Großburschla

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Großburschla
Stadt Treffurt
Koordinaten: 51° 8′ N, 10° 10′ OKoordinaten: 51° 8′ 11″ N, 10° 10′ 30″ O
Höhe: 181 (170–200) m
Fläche: 12,41 km²
Einwohner: 1316 (1992)
Bevölkerungsdichte: 106 Einwohner/km²
Eingemeindung: 8. März 1994
Postleitzahl: 99830
Vorwahl: 036923
Karte
Großburschla
Blick in die Ortslage Großburschla
Blick in die Ortslage Großburschla

Großburschla ist seit 1994 ein Stadtteil der Stadt Treffurt im Wartburgkreis in Thüringen.[1]

Geographie

Großburschla liegt im Tal der Werra, im äußersten Nordwesten des Wartburgkreises in Thüringen. Die Ortschaft ist territorial zu etwa 90 % von hessischem Gebiet umschlossen, die Gesamtfläche der Gemarkung beträgt 12,41 km².

Großburschla im Werratal - Hessen/Thüringen

Berge

Höchste Erhebungen sind der Heldrastein mit der Kanzel (503,8 m ü. NN) und der Dreiherrenstein (488,5 m ü. NN).[2]

Gewässer

Großburschla liegt am Ufer der Werra, in der Ortslage mündet in diese als linker Zufluss der Holunderbach, er nimmt auf seinem Weg durch die Gemarkung den Rambach, den Weißenborner Bach sowie mehrere namenlose Quellbäche auf.

Geologie

Großburschla befindet sich in der breiten Flussaue der Werra mit mächtigen Kieslagerstätten. Durch den Fluss werden die Schichten des Buntsandsteins (Aufschluss unterhalb der Pfalzburg) angeschnitten. Verwitterter Buntsandstein bildete über mehrere Jahrhunderte die Grundlage für den gewerbsmäßigen Abbau von Stubenstreusand im Flurort Auf der See an der Rambacher Grenze; dabei entstanden  – ähnlich wie in Walldorf (Werra) – höhlenartige Abbaustollen.[3]

Die Steilhänge des Heldrasteines und die benachbarten Mainzer Köpfe sind eindrucksvolle Beispiele des Muschelkalk.[4]

Nachbarorte

An Großburschla grenzen die Gemarkungen der hessischen Orte Weißenborn mit dem Ortsteil Rambach, die Wanfrieder Stadtteile Völkershausen, Altenburschla und Heldra (mit dem ehemaligen Bahnhof Großburschla), der Treffurter Stadtteil Schnellmannshausen sowie die thüringische Gemeinde Ifta.

Geschichte

Ersterwähnung

Heldrastein und das Werratal zwischen Treffurt und Großburschla
In der Ortslage

Erstmals wurde Großburschla im Jahr 860 in einer Schenkungsurkunde eines Grafen Erpho an das Würzburger Stift erwähnt, es trug den Namen brustlohum. Die nächstfolgende Beurkundung im Jahr 876 bestätigt die Übertragung des Zehnten an das Kloster Fulda durch König Ludwig der Deutsche.

Mittelalter

Der Ort gehörte seit dem Mittelalter zum Herrschaftsgebiet der Herren von Treffurt. Alte Verbindungswege führten unterhalb der Pfalzburg über den Sandberg nach Treffurt und Schnellmannshausen, eine Werrafurt führte am Kloster vorbei zu den Nachbarorten Heldra und Altenburschla und wiederum nach Treffurt. Mit der Entmachtung der Ritter wurde auch der Ort Großburschla ein Teil der Ganerbschaft Treffurt. Das Dorf wurde in drei gleiche Teile geteilt und erhielt für jeden Ortsteil einen Bürgermeister.

Am 13. Februar 1525 versammelten sich im Raum Treffurt 1000 aufständische Bauern. Sie plünderten und verwüsteten auch das Stiftsgut in Großburschla. Wenige Jahre später wurde die Reformation im hessischen und sächsischen Ortsteil eingeführt, der Mainzer Teil blieb katholisch, dies war möglich da es im Ort neben der Stiftskirche auch noch die Kirche St. Nikolai gab.

Bereits im 18. Jahrhundert wurde eine hölzerne Brücke errichtet. Ein wichtiger Transportweg war auch die Werra selbst, in der Großburschlaer Töpfergasse produzierten zahlreiche Werkstätten die bereits im 17. Jahrhundert begehrte Werrakeramik.

19. Jahrhundert

Großburschla war Dank seiner klimatisch geschützten Lage im Werratal ein relativ wohlhabender, landwirtschaftlich geprägter Ort. Mit großem Erfolg wurde neben Gemüse und Zierpflanzen auch der Tabakanbau betrieben. Der Ort versorgte bis in die 1960er Jahre zahlreiche Tabakfabriken im Umland. Bedeutend wurde auch der Anbau von Kirschen. Sogenannte Tattern – eine Gruppe in Großburschla sesshaft gewordener Zigeuner – betrieben einen florierenden Handel mit Scheuersand.[3]

20. Jahrhundert

An der Werrabrücke

1902 erhielt Großburschla einen Bahnhof an der Bahnstrecke Schwebda–Wartha, welche den Ort mit Eisenach, Mihla, Creuzburg, Treffurt, Wanfried und Eschwege verband. Die hierdurch begünstigte wirtschaftliche Entwicklung führte im Ort zum Bau einer Ziegelei und einer Stuhlfabrik. Bereits in den 1920er Jahren wurde Großburschla mit dem nahe gelegenen Heldrastein ein beliebter Ausflugsort.

Während der deutschen Teilung nach 1945 ragte aufgrund einer kurios anmutenden Grenzziehung das thüringische Großburschla wie ein topografischer Finger etwa 7 km nach Hessen hinein (ähnlich, wie sein hessischer Nachbarort Heldra nach Thüringen) und lag damit komplett im Grenzgebiet der DDR, welches nur von Anwohnern und Menschen mit besonderer Genehmigung betreten werden durfte. Alle Verkehrswege nach Hessen wurden unterbrochen, nachdem 1952 als einzige Verbindung durch den "Flaschenhals" (engste Stelle 900 m, dort aber nur wenige Meter parallel zur Grenze) eine Straße von Schnellmannshausen über den Heldrastein gebaut wurde. Da der Bahnhof Großburschla in der Gemarkung Heldra und damit knapp, aber komplett auf hessischem Gebiet lag, wurde mit Errichtung der innerdeutschen Grenze auch der Zugang zum Eisenbahnnetz vollständig unterbrochen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Kirche St. Bonifatius

Kirche St. Bonifatius
Der Heldrastein

Aus dem Jahr 980 datiert die unter Abt Werinhar von Fulda vorgenommene klösterliche Stiftung in Großburschla. Der erste Bau der hochromanischen Kirchenanlage wurde bei einem Brand 1008 zerstört und in die Zeit um 1130 bis 1150 erneuert. Erste Umbauten erfolgten im 14. Jahrhundert und nach dem Dreißigjährigen Krieg. Eine in den Jahren 1965–1968 durchgeführte bauarchäologische Untersuchung und Restaurierung der Kirche brachte viele Details der ursprünglich romanischen Baufassung zum Vorschein, die Pfeiler und Säulen mit sparsam ornamentierten Kapitellen, die Doppelarkaden im Chorraum und die originale Balkendecke wurden gesichert und zum Teil ergänzt. Die von den Restauratoren gewählte Farbfassung orientiert sich an der ursprünglichen schwarz-roten Ornamentierung und farbigen Ausgestaltung der Säulen, Pfeiler und Arkaden. Das Bauwerk zählt zu den beeindruckendsten und besterhaltenen romanischen Kirchenbauten im Wartburgkreis.[5]

Der Heldrastein

Oberhalb von Großburschla befindet sich der Heldrastein mit dem Dreiherrenstein, der Hüneburg, den Resten der Henningshöhle, einem Naturlehrpfad und dem Turm der Einheit.

Grünes Band und Werratalradweg

Großburschla liegt am Werratal-Radweg im Abschnitt Treffurt – Wanfried. Auf dem ehemaligen Grenzstreifen wurden im Rahmen des Projekts Grünes Band Deutschland Wanderwege und Aussichtspunkte geschaffen. Bei Heldra ermöglicht eine ausgediente Flusssperranlage als Stahlgitterbrücke die Überquerung der Werra.

Verkehr

Der Bahnhof Großburschla

Straßenverkehr

Großburschla ist über die Landesstraßen L 2110 (über Heldra/Bahnhof Großburschla) und L 2109 (über Schnellmannshausen) an die B 250 angebunden. Über die L 1019 und die hessischen Nachbarorte Weißenborn und Röhrda ist die B 7 erreichbar. Die nächste Autobahnanschlussstelle ist die Anschlussstelle Eisenach-West der A 4.[6]

Schienenverkehr

Der Betrieb der Werratalbahn auf der Strecke Schwebda – Großburschla – Treffurt – Wartha wurde mit der deutschen Teilung unterbrochen und abschnittsweise von 1945–1994 eingestellt. Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich heute in Eschwege, Mühlhausen/Thüringen und Eisenach.

Öffentlicher Personennahverkehr

Großburschla wird durch die folgenden Buslinien der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH[7] und der Nahverkehr Werra-Meißner GmbH[8] bedient:

Linie Fahrstrecke
L-75 EisenachCreuzburgSchnellmannshausenTreffurt–Großburschla–Falken
L-76 EisenachCreuzburgIftaSchnellmannshausenTreffurt–Großburschla–Wanfried
L-78 EisenachCreuzburgIftaSchnellmannshausenTreffurt– Großburschla–WanfriedEschwege

Persönlichkeiten

  • Walter Eichenberg (* 1922 in Großburschla), deutscher Komponist, Trompeter, Dirigent und Arrangeur

Panorama

Blick vom Heldrastein in das Werratal, links Großburschla, rechts davon die Häusergruppe des zu Heldra gehörenden Bahnhofs Großburschla, in der Mitte Heldra, ganz rechts Treffurt

Literatur

  • Interessengemeinschaft Heldrastein (Herausgeber): Der Heldrastein, Ringgau-Datterode 1997 ISBN 3-930342-06-5, ca. 300 S.

Einzelnachweise

  1. Thüringer Verordnung über die Auflösung der Gemeinde Großburschla und ihre Eingliederung in die Stadt Treffurt vom 16. Februar 1994 (GVBl S. 247)
  2. Thüringer Landesvermessungsamt TK25 - Blatt 4827 - Treffurt
  3. a b Kurt Mötzing Die Sandsteinhöhlen unter dem Heldrastein In: Das Werraland, Heft 2, Eschwege, 1968, S. 62-64
  4. Geyer, Jahne, Storch Geologische Sehenswürdigkeiten des Wartburgkreises und der kreisfreien Stadt Eisenach In: Naturschutz im Wartburgkreis, Heft 8, Bad Salzungen 1999, S. 25f
  5. Helmut Scherf: Bau- und Kunstdenkmale in Stadt und Kreis Eisenach. In: Eisenacher Schriften zur Heimatkunde Heft 12, Eisenach, 1980, S. 54-56
  6. Straßennetzkarte Thüringen Stand April 2011 auf www.thueringen.de, aufgerufen am 17. Mai 2011
  7. Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH - Fahrplan
  8. http://nwm-esw.de/Fahrplaene%2008/0278_beide.pdf - Fahrplan der Nahverkehr Werra-Meißner GmbH, aufgerufen am 17. Mai 2011

Weblinks

Commons: Großburschla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Homepage über Großburschla (Memento vom 22. Dezember 2014 im Internet Archive)