Hetzerath (Erkelenz)

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Hetzerath
Stadt Erkelenz
Koordinaten: 51° 3′ N, 6° 16′ OKoordinaten: 51° 3′ 29″ N, 6° 16′ 21″ O
Höhe: 90 m
Einwohner: 1510 (31. Mrz. 2015)
Postleitzahl: 41812
Vorwahl: 02433
Hetzerath (Nordrhein-Westfalen)
Hetzerath (Nordrhein-Westfalen)

Lage von Hetzerath in Nordrhein-Westfalen

Hetzerath ist ein Dorf im Stadtgebiet von Erkelenz (Kreis Heinsberg) in Nordrhein-Westfalen.

Ortskern mit Pfarrkirche

Geografie

Das Dorf liegt in der Erkelenzer Börde, westlich befindet sich das Baaler Riedelland, der Übergang zur Rurniederung. Vereinzelt liegen um den Ort kleine Waldparzellen.

Lage

Nördlich der Ortschaft liegt das ehemalige Kreuzherrenkloster Haus Hohenbusch, die Autobahn 46 und Matzerath, im Nordosten Erkelenz, im Osten Granterath.

Die folgenden Orte gehören zur Stadt Hückelhoven. Im Süden befinden sich der isoliert liegende Marienhof und Baal, im Südwesten Doverhahn und Doveren, im Westen Hückelhoven und der Einzelhof Kühlerhof.

Siedlungsform

Hetzerath war um 1820 ein Straßendorf.

Die so genannte Siedlung wurde in der Zeit von 1938 bis 1940 zum Zwecke der Ansiedlung von Bergbauarbeiterfamilien erbaut.

Geschichte

1454 wurde der Ort als Hetzelroide, 1554 als Hetzenraidt erwähnt. Das Dorf wurde vermutlich in der hochmittelalterlichen Rodungsphase von einem Hetzo, Hezzo oder Hetzel gegründet.

Im 18. Jahrhundert gehörte das Dorf zum Amt Wassenberg im Herzogtum Jülich. Seit dem 19. Jahrhundert bildete Hetzerath eine Gemeinde, die zur Bürgermeisterei Doveren im Kreis Erkelenz gehörte.[1] Im Jahre 1935 wurde Hetzerath nach Granterath eingemeindet.[2] Als Teil von Granterath wurde die Ortschaft am 1. Januar 1972 in die Stadt Erkelenz eingegliedert.[3]

Kirchengeschichte

Bis 1913 besuchten die katholischen Einwohner die Kirche in Doveren. 1913 wurde in Hetzerath eine Kapelle zum Abhalten von Gottesdiensten eingeweiht. 1923 erhielt der Ort einen eigenen Seelsorger, 1927 ein Pfarrhaus. 1931 wurde Hetzerath eigenständige Rektoratsgemeinde. 1970 wurde der Ort von der Pfarre Doveren abgetrennt und die eigene Pfarrgemeinde St. Joseph eingerichtet.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges, im Februar 1945, wurde die Kirche schwer beschädigt.

1952/53 wurde der Kirchenbau erweitert. Die Südwand wurde in vier spitzen Bogen geöffnet und in Breite des alten Langschiffs ein neues Langschiff gebaut, so dass die alte Kirche jetzt eine Art Narthex der neuen bildet.

1957 wurde ein Putzmosaik an der Chorwand über den Altar angebracht, das Kunstwerk stammt von dem Glasmaler Hubert Spierling aus Krefeld.

Die Kirche erhielt in den Jahren 1994/95 sechs neue Kirchenfenster, die von dem Hetzerather Kunstmaler Wolfgang Fröde entworfen und gestaltet wurden.

Am 1. Januar 2010 wurde die Kirchengemeinde mit zehn anderen Kirchengemeinden zur Pfarrgemeinde St. Maria und Elisabeth Erkelenz zusammengeschlossen.

Spiess-Hof

Ursprünglich wurde die Hofstelle Hetzerather Hof genannt. Sie befand sich im Besitz des benachbarten Klosters Hohenbusch.

Von 1802 bis 1812, als Hetzerath zu Frankreich gehörte und der Klosterbesitz säkularisiert wurde, war der französische Marschall Louis-Alexandre Berthier Eigentümer. Er hatte den Bauernhof von Napoleon als Ehrengeschenk erhalten.

Der Hof war von 1845 bis 1959 im Besitz der Familie Spiess. Diese stammte von dem ehemaligen französischen Offizier und späteren Verwalter der französischen Domänen Johann Josef Spiess ab, der sich um 1800 in Erkelenz niedergelassen hatte und in der Stadt das bekannte Haus Spiess erbaute.

In dem Wohnhaus vom Spiess-Hof wurden am 1. April 1941 die Juden des Landkreises Erkelenz eingewiesen. Sie mussten in diesem Zwangsghetto und Judenhaus bis zum 31. März 1942 verbleiben. Dann folgte deren Deportation zunächst in das Ghetto Izbica bei Lublin. Zur Erinnerung wurde 1990 gegenüber der Kirche, wo sich das Gefallenen-Ehrenmal befindet, eine Stele errichtet. Im Rahmen der Erkelenzer "Route gegen das Vergessen" erinnert seit 2010 eine Station mit Bronzetafel unmittelbar am Spiess-Hof an dieses Zwangsghetto.

Das Dorf im Jahre 1945

Amerikanische Soldaten des 334. Regiments der 84. Infanterie-Division der 9. US Armee nahmen am 25. Februar 1945 das Dorf im Zuge der Operation Grenade nach der Überquerung der Rur ein. Die wenigen noch verbliebenen Einwohner von Hetzerath wurden nun in die umliegenden Orte, vor allem nach Granterath evakuiert. In das leere Dorf wurden befreite sowjetische Zwangsarbeiter eingewiesen. Die meisten von ihnen waren seit Herbst 1944 zu Schanzarbeiten am Westwall in den Kreis Erkelenz verschleppt worden. Bis zu 7000 Personen, Männer, Frauen und Kinder lebten in dem kleinen Dorf. Die Versorgungslage war für die zwei Bevölkerungsgruppen, einheimische Deutsche und Displaced Persons, katastrophal. Eine amerikanische Wache war im nahen Haus Hohenbusch stationiert, trotzdem geschahen Plünderungen und bewaffnete Raubüberfälle in den umliegenden Ortschaften, einige deutsche Zivilisten wurden hierbei erschossen. Anfang Mai 1945 ist das Lager aufgelöst worden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Jahreskonzert des Musikvereins St. Josef Hetzerath 1965 e.V. am zweiten Adventssamstag
  • Schützenfest der St. Josef Schützenbruderschaft am ersten Septemberwochenende (alle zwei Jahre)

Vereine

  • Spiel- und Turnverein Hertha Hetzerath, überregional bekannt durch den Handballsport
  • Musikverein St. Josef Hetzerath 1965 e.V.
  • Chorgemeinschaft Tenholt-Granterath-Hetzerath
  • St. Josef Schützenbruderschaft zu Hetzerath
  • Gemeinschaft der Vereine e.V. (GdV) Hetzerath
  • Interessengemeinschaft Hetzerath 1939 e. V.
  • TTC 1979 Hetzerath e. V. Tischtennisverein
  • Brieftaubenverein 03807 Hetzerath
  • Elterninitiative Hetzerath e. V.
  • MyVerein Hetzerath

Sehenswürdigkeiten

  • Haus Hohenbusch
  • Gedenkstele (siehe Haus Spieß)
  • Kirche St. Joseph mit ihrem Putzmosaik und Kirchenfenstern

Infrastruktur

  • Städtischer Kindergarten
  • Gemeinschaftsgrundschule
  • Pfarrheim
  • Mehrzweckhalle
  • Sportplatz
  • Schützenhalle
  • Freiwillige Feuerwehr Erkelenz, Löschgruppe Hetzerath

Im Zuge des Glasfaserausbaus im Kreis Heinsberg wurde der Ort an ein Glasfasernetz angeschlossen.[4]

Einzelnachweise

  1. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland (PDF; 1,3 MB), Berlin: Verlag des Königlichen statistischen Bureaus, 1888, Seite 198
  2. Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Abgerufen am 2. Dezember 2014.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 307.
  4. [1]

Literatur

  • Mathias Siemes: Wer war Marschall Luis Alexander Berthier, Besitzer des Hetzerather Hofes (Spiess-Hof) von 1802 bis 1812? In: Höfe – Kirchen – Zeitgeschehen. Erkelenz 1985 (Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e. V. Nr. 6)

Weblinks