Gai

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Gai (Dorf)
Ortschaft
Katastralgemeinde Gai
Gai (Österreich)
Gai (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Leoben (LE), Steiermark
Gerichtsbezirk Leoben
Pol. Gemeinde Trofaiach
Koordinaten 47° 24′ 49″ N, 14° 58′ 12″ OKoordinaten: 47° 24′ 49″ N, 14° 58′ 12″ O
Höhe 720 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 64 (1. Jän. 2023)
Gebäudestand 28 (2001)
Fläche d. KG 3,48 km²
Postleitzahl 8793 Trofaiach
Vorwahl +43/3847f1
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 15635
Katastralgemeinde-Nummer 60306
Zählsprengel/ -bezirk Gai (61120 009)
Ehemalige Gemeinde bis 2013;
Teile des Ortes Gai auch in KG Schardorf
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; GIS-Stmk
64

BW

Gai ist ein Ort in der Obersteiermark, Ortschaft und Katastralgemeinde der Gemeinde Trofaiach im Bezirk Leoben der Steiermark.

Zum 1. Jänner 2013 wurden die ehemaligen Gemeinden Gai, Hafning und Trofaiach zur neuen Gemeinde Trofaiach zusammengeschlossen. Diese drei steirischen Gemeinden gehörten zu jenen, die schon zwei Jahre vor der allgemeinen Gemeindestrukturreform einen Zusammenschluss durchführten.

Geographie

Gai liegt etwa 10 Kilometer nordwestlich von Leoben an der steirischen Eisenstraße drei Kilometer südwestlich von Trofaiach auf etwa 720 m ü. A. im mittleren Abschnitt des Trofaiacher Beckens zwischen dem Liesingtal und dem Vordernbergertal. Es wird vom wuchtigen Massiv des Reiting, des höchsten Berges der Eisenerzer Alpen, überragt.

Die Bezeichnung „Gai“ wird sowohl für ein kleines Dorf bzw. eine Ortschaft sowie eine Katastralgemeinde und auch für eine frühere Gemeinde verwendet.

Das Dorf Gai hat etwa 30 Gebäude mit etwa 80 Einwohnern, zur Ortschaft gehören keine weiteren Ortslagen. Mit dem Weiler Töllach ist Gai aber weitgehend verwachsen, die Ortskerne liegen nur 200 m auseinander.

Zur Katastralgemeinde Gai gehören auch die Ortschaft Edling im Südosten, sowie die Südteile der Ortschaft Gausendorf. Das Katastralgebiet hat 347,5 Hektar und erstreckt sich von Gai im Nordwesten den Veitscherbach abwärts bis knapp vor dem Trabocher See (Ortslage Am See) am Nordfuß um den Hessenberg herum und um die Edlinger Siedlung am Steinerweg bis an die Trofaiacher Grenze sowie über Gausendorf den Krebsenbach aufwärts bis Ganninger nordöstlich von Gai.
Dafür liegt aber gut die Hälfte des Orts Gai selbst, die nördlicheren Häuser, in der Katastralgemeinde Schardorf: Die Katastralgrenze verläuft über die Schardorfstraße und den Hirnweg direkt durch Töllach und Gai.

Nachbarortschaften und -katastralgemeinden

Schardorf (O. u. KG) Putzenberg (O)
Trofaiach (O u. KG)
Obermochl
Untermochl

(beide O, Gem. Kammern i.L.)
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt

Glarsdorf
(O, Gem. Kammern i.L.)


Mötschendorf
(KG, Gem. Kammern i.L.)

Edling (O)

Namensherkunft

Der Ortsname Gai leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort göu her, welches ein Gebiet bezeichnete, das im Einflussbereich einer bestimmten richterlichen Gewalt sowie gewisser Gewerbe lag. In vorliegenden Fall bezieht sich das „Gai“ auf den Einflussbereich des Marktes Trofaiach und der von den dortigen Handwerkern ausgeübten Bannmeilenrechte.

Gemeinde Gai

Gai (Ehemalige Gemeinde)
Historisches Wappen von Gai
Historisches Wappen von Gai
Vorlage:Infobox Gemeindeteil in Österreich/Wartung/Wappen
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Leoben (LE), Steiermark
Gerichtsbezirk Leoben
Ortschaft Edling, Gai, Gausendorf, Gimplach, Gößgraben, Kurzheim, Oberdorf, Putzenberg, Schardorf, Töllach, Untergimplach, Unterkurzheim, Windischbühel
Koordinaten 47° 25′ N, 14° 58′ O
Höhe 660 m ü. A.
Einwohner der stat. Einh. 1781 (1. Jänner 2012)
Gebäudestand 662 (2001f1)
Fläche 62,24 km²
Postleitzahl 8793f1
Vorwahl +43/3847f1
Statistische Kennzeichnung
Gemeindekennziffer 61120
Zählsprengel/ -bezirk Gai (61120 000)
Bild
Lage der ehemaligen Gemeinde im Bezirk Leoben
Per 1. Jänner 2013 aufgelassen, seither Teil von Trofaiach
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; GIS-Stmk
Vorlage:Infobox Gemeindeteil in Österreich/Wartung/Nebenbox
Vorlage:Infobox Gemeindeteil in Österreich/Wartung/Ehemalige Gemeinde
Teil des ehemaligen Gemeindegebiets: Edling (oben rechts), Gausendorf (Mitte oben), Gai und Töllach (Mitte unten), Schardorf (unten)

Die nachhaltige Besiedlung des ehemaligen Gemeindegebietes begann im Mittelalter. Orts- und Gebietsnamen erinnern an die slawische Besiedlung im Frühmittelalter und die bayerische Besiedlung in darauf folgenden Jahrhunderten. Für den Raum Gai-Trofaiach kann eine bayrisch-slawische Mischbevölkerung bis zum Ende des 12. Jahrhunderts als sicher angenommen werden. Danach verschwand der slawische Bevölkerungsanteil aufgrund Assimilation durch die deutschsprachige Mehrheitsbevölkerung.

Das Gebiet von Gai entsprach über Jahrhunderte dem einer typischen obersteirischen Landgemeinde mit bäuerlichen Strukturen und teilte die wechselvolle Geschichte der übrigen Steiermark. Durch die räumliche Nähe zu den Zentren der obersteirischen Eisenindustrie, besonders Vordernberg und Donawitz, war zumeist eine gute Absatzlage für die landwirtschaftlichen Produkte gegeben. Andererseits wohnten auch häufig Hüttenarbeiter und Bergleute in den Dörfern der heutigen Gemeinde Gai.

In kirchlicher Hinsicht gehört das Gebiet von Gai seit jeher zur Pfarre Trofaiach. Daher ist auch der in Trofaiach bestehende Friedhof die für die Gaier Gemeindebürger zuständige Begräbnisstätte. Auch der für Gai zuständige Polizeiposten und das Postamt befinden sich in Trofaiach.

Entsprechend dem 1862 erlassenen Gemeindegesetz kam es mit dem Ende der Grundherrschaften nach 1848 zu einer Neuordnung der regionalen Verwaltungseinheiten. Autonome Gemeinden wurden der Grundstein des neu gestalteten Staates. Die neu geschaffene Gemeinde Gai entstand aus der Zusammenfassung der vier ursprünglich zum seinerzeitigen Steuerbezirk Freienstein gehörenden Katastralgemeinden Gai, Schardorf, Gimplach und Gössgraben-Freienstein.[1]

Mit 1. April 1939 wurden zur Gemeinde Gai gehörende Flächen im Ausmaß von rund 150 Hektar, auf denen eine staatliche Pulverfabrik bestand, an die Gemeinde Trofaiach angegliedert. Heute befindet sich dort im Wesentlichen der dicht besiedelte Stadtteil Trofaiach-West.

Am 9. Mai 1939 wurde mit Mitteilung der Landeshauptmannschaft Steiermark der Ortsname Scharsdorf in Schardorf geändert. Grund dafür war der Bau der nationalsozialistischen Jugendherberge Rheinlandhaus in dieser Ortschaft. Die alte Ortsbezeichnung war den neuen Machthabern offenbar nicht fein genug.[2]

Anfang des Jahres 2012, anlässlich der Gemeindestrukturreform 2010–2015, begannen Gespräche zwischen den Nachbargemeinden Gai, Hafning bei Trofaiach, Trofaiach und Vordernberg, die einen Zusammenschluss dieser vier Gemeinden zum Ziel hatten. Am 30. September 2012 wurde über das Ergebnis dieser Verhandlungen eine Volksabstimmung abgehalten. Die Bewohner von Gai deutlich, allerdings lag die Beteiligung nur bei 59 %. Die Gemeindezusammenlegung trat mit 1. Jänner 2013 in Kraft:[3] Die neue Stadt unter dem Namen Trofaiach hat rund 11.500 Einwohner.

Ehemalige Gemeindegliederung und Ausdehnung

Gai bestand aus folgenden 13 Ortschaften: Edling, Gai, Gausendorf, Gimplach, Gößgraben, Kurzheim, Oberdorf, Putzenberg, Schardorf, Töllach, Untergimplach, Unterkurzheim, Windischbühel.
Die vier Katastralgemeinden waren Gai, Gimplach, Gößgraben-Freienstein, Schardorf.

Das Gemeindegebiet erstreckte sich vom Hessenberg und Veitscherwald im Süden östlich um den Reitlingstock herum (das Gößeck als Grenzpunkt mit Kammern) bis an das Wildfeld und den Nebengipfel 2143 der Eisenerzer Reichensteins. Es maß knapp 15 Kilometer Südost−Nordwest und umfasste 6.223,91 Hektar.

Nachbargemeinden waren (zuletzt) von Süd im Uhrzeigersinn: Kammern im Liesingtal, Mautern in Steiermark, Kalwang, Eisenerz, Hafning bei Trofaiach, Trofaiach und Sankt Peter-Freienstein.

Ehemalige Gemeindevertretung

Der bis zum 31. Dezember 2012 existierende Gemeinderat bestand zuletzt aus 15 Mitgliedern und setzte sich seit der Gemeinderatswahl 2010 aus Mandaten der folgenden Parteien zusammen:

Aufgrund des überraschenden Rücktritts von VP-Bürgermeister Helmut Prentler Anfang Februar 2010 war eine Neuwahl notwendig geworden. Die beiden mandatsstärksten Parteien einigten sich bereits im Vorfeld auf eine Halbzeitlösung. Nach der Wahl am 25. Februar 2011 wurde Siegfried Liess (SPÖ) Bürgermeister, der durch einen Misstrauensantrag gestürzt wurde. Vom 8. Januar 2012 bis zum 31. Dezember 2012 war Bernhard Zechner (Wir für Gai) Bürgermeister.[4]

Einwohnerentwicklung

Seit den 1960er Jahren waren in Gai zahlreiche Einfamilienwohnhäuser entstanden. Es hatten sich vor allem unselbständige Arbeiter und Angestellte in der Landgemeinde angesiedelt. Gai hatte in den letzten Jahrzehnten als eine der wenigen Gemeinden der Region eine deutliche Zunahme der Einwohnerzahl zu verzeichnen.

  • 1869 1.195
  • 1900 1.108
  • 1934 1.068
  • 1951 1.022
  • 1961 1.143
  • 1971 1.171
  • 1981 1.404
  • 1991 1.565
  • 2001 1.735

Wirtschaft und Infrastruktur

Über die Russenstraße (den „Russenbichl“) kann man nach Edling, Sankt Peter-Freienstein und weiter in die nahe Bezirkshauptstadt Leoben gelangen. Der Name entstand deshalb, weil diese Straße während des Ersten Weltkriegs 1915 von russischen Kriegsgefangenen errichtet wurde. Vorher bestand nur eine einfache Wegverbindung.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sport

  • Golf: Auf ungefähr 40 Hektar Fläche befinden sich der vom Golf- und Countryclub Reiting-Gai betriebene, weitläufig angelegte Fairways mit ausgedehnten Greens, Sandbunker und Wasserhindernissen, eine Golfschule sowie ein 6-Hole-Kurzplatz für individuelles Schlagtraining.
  • Radfahren: Das Gebiet eignet sich besonders für Familienradtouren, aber auch anspruchsvolle Strecken sind vorhanden.
  • Bergsteigen: Dominierende Berggestalt ist der Reiting mit seiner höchsten Erhebung, dem 2214 m hohen Gößeck.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Volkskultur Gai – ein jeweils Mitte April stattfindendes steirisches Sänger- und Musikantentreffen in der örtlichen Mehrzweckhalle.

Literatur

  • Elfriede Maria Huber-Reismann, Bernhard A. Reismann: Gai. Die Geschichte einer Landgemeinde, drei Bände. Eigenverlag der Gemeinde Gai, 2005.

Weblinks

Commons: Gai, Steiermark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Ehemalige Webseite der Gemeinde (Memento vom 23. März 2004 im Internet Archive)

Einzelnachweise

  1. Georg Göth: Das Herzogthum Steiermark, Zweiter Band, Verlag J.G.Heubner, Wien 1841, S. 93 und 117
  2. Reismann: Gai, Geschichte einer Landgemeinde, Band 1 2005, S. 284
  3. Stmk. Landesgesetzblatt Nr. 106/2012. (PDF) Abgerufen am 27. November 2012.
  4. Bernhard Zechner neuer Bürgermeister. kleinezeitung.at, 9. Jänner 2012, abgerufen 4. September 2015.