Großzschocher

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Wappen von Leipzig
Wappen von Leipzig
Großzschocher
Stadtteil von Leipzig
Koordinaten 51° 18′ 2″ N, 12° 19′ 34″ OKoordinaten: 51° 18′ 2″ N, 12° 19′ 34″ O.
Fläche 15,5 km²
Einwohner 8987 (31. Dez. 2014)
Bevölkerungsdichte 580 Einwohner/km²
Eingemeindung  1922
Postleitzahl 04249
Vorwahl 0341
Stadtbezirk Südwest
Verkehrsanbindung
Straßenbahn 3
Bus 61, 65
Quelle: statistik.leipzig.de
Die Apostelkirche

Großzschocher ist ein Stadtteil im Südwesten von Leipzig. Nach der Eingemeindung von Windorf 1897 entstand die Gemeinde Großzschocher-Windorf, die 1921 Leipzig einverleibt wurde. Großzschocher liegt an der Weißen Elster. Der administrative Ortsteil Großzschocher, der auch die Stadtteile Lauer, Mark Flickert, Windorf und Teile von Knauthain umfasst, gehört zum Stadtbezirk Südwest.

Geschichte

Um 1450 hatte Großzschocher eine große Bedeutung im Leipziger Umkreis inne und leistete sich deshalb einige Ausgaben. Der Ort gehörte bis 1856 zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Leipzig.[1] Im Jahre 1571 wurde ein Großteil des Dorfes nach einem Blitzeinschlag zerstört.

In Großzschocher wurden 1582 Hexenverfolgungen durchgeführt: Vier Personen gerieten in Hexenprozesse und wurden hingerichtet.[2]

Das ehemalige Schloss Großzschocher um 1910

Das Schloss Großzschocher stammte aus dem 14. Jahrhundert. Ende des 16. Jahrhunderts wurde der rechteckige dreigeschossige Bau mit Satteldächern, Zwerchhäusern und hohen Giebeln errichtet. 1720 erfolgte ein Umbau mit Barockisierung, um 1850 eine Restaurierung. Das Schloss wurde bei dem schwersten Luftangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 durch Bomben getroffen und brannte aus, die Reste hat man in den 1960er Jahren abgetragen. Das Rittergut ist zum Teil noch erhalten, in schlechtem Zustand.

Neubauviertel Leipzig-Großzschocher 1967

Die letzten Besitzer von Schloss und Rittergut vor der Enteignung 1945 waren die Grafen von Wedel. Eine Tochter aus der Familie war Elisabeth Gräfin Werthern-Beichlingen, geb. von Wedel (1916–2009). Sie verlor ihren Mann im Frankreich-Feldzug 1940, flüchtete 1945 aus Großneuhausen vor der Roten Armee mit ihrer kleinen Tochter Luisa und Treck nach Westfalen und war von 1951 bis 1985 die Geschäftsführerin der Parlamentarischen Gesellschaft in Bonn. Sie war Trägerin des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse.

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden westlich der Dieskaustraße Plattenbauten errichtet.

Sehenswürdigkeiten

  • Im Zentrum des Stadtteils steht die Apostelkirche, ursprünglich eine romanische Chorturmkirche aus dem Jahre 1217, die u. a. einen neobarocken Umbau der Westfassade inkl. der beiden Apostel Petrus und Paulus erhielt, weshalb die Kirche 1926 den Namen „Apostelkirche“ bekam.
  • Das Körnerhaus, das ehemalige Gutsgärtnerhaus, erinnert an den Dichter und Freiheitskämpfer Theodor Körner, der nach seiner Verwundung am 17. Juni 1813 in Kitzen eine Nacht in dem Haus gepflegt wurde.
  • Ca. 2 km südlich vom Körnerhaus befindet sich in der Elsteraue der Körnerstein.

Umland

In der Umgebung finden sich die Elsteraue als Teil des Leipziger Auwalds und einige künstlich angelegte Seen, welche aus den ehemaligen Braunkohlegruben entstanden sind. Als größtes Gewässer dieser Art ist der Cospudener See zu nennen.

Großzschocher wird von zahlreichen Kleingärten umgeben.

Bildung

Ruth-Pfau-Schule

In Großzschocher befinden sich eine Mittelschule (56. Mittelschule), eine Grundschule (120. Grundschule), die Ruth-Pfau-Schule, ein Berufliches Schulzentrum für Gesundheits- und Sozialwesen, und die Staatliche Studienakademie Leipzig. Dem Schulzentrum wurde 2010 der Name "Ruth Pfau" verliehen, 2011 besuchte die in Leipzig geborene Lepraärztin die nach ihr benannte Schule.

Verkehr

Der Stadtteil war mit dem 1873 an der Bahnstrecke Leipzig–Probstzella eröffneten Bahnhof Leipzig-Großzschocher bis Mitte 2011 umsteigefrei an den öffentlichen Nahverkehr von/nach Leipzig Hauptbahnhof oder bis nach ZeitzGeraSaalfeld (Saale) angebunden. Seitdem wird dieser Bahnhof nicht mehr bedient. Der zweite, 1879 eröffnete Bahnhof an der Bahnstrecke Leipzig-Plagwitz–Markkleeberg-Gaschwitz diente zuletzt als Haltepunkt Leipzig-Kleinzschocher für die damalige S-Bahn Leipzig, wurde aber bereits 2002 stillgelegt.

Weiterhin bestehen Verbindungen mit der Straßenbahnlinie 3 sowie den Buslinien 61, 65 und N1 der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB).

Personen

Literatur

  • Großzschocher-Windorf. Aus der Geschichte eines Leipziger Ortsteils, Hrsg. Pro Leipzig e.V., 2009, ISBN 978-3-936508-37-6
  • Cornelius Gurlitt: Grosszschocher. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 16. Heft: Amtshauptmannschaft Leipzig (Leipzig Land). C. C. Meinhold, Dresden 1894, S. 39.
  • Groß Zschocher. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 3. Band. Schumann, Zwickau 1816, S. 554 f.

Weblinks

Commons: Großzschocher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 60 f.
  2. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, Köln, Weimar, Wien 2003, S. 531-538