Geburtstag

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Geburtstagstorte mit Kerzen und dem Schriftzug Happy Birthday
Carl Johann Lasch: Wir gratulieren zum Geburtstag (Kinder überbringen eine Geburtstagskarte und Blumen, 19. Jh.)

Der Geburtstag (gehoben: Wiegenfest) bezeichnet den Jahrestag der Geburt oder den tatsächlichen Tag der Geburt einer Person. Mit dem ersten Geburtstag ist der erste Jahrestag der Geburt gemeint.

Ein weit verbreiteter Brauch ist es, seinen Geburtstag mit Freunden und Verwandten zu feiern. Bei Kindern sind zusätzlich zu der Feier mit Verwandten Kindergeburtstage üblich. In vielen Ländern ist es außerdem verbreitet, die Person zu beschenken. Genauso gibt es auch den Brauch, dass eine Person an ihrem Geburtstag anderen etwas schenkt. Ein weiterer stark verbreiteter Geburtstagsbrauch ist, einen Kuchen oder eine Torte mit genau der dem Geburtstag entsprechenden Anzahl an Kerzen zu verzieren.

Es ist üblich, einer Person zum Geburtstag zu gratulieren oder ein Geburtstagsständchen zu singen. In vielen Teilen der Welt ist das englische Geburtstagslied Happy Birthday verbreitet. Sollte es nicht möglich sein, persönlich zu gratulieren, ist es als Geste der Aufmerksamkeit üblich, per Post, Telefonat, E-Mail oder SMS-Nachricht einen Geburtstagsgruß zu übermitteln. Während es in Deutschland angeblich Unglück bringt, vor dem Geburtstag zu gratulieren, ist in manchen Regionen Österreichs der Glückwunsch und die Feier am Vorabend üblich.

Besondere Geburtstage sind die Volljährigkeit oder runde Geburtstage (z.B. 30., 50., 75., …), zu denen es unter Umständen regional weitere, spezielle Bräuche gibt. Dazu gehören beispielsweise der Schachtelkranz bzw. Sockenkranz zum 25. Geburtstag oder das Domtreppenfegen zum 30. Geburtstag.

Die Bezeichnung Geburtstag verwendet man häufig auch fälschlicherweise für Jubiläum.

Herkunft des Brauchs der Geburtstagsfeier

Kulturhistorisch geht der moderne Brauch der Geburtstagsfeier auf die frühe Hochkultur des Alten Ägypten sowie die Kultur der Antike (Griechen und Römer) zurück. Bei den Ägyptern wurde die Geburtstagsfeier zu Ehren des Pharao abgehalten. Bei den Griechen und Römern hingegen diente die Geburtstagsfeier zur Anrufung von Schutzgeistern, um die gefeierte Person vor Schlechtem zu bewahren. Geburtstagsgeschenke stellten dabei ein Opfer an den Schutzgeist dar. Auch das Ahnengedenken spielte eine Rolle. Ursprünglich waren monatliche Feiern, meist von Gemeinschaften am selben Tag geborener Menschen, üblich. Ein Bezug zu angeblich am selben Tag geborenen Göttern war konstitutiv. Einladungen, Segenswünsche, Geschenke, Reden und Gedichte waren üblich.[1] In der römischen Kaiserzeit wurde der Geburtstag des Herrschers sowie der Mitglieder seiner Familie mit Dankfesten feierlich begangen.[2] Nicht zuletzt wegen seiner Bedeutung für die Astrologie waren der Geburtstag und an ihm vorkommende besondere Ereignisse mit zahlreichen mystisch-magischen Vorstellungen über deren Vorbedeutung für das Schicksal des Betroffenen mit entsprechendem apotropäischen Brauchtum bzw. Ritualen verbunden, die auch unter der Vorherrschaft des der Geburtstagsfeier zunächst indifferent bis ablehnend gegenüberstehenden Christentums fortbestehen und sich bis in die Gegenwartskultur hinein weiterentwickeln (symbolische Geburtstagsgaben, Geburtstagskerzen, Geburtstagskuchen usw.).[3]

Geburtstag im Christentum

Der Geburtstag hat keinen direkten Bezug zum Christentum. Die Bibel erwähnt Geburtstagsfeiern an lediglich vier Stellen, eine davon auch nur in dem zu den Spätschriften des Alten Testaments gehörenden 2. Buch der Makkabäer:

  • der Geburtstag des Pharao, an dem dieser den Mundschenk begnadigt und den Bäcker aufhängen lässt (Gen 40,20 EU),
  • die Geburtstage der Söhne des Ijob, nach denen Ijob zur Heiligung der Söhne jedes Mal Opfer bringt, für den Fall, dass diese sich während des veranstalteten Festmahls versündigt haben (Ijob 1,4-5 EU),
  • der Geburtstag des Antiochos IV. Epiphanes, bei dem die Juden mit roher Gewalt zum Opferschmaus getrieben wurden (2 Makk 6,7 EU),
  • der Geburtstag des Herodes Antipas, der zur Enthauptung des Täufers Johannes führte (Mt 14,6 EU sowie Mk 6,21 EU).

Im christlichen Raum kamen Geburtstagsfeiern daher erst allmählich seit dem 4./5. Jahrhundert auf (zunächst für den Kaiser sowie für Personen des christlichen Kultus wie Maria und Johannes den Täufer). Wichtiger für die kultische Praxis war aufgrund der Tradition der Verehrung von todesbereiten Glaubenszeugen, der sogenannten Märtyrer, der Todestag, der – als Eintritt in das wahre, ewige Leben interpretiert – oft als Geburtstag (dies natalis) bezeichnet wurde. Bis ins 19. Jahrhundert bleiben private Geburtagsfeiern vereinzelt und begegnen allenfalls in höheren Gesellschaftsschichten. Die Feier des Geburtstags verbreitete sich zunächst eher in protestantischen Gebieten, während im katholischen Raum bevorzugt der Namenstag gefeiert wurde. Erst in jüngerer Zeit hat sich auch unter Katholiken die Feier des Geburtstages durchgesetzt.

Das Weihnachtsfest kann als Geburtstagsfest gesehen werden: Nach der Tradition vieler christlichen Kirchen wird am 25. Dezember bzw. am 6. Januar die Geburt Jesu von Nazaret gefeiert. Außerdem wird in verschiedenen christlichen Kirchen an Pfingsten traditionell der „Geburtstag der Kirche“ gefeiert.[4]

Die christliche Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas lehnt das Feiern von Geburtstagen in jeglicher Form ab, da sie Jesus, seine Apostel und seine direkten Nachfolger als ihre Vorbilder sehen. Die Christen lehnten bis ins vierte Jahrhundert die Feier des Geburtstages als heidnischen Brauch ab, somit werden Geburtstagsfeiern aufgrund des angeblichen Bezugs dieser Feier zum Satanismus abgelehnt, aber auch andere biblische Begründungen und Erklärungen werden angeführt[5]. Auch Weihnachten als Geburtstag Jesu wird von den Zeugen Jehovas nicht gefeiert.

Geburtstag im Islam

In manchen konservativen Strömungen des Islam gilt das Feiern von Geburtstagen als christlicher oder jüdischer Brauch, der für Muslime verboten sei.[6] Lediglich das Feiern des Geburtstags des Religionsgründers Mohammed ist weit verbreitet, indem seine Geburtsgeschichte erzählt wird, Essen verteilt wird und Kinder beschenkt werden (siehe Maulid an-Nabī). Aber das wird von einigen Muslimen als unislamisch und daher verboten angesehen, da der Prophet selber seinen Geburtstag nicht gefeiert habe und die Muslime sich nach seinem Vorbild (der sogenannten Sunnah) richten müssten. Jedoch soll der Prophet Muhammad gesagt haben, dass es erlaubt sei, etwas Neues in den Islam einzuführen, wenn es einen Nutzen hat (überliefert von Imâm Muslim, im Sahih Muslim;[7]). Der Großteil der muslimischen Gemeinde sieht den Nutzen darin, dass die Muslime an die Geburtsgeschichte des Propheten erinnert werden und ihren Glauben dementsprechend stärken.

In anderen Strömungen des Islam wird diese Einstellung nicht geteilt. So wird im schiitischen Iran der Geburtstag der Tochter Mohammeds, Fatima bint Muhammad, als Muttertag zelebriert.

Geburtstage von Monarchen und Diktatoren

Salutschüsse zum Queen’s Birthday in Jersey am 13. Juni 2008

Viele Länder haben den Geburtstag ihres Monarchen zum allgemeinen Feiertag erklärt. Wenn der Geburtstag in eine Jahreszeit fällt, in der die Regenwahrscheinlichkeit hoch und die Temperaturen niedrig sind, wird der Feiertag oft in eine angenehmere Zeit des Jahres gelegt. Bis zum Abdanken von Königin Beatrix der Niederlande beging man beispielsweise den Koninginnedag, ihren offiziellen Geburtstag, am 30. April, obwohl sie am 31. Januar geboren wurde. Ihr Sohn und Nachfolger Willem-Alexander ist am 27. April geboren, so dass der Koningsdag nun um drei Tage vorverlegt wird und somit der wahre Geburtstag und das Datum des amtlichen Feiertags wieder übereinstimmen werden. Im Commonwealth of Nations wird der Geburtstag des Monarchen in jedem Mitgliedsstaat unterschiedlich begangen, je nach Klima und der Lage anderer Feiertage im Kalender. Die Militärparade Trooping the Colour zu Ehren des königlichen Geburtstages wird seit jeher im Juni (i. d. R. am zweiten Samstag im Juni) abgehalten. Auch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts verzichteten selten auf die öffentliche Feier des Geburtstages des jeweils herrschenden Machthabers als identitätsstiftendes Ritual. So wurde in Deutschland unter dem NS-Regime der Geburtstag Adolf Hitlers als Führers Geburtstag begangen, in Nordkorea wird der Geburtstag des Diktators Kim Jong-un regelmäßig mit großem Aufwand zelebriert,[8] und bis heute spielt der Geburtstag Mao Tsedongs[9] in China sowie von kommunistischen Gruppen in aller Welt eine bedeutende Rolle.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Geburtstag – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Birthday – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Geburtstag – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Vgl. Claudia Englhofer: Geburtstag. In: Der Neue Pauly. Band 4, Stuttgart 1998, Sp. 843–845 (auch: Brill Online, 2015 DER NEUE PAULY (DNP) - Brill Reference; Alfred Stuiber: Geburtstag. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 9, 1976, Sp. 217–243; Christian Petersen: Ursprung, Art und Bedeutung der Geburtstagsfeier bei den alten Völkern. In: G. Westermann (Hrsg.): Westermann's illustrierte deutsche Monatshefte. 9. Band, G. Westermann, Oktober 1860 - März 1861, S. 327 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche) Vgl. auch den Bericht über den gleichnamigen Vortrag Petersens in Hamburg zu Johann Joachim Winckelmanns Geburtstag in Archäologischer Anzeiger zur Archäologischen Zeitung, Jahrgang XIII Nr. 84 Dezember 1855, Spalte 108–109. archive.org
  2. Vgl. Kurt Latte: Römische Religionsgeschichte. (= Handbuch der Altertumswissenschaft. 5, 4). München 1960, S. 313f.
  3. Vgl. Stuiber: Geburtstag. Kummer: Geburtstag.
  4. Klaus Beitl: Geburtstag. In: Lexikon für Theologie und Kirche. Herder, Freiburg im Breisgau 2009, Band 4, Sp. 335.
  5. Unterredungen anhand der Schriften - Geburtstag. Abgerufen am 17. April 2014.
  6. Fatwa über die Frage, ob Geburtstagsfeiern im Islam erlaubt sind. In: islaminstitut.de. Abgerufen am 19. Januar 2015.
  7. islamlehrer.de
  8. online vom 16. Februar 2015
  9. Vgl. Rückbesinnung auf Maos Ideale, Werte und Normen. In: Die Welt. 17. Oktober 2013.

Literatur