lebensstil, was er auch in seinem Wahlkampf 2014 thematisierte: So fährt er einen 20 Jahre alten Kleinbus und trägt eine Armbanduhr, die eigenen Angaben zufolge einen Wert von 18 US-Dollar hat.[14]

    Weblinks

    Commons: Bruce Rauner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. a b GOP race for governor: Bruce Rauner profile. Sun Times, 7. März 2014, abgerufen am 23. August 2014.
    2. Monica Davey: In Illinois, Republicans See an Office Up for Grabs. The New York Times, 16. März 2014, abgerufen am 7. November 2014 (englisch).
    3. Meet IL Governor Bruce Rauner, Huffington Post (englisch)
    4. Minimum Wage a maximum headache for Rauner. Reboot Illinois, abgerufen am 23. August 2014.
    5. Bruce Rauner explains how to raise the minimum wage. Chicago Tribune, 9. Januar 2014, abgerufen am 23. August 2014.
    6. Real Clear Politics: Illinois-Governor: Pat Quinn vs. Bruce Rauner
    7. Rich Miller: How Bruce Rauner won the race for Illinois Governor and Pat Quinn lost. ChicagoBusiness, 7. November 2014, abgerufen am 8. November 2014 (englisch).
    8. Why Bruce Rauner for governor — in his own words. Sun Times, 3. Oktober 2014, abgerufen am 14. November 2014 (englisch).
    9. Bruce Rauner Sworn in As Governor: "I Am Ready to Go to Work For You", NBC-News, 12. Januar 2015 (englisch)
    10. Natascha Korecki: Gov.-elect Rauner's message to Quinn, Legislature: Whoa! Sun Times, 6. November 2014, abgerufen am 7. November 2014 (englisch).
    11. Gov. Rauner Signs First Executive Order, mystateline.com, 13. Januar 2015 (englisch)
    12. Rauner hires Dan Webb in move against 'forced' union dues; labor vows battle, Chicago Sun-Times, 9. Februar 2015 (englisch)
    13. Rauner's term limits plan rejected, Daily Herald, 22. August 2014 (englisch)
    14. brucerauner.com: About Bruce Rauner